[0001] Neuropathische Schmerzen sind eine schwierig zu behandelnde Form von chronischen
Schmerzen, die durch Verletzungen oder Erkrankungen des peripheren und/oder zentralen
Nervensystems hervorgerufen werden und die nur schlecht auf traditionelle Analgetika
ansprechen.
[0002] Auf Grund der Ähnlichkeiten in der Pathophysiologie von Epilepsie und neuropathischem
Schmerz werden in jüngster Zeit zunehmend antikonvulsive Wirkstoffe zur Behandlung
von neuropathischem Schmerz herangezogen. Ein Beispiel hierfür ist Gabapentin, dass
als Antiepileptikum bereits längere Zeit zugelassen ist, in jüngster Zeit aber auch
zunehmend Bedeutung in der Behandlung von neuropathischem Schmerz bekommt (Tremont-Lukats,
Drugs 60, 2000, 1029; Block, Nervenarzt 72, 2001, 69).
[0003] Obwohl der Wirkmechanismus von Gabapentin noch nicht völlig aufgeklärt ist, hat Gabapentin
durch seine Beeinflussung der glutaminergen/GABAergen Übertragung und der Beeinflussung
von Calciumkanälen ein breites Wirkspektrum, das von der Behandlung der Epilepsie
über neuropathische und andere Schmerzzustände, wie z.B. Migräneschmerz (Block, Nervenarzt
72, 2001, 69) oder Muskel- und Skelettschmerz (EP 1 047 414), bis hin zur Behandlung
von Depressionen (EP 552 240), neurodegenerativen Erkrankungen (EP 446 570), Angst-
und Panikzuständen (EP 804182) oder Manien (EP 825 857) reicht.
[0004] Ein Nachteil von Gabapentin ist die Bildung von toxischem Gabapentin-Lactam (2-Azaspiro[4.5]decan-3-on)
bei Lagerung, und die damit verbundene Schwierigkeit, stabile Gabapentin-Formulierungen
herzustellen.
[0005] In der WO 99/25683 werden eine große Zahl von in Position 4 substituierten Pyrrolidinon-Verbindungen,
die auch Azaspiroverbindungen wie Gabapentin-Lactam umfassen, zur Behandlung von Erkrankungen
vorgeschlagen, die mit erhöhten Glutamatspiegeln einhergehen, wie z.B. Epilepsie,
Alzheimer, ALS oder Parkinson. In einem in-vitro Modell wird die Wirksamkeit des Gabapentin-Lactams
in Ischämien und die Reduktion des Glutamat-Spiegels gezeigt. Ferner wird die neuroprotektive
Wirkung von Gabapentin-Lactam in einem Ratten-Modell demonstriert. Auf Grund der Toxizität
von Gabapentin-Lactam ist dies jedoch nicht zur Therapie am Menschen geeignet. Zudem
gibt es in der WO 99/25683 keinen Hinweis darauf, dass die beanspruchten Pyrrolidone
zur Behandlung von neuropathischem Schmerz geeignet sind.
[0006] In der DE 25 57 220 werden N-substituierte Gabapentin-Lactam-Derivate zur Behandlung
von Epilepsie und zerebralen Störungen beschrieben. Die Verwendung bei Schmerzen wird
nicht gelehrt.
[0007] Azaspiroverbindungen mit Aryl-Substituenten zur Behandlung von Schmerzen werden beschrieben
in EP 337 547, EP 687 268, EP 880 528, EP 894 497, EP 906 315, EP 912 579, EP 929
554, EP 977 758 und EP 989 987. Es findet sich in diesen Dokumenten kein Hinweis darauf,
dass auch Desaryl-Azaspiroverbindungen analgetisches Potential haben.
[0008] EP A 116 347 schlägt Amino-substituierte 1-Azaspiro[4.5.]decane und -undecane zur
Behandlung von Schmerzen vor. 2-Azaspiroverbindurigen oder 1,3-Diazaspiroverbindungen
werden nicht offenbart.
[0009] OLDFIELD, J.MED. CHEM., 8, 1965, 239 beschreibt cycloalkanspiro-5'-hydantoine zur
Behandlung von Schmuz.
[0010] In der klinischen Praxis haben sich nur wenige Wirkstoffe bei der Behandlung von
chronischen oder neuropathischen Schmerzen als wirksam und geeignet erwiesen, so dass
in dieser Indikation weiterhin ein grosser Bedarf an innovativen Arzneimitteln besteht
[0011] Ziel der vorliegenden Erfindung war es daher, alternative Arzneimittel zur Behandlung
von Schmerz, insbesondere von chronischem, chronisch-entzündlichem und/oder neuropathischem
Schmerz, zur Verfügung zu stellen.
[0012] Dabei wurde überraschenderweise gefunden, dass von Gabapentin-Lactam abgeleitete
Azaspiroverbindungen wie beansprucht eine stärkere analgetische Potenz als Gabapentin
und Gabapentin-Lactam aufweisen und zugleich eine geringere Toxizität als Gabapentin-Lactam
zeigen.
[0013] Die erfindungsgemäßen Azaspiroverbindungen, die zur therapeutischen Verwendung geeignet
sind, lauten wie folgt
1-Oxa-3-Aza-Spiro(4,5)decan-2-on,
1-Oxa-3-Aza-Spiro(4,5)decan-2-thion,
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2-on
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2-thion
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2,4-di-thion
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2,4-dion
[0014] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher eine pharmazeutische Zusammensetzung
zur oralen Verabreichung umfassend 1,3-Diazaspiro[4,5]decan-2,4-dithion oder dessen
Pharmazeutisch annehmbare Salze sowie mindestens einen pharmazeutisch annehmbaren
Hilfsstoff, sowie die
[0015] Verwendung von 1,3-Diazaspiro[4,5]decan-2,4-dithion oder eines möglichen Tautomers
und/oder pharmazeutisch annehmbaren Salzes zur Herstellung eines Arzneimittels zur
Behandlung von Schmerzen, sowie die
Verwendung einer Substanz, ausgewählt aus
1-Oxa-3-Aza-Spiro(4,5)decan-2-on,
1-Oxa-3-Aza-Spiro(4,5)decan-2-thion,
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2-on
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2-thion
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2,4-di-thion
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2,4-dion
sowie von deren pharmazeutisch akzeptablen Salzen zur Herstellung eines Arzneimittels
zur Behandlung von chronischem und/oder neuropathischem Schmerz.
[0016] Die Azaspiroverbindungen können als freie Base oder als pharmazeutisch annehmbare
Salze vorliegen und sind in beiden Formen Gegenstand der Erfindung.
[0017] Weiterhin können die Azaspiroverbindungen in Abhängigkeit von Substituenten in verschiedenen
tautomeren Formen vorliegen, die gegebenenfalls durch Salzbildung stabilisiert werden
können. Auch diese Tautomeren und ihre Salze sind Gegenstand der Erfindung.
[0018] Als pharmazeutisch annehmbare Salze kommen alle bioverträglichen Salze in Frage,
die die pharmakologischen Eigenschaften der Wirkstoffe weitgehend erhalten und keine
unerwünschten toxischen Effekte auslösen. Beispiele hierfür sind insbesondere Additionssalze
anorganischer oder organischer Säuren, wie z.B. Hydrogenchlorid, Hydrogenbromid, Essigsäure,
Zitronensäure, Weinsäure, Oxalsäure, Fumarsäure, Äpfelsäure, Bernsteinsäure oder Methansulfonsäure.
[0019] Ferner ist dem Fachmann klar, dass in Abhängigkeit von den Substituenten Azaspiroverbindungen
in optisch inaktiver oder aktiver Form existieren können. Daher werden reine Enantiomere
ebenso wie Razemate oder optisch inaktive Verbindungen explizit zum Gegenstand der
Erfindung gemacht.
[0020] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind pharmazeutische Zusammensetzungen, die
eine Azaspiroverbindung der Formeln wie oben beschrieben, sowie mindestens einen pharmazeutisch
annehmbaren Hilfsstoff umfassen.
[0021] Dem Fachmann ist klar, dass die pharmazeutische Formulierung in Abhängigkeit vom
beabsichtigten Applikationsweg unterschiedlich ausgestaltet sein kann. So kann die
pharmazeutische Formulierung beispielsweise zur oralen, Verabreichung angepasst sein.
[0022] Entsprechende Formulierungen und hierfür geeignete pharmazeutische Träger bzw. Hilfsstoffe
wie Füllstoffe, Sprengmittel, Bindemittel, Gleitmittel, Stabilisatoren, Aromastoffe,
Antioxidanzien, Konservierungsmittel. Dispersions- oder Lösungsmittel, Puffer oder
Elektrolyte, sind dem Fachmann auf dem Gebiet der Pharmazeutik bekannt und sind beispielsweise
in Standardwerken wie Sucker, Fuchs und Speiser ("Pharmazeutische Technologie", Georg
Thieme Verlag, Stuttgart) beschrieben.
[0023] Die Verbindungen der Erfindung und die diese enthaltenden pharmazeutischen Zusammensetzungen
werden oral verabreicht und können beispielsweise als Kapsel, Tablette, Pulver, Granulat,
Dragee oder in flüssiger Form vorliegen.
[0024] Dabei kann die Formulierung als schnell freisetzende Darreichungsform ausgestaltet
sein, wenn ein rascher Wirkeintritt gewünscht ist, z.B. bei akutem, bzw. akut durchbrechendem
chronischen bzw. neuropathischen Schmerz. Entsprechende orale Formulierungen sind
beispielsweise beschrieben in EP 159 237 oder EP 1 126 821.
[0025] Ist dagegen eine protrahierte Freisetzung erwünscht, bietet sich eine Formulierung
mit retardierter Wirkstofffreisetzung an. Entsprechende orale Formulierungen sind
ebenfalls aus dem Stand der Technik bekannt.
[0026] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind Verkaufspackungen, umfassend mindestens
eine pharmazeutische Formulierung, wie oben beschrieben, sowie eine Anleitung zu deren
Verwendung. Eine solche Verkaufspackung kann auch weitere Arzneimittel enthalten.
Zum Beispiel könnte die Verkaufspackung zusätzlich ein weiteres Analgetikum, ein Sedatiwm,
ein Ergotamin-Derivat, ein Antiemetikum, ein Antiphlogistikum oder ein Antidepressivum
enthalten.
[0027] Überraschenderweise zeigen die erfindungsgemäßen Verbindungen in pharmakologischen
Vergleichstests eine starke Wirksamkeit im Formalintest, einem in-vivo Test für die
Voraussage der potentiellen Wirksamkeit einer Substanz bei der Behandlung von chronischem,
bzw. chronisch-entzündlichem und/oder neuropathischem Schmerz (Tjolsen and Herle,
Handbook Exp. Pharmacol. Vol 130, Ed: Dickenson & Besson, Springer Verlag 1997, Seite
6).
[0028] Abbildung 1 und Tabelle 1 zeigen die Reaktionen von Versuchstieren 20-45 Minuten
nach intraperitonealer Gabe ausgewählter Verbindungen. Dabei wurden jeweils als maximale
Dosierung Konzentrationen der Azaspiroverbindungen gewählt, die um ca. einen Faktor
2 unterhalb der toxischen Dosis liegen, die zuvor im IRWIN-Test (Irwin, Psychopharmacologia
13 (1968) 222) bestimmt wurde.
[0029] Dabei haben die in Abbildung 1 verwendeten Abkürzungen die folgende Bedeutung: SPM
10011 entspricht 1,3-Diazaspiro[4.5]decan-2,4-dion. SPM 10013 entspricht 1,3-Diazaspiro[4.5]decan-2,4-dithion.
SPM 10019 entspricht 1,3-Diazaspiro[4.5]decan-2-on. GBP bedeutet Gabapentin. In der
Legende wird jeweils in Klammern hinter der Substanzbezeichnung die Dosierung der
Substanzen in mg/kg Körpergewicht angegeben.
[0030] Wie aus Abbildung 1 und aus Tabelle 1 hervorgeht, haben die erfindungsgemäßen Verbindungen
überraschenderweise im Formalintest eine signifikant höhere Potenz als Gabapentin
und Gabapentin-Lactam, die als Vergleich eingesetzt wurden.
[0031] Zudem erwiesen sich die oberhalb der maximal tolerablen Dosen einsetzenden Nebenwirkungen
der erfindungsgemäßen Verbindungen (Sedierung, Tremor, Hypothermie) als weit weniger
schwer als diejenigen des GPL, bei dem eine signifikante Letalitätsrate zu beobachten
war.
Tabelle 1
| Verbindung |
Dosierung
(mg/kg) |
mittlere Abweichung der Schmerzreaktion gegenüber Kontrolle (%)
(x Minute nach Formalingabe) |
| |
|
20-25' |
30-35' |
40-45' |
| SPM10011 |
| Meßreihe 1 |
64 |
- 100 |
-100 |
- 80 |
| (n=10) |
32 |
- 82 |
- 64 |
- 64 |
| |
16 |
- 75 |
- 11 |
- 55 |
| |
|
|
|
|
| Meßreihe 2 |
64 |
- 100 |
- 100 |
- 97 |
| (n=10) |
16 |
- 84 |
- 21 |
- 34 |
| |
4 - |
- 62 |
(+) |
± 0 |
| SPM 10013 |
| Meßreihe 1 |
64 |
- 98 |
- 95 |
- 78 |
| (n=10) |
32 |
- 82 |
- 60 |
- 30 |
| |
16 |
- 60 |
- 14 |
- 49 |
| |
|
|
|
|
| SPM 10019 |
32 |
- 52 |
± 0 |
- 40 |
| (n=10) |
|
|
|
|
| GPL |
| Meßreihe 2 |
32 |
- 64 |
- 15 |
- 46 |
| (n=10) |
16 |
- 74 |
-40 |
- 41 |
| |
8 |
- 58 |
-18 |
- 15 |
| |
|
|
|
|
| Meßreihe 1 |
32 |
(+) |
-10 |
n.b. |
| (n=10) |
16 |
(+) |
(+) |
n.b. |
| |
8 |
(+) |
(+) |
n.b. |
| |
|
|
|
|
| Morphium* |
8 |
- 87 |
-95 |
- 88 |
| (+): Verstärkung der Schmerzreaktion n.b. = nicht bestimmt |
| *) Mittelwert aus 9 Meßreihen |
[0032] Die erfindungsgemäß für die Therapie geeigneten Azaspiroverbindungen sind somit besonders
zur Behandlung von Schmerzen, insbesondere von chronischen, chronisch-entzündlichen
und/oder neuropathischen Schmerzen geeignet.
[0033] Ein Gegenstand der Erfindung ist daher die Verwendung einer Azaspiroverbindung der
Formeln
1-Oxa-3-Aza-Spiro(4,5)decan-2-on,
1-Oxa-3-Aza-Spiro(4,5)decan-2-thion,
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2-on
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2-thion
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2,4-di-thion
1-3-Diaza-Spiro(4,5)decan-2,4-dion
sowie möglicher Tautomere und/oder pharmazeutisch annehmbarer Salze
zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von chronischen, chronisch-entzündlichen
und/oder neuropathischen Schmerzen.
[0034] Zur Herstellung eines Schmerzmittels besonders bevorzugt werden solche Azaspiroverbindungen,
die im Formalintest, wie in Beispiel 7 beschrieben, in mindestens einem, bevorzugt
in mindestens zwei der Testzeiträume (20-25', 30-35', 40-45' nach Formalingabe) eine
mittlere Abweichung der Schmerzreaktion von wenigstens - 40 %, bevorzugt mindestens
- 50 % oder - 60 % bewirken.
[0035] Unter dem Begriff "mittlere Abweichung der Schmerzreaktion" wird in dieser Anmeldung
die relative Abweichung verstanden, die sich ergibt, wenn die gemittelte Zeit der
Schmerzreaktion von 10 mit Wirkstoffen behandelten Tieren einer Versuchsreihe, wie
in Ausführungsbeispiel 7 beschrieben, in einem definierten Zeitraum (20-25', 30-35'
oder 40-45' nach Formalininjektion) mit der gemittelten Zeit der Schmerzreaktion von
10 mit Vehikel behandelten Kontrolltieren verglichen wird. Eine Reduktion der Schmerzreaktion
wird dabei in negativen Prozentzahlen angegeben.
[0036] Die die erfindungsgemäßen Azaspiroverbindungen enthaltenden Arzneimittel können grundsätzlich
zur Behandlung verschiedener Schmerzformen, wie z.B. Migräneschmerzen, Skelett- und
Muskeischmerzen etc. verwendet werden. Besonders geeignet sind die die erfindungsgemäßen
Azaspiroverbindungen enthaltenden Arzneimittel aber zur Behandlung von chronischen,
chronisch-entzündlichen und/oder neuropathischen Schmerzen.
[0037] Neuropathischer Schmerz ist eine komplexe Erkrankung, die oft als Folgeerkrankung
von Verletzungen, Infektionen, metabolischen Störungen und degenerativen Erkrankungen
des Nervensystems auftreten kann. Beispiele für neuropathische Schmerzsyndrome sind
Phantomschmerzen, postherpetische Neuralgien nach Gürtelrose, schmerzhafte diabetische
Neuropathien, komplexe regionale Schmerzsyndrome, verschiedene Arten von Krebsschmerzen,
neuropathische Schmerzen in Zusammenhang mit Multipler Sklerose oder mit Verletzungen
größerer Nervenbahnen, dem Rückenmark oder dem Stammhirn.
[0038] Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, sind insbesondere die erfindungsgemäßen Azaspiroverbindungen
zur Behandlung von chronischem, chronisch-entzündlichem und/oder neuropathischem Schmerz
geeignet.
1. Herstellung,von 1-Oxa-3-aza-spiro[4.5]decan-2-on
[0039] 0,65 g (5,0 mmol)1-(Aminomethyl)-cyclohexanol, 1,2 g (5,5 mmol) Di-tert.-butyldicarbonat
((Boc)
2O), 0,611 g 4-Dimethylaminopyridin wurden in 50 ml Acetonitril gelöst und über Nacht
bei Raumtemperatur gerührt. Anschließend wurde vollständig einrotiert, der Rückstand
in 20 ml Essigsäure gelöst und wieder einrotiert. Der Rückstand wurde in 25 ml 1 M
Salzsäure aufgenommen und mit 50 ml Toluol extrahiert.
[0040] Nach Abziehen des Toluols und Umkristallisieren aus Metyl-tert.-butylether fiel das
Produkt als farblose, nadelförmige Kristalle aus.
[0041] Die Ausbeute betrug 15,5 % d.Th.
NMR (CDCl
3): 159.97; 82.82; 51.32; 36.36; 24.64; 22.23
2. Herstellung von 1-Oxa-3-aza-spiro[4.5]decan-2-thion
[0042] 4,3 g (33,3 mmol) 1-(Aminomethyl)-cyclohexanol und 8,16 g (41,2 mmol) N,N'-Thiocarbonyldiimidazol
(techn. 90 %ig) wurden in 250 ml Dichlormethan gelöst und 1 Stunde bei Raumtemperatur
stehen gelassen. Der Ansatz wurde mit 250 ml 1 M Salzsäure extrahiert und die organische
Phase vollständig einrotiert.
[0043] Der Gesamtrückstand wurde aus 40 ml Ethylacetat umkristallisiert. Das Produkt kristallisierte
bei Raumtemperatur. Zur Vervollständigung der Kristallisation wurde der Ansatz über
Nacht bei -25°C stehen gelassen. Der Überstand wurde abgesaugt, die Kristalle mit
5 ml Methyl-tert.-butylether gewaschen und im Vakuumtrockenschrank bei Raumtemperatur
getrocknet.
[0044] Die Ausbeute betrug 4.4 g (77.2 % d. Theorie)
[0045] Der Schmelzpunkt wurde mit 152,0°C bestimmt.
NMR (CDCl
3): 188.35; 90.64; 54.07; 35.50; 24.35; 22.29.
3. Herstellung von 1,3-Diaza-spiro[4.5]decan-2,4-dion
[0046] Eine Lösung von 4,9 g (5,15 ml, 50 mmol) Cyclohexanon, 4,88 g (75 mmol) Kaliumcyanid
und 14,4 g (150 mmol) Ammoniumcarbonat in 100 ml wäßrigem 50 %igem Ethanol wurde im
Ölbad bei 65°C für 24 Stunden gerührt. Die Mischung wurde dann mit 300 ml Wasser verdünnt
und 15 Min. refluxiert. Anschließend wurde auf 0°C abgekühlt und die Mischung auf
300 ml kalte 6N Salzsäure gegossen. Der Niederschlag wurde abfiltriert, mit kaltem
Wasser gewaschen und im Vakuumtrockenschrank getrocknet.
[0047] Die Ausbeute betrug 7,23g (86 %).
[0048] In Dünnschichtchromatographie (Kieselgel 60, n-Heptan/Ethylacetat 1/1; Entwicklung
mit verdünnter KMnO
4-Lösung) ergab sich ein einheitliches Produkt mit einem R
f-Wert von 0.24.
[0049] Der Schmelzpunkt wurde mit 218,2°C bestimmt.
NMR (CD
3OD): 180.92; 158.87; 64.38; 34.58; 25.80; 22.45.
4. Herstellung von 1,3-Diaza-spiro[4.5]decan-2,4-dithion
[0050] Eine Lösung von 1 g (6,0 mmol)1,3-Diaza-spiro[4.5]decan-2,4-dion (siehe Beispiel
3; schwer löslich) in 50 ml Toluol wurde unter Stickstoff mit 2,47 g Lawesson-Reagenz
(2,4-Bis-(4-methoxyphenyl)-2,4-dithloxo-1,3,2,4-dithiadiphosphetan) versetzt und unter
Stickstoff (115°C) für 26 h refluxiert. Die Lösung wurde auf Raumtemperatur abgekühlt
und über Glaswolle filtriert. Das Filtrat wurde eingeengt und über Flash-Chromatographie
gereinigt (Heptan / Ethylacetat 9:1).
[0051] Die Ausbeute betrug 781 mg (65%).
[0052] In Dünnschichtchromatographie (Kieselgel 60, n-Heptan/Ethylacetat 1/1; Entwicklung
mit alkalischer KMn04-Lösung) ergab sich ein einheitliches Produkt mit einem Rf-Wert
von 0,94 (Edukt: 0,31).
[0053] Der Schmelzpunkt wurde mit 271°C bestimmt.
NMR (DMSO-d6): 212.19, 180.45, 77.41, 36.97, 24.68, 21.15.
5. Herstellung von 1,3-Diaza-spiro[4.5]decan-2-on
[0054] Zu 1,6 g (9.5 mmol) 1,3-Diaza-spiro[4.5]decan-2,4-dion (siehe Beispiel 3) in 20 ml
Diethylether wurden 20 ml einer 1 M Lösung von Lithiumaluminiumhydrid in Diethylether
bei 0°C gegeben. Die Mischung wurde für 4 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Anschließend
wurde die Mischung auf 0°C gekühlt und mit 3 ml H
2O, 2 ml 15 %iger Natronlauge und 5 ml H
2O versetzt. Die Lösung wurde mit 80 ml heißem Ethanol versetzt und filtriert. Das
Filtrat wurde einrotiert, in Ethylacetat aufgenommen und erneut filtriert. Einengen
des Filtrates lieferte 1,2 g farblos kristallines Produkt in 82% Ausbeute.
[0055] In Dünnschichtchromatographie (Kieselgel 60, n-Heptan/Ethylacetat 1/1; Entwicklung
mit alkalischer KMnO
4-Lösung) ergab sich ein einheitliches Produkt mit einem R
f-Wert von 0.03.
[0056] Der Schmelzpunkt wurde mit 221°C bestimmt.
NMR (CDCl
3): 163.12; 57.67; 51.96; 37.58; 25.03; 22.65.
6. Herstellung von 1,3-Diaza-spiro[4.5]decan-2-thion
[0057] Diese Verbindung kann hergestellt werden, indem 1,3-Diaza-spiro[4.5]decan-2-on wie
in Beispiel 5 beschrieben hergestellt wird und sodann wie in Beispiel 4 beschrieben
mit Lawesson Reagenz umgesetzt wird.
7. In vivo-Test zur Bestimmung der analgetischen Wirksamkeit der Azaspiroverbindungen
[0058] Der Test wurde durchgeführt wie durch Wheeler-Aceto (Psychopharmacology 104, 1991,
35) beschrieben.
[0059] NMRI-Mäuse mit einem Gewicht von 20-25 g wurden unter kontrollierten Bedingungen
(22 ± 2°C, 40-70 % Luftfeuchtigkeit) gehalten. 25 µl einer 5 % Formcarbonyllösung
wurde in die Hinterpfote injiziert und nachfolgend zu definierten Zeitpunkten (20,
30, 40 Minuten) für jeweils 5 Minuten die Zeit des Leckens der Pfoten gemessen.
[0060] Die höchstmögliche einsetzbare, nicht-toxische Konzentration der jeweiligen Testsubstanzen
wurde zunächst im IRWIN-Test bestimmt (Irwin, Psychopharmacologia 13,1968, 222).
[0061] Die Testsubstanzen wurden dann für den Formalin-Test in physiologischer Kochsalzlösung
mit 0,5 % Natriumcarboxymethylzellulose gelöst und jeweils in 1-3 Dosierungen gemessen,
die 10 Minuten vor Formalingabe intraperitoneal appliziert wurden. Als Vergleichswert
diente eine Vehikelkontrolle (10 ml/kg).
[0062] Der Test wurde verblindet mit je 10 Mäusen pro Versuchsreihe durchgeführt. Die Auswertung
erfolgte durch einen Vergleich der behandelten Tiere mit Vehikelkontrollen zu drei
verschiedenen Zeitpunkten. Hierzu wurde jeweils für die 10 Tiere einer Versuchsreihe
pro Zeitraum ein Mittelwert für die Schmerzreaküon ermittelt und dann die relative
Abweichung der mit Wirkstoff behandelten Tiere von den Kontrolltieren für jeden der
drei verschiedenen Zeiträume bestimmt. Eine mittlere Reduktion der Schmerzreaktion
für die behandelten Tiere um 50 % ergibt sich demzufolge, wenn für einen definierten
Zeitraum (z.B. 30-35' nach Formalininjektion) die Zeit des Leckens der Pfote (gemittelt
über die 10 Versuchstiere) gegenüber unbehandelten Tieren um 50 % reduziert ist. Die
statistische Signifikanz wurde mittels Mann-Whitney U-Test ermittelt.