[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von verspinnbarem
Synthetikgarn mit einem Schmelz-Spinnprozess für die Erzeugung eines Filamentgarns
oder eines aus einer Vielzahl von Filamentgarnen bestehenden Filamentkabels, welches
aufgespult beziehungsweise in einem Behältnis abgelegt und einem Reisskonvertierprozess
zugeführt wird, bei dem das Filamentgarn oder Filamentkabel gedehnt und in Stapelfasern
zerrissen und das so gebildete Filamentgarn beziehungsweise Faserband verfestigt wird.
[0002] Bekannte Synthetikgarne, die mit derartigen Verfahren hergestellt werden, sind beispielsweise
Polyester und Polyamid. Polyester ist bekanntlich eine Kunstfaser aus linearen Makromolekülen
mit einer Kette mit mindestens 85% Massenanteil von Diol und Terephtalsäure. Das erste
Polyester wurde 1941 hergestellt; es ist als Polyethylen-Terephthalat (PET) bekannt
und stellt die mengenmässig wichtigste Kunstfaser dar. Die im Schmelz-Spinnprozess
verwendete Schmelze wird zu einem Endlos-Filament extrudiert und auf Rohren aufgespult
oder in Form eines aus einer Vielzahl von Filamentfasern bestehenden Filamentkabels
in einem geeigneten Behältnis abgelegt. Die Herstellung von Polyamidfasern verläuft
sehr ähnlich. Die betreffenden Herstellungsmaschinen werden als Filamentspinnmaschinen
bezeichnet.
[0003] Je nach Art des Endprodukts erfolgen auf der Filamentspinnmaschine weitere Prozessschritte:
Wenn das Endprodukt nur eine geringe Orientierung der Fasern aufweisen soll (LOY =
low oriented yarn), sind keine zusätzlichen Prozessschritte erforderlich; soll das
Endprodukt eine teilweise Orientierung der Fasern aufweisen (POY = partially oriented
yarn), ist eine teilweise Streckung der Filamente erforderlich; und wenn das Endprodukt
eine vollständige Orientierung der Fasern aufweisen soll (FOY = fully oriented yarn),
werden die Filamente vollständig verstreckt. Zu diesem Zweck sind auf der Filamentspinnmaschine
entsprechende Behandlungseinrichtungen für die Streckung der Filamente vorgesehen.
Für die Herstellung von Kurz-Stapelfasern wird das Filamentkabel verstreckt, gekräuselt
und auf die gewünschte Stapellänge geschnitten. Zur Herstellung von Langfaser-Stapelgarn
wird das Filamentkabel verstreckt, gekräuselt und in Kannen oder Schachteln abgelegt.
Alle diese Prozesse können in einem Einoder einem Mehrstufenverfahren, oder mit anderen
Worten kontinuierlich oder diskontinuierlich, durchgeführt werden.
[0004] Die Endlos-Filamente und die Filamentkabel sind zur Weiterverarbeitung mit Reisskonvertiereinrichtungen
(= Streckbrecheinrichtungen, stretch breaking devices) vorgesehen. Diese werden eingesetzt,
um die End-los-Filamente und die Chemiefaserkabel aus endlosen Filamenten in verspinnbare
Chemie-faserbänder aus Fasern endlicher Länge überzuführen. Die Reisskonvertierung
beinhaltet mehrere Prozessstufen, in denen die Filamente/Chemiefaserkabel zunächst
gedehnt und anschliessend durch weitere Dehnung zerrissen werden. Die Dehnung erfolgt
im wesentlichen durch mit verschiedener Geschwindigkeit angetriebene Rollenpaare.
Am Ausgang der Reisskonvertiereinrichtung liegt ein Band aus Stapelfasern vor, das
für die Weiterverarbeitung in einer Strecke, einem Mixer oder einer Ring- oder Rotorspinnmaschine
zur Verfügung steht.
[0005] Die Garngeschwindigkeit in der Reisskonvertiereinrichtung ist relativ tief und beträgt
nur einen Bruchteil der Garngeschwindigkeit auf der Filamentspinnmaschine. Dazu kommt
noch, dass die Reisskonvertierung einen separaten Prozess darstellt, der zusätzliche
Verarbeitungsschritte (Transport des Filamentgarns/Filamentkabels zur Reisskonvertiereinrichtung,
Beschickung der letzteren, Abnahme des Stapelfaserbandes von der Reisskonvertiereinrichtung)
erfordert. Alle diese Randbedingungen verteuern die Herstellung des Synthetikgarns.
[0006] Durch die Erfindung soll nun der bekannte Prozess zur Herstellung von verspinnbarem
Synthetikgarn so verbessert werden, dass sich eine deutliche Kostenreduktion ergibt.
[0007] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass der Reisskonvertierprozess
in den Prozess zur Herstellung des Filamentgarns oder Filamentkabels integriert ist.
[0008] Mit der erfindungsgemässen Lösung wird also vorgeschlagen, die Reisskonvertierung
nicht in einem separaten Prozess, sondern schon bei der Herstellung des Filamentgarns
oder Filamentkabels vorzunehmen, wodurch das zusätzliche Handling zwischen den bisher
getrennten Prozessen entfällt. Ausserdem erfolgt die Reisskonvertierung auf der Filamentmaschine
wesentlich rascher als auf der Reisskonvertiereinrichtung. Man erhält auf der Filamentmaschine
als Endprodukt ein so genanntes spun yarn, das ohne weitere Verarbeitungsschritte
gesponnen werden kann.
[0009] Die Erfindung betrifft weiter eine Filamentspinnmaschine mit einer Schmelz-Spinneinrichtung
für die Erzeugung eines Filamentgarns oder eines aus einer Vielzahl von Filamentgarnen
bestehenden Filamentkabels. Die erfindungsgemässe Filamentspinnmaschine ist gekennzeichnet
durch eine integrierte Reisskonvertiereinrichtung.
[0010] Eine erste bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Filamentspinnmaschine
für die Erzeugung eines Filamentgarns mit mindestens einer Stufe zur Streckung des
Filamentgarns und einer Aufwickelstufe für dieses ist dadurch gekennzeichnet, dass
die Reisskonvertiereinrichtung zwischen der Schmelz-Spinneinrichtung und der mindestens
einen Stufe zur Streckung des Filamentgarns angeordnet ist. Vorzugsweise sind zwei
Stufen zur Streckung des Filamentgarns vorgesehen, und die Reisskonvertiereinrichtung
ist zwischen den beiden Stufen zur Streckung des Filamentgarns angeordnet.
[0011] Eine zweite bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Filamentspinnmaschine
für die Erzeugung eines Filamentgarns mit mindestens einer Stufe zur Streckung des
Filamentgarns und einer Aufwickelstufe für dieses ist dadurch gekennzeichnet, dass
die Reisskonvertiereinrichtung unmittelbar vor der Aufwickelstufe angeordnet ist.
[0012] Eine dritte bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Filamentspinnmaschine
für die Erzeugung eines Filamentkabels mit mindestens einer Stufe zur Streckung des
Filamentkabels und eine Stufe für dessen Kräuselung ist dadurch gekennzeichnet, dass
die Reisskonvertiereinrichtung zwischen der Schmelz-Spinneinrichtung und der mindestens
einen Stufe zur Streckung des Filamentkabels angeordnet ist.
[0013] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Filamentspinnmaschine
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Reisskonvertiereinrichtung drei mit unterschiedlicher
Geschwindigkeit angetriebene Rollenpaare und ein Verfestigungsorgan aufweist, wobei
die drei Rollenpaare eine erste und eine zweite Brechzone begrenzen und das Verfestigungsorgan
durch eine Verwirbelungsdüse gebildet ist.
[0014] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und der Zeichnungen
näher erläutert; es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung je einer Filamentspinnmaschine zur Herstellung eines
Filamentgarns beziehungsweise Filamentkabels; und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung eines Details der Filamentspinnmaschine von Fig. 1.
[0015] In Fig. 1 ist mit dem Bezugszeichen 1 ein Behälter mit Polyethylen-Terephthalat-Schmelze
oder Polyamid-Polymer-Schmelze bezeichnet, welche anschliessend einer Spinneinheit
2 für die Herstellung eines Filamentgarns 3 (linke Hälfte der Zeichnung) beziehungsweise
einer Spinneinheit 4 für die Herstellung eines Filamentkabels 5 (rechte Hälfte der
Zeichnung) zugeführt ist. Die in der linken Hälfte von Fig. 1 dargestellte Filamentspinnmaschine
für die Herstellung eines Filamentgarns 3 enthält ausserdem eine Aufwickelstufe 8
und optional eine Behandlungseinrichtung 6, deren Aufbau von der Beschaffenheit des
Endprodukts abhängt.
[0016] Wenn das Endprodukt nur eine geringe Orientierung der Fasern aufweisen soll (LOY
= low oriented yarn), sind keine zusätzlichen Prozesse und somit auch keine Behandlungseinrichtung
6 erforderlich.Wenn das Endprodukt eine teilweise Orientierung der Fasern aufweisen
soll (POY = partially oriented yarn), ist eine teilweise Streckung der Filamante erforderlich;
und wenn das Endprodukt eine vollständige Orientierung der Fasern aufweisen soll (FOY
= fully oriented yarn), ist eine vollständige Streckung der Filamente erforderlich.
In beiden Fällen enthält die Behandlungseinrichtung 6 mindestens eine, darstellungsgemäss
zwei, Streckungsstufen 7, 7' für die Streckung des Filamentgarns 3. Alle diese Prozesse
können in einem Ein- oder einem Mehrstufenverfahren, oder mit anderen Worten kontinuierlich
oder diskontinuierlich, durchgeführt werden.
[0017] Wenn das Filamentgarn 3 versponnen werden soll, muss es in Stapelfasern zerrissen
werden, was bisher in einer separaten Reisskonvertiereinrichtung 9 der in Fig. 2 dargestellten
Art erfolgt. In dieser wird das auf der Spule 8 aufgespulte Polyester- oder Polyamid-Filamentgarn
gedehnt, zu Stapelfasern zerrissen und zu einem verspinnbaren Band verfestigt. Die
Dehnung und das Zerreissen des Filamentgarns 3 erfolgt durch mit verschiedener Geschwindigkeit
angetriebene Rollenpaare 10, 11 und 12. Zwischen dem in der durch einen Pfeil A bezeichneten
Laufrichtung des Garns 3 hinteren und dem mittleren Rollenpaar 10 bzw. 11 ist eine
Dehnzone oder erste Brechzone BZ1 und zwischen dem mittleren Rollenpaar 11 und dem
in Garnlaufrichtung vorderen Rollenpaar 12 ist eine zweite Brechzone BZ2 gebildet.
An die zweite Brechzone schliesst eine Verfestigungszone VZ an, die ein Mittel zur
Verfestigung der durch das Zerreissen des Filamentgarns 3 gebildeten Stapelfasern
aufweist. Dieses Mittel ist vorzugsweise durch eine Verwirbelungsdüse 13 gebildet.
Mit dem Bezugszeichen 14 ist ein Paar von Transportwalzen bezeichnet.
[0018] Die in der rechten Hälfte von Fig. 1 dargestellte Filamentspinnmaschine für die Herstellung
eines aus einer Vielzahl von Filamentgarnen bestehenden Filamentkabels 5 enthält zusätzlich
zur Schmelz-Spinneinheit 4 eine Behandlungseinrichtung 6' und ein Behältnis 17 für
die Ablage des Filamentkabels 5. Die Behandlungseinrichtung 6' enthält mindestens
eine, darstellungsgemäss zwei, Streckungsstufen 15, 15' und eine Kräuselungsstufe
16. Für die Herstellung von Kurz-Stapelfasern wird das Filamentkabel 5 verstreckt,
gekräuselt und auf die gewünschte Stapellänge geschnitten. Zur Herstellung von Langfaser-Stapelgarn
wird das Filamentkabel verstreckt, gekräuselt und in dem durch eine Kanne oder eine
Schachtel gebildeten Behältnis 17 abgelegt. Alle diese Prozesse können in einem Ein-
oder einem Mehrstufenverfahren, oder mit anderen Worten kontinuierlich oder diskontinuierlich,
durchgeführt werden. Das im Behältnis 17 abgelegte Filamentkabel kann anschliessend
einer Reisskonvertiereinrichtung der in Fig. 2 dargestellten Art oder einem Konverter
zugeführt werden, wo es geschnitten wird. In beiden Fällen liegt am Ausgang der Reisskonvertiereinrichtung
oder des Konverters ein Faserband aus synthetischen Stapelfasern vor.
[0019] Gemäss Fig. 1 ist die Reisskonvertiereinrichtung 9 in die Filamentspinnmaschinen
integriert, wodurch die Reisskonvertierung keinen separaten Prozess mit zusätzlichem
Garnhandling mehr darstellt und ausserdem mit der in der Filamentspinnmaschine üblichen
Garntransportgeschwindigkeit abläuft, so dass sich eine nicht unerhebliche Reduktion
des Aufwands ergibt. Am Ausgang der Filamentspinnmaschine liegt ein verfestigtes Filamentgarn
aus Stapelfasern, ein sogenanntes spun yarn, (linke Hälfte von Fig. 1) oder ein Faserband
aus synthetischen Stapelfasern (rechte Hälfte von Fig. 1) vor. Sowohl das verfestigte
Filamentgarn als auch das Faserband aus synthetischen Stapelfasern kann unmittelbar
und ohne jede Zwischenstufe einer üblichen Spinnmaschine zugeführt und dort versponnen
werden.
[0020] Die in Fig. 1 dargestellte Filamentspinnmaschine hat den Hauptvorteil, dass sie als
Endprodukt ein spun yarn liefert, welches ohne jede weitere Behandlung versponnen
werden kann. Die Integration der Reisskonvertierung in den Schmelz-Spinnprozess führt
zu einer dreifachen Kostenreduktion: Einerseits ist die in den Schmelz-Spinnprozess
integrierte Reisskonvertiereinrichtung billiger als eine vom Schmelz-Spinnprozess
getrennte, separate Reisskonvertiereinrichtung und anderseits entfällt das mit der
separaten Reisskonvertiereinrichtung verbundene Handling das Garns. Und drittens wird
der gesamte Garnherstellungsprozess vom Schmelz-Spinnprozess bis zum gesponnenen Synthetikgarn
verkürzt.
1. Verfahren zur Herstellung von verspinnbarem Synthetikgarn mit einem Schmelz-Spinnprozess
für die Erzeugung eines Filamentgarns (3) oder eines aus einer Vielzahl von Filamentgarnen
bestehenden Filamentkabels (5), welches aufgespult beziehungsweise in einem Behältnis
(17) abgelegt und einem Reisskonvertierprozess zugeführt wird, bei dem das Filamentgarn
(3) oder Filamentkabel (5) gedehnt und in Stapelfasern zerrissen und das so gebildete
Filamentgarn beziehunghsweise Faserband verfestigt wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Reisskonvertierprozess in den Prozess zur Herstellung des Filamentgarns (3) oder
Filamentkabels (5) integriert ist.
2. Filamentspinnmaschine mit einer Schmelz-Spinneinrichtung (2, 4) für die Erzeugung
eines Filamentgarns (3) oder eines aus einer Vielzahl von Filamantgarnen bestehenden
Filamentkabels (5), gekennzeichnet durch eine in die Filamentspinnmaschine integrierte Reisskonvertiereinrichtung (9).
3. Filamentspinnmaschine nach Anspruch 2 für die Erzeugung eines Filamentgarns (3), mit
mindestens einer Stufe (7) zur Streckung des Filamentgarns (3) und einer Aufwickelstufe
(8) für dieses, dadurch gekennzeichnet, dass die Reisskonvertiereinrichtung (9) zwischen der Schmelz-Spinneinrichtung (2) und
der mindestens einen Stufe (7) zur Streckung des Filamentgarns (3) angeordnet ist.
4. Filamentspinnmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Stufen (7, 7') zur Streckung des Filamentgarns (3) vorgesehen sind, und dass
die Reisskonvertiereinrichtung (9) zwischen den beiden Stufen (7, 7') zur Streckung
des Filamentgarns (3) angeordnet ist.
5. Filamentspinnmaschine nach Anspruch 2 für die Erzeugung eines Filamentgarns (3), mit
mindestens einer Stufe (7) zur Streckung des Filamentgarns (3) und einer Aufwickelstufe
(8) für dieses, dadurch gekennzeichnet, dass die Reisskonvertiereinrichtung (9) unmittelbar vor der Aufwickelstufe (8) angeordnet
ist.
6. Filamentspinnmaschine nach Anspruch 2 für die Erzeugung eines Filamentkabels (5),
mit mindestens einer Stufe (15) zur Streckung des Filamentkabels (5) und einer Stufe
(16) für dessen Kräuselung, dadurch gekennzeichnet, dass die Reisskonvertiereinrichtung (9) zwischen der Schmelz-Spinneinrichtung (4) und
der mindestens einen Stufe (15) zur Streckung des Filamentkabels (5) angeordnet ist.
7. Filamentspinnmaschine nach einem der Ansprüche 2 bis 6 dadurch gekennzeichnet, dass die Reisskonvertiereinrichtung (9) drei mit unterschiedlicher Geschwindigkeit angetriebene
Rollenpaare (10, 11, 12) und ein Verfestigungsorgan (13) aufweist, wobei die drei
Rollenpaare (10, 11, 12) eine erste und eine zweite Brechzone (BZ1, BZ2) begrenzen
und das Verfestigungsorgan (13) durch eine Verwirbelungsdüse gebildet ist.