[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems für
ein Fahrzeug sowie ein Bildverarbeitungssystem für ein Fahrzeug, insbesondere zur
Kollisionsvermeidung mit anderen Verkehrsteilnehmern.
[0002] Zur Unterstützung des Fahrers werden künftige Fahrzeuge mit umgebungserfassenden
Systemen ausgestattet. Derartige Systeme dienen dazu, den Fahrer vor Hindernissen
und anderen Gefahrenquellen zu warnen, um damit die Anzahl der Verkehrsunfälle zu
reduzieren. Durch die optoelektronische Erfassung der dem Fahrzeug vorausliegenden
Umgebung kann der Fahrer beispielsweise frühzeitig vor möglichen Kollisionen mit anderen
Verkehrsteilnehmern gewarnt werden. Die Erfassung der Umgebungsinformation erfolgt
hierbei mittels bildgebender Sensoren. Wobei die erfassten Bilddaten anschließend
mittels einem Bildverarbeitungssystem ausgewertet werden. Die Auswertung erfolgt dabei
meist dahingehend, indem überprüft wird, ob eine zulässige Mindestdistanz zu einem
Hindernis oder einem Verkehrsteilnehmer unterschritten wird.
[0003] US 6496117 B2 beschreibt ein System zur Überwachung der Aufmerksamkeit eines Fahrers.
Hierzu umfasst das System eine Kamera, welche das Gesicht eines Fahrers abtastet.
Das System umfasst weiterhin je eine Einheit zur Ermittlung der Blickrichtung sowie
der Gesichtsstellung des Fahrers. Dabei wird ermittelt ob die Blickrichtung sowie
die Gesichtsstellung des Fahrers in die dem Fahrzeug vorausliegende Fahrtrichtung
orientiert sind. Weiterhin ist das System mit einer Warneinrichtung ausgestattet,
welche den Fahrer warnt, falls dessen Blickrichtung oder Gesichtsstellung nicht in
die dem Fahrzeug vorausliegende Fahrtrichtung orientiert sind. Eine zusätzliche ist
eine Kamera detektiert Objekte in der Umgebung des Fahrzeugs. Wobei detektierte Objekte
ausgewertet werden, insbesondere um welche Art von Objekt es sich handelt und in welcher
Entfernung sich dieses zum Fahrzeug befinden. Hierbei wird in Abhängigkeit von der
Blickrichtung und Gesichtsstellung des Fahrers sowie bei gleichzeitigem Unterschreiten
einer Mindestdistanz zu Objekten ein Warnsignal ausgelöst.
[0004] In der JP 2002260192 A ist ein Verfahren zur Verhinderung von Kollisionen mit anderen
Verkehrsteilnehmern beim Einsatz in Fahrzeugen beschrieben. Wobei Informationen zur
Vermeidung von Kollisionen zur Verfügung gestellt werden, welche das Verhalten anderer
Verkehrsteilnehmer einbeziehen. Insbesondere wird das Risiko einer Kollision hierbei
beurteilt, indem das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer in Bezug auf das eigene
Fahrzeug abgeschätzt wird. Aufgrund dieser Abschätzung wird sodann bestimmt ob das
Fahrzeug bei einer Kollisionsgefahr ggf. rechtzeitig abgebremst werden kann. Das Verfahren
wird anhand eines Fußgängers beschrieben, welcher sich in der Nähe einer Straßenkreuzung
mit insgesamt vier Zebrastreifen aufhält. Hierbei wird anhand geometrischer Informationen
der Szene, der Position des Fußgängers sowie ggf. dessen Bewegungsrichtung abgeschätzt,
welchen der 4 Zebrastreifen der Fußgänger überqueren wird. Zudem werden zur Abschätzung
des künftigen Verhaltens des Fußgängers Wartezeiten an Ampelanlagen sowie dessen Bewegungsgeschwindigkeit
berücksichtigt. Wobei bei dem Verfahren auf ein einheitliches Bewegungsmodell für
Fußgänger zurückgegriffen wird, worin beispielsweise die für Fußgänger übliche Bewegungsgeschwindigkeit
an Ampeln bekannt sind. Der Nachteil ist es hierbei jedoch, dass die Abschätzung des
Verhaltens anderer Verkehrsteilnehmer relativ ungenau erfolgt. Insbesondere werden
bei der Abschätzung lediglich einfache geometrische Modelle und einfache Bewegungsmodelle
anderer Verkehrsteilnehmer berücksichtigt.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zum Betrieb eines
Bildverarbeitungssystems für ein Fahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1 sowie ein Bildverarbeitungssystem für ein Fahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
11 bereitzustellen, womit eine verlässliche Personenerfassung insbesondere im Hinblick
auf eine mögliche Abschätzung eines Kollisionsrisikos ermöglicht werden soll.
[0006] Die Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und ein Bildverarbeitungssystem mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung werden in den Unteransprüchen aufgezeigt.
[0007] Gemäß der Erfindung wird ein Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems
für ein Fahrzeug vorgeschlagen. Das vorgeschlagene Bildverarbeitungssystem umfasst
dabei wenigstens einen Bildsensor zur Erfassung von Umgebungsinformationen. Wobei
die erfassten Umgebungsinformationen mittels einer Rechnereinheit dahingehend ausgewertet
werden, um das Vorhandensein von Verkehrsteilnehmern zu erkennen. In einer erfinderischen
Weise wird dabei die Blickrichtung eines oder mehrerer erkannter Verkehrsteilnehmer
erfasst. Mit der Erfindung wird es in besonderem Maße möglich eine verlässliche Personenerfassung
insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Abschätzung eines Kollisionsrisikos durchzuführen,
indem beispielsweise die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer berücksichtigt wird.
Wobei unter der Erkennung von Verkehrsteilnehmern nicht deren Identifikation sondern
eine Überprüfung des Vorhandenseins in den Umgebungsdaten verstanden wird. Dabei sind
Verfahren zur Erkennung und Verfolgung von Verkehrsteilnehmern, insbesondere von Fußgängern
beispielweise aus D. M. Gavrila, "Sensor-based Pedestrian Protection",
IEEE Intelligent Systems, vol.16, nr.6, pp.77-81, 2001 und D. M. Gavrila and J. Giebel, "Shape-based Pedestrian
Detection and Tracking,''
Proc. of
IEEE International Conference on Intelligent Vehicles, Paris, France, 2002 bereits bekannt. In U. Franke, D. M. Gavrila, A. Gern, S. Görzig,
R. Janssen, F. Paetzold and C. Wöhler, "From Door to Door - Principles and Applications
of Computer Vision for Driver Assistant Systems,'' chapter 6 in
Intelligent Vehicle Technologies, eds. L. Vlacic and F. Harashima and M. Parent, Butterworth Heinemann, Oxford, 2001
wird generell die bildbasierte Objekterkennung im Zusammenhang mit Fahrerassistenzsystemen
beschrieben. Mit der Objekterkennung wird die Blickrichtung der Verkehrsteilnehmer
gut erfasst, wodurch die Verlässlichkeit der Personenerkennung erhöht wird. Aufgrund
der verlässlichen Personenerkennung kann dabei eine rechtzeitge Warnung von Fahrer
und/oder von Verkehrsteilnehmern vor möglichen Kollisionen erfolgen, wodurch die Verkehrssicherheit
erhöht wird.
[0008] In einer besonders vorteilhaften Weise wird die Erfassung der Blickrichtung eines
oder mehrerer Verkehrsteilnehmer zur Abschätzung eines Kollisionsrisikos verwendet.
Wobei die Blickrichtung eines Verkehrsteilnehmers anzeigt, ob dieser aufmerksam ist
und z.B. ein herannahendes Fahrzeug durch diesen Verkehrsteilnehmer wahrgenommen wird.
Dabei ist das Kollisionsrisiko höher, falls der Verkehrsteilnehmer in die dem Bildsensor
entgegengesetzte Richtung blickt, als wenn dieser dagegen direkt in den Bildsensors
blickt. Auch ist das Kollisionsrisiko höher falls ein anderer Verkehrsteilnehmer lediglich
grob in die Richtung des Fahrers blickt als wenn dieser direkten Blickkontakt zum
Fahrer hält.
[0009] In einer weiteren vorteilhaften Weise wird in Abhängigkeit der erfassten und ausgewerteten
Blickrichtung erkannter Verkehrsteilnehmer ein Wahrscheinlichkeitsmaß zur Abschätzung
des Kollisionsrisikos gebildet. Hierbei besteht die Möglichkeit, dass das Wahrscheinlichkeitsmaß
direkt anhand des relativen Winkels zwischen der Blickrichtung des Verkehrsteilnehmers
und dem Bildsensor oder der Bewegungsrichtung des Fahrzeugs oder der des Verkehrsteilnehmers
festgelegt wird. Wobei dabei die Wahrscheinlichkeit für das Kollisionsrisiko beispielsweise
proportional mit diesem Winkel zunimmt. Jedoch ist es im Zusammenhang mit dem Bildverarbeitungssystem
auch denkbar, dass Bildausschnitte von Verkehrsteilnehmern in unterschiedlichen Posen
hinterlegt sind. Die Bildausschnitte werden dabei derart hinterlegt, dass diese im
Rahmen eines Trainingsprozesses für ein Klassifikationsverfahren als Beispielstichproben
genutzt werden können. Wobei im Rahmen einer Klassifikation jede Klasse ein Wahrscheinlichkeitsmaß
für die Aufmerksamkeit von Verkehrsteilnehmern und damit für das Kollisionsrisiko
liefert. Zusätzlich zur Blickrichtung kann auch die Zeitdauer des Blickkontakts zur
Abschätzung des Kollisionsrisikos herangezogen werden. Dabei kann beispielsweise festgestellt
werden ob ein herannahendes Fahrzeug von einem Verkehrsteilnehmer tatsächlich bemerkt
wird oder ob ein Blickkontakt ggf. nur zufällig zustande gekommen ist.
[0010] Auch können erfasste Umgebungsinformationen mit hinterlegten Modellinformationen
verglichen werden und daraus ein Wahrscheinlichkeitsmaß zur Abschätzung des Kollisionsrisikos
gebildet werden. Wobei die Modelldaten sowohl in statischen als auch in dynamischen
Datenbasen hinterlegt sein können. Hierbei kann es sich um Modelldaten handeln welche
sowohl die Szene als auch andere Verkehrsteilnehmer sowie deren Fahrzeuge und deren
Bewegung beschreiben. Hierzu werden beispielsweise geometrische und dynamische Modelldaten
verwendet, um das Verhalten von Fußgängern zu beschreiben. Beispielsweise beim Überqueren
einer Straße mit Fußgängerampel und ohne Fußgängerampel oder mit einem Zebrastreifen.
Auch ist es denkbar, dass in Abhängigkeit fest vorgegebener Regeln ein Wahrscheinlichkeitsmaß
zur Abschätzung des Kollisionsrisikos gebildet wird. Beispielsweise können hierbei
sogenannte if-then-else Klauseln oder Automatenmodelle eingesetzt werden. In einer
weiteren vorteilhaften Weise wird aufgrund von Bewegungsinformationen des Fahrzeugs
und/oder des oder der erkannten Verkehrsteilnehmer ein Wahrscheinlichkeitsmaß zur
Abschätzung des Kollisionsrisikos gebildet. Beispielsweise handelt es sich bei der
Bewegungsinformation hierbei um die Geschwindigkeit, Richtung sowie Trajektorie mit
der sich ein Fahrzeug und/oder eine erkannter Verkehrsteilnehmer bewegt. In einer
besonders vorteilhaften Weise wird dabei die Bewegung relativ zum eigenen Fahrzeug
ermittelt, um sodann ein Wahrscheinlichkeitsmaß zur Abschätzung des Kollisionsrisikos
zu bilden. Wobei der Abstand zum betrachteten Verkehrsteilnehmer beispielsweise anhand
des Bildsensors ermittelt wird. Dies ist z.B. im Zusammenhang mit 3D-Bildsensoren
direkt möglich oder bei der Verwendung von 2D-Bildsensoren mittels einer Stereoanordnung
realisierbar. Unabhängig davon ist es jedoch auch denkbar, dass im Zusammenhang mit
dem erfindungsgemäßen Bildverarbeitungssystem ein zusätzliches Mittel vorhanden ist,
das geeignet ist, Entfernung zu anderen Verkehrsteilnehmern zu ermitteln. Beispielsweise
eignen sich hierzu auch Radar- und Ultraschallsensoren sowie GPS-Informationen.
[0011] In einer weiteren vorteilhaften Weise werden die Teilwahrscheinlichkeiten, welche
die Blickrichtung und/oder Modellinformationen und/oder fest vorgegebenen Regeln und/oder
Bewegungsinformationen des Fahrzeugs und/oder des oder der erkannten Verkehrsteilnehmer
berücksichtigen, zu einem Gesamtwahrscheinlichkeitsmaß für die Abschätzung des Kollisionsrisikos
kombiniert. Wobei es beim Vorhandensein mehrerer Teilwahrscheinlichkeiten auch denkbar
ist, dass nur ein Teil dieser Teilwahrscheinlichkeiten zur Kombination des Gesamtwahrscheinlichkeitsmaßes
herangezogen werden. Falls jedoch nur eine der o.g. Teilwahrscheinlichkeiten vorhanden
ist, bildet dieses das Wahrscheinlichkeitsmaß für die Abschätzung des Kollisionsrisikos.
[0012] Eine bevorzugte Ausgestaltungsform der Erfindung sieht es vor, dass in Abhängigkeit
des Wahrscheinlichkeitsmaßes oder des Gesamtwahrscheinlichkeitsmaßes mittels einer
Steuereinheit wenigstens eine Aktion zur Minderung des Kollisionsrisikos initiiert
wird. Wobei beispielsweise die wenigstens eine das Kollisionsrisiko mindernde Aktion
initiiert wird, sobald eines der Wahrscheinlichkeitsmaße einen bestimmten Schwellwert
überschritten hat. Beispiele solcher Aktionen sind z.B.: Akustische Warnsignale, die
sowohl den Fahrer (Summer) als auch andere Verkehrsteilnehmer (Hupe) warnen können,
optische Signale, Abbremsen oder Beschleunigen des Fahrzeugs, Lenkbewegungen oder
andere mittels Fahrzeugsystemen durchführbare Aktionen. Welche dieser Aktionen durchgeführt
werden, kann dabei auch von der Höhe der Wahrscheinlichkeit abhängen. Beispielsweise
wird bei einer niedrigen Wahrscheinlichkeit zunächst nur die Hupe aktiviert. Falls
die Wahrscheinlichkeit weiter ansteigt kann z.B. zusätzlich die Bremse des Fahrzeugs
aktiviert werden. Wobei es denkbar ist, die Bremskraft in Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeit
zu verändern.
[0013] Auch ist es von Vorteil, dass abhängig von der Blickrichtungserfassung mittels einer
Steuereinheit wenigstens eine Aktion zur Minderung des Kollisionsrisikos initiiert
wird, wobei kein Wahrscheinlichkeitsmaß zur Abschätzung des Kollisionsrisikos gebildet
wird. Im einfachsten Fall wird dabei als Resultat der Blickrichtungserfassung angegeben,
ob zwischen dem Fahrer und einem anderen Verkehrsteilnehmer ein Blickkontakt besteht
oder nicht. Beispielsweise braucht dazu der relative Winkel zwischen der Blickrichtung
des Verkehrsteilnehmers und der Bewegungsrichtung des Bildsensors, Fahrzeugs oder
Verkehrsteilnehmers nicht notwendigerweise explizit berechnet werden. z.B. kann hierbei
u.U. bereits von einem Blickkontakt zwischen dem Fahrer und einem anderen Verkehrsteilnehmer
ausgegangen werden, falls beide Augen des Verkehrsteilnehmers in den Bilddaten deutlich
zu erkennen sind. Selbstverständlich sind in diesem Zusammenhang weitere Auswertemethoden
denkbar, wobei nicht zwingend ein Wahrscheinlichkeitsmaß berechnet werden muss und
wobei das Ergebnis der jeweiligen Auswertung direkt auf den Ausgang der Steuereinheit
abgebildet werden kann.
[0014] In vorteilhafter Weise handelt es sich bei den erfassten Umgebungsinformationen um
2D- und/oder 3D-Bildinformationen. Hierzu eigenen sich passive bildgebende Sensoren
wie z.B. Standard-Videokameras, ebenso ist ein Einsatz von aktiven Bildsensoren wie
Entfernungsbildkameras denkbar. Dabei ist auch eine Kombination unterschiedlicher
optischer Sensoren möglich, wobei die Empfindlichkeit der Bildsensoren sowohl im sichtbaren
als auch im nichtsichtbaren Wellenlängenbereich liegen kann.
[0015] Die Erfindung ist nicht nur auf die Verwendung in Kraftfahrzeugen beschränkt. Vielmehr
ist auch eine Verwendung des erfindungsgemäßen Bildverarbeitungssystems und des Verfahrens
zu dessen Betrieb auf einem anderen Anwendungsfeld im Zusammenhang mit Arbeitsmaschinen
von besonders vorteilhafter Wirkung. Im Bereich von Produktionsstätten werden z.B.
häufig Arbeitsmaschinen eingesetzt deren Arbeitsbereich aus Sicherheitsgründen gegenüber
Personen abgegrenzt ist. Dazu gehören u.a. Dreh- u. Fräsmaschinen, Sägen, Schleifmaschinen
usw., wobei mittels dem erfindungsgemäßen Bildverarbeitungssystem deren Arbeitsbereiche
überwacht werden, um beispielsweise die Arbeitsmaschine in einer Gefahrensituation
abzuschalten und damit die Verkehrssicherheit und damit die Betriebssicherheit zu
erhöhen. Auch kann es sich bei der Arbeitsmaschine um einen Roboter handeln, wobei
im Zusammenhang mit Robotern die Auswertung der Blickrichtung von Personen beispielsweise
zur Verbesserung des Zusammenwirkens zwischen Mensch und Roboter dient. Dabei kann
es sich um einen stationären oder mobilen Roboter handeln, welcher autonom betreibbar
ist.
[0016] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung
von bevorzugten Ausführungsbeispielen anhand der Figuren. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- den schematischen Aufbau des Bildverarbeitungssystems
- Fig. 2a
- eine Verkehrsszene und einen Verkehrsteilnehmer, welcher ein sich annäherndes Fahrzeug
wahrnimmt
- Fig. 2b
- einen Bildausschnitt eines erkannten Verkehrsteilnehmers mit direktem Blickkontakt
zum Fahrer
- Fig. 3a
- eine Verkehrsszene und einen Verkehrsteilnehmer, welcher ein sich annäherndes Fahrzeug
nicht wahrnimmt
- Fig. 3b
- einen Bildausschnitt eines erkannten Verkehrsteilnehmers der keinen Blickkontakt zum
Fahrer hält
[0017] Die Fig. 1 zeigt beispielhaft den schematischen Aufbau des erfindungsgemäßen Bildverarbeitungssystems
(1). Wobei mittels dem Bildverarbeitungssystem (1) Verkehrsteilnehmer in der Umgebung
eines Fahrzeugs erfasst und falls diese sich bewegen ggf. auch verfolgt werden können.
Wobei es sich bei den Verkehrsteilnehmern insbesondere um Personen oder um deren Fahrzeuge
handeln kann. Die zu erkennenden Verkehrsteilnehmer können dabei dem Bildverarbeitungssystem
(1) bekannt sein, wobei diese nach Klassen kategorisiert und beispielsweise in der
Form von hinterlegtem Wissen als Lernbeispiele im Speicher (6) abgelegt sein können.
Bei den Klassen kann es sich beispielsweise um Fußgänger, Fahrradfahrer, Leitpfosten,
Spurmarkierungen, Pkws, Lkws, Zweiräder, Skate-Board-Fahrer etc. handeln.
[0018] Das Bildverarbeitungssystem (1) umfasst dabei eine Objekterkennungseinheit (2), welche
einen oder mehrere Bildsensoren (3), eine Recheneinheit (4) sowie eine Algorithmik
(5) zur Auswertung von Bildinformationen umfasst. Bei den Bildsensoren (3) handelt
es sich z.B. um passive Sensoren wie beispielsweise Standard-Videokameras oder um
aktive Sensoren wie z.B. Entfernungsbildkameras. Beispielsweise können mittels einer
videobasierten Objekterkennungseinheit (2) Fußgänger anhand ihrer äußeren Form erkannt
und ihre 3D-Position anhand von kalibrierten Kameraparametern unter der Annahme geschätzt
werden, dass diese sich gemeinsam mit dem Fahrzeug auf einer waagerechten Ebene befinden.
Jedoch ist es auch denkbar, dass die Klassen der zu erkennenden Verkehrsteilnehmer
dem Bildverarbeitungssystem nicht bekannt sind. In diesem Fall werden diese in der
Regel aufgrund einer maschinellen Beschreibung anhand ihrer räumliche Ausdehnung formuliert.
Dabei können die maschinellen Beschreibungen selbstverständlich auch die Trajektorien
von Verkehrsteilnehmern berücksichtigen. Weiterhin ist es auch denkbar, dass Informationen
zu Verkehrsteilnehmern in statischen oder dynamischen Datenbasen hinterlegt sind,
z.B. im Speicher (6) der Objekterkennungseinheit (2). Auch ist es denkbar, dass Informationen
zu Verkehrsteilnehmern in einem in Verbindung mit dem Bildverarbeitungssystem stehenden
externen Speicher hinterlegt sind. Beispielsweise kann der Verlauf der Fahrbahn aus
ausreichend detaillierten elektronischen Navigationsdatenbanken entnommen werden.
Die im Zusammenhang mit der Objekterkennungseinheit (2) erkannten Objekte können dabei
beispielsweise wie die in den Figuren 2b und 3b gezeigten Bildausschnitte aussehen.
Aus der Literatur sind Verfahren zur Erkennung von Personen und deren Blickrichtung
aus Bildern bereits bekannt. Beispielsweise durch direktes Durchsuchen der Bilddaten
nach Gesichtern oder indem zunächst die Außenkonturen von Personen in Bilddaten bestimmt
werden und sodann aus diesen die Kopfregionen bestimmt werden. Anschließend können
auf die Kopfregionen bekannte Techniken zur Bestimmung der Blickrichtung angewendet
werden.
[0019] Weiterhin umfasst das Bildverarbeitungssystem (1) eine Einheit zur Abschätzung des
Kollisionsrisikos (7) z.B. basierend auf der Blickrichtung und/oder der Bewegung von
Verkehrsteilnehmern. Bei der Abschätzung des Kollisionsrisikos wird dabei mittels
fester Regeln wie z.B. if-then-else Klauseln eine implizite Abbildung zwischen der
Ausgabe des Objekterkennungssystems (2) und der Steuereinheit (7) durchgeführt. Diese
Abbildung kann beispielsweise mittels der Rechnereinheit (4) oder einer anderen Recheneinheit,
welche in Verbindung mit dem Bildverarbeitungssystem (1) steht, durchgeführt werden.
Eine solche implizite Abbildung kann z.B. durch die Anwendung von Algorithmen (5)
zum maschinellen Lernen erzeugt werden. Beispielsweise durch das trainieren neuronaler
Netze mittels der Vorgabe von Beispielstichproben für einen Trainingsprozess. Im Sinne
der vorliegenden Erfindung kann ein solcher Trainingssatz, der als hinterlegtes Wissen
Teil des Bildverarbeitungssystems ist, die Blick- oder Kopfrichtung eines Verkehrsteilnehmers
im Bild enthalten, wie dies anhand der Bildausschnitte 2b und 3b dargestellt ist.
Wobei von der Tatsache gebrauch gemacht werden kann, dass die Ausrichtung des Kopfs
bereits eine gute Näherung für die Blickrichtung von Personen ist. Die Risikoabschätzung
ist hierbei selbstverständlich nicht auf die Verwendung neuronaler Netze beschränkt,
dem Fachmann auf dem Gebiet der Mustererkennung sind hierzu weitere geeignete Methoden
bekannt. Beispielsweise ist alternativ auch eine explizite Abbildung zwischen der
Ausgabe des Objekterkennungssystems (2) und der Steuereinheit (7) mittels Automatenmodellen
denkbar.
[0020] Die Steuereinheit (8) dient dazu um Aktionen zu initiieren, welche das Kollisionsrisiko
mindern. Falls eines der mittels der Einheit zur Abschätzung des Kollisionsrisikos
(7) gebildeten Wahrscheinlichkeitsmaße einen bestimmten Schwellwert überschreitet,
wird mittels der Steuereinheit (8) eine oder mehrere Aktionen zur Minderung des Kollisionsrisikos
durchgeführt. Dabei kann es sich beispielsweise um ein Hupsignal handeln, welches
andere Verkehrsteilnehmer warnt. Ein akustisches Signal im Fahrzeug innern ist dazu
geeignet den Fahrer zu warnen, falls dieser beispielsweise bei einer Kollisionsgefahr
in eine andere Richtung als die dem Fahrzeug vorausliegende Richtung blickt.
[0021] Weitere Beispiele zur Minderung des Kollisionsrisikos sind z.B.: Bremsen, Beschleunigen
und Lenkbewegungen. Für den Fall, dass es sich bei dem Fahrzeug um ein automatisch
gesteuertes Fahrzeug handelt, kann mittels der Steuereinheit (8) fortlaufend das Wahrscheinlichkeitsmaß
bei der Steuerung der Trajektorie des Fahrzeugs berücksichtigt werden und dadurch
die Wahrscheinlichkeit einer Kollision minimiert werden.
[0022] Fig. 2a zeigt eine Verkehrsszene worin ein Fußgänger eine Straße überquert. Aufgrund
seiner Blickrichtung wird hierbei deutlich, dass der Fußgänger aufmerksam ist und
das herannahende Fahrzeug bemerkt. Fig. 3a zeigt dagegen eine Szene bei der ein Fußgänger
eine Straße überquert, wobei aufgrund der Blickrichtung davon ausgegangen werden muss,
dass dieser das herannahende Fahrzeug nicht bemerkt hat. In den Figuren 2a und 3a
sind dabei die Verkehrsteilnehmer deutlich erkennbar und ausreichend groß dargestellt,
um daraus die Blickrichtung zu erkennen. Für die Anwendung im Zusammenhang mit Straßenfahrzeugen
reichen hierbei in der Regel handelsübliche niedrigauflösende Kameras mit 320x240
Bildpunkten aus. Durch Verwendung einer aus S. Baker and T. Kanade, "Limits on Super-Resolution
and How to Break Them",
IEEE Trans. on Pattern Analysis and Machine Intelligence, vol. 24, no. 9, 2000 bekannten Algorithmik wird eine Vergrößerung des Erkennungsabstandes
erreicht.
[0023] Die Figuren 2b und 3b zeigen jeweils einen vergrößerten Bildausschnitt der in den
Figuren 2a und 2b dargestellten Verkehrsszenen, worin insbesondere jeweils der Kopf
der erkannten Verkehrsteilnehmer abgebildet ist. In der Fig. 2b hält der Verkehrsteilnehmer
dabei direkten Blickkontakt zum Fahrer wohingegen der in Fig. 3b dargestellte Verkehrsteilnehmer
keinen Blickkontakt zum Fahrer hält.
1. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems für ein Fahrzeug,
wobei mittels wenigstens einem Bildsensor Umgebungsinformationen erfasst werden,
und wobei die erfassten Umgebungsinformationen mittels einer Rechnereinheit dahingehend
ausgewertet werden, um das Vorhandensein von Verkehrsteilnehmern zu erkennen,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Blickrichtung eines oder mehrerer erkannter Verkehrsteilnehmer erfasst wird.
2. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Erfassung der Blickrichtung eines oder mehrerer erkannter Verkehrsteilnehmer
zur Abschätzung eines Kollisionsrisikos verwendet wird.
3. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass in Abhängigkeit der erfassten Blickrichtung erkannter Verkehrsteilnehmer ein Wahrscheinlichkeitsmaß
zur Abschätzung des Kollisionsrisikos gebildet wird.
4. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass erfasste Umgebungsinformationen mit hinterlegten Modellinformationen verglichen werden
und daraus ein Wahrscheinlichkeitsmaß zur Abschätzung des Kollisionsrisikos gebildet
wird.
5. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass in Abhängigkeit fest vorgegebener Regeln ein Wahrscheinlichkeitsmaß zur Abschätzung
des Kollisionsrisikos gebildet wird.
6. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund von Bewegungsinformationen des Fahrzeugs und/oder des oder der erkannten
Verkehrsteilnehmer ein Wahrscheinlichkeitsmaß zur Abschätzung des Kollisionsrisikos
gebildet wird.
7. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach den Ansprüchen 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass Teilwahrscheinlichkeiten, welche die Blickrichtung und/oder Modellinformationen und/oder
fest vorgegebene Regeln und/oder Bewegungsinformationen des Fahrzeugs und/oder des
oder der erkannten Verkehrsteilnehmer berücksichtigen, zu einem Gesamtwahrscheinlichkeitsmaß
für die Abschätzung des Kollisionsrisikos kombiniert werden.
8. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass in Abhängigkeit des Wahrscheinlichkeitsmaßes oder des Gesamtwahrscheinlichkeitsmaßes
mittels einer Steuereinheit wenigstens eine Aktion zur Minderung des Kollisionsrisikos
initiiert wird.
9. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach einem der vorstehenden Ansprüche
1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass abhängig von der Blickrichtungserfassung mittels einer Steuereinheit wenigstens eine
Aktion zur Minderung des Kollisionsrisikos initiiert wird, wobei kein Wahrscheinlichkeitsmaß
zur Abschätzung des Kollisionsrisikos gebildet wird.
10. Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass es sich bei den erfassten Umgebungsinformationen um 2D- und/oder 3D-Bildinformationen
handelt.
11. Bildverarbeitungssystem für ein Fahrzeug,
mit wenigstens einem Bildsensor zur Erfassung von Umgebungsinformationen,
mit einer Rechnereinheit zur Durchführung einer Personenerkennung aus den erfassten
Umgebungsdaten,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Rechnereinheit derart ausgestaltet ist, dass sie zur Erfassung der Blickrichtung
erkannter Verkehrsteilnehmer aus den erfassten Umgebungsdaten geeignet ist.
12. Bildverarbeitungssystem nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Einheit zur Abschätzung des Kollisionsrisikos vorhanden ist, welche aufgrund
der erfassten Blickrichtung und/oder hinterlegten Modellinformationen und/oder fest
vorgegebenen Regeln und/oder Bewegungsinformationen des Kraftfahrzeugs und/oder des
oder der erkannten Verkehrsteilnehmer ein Wahrscheinlichkeitsmaß zur Abschätzung des
Kollisionsrisikos gebildet wird.
13. Bildverarbeitungssystem nach einem der vorstehenden Ansprüche 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Steuereinheit vorhanden ist, welche geeignet ist, abhängig von dem Kollisionsrisiko
wenigstens eine Kollisionsrisikomindernde Aktion initiiert wird.
14. Bildverarbeitungssystem nach einem der vorstehenden Ansprüche 11 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Erfassung von Bildinformationen 2D- und/oder 3D-Bildsensoren vorhanden sind.
15. Bildverarbeitungssystem nach einem der vorstehenden Ansprüche 11 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein zusätzliches Mittel vorhanden ist, das geeignet ist, die Entfernung zu anderen
Verkehrsteilnehmern zu ermitteln.
16. Verwendung des Bildverarbeitungssystems nach einem der vorstehenden Ansprüche 11 bis
15 oder des Verfahrens Verfahren zum Betrieb eines Bildverarbeitungssystems nach einem
der vorstehenden Ansprüche 1 bis 10 in einer Arbeitsmaschine.