[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Aufzugsanlage zur Beförderung von Personen /
Gütern, ein Verfahren zum Betrieb dieser Aufzugsanlage und ein Verfahren zur Modernisierung
einer Aufzugsanlage gemäss der Definition der Oberbegriffe der unabhängigen Patentansprüche.
[0002] Bei Neu-Installationen von Aufzugsanlagen besteht der Wunsch nach platzsparenden-
und einfach zu installierenden Aufzugsanlagen. Dies führt dazu, dass die Aufzugsanlagen
keine separaten Maschinenräume mehr benötigen, sondern in einfach konzipierte, standardisierte,
quaderförmige Schächte passen. Somit reduzieren sich die Kosten bei Planung und Bau
der Gebäude und erhöht sich der nutzbare Gebäuderaum.
[0003] Bei Modernisierungen von Aufzugsanlagen besteht der Wunsch nach Steigerung der Förderleistung
der Aufzugsanlagen. Diese Leistungssteigerung soll jedoch mit geringen baulichen Veränderungen
an den Gebäuden realisiert werden, um die Kosten der Modernisierung niedrig zu halten.
[0004] US5419414 zeigt eine Aufzugsanlage mit mehreren übereinander in einem Schacht angeordneten
Kabinen. Die Kabinen werden unabhängig voneinander verfahren. Jede Kabine weist einen
Antrieb und ein Gegengewicht auf. Die Kabinen sind über Seile als Fördermittel mit
Gegengewichten verbunden. Damit alle Kabinen die gleichen Stockwerke des Gebäudes
bedienen können, sind oberhalb und unterhalb der von den Kabinen bedienten Stockwerke
Ausweichräume vorgesehen. Somit können erste Kabinen in diese Ausweichräume verfahren
und weitere Kabinen können an den Platz im Schacht der ersten Kabinen verfahren werden.
Die Antriebe sind oberhalb des Schachts montiert. Diese Aufzugsanlage erreicht durch
Erhöhung der Anzahl der Kabinen im Schacht eine Steigerung der Förderleistung.
[0005] Nachteilig an der Lehre gemäss US5419414 ist, dass die Montage von mehreren Antrieben
in einem Maschinenraum oberhalb des Schachts aufwändig ist. Solch ein Maschinenraum
ist oft schwer zugänglich. Bspw. müssen die Antriebe für den Transport in den Maschinenraum
zerlegt werden, damit sie durch Gänge und Türen passen, welche Gänge und Türen auf
dem Weg zum Maschinenraum liegen. Auch ist nachteilig, dass das Vorhandensein eines
Maschinenraums oberhalb des Schachts sowie das Vorsehen von Ausweichräumen im Schacht
den potenziell nutzbaren Gebäuderaum niedrig hält. Insbesondere können Stockwerke,
die sich auf der Höhe der Ausweichräume befinden, von den Kabinen nicht bedient werden.
Aus diesen Nachteilen folgt, dass die Neu-Installation und Modernisierung einer solchen
Aufzugsanlage hohe Kosten verursacht.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Aufzugsanlage bereitzustellen, die einfach und
kostengünstig zu installieren ist, die eine hohe Förderleistung erbringt und mit der
eine bestehende Aufzugsanlage einfach und kostengünstig zu modernisieren ist. Diese
Aufzugsanlage soll mit bestehenden und bewährten Verfahren des Aufzugsbaus kompatibel
sein.
[0007] Diese Aufgaben werden durch die Erfindung gemäss der Definition der Oberbegriffe
der unabhängigen Patentansprüche gelöst.
[0008] Die Erfindung löst diese Aufgaben mit einer Aufzugsanlage, bei der in vertikaler
Verfahrrichtung nicht eine, sondern mindestens zwei übereinander angeordnete Kabinen
verfahren werden. Die Kabinen werden von einem Antrieb pro Kabine entlang mindestens
einer Kabinen-Führungsschiene verfahren. Die Antriebe sind über Fördermittel mit den
Kabinen verbunden. Erfindungsgemäss sind die Antriebe nahe an verschiedenen ersten
Wänden im Schacht angeordnet.
[0009] Die Antriebe sind also im Schacht, bspw. im Schachtkopf angeordnet. Auf diese Weise
fällt der Maschinenraum weg, wodurch der Gebäuderaum optimal genutzt wird und gleichzeitig
davon, durch den Einsatz von mindestens zwei Kabinen in ein und demselben Schacht
eine signifikante Steigerung der Förderleistung erfolgt. Eine Montage von mehreren
Antrieben im Schachtkopf ist wesentlich einfacher zu bewerkstelligen, als ausserhalb
des Schachts im Maschinenraum. So können die Bestandteile der Antriebe durch den Schacht
in den Schachtkopf transportiert werden.
[0010] Vorteilhafterweise ist ein Gegengewicht pro Kabine vorgesehen. Vorteilhafterweise
sind die Antriebe weitgehend oberhalb der Gegengewichte im Schacht angeordnet. Vorteilhafterweise
sind die Antriebe auf weitgehend gleicher Höhe im Schacht angeordnet. Vorteilhafterweise
ist jeder Antrieb einer Kabine oberhalb des Gegengewichts von dieser Kabine nahe an
den ersten Wänden im Schacht angeordnet. Vorteilhafterweise ist mindestens eine Gegengewichts-Führungsschiene
pro Gegengewicht vorgesehen. Vorteilhafterweise werden die Antriebe auf Enden der
Führungsschienen für Kabine und Gegengewicht abgestützt. Vorteilhafterweise sind Fördermittelfixpunkte
an den Führungsschienen für Kabine bzw. Gegengewicht befestigt. Vorteilhafterweise
wird eine Elektrik für den Aufzug zumindestens teilweise auf den Führungsschienen
für Kabine bzw. Gegengewicht abgestützt. Vorteilhaftweise werden die Antriebe und/oder
die Elektrik direkt oder indirekt über Horizontalträger von den Führungsschienen für
Kabine bzw. Gegengewicht getragen bzw. sind die Fördermittelfixpunkte direkt oder
indirekt über Horizontalträger an den Führungsschienen für Kabine bzw. Gegengewicht
befestigt.
[0011] Auf diese Weise wird anderweitig nicht nutzbarer Schachtraum oberhalb der Gegengewichte
zur Montage der Antriebe und Elektrik in einem hohen Grad genutzt. Auch bilden die
Führungsschienen für Kabine bzw. Gegengewicht bzw. die Horizontalträger eine selbsttragende
Struktur zum Tragen der Antriebe, der Kabinen, des Gegengewichts und der Elektrik
sowie zum Befestigen der Fördermittelfixpunkte. Diese Struktur ist weitgehend symmetrisch
und bezüglich einer Diagonalen vom Schachtquerschnitt gespiegelt. Somit sind keine
wesentlichen Schnittstelle zum Gebäude nötig, was die Neu-Installation und Montage
der Aufzugsanlage vereinfacht.
[0012] Vorteilhafterweise erfolgt der Zugang zu den Kabinen über Stockwerkstüren, welche
Stockwerkstüren an zweiten Wänden im Schacht angeordnet sind, welche zweiten Wände
von den ersten Wänden verschieden sind. Vorteilhafterweise sind Führungsschienen,
Gegengewichte und Antriebe nahe an zwei ersten Wänden angebracht, während die Stockwerkstüren
an zwei zweiten Wänden angebracht sind.
[0013] Auf diese Weise wird nicht nur der Schachtraum, sondern auch die Wände des Schachts
und somit der Zugang zur Aufzugsanlage optimal ausgenutzt. B spw. sind Führungsschienen,
Gegengewichte und Antriebe nahe an zwei ersten Wänden im Schacht angebracht, während
der Zugang zur Aufzugsanlage über Stockwerkstüren erfolgt, welche Stockwerkstüren
an zwei zweiten Wänden angebracht sind.
[0014] Vorteilhafterweise ist mindestens ein Ausweichraum für mindestens eine Kabine vorgesehen,
welcher Ausweichraum im Schachtkopf und/oder im Schachtboden angeordnet ist. Vorteilhafterweise
wird bei der Modernisierung ein bestehender Maschinenraum zu einem Ausweichraum für
mindestens eine Kabine umgebaut.
[0015] Durch Vorsehen mindestens eines Ausweichraums oberhalb bzw. unterhalb der bedienten
Stockwerke des Gebäudes kann eine erste Kabine in diesen Ausweichraum verfahren werden.
Diese erste Kabine besetzt nun im Schachtbereich der bedienten Stockwerke keinen Platz
mehr und eine weitere Kabine kann in diesen Platz verfahren werden. Somit kann nicht
nur die erste Kabine sondern auch eine weitere Kabine das Stockwerk unterhalb bzw.
oberhalb d es A usweichraums b edienen, w as i nbesondere im Stossbetrieb zu einer
Steigerung der Förderleistung führt. Dadurch, dass bei einer Modernisierung ein bestehender
Maschinenraum zu einem Ausweichraum umgebaut wird, erfolgt eine Neunutzung von Gebäuderaum
zur wiederholten Steigerung der Förderleistung.
[0016] Nachstehend wird die Erfindung anhand von beispielhaften Ausführungsformen im Detail
erläutert. Hierbei zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht eines Teils einer ersten Ausführungsform einer Aufzugsanlage
mit zwei 2:1 umgehängten Kabinen in einem Schacht,
- Fig. 2
- eine schematische Draufssicht eines Teils der ersten Ausführungsform einer Aufzugsanlage
gemäss Fig. 1,
- Fig. 3
- eine schematische Seitenansichten eines Teils einer zweiten Ausführungsform einer
Aufzugsanlage mit zwei 1:1 umgehängten Kabinen in einem Schacht, und
- Fig. 4
- eine schematische Draufssicht eines Teils der zweiten Ausführungsform einer Aufzugsanlage
gemäss Fig. 3,
- Fig. 5
- zwei schematische Seitenansichten eines Teils einer Ausführungsform einer modernisierten
Aufzugsanlage, bei der ein bestehender Maschinenraum zu einem Ausweichraum umgebaut
wird.
[0017] Die
Fig. 1 bis 4 zeigen Ausführungsformen einer Aufzugsanlage
10 zur Beförderung von Personen / Gütern zwischen Stockwerken
10, 10', 10", 10''' eines Gebäudes. Die Aufzugsanlage
10 ist vorteilhafterweise in einen Schacht
11 des Gebäudes installiert. Bspw. weist der Schacht einen rechteckigen Querschnitt
mit einer Höhe auf, die weitgehend vollständig durch das Gebäude reicht. Der Schacht
11 weist verschiedene Wände
111, 112, 113, 114, einen Schachtkopf
11' und einen Schachtboden
11" auf. Die verschiedenen Wände
111, 112, 113, 114 grenzen sich durch Kanten ab, welche Kanten bspw. rechteckig sind und sich durch
die Länge des Schachts
11 erstrecken. Der Schacht
11 kann auch andere Querschnittsformen wie ein Sechseck mit sechs verschiedenen Wänden
haben, er kann auch einen kreisrunden Querschnitt mit mehreren verschiedenen Wandbereichen
haben. Verschiedene Wandbereiche grenzen sich durch Winkelsegmente ab, bspw. besteht
ein kreisrunder Schacht aus vier Wandbereichen von jeweils 90° oder aus sechs Wandbereichen
von jeweils 60°, usw.. Natürlich kann sich der Schacht
11 auch nur teilweise durch das Gebäude erstrecken. Die Aufzugsanlage
10 kann schachtlos in einem Innenhof eines Gebäudes oder auch ausserhalb eines Gebäudes
installiert sein. Der Fachmann hat hier vielfältige Möglichkeiten der Variation.
[0018] Die Aufzugsanlage
10 weist mindestens zwei Kabinen
1, 1' auf, welche Kabinen in vertikaler Verfahrrichtung übereinander im Schacht
11 verfahren werden. Unter dem Begriff "übereinander verfahrbar" wird ein nicht Überfahren
der jeweils anderen Kabine verstanden, d.h. eine untere Kabine
1 bleibt immer unterhalb einer oberen Kabine
1'. Bei den Kabinen
1, 1' handelt es sich um übliche und bewährte Aufzugskabinen, die über Führungsschuhe an
mindestens einer Kabinen-Führungsschiene
3, 3' verfahren werden. Vorteilhafterweise verwenden beide Kabinen
1, 1' zwei Kabinen-Führungsschienen
3, 3' nahe an verschiedenen ersten Wänden
111, 112. Vorteilhafterweise ist eine erste Kabinen-Führungsschiene
3 nahe an einer ersten Wand
111 angeordnet und eine zweite Kabinen-Führungsschiene
3' ist nahe an einer weiteren ersten Wand
112 angeordnet. Bei Kenntnis der vorliegenden Erfindung lassen sich auf diese Weise natürlich
auch mehr als zwei Kabinen
1, 1' entlang von Kabinen-Führungsschienen
3, 3' in einem Schacht
11 verfahren. Auch kann der Fachmann anstatt eines Paares von Kabinen-Führungsschienen
eine einzige Kabinen-Führungsschiene vorsehen.
[0019] Vorteilhafterweise weist die Aufzugsanlage
10 pro Kabine
1, 1' einen Antrieb
4, 4' auf. Ein erster Antrieb
4 treibt die obere Kabine
1' an, ein zweiter Antrieb
4' treibt die untere Kabine
1 an. Beim Antrieb
4, 4' handelt es sich bspw. um einen Treibscheibenantrieb. Bei Kenntnis der vorliegenden
Erfindung lassen sich alle bekannten und bewährten Antriebe verwenden. Bspw. lassen
sich getriebelose Antriebe oder solche mit Getriebe verwenden. Auch lassen sich Antriebe
mit Permanentmagneten, mit Synchronmotor oder Asynchronmotor verwenden.
[0020] Vorteilhafterweise weist die Aufzugsanlage
10 pro Kabine
1,
1' ein Gegengewicht
2, 2' auf. Ein Treibscheibenantrieb verbindet über mindestens ein Fördermittel
5, 5' eine Kabine
1,
1' mit einem Gegengewicht
2, 2' und treibt diese an. Ein erstes Fördermittel
5 verbindet die untere Kabine 1 mit einem oberen Gegengewicht
2 und ein zweites Fördermittel
5' verbindet die obere Kabine
1' mit einem unteren Gegengewicht
2'. Vorteilhafterweise werden die Gegengewichte
2, 2' neben den Kabinen
1, 1' verfahren. Bspw. werden die Kabinen
1,1' in der Schachtmitte verfahren und die Gegengewichte
2, 2' werden am Schachtrand nahe an ersten Wänden
111, 112 verfahren. Das Fördermittel
5, 5' kann eine beliebige Form haben, auch kann es aus beliebigen Materialien sein. Bspw.
ist das Fördermittel
5, 5' ein Rundseil, Doppelseil oder ein Riemen. Bspw. ist das Fördermittel 5, 5' zumindestens
teilweise aus Stahl bzw. Aramidfasern.
[0021] In den Ausführungsformen einer Aufzugsanlage
10 gemäss
Fig. 1 bis 4 werden die Gegengewichte
2, 2' nebeneinander neben den Kabinen
1, 1' verfahren. Unter dem Begriff "nebeneinander verfahrbar" wird ein Überfahren der Gegengewichte
2, 2' verstanden, d.h. jedes der Gegengewichte
2, 2' verwendet mindestens eine Gegengewichts-Führungsschiene
6, 6', 7, 7'. Vorteilhafterweise verwendet jedes Gegengewicht
2, 2' ein Paar Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7'. Das obere Gegengewicht
2 weist ein erstes Paar Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6' auf, das nahe an einer ersten Wand
111 montiert ist und das untere Gegengewicht
2' weist ein zweites Paar Gegengewichts-Führungsschienen
7, 7' auf, das nahe an einer ersten Wand
112 montiert ist. Bei Kenntnis der vorliegenden Erfindung ist es dem Fachmann natürlich
möglich, Variationen dieser Ausführungsform vorzunehmen. So müssen die Gegengewichte
nicht zwingend nebeneinander verfahren werden, sondern können auch, ähnlich wie die
Kabinen, übereinander verfahren werden. Der Vorteil des übereinander Verfahrens liegt
darin, dass nur ein Paar Führungsschienen für die Gegengewichte benötigt wird. Natürlich
kann der Fachmann auch nur eine einzige Gegengewichts-Führungsschiene für beide Gegegewichte
verwenden.
[0022] Die Kabinen
1, 1' bzw. die Gegengewichte
2, 2' lassen sich in 1:2 Umhängung bzw. in 1:1 Umhängung verfahren. Bei 1:2-Umhängung ist
das Fördermittel
5, 5' über mindestens eine Umlenkrolle
21,21', 20, 20' mit der Kabine
1, 1 bzw. mit dem Gegengewicht
2, 2' verbunden. Bei 1:1-Umhängung ist das Fördermittel
5,5' mit einem Ende direkt an der Kabine
1, 1' bzw. am Gegengewicht
2, 2' angebunden.
[0023] In der Ausführungsform einer Aufzugsanlage
10 gemäss
Fig. 1 und 2 sind die Kabinen und die Gegengewichte 1:2 umgehängt. Bspw. sind zwei Umlenkrollen
21,
21' als Unterflaschen unterhalb eine jeden Kabine
1, 1' angeordnet. B spw. ist eine Umlenkrolle
20, 20' oberhalb eines jeden Gegengewichts
2, 2' angeordnet. Vorteilhafterweise sind die beiden Enden der Fördermittel
5, 5' als Fördermittelfixpunkte
50, 50' im Schachtkopf
11' an Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. an Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6',
7, 7' befestigt. Unter dem Begriff "Kabinen-Führungsschienen bzw. Gegengewichts-Führungsschienen"
wird eine Kombination von Kabinen-Führungsschienen
3, 3' und/oder von Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' verstanden. Das Fördermittel
5, 5' verläuft von einem ersten Fördermittelfixpunkt
50 an Gegengewichts-Führungsschienen
6, 7' über die Gegengewicht-Umlenkrolle
20, 20' zur Treibscheibe des Antriebes
4, 4', von dort über die Kabinen-Umlenkrollen
21, 21' zu einem zweiten Fördermittelfixpunkt
50' an Gegengewichts-Führungsschienen
6', 7. Die Fördermittelfixpunkte
50, 50' sind somit an Führungsschienen nahe an zwei verschiedenen ersten Wänden
111, 112 im Schacht
11 befestigt.
[0024] In der Ausführungsform einer Aufzugsanlage
10 gemäss
Fig. 3 und 4 sind die Kabinen und die Gegengewichte 1:1 umgehängt. Das Fördermittel
5, 5' verläuft von einem ersten Fördermittelfixpunkt
50 am Gegengewicht
2, 2' zur Treibscheibe des Antriebes
4, 4' und von dort zu einem zweiten Fördermittelfixpunkt
50' an der Kabine
1,1'. Der Vorteil der 1:2 Umhängung gegenüber der 1:1 Umhängung ist derjenige, dass vergleichsweise
leistungsschwächere- und somit kleinere- und billigere Antriebe
4, 4' zur Anwendung gelangen. Bei der 1:2 Umhängung wird gegenüber der 1:1 Umhängung ein
doppelt so langes Fördermittel
5, 5' benötigt, auch werden mehrere Umlenkrollen benötigt. Bei Kenntnis der vorliegenden
Erfindung lassen sich natürlich auch andere Umhängungen wie 1:4 und Kombinationen
von 1:1 und 1:2, usw. realisieren.
[0025] Vorteilhafterweise sind die Antriebe
4, 4' nahe an einer ersten Wand
111, 112 montiert. Unter dem Begriff "nahe an einer ersten Wand" wird eine Montage der Antriebe
4, 4' auf Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. an Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' verstanden, welche Führungschienen nahe an einer ersten Wand
111, 112 montiert sind, d.h. welche Führungsschienen prinzipiell frei im Schacht stehen, aber
bspw. über Klammern an ersten Wänden
111, 112 fixiert sind. Mit dem Begriff "prinzipiell freistehend" wird eine Einleitung weitgehend
aller beim Betrieb der Aufzugsanlage
10' auftretenden Kräfte über die Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. die Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' in den Schachtboden
11" verstanden. Mit dem Begriff "weitgehend alle beim Betrieb der Aufzugsanlage
10' auftretenden Kräfte" werden zum einen die Kräfte verstanden, die im Normalbetrieb
auftreten, aber es werden auch solche Kräfte verstanden, die im Notfall, bspw. beim
Einrücken der Fangvorrichtung, bei Pufferfahrten von Kabine oder Gegengewichten, usw.
auftreten.
[0026] Vorteilhafterweise sind die Antriebe
4, 4' auf den Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. an den Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' abgestützt. Vorteilhafterweise sind die Antriebe
4, 4' auf weitgehend gleicher Höhe im Schacht 11 angeordnet. Vorteilhafterweise sind die
Antriebe
4, 4' weitgehend oberhalb der Gegengewichte
2, 2' angeordnet. Vorteilhafterweise ist Elektrik
12, 12' zum Betreiben der Aufzugsanlage
10 zumindestens teilweise auf den Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. an den Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' abgestützt. Solche Elektrik
12, 12' umfasst bspw. einen Umrichter für die Ansteuerung der Antriebe
4, 4'. bzw. eine Elektronik für den Sonderbetrieb der Aufzugsanlage
10, bspw. im Notfall zum Evakuieren oder bei Revisionsarbeiten.
[0027] Die Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. die Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' bilden also eine selbsttragende Struktur zum Tragen der Kabinen
1, 1', der Gegengewichte
2, 2' sowie zum Tragen von Aufzugskomponenten wie die Antriebe
4, 4', und/oder der Elektrik
12, 12' sowie zum Befestigen der Fördermittelfixpunkte
50, 50'. Diese selbsttragende Struktur weist zum Gebäude hin minimale Schnittstellen wie
die Fixierungsklammern der Führungsschienen auf. Die selbsttragende Struktur ist weitgehend
symmetrisch aufgebaut und bezüglich einer Diagonalen im Schachtquerschnitt gespiegelt.
In der Ausführungsformen der Aufzugsanlage
10 gemäss
Fig. 2 und 4 reicht diese Diagonale von der Ecke der Wände
111 und
113 zur Ecke der Wände
112 und
114. Vorteilhafterweise weist die selbsttragende Struktur neben den Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. den Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' auch Horizontalträger
22, 22' auf. Ein erster Horizontalträger
22 ist nahe einer ersten Wand
111 oberhalb der ersten Kabinen-Führungsschiene
3 bzw. des ersten Paares Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6' angeordnet. Ein zweiter Horizontalträger
22' ist nahe einer ersten Wand
112 oberhalb der zweiten Kabinen-Führungsschiene
3' bzw. des zweiten Paares Gegengewichts-Führungsschienen
7, 7' angeordnet. Vorteilhafterweise sind die Antriebe
4, 4' und/oder die Elektik
12, 12' und/oder die Fördermittelfixpunkte
50, 50' auf Horizontalträgem
22, 22' angeordnet, welche Horizontalträger
22, 22' an oberen Enden der Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. der Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' angebracht sind. Bei Kenntnis der vorliegenden Erfindung kann der Fachmann natürlich
vielfältige Varianten der Anordnung von Aufzugskomponenten und der Gestaltung der
selbsttragenden Struktur realisieren. So kann der Fachmann auch andere, hier nicht
näher beschriebene Aufzugskomponenten wie Geschwindigkeitsbegrenzer, Positionsmarken,
usw. an der selbsttragenden Struktur anbringen.
[0028] Vorteilhafterweise erfolgt der Zugang zu den Kabinen
1, 1' über Stockwerkstüren
9, 9', welche Stockwerkstüren
9, 9' an zweiten Wänden
113, 114 im Schacht
11 angeordnet sind, welche zweiten Wände
113, 114 von den ersten Wänden
111, 112 verschieden sind. In den Ausführungsformen einer Aufzugsanlage
10 gemäss den
Fig. 1 bis 4 sind die Kabinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. die Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' mit den Gegengewichten
2, 2' und Antrieben
4, 4' nahe an zwei ersten Wänden 111, 112 montiert, während der Zugang zu den Kabinen
1,1' über Stockwerkstüren
9, 9' an zwei zweiten Wände
113, 114 erfolgt.
[0029] Fig. 5 zeigt eine Ausführungsform einer modernisierten Aufzugsanlage
10, bei der ein bestehender Maschinenraum
M zu mindestens einem Ausweichraum
8 umgebaut wird.
Fig. 5a zeigt die Aufzugsanlage vor der Modernisierung, wo ein Maschinenraum
M oberhalb des Schachts
11 angeordnet ist,
Fig. 5b die Aufzugsanlage
10 nach der Modernisierung, wo im Schachtkopf
11' ein Ausweichraum
8 für mindestens eine Kabine
1, 1' vorgesehen ist. Die Ausführungsform einer modernisierten Aufzugsanlage
10 gemäss
Fig. 5b entspricht derjenigen gemäss der
Fig 1 bis 4, so dass auf diese Beschreibungsteile verwiesen wird.
[0030] Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind die
Fig. 5a und 5b stark schematisiert. So sind die vorhandenen Gegengewichte nicht eingezeichnet. Die
wichtigen Schritte bei der Modernisierung der Aufzugsanlage bestehenden im Entfernen
des Maschinenraumbodens
B und in der Montage von K abinen-Führungsschienen
3, 3' bzw. die Gegengewichts-Führungsschienen
6, 6', 7, 7' nahe an ersten Wänden
111, 112, welche Führungsschienen in den vorher für den Maschinenraum
M genutzten Gebäuderaum reichen und Antriebe
4, 4' bzw. Elektrik
12, 12' tragen. Dieser Gebäuderaum im Schachtkopf
11' wird neu als Ausweichraum
8 genutzt. Die obere Kabine
1' wird soweit in diesen Ausweichraum
8 verfahren, dass nicht nur die obere Kabine
1' sondern auch die untere Kabine
1 das oberste Stockwerk
10"" bedient. Bei Kenntnis der vorliegenden Erfindung kann der Fachmann einen solchen
Ausweichraum
8 natürlich auch an Stelle eines unterhalb des Schachts
11 liegenden Maschinenraum realisieren. Natürlich kann der Fachmann bei Kenntnis der
vorliegenden Erfindung auch zwei und mehr solche Ausweichräume im Schachtkopf
11' und/oder im Schachtboden
11" realisieren.
1. Aufzugsanlage (10) mit mindestens zwei, in vertikaler Verfahrrichtung in einem Schacht (11) übereinander angeordneten Kabinen (1, 1'), mit mindestens einer Kabinen-Führungsschiene (3, 3') zum Führen der Kabinen (1, 1'), mit einem Antrieb (4, 4') pro Kabine (1, 1') und mit Fördermitteln (5, 5') zum Verbinden der Antriebe (4, 4') und Kabinen (1, 1'), dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebe (4, 4') nahe an verschiedenen ersten Wänden (111, 112) im Schacht (11) angeordnet sind.
2. Aufzugsanlage (10) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Gegengewicht (2, 2') pro Kabine (1, 1') vorgesehen ist, dass mindestens eine Gegengewichts-Führungsschiene (6, 6', 7, 7') pro Gegengewicht (2, 2') vorgesehen ist und dass die Gegengewichte (2, 2') und die Gegengewichts-Führungsschienen (6, 6', 7, 7') nahe an den ersten Wänden (111, 112) im Schacht (11) angeordnet sind.
3. Aufzugsanlage (10) gemäss Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kabinen-Führungsschiene (3, 3') nahe an einer ersten Wand (111, 112) im Schacht (11) angeordnet ist und/oder dass ein Paar Kabinen-Führungsschienen (3, 3') nahe an den ersten Wänden (111, 112) im Schacht (11) angeordnet ist.
4. Aufzugsanlage (10) gemäss Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebe (4, 4') auf einem Paar Kabinen-Führungsschienen (3, 3') und zwei Paar Gegengewichts-Führungsschienen (6, 6', 7, 7') abgestützt sind.
5. Aufzugsanlage (10) gemäss einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebe (4, 4') auf weitgehend gleicher Höhe im Schacht (11) angeordnet sind und/oder dass die Antriebe (4, 4') auf der/n Kabinen-Führungsschiene/n (3, 3') bzw. den Gegengewichts-Führungsschienen (6, 6', 7, 7') abgestützt sind.
6. Aufzugsanlage (10) gemäss Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Antrieb (4, 4') einer Kabine (1, 1') weitgehend oberhalb des Gegengewichts (2, 2') dieser Kabine (1, 1') angeordnet ist und/oder dass die Antriebe (4, 4') auf Enden der Kabinen-Führungsschiene/n (3, 3') bzw. Gegengewichts-Führungsschienen (6, 6', 7, 7') abgestützt sind.
7. Aufzugsanlage (10) gemäss einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass Elektrik (12, 12') auf der/n Kabinen-Führungsschiene/n (3, 3') bzw. den Gegengewichts-Führungsschienen (6, 6', 7, 7') abgestützt ist und/oder dass Fördermittelfixpunkte (50, 50') an der/n Kabinen-Führungsschienen (3, 3') bzw. den Gegengewichts-Führungsschienen (6, 6', 7, 7') befestigt sind.
8. Aufzugsanlage (10) gemäss einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Kabinen-Führungsschiene/n (3, 3') bzw. die Gegengewichts-Führungsschienen (6, 6', 7, 7') sowie Horizontalträger (22, 22') eine selbsttragende Struktur bilden.
9. Aufzugsanlage (10) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Zugang zu den Kabinen (1, 1') über Stockwerkstüren (9, 9') erfolgt, welche Stockwerkstüren (9, 9') an zweiten Wänden (113, 114) im Schacht (11) angeordnet sind, welche zweiten Wände (113, 114) von den ersten Wänden (111, 112) verschieden sind.
10. Aufzugsanlage (10) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Kabinen (1, 1') 1:1 oder 1:2 umgehängt sind.
11. Aufzugsanlage (10) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Ausweichraum (8) für mindestens eine Kabine (1, 1') vorgesehen ist, welcher Ausweichraum (8) im Schachtkopf (11') und/oder im Schachtboden (11") angeordnet ist.
12. Verfahren zum Betrieb einer Aufzugsanlage (10), mit mindestens zwei, in vertikaler Verfahrrichtung in einem S chacht (11) übereinander angeordneten Kabinen (1, 1'), mit mindestens einer Kabinen-Führungsschiene (3, 3') zum Führen der Kabinen (1, 1'), mit einem Antrieb (4, 4') pro Kabine (1, 1'), mit Fördermitteln (5, 5') zum Verbinden der Antriebe (4, 4') und Kabinen (1, 1'), mit Antrieben (4, 4'), die nahe an verschiedenen ersten Wänden (111, 112) im Schacht (11) angeordnet sind, wobei die Kabinen (1, 1') über Stockwerkstüren (9, 9') betreten werden, welche Stockwerkstüren (9, 9') an zweiten Wänden (113, 114) im Schacht (11) angeordnet sind, welche zweiten Wände (113, 114) von den ersten Wänden (111, 112) verschieden sind.
13. Verfahren zur Modernisierung einer Aufzugsanlage, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Schacht (11) mindestens zwei, in vertikaler Verfahrrichtung übereinander angeordnete Kabinen (1, 1') montiert werden, mit mindestens einer Kabinen-Führungsschiene (3, 3') zum Führen der Kabinen (1, 1'), mit einem Antrieb (4, 4') pro Kabine (1, 1'), mit Fördermitteln (5, 5') zum Verbinden der Antriebe (4, 4') und Kabinen (1, 1') und dass die Antriebe (4, 4'), nahe an verschiedene erste Wänden (111, 112) im Schacht (11) angeordnet werden.
14. Verfahren gemäss Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass mindestes ein Ausweichraum (8) für mindestens eine Kabine (1, 1') vorgesehen wird, welcher Ausweichraum (8) im Schachtkopf (11') und/oder im Schachtboden (11") angeordnet ist.
15. Verfahren gemäss Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass ein bestehender Maschinenraum zu mindestens einem. Ausweichraum (8) für mindestens eine Kabine (1,1') umgebaut wird.