Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Wellen-/Nabenverbindungen.
[0002] Sie betrifft die Verbindung einer Welle mit einem Wellenaufsatz mittels einem Gewinde
gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1. Sie betrifft ferner einen Turbolader,
dessen Turbinenwelle mit dem Verdichterrad entsprechend verbunden ist.
Stand der Technik
[0003] Turbolader zur Leistungssteigerung von Hubkolbenmotoren umfassen eine durch Motorenabgase
angetriebene Turbine und einen über eine drehmomentübertragende Welle mit der Turbine
verbundenen Verdichter. Turbolader für kleinere Motorenleistungen weisen vorteilhaft
einen Radialverdichter aus Aluminium ohne durchgehende Zentralbohrung auf, wie etwa
aus DE 44 44 082 bekannt.
[0004] Das Verdichterrad ist dabei aus Herstellungs- und Wartungsgründen lösbar mit der
Turbinenwelle verbunden.
[0005] Bei den bekannten Lösungen wird das Verdichterrad entweder direkt oder über eine
Zwischenbüchse aus Stahl oder Bronze auf einen Wellenstummel mit einem konventionellen
Gewinde aufgeschraubt. Mindestens ein zum Gewinde versetzter, zylindrischer oder konischer
Zentriersitz sorgt für die Zentrierung des Verdichterrades bezüglich der Welle.
[0006] Bei einer solchen Wellen-/ Verdichterradverbindung wird das Verdichterrad gegen einen
axialen Anschlag an der Welle verspannt. Die Drehmomentübertragung erfolgt im Gewinde
reibschlüssig über die in axialer Richtung aneinandergepressten tragenden Gewindeflanken.
Bei herkömmlichen Gewinden stehen die tragenden Gewindeflanken in einem möglichst
steilen Winkel zur Wellenachse, damit die Vorspannkraft im wesentlichen normal zur
Oberfläche der tragenden Gewindeflanken wirken kann.
[0007] Jüngste Leistungssteigerungen der Verdichter von Turbolader machen eine verbesserte
Drehmomentübertragung von Welle auf Verdichterrad notwendig. Bei herkömmlichen Verbindungen
bedeutet dies, dass die Vorspannkraft erhöht werden muss, um die tragenden Flanken
der Gewinde in axialer Richtung stärker aneinander zu pressen. Dies führt jedoch zu
einer reduzierten Fügestellendämpfung zwischen den miteinander verbundenen Teilen.
Weiter einschränkend ist zudem die bei herkömmlichen Gewinden durch den Querschnittssprung
von Gewindegang zu Gewindegang hervorgerufene Kerbwirkung.
Kurze Darstellung der Erfindung
[0008] Der Erfindung liegt folglich die Aufgabe zugrunde, eine Verbindung der eingangs genannten
art zu schaffen, welche eine verbesserte Drehmomentübertragung bei reduzierter axialen
Vorspannung ermöglicht.
[0009] Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0010] Bei der erfindungsgemässen Verbindung einer Welle mit einem Wellenaufsatz mittels
einem Gewinde, bei welcher entweder in den Wellenaufsatz oder in das Wellenende eine
Bohrung mit einem Innengewinde eingelassen ist, und die Welle oder der Wellenaufsatz
einen entsprechenden, in die Gewindebohrung einbringbaren Zapfen mit einem Aussengewinde
aufweist, und an der Welle und am Wellenaufsatz jeweils ein Axialanschlag angeordnet
ist, weisen das Innen- und das Aussengewinde zur Achse von Welle und Wellenaufsatz
hin flache, drehmomentübertragende Flanken auf, welche durch gegenseitige Verdrehung
von Welle und Wellenaufsatz, unter Zusammenwirkung der Axialanschläge mittels radialer
Pressung reibschlüssig miteinander verbindbar sind.
[0011] Die für die Drehmomentübertragung entscheidende radiale Pressung ist dank dem flachen
Winkel zwischen den tragenden, mit ihren grossen Oberflächen reibschlüssig aufeinanderliegenden
Flanken und der Achse entsprechend grösser als bei herkömmlichen Gewindeverbindungen.
Dadurch kann die axiale Vorspannkraft zwischen den beiden zu verbindenden Teilen entsprechend
reduziert werden.
[0012] Zudem ermöglichen die flach ausgebildeten tragenden Flanken ein verbessertes Zentrieren
von Wellenaufsatz und Welle.
[0013] Weitere Vorteile ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0014] Im folgenden ist anhand der Figuren ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemässen
Verbindung schematisch dargestellt und näher erläutert. In allen Figuren sind gleichwirkende
Elemente mit gleichen Bezugszeichen versehen. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Ansicht auf eine Welle mit einem Wellenaufsatz mit einer erfindungsgemässen Verbindung,
- Fig. 2
- eine Ansicht auf einen entlang der Wellenachse geführten Schnitt durch die Verbindung
nach Fig. 1,
- Fig. 3
- einen vergrössert dargestellten Ausschnitt III- III der Verbindung nach Fig. 2,
- Fig. 4
- eine Ansicht in Achsrichtung auf die Welle nach Fig. 1,
- Fig. 5
- eine Ansicht senkrecht zur Achse auf die Welle nach Fig. 1,
- Fig. 6
- eine Ansicht in Achsrichtung auf den Wellenaufsatz nach Fig. 1, und
- Fig. 7
- eine Ansicht auf einen entlang VII-VII geführten Schnitt durch den Wellenaufsatz nach
Fig. 6,
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0015] Fig. 1 zeigt eine Welle 1 und einen erfindungsgemäss mit der Welle verbundenen Wellenaufsatz
2. Der Wellenaufsatz ist beispielhaft als ein in Form und Grösse etwa der Welle entsprechendes,
zylindrisches Gegenstück abgebildet. In der Regel handelt es sich beim Wellenaufsatz
um ein radförmiges Teil, wie etwa das Verdichterrad eines Turboladers.
[0016] Die Welle weist im Bereich der Verbindungsstelle ein Aussengewinde auf. In der dargestellten
Ausführungsform ist das Aussengewinde am Wellenende in Form eines Gewindezapfens 10
ausgebildet ist. In den Wellenaufsatz ist eine entsprechende Bohrung 20 eingelassen,
welche mit einem Innengewinde ausgestattet ist.
[0017] Zur axialen Positionierung des Wellenaufsatzes bezüglich der Welle weisen Welle und
Wellenaufsatz einen Axialanschlag 11 und 21 auf. Die beiden Axialanschläge haben in
der Regel mit hoher Präzision gefertigte zueinander parallele Oberflächen, womit sie
wesentlich zum Rundlauf von Wellenaufsatz und Welle beitragen. Zwischen den Axialanschlägen
können, weitere Teile angeordnet sein, beispielsweise wie in der Figur dargestellt
eine Dicht- oder Dämpfungsscheibe 3.
[0018] Fig. 2 zeigt eine Ansicht eines entlang der Wellenachse geführten Schnittes durch
die erfindungsgemässe Verbindung. Die beiden Axialanschläge 11 und 12 werden beim
Aufschrauben des Wellenaufsatzes auf die Welle zusammengepresst, wodurch der Wellenaufsatz
gegen die Welle vorgespannt wird.
[0019] Da es sich beim Wellenaufsatz in der Regel um ein grösseres, aus einem relativ weichen
Material gefertigtes Teil handelt, kann im Bereich der Gewindeverbindung durch das
Aufschieben einer harten Stahlbüchse 4 auf den Wellenaufsatz die Ausdehnung des Wellenaufsatzes
durch den Gewindezapfen verhindert werden.
[0020] Die spezielle, erfindungsgemässe Gestaltung des Gewindes ist in Fig. 3 vergrössert
dargestellt. Das Gewinde weist tragende Flanken 15 und 25 sowie herstellungsbedingte,
nicht belastete Flanken 16 und 26 auf. Die tragenden Flanken 15 und 25 umschliessen
mit der Achse A der Welle und des Wellenaufsatzes einen sehr flachen Winkel α. Der
Flankenwinkel α beträgt idealerweise 5° bis 15°, kann je nach Anforderung an die Verbindung
oder dem Material der zu verbindenden Teile jedoch auch im Bereich von 0° bis 45°
oder gar 60° ausgeführt werden. Je flacher dieser Winkel α, desto geringer ist die
axiale Vorspannkraft, welche durch das Gewinde übertragen werden kann, um die beiden
zu verbindenden Teile, die Welle und den Wellenaufsatz mit Hilfe der Axialanschläge
gegeneinander zu verspannen.
[0021] Dagegen ist die für die Drehmomentübertragung entscheidende radiale Pressung bei
einem flachen Winkel zwischen den tragenden Flanken und der Achse entsprechend grösser.
Die tragenden Flanken liegen mit ihren grossen Oberflächen reibschlüssig aufeinander
auf.
[0022] Zur weiteren Reduktion der Vorspannkraft wird das erfindungsgemässe Gewinde mehrgängig,
vorzugsweise 3-gängig, ausgeführt. Dies ergibt bei gegebenem Flankenwinkel weniger
tiefe Gewindefurchen und somit geringere Querschnittschwächungen. Zudem führt ein
3-gängiges Gewinde aufgrund der 3-fachzyklischen Symmetrie zu einer verbesserten Zentrierung
des Wellenaufsatzes auf der Welle.
[0023] Im Weiteren wird durch den grösseren Steigungswinkel der Windungen des mehrgängigen
Gewindes der Aufdrehwinkel massiv reduziert.
[0024] Die flach ausgebildeten tragenden Flanken bringen eine weiter Verbesserung in der
Zentrierung des Wellenaufsatzes auf der Welle.
[0025] Gegenüber herkömmlichen Gewinden weist das erfindungsgemässe Flachgewinde wesentlich
grössere Ausrundungsradien 17 und 27 auf. Dadurch hat das erfindungsgemässe Gewinde
praktisch keine Kerbwirkung und ist bezüglich dynamischen Drehmomentschwankungen wesentlich
höher belastbar als ein herkömmliches Gewinde.
[0026] Handelt es sich beim Gewinde, wie in den verschiedenen Figuren dargestellt, um ein
konisches Gewinde verbessert sich gegenüber einer zylindrischen Ausführung die Krafteinleitung,
während sich die Aufschraubwege verkürzen. Je steiler der Winkel β des Konus, desto
kürzer sind die Aufschraubwege, da beim Aufschrauben bisweilen mehrere Gewindegänge
übersprungen werden können.
[0027] Figuren 4 bis 7 zeigen detaillierte Einzelansichten der Welle und des Wellenaufsatzes.
Die Ansichten in Achsrichtung zeigen die dreigängigen Gewinde. Die drei Gewindegänge
sind um je 120° versetzt angeordnet.
[0028] Die Anordnung des Gewindezapfens und der Bohrung, beziehungsweise des Aussen- und
des Innengewindes kann auch vertauscht werden, so dass am Wellenaufsatz ein Gewindezapfen
angeordnet ist und die entsprechende Bohrung in das Wellenende eingelassen ist.
[0029] Ferner braucht der Gewindezapfen nicht als Stummel ausgebildet zu sein. So kann etwa
das Aussengewinde in einem Mittelbereich einer stangenförmigen Welle angeordnet sein,
wobei für den Gewindefortsatz die Bohrung im Wellenaufsatz entsprechend tief, beziehungsweise
durchgehend sein muss.
Bezugszeichenliste
[0030]
- A
- Achse
- α
- Flankenwinkel
- β
- Konuswinkel des Gewindes
- 1
- Welle, Turbinenwelle
- 10
- Gewindezapfen
- 11
- Wellenschulter
- 15
- Tragende Flanke (Aussengewinde)
- 16
- Nichttragende Flanke (Aussengewinde)
- 17
- Ausrundung (Aussengewinde)
- 2
- Wellenaufsatz, Verdichterrad
- 20
- Gewindebohrung
- 21
- Plananschlag
- 25
- Tragende Flanke (Innengewinde)
- 26
- Nichttragende Flanke (Innengewinde)
- 27
- Ausrundung (Innengewinde)
- 3
- Zwischenkörper, Dichtring
- 4
- Stahlhülse
1. Verbindung einer Welle (1) mit einem Wellenaufsatz (2) mittels einem Gewinde, wobei
entweder in den Wellenaufsatz oder in das Wellenende eine Bohrung (20) mit einem Innengewinde
eingelassen ist, und die Welle oder der Wellenaufsatz einen entsprechenden, in die
Gewindebohrung einbringbaren Zapfen (10) mit einem Aussengewinde aufweist, und
an der Welle und am Wellenaufsatz jeweils ein Axialanschlag (11, 21) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Innen- und das Aussengewinde zur Achse von Welle und Wellenaufsatz (A) hin flache,
drehmomentübertragende Flanken (15, 25) aufweisen, welche durch gegenseitige Verdrehung
von Welle und Wellenaufsatz, unter Zusammenwirkung der Axialanschläge mittels radialer
Pressung reibschlüssig miteinander verbindbar sind.
2. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Gewindezapfen (10) und die Gewindebohrung (20) zumindest teilweise konusförmig
ausgebildet sind, und dass es sich beim Gewinde um ein konisches Gewinde handelt.
3. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewinde ein mehrgängiges, insbesondere ein dreigängiges, Gewinde ist.
4. Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die drehmomentübertragenden Flanken (15, 25) mit der Achse von Welle und Wellenaufsatz
einen Winkel kleiner als 45°, insbesondere zwischen 5° und 15° bilden.
5. Turbolader, umfassend ein Turbinenrad und ein über eine Welle mit dem Turbinenrad
verbundenes Verdichterrad, wobei die Welle und das Verdichterrad mittels einer Verbindung
gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4 verbunden sind.