[0001] Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes sowie Hörhilfegerät mit einem Mikrofonsystem,
bei dem unterschiedliche Richtcharakteristiken einstellbar sind
[0002] Die Erfindung betrifft Verfahren zum Einstellen eines Hörhilfegerätes sowie ein Hörhilfegerät
mit einem Mikrofonsystem mit veränderbarer Richtcharakteristik zur Aufnahme eines
akustischen Eingangssignals und Abgabe wenigstens eines Mikrofonsignals, einer Signalverarbeitungseinheit
und einem Ausgangswandler. Ferner betrifft die Erfindung ein Programmiergerät für
ein Hörhilfegerät.
[0003] In modernen Hörhilfegeräten finden Einrichtungen zur Klassifikation von Hörsituationen
Verwendung. Je nach Hörsituation werden die Übertragungsparameter des Hörhilfegerätes
automatisch variiert. Dabei kann die Klassifikation u.a. Einfluss haben auf die Wirkungsweise
von Störgeräuschunterdrückungsalgorithmen als auch auf das Mikrofonsystem. So wird
beispielsweise je nach erkannter Hörsituation gewählt (diskret umgeschaltet bzw. kontinuierlich
übergeblendet) zwischen einer omnidirektionalen Richtcharakteristik (Richtcharakteristik
nullter Ordnung) und einer deutlichen Richtwirkung des Mikrofonsystems (Richtcharakteristik
erster oder höherer Ordnung). Zur Erzeugung der Richtcharakteristik werden Gradientenmikrofone
verwendet oder mehrere omnidirektionale Mikrofone elektrisch miteinander verschaltet.
Derartige Mikrofonsysteme zeigen ein frequenzabhängiges Übertragungsverhalten, bei
dem ein deutlicher Abfall zu tiefen Frequenzen zu verzeichnen ist. Das Rauschverhalten
der Mikrofone ist dagegen frequenzunabhängig. Zum Erreichen eines natürlichen Klangeindrucks
muss der Hochpassfrequenzgang des Mikrofonsystems durch Verstärkung der tiefen Frequenzen
ausgeglichen werden. Dabei wird das im tiefen Frequenzbereich vorhandene Rauschen
ebenfalls mitverstärkt und unter Umständen deutlich und störend hörbar, während leise
Geräusche vom Rauschen verdeckt werden. Weiterhin ist bei einem aus mehreren omnidirektionalen
Mikrofonen aufgebauten Mikrofonsystem das Mikrofonrauschen gegenüber einem einzelnen
omnidirektionalen Mikrofon erhöht, wobei das Mikrofonrauschen mit der Anzahl der verwendeten
omnidirektionalen Mikrofone zunimmt.
[0004] Aus der WO 00/76268 A2 ist ein Hörhilfegerät bekannt mit einer Signalverarbeitungseinheit
und mindestens zwei Mikrofonen, die zur Bildung von Richtmikrofonsystemen unterschiedlicher
Ordnung miteinander verschaltbar sind, wobei die Richtmikrofonsysteme ihrerseits in
von der Frequenz der von den Mikrofonen abgegebenen Mikrofonsignale abhängiger Gewichtung
miteinander verschaltbar sind. In Abhängigkeit des Ergebnisses einer Signalanalyse
kann die Grenzfrequenz zwischen benachbarten Frequenzbändern, bei denen eine unterschiedliche
Gewichtung der Mikrofonsignale vorgesehen ist, eingestellt werden.
[0005] Aus der EP 0 942 627 A2 ist ein Hörgerät mit Richtmikrofon-System mit einer Signalverarbeitungseinrichtung,
einem Hörer und mehreren Mikrofonen bekannt, deren Ausgangssignale zur Erzeugung einer
individuellen Richtmikrofoncharakteristik über Verzögerungseinrichtungen und die Signalverarbeitungseinrichtung
in unterschiedlicher Gewichtung miteinander verschaltbar sind. Bei dem Richtmikrofon-System
kann die bevorzugte Empfangsrichtung (Hauptrichtung) in Anpassung an eine vorliegende
Hörsituation individuell eingestellt werden.
[0006] Aus der US 5,524,056 ist ein Hörgerät mit einem omnidirektionalen Mikrofon und einem
direktionalen Mikrofon erster oder höherer Ordnung bekannt. Das Mikrofonsignal des
direktionalen Mikrofons wird im Bereich niedriger Signalfrequenzen in seiner Amplitude
verstärkt und dem Mikrofonsignal des omnidirektionalen Mikrofons angeglichen. Sowohl
das Mikrofonsignal des omnidirektionalen Mikrofons als auch das Mikrofonsignal des
direktionalen Mikrofons sind einer Umschalteinheit zugeführt. In einer ersten Schaltstellung
der Umschalteinheit ist das omnidirektionale Mikrofon und in einer zweiten Schaltstellung
der Umschalteinheit das direktionale Mikrofon mit einem Hörgeräte-Verstärker verbunden.
Die Umschalteinheit kann in Abhängigkeit des Signalpegels eines Mikrofonsignals automatisch
umschalten.
[0007] Nachteilig bei den bekannten Hörhilfegeräten mit einem Richtmikrofonsystem ist, dass
in bestimmten Hörsituationen entweder die Richtwirkung des Mikrofonsystems nicht optimal
verwendet wird oder dass ein hoher Grad an Richtwirkung zu einer deutlich hörbaren
Verschlechterung der Klangqualität führt.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Klangqualität eines Hörhilfegerätes
mit Richtmikrofonsystem zu verbessern.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch Verfahren zum Einstellen eines Hörhilfegerätes gemäß
den Ansprüchen 1 und 5. Ferner wird die Aufgabe gelöst durch Hörhilfegeräte gemäß
den Ansprüchen 9 bis 12 sowie durch ein Programmiergerät gemäß den Ansprüchen 13 und
14.
[0010] Das erfindungsgemäße Hörhilfegerät umfasst ein Mikrofonsystem mit mindestens zwei
Mikrofonen, um Richtcharakteristiken nullter und erster Ordnung realisieren zu können.
Vorzugsweise sind jedoch mehr als zwei Mikrofone vorhanden, so dass auch Richtcharakteristiken
zweiter und höherer Ordnung möglich sind. Weiterhin umfasst das Hörhilfegerät eine
Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung des
von dem Mikrofonsystem erzeugten Mikrofonsignals. Die Signalausgabe erfolgt üblicherweise
durch ein akustisches Ausgangssignal mittels eines Hörers. Es sind aber auch andere,
z.B. Vibrationen erzeugende Ausgangswandler bekannt.
[0011] Als Richtcharakteristik nullter Ordnung im Sinne der Erfindung ist eine omnidirektionale
Richtcharakteristik zu verstehen, die beispielsweise von einem einzelnen, nicht mit
weiteren Mikrofonen verschalteten omnidirektionalen Mikrofon hervorgeht. Eine Mikrofoneinheit
mit einer Richtcharakteristik erster Ordnung (Richtmikrofon erster Ordnung) kann beispielsweise
durch ein einzelnes Gradientenmikrofon oder die elektrische Verschaltung zweier omnidirektionaler
Mikrofone realisiert werden. Mit Richtmikrofonen erster Ordnung ist ein theoretisch
erreichbarer Maximalwert des Direktiviti-Index (DI) von 6 dB (Hyperniere) zu erreichen.
In der Praxis erhält man am KEMAR (einer Standardforschungspuppe) bei optimaler Lage
der Mikrofone und bestem Abgleich der von den Mikrofonen erzeugten Signale DI-Werte
von 4-4,5 dB. Richtmikrofone zweiter und höherer Ordnung weisen DI-Werte von 10 dB
und mehr auf, die beispielsweise für eine bessere Sprachverständlichkeit vorteilhaft
sind. Enthält ein Hörhilfegerät ein Mikrofonsystem mit beispielsweise drei omnidirektionalen
Mikrofonen, so können auf dieser Basis durch geeignete Verschaltung der Mikrofone
gleichzeitig Mikrofoneinheiten mit Richtcharakteristiken nullter bis zweiter Ordnung
realisiert werden.
[0012] Ein einzelnes omnidirektionales Mikrofon stellt für sich eine Mikrofoneinheit nullter
Ordnung dar. Wird bei zwei omnidirektionalen Mikrofonen das Mikrofonsignal eines Mikrofons
verzögert, invertiert und zu dem Mikrofonsignal des anderen Mikrofons addiert, so
entsteht eine Mikrofoneinheit erster Ordnung. Wird wiederum bei zwei Mikrofoneinheiten
erster Ordnung das Mikrofonsignal einer Mikrofoneinheit verzögert, invertiert und
zu dem Mikrofonsignal der zweiten Mikrofoneinheit erster Ordnung addiert, so ergibt
sich eine Mikrofoneinheit mit Richtcharakteristik zweiter Ordnung. Auf diese Weise
lassen sich - abhängig von der Anzahl omnidirektionaler Mikrofone - Mikrofoneinheiten
beliebiger Ordnung realisieren.
[0013] Umfasst ein Mikrofonsystem Mikrofoneinheiten unterschiedlicher Ordnung, so kann zwischen
unterschiedlichen Richtcharakteristiken umgeschaltet werden, z.B. durch An- oder Ausschalten
eines oder mehrerer Mikrofone. Weiterhin können durch eine geeignete elektrische Verschaltung
der Mikrofoneinheiten auch beliebige Mischformen zwischen den Richtcharakteristiken
unterschiedlicher Ordnung erzeugt werden. Hierzu werden die Mikrofonsignale der Mikrofoneinheiten
unterschiedlich gewichtet und addiert, bevor sie in der Signalverarbeitungseinheit
des Hörhilfegerätes weiter verarbeitet und verstärkt werden. So kann ein kontinuierlicher,
gleitender Übergang zwischen unterschiedlichen Richtcharakteristiken realisiert werden,
wodurch sich störende Artefakte beim Umschalten vermeiden lassen.
[0014] In vielen Alltagssituationen ist ein hohes Maß an Richtwirkung bei einem Hörhilfegerät
wünschenswert. So können zum Beispiel die Worte eines Gesprächspartners bei einem
Gespräch besser verstanden werden oder in einer Hörsituation mit seitlichem Störlärm
wird dieser weitgehend unterdrückt. Allerdings vergrößert ein höheres Maß an Richtwirkung
auch das durch das Mikrofonsystem verursachte Mikrofonrauschen. Es muss daher stets
ein Kompromiss zwischen der Stärke der Richtwirkung und dem maximal in Kauf genommenen
Mikrofonrauschen gefunden werden.
[0015] Bei einem Hörhilfegerät gemäß der Erfindung wird das zugelassene Mikrofonrauschen
an den individuellen Hörverlust des Hörhilfegeräteträgers angepasst, indem über eine
Veränderung der Richtcharakteristik nur in dem Maß Mikrofonrauschen zugelassen wird,
in dem dies von dem Hörhilfegeräteträger nicht als störend empfunden wird. Dabei wird
das Mikrofonrauschen insbesondere bei leisen Ausgangssignalen des Hörhilfegerätes
als störend empfunden, da es bei diesen nicht durch das Nutzsignal verdeckt (maskiert)
wird. Hingegen wird bei einem lauten Ausgangssignal des Hörhilfegerätes das Mikrofonrauschen
verdeckt und damit unhörbar. Daher muss in Situationen mit einem relativ hohen Signalpegel
des von dem Mikrofonsystem erzeugten Mikrofonsignals die Richtwirkung wegen der psychoakustischen
Verdeckung des Mikrofonrauschens durch das laute Eingangssignal nicht eingeschränkt
werden.
[0016] Um nicht unnötig Richtwirkung zu verschenken, sondern diese individuell optimal auszunutzen,
sieht die Erfindung vor, die individuelle Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers
bei der Einstellung der Richtwirkung mit zu berücksichtigen.
[0017] Hierzu wird zunächst die Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers in Abhängigkeit
von der Frequenz eines dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführten Testsignals
ermittelt. Anhand aktueller Hörhilfegeräteeinstellungen, die insbesondere das Signalübertragungsverhalten
des Hörhilfegerätes und das Mikrofonsystem betreffen, kann das von dem Mikrofonsystem
ausgehende und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführte Mikrofonrauschen über
der Frequenz ziemlich genau berechnet werden. Als Alternative zu der Berechnung ist
es ebenfalls möglich, das Mikrofonrauschen unter den gegebenen Einstellungen des Hörhilfegerätes
in Abhängigkeit von der Frequenz zu messen. Ein Vergleich mit der zuvor gemessenen
individuellen Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers zeigt nun, ob das Mikrofonrauschen
zumindest in bestimmten Frequenzbereichen über der Ruhehörschwelle liegt und damit
vom Hörhilfegeräteträger wahrgenommen wird. Gemäß der Erfindung wird dann für die
mit dem Hörhilfegerät übertragbaren Frequenzen ein möglichst hohes Maß an Richtwirkung
eingestellt, ohne dass dabei das durch das Mikrofonsystem verursachte Mikrofonrauschen
die Ruhehörschwelle übersteigt.
[0018] Bei einer Ausführungsform der Erfindung wird die Richtcharakteristik des Mikrofonsystems
so eingestellt, dass das von dem Mikrofonsystem verursachte und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers
zugeführte Mikrofonrauschen zumindest in einem bestimmten Frequenzbereich zwar oberhalb
der Ruhehörschwelle liegt, jedoch ein von dem Hörhilfegeräteträger individuell als
tolerierbar erachtetes Maß nicht übersteigt. Insbesondere kann durch eine Veränderung
der Richtcharakteristik in Abhängigkeit der Frequenz eines akustischen Eingangssignals
das Mikrofonrauschen so eingestellt werden, dass dieses zumindest näherungsweise über
den gesamten, durch das Hörhilfegerät übertragbaren Frequenzbereich mit der Ruhehörschwelle
bzw. dem als tolerierbar erachteten Maß an Rauschen übereinstimmt.
[0019] Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Einstellung des Richtmikrofonsystems
während des Betriebes des Hörhilfegerätes an die aktuelle Umgebungssituation angepasst
wird. Insbesondere wird bei einem Mikrofonsignal mit hohem Signalpegel ein höheres
Maß an Richtwirkung zugelassen als dies bei alleiniger Berücksichtigung der Ruhehörschwelle
der Fall wäre. Allerdings ist es hierfür erforderlich, den Signalpegel des von dem
Mikrofonsystem erzeugten Mikrofonsignals zu messen. Eine Optimierung der Richtwirkung
wird insbesondere dann erreicht, wenn die individuelle Maskierungsschwelle des Hörhilfegeräteträgers
bezüglich des Mikrofonrauschens bestimmt wird. Diese zeigt an, bei welchem Signalpegel
eines von einem akustischen Eingangssignal herrührenden Anteil in dem Ausgangssignal
des Mikrofonsystems der Anteil des Mikrofonrauschens in diesem Ausgangssignal maskiert,
d.h. verdeckt und damit nicht mehr von dem Hörhilfegeräteträger wahrnehmbar ist. Die
Maskierungsschwelle ist abhängig von der Frequenz und dem Signalpegel des Mikrofonrauschens
und gibt an, welche Mikrofonsignale dazu geeignet sind, das Mikrofonrauschen zu verdecken.
Das Maß an Richtwirkung des Mikrofonsystems wird dann derart variiert, dass in Abhängigkeit
der Frequenz eines akustischen Eingangssignals eine möglichst hohe Richtwirkung erreicht
wird, ohne dass dabei das Mikrofonrauschen die Maskierungsschelle übersteigt. Analog
zu der Ruhehörschwelle kann auch hierbei ein von dem Hörhilfegeräteträger individuell
als tolerierbar erachtetes Maß an Mikrofonrauschen zugelassen werden, was bedeutet,
dass die Richtwirkung so eingestellt wird, dass das Mikrofonrauschen zumindest in
einem bestimmten Frequenzbereich die Maskierungsschwelle auch um ein bestimmtes Maß
übersteigen darf. Prinzipiell kann bei der Programmierung des Hörhilfegerätes eine
beliebige Funktion festgelegt werden, die angibt, um welchen Wert das Mikrofonrauschen
in Abhängigkeit von der Frequenz die Ruhehörschwelle übersteigen oder auch unterschreiten
soll. In der Praxis wird man jedoch zumindest für einen bestimmten Frequenzbereich
(z.B. von 2 kHz bis 4 kHz) einen konstanten Wert (z.B. 5 dB über der in diesem Frequenzbereich
gemessenen Ruhehörschwelle) für das zulässige Mikrofonrauschen festlegen.
[0020] Die Einstellung der Richtwirkung des Hörhilfegerätes gemäß der Erfindung in Abhängigkeit
von der Ruhehörschwelle bzw. der Maskierungsschwelle kann beispielsweise während der
Anpassung des Hörhilfegerätes an den individuellen Hörverlust eines Hörhilfegeräteträgers
durch den Akustiker erfolgen. Vorteilhaft erfolgt diese Anpassung jedoch automatisch
durch das Programmiergerät, gesteuert durch eine entsprechende Programmiersoftware.
Als Eingangsgrößen bei der Berechnung dienen audiometrischen Daten des Hörhilfegeräteträgers,
insbesondere die Ruhehörschwelle bzw. die Maskierungsschwelle, Kennwerte des Hörhilfegerätes
sowie die Hörhilfegeräteeinstellungen zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes
des Hörhilfegeräteträgers. Das Programmiergerät errechnet aus diesen Daten dann Werte
der Einstellparameter, die die Einstellung der Richtwirkung in Abhängigkeit der Frequenz
betreffen. Bei der Einstellung der Richtwirkung in Abhängigkeit der Maskierungsschwelle
erfolgt die Einstellung der Richtwirkung zusätzlich in Abhängigkeit des Signalpegels
des Ausgangssignals, das dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführt wird. Auch
diesbezüglich werden durch das Programmiergerät Einstellparameter errechnet und auf
das Hörhilfegerät übertagen, die die Richtwirkung des Mikrofonsystems in Abhängigkeit
dieses Signalpegels während des laufenden Betriebes des Hörhilfegerätes regeln.
[0021] Die Erfindung kann bei allen bekannten Hörhilfegeräte-Typen mit einem einstellbaren
Richtmikrofon angewendet werden, beispielsweise bei hinter dem Ohr tragbaren Hörhilfegeräten,
in dem Ohr tragbaren Hörhilfegeräten, implantierbaren Hörhilfegeräten oder Taschenhörhilfegeräten.
Weiterhin kann das Hörhilfegerät gemäß der Erfindung auch Teil eines mehrere Geräte
zur Versorgung eines Schwerhörigen umfassenden Hörhilfegerätesystems sein, z.B. Teil
eines Hörgerätesystems mit zwei am Kopf getragenen Hörhilfegeräten zur binauralen
Versorgung oder Teil eines Hörgerätesystem, bestehend aus einem am Kopf tragbaren
Gerät und einer am Körper tragbaren Prozessoreinheit.
[0022] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen beschrieben. Es zeigen:
Figur 1 ein Hörhilfegerät mit einem drei omnidirektionale Mikrofone umfassenden Richtmikrofonsystem,
Figur 2 ein Blockschaltbild zur Einstellung eines Richtmikrofonsystems unter Berücksichtigung
einer individuellen Ruhehörschwelle,
Figur 3 ein Blockschaltbild zur Einstellung eines Richtmikrofons unter Berücksichtigung
der individuellen Maskierungsschwelle und
Figur 4 ein Blockschaltbild zur Einstellung eines Mikrofonsystems unter Berücksichtigung
der individuellen Maskierungsschwelle sowie des von dem Mikrofonsystem erzeugten Ausgangssignals.
[0023] Figur 1 zeigt ein Prinzipschaltbild eines Hörhilfegerätes mit einem Richtmikrofonsystem
gemäß der Erfindung. Das Mikrofonsystem umfasst drei omnidirektionale Mikrofone 1,
2 und 3. Das von dem Mikrofon 2 ausgehende Mikrofonsignal wird in einer Verzögerungseinheit
4A verzögert, durch einen Inverter 5A invertiert und in einem Summierer 6A zu dem
von dem Mikrofon 1 ausgehenden Mikrofonsignal R0 addiert. Die beiden omnidirektionalen
Mikrofone 1 und 2 bilden dadurch ein Richtmikrofon 1, 2 mit Richtcharakteristik erster
Ordnung, von dem das Mikrofonsignal R1 ausgeht. Ebenso wird das von dem Mikrofon 3
ausgehende Mikrofonsignal in einer Verzögerungseinheit 4B verzögert, durch einen Inverter
5B invertiert und in einem Summierer 6B zu dem von dem Mikrofon 2 ausgehenden Mikrofonsignal
addiert. Auch die Mikrofone 2 und 3 bilden dadurch ein Richtmikrofonsystem 2, 3 mit
Richtcharakteristik erster Ordnung, dessen Mikrofonsignal am Ausgang des Summierers
6B anliegt. Wird wiederum das von dem Richtmikrofonsystem 2, 3 ausgehende Mikrofonsignal
in einer Verzögerungseinheit 7 verzögert und in einem Inverter 8 invertiert und in
einem Summierer 9 zu dem von dem Richtmikrofonsystem 1, 2 ausgehenden Mikrofonsignal
R1 addiert, so entsteht aus den Mikrofonen 1, 2 und 3 ein Richtmikrofonsystem 1, 2,
3 mit Richtcharakteristik zweiter Ordnung, dessen Mikrofonsignal R2 am Ausgang des
Summierers 9 anliegt. Die drei Mikrofonsignale R0, R1 und R2 sind schließlich einer
Schaltungseinheit 10 zugeführt, in der zwischen den unterschiedlichen Mikrofonsignalen
umgeschaltet werden kann oder in der die unterschiedlichen Mikrofonsignale R0, R1
und R2 unterschiedlich gewichtet und addiert werden. Das resultierende und am Ausgang
der Schaltungseinheit 10 abgegebene Mikrofonausgangssignal RA wird schließlich einer
Signalverarbeitungseinheit 11 zugeführt, in der die Weiterverarbeitung und frequenzabhängige
Verstärkung des Mikrofonausgangssignals RA zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes
eines Hörhilfegeräteträgers erfolgt. Schließlich wird das verarbeitete Mikrofonsignal
zur Abgabe in einen Gehörgang des Hörhilfegeräteträgers durch einen Hörer 12 in ein
akustisches Signal gewandelt.
[0024] Moderne Hörhilfegeräte lassen sich in besonderer Weise an unterschiedliche Hörsituationen
anpassen. Hierzu weist das Hörhilfegerät im Ausführungsbeispiel eine Steuereinheit
13 auf, in der unterschiedliche Parametersätze, sogenannte Hörprogramme, zur Steuerung
der Signalverarbeitung im Hörhilfegerät speicherbar und abrufbar sind. Zwischen den
unterschiedlichen Hörprogrammen kann mittels eines Programmwahltasters 14 umgeschaltet
werden. Ferner verfügt das Hörhilfegerät über eine automatische Situationserkennung,
mittels derer die die Signalverarbeitung betreffenden Parameter des Hörhilfegerätes
während des laufenden Betriebes des Hörhilfegerätes angepasst werden können. Zur Signalanalyse
ist der Steuereinheit 13 das von dem omnidirektionalen Mikrofon 1 ausgehende Mikrofonsignal
zugeführt. Auch die Richtcharakteristik des Mikrofonsystems wird an die erkannte Umgebungssituation
bzw. an das eingestellte Hörprogramm angepasst, wobei im Ausführungsbeispiel eine
Mikrofonsteuereinheit 15 vorgesehen ist, die ebenfalls durch die Steuereinheit 13
gesteuert wird. Abhängig von der erkannten Umgebungssituation bzw. dem eingestellten
Hörprogramm kann somit über die Mikrofonsteuereinheit 15 zwischen Richtmikrofonsystemen
mit Richtcharakteristik nullter, erster oder zweiter Ordnung umgeschaltet werden oder
es können die von den Richtmikrofonen unterschiedlicher Ordnung ausgehenden Mikrofonsignale,
gesteuert durch die Mikrofonsteuereinheit 15, unterschiedlich gewichtet und addiert
werden.
[0025] Bei dem Hörhilfegerät gemäß dem Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, dass die Einstellung
der Richtcharakteristik unter Berücksichtigung der individuellen Ruhehörschwelle eines
Hörhilfegeräteträgers erfolgt. Diese wird durch einen Gehörtest ermittelt, der in
der Regel von einem Hörgeräte-Akustiker durchgeführt wird. Ferner wird bei dem Hörhilfegerät
gemäß dem Ausführungsbeispiel das Mikrofonrauschen für unterschiedliche Richtcharakteristiken
ermittelt, z.B. gemessen oder unter Berücksichtigung der Mikrofon-Kenndaten, der unterschiedlichen
Verschaltungen der Mikrofone sowie der Signalverarbeitung im Hörhilfegerät bei den
jeweiligen Hörhilfegeräte-Einstellungen errechnet. Anschließend wird bei dem Hörhilfegerät
die Richtwirkung in Abhängigkeit der Frequenz, der Ruhehörschwelle sowie des Mikrofonrauschens
bei der jeweiligen Frequenz eingestellt. Liegt z.B. in einem Frequenzbereich die individuelle
Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers bei 30dB SPL, so wird die Richtcharakteristik
so eingestellt, dass das von dem Mikrofonsystem erzeugte und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers
zugeführte Mikrofonrauschen in der Größenordnung dieser Ruhehörschwelle liegt, so
dass ein möglichst hohes Maß an Richtwirkung erreicht wird, ohne dass dabei das durch
das Mikrofonsystem erzeugte Mikrofonrauschen von dem Hörhilfegeräteträger als störend
empfunden wird. Liegt in einem anderen Frequenzbereich die Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers
z.B. bei 50dB SPL, so kann in diesem Frequenzbereich ein höheres Maß an Richtwirkung
zugelassen werden, beispielsweise eine Richtcharakteristik zweiter Ordnung, ohne dass
dabei das Mikrofonrauschen von dem Hörhilfegeräteträger wahrgenommen wird.
[0026] Bei der Einstellung des Hörhilfegerätes wird somit das Ziel verfolgt, ein möglichst
hohes Maß an Richtwirkung zuzulassen, ohne dass dabei das von dem Mikrofonsystem erzeugte
Mikrofonrauschen unter Berücksichtigung der aktuellen Hörhilfegeräteeinstellungen
oberhalb der individuellen Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers liegt.
[0027] Eine andere Strategie der Hörhilfegeräteeinstellung kann darin bestehen, dass ein
von dem Hörhilfegeräteträger wahrnehmbares Mikrofonrauschen ein bestimmtes Maß nicht
übersteigt. Das Mikrofonsystem wird dann so eingestellt, dass in dem Ausgangssignal
des Hörhilfegerätes das von dem Mikrofonsystem hervorgerufene Mikrofonrauschen maximal
um eben dieses Maß die Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers übersteigt. Dabei
kann sich dieses von dem Hörhilfegeräteträger als tolerierbar erachtete Maß an Mikrofonrauschen
über den gesamten, durch das Hörhilfegerät übertragbaren Frequenzbereich beziehen
oder nur auf einen bestimmten Frequenzbereich beschränken.
[0028] Eine Weiterentwicklung der Erfindung sieht vor, dass der Mikrofonsteuereinheit 15
auch das Ausgangssignal der Steuereinheit 10 und damit das zur Weiterverarbeitung
bestimmte Mikrofonausgangssignal RA zugeführt ist. Dies hat den Vorteil, dass neben
der individuellen Ruhehörschwelle auch der Signalpegel dieses Mikrofonsignals bei
der Einstellung der Richtcharakteristik berücksichtigt werden kann. Das Mikrofonrauschen
wird nämlich nur bei verhältnismäßig niedrigen Signalpegeln dieses Mikrofonausgangssignals
RA als störend empfunden. Bei einem verhältnismäßig hohen Pegel dieses Mikrofonausgangssignals
RA nimmt das Mikrofonrauschen nur einen kleinen Anteil an diesem Signal ein und der
überwiegende Anteil des Mikrofonausgangssignals RA wird durch das akustische Eingangssignal
bestimmt. Dies führt jedoch dazu, dass das Mikrofonrauschen ohnehin durch das akustische
Eingangssignal verdeckt (maskiert) und somit durch den Hörhilfegeräteträger nicht
wahrgenommen wird. Es kann somit in einer derartigen Hörsituation ein höheres Maß
an Richtwirkung zugelassen werden als dies bei der reinen Berücksichtigung der Ruhehörschwelle
der Fall wäre. Bei einem Mikrofonausgangssignal RA mit sehr hohem Signalpegel kann
somit stets die größtmögliche Richtwirkung des Mikrofonsystems eingestellt werden,
ohne dass hierdurch das Mikrofonrauschen von dem Hörhilfegeräteträger als störend
empfunden wird. Die Anpassung der Richtcharakteristik des Mikrofonsystems an die Ruhehörschwelle
ist daher besonders bei Mikrofonausgangssignalen RA mit niedrigem Signalpegel wichtig,
da bei diesen das Mikrofonrauschen in dem Mikrofonsignal überwiegt und somit als störend
empfunden werden kann.
[0029] Eine weitere Optimierung des Richtmikrofonsystems wird dadurch erreicht, dass bei
dem Hörhilfegeräteträger die individuelle Maskierungsschwelle für das Mikrofonrauschen
bestimmt wird. Dann kann die Richtwirkung in Abhängigkeit der Frequenz der von den
Mikrofonen 1-3 ausgehenden Mikrofonsignale R0, R1 und R2 so eingestellt werden, dass
stets die maximale Richtwirkung eingestellt ist, bei der das Mikrofonrauschen gerade
noch verdeckt wird. Im Falle eines sehr leisen akustischen Eingangssignals bzw. ohne
akustisches Eingangssignal wird dann automatisch zumindest im Wesentlichen nur das
von dem omnidirektionalen Mikrofon 1 ausgehende Mikrofonsignal R0 an die Signalverarbeitungseinheit
11 weitergeleitet. Mit zunehmendem Signalpegel in dem Mikrofonsignal wird dann stufenweise
auf Richtcharakteristiken höherer Ordnung umgeschaltet oder kontinuierlich das Gewicht
des Mikrofonsignals R1 bzw. R2 gegenüber R0 erhöht.
[0030] Ebenso wie bei der Ruhehörschwelle kann auch bei der Berücksichtigung der Maskierungsschwelle
ein bestimmtes Maß an Mikrofonrauschen von dem individuellen Hörhilfegeräteträger
als tolerierbar erachtet werden. Dann wird die Richtcharakteristik des Mikrofonsystems
so eingestellt, dass dieses Maß an Mikrofonrauschen entweder über den gesamten übertragbaren
Frequenzbereich oder lediglich in wenigstens einem Frequenzband von dem Hörhilfegeräteträger
wahrnehmbar bleibt.
[0031] In dem Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1 ist der Mikrofonsteuereinheit 15 das Mikrofonausgangssignal
RA zugeführt um die Richtwirkung des Mikrofonsystems so einzustellen, dass das dem
Gehör des Hörhilfegeräteträger zugeführte Mikrofonrauschen unterhalb der Ruhehörschwelle
liegt bzw. durch ein Nutzsignal verdeckt wird. Da die Rückkopplung somit vor der eigentlichen
Signalverarbeitung im Hörhilfegerät mittels der Signalverarbeitungseinheit 11 erfolgt,
sind der Mikrofonsteuereinheit 15 zusätzlich auch die aktuellen Steuerparameter der
Steuereinheit 13 zugeführt, so dass die Weiterverarbeitung des Mikrofonausgangssignals
RA durch die Signalverarbeitungseinheit 11 berücksichtigt werden kann. Alternativ
könnte der Mikrofonsteuereinheit 15 auch das Ausgangsignal der Signalverarbeitungseinheit
11 zugeführt werden.
[0032] Die Signalverarbeitung bei dem Hörhilfegerät gemäß dem Ausführungsbeispiel kann in
analoger, digitaler oder in kombinierter Schaltungstechnik erfolgen. Weiterhin kann
die Signalverarbeitung auch parallel in aneinandergrenzenden Frequenzbändern (Kanälen)
erfolgen. Vorzugsweise erfolgt auch die Einstellung der Richtcharakteristik des Mikrofonsystems
in Frequenzbändern.
[0033] Nachfolgend werden in den Figuren 2 bis 4 die wesentlichen Schritte bei der Einstellung
eines Hörhilfegerätes gemäß der Erfindung in verallgemeinerter Darstellung nochmals
veranschaulicht. Dabei zeigt Figur 2 ein Blockschaltbild zur Einstellung eines Richtmikrofonsystems
unter Berücksichtigung einer individuellen Ruhehörschwelle. Das Mikrofonsystem des
Hörhilfegerätes umfasst ein Mikrofon-Array 20 mit mehreren Mikrofonen, von denen jeweils
ein Mikrofonsignal abgegeben wird. Zur Einstellung der Richtcharakteristik sind die
Mikrofonsignale einer Schaltungseinheit 21 zugeführt. Diese liefert an ihrem Signalausgang
ein Mikrofonsignal, das zur Weiterverarbeitung in dem Hörhilfegerät vorgesehen ist.
Ziel der Hörhilfegeräteeinstellung ist es, ein möglichst hohes Maß an Richtwirkung
zu erzielen, ohne dabei das Mikrofonrauschen derart ansteigen zu lassen, dass dies
von einem Hörhilfegeräteträger als störend empfunden wird. Um eine derartige Einstellung
des Mikrofonsystems zu erreichen, wird zunächst mit einer Testeinrichtung die individuelle
Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers in Abhängigkeit der Frequenz eines dem Gehör
des Hörhilfegeräteträgers zugeführten Testsignals ermittelt und in einer Speichereinrichtung
22 gespeichert. Die Messung der Ruhehörschwelle kann von einem Hörgeräte-Akustiker
durchgeführt werden, sie kann aber auch mit einer geeigneten Messeinrichtung (PC mit
entsprechender Software) bzw. einem Hörhilfegerät mit integriertem Tongenerator von
dem Hörhilfegeräteträger selbst durchgeführt werden. Ist die individuelle Ruhehörschwelle
eines Hörhilfegeräteträgers in Abhängigkeit der Frequenz bekannt, so lässt sich daraus
auch die erforderliche Verstärkung leiser Eingangssignale in Abhängigkeit von der
Frequenz durch das Hörhilfegerät ermitteln, um den Hörverlust auszugleichen. In der
Regel wird der Hörverlust durch das Hörhilfegerät jedoch nicht vollständig ausgeglichen,
sondern bezogen auf die Ruhehörschwelle eines Normalhörenden lediglich um beispielsweise
50% vermindert. Aus der notwendigen Verstärkung leiser Eingangssignale wiederum kann
das dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführte Mikrofonrauschen bei leisen Eingangssignalen
bzw. beim Fehlen eines akustischen Eingangssignals bestimmt werden. Zum Bestimmen
des Mikrofonrauschens in Abhängigkeit der Frequenz und unterschiedlicher Einstellungen
bezüglich der Richtcharakteristik werden entweder Messungen an dem Hörhilfegerät durchgeführt
oder das jeweilige Mikrofonrauschen wird anhand von Hörhilfegeräte- sowie Mikrofon-Kenndaten
errechnet. Unter Berücksichtigung der so gewonnenen Kenndaten wird nun eine optimierte
Richtcharakteristik des Mikrofon-Arrays in Abhängigkeit der Frequenz eines akustischen
Eingangssignals und der individuellen Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers bei
der jeweiligen Frequenz ermittelt, wobei hierzu die Werte von Einstellparametern des
Hörhilfegerätes und insbesondere der Schaltungseinheit 21 zur Einstellung eben dieser
Richtcharakteristik errechnet und bei dem Hörhilfegerät eingestellt werden. Die Berechnung
erfolgt in einer Recheneinrichtung 23, die vorzugsweise als Programmiergerät oder
PC mit einer entsprechenden Software ausgebildet ist und die Speichereinrichtung 22
umfasst. Die errechneten Parameter werden dann auf das Hörhilfegerät übertragen. Die
Recheneinrichtung 23 kann aber auch innerhalb des Hörhilfegerätes angeordnet sein.
Vorteilhaft erfolgt die Einstellung des Hörhilfegerätes und insbesondere der Schaltungseinheit
21 derart, dass das dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführte Mikrofonrauschen
zumindest näherungsweise mit dessen Ruhehörschwelle übereinstimmt oder diese zumindest
nicht übersteigt. Weiterhin kann die Richtwirkung des Mikrofon-Arrays auch so eingestellt
werden, dass das resultierende Mikrofonrauschen zumindest in einem bestimmten Frequenzbereich
die Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers um ein von diesem tolerierbares Maß
übersteigt. Vorzugsweise ist dieses Maß in Abhängigkeit von der Frequenz frei wählbar.
[0034] Eine gegenüber dem Ausführungsbeispiel gemäß Figur 2 verbesserte Einstellung der
Richtwirkung des Mikrofonsystems lässt sich mit der Einstellung des Mikrofon-Arrays
gemäß Figur 3 erreichen. Auch hierbei sind die Mikrofonsignale einer Anzahl an Mikrofonen
30 zur Einstellung der Richtcharakteristik zunächst einer Schaltungseinheit 31 zugeführt.
Anders als im vorhergehenden Ausführungsbeispiel erfolgt dabei die Einstellung jedoch
nicht statisch, z.B. einmalig während der Anpassung des Hörhilfegerätes durch den
Akustiker, sondern adaptiv während des laufenden Betriebes des Hörhilfegerätes. Zur
Einstellung der Richtwirkung wird das von dem Mikrofonsystem erzeugte Mikrofonsignal
oder ein daraus hervorgehendes Signal ebenfalls berücksichtigt. Weist das Mikrofonsignal
zumindest in einem bestimmten Frequenzbereich einen hohen Signalpegel auf, so kann
zumindest in diesem Frequenzbereich ein höheres Mikrofonrauschen und damit ein höheres
Maß an Richtwirkung toleriert werden. Die Richtwirkung wird dann zumindest in diesem
Frequenzbereich derart erhöht, bis der Anteil des Mikrofonrauschens in dem Ausgangssignal
gerade noch durch den aus dem akustischen Eingangssignal hervorgehenden Anteil des
Ausgangssignals verdeckt wird oder die maximale Richtwirkung erreicht ist. Dadurch
wird gewährleistet, dass stets die maximale Richtwirkung eingestellt ist, bei der
das Mikrofonrauschen nicht als störend empfunden wird. Auch die Maskierungsschwelle
für das Mikrofonrauschen wird anhand von Testsignalen ermittelt, die dem Gehör des
Hörhilfegeräteträgers z.B. während der Anpassung des Hörhilfegerätes zugeführt werden.
Als Testsignale werden bevorzugt Sinussignale, weißes Rauschen oder ein dem Mikrofonrauschen
ähnliches Rauschen verwendet. Daten bezüglich der gemessenen, individuellen Maskierungsschwelle
in Abhängigkeit der Frequenz werden dann in einer Speichereinrichtung 32 im Hörhilfegerät
gespeichert. Eine Recheneinrichtung 33 errechnet aus diesen Daten und dem Ausgangssignal
der Schaltungseinheit 31 adaptiv eine optimierte Einstellung der Schaltungseinheit
31, so dass so viel Richtwirkung wie möglich eingestellt ist und dennoch kein Mikrofonrauschen
von dem Hörhilfegeräteträger wahrgenommen wird. Auch bei diesem Ausführungsbeispiel
kann man eine alternative Ausführungsform dadurch realisieren, dass die Richtwirkung
des Mikrofon-Arrays so eingestellt wird, dass das resultierende Mikrofonrauschen zumindest
in einem bestimmten Frequenzbereich die Ruhehörschwelle des Hörhilfegeräteträgers
um ein von diesem tolerierbares Maß übersteigt. Vorzugsweise ist auch dieses Maß in
Abhängigkeit von der Frequenz frei wählbar.
[0035] Eine weitere Ausführungsform zur Einstellung der Richtwirkung eines Mikrofonsystems
mit mehreren Mikrofonen 40 zeigt Figur 4. Auch hierbei erfolgt die Einstellung wie
bei der vorhergehenden Ausführungsform adaptiv unter Berücksichtigung der individuellen
Maskierungsschwelle. Im Unterschied zum Ausführungsbeispiel gemäß Figur 3 wird dabei
jedoch das zur Weiterverarbeitung in einer Signalverarbeitungseinheit des Hörhilfegerätes
vorgesehene Ausgangssignal einer Schaltungseinheit 41 nicht berücksichtigt. Das Mikrofonsystem
umfasst stattdessen eine zweite Schaltungseinheit 42, in die ebenfalls die von den
omnidirektionalen Mikrofonen 40 erzeugten Mikrofonsignale eingehen und aus der das
zur Weiterverarbeitung vorgesehene Ausgangssignal des Mikrofonsystems hervorgeht.
Dabei sind die Einstellungen der ersten Schaltungseinheit 41 statisch, d.h., sie werden
allenfalls bei der Anpassung des Hörhilfegerätes, jedoch nicht während des normalen
Betriebes eingestellt. Das Ausgangssignal dieser ersten Schaltungseinheit 41 wird
dann zusammen mit den Daten bzgl. der individuellen Maskierungsschwelle des Hörhilfegeräteträgers,
die in einer Speichereinrichtung 43 im Hörhilfegerät hinterlegt sind, dazu verwendet,
die zweite Schaltungseinheit 42 zu Steuern. Ergibt sich z.B., dass in der momentanen
Hörsituation bei den statischen Einstellungen der ersten Schaltungseinheit 41 das
Mikrofonrauschen von dem akustischen Eingangssignal verdeckt werden würde, so kann
bei der adaptiven Schaltungseinheit 42 ein höheres Maß an Richtwirkung eingestellt
werden. Die Einstellparameter der Schaltungseinheit 42 werden dabei während das laufenden
Betriebes des Hörhilfegerätes aus dem in der Speichereinrichtung 43 hinterlegten Verlauf
der Maskierungsschwelle in Abhängigkeit der Frequenz und der Signalpegel des Mikrofonrauschens
und des Nutzsignals sowie des Ausgangssignals der Schaltungseinheit 41 mittels der
Recheneinrichtung 44 ermittelt. Insbesondere wird bei dieser Berechnung auch das Maß
der Verdeckung, d.h. der Unterschied des Signalpegels des Mikrofonrauschens im Vergleich
zum Signalpegel des von dem akustischen Eingangssignal herrührenden Anteils in dem
Ausgangssignal der Schaltungseinheit 41, mit berücksichtigt. Bei einem großen Unterschied
dieser beiden Signalpegel kann durch die Recheneinrichtung 44 bei der Schaltungseinheit
42 eine verhältnismäßig große Zunahme der Richtwirkung gegenüber der durch die Schaltungseinheit
41 erzeugten Richtwirkung eingestellt werden. Der Vorteil dieser Ausführungsform liegt
darin, dass eine Rückkopplungsschleife wie im vorhergehenden Ausführungsbeispiel vermieden
wird.
[0036] Als Alternative zu der individuell am Träger des einzustellenden Hörhilfegerätes
gemessenen Maskierungsschwelle kann der adaptiven Einstellung eines Richtmikrofonsystems
gemäß der Erfindung auch ein Maskierungsmodell zugrunde liegen, das auf Messungen
an einer Vielzahl an Probanden beruht. In den Speichereinrichtungen 32 bzw. 43 der
Ausführungsbeispiele gemäß den Figuren 3 und 4 sind dann Daten bezüglich dieses allgemeinen
Maskierungsmodells abgelegt, das bei der Berechnung von Einstellparametern des Richtmikrofonsystems
in der Regel ebenfalls gute Ergebnisse liefert. Die aufwendige Messung der individuellen
Maskierungsschwelle kann dadurch entfallen.
[0037] Zusammenfassend soll durch die Erfindung bei einem Hörhilfegerät mit einem mehrere
Mikrofone umfassenden Mikrofonsystem die Richtwirkung verbessert werden, ohne dass
hierbei eine von einem Hörhilfegeräteträger als störend empfundene Zunahme des Mikrofonrauschens
entsteht. Hierzu schlägt die Erfindung vor, dass die Einstellung des Mikrofonsystems
statisch oder adaptiv unter Berücksichtigung der individuellen Ruhehörschwelle bzw.
unter Berücksichtigung der individuellen Maskierungsschwelle für das von dem Mikrofonsystem
erzeugte Mikrofonrauschen erfolgt. Somit kann stets das größtmögliche Maß an Richtwirkung
zugelassen werden, ohne dass dabei der Hörhilfegeräteträger das von dem Mikrofonsystem
erzeugte Mikrofonrauschen als störend empfindet.
1. Verfahren zum Einstellen eines Hörhilfegerätes mit einem Mikrofonsystem (1, 2, 3)
mit veränderbarer Richtcharakteristik zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals
und Abgabe wenigstens eines Mikrofonausgangssignals (RA), einer Signalverarbeitungseinheit
(11) und einem Ausgangswandler (12), mit folgenden Schritten:
a) Bestimmen einer Ruhehörschwelle eines Hörhilfegeräteträgers in Abhängigkeit der
Signalfrequenz eines dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführten Testsignals,
b) Einstellen der Richtcharakteristik des Mikrofonsystems (1, 2, 3) des Hörhilfegerätes
in Abhängigkeit der Frequenz des akustischen Eingangssignals und der Ruhehörschwelle.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Richtcharakteristik in Abhängigkeit der Frequenz
des akustischen Eingangssignals und des Signalpegels des von dem Mikrofonsystem (1,
2, 3) erzeugten Mikrofonausgangssignals (RA) so eingestellt wird, dass der Signalpegel
des von dem Mikrofonsystem (1, 2, 3) erzeugten und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers
zugeführten Mikrofonrauschens wenigstens im Wesentlichen mit der Ruhehörschwelle bei
der jeweiligen Frequenz übereinstimmt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Richtcharakteristik in Abhängigkeit der Frequenz
des akustischen Eingangssignals und des Signalpegels des von dem Mikrofonsystem (1,
2, 3) erzeugten Mikrofonausgangssignals (RA) so eingestellt wird, dass sich der Signalpegel
des von dem Mikrofonsystem (1, 2, 3) erzeugten und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers
zugeführten Mikrofonrauschens wenigstens im Wesentlichen um einen einstellbaren Wert
von der Ruhehörschwelle bei der jeweiligen Frequenz unterscheidet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Parameter zum Einstellen der
Richtcharakteristik des Mikrofonsystems (1, 2, 3) des Hörhilfegerätes in Abhängigkeit
der Frequenz des akustischen Eingangssignals und der Ruhehörschwelle automatisch ermittelt
werden.
5. Verfahren zum Einstellen eines Hörhilfegerätes mit einem Mikrofonsystem (1, 2, 3)
mit veränderbarer Richtcharakteristik zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals
und Abgabe wenigstens eines Mikrofonausgangssignals (RA), einer Signalverarbeitungseinheit
(9) und einem Ausgangswandler (10), mit folgenden Schritten:
a) Bestimmen einer Maskierungsschwelle eines Hörhilfegeräteträgers zur Maskierung
des von dem Mikrofonsystem (1, 2, 3) erzeugten Mikrofonrauschens in Abhängigkeit der
Signalfrequenz und des Signalpegels eines dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführten
Testsignals,
b) Ermitteln des Signalpegels eines von dem Mikrofonsystem (1, 2, 3) erzeugten Mikrofonausgangssignals
(RA) in Abhängigkeit der Frequenz des Mikrofonausgangssignals (RA),
c) Einstellen der Richtcharakteristik des Hörhilfegerätes in Abhängigkeit der Frequenz
des Mikrofonausgangssignals (RA), der Maskierungsschwelle und des ermittelten Signalpegels.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei die Richtcharakteristik in Abhängigkeit der Frequenz
des Mikrofonausgangssignals (RA) und des Signalpegels des von dem Mikrofonsystem (1,
2, 3) erzeugten Mikrofonausgangssignals (RA) so eingestellt wird, dass der Signalpegel
des von dem Mikröfonsystem (1, 2, 3) erzeugten und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers
zugeführten Mikrofonrauschens wenigstens im Wesentlichen mit der Maskierungsschwelle
bei der jeweiligen Frequenz übereinstimmt.
7. Verfahren nach Anspruch 5, wobei die Richtcharakteristik in Abhängigkeit der Frequenz
des Mikrofonausgangssignals (RA) und des Signalpegels des von dem Mikrofonsystem (1,
2, 3) erzeugten Mikrofonausgangssignals (RA) so eingestellt wird, dass sich der Signalpegel
des von dem Mikrofonsystem (1, 2, 3) erzeugten und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers
zugeführten Mikrofonrauschens wenigstens im Wesentlichen um einen konstanten Wert
von der Maskierungsschwelle bei der jeweiligen Frequenz unterscheidet.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, wobei die Parameter zum Einstellen der
Richtcharakteristik des Hörhilfegerätes in Abhängigkeit der Frequenz des Mikrofonausgangssignals
(RA), der Maskierungsschwelle und des ermittelten Signalpegels automatisch ermittelt
werden.
9. Hörhilfegerät mit einem Mikrofonsystem (1, 2, 3) mit veränderbarer Richtcharakteristik
zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Abgabe eines Mikrofonausgangssignals
(RA), einer Signalverarbeitungseinheit (11) und einem Ausgangswandler (12), wobei
das Mikrofonsystem (1, 2, 3) so eingestellt ist, dass der Signalpegel des von dem
Mikrofonsystem (1, 2, 3) erzeugten und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführten
Mikrofonrauschens wenigstens im Wesentlichen mit der Ruhehörschwelle bei der jeweiligen
Frequenz übereinstimmt.
10. Hörhilfegerät mit einem Mikrofonsystem (1, 2, 3) mit veränderbarer Richtcharakteristik
zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Abgabe eines Mikrofonausgangssignals
(RA), einer Signalverarbeitungseinheit (11) und einem Ausgangswandler (12), wobei
das Mikrofonsystem (1, 2, 3) in Abhängigkeit der Frequenz des Mikrofonausgangssignals
(RA) so eingestellt ist, dass sich der Signalpegel des von dem Mikrofonsystem (1,
2, 3) erzeugten und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführten Mikrofonrauschens
wenigstens im Wesentlichen um einen einstellbaren Wert von der Ruhehörschwelle bei
der jeweiligen Frequenz unterscheidet.
11. Hörhilfegerät mit einem Mikrofonsystem (1, 2, 3) mit veränderbarer Richtcharakteristik
zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Abgabe eines Mikrofonausgangssignals
(RA), einer Signalverarbeitungseinheit (11) und einem Ausgangswandler (12), wobei
das Mikrofonsystem (1, 2, 3) in Abhängigkeit der Frequenz des Mikrofonausgangssignals
(RA) so eingestellt ist, dass der Signalpegel des von dem Mikrofonsystem (1, 2, 3)
erzeugten und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführten Mikrofonrauschens wenigstens
im Wesentlichen mit der Maskierungsschwelle bei der jeweiligen Frequenz übereinstimmt.
12. Hörhilfegerät mit einem Mikrofonsystem (1, 2, 3) mit veränderbarer Richtcharakteristik
zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Abgabe eines Mikrofonausgangssignals
(RA), einer Signalverarbeitungseinheit (11) und einem Ausgangswandler (12), wobei
das Mikrofonsystem (1, 2, 3) in Abhängigkeit der Frequenz des Mikrofonausgangssignals
(RA) so eingestellt ist, dass sich der Signalpegel des von dem Mikrofonsystem erzeugten
und dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführten Mikrofonrauschens wenigstens im
Wesentlichen um einen einstellbaren Wert von der Maskierungsschwelle bei der jeweiligen
Frequenz unterscheidet.
13. Programmiergerät zur Programmierung eines Hörhilfegerätes nach Anspruch 9 oder 10
mit einer Speichereinrichtung (22) zum Speichern von Daten bezüglich der individuellen
Ruhehörschwelle eines Hörhilfegeräteträgers in Abhängigkeit der Frequenz eines dem
Gehör des Hörhilfegerätes zugeführten Testsignals und mit einer Recheneinrichtung
(23) zur Berechnung von Parametern zur Einstellung der Richtcharakteristik des Mikrofonsystems
des Hörhilfegerätes in Abhängigkeit dieser Daten.
14. Programmiergerät zur Programmierung eines Hörhilfegerätes nach Anspruch 11 oder 12
mit einer Speichereinrichtung (32, 43) zum Speichern von Daten bezüglich der Maskierungsschwelle
eines Hörhilfegeräteträgers in Abhängigkeit der Frequenz und des Signalpegels eines
dem Gehör des Hörhilfegerätes zugeführten Testsignals und mit einer Recheneinrichtung
(33, 44) zur Berechnung von Parametern zur Einstellung der Richtcharakteristik des
Mikrofonsystems des Hörhilfegerätes in Abhängigkeit dieser Daten.