[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Messanordnung zum Erkennen von Blasensieden
in den Kühlkanälen einer Stranggießkokille und Mittel zu deren Unterdrückung.
[0002] Die Kokillenkühlung wird üblicherweise auf der Basis von Erfahrungen, Temperaturmessungen,
Literaturangaben und/oder numerischen Berechnungen ausgelegt.
[0003] Die insbesondere bei hohen Gießgeschwindigkeiten und abnehmenden Kupferwandstärken
auftretenden Kupfertemperaturen können in kritischen Fällen zu einem unkontrollierten
Blasensieden auf der Wasserseite führen. Das unkontrollierte Blasensieden führt zu
einem ungleichmäßigen Wärmeübergang in der Kokille und kann Strangfehler verursachen.
[0004] Aus dem Dokument EP 0 992 304 A1 ist bekannt, dass bei Auslegung der Kokillenkühlung
zumeist die Strömungsgeschwindigkeit und der Wasserdruck an der Austrittsseite des
Kühlsystems so gewählt werden, dass für die heißeste Stelle der Kokille die Temperaturen
an der Oberfläche der Kühlkanäle unter der Siedetemperatur des Wassers entsprechend
dem Austrittsdruck liegen.
[0005] Dabei können sich an der Kontaktfläche der Schmelze zur Kokillenplatte im Bereich
des Badspiegels unterschiedliche Wärmebelastungen ergeben, die zu unterschiedlichem
Aufschmelzverhalten des Giesspulvers führen und damit zu Ungleichmässigkeiten in der
Ausbildung der noch sehr empfindlichen Strangschale in statu nascendi.
[0006] Zur Verbesserung dieser nachteiligen Verhältnisse schlägt das bekannte Dokument vor,
dass die Strömungsgeschwindigkeit und der Wasserdruck des Kühlsystems so eingestellt
werden, dass die niedrigste Temperatur im Bereich der Wasseraustrittsseite an der
Grenze der Siedetemperatur liegt, und dass für alle höheren Temperaturen eine Blasenverdampfung
beim unterkühlten Sieden des Kühlwassers angeregt wird.
[0007] Dadurch wird erreicht, dass die Wärmestromdichte beim Wärmeübergang vom gegossenen
Metallstrang über die Kokillenwand auf das Kühlmedium Wasser infolge des erhöhten
Verbrauchs an Verdampfungswärme für die Blassenverdampfung mit steigender Überschreitung
der Siedetemperatur durch entsprechende Intensivierung der Blasenverdampfung derart
erhöht wird, dass sich die Temperaturunterschiede über die Kokillenbreite verringern,
womit eine Egalisierung der Temperaturverteilung im Bereich des Badspiegels durch
gezielte Kühlung der Kokillenwände und damit auch des Metallstranges mit Hilfe des
unterkühlen Siedens des Kühlwassers erzielt wird.
[0008] Das Dokument EP 0 881 018 B1 offenbart eine flüssigkeitsgekühlte Stranggießkokille
mit voneinander unabhängigen Wänden aus Kupferplatten, wobei im unteren Bereich der
Zulauf von Kühlwasser und im oberen Wandbereich der Kühlwasserablauf angeordnet ist,
und in dichter Folge jeweils in einer vertikalen Ebene Kühlkanäle mit Zu- und Ablaufbohrungen
angeordnet sind. Die Zulaufbohrungen bilden den Zulauf des Kühlwasserstromes in die
Kühlkanäle der Kokillenwand, während die Summe der Ablaufbohrungen zusammen den Wasserablauf
bilden und im Kühlwasserzulauf wenigstens ein Temperaturfühler und ein Geber für die
Zulaufmenge pro Zeiteinheit angeordnet ist und wobei ferner im Wasserablaufbereich
zwischen einer Kupferplatte und den Kühlwasserablauföffnungen des Wasserkastens pro
Breitseitenplatte mindestens an zwei Stellen Temperaturfühler angeschlossen sind.
Die einem Rechner zugeführten Signale von Wassertemperaturen und Wassermengen ermöglichen
eine differenzierte Aussage über die Verteilung partieller Wärmeströme entlang der
Kokillenbreite.
[0009] Das Dokument DE 36 32 333 C2 offenbart eine Vorrichtung zum Überwachen von Schwingungen
einer in Giessrichtung schwingend antreibbaren Stranggießkokille mit einem an eine
Auswertschaltung anschließbaren Schwingungsaufnehmer in Form eines an der Kokille
befestigbaren Beschleunigungsgebers. Der Schwingungsaufnehmer besteht aus einem Dreikomponenten-Beschleunigungsgeber,
der über einen Doppelintegrator an einen nach einem frei wählbaren Programm auslesbaren
Messwertspeicher für die einzelnen Komponenten angeschlossen ist.
[0010] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
im laufenden Gießbetrieb eine kontinuierliche Überwachung auf unterkühltes Blasensieden
in den Kühlkanälen einer Stranggießkokille einzurichten, um damit ein unkontrolliertes
Blasensieden zu vermeiden, welches die Ursache für einen ungleichmäßigen Wärmeübergang
vom gegossenen Metall in die Kokillenwände ist und Strangfehler hervorrufen kann.
[0011] Zur Lösung der Aufgabe wird bei einem Verfahren der im Oberbegriff von Anspruch 1
genannten Art mit der Erfindung vorgeschlagen, die beim Rekondensieren der Blasen
entstehenden Druckwellen messtechnisch zu erfassen und mit dem Grundrauschen in der
Kokille im Gießbetrieb ohne unterkühltes Blasensieden zu vergleichen und aus dem Vergleich
beider Messgrößen eine Regelgröße zur Veränderung der Kühlparameter der Kokille zu
ermitteln.
[0012] Damit gelingt es, nahezu verzögerungslos auf ein erstes Auftreten des unterkühlten
Blasensiedens zu reagieren, was beispielsweise durch eine Messung der Temperaturerhöhung
des Kokillenkühlwassers nicht möglich ist, da die Temperaturerhöhung z. B. durch eine
Erhöhung der Gießgeschwindigkeit oder den Einsatz eines weniger isolierenden Pulvers
verursacht wird.
[0013] Bei einer Vorrichtung der im Oberbegriff von Anspruch 3 genannten Art wird die genannte
Aufgabe dadurch verwirklicht, dass an der Kokille, vorzugsweise an wenigstens einer
der Kokillenplatten oder in zumindest einem der Kühlmittelkanäle Beschleunigungsgeber
vorgesehen sind.
[0014] Eine Alternative der Messanordnung besteht darin, dass an oder außerhalb der Kokille
mindestens ein Messgerät zur Erfassung der beim unterkühlen Blasensieden in den Kühlkanälen
ausgesandten Schallimpulse angeordnet ist, welches mit einem Messgerät zur Erfassung
des Grundrauschens der Kühlmittelströmung in den Kühlkanälen in Verbindung steht und
beide Messgeräte mit Bausteinen eines Regelkreises zur Änderung der Kühlmittelparameter
der Kokille zusammen wirken.
[0015] Aus diesem Grunde wird mit der Erfassung der Beschleunigung oder der Schallintensität
des strömenden Kühlmediums zugleich der Eintritt der durch Blasenverdampfung sich
einstellenden Schallwellen sicher detektiert und die Möglichkeit eröffnet, mit entsprechenden
Maßnahmen gegenzusteuern.
[0016] In Ausgestaltung der Erfindung wird dies dadurch erreicht, dass nach Maßgabe der
ermittelten Regelgröße beispielsweise die Geschwindigkeit und/oder der Druck des Kühlmittels
in den Kühlkanälen der Kokille erhöht wird bis das Signalmuster des Grundrauschens
im Gießbetrieb ohne unterkühltes Blasensieden wieder erreicht ist.
[0017] Die beim Rekondensieren entstehenden Druckwellen liegen nämlich deutlich oberhalb
des Grundrauschens in der Kokillenplatte ohne unterkühltes Blasensieden.
[0018] Mit der Erfindung wird infolge sicherer und rechtzeitiger Erfassung des Beginns eines
unterkühlten Blasensiedens die Möglichkeit geschaffen, die Bildung von Temperaturunterschieden
im Bereich des Badspiegels zu vermeiden und damit unterschiedliches Aufschmelzverhalten
des Gießpulvers zu mindern sowie Strangfehler zu vermeiden.
[0019] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung eines in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Breitseitenwand einer Kokille mit integriertem Messgerät zur Erfassung der beim
unterkühlten Blasensieden in den Kühlkanälen ausgesandten Schallimpulsen, angeordnet
in einem Regelkreis.
- Fig. 2
- den Aufbau des Regelkreises.
[0021] Figur 1 zeigt eine Breitseitenwand 11 und eine Kokille 10. In der Breitseitenwand
11 ist seitlich eine Bohrung 12 angeordnet, die einen Temperaturfühler 13 aufnimmt.
Dieser hat die Aufgabe, die aktuelle Temperatur der Breitseitenwand 11 und der Kokille
10 messtechnisch zu ermitteln.
[0022] Figur 2 zeigt eine Messanordnung zum Erkennen von Blasensieden in den Kühlkanälen
der Kokille 10 in einer nicht dargestellten Stranggießanlage.
[0023] Bei dieser Messanordnung steht ein Geber 13 zur Erfassung der beim unterkühlten Blasensieden
in den Kühlkanälen ausgesandten Schallimpulse mit dem Regelkreis 14 in Verbindung.
Der Regelkreis 14 besitzt als Bausteine die Messeinheiten 1 und 2 bzw. Regler, die
mit Änderung der Kühlmittelparameter der Kokille zusammenwirken. Der Regler 1 empfängt
mit Hilfe des Gebers 13 ein Grundrauschen als Grundmuster einer Schallemission in
der Kokille im Gießbetrieb ohne unterkühltes Blasensieden. Der Regler 1 erhält aus
dem Regelkreis 14 die aktuellen Werte für Wasserdruck, Wassergeschwindigkeit und Gießgeschwindigkeit
sowie Schallemission und vergleicht letztere mit dem Grundmuster der Schallemission
des Gebers 13 und bildet aus dem Vergleich der aktuellen Parameterdaten mit Hilfe
der Vergleichseinheiten 4, 5, 6 Regelgrößen mit Hilfe des Reglers 2 zur Veränderung
der Kühlparameter der Kokille 10. Auf die Vergleichseinheiten 4, 5, 6 werden zugleich
Sollwerte für den Regler 2 im Reglerkreis aufgeschaltet.
[0024] Nach Maßgabe der ermittelten Regelgröße im Regler 2 werden dann die aktuellen Werte
für Gießgeschwindigkeit, Wassergeschwindigkeit und Wasserdruck, solange verändert,
bis wieder das entsprechende Grundrauschen in der Kokille ohne unterkühltes Blasensieden
erreicht ist.
1. Verfahren zum Erkennen von Blasensieden in den Kühlkanälen einer Kokille (10) einer
Stranggießanlage,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Rekondensieren von Blasen entstehende Druckwellen messtechnisch erfasst und
mit dem Grundrauschen in der Kokille (10) im Gießbetrieb ohne unterkühltes Blasensieden
verglichen werden und aus dem Vergleich beider Messgrößen eine Regelgröße zur Veränderung
der Kühlparameter der Kokille (10) ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass nach Maßgabe der ermittelten Regelgröße beispielsweise die Geschwindigkeit und/oder
der Druck des Kühlmittels in den Kühlkanälen der Kokille (10) erhöht wird bis wieder
das Signalmuster des Grundrauschens im Gießbetrieb ohne unterkühltes Blasensieden
erreicht ist.
3. Messanordnung zum Erkennen von Blasensieden in den Kühlkanälen einer Kokille einer
Stranggießanlage,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Kokille (10), vorzugsweise an wenigstens einer der Kokillenplatten (11) oder
in zumindest einem der Kühlmittelkanäle Beschleunigungsgeber vorgesehen sind.
4. Messanordnung zum Erkennen von Blasensieden in den Kühlkanälen einer Kokille (10)
einer Stranggießanlage,
dadurch gekennzeichnet,
dass an oder außerhalb der Kokille mindestens ein Messgerät (7) zur Erfassung der beim
unterkühlten Blasensieden in den Kühlkanälen ausgesandten Schallimpulse angeordnet
ist, welches mit einem Messgerät zur Erfassung des Grundrauschens der Kühlmittelströmung
in Kühlkanälen in Verbindung steht und beide Messgeräte mit Bausteinen eines Regelkreises
(14) zur Änderung der Kühlmittelparameter der Kokille zusammen wirken.