[0001] Die Erfindung betrifft eine Tarnbekleidung mit einem Gewebe, das auf beiden Seiten
mit Tarnfarbe versehen ist.
[0002] Tarnbekleidungen, wobei das Gewebe auf beiden Seiten jeweils mit einem Tarndruck
versehen ist, die auf beiden Seiten unterschiedliche Farbdrucke aufweisen, sind auf
militärischem und auf zivilem Gebiet bereits bekannt. Hierzu wird beispielsweise auf
die US 6,345,393 B1 und die GB 2 101 876 A verwiesen. Die Bekleidung kann wechselseitig
getragen werden und je nach Gelände oder Terrain wählt man die entsprechende Seite
mit dem passenden Tarndruck. So kann man z.B. in Wüstengegenden auf einer Seite einen
Tarndruck mit Wüstencharakter aufbringen, während auf der anderen Seite ein Tarndruck
aufgebracht ist, der für Wald- oder Wiesengelände geeignet ist.
[0003] Im zivilen Bereich kann man auf diese Weise z.B. eine Bekleidung für Jäger erreichen,
die jahreszeitenmäßig anpassbar ist.
[0004] Nachteilig bei den bekannten Tarnbekleidungen ist jedoch, dass deren Trageigenschaften
verbesserungsfähig sind. Dies gilt insbesondere bezüglich Stabilität, wie Reißfestigkeit,
und Verhalten bei Feuchtigkeit, wie z.B. bei Hitze und Regen.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Tarnbekleidung
zu schaffen, die die Nachteile des Standes der Technik vermeidet, insbesondere die
bei hoher Stabilität einen höheren Tragekomfort, insbesondere bei Hitze und in feuchter
Umgebung, aufweist.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass das Gewebe eine Mischung
aus natürlichen Fasern und synthetischen Fasern aufweist, wobei die synthetischen
Fasern mit hydrophilen Bestandteilen versehen sind.
[0007] Durch die erfindungsgemäße Mischung von Naturfasern mit synthetischen Fasern, die
mit hydrophilen Eigenschaften versehen worden sind, werden mehrere Vorteile erreicht,
wie z.B.:
1. Durch die Naturfasern, z.B. Baumwollfasern, ergibt sich ein textiler und damit
angenehmer Griff.
2. Die Naturfasern nehmen Feuchtigkeit auf.
3. Die Kunstfasern geben der Bekleidung eine hohe Stabilität und damit Reißfestigkeit.
[0008] Kunstfasern bzw. synthetische Fasern nehmen im allgemeinen keine Feuchtigkeit auf
und transportieren diese jedoch nicht. Durch die Aufbringung von hydrophilen Bestandteilen,
z.B. in Form von kleinen Kügelchen, die auf die Oberfläche der synthetischen Fasern
aufgebracht werden, ergibt sich jedoch ein permanenter hydrophiler Charakter. Die
erfindungsgemäße Mischung, vorzugsweise in einem Anteil von 25 bis 60 %, noch stärker
bevorzugt in einem Anteil von 35 bis 50 % synthetischer Fasern, besitzen somit hundertprozentig
hydrophile Eigenschaften, wobei die synthetischen Fasern die Feuchtigkeit selbst nicht
speichern, sondern aufgrund der hohen Außenfläche mit den hydrophilen Bestandteilen
die Feuchtigkeit schnell verdampfen lassen. Auf diese Weise wird auch der Naturfaseranteil
schneller "getrocknet", da die hydrophilen Bestandteile den Naturfasern die Feuchtigkeit
entziehen.
[0009] Durch den Einsatz der synthetischen Fasern werden weitgehend auch die Remissionen
sehr gut gedämpft.
[0010] Als synthetische Fasern werden in vorteilhafter Weise hydrophobe Fasern verwendet,
wie z.B. Polyester, Polyamid, Acryl, Polypropylen oder Mischungen daraus.
[0011] In der Praxis hat sich als sehr vorteilhaft spinndüsenrußgefärbtes Polyester mit
einem Anteil von 35 oder 50 % erwiesen.
[0012] Die erfindungsgemäße Tarnbekleidung hat in der Praxis sehr gute optische und Infrarotremissionen
gezeigt.
[0013] Durch die hydrophilen Bestandteile ergibt sich ein Wassertransport weg vom Körper
und damit sehr gute Trageigenschaften.
[0014] Darüber hinaus lassen sich auf diese Weise antibakterielle Eigenschaften ohne die
Beimischung von Metallen erreichen. Auch die Trageigenschaften bei großer Hitze sind
mit der erfindungsgemäßen Tarnbekleidung besser.
[0015] Die synthetischen Fasern mit den hydrophilen Bestandteile führen die Feuchtigkeit
von der Haut ab und verbessern die Verdampfungsrate. Aufgrund der besseren Verdampfung
ergibt sich gleichzeitig auch ein Kühleffekt.
[0016] Andererseits ergeben die natürlichen Fasern, wie z.B. Baumwolle, einen wärmeren Effekt
für den Träger, weil in nassem Zustand das Wasser in den Naturfasern zurückgehalten
und auf diese Weise auch Wärme zurückgehalten wird.
[0017] Erfahrungen in der Praxis haben gezeigt, dass durch die Mischung mit den synthetischen
Fasern die Tarnbekleidung annähernd dreimal schneller trocknet als vergleichbare Tarnbekleidung,
die ausschließlich aus Baumwolle besteht und darüber hinaus auch viermal schneller
als vergleichbare synthetische Fasersysteme aufgrund der erfindungsgemäßen größeren
Oberfläche mit den hydrophilen Bestandteilen. Insgesamt gesehen wird auf diese Weise
der Tragekomfort und damit auch die Sicherheit beim Tragen dieser Tarnbekleidung für
den Träger deutlich höher.
[0018] Die Mischung der synthetischen Fasern mit den natürlichen Fasern, z.B. Baumwolle,
hat bei einer Beflammung den weiteren Vorteil, dass die synthetischen Fasern nicht
"tropfen" oder auf der Haut schmelzen.
[0019] Die Tarnfarben können auf verschiedene Weise auf die beiden Seiten des Gewebes aufgebracht
werden.
[0020] Eine Möglichkeit besteht darin, die Tarnfarben im Küpendruck (zwei Phasenverfahren)
aufzubringen, wodurch sehr farbechte und hochwertige Tarndrucke realisiert werden
können. Als Küpenfarbstoffe können z.B. Indigo und andere indigoide Farbstoffe, Indanthren,
Phtalocyanin- und Naphthalinfarbstoffe verwendet werden. Auch Schwefelfarbstoffe,
Immedialfarbstoffe und Leukoküpen-Farbstoffester sind möglich.
[0021] Als weitere Möglichkeit können die Tarnfarben auch in Pigmentdruck aufgebracht werden.
Als Farbmittel bzw. Pigmente können anorganische oder organische Farbmittel verwendet
werden. Möglich sind hier Kreide, Ocker, Umbra, Grünerde, Grafit und ähnliches. Als
synthetische anorganische Pigmente können z.B. Weiß-, Schwarzund Buntpigmente verwendet
werden, die man aus anorganischen Kunststoffen gewinnt. Weißpigmente lassen sich z.B.
aus Titanweiß, Bleiweiß, Zinkweiß, Lithopone und Antimonweiß gewinnen. Schwarzpigmente
können z.B. aus Ruß, Eisenoxidschwarz, Manganschwarz, Cobaltschwarz und Antimonschwarz
gebildet werden.
[0022] Als Buntpigmente sind Bleichromat, Mennige, Zinkgrün und andere Farbstoffe möglich.
[0023] Der Farbeindruck selbst wird wesentlich durch Lichtstreuung an den Pigmentteilchen
beeinflusst. Ein Pigmentdruck hat sehr gute Licht-, Wetter- und Temperaturbeständigkeit.
[0024] Neben anorganischen Pigmenten sind auch organische Pigmente möglich, welche in der
Natur vorkommen oder auch aus synthetischen Chemikalien stammen. Hier sind zahlreiche
Möglichkeiten gegeben, wie z.B. Knochenkohle, Chlorophyll und andere Pflanzenpigmente.
[0025] Synthetische organische Pigmente besitzen zum Teil sehr starke Licht- und Wetterechtheit,
wie z.B. Diketopyrolopyrrol und Metallkomplexpigmente, was sie für den vorgesehenen
Anwendungsfall sehr geeignet macht.
[0026] Farbe und Zusammensetzung der Pigmente richten sich selbstverständlich nach den vorgesehenen
Anwendungsbereichen bzw. den Anforderungen an die Tarnzwecke.
[0027] Nachfolgend ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung prinzipmäßig anhand der Zeichnung
beschrieben.
[0028] Es zeigt:
- Fig. 1
- einen Tarnanzug als Tarnbekleidung;
- Fig. 2
- ausschnittsweise einen Querschnitt durch die erfindungsgemäße Tarnbekleidung; und
- Fig. 3
- einen Querschnitt durch eine synthetische Faser mit hydrophilen Bestandteilen.
[0029] Der in Fig. 1 dargestellte Tarnanzug in Vorder- und Rückansicht als Tarnbekleidung
kann z.B. aus einer Jacke 1 mit mehreren Taschen 2 und einer Hose 3 bestehen. Sowohl
die Jacke 1 als auch die Hose 3 sind sowohl auf der Außenseite als auch auf der Innenseite
mit einem Tarndruck (nicht dargestellt) versehen, wobei die beiden Tarndrucke unterschiedlich
ausgestaltet sind, damit der gleiche Tarnanzug von einem Träger in zwei unterschiedlichen
Geländen bzw. Terrains getragen werden kann. Hierfür ist es lediglich erforderlich,
die Jacke 1 und die Hose 3 entsprechend zu wenden. Ebenso wie dargestellt auf der
Außenseite können auch entsprechend auf der Innenseite der Jacke 1 Taschen 2 angeordnet
sein.
[0030] Wie aus der stark vergrößerten Schnittdarstellung von Fig. 2 ersichtlich ist, besteht
der Tarnanzug bzw. die Tarnbekleidung aus einem Gewebe 4, das ein Gemisch aus natürlichen
Fasern 5, z.B. Baumwollfasern, und synthetischen Fasern 6 aufweist. Die Oberflächen
der synthetischen Fasern 6 sind mit hydrophilen Bestandteilen in Form von einer Vielzahl
über die Oberfläche der synthetischen Fasern 6 verteilt angeordneten Kügelchen 7 versehen.
Aus Fig. 3 ist diese Ausgestaltung in noch stärker vergrößerter Form ersichtlich.
[0031] Als synthetische Fasern 6 kann spinndüsenrußgefärbtes Polyester verwendet werden,
das in einem Anteil von 50 % den natürlichen Fasern 5 beigemischt wird. Zusätzlich
kann das Gewebe 4 auch noch mit Aramidfasern versehen sein, damit eine bessere Flammfestigkeit
erreicht wird (nicht dargestellt).
[0032] Das Gewebe 4 ist auf beiden Seiten mit einem Tarndruck 8a bzw. 8b versehen. Der Tarndruck
kann in bekannter Weise aufgebracht werden. Die beiden Seiten mit den Tarndrucken
8a und 8b sind unterschiedlich ausgebildet und weisen entsprechend unterschiedliche
Farbpigmente 9a und 9b auf, damit entsprechend unterschiedliche Gesamteindrücke entstehen.
1. Tarnbekleidung mit einem Gewebe, das auf beiden Seiten mit Tarnfarbe versehen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Gewebe (4) eine Mischung aus natürlichen Fasern (5) und synthetischen Fasern (6)
aufweist, wobei die synthetischen Fasern (6) mit hydrophilen Bestandteilen (7) versehen
sind.
2. Tarnbekleidung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
auf die beiden Seiten des Gewebes (5) Tarnfarben in unterschiedlicher Ausgestaltung
aufgedruckt sind.
3. Tarnbekleidung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die hydrophilen Bestandteile (7) in Form von Kügelchen auf die Oberflächen der synthetischen
Fasern (6) aufgebracht sind.
4. Tarnbekleidung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Kügelchen (7) chemisch an die synthetischen Fasern (6) gebunden sind.
5. Tarnbekleidung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
synthetische Fasern (6) vorgesehen sind, die hydrophoben Charakter aufweisen.
6. Tarnbekleidung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
als synthetische Fasern (6) Polyester, Polyamid, Acryl, Polypropylen oder Mischungen
daraus vorgesehen sind.
7. Tarnbekleidung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
als natürliche Fasern (5) Baumwolle vorgesehen ist.
8. Tarnbekleidung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
den natürlichen Fasern (5) 30 bis 60 %, vorzugsweise 35 bis 50 %, synthetische Fasern
(6) beigemischt sind.
9. Tarnbekleidung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
als synthetische Fasern (6) spinndüsenrußgefärbtes Polyester beigemischt ist.
10. Tarnbekleidung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
dem Gewebe (4) Aramidfasern zur Flammhemmung beigemischt sind.
11. Tarnbekleidung nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Tarnfarben (8a,8b) im Pigmentdruck aufgebracht sind.
12. Tarnbekleidung nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Tarnfarben (8a,8b) in Küpendruck aufgebracht sind.