TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Primärtechnik für elektrische Schaltanlagen,
insbesondere der Strombegrenzung und Leistungsschaltung in Hoch-, Mittel- oder Niederspannungsschaltanlagen.
Sie geht aus von einem Verfahren und einer Vorrichtung zur Strombegrenzung oder Leistungsschaltung
sowie von einer Schaltanlage mit einer solchen Vorrichtung gemäss Oberbegriff der
unabhängigen Patentansprüche.
STAND DER TECHNIK
[0002] In der DE 26 52 506 wird ein elektrischer Hochstromschalter mit Flüssigmetall offenbart.
Einerseits wird eine Flüssigmetallmischung zur Benetzung von Festmetallelektroden
und zur Herabsetzung des Kontaktwiderstands verwendet. Dabei wird das Flüssigmetall
durch mechanische Verdrängung, z. B. durch bewegliche Kontakte oder pneumatisch angetriebene
Tauchkolben, entgegen der Schwerkraft in den Kontaktspalt getrieben. Durch Pinch-Effekt,
gemäss dem ein stromführender Leiter durch den ihn durchfliessenden Strom eine radiale
Striktion erfährt, kann das Flüssigmetall zusätzlich im Kontaktspalt stabilisiert
und festgehalten werden. Äussere Magnetfelder und magnetische Streuflüsse, z. B. durch
die Stromzuführungen, können im Flüssigmetall Strömungsinstabilitäten verursachen
und werden abgeschirmt und gegebenenfalls nur beim Ausschalten zugelassen, um das
Löschen des Lichtbogens im Flüssigmetall zu unterstützen. Nachteilig ist, dass eine
graduelle Strombegrenzung nicht möglich ist und Lichtbogen zwischen den Festelektroden
Oxidation im Flüssigmetall verursachen. Die Konstruktion des Hochstromschalters umfasst
Dichtungen für Flüssigmetall, inertes Gas oder Vakuum und ist entsprechend aufwendig.
[0003] In der DE 40 12 385 A1 wird eine stromgesteuerte Abschaltvorrichtung offenbart, deren
Funktionsprinzip auf dem Pinch-Effekt mit Flüssigmetall beruht. Zwischen zwei Festmetallelektroden
ist ein einzelner, schmaler, mit Flüssigmetall gefüllter Kanal angeordnet. Bei Überstrom
wird der flüssige Leiter infolge der elektromagnetischen Kraft durch Pinch-Effekt
zusammengezogen, so dass der Strom selbst den flüssigen Leiter abschnürt und trennt.
Das verdrängte Flüssigmetall wird in einem Vorratsbehälter gesammelt und fliesst nach
dem Überstromereignis wieder zurück. Die Kontakttrennung erfolgt ohne Lichtbogen.
Jedoch ist die Einrichtung nur für relativ kleine Ströme, geringe Spannungen und langsame
Abschaltzeiten geeignet und bietet keinen dauerhaften Ausschaltzustand.
[0004] In der DE 199 03 939 A1 wird eine selbsterholende Strombegrenzungseinrichtung mit
Flüssigmetall offenbart. Zwischen zwei Festmetallelektroden ist ein druckfestes Isoliergehäuse
angeordnet, in dem Flüssigmetall in Verdichterräumen und in dazwischenliegenden, die
Verdichterräume verbindenden Verbindungskanälen angeordnet ist, so dass ein Strompfad
für Nominalströme zwischen den Festelektroden gegeben ist. In den Verbindungskanälen
ist der Strompfad gegenüber den Verdichterräumen eingeengt. Die Verbindungskanäle
werden bei Kurzschlussströmen stark erhitzt und scheiden ein Gas aus. Durch lawinenartige
Gasblasenbildung in den Verbindungskanälen verdampft das Flüssigmetall in die Verdichterräume,
so dass in den nun flüssigmetallentleerten Verbindungskanälen ein strombegrenzender
Lichtbogen gezündet wird. Nach Abklingen des Überstroms kann das Flüssigmetall wieder
kondensieren und der Strompfad ist wieder betriebsbereit.
[0005] In der WO 00/77811 ist eine Fortbildung der selbsterholenden Strombegrenzungseinrichtung
offenbart. Die Verbindungskanäle sind nach oben konisch verbreitert, so dass die Füllstandshöhe
des Flüssigmetalls variiert und die Nennstromtragfähigkeit über einen grossen Bereich
verändert werden kann. Ausserdem wird durch eine versetzte Anordnung der Verbindungskanäle
ein mäanderförmiger Strompfad gebildet, so dass bei überstrombedingem Verdampfen des
Flüssigmetalls eine Serie strombegrenzender Lichtbögen gezündet wird. Derartige Pinch-Effekt
Strombegrenzer benötigen einen hinsichtlich Druck und Temperatur sehr stabilen Aufbau,
was konstruktiv aufwendig ist. Durch die Strombegrenzung per Lichtbogen tritt grosser
Verschleiss im Innern des Strombegrenzers auf und Abbrandrückstände können das Flüssigmetall
kontaminieren. Durch die Rekondensation des Flüssigmetalls stellt sich unmittelbar
nach einem Kurzschluss wieder ein leitfähiger Zustand ein, so dass kein Ausschaltzustand
vorhanden ist.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren, eine Vorrichtung und eine
elektrische Schaltanlage mit einer solchen Vorrichtung zur verbesserten und vereinfachten
Stromschaltung anzugeben. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale der
unabhängigen Ansprüche gelöst.
[0007] In einem ersten Aspekt besteht die Erfindung in einem Verfahren zur Strombegrenzung
und/oder Leistungsschaltung, mit einem Flüssigmetall-Stromschalter, der Festelektroden
und einen Flüssigmetall-Behälter mit mindestens einem Kanal für ein Flüssigmetall
umfasst, wobei in einem ersten Betriebszustand zwischen den Festelektroden ein Betriebsstrom
auf einem ersten Strompfad durch den Stromschalter geführt wird und der erste Strompfad
zumindest teilweise durch das in einer ersten Position befindliche Flüssigmetall geführt
wird, wobei in einem zweiten Betriebszustand das Flüssigmetall durch einen Piezoantrieb
mit mindestens einem piezoelektrisch angetriebenen Kolben entlang einer Bewegungsrichtung
in mindestens eine zweite Position bewegt wird und das Flüssigmetall in der mindestens
einen zweiten Position aus dem ersten Strompfad entfernt ist und dadurch ein strombegrenzender
und/oder stromabschaltender zweiter Strompfad durch den Stromschalter gebildet wird.
Erfindungsgemäss wird also im zweiten Betriebszustand, wenn das Flüssigmetall zwischen
den Festelektroden verdrängt und somit der Flüssigmetallkontakt geöffnet wird, eine
dielektrisch isolierende Distanz zwischen den Festelektroden geschaffen. Der Piezo-Flüssigmetallantrieb
ist für sehr schnelle und kompakte Stromschalter, insbesondere lichtbogenfreie Strombegrenzer,
Leistungsschalter mit oder ohne Lichtbogenbildung und strombegrenzende Leistungsschalter,
geeignet. Das Flüssigmetall bleibt jederzeit im flüssigen Aggregatzustand und sein
Strömungszustand kann sehr gut unter Kontrolle gehalten werden. Das Verfahren kann
auch bei sehr hohen Spannungsniveaus eingesetzt werden. Die Stromschaltung mit piezoangetriebenem
Flüssigmetall erfolgt reversibel und ist daher wartungsfreundlich und kostengünstig.
Der Piezo-Flüssigmetallantrieb zeichnet sich zudem durch grosse Zuverlässigkeit und
geringen Verschleiss aus.
[0008] Die Ausführungsbeispiele gemäss Anspruch 2 haben den Vorteil einer effizienten Druckübertragung
vom Arbeitsfluid auf das Flüssigmetall, einer zuverlässigen Phasentrennung zwischen
Antriebsfluid und Flüssigmetall sowie einer hohen dielektrischen Festigkeit des Antriebsfluids.
Durch Inkompressibilität des Antriebsfluids wird eine besonders schnelle Reaktionszeit
des Stromschalters realisiert.
[0009] Ansprüche 3 und 4 geben besonders einfache Konfigurationen für den Piezoantrieb mit
Flüssigmetall an, wobei die Spannungsfestigkeit im kontaktgeöffneten Zustand durch
Wahl des Antriebsfluids oder des Isoliergases und insbesondere Gasdrucks günstig beeinflusst
wird.
[0010] Ansprüche 5 und 6 geben Dimensionierungskriterien für eine vorteilhafte mechanische
Auslegung des Piezo-Fluidantriebs an.
[0011] Durch das Dielektrikum gemäss Anspruch 7 wird die Spannungsfestigkeit des Stromschalters
im kontaktgeöffneten zweiten oder dritten Betriebszustand weiter verbessert.
[0012] Das Ausführungsbeispiel gemäss Anspruch 8 hat den Vorteil, dass eine progressive
Strombegrenzung mit einer sanften, möglichst lichtbogenfreien Strombegrenzungscharakteristik
oder Abschaltcharakteristik realisiert werden kann.
[0013] Anspruch 9 gibt eine besonders einfache Konfiguration für einen piezoelektrisch angetriebenen
integrierten Flüssigmetall-Strombegrenzer/Leistungsschalter an.
[0014] In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung einen Flüssigmetall-Stromschalter
zur Strombegrenzung und/oder Stromschaltung, insbesondere zur Ausführung des Verfahrens,
umfassend Festelektroden und einen Flüssigmetall-Behälter mit mindestens einem Kanal
für ein Flüssigmetall, wobei in einem ersten Betriebszustand zwischen den Festelektroden
ein erster Strompfad für einen Betriebsstrom durch den Stromschalter vorhanden ist
und der erste Strompfad zumindest teilweise durch das in einer ersten Position befindliche
Flüssigmetall führt, wobei ein Piezoantrieb mit mindestens einem piezoelektrisch angetriebenen
Kolben zum Bewegen des Flüssigmetalls entlang einer Bewegungsrichtung in mindestens
eine zweite Position vorhanden ist und in einem zweiten Betriebszustand das Flüssigmetall
in der mindestens einen zweiten Position aus dem ersten Strompfad entfernt ist und
dadurch im Stromschalter ein strombegrenzender und/oder stromabschaltender zweiter
Strompfad vorhanden ist.
[0015] Ansprüche 11-13 geben Komponenten und Dimensionierungskriterien zur optimalen Auslegung
des Piezoantriebs an.
[0016] Ansprüche 14-15 geben vorteilhafte geometrische Anordnungen von Flüssigmetall und
Widerstands- oder Isolatormitteln an. Insbesondere können durch eine Serieschaltung
von Flüssigmetallsäulen abwechselnd mit dem Dielektrikum auch hohe Spannungen und
hohe Ströme effizient und sicher gehandhabt werden.
[0017] Weitere Ausführungen, Vorteile und Anwendungen der Erfindung ergeben sich aus abhängigen
Ansprüchen sowie aus der nun folgenden Beschreibung und den Figuren.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0018]
- Fig. 1a-1c
- zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Flüssigmetall-Stromschalters mit erfindungsgemässem
Piezo-Fluidantrieb mit Flüssigmetallkontakt geschlossen (Fig.1a) oder offen (Fig.1b,
1c);
- Fig. 2, 3
- zeigen zwei weitere Ausführungsbeispiele des Piezo-Fluidantriebs; und
- Fig. 4, 5
- zeigen Berechnungen von Kontaktöffnungszeiten und des erforderlichen piezoelektrischen
Hubs.
[0019] In den Figuren sind gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0020] Fig. 1a, 1b, 1c zeigen im Querschnitt ein Ausführungsbeispiel eines Flüssigmetall-Stromschalters
1, insbesondere eines Flüssigmetall-Strombegrenzers 1 oder Flüssigmetall-Leistungsschalters
1. Der Stromschalter 1 umfasst Festmetall-Elektroden 2a, 2b zum Anschliessen einer
Stromzuführung und einen Behälter 4 für das Flüssigmetall 3, in dem mindestens ein
Kanal 3a für das Flüssigmetall 3 angeordnet ist.
[0021] Erfindungsgemäss weist der Stromschalter 1 einen piezoelektrischen Antrieb 12 für
das Flüssigmetall 3 auf, bei dem vorzugsweise mittels eines Arbeitsfluid 9 mit einem
vorgebbaren Antriebsdruck p
1, p
2 unmittelbar auf eine erste Oberfläche 3b des Flüssigmetalls 3 mechanisch eingewirkt
wird und die Flüssigmetallsäule 3 von einer ersten Position x
1 in eine zweite Position x
12, x
2 bewegt wird. In der ersten Position x
1 befindet sich das Flüssigmetall 3 zumindest teilweise in einem ersten Strompfad 30
für einen Betriebsstrom I
1. In der zweiten Position x
12, x
2 liegt das Flüssigmetall 3 zumindest teilweise und vorzugsweise vollständig ausserhalb
des ersten Strompfads 30, so dass ein strombegrenzender und/oder stromabschaltender
zweiter Strompfad 31, 32 durch den Stromschalter 1 gebildet wird.
[0022] Im Ausführungsbeispiel gemäss Fig. 1a, 1b, 1c weist der Piezoantrieb 12 einen Piezoaktuator
100, den durch diesen bewegbaren Kolben 100, ein dielektrisches Antriebsfluid 9 zur
Druckübertragung vom Kolben 100 auf das Flüssigmetall 3 und eine Steuerung 11 auf.
Der Piezoantrieb 12 umfasst auch einen Druckbehälter 40a zum Sammeln von Antriebsfluid
9 und einen Antriebskanal 40b zum Zuführen von Antriebsfluid 9 zu dem mindestens einen
Kanal 3a für das Flüssigmetall 3. Der Kolben 100 ist beispielhaft durch den Piezoaktuator
100 selber gegeben. Hierfür ist ein relativ grosser Piezokristall notwendig. Dafür
ist die seitliche Abdichtung des beweglichen Kolbens 100 problemlos.
[0023] Bevorzugt umfasst der Piezoantrieb 12 ein dielektrisches Antriebsfluid 9, wobei:
das Antriebsfluid 9 inkompressibel ist und mit einem durch den Kolben 100 vorgebbaren
Druck p
1, p
2 unmittelbar auf eine erste Oberfläche 3b des Flüssigmetalls 3 mechanisch einwirkt;
und/oder ein durch den Kolben 100 im Antriebsfluid 9 vorgebbarer Druck p
1, p
2 geringfügig niedriger als eine Oberflächenspannung der druckbeanspruchten ersten
Oberfläche 3b des Flüssigmetalls 3 gewählt wird; und/oder das Antriebsfluid 9 zwischen
dem Kolben 100 und dem Flüssigmetall 3 angeordnet ist; und/oder als Antriebsfluid
9 eine dielelektrische Flüssigkeit, insbesondere eine Isolatorflüssigkeit 9 wie z.
B. Transformatorenöl oder Silikonöl, gewählt wird, die im wesentlichen nicht mit dem
Flüssigmetall 3 vermischt wird.
[0024] Das Flüssigmetall 3 kann über die erste Oberfläche 3c von dem Antriebsfluid 9 getragen
werden. Gemäss Fig. 1c wird das Flüssigmetall 3 zum Kontaktöffnen durch den Piezoantrieb
12 so nach oben bewegt, dass ein Kontaktspalt 2d zwischen den Festelektroden 2a, 2b
mit dem Antriebsfluid 9 gefüllt wird. Dadurch wird im kontaktgeöffneten zweiten Betriebszustand
eine gute dielektrische Festigkeit oder Isolationsfestigkeit des zweiten Strompfads
32 erreicht.
[0025] Das Flüssigmetall 3 kann auch über eine zweite Oberfläche 3c mit einem Isoliergas
9' in Kontakt stehen. Gemäss Fig. 1b wird das Flüssigmetall 3 zum Kontaktöffnen durch
den Piezoantrieb 12 so nach unten bewegt, dass ein Kontaktspalt 2d zwischen den Festelektroden
2a, 2b mit dem Isoliergas 9' gefüllt wird. Als Isoliergas 9' sind beispielsweise trockene
Luft, Stickstoff, Schwefelhexafluorid, Argon oder Vakuum geeignet. Dadurch kann die
dielektrische Festigkeit noch weiter verbessert werden. Zudem werden verhindert: eine
Lichtbogenzündung im Antriebsfluid 9, eine Verunreinigung des Antriebsfluids 9 durch
chemische Zersetzungsprodukte, eine chemische Alterung der Festelektroden 2a, 2b durch
die Zersetzungsprodukte und eine Gasblasenbildung im Antriebsfluid 9. Im Vergleich
hierzu ist eine Lichtbogenzündung im Isoliergas 9' deutlich unproblematischer. Für
die Druckauslegung im Isoliergas 9', d. h. im gefangenen Gasvolumen 4a, gilt: Durch
Erhöhung des Drucks im Isoliergas 9' kann die dielektrische Festigkeit im kontaktgeöffneten
zweiten Betriebszustand auf vorgebbare Werte dimensioniert werden; durch Wahl eines
Gasvolumens 4a deutlich grösser als eine durch Bewegung des Flüssigmetalls 3 verursachte
Änderung des Gasvolumens 4a kann der Druck im Isoliergas 9' weitgehend konstant gehalten
werden, so dass durch den Piezoantrieb 12 keine Kompressionsarbeit aufgebracht werden
muss. Denkbar ist auch eine Konfiguration, bei der das Gasvolumen 4a klein relativ
zu seiner Änderung ausgelegt ist, beim Kontaktöffnen des Flüssigmetalls 3 gemäss Fig.
1b der Piezoantrieb 12 durch Expansionsarbeit des Isoliergases 9' unterstützt wird
und so die Reaktionszeit des Kontaktöffnens verkürzt wird. Beim Kontaktschliessen
ist dann durch den Piezoantrieb 12 die Kompressionsarbeit für das Isoliergas 9' zu
leisten, was durch geringfügig verlängerte Kontaktschliesszeiten erreicht wird.
[0026] Beide Ausführungsformen zum Öffnen des Flüssigmetallkontakts 3 nach Fig. 1b und Fig.
1c können alternativ, d. h. einander ausschliessend, oder gemeinsam, d. h. einander
ergänzend, implementiert sein und insbesondere durch die Piezo-Steuerung 11 kontrolliert
werden.
[0027] In den Ausführungsbeispielen gemäss Fig. 2 und Fig. 3 sind mehrere Kontaktspalte
2d zwischen den Festelektroden 2a, 2b vorhanden, die im ersten Betriebszustand zumindest
teilweise mit dem Flüssigmetall 3 gefüllt sind, wobei im zweiten Betriebszustand das
Flüssigmetall 3 mittels des Piezoantriebs 12 aus den Kontaktspalten 2d verdrängt ist
und durch das Antriebsfluid 9 und/oder das Isoliergas 9' ersetzt ist.
[0028] In Fig. 2 ist der Piezo-Fluidantrieb 12 analog zu Fig. 1a-1c aufgebaut. In Fig. 3
umfasst der Kolben 101 einen Hilfskolben 101, der durch mindestens einen Piezoaktuator
100 des Piezoantriebs 12 antreibbar ist. Dadurch kann eine deutlich grössere Kolbenfläche
A
K zum Antreiben des Flüssigmetalls 3 geschaffen werden und die Kolbenfläche A
K ist unabhängig von der Grösse des Piezoaktuators 100 wählbar. Mit Vorteil wird ein
Verhältnis A
F/A
K einer Kolbenfläche A
k des Kolbens 100, 101 zu einer gesamten Antriebsquerschnittsfläche A
F des anzutreibenden Flüssigmetalls 3 in allen Kanälen 3a nach Massgabe eines zu erzielenden
Verhältnisses eines Arbeitshubs Δx für das Flüssigmetall 3 zu einem Kolbenhub Δy des
Kolbens 100, 101 gewählt. Insbesondere soll ein Arbeitshub Δx des Flüssigmetalls 3
grösser als ein zu erzielender minimaler vertikaler Kontaktabstand g
open gewählt werden. Es wird also die Kolbenfläche A
k und der Kolbenhub Δy des Kolbens 100 auf eine GesamtQuerschnittsfläche A
F des anzutreibenden Flüssigmetalls 3 in allen Kanälen 3a und auf den zu erzielenden
Arbeitshub Δx für das Flüssigmetall 3 abgestimmt.
[0029] Für die Auslegung des Piezoantriebs 12 gemäss der einfachsten Ausführungsform in
Fig. 1a - Fig. 1c wird ein quantitatives Beispiel gegeben. Im kontaktgeöffneten Zustand
ist das Volumen V
F des Antriebsfluids 9 im Kanal 3a gleich

wobei A
F=B • W=Antriebs-Querschnittsfläche der anzutreibenden Flüssigmetallsäule(n), B=Breite
des Kanals 3a (oder Gesamtbreite aller Kanäle 3a), W=Tiefe des Kanals 3a (oder der
Kanäle 3a), H=Höhe der Flüssigmetallsäule(n) und g
open=minimaler vertikaler Kontaktabstand. Zudem gilt Q=H • W=Querschnittsfläche für einen
beispielhaft rechteckigen Flüssigmetall-Strompfad 30. Somit ist A
F=Q • B/H.
[0030] Die Bewegungsgleichung für die vom Piezoantrieb zu bewegende Fluidsäule 3, 9 lautet
dann

wobei F=piezoelektrische Kraft, A
K=Kolbenfläche, m
F=Masse des Flüssigmetalls und x=Position der Flüssigmetallsäule(n) 3 während des dynamischen
Schaltens. In Gleichung (G2) wurde eine Anhebung der Masse des Antriebsfluids 9 im
Vorratsbehälter 40a vernachlässigt, da dieser breit, tief und flach ist. Gleichung
(G2) kann numerisch integriert werden und die Reaktionszeit t
sep des Stromschalters 1 kann als Funktion der Kanaltiefe W und des minimalen vertikalen
Kontaktabstands g
open bestimmt werden.
[0031] In Fig. 4 ist die Schaltzeit t
sep(W) als Funktion der Kanaltiefe W für verschiedene g
open zwischen 2 mm und 6 mm angegeben, wobei folgende Parameter angenommen wurden: Q=400
mm
2, Kanalbreite=minimaler Kontaktspalt B=8 mm (geeignet für einen Leistungsschalter
1 mit 12 kV Nennspannung, 1250 A Betriebsstrom I
1, 25 kA Kurzschlussstrom I
2), F=4000 N, A
K=A
p=(150 mm)
2, ρ
oil=900 kg/m
3, und Dichte des Flüssigmetalls ρ
F=m
f/V
F=3000 kg/m
3. Für eine schnelle Kontaktöffnungszeit t
sep soll die gesamte bewegte Masse von Flüssigmetall 3 und Antriebsfluid 9 m
F+ (H + g
open) • A
F • ρ
oil so klein wie möglich gehalten werden.
[0032] Der erforderliche Piezohub Δy ist gleich

[0033] In Fig. 5 ist der resultierende Piezohub Δy(g
open, W) als Funktion des erforderlichen vertikalen Kontaktabstands g
open und der Kanaltiefe W angegeben. Man erkennt, dass ein Stromschalter 1 mit maximaler
Verzögerungszeit t
sep von 1,5 ms und minimalem vertikalem Kontaktabstand g
open von 5 mm mit einem Piezokristall 100 mit einem minimalen piezoelektrischen Arbeitshub
von 240 µm realisierbar ist.
[0034] Der konstruktive Aufbau der Stromschalters 1 gemäss Fig. 2 und Fig. 3 umfasst im
Flüssigmetall-Behälter 4 mehrere, im wesentlichen zueinander parallele und entlang
der Bewegungsrichtung x erstreckte Kanäle 3a für das Flüssigmetall 3, die durch wandartige
Stege 5a, 8a voneinander getrennt sind. Die Stege 5a, 8a weisen im Bereich des ersten
Strompfads 30 Zwischenelektroden 2c zum Durchleiten des Betriebsstroms I
2 und im Bereich des zweiten Strompfads 31 Einzelwiderstände 5a und/oder Einzelisolatoren
8a des Dielektrikums 5, 8 auf. Dabei dient ein Bereich mit Widerstandsmitteln 5 zur
Schaffung eines strombegrenzenden zweiten Strompfads 31 und ein Bereich mit Isolatormitteln
8 zur Schaffung eines zweiten Strompfads 32 zur Stromabschaltung, insbesondere unter
Lichtbogenbildung. Das Dielektrikum 5, 8, 9, 9' kann auch das Antriebsfluid 9 und/oder
das Isoliergas 9' umfassen, die ebenfalls einen vorgebbaren elektrischen Widerstands
R
x für den zweiten Strompfad 31, 32 aufweisen.
[0035] Allgemein soll ein Dielektrikum 5, 8, 9, 9' vorhanden sein, wobei das Flüssigmetall
3 in der zweiten Position x
12, x
2 in Serie zu dem Dielektrikum 5, 8, 9, 9' liegt und mit diesem einen strombegrenzenden
und/oder stromabschaltenden zweiten Strompfad 31, 32 im Stromschalter 1 bildet. Das
Dielektrikum 5, 8, 9, 9' soll einen ohmschen Anteil aufweisen und ist bevorzugt rein
ohmsch.
[0036] Mit Vorteil umfasst das Dielektrikum ein Widerstandsmittel 5, das zur lichtbogenfreien
Strombegrenzung einen entlang der Bewegungsrichtung x bis zu einer extremalen zweiten
Position x
2 kontinuierlich zunehmenden elektrischen Widerstand R
x für den zweiten Strompfad 31 aufweist. Hierfür weisen die Stege 5a ein dielektrisches
Material mit in der Bewegungsrichtung x zunehmendem Widerstand R
x auf. Das Flüssigmetall 3 wird bei einem Übergang von der ersten Position x
1 zur zweiten Position x
12, x
2 entlang der Stege 5a des Widerstandselements 5 geführt. Somit wird der strombegrenzende
zweite Strompfad 31 gebildet durch eine alternierende Serieschaltung von mit Flüssigmetall
3 gefüllten Kanalbereichen 3a und den Stegen 5a, die als mit ihrer Länge progressive
Einzelwiderstände 5a des Widerstandselements 5 wirken.
[0037] Bezüglich der elektrischen Auslegung des Stromschalters 1 als Strombegrenzer 1 ist
folgendes zu beachten: Für eine lichtbogenfreie Kommutation des Stroms i(t) von den
Festelektroden 2a, 2b, 2c zum Widerstandselement 5 soll eine typische, vom Kontaktmaterial
abhängige, minimale Lichtbogenzündspannung von 10 V - 20 V nicht überschritten werden.
Der elektrische Widerstand R
x als Funktion R
x(x
12) der zweiten Position x
12 sowie eine Weg-Zeit Charakteristik x
12(t) des Flüssigmetalls 3 entlang der Bewegungsrichtung x sollen so gewählt werden,
dass in jeder zweiten Position x
12, x
2 des Flüssigmetalls 3 das Produkt aus elektrischem Widerstand R
x und Strom I
2 kleiner als eine Lichtbogenzündspannung U
b zwischen dem Flüssigmetall 3 und den Festelektroden 2a, 2b und gegebenenfalls Zwischenelektroden
2c ist und/oder dass eine hinreichende Steilheit der Strombegrenzung zur Beherrschung
netzbedingter Kurzschlussströme i(t) erzielt wird.
[0038] Fig. 3 zeigt einen kombinierten oder integrierten Flüssigmetall-Strombegrenzer 1
und Flüssigmetall-Leistungsschalter 1 mit Piezoantrieb 12 für das Flüssigmetall 3.
Der Behälter 4 hat einen Boden 6 und Deckel 6 aus Isolatormaterial, zwischen denen
das Dielektrikum 5, 8, 9, 9' und die Flüssigmetall-Kanäle 3a angeordnet sind. Bei
einer Verschiebung des Flüssigmetalls 3 in positive Bewegungsrichtung +x wird der
Strom i auf dem Strombegrenzungspfad 31 geführt und wie oben diskutiert begrenzt.
Alternativ kann das Flüssigmetall 3 in einem dritten Betriebszustand entlang der entgegengesetzten
Bewegungsrichtung -x in mindestens eine dritte Position x
13, x
3 bewegt werden, wobei das Flüssigmetall 3 in der mindestens einen dritten Position
x
13, x
3 in Serie mit dem Isolator 8 liegt und dadurch eine Isolationsstrecke 32 zur Leistungsabschaltung
durch die Vorrichtung 1 gebildet wird.
[0039] Wie dargestellt kann auch die Isolationsstrecke 8 durch eine Mehrzahl von Isolationsstegen
8a gebildet sein, die im Abschaltfall in alternierender Serieschaltung mit den nach
unten verschobenen Flüssigmetallsäulen 3 stehen. Insbesondere wird zwischen dem zweiten
und dritten Betriebszustand durch einen Kontrollbefehl umgeschaltet, wobei die Steuerung
11 bei einem Strombegrenzungsbefehl eine Piezobewegung oder piezoelektrische Kraft
F nach oben zur Anhebung der Flüssigmetallsäule 3 erzeugt und bei einem Abschaltbefehl
eine piezoelektrische Kraft nach unten zur Senkung der Flüssigmetallsäule 3.
[0040] Für eine besonders kompakte Anordnung sind der erste oder Nennstrompfad 30 und der
strombegrenzende oder zweite Strompfad 31 im wesentlichen senkrecht zur Bewegungsrichtung
x, vorgegeben durch die Längserstreckung der Kanäle 3a, und/oder im wesentlichen parallel
zueinander angeordnet. Mit Vorteil ist zudem die Isolationsstrecke 32 zur Stromabschaltung
oberhalb des zweiten Strompfads 31 und/oder unterhalb des ersten Strompfads 30 und
möglichst parallel zu diesen angeordnet. Dadurch wird eine kompakte Anordnung des
Flüssigmetalls 3 und seines Piezo-Fluidantriebs 12 relativ zu den zu schaltenden Strömen
I
1, I
2, i, insbesondere zum Nennstrompfad 30, Strombegrenzungspfad 31 und gegebenenfalls
Stromabschaltungspfad 32, realisiert.
[0041] Vorzugsweise wird das Flüssigmetall 3 durch den Fluidantrieb 12 in eine geordnete
Fliessbewegung versetzt. Somit verbleibt das Flüssigmetall 3 im ersten, zweiten und
dritten Betriebszustand in einem flüssigen Aggregatzustand.
[0042] Dadurch können hohe Ströme mit sehr schnellen Reaktionszeiten von bis zu unter 1
ms auch ohne Pinch-Effekt begrenzt oder abgeschaltet werden.
[0043] Als Flüssigmetall 3 geeignet sind z. B. Quecksilber, Gallium, Cäsium, GaInSn o. ä..
Mit dem erfindungsgemässen Flüssigmetall-Stromschalter 1 sind die Erfordernisse für
Leistungsschalter erfüllbar, insbesondere die Nennstromtragfähigkeit, Kurzschlussstromtragfähigkeit
für einige ms, synchrone Stromunterbrechung beim Stromnulldurchgang und die dielektrische
Festigkeit für die transiente Einschwingspannung nach Stromunterbrechung sowie für
Durchschlagsspannung (BIL=basic insulation level). Der Piezoantrieb 12 hat den besonderen
Vorteil, dass ein hydraulischer oder aufwendiger mechanischer Antrieb für das Flüssigmetall
3 vermieden werden kann.
[0044] Anwendungen der Vorrichtung 1 betreffen u.a. den Einsatz als Strombegrenzer, strombegrenzender
Schalter und/oder Leistungsschalter 1 in Stromversorgungsnetzen, als selbsterholende
Sicherung oder als Motorstarter. Die Erfindung umfasst auch eine elektrische Schaltanlage,
insbesondere eine Hoch- oder Mittelspannungsschaltanlage, gekennzeichnet durch eine
Vorrichtung 1 wie oben beschrieben.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0045]
- 1
- Flüssigmetall-Strombegrenzer/Leistungsschalter
- 2a, 2b
- Festmetall-Elektroden, Metallplatten, feststehende Elektroden
- 2c
- Zwischenelektroden
- 2d
- Kontaktspalt
- 3
- Flüssigmetall
- 3a
- Kanäle für Flüssigmetall
- 3b, 3c
- Oberflächen des Flüssigmetalls
- 30
- Strompfad für Betriebsstrom, erster Strompfad
- 31
- Strompfad für Strombegrenzung, zweiter Strompfad
- 32
- Stromunterbrechungspfad, Isolationsstrecke
- 4
- Behälter, Flüssigmetall-Behälter
- 4a
- Isoliergasbehälter, gefangenes Gasvolumen
- 40
- Fluidbehälter
- 40a
- Druckbehälter für Antriebsflüssigkeit
- 40b
- Antriebskanal für Antriebsflüssigkeit
- 5
- Widerstandsmatrix für Flüssigmetall
- 5a
- Einzelwiderstände
- 6
- Behälterdeckel, Gehäusewand, Isolator
- 8
- Isolator für Stromunterbrechung
- 8a
- Einzelisolatoren
- 9
- dielektrisches inkompressibles Antriebsfluid, Öl
- 9'
- Isoliergas
- 100
- piezoelektrischer Aktuator
- 101
- Kolben
- 11
- Steuerung für Piezo-Fluidantrieb
- 12
- dielektrischer Piezo-Fluidantrieb
- AF
- Antriebs-Querschnittsfläche der Flüssigmetallsäulen
- AK
- Kolbenfläche
- AP
- Fläche des Piezoaktuators
- B
- Durchmesser der Flüssigmetallsäule, Kanalbreite, minimaler Kontaktspalt
- F
- Kraft auf Flüssigmetallsäule
- gopen
- minimaler vertikaler Kontaktabstand
- H
- Höhe der Flüssigmetallsäule
- i
- Strom durch Flüssigmetallschalter
- I1
- Betriebsstrom
- I2
- begrenzter Überstrom
- m
- Masse des Flüssigmetalls
- Q
- Querschnittsfläche für Flüssigmetall-Strompfad
- Rx
- elektrischer Widerstand des Strombegrenzers
- ρ
- Dichte des Antriebsfluids
- tsep
- Reaktionszeit des Stromschalters, Verzögerungszeit zwischen Triggern und Kontaktöffnen
- W
- Tiefe der Flüssigmetallsäule
- x, x1, x2, x12, x3, x13
- Positionen der Flüssigmetallsäule
- Δx
- Hub der Flüssigmetallsäule, Arbeitshub
- Δy
- Hub des Piezoaktuators, Kolbenhub, Antriebshub
1. Verfahren zur Stromschaltung, insbesondere zur Strombegrenzung und/oder Leistungsschaltung,
mit einem Flüssigmetall-Stromschalter (1), der Festelektroden (2a, 2b) und einen Flüssigmetall-Behälter
(4) mit mindestens einem Kanal (3a) für ein Flüssigmetall (3) umfasst, wobei in einem
ersten Betriebszustand zwischen den Festelektroden (2a, 2b) ein Betriebsstrom (I
1) auf einem ersten Strompfad (30) durch den Stromschalter (1) geführt wird und der
erste Strompfad (30) zumindest teilweise durch das in einer ersten Position (x
1) befindliche Flüssigmetall (3) geführt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass in einem zweiten Betriebszustand
a) das Flüssigmetall (3) durch einen Piezoantrieb (12) mit mindestens einem piezoelektrisch
angetriebenen Kolben (100, 101) entlang einer Bewegungsrichtung (x) in mindestens
eine zweite Position (x12, x2) bewegt wird und
b) das Flüssigmetall (3) in der mindestens einen zweiten Position (x12, x2) aus dem ersten Strompfad (30) entfernt ist und dadurch im Stromschalter (1) ein
strombegrenzender und/oder stromabschaltender zweiter Strompfad (31, 32) gebildet
wird.
2. Das Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Piezoantrieb (12) ein dielektrisches Antriebsfluid (9) umfasst, wobei
a) das Antriebsfluid (9) inkompressibel ist und mit einem durch den Kolben (100, 101)
vorgebbaren Druck (p1, p2) unmittelbar auf eine erste Oberfläche (3b) des Flüssigmetalls (3) mechanisch einwirkt
und/oder
b) ein durch den Kolben (100, 101) im Antriebsfluid (9) vorgebbarer Druck (p1, p2) geringfügig niedriger als eine Oberflächenspannung einer druckbeanspruchten ersten
Oberfläche (3b) des Flüssigmetalls (3) gewählt wird und/oder
c) das Antriebsfluid (9) zwischen dem Kolben (100, 101) und dem Flüssigmetall (3)
angeordnet ist und/oder
d) als Antriebsfluid (9) eine dielelektrische Flüssigkeit, insbesondere eine Isolatorflüssigkeit
(9), gewählt wird, die im wesentlichen nicht mit dem Flüssigmetall (3) vermischt wird.
3. Das Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) das Flüssigmetall (3) über die erste Oberfläche (3c) von dem Antriebsfluid (9)
getragen wird und
b) das Flüssigmetall (3) zum Kontaktöffnen durch den Piezoantrieb (12) so bewegt wird,
dass ein Kontaktspalt (2d) zwischen den Festelektroden (2a, 2b) mit dem Antriebsfluid
(9) gefüllt wird.
4. Das Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) das Flüssigmetall (3) über eine zweite Oberfläche (3c) mit einem Isoliergas (9')
in Kontakt steht und
b) das Flüssigmetall (3) zum Kontaktöffnen durch den Piezoantrieb (12) so bewegt wird,
dass ein Kontaktspalt (2d) zwischen den Festelektroden (2a, 2b) mit dem Isoliergas
(9') gefüllt wird und
c) insbesondere dass das Isoliergas (9') in einem Isoliergasbehälter (4a) gefangen
ist.
5. Das Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) ein Verhältnis (AF/AK) einer Kolbenfläche (Ak) des Kolbens (100, 101) zu einer gesamten Antriebs-Querschnittsfläche (AF) des anzutreibenden Flüssigmetalls (3) nach Massgabe eines zu erzielenden Verhältnisses
eines Arbeitshubs (Δx) für das Flüssigmetall (3) zu einem Kolbenhub (Δy) des Kolbens
(100, 101) gewählt wird und/oder
b) ein Arbeitshub (Δx) des Flüssigmetalls (3) grösser als ein zu erzielender minimaler
vertikaler Kontaktabstand (gopen) gewählt wird.
6. Das Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Kolbenfläche (A
k) des Kolbens (100)
a) gleich einer piezoelektrisch angetriebenen Fläche (Ap) eines Piezoaktuators (100) des Piezoantriebs (12) gewählt ist oder
b) grösser als eine Fläche (Ap) eines Piezoaktuators (100) des Piezoantriebs (12) gewählt ist.
7. Das Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) das Flüssigmetall (3) durch die zweite Position (x12, x2) in eine Serieschaltung mit einem Dielektrikum (5, 8, 9, 9') gebracht wird und
b) das Dielektrikum (5, 8, 9, 9') ein Widerstandselement (5) und/oder ein dielektrisches
Antriebsfluid (9) für den Piezoantrieb (12) mit einem vorgebbaren elektrischen Widerstand
(Rx), ein Isolator (8) und/oder ein Isoliergas (9'), insbesondere trockene Luft, Stickstoff,
Schwefelhexafluorid, Argon oder Vakuum, ist.
8. Das Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Strombegrenzung oder strombegrenzenden Stromabschaltung
a) als Dielektrikum ein Widerstandselement (5) gewählt wird, das einen entlang der
Bewegungsrichtung (x) des Flüssigmetalls (3) ansteigenden elektrischen Widerstand
(Rx) für den zweiten Strompfad (31) aufweist und
b) bei einem Übergang von der ersten Position (x1) zur zweiten Position (x12, x2) das Flüssigmetall (3) entlang des Widerstandselements (5) geführt wird.
9. Das Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass in einem dritten Betriebszustand
a) das Flüssigmetall (3) entlang einer entgegengesetzten Bewegungsrichtung (-x) in
mindestens eine dritte Position (x13, x3) bewegt wird und
b) das Flüssigmetall (3) in der mindestens einen dritten Position (x13, x3) in Serie mit einem Isolator (8) liegt und dadurch eine Isolationsstrecke (32) zur
Leistungsabschaltung durch die Vorrichtung (1) gebildet wird.
10. Flüssigmetall-Stromschalter (1) zur Strombegrenzung und/oder Leistungsschaltung, insbesondere
zur Ausführung des Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, umfassend Festelektroden
(2a, 2b) und einen Flüssigmetall-Behälter (4) mit mindestens einem Kanal (3a) für
ein Flüssigmetall (3), wobei in einem ersten Betriebszustand zwischen den Festelektroden
(2a, 2b) ein erster Strompfad (30) für einen Betriebsstrom (I
1) durch den Stromschalter (1) vorhanden ist und der erste Strompfad (30) zumindest
teilweise durch das in einer ersten Position (x
1) befindliche Flüssigmetall (3) führt,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) ein Piezoantrieb (12) mit mindestens einem piezoelektrisch angetriebenen Kolben
(100, 101) zum Bewegen des Flüssigmetalls (3) entlang einer Bewegungsrichtung (x)
in mindestens eine zweite Position (x12, x2) vorhanden ist und
b) in einem zweiten Betriebszustand das Flüssigmetall (3) in der mindestens einen
zweiten Position (x12, x2) aus dem ersten Strompfad (30) entfernt ist und dadurch im Stromschalter (1) ein
strombegrenzender und/oder stromabschaltender zweiter Strompfad (31, 32) vorhanden
ist.
11. Der Flüssigmetall-Stromschalter (1) nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) der Piezoantrieb (12) einen Piezoaktuator (100), den durch diesen bewegbaren Kolben
(100, 101), ein dielektrisches Antriebsfluid (9) zur Druckübertragung vom Kolben (100,
101) auf das Flüssigmetall (3) und eine Steuerung (11) umfasst und/oder
b) der Piezoantrieb (12) einen Druckbehälter (40a) zum Sammeln von Antriebsfluid (9)
und einen Antriebskanal (40b) zum Zuführen von Antriebsfluid (9) zu dem mindestens
einen Kanal (3a) für das Flüssigmetall (3) umfasst.
12. Der Flüssigmetall-Stromschalter (1) nach einem der Ansprüche 10-11,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) der Kolben (100) durch einen Piezoaktuator (100) des Piezoantriebs (12) selber
gebildet ist oder
b) der Kolben (101) einen Hilfskolben (101) umfasst, der durch mindestens einen Piezoaktuator
(100) des Piezoantriebs (12) antreibbar ist.
13. Die Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 10-12,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) eine Kolbenfläche (Ak) und ein Kolbenhub (Δy) des Kolbens (100, 101) sowie eine gesamte Antriebs-Querschnittsfläche
(AF) des anzutreibenden Flüssigmetalls (3) nach Massgabe eines zu erzielenden Arbeitshubs
(Δx) für das Flüssigmetall (3) gewählt sind und/oder
b) ein Antriebsfluid (9) des Piezoantriebs (12) eine Isolatorflüssigkeit (9) ist,
die inkompressibel und nicht vermischbar mit dem Flüssigmetall (3) ist und die in
einem direkten Druckaustausch mit mindestens einer druckbeanspruchten ersten Oberfläche
(3b) des Flüssigmetalls (3) steht.
14. Der Flüssigmetall-Stromschalter (1) nach einem der Ansprüche 10-13,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) mehrere Kontaktspalte (2d) zwischen den Festelektroden (2a, 2b) vorhanden sind,
die im ersten Betriebszustand zumindest teilweise mit dem Flüssigmetall (3) gefüllt
sind und
b) im zweiten Betriebszustand durch den Piezoantrieb (12) das Flüssigmetall (3) aus
den Kontaktspalten (2d) verdrängt und durch das Antriebsfluid (9) und/oder ein Isoliergas
(9') ersetzt ist.
15. Der Flüssigmetall-Stromschalter (1) nach einem der Ansprüche 10-14,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Dielektrikum (5, 8, 9, 9') vorhanden ist und
a) das Flüssigmetall (3) in der zweiten Position (x12, x2) in Serie zu dem Dielektrikum (5, 8, 9, 9') liegt und mit diesem einen strombegrenzenden
und/oder stromabschaltenden zweiten Strompfad (31, 32) im Stromschalter (1) bildet
und/oder
b) das Dielektrikum ein Widerstandsmittel (5) umfasst, das zur lichtbogenfreien Strombegrenzung
einen entlang der Bewegungsrichtung (x) bis zu einer extremalen zweiten Position (x2) kontinuierlich zunehmenden elektrischen Widerstand (Rx) für den zweiten Strompfad (31) aufweist und/oder
c) das Dielektrikum einen Isolator (8) umfasst, der zur Stromabschaltung, insbesondere
unter Lichtbogenbildung, ausgelegt ist.
16. Elektrische Schaltanlage, insbesondere Hoch- oder Mittelspannungsschaltanlage, gekennzeichnet durch einen Flüssigmetall-Stromschalter (1) nach einem der Ansprüche 10-15.