[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vorhangbeschichtung von textilen Flächengebilden.
[0002] Es ist bekannt, auf textile Flächengebilde wie z.B. Gewebe oder Vliese (nonwovens)
Beschichtungen aufzubringen, um den so erhaltenen Artikeln bestimmte gewünschte Eigenschaften
wie z.B. wasserabweisende Wirkung oder Abriebbeständigkeit zu verleihen. Häufig besteht
die Beschichtung, welche sich auf Textilien befindet, aus Polymeren, die einen geschlossenen
Film auf der Textiloberfläche bilden.
[0003] Als geeignete Beschichtungsprodukte sind unter anderem Acrylatverbindungen bereits
bekannt. Diese können entweder bereits als Polymere in Form einer Lösung oder Dispersion
auf das Textilmaterial aufgebracht werden, wobei anschließend das beschichtete Material
getrocknet werden muß. Eine andere bereits bekannte Möglichkeit besteht darin, härtbare
bzw. polymerisierbare Monomere oder Oligomere auf das Textilmaterial aufzubringen
und diese anschließend durch Polymerisation zu härten. Dieser Härtungsvorgang kann
thermisch oder durch Bestrahlung erfolgen. Solche Verfahren sind beispielsweise aus
der
US 4 764 395 und der
US-B1 6 211 308 bekannt. Die
US 5 146 531 und die
US 4 833 207 beschreiben die Beschichtung von optischen Fasern mit härtbaren Verbindungen mit
anschließender Härtung durch UV-Strahlung.
[0004] Es ist ebenfalls bekannt, auf Flächengebilde mittels einer sogenannten Vorhangbeschichtung
("curtain coating") Produkte aufzubringen sowie diese gegebenenfalls anschließend
durch Polymerisation zu härten. So beschreibt die
EP-A 704 285 ein Verfahren zur Beschichtung von Holzplatten mittels Vorhangbeschichtung, die
WO-A 01/48 333 die Bildung einer dekorativen Beschichtung auf einem Substrat. Aus der
GB 1 050 362 sind Verfahren zur Vorhangbeschichtung von Papiermaterialien mittels Polymerzusammensetzungen,
die also nicht mehr gehärtet werden, bekannt. Schließlich beschreibt die
US 5 110 889 die Beschichtung von Substraten mit härtbaren Verbindungen. Hierbei sind Textilien
und Vorhangbeschichtung am Rande erwähnt, aber es werden keine Verfahrensbedingungen
dazu genannt.
[0005] Die Aufgabe, die der vorliegenden Erfindung zugrunde lag, bestand darin, ein Verfahren
zur Verfügung zu stellen, durch das sich textile Flächengebilde in vorteilhafter und
ökonomischer Weise beschichten lassen und durch das beschichtete Flächengebilde erhalten
werden, welche vorteilhafte Eigenschaften aufweisen und durch das sich Flächengebilde
für eine Reihe von Einsatzzwecken herstellen lassen.
[0006] Die Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren zur Vorhangbeschichtung von textilen
Flächengebilden, wobei auf eine im wesentlichen horizontal bewegte Bahn eines textilen
Flächengebildes ein im wesentlichen in vertikaler Richtung durch Schwerkraft fallender
Vorhang aufgebracht wird oder mehrere Vorhänge hintereinander aufgebracht werden,
wobei jeder Vorhang aus einer Beschichtungsflüssigkeit besteht, und wobei das textile
Flächengebilde nach Aufbringen des Vorhangs oder der Vorhänge in einem kontinuierlich
durchgeführten Prozeß einer Bestrahlung mittels UV-Licht oder Elektronenstrahlen unter
solchen Bedingungen ausgesetzt wird, dass alle in der oder den Beschichtungsflüssigkeiten
anwesenden härtbaren Verbindungen auf dem textilen Flächengebilde durch Polymerisation
ausgehärtet werden,
wobei das textile Flächengebilde nach dem Aufbringen aller verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten
gegebenenfalls getrocknet wird,
wobei mindestens eine Beschichtungsflüssigkeit eine oder mehrere Verbindungen mit
einer oder mehreren Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen und/oder eine oder mehrere
Verbindungen mit einer oder mehreren Epoxigruppen enthält.
[0007] Bevorzugte Ausführungsformen dieses Verfahrens gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren weist unter anderem folgende Vorteile auf:
a) Es können dünnere Schichten auf das Textilmaterial aufgebracht werden als bei herkömmlichen
Beschichtungsverfahren, was eine Kostenersparnis bedeutet. Trotz der dünneren Schichten
können Effekte erhalten werden, die mit konventionellen Beschichtungsverfahren nur
bei höheren Schichtdicken zu erzielen sind.
b) Es können bei Verwendung einer geeigneten Vorrichtung in einem einzigen Arbeitsgang
mehrere Schichten, auch solche unterschiedlicher Zusammensetzungen, aufgebracht und
ausgehärtet/polymerisiert werden. Dies kann geschehen, indem durch eine geeignete
Vorrichtung, in Laufrichtung der Textilbahn gesehen, mehrere Vorhänge mit entsprechenden
Beschichtungsflüssigkeiten hintereinander aufgebracht werden.
c) Es können sowohl relativ glatte als auch raue Flächengebilde beschichtet werden,
wobei sich ausgezeichnete Effekte erhalten lassen.
d) Die Geschwindigkeit, mit der die Bahn des textilen Flächengebildes durch die Beschichtungs-
und Bestrahlungszone geführt wird, kann in weiten Bereichen variiert werden, ohne
dass hierbei Nachteile auftreten.
e) Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, beschichtete textile Flächengebilde
mit erwünschten Eigenschaften herzustellen, z.B. bezüglich wasser- und/oder ölabweisenden
Eigenschaften, Abriebfestigkeit, Dimensionsstabilität.
[0009] Beim erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt eine Beschichtung eines textilen Flächengebildes
und anschließend eine Härtung/Polymerisation mittels Bestrahlung.
Unter textilen Flächengebilden werden in diesem Zusammenhang Flächengebilde aus Fasermaterialien
verstanden, die in Form von Geweben oder in Form von Vliesen (non-wovens) vorliegen.
Die Gewebe können textile Gewebe sein, die zur Herstellung von Bekleidungsartikeln
dienen. Der Begriff "textile Flächengebilde" umfasst aber auch Gewebe und non-wovens
für technische Einsatzzwecke. Beispiele für Artikel, die aus Geweben, welche nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt wurden, hergestellt werden können, sind
wetterfeste (wasserabweisende) Bekleidung, Heimtextilien, Textilien für Verkehrsmittel
wie Sitzbezüge für Autos und Flugzeuge, Airbags, Zeltleinwände und Planen. Vorzugsweise
sind die für das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzten textilen Flächengebilde technische
Textilien in Form von Geweben oder Vliesen.
Die Gewebe oder Vliese, die für das Verfahren eingesetzt werden, bestehen vorzugsweise
aus Polyesterfasern, Polyamidfasern oder aus einer Mischung von Polyesterfasern und
Baumwollfasern, z.B. im Mischungsverhältnis 50:50. Es können aber auch Gewebe aus
100 % Cellulosefasern, z.B. Baumwollgewebe, verwendet werden.
Die Gewebe können beispielsweise als Taft-Gewebe vorliegen. Es können auch Glasfasergewebe
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt werden.
Die Vliese (non-wovens), die vorteilhaft nach dem erfindungsgemäßen Verfahren beschichtet
werden können, bestehen vorzugsweise ebenfalls aus Fasern aus den oben genannten Materialien.
[0010] Soweit im Folgenden der Einfachheit halber nur von einem Vorhang oder nur von einer
Beschichtungsflüssigkeit gesprochen wird, so bedeutet dies nicht, dass beim erfindungsgemäßen
Verfahren nur ein einziger Beschichtungsvorgang mittels eines einzigen Vorhangs durchgeführt
werden kann. Vielmehr wird dadurch die Variante nicht ausgeschlossen, dass mehrere
Vorhänge mit jeweils einer Beschichtungsflüssigkeit nacheinander aufgebracht werden
können. Diese Variante wird später näher beschrieben.
[0011] Die textilen Flächengebilde in Form von Geweben oder Vliesen werden als im wesentlichen
in horizontaler Richtung bewegte Bahnen für die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens eingesetzt. Auf diese Bahnen wird kontinuierlich eine Beschichtungsflüssigkeit
aufgebracht. Die Beschichtungsflüssigkeit fällt als Vorhang, der durch eine Vorhangsbeschichtungsapparatur
erzeugt wird, im wesentlichen in vertikaler Richtung auf Grund der Schwerkraft auf
die bewegte Textilbahn.
Die Bahn des textilen Flächenmaterials besitzt im Normalfall die Temperatur der Umgebungsatmosphäre,
also Raumtemperatur. Sie besitzt vorzugsweise eine Breite von etwa 30 bis 500 cm und
ein Flächengewicht von 40 bis 150 g/m
2. Die Geschwindigkeit der Textilbahn beträgt im allgemeinen 30 bis 1000 m/min und
liegt vorzugsweise im Fall von Geweben zwischen 100 und 600 m/min. Im Fall von Vliesen
liegt sie vorzugsweise zwischen 50 und 400 m/min.
Bei der Entwicklung des erfindungsgemäßen Verfahrens wurde überraschenderweise gefunden,
dass die genannten hohen Geschwindigkeiten, welche die curtain-coating-Technologie
erst technisch und ökonomisch sinnvoll machen, sich bei der Vorhangbeschichtung von
textilen Flächengebilden realisieren lassen.
Der Vorhang, der aus der unten beschriebenen Beschichtungsflüssigkeit besteht, wird
durch eine Vorhangbeschichtungsanlage erzeugt und fällt in vertikaler Richtung auf
die bewegte Textilbahn. Der Vorhang besitzt vorzugsweise eine Temperatur im Bereich
zwischen Raumtemperatur und 80°C. Die Vorhanggeschwindigkeit bzw. die pro Zeiteinheit
auf die bewegte Textilbahn aufgebrachte Menge an Beschichtungsflüssigkeit, hängt unter
anderem ab von der Geschwindigkeit, mit der sich die Textilbahn bewegt und von der
gewünschten Schichtdicke der Beschichtung auf der Textilbahn. Die optimale Vorhanggeschwindigkeit
bzw. die optimale pro Zeiteinheit geförderte Menge lässt sich für gegebene Bedingungen
leicht durch wenige Versuche ermitteln.
Die auf die Textilbahn aufgebrachte Schicht besitzt im Normalfall eine Dicke von 10
nm bis 0,5 mm, vorzugsweise von 10 µm bis 100 µm. Diese Werte beziehen sich für den
Fall, dass mehrere Beschichtungsflüssigkeiten aufgebracht wurden, auf die Summe der
einzelnen Schichtdicken. Eine einzelne Schicht dagegen kann für den Fall, dass mehrere
Schichten aufgebracht wurden, eine niedrigere Dicke aufweisen, z.B. von 3 bis 10 µm.
Die genannten Werte beziehen sich auf Schichten, die im wesentlichen kein Wasser und
kein organisches Lösungsmittel und im wesentlichen keine härtbaren Verbindungen mehr
enthalten. Falls die aufgebrachte Beschichtungsflüssigkeit Wasser und/oder organisches
Lösungsmittel enthält, was möglich, aber nicht bevorzugt ist, so muß dieses Wasser
oder organische Lösungsmittel später wieder entfernt werden, z.B. durch Trocknung.
Das Entfernen des Wassers oder Lösungsmittels kann vor, während oder nach der Aushärtung
der Beschichtungsflüssigkeit bzw. der darin enthaltenen härtbaren Verbindungen erfolgen.
Die oben genannten Werte für die Schichtdicken beziehen sich auf die wasser- und lösungsmittelfreien
textilen Flächengebilde, die zwecks Aushärtung der Beschichtung bereits mit UV-Licht
oder Elektronenstrahlen behandelt wurden..
Vorzugsweise enthält keine der verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten Wasser oder
organisches Lösungsmittel, abgesehen von geringen Mengen. Dadurch werden Vorteile
bezüglich Kosten und Umwelt erzielt sowie der zusätzliche Vorteil, dass keine Trocknung
der Textilbahn nach Beschichtung erforderlich ist. Andernfalls ist eine solche Trocknung
erforderlich. Unter "organischen Lösungsmitteln" werden in diesem Zusammenhang aber
nicht die Produkte (Monomeren) gemäß einer der unten angegebenen Formeln (I) bis (VII)
oder Oligomere oder Polymere davon verstanden, also auch nicht Monomere gemäß einer
der Formeln (I), (II) oder (V), welche zum Zwecke der Viskositätssteuerung in der
Beschichtungsflüssigkeit enthalten sein können und vorzugsweise auch enthalten sind,
wie unten beschrieben wird.
Gegebenenfalls können jedoch eine oder mehrere Beschichtungsflüssigkeiten Wasser oder
organisches Lösungsmittel enthalten, insbesondere dann, wenn die Beschichtungsflüssigkeit
ohne Wasser oder Lösungsmittel eine zu hohe Viskosität besitzen würde.
Vorzugsweise besitzt die Beschichtungsflüssigkeit eine Oberflächenspannung von weniger
als 40 mN/m. Die Oberflächenspannung kann mittels geeigneter handelsüblicher Geräte
direkt am fallenden Vorhang gemessen werden.
[0012] Ein wichtiges Kriterium bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
die dynamische Viskosität der Beschichtungsflüssigkeit. Bei zu hohen oder zu niedrigen
Werten der Viskosität treten Verarbeitungsstörungen und/oder Nachteile am beschichteten
textilen Flächengebilde auf. Diese dynamische Viskosität kann mit bekannten Geräten
wie z.B. dem "Mettler RM 180 Rheomat" gemessen werden. Sie sollte für alle verwendeten
Beschichtungsflüssigkeiten bei 20°C im Bereich von 10 bis 5000 mPa.sec liegen und
besitzt vorzugsweise einen Wert im Bereich von 10 bis 1000 mPa.sec bei 20°C. Sie wird
an der Beschichtungsflüssigkeit gemessen, bevor diese auf die Bahn aus textilem Flächengebilde
aufgebracht wird, also z.B. an einer Probe der Beschichtungsflüssigkeit in einem Gefäß.
Wie unten näher beschrieben, kann die dynamische Viskosität der Beschichtungsflüssigkeit
durch Zusatz bestimmter niedrigmolekularer Verbindungen gesteuert und gezielt eingestellt
werden.
Die Beschichtungsflüssigkeit kann für den Fall, dass sie mehrere Inhaltsstoffe enthält,
im Normalfall durch einfaches Mischen der einzelnen Inhaltsstoffe hergestellt werden.
Sie sollte eine homogene Flüssigkeit sein. Zur Homogenisierung des Gemischs der einzelnen
Inhaltsstoffe können gegebenenfalls dem Fachmann bekannte Maßnahmen wie Erwärmung
oder kräftiges Rühren erforderlich sein.
[0013] Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren als kontinuierlicher Prozeß durchgeführt,
der dadurch gekennzeichnet ist, dass das textile Flächengebilde kontinuierlich mit
einer Geschwindigkeit von 50 bis 1000 m/min durch eine Zone geführt wird, in der eine
oder mehrere Beschichtungsflüssigkeiten jeweils als Vorhang aufgebracht werden und
anschließend durch eine Zone, in der mittels UV-Licht oder Elektronenstrahlen alle
in der oder den Beschichtungsflüssigkeiten enthaltenen härtbaren Verbindungen auf
dem textilen Flächengebilde durch Polymerisation ausgehärtet werden. Gegebenenfalls
muß nach der Beschichtungszone noch eine Trocknungszone durchlaufen werden, nämlich
dann, wenn die Beschichtungsflüssigkeit mehr als nur unwesentliche Mengen an Wasser
und/oder organischem Lösungsmittel enthält. Dieser Fall stellt jedoch keine bevorzugte
Ausführungsform dar.
Geeignete Vorrichtungen:
[0014] Apparaturen zur Vorhangbeschichtung (curtain-coating) sind dem Fachmann aus dem Stand
der Technik bekannt, ebenso Apparaturen zur Bestrahlung mittels UV-Licht und Apparaturen
zur Bestrahlung mittels Elektronenstrahlen.
Apparaturen zur Vorhangbeschichtung können von der Firma Polytype SA, Fribourg, Schweiz,
bezogen werden. Diese Firma vertreibt auch Apparaturen, bei denen eine Vorrichtung
zur Vorhangbeschichtung mit einer Vorrichtung zur Strahlenhärtung kombiniert oder
kombinierbar ist. Mit solchen kombinierten Apparaturen kann das erfindungsgemäße Verfahren
in Form eines kontinuierlichen Prozesses durchgeführt werden, sodaß nach der Behandlung
des textilen Flächengebildes in einer solchen Apparatur direkt ein beschichtetes Flächengebilde
erhalten wird, auf dem die verwendete Beschichtungsflüssigkeit ausgehärtet/polymerisiert
ist.
Ferner beschreibt die
GB 1 050 362 geeignete Vorrichtungen zur Vorhangbeschichtung. Geeignete Vorrichtungen zur Bestrahlung
mittels UV-Licht oder Elektronenstrahlen sind in der
US 4 833 207 genannt, siehe dort z.B. Spalte 6, Zeile 65 bis Spalte 7, Zeile 18). Ferner können
Apparaturen zur Bestrahlung von Substraten mittels Elektronenstrahlen von der Firma
"RPC Industries", Hayward, Kanada, bezogen werden.
Die Bedingungen, insbesondere die Energie des UV-Lichts oder der Elektronenstrahlen,
unter denen die Strahlungshärtung/Polymerisation mit den genannten Vorrichtungen durchgeführt
wird, müssen so gewählt werden, dass im wesentlichen alle in der bzw. den Beschichtungsflüssigkeiten
anwesenden Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen und/oder Epoxigruppen unter Bildung
von Polymeren reagieren. Die Bedingungen, unter denen dies erreicht wird, sind dem
Fachmann bekannt bzw. lassen sich im Einzelfall durch wenige Versuche ermitteln. Üblicherweise
liegt die verwendete Beschleunigungsspannung bei Elektronenstrahlenbehandlung im Bereich
von etwa 100 - 200 kV und die Strahlungsintensität der Elektronenstrahlen bei etwa
10 - 40 kGy.
Der Wellenlängenbereich des UV-Lichts liegt bei etwa 100 - 400 nm bei einer Leistung
der UV-Lampe im Bereich von 80 bis 300 W/cm.
Geeignete Härtungsbedingungen können auch der
US-B1 6 211 308 entnommen werden.
[0015] In der Zone, in welcher die Härtung/Polymerisation durch Bestrahlung durchgeführt
wird, kann gegebenenfalls unter Inertgasatmosphäre, z.B. N
2-Atmosphäre, gearbeitet werden.
Die Beschichtungsflüssigkeiten:
[0016] Diese sollten bei der Anwendung als homogene Flüssigkeiten vorliegen. Mindestens
eine Beschichtungsflüssigkeit muß mindestens eine Verbindung mit einer Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung
und/oder mit einer Epoxigruppe enthalten, die durch Anwendung von UV-Licht oder von
Elektronenstrahlen polymerisierbar, also aushärtbar, ist. Sie kann auch mehrere solcher
Verbindungen enthalten. Sie kann auch eine oder mehrere Verbindungen enthalten, die
sowohl eine oder mehrere polymerisierbare Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen
als auch eine oder mehrere polymerisierbare Epoxigruppen aufweisen. Daneben können
in einer oder mehreren Beschichtungsflüssigkeiten zusätzlich noch weitere Produkte
vorliegen, welche keine polymerisierbaren Gruppen der genannten Art enthalten. Beispiele
hierfür sind Polymere, die Perfluoralkylgruppen enthalten. Hierdurch lassen sich ölabweisende
Eigenschaften auf den beschichteten textilen Flächengebilden erzielen.
Wenn das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt werden soll, dass mehrere übereinanderliegende
Schichten auf dem textilen Flächengebilde erhalten werden, so sind dazu Vorhangbeschichtungsapparaturen
erforderlich, mit denen sich diese Schichten erzeugen lassen, also Apparaturen, mit
denen mehrere Vorhänge hintereinander auf die bewegte Textilbahn aufgebracht werden
können. Jeder dieser Vorhänge besteht aus einer Beschichtungsflüssigkeit. Die einzelnen
Beschichtungsflüssigkeiten weisen im Normalfall voneinander verschiedene chemische
Zusammensetzungen auf. Mindestens eine davon muß jedoch eine polymerisierbare/härtbare
Verbindung der genannten Art enthalten. Die übrigen Beschichtungsflüssigkeiten können
ebenfalls solche Verbindungen enthalten, sie können aber auch ausschließlich aus nicht-polymerisierbaren
Produkten bestehen. Alle verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten sollten jedoch die
oben genannten Anforderungen bezüglich Viskosität und Oberflächenspannung aufweisen.
[0017] Als Produkte, die mindestens eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung oder mindestens
eine Epoxigruppe enthalten, können im Prinzip alle Produkte mit dieser Eigenschaft
verwendet werden, die
entweder
für die Beschichtung textiler Flächengebilde nach herkömmlichen Beschichtungsverfahren
mit anschließender Strahlungshärtung aus dem Stand der Technik bekannt sind,
oder die
nach Beschichtung und Strahlungshärtung der textilen Flächengebilde auf dem Textil
Polymere bilden, die als solche, z.B. in Form wässriger Zusammensetzungen bereits
aus dem Stand der Technik für die Beschichtung textiler Flächengebilde bekannt sind.
[0018] Gut geeignet als Inhaltsstoffe der Beschichtungsflüssigkeiten gemäß dem erfindungsgemäßen
Verfahren sind unter anderem Acrylsäureester und nicht-cyclische organische Verbindungen,
welche eine oder mehrere Epoxigruppen enthalten. Besonders bevorzugt ist es, wenn
mindestens eine der beim erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten
eine oder mehrere Verbindungen enthält, die ausgewählt sind aus Verbindungen der Formeln
(I) bis (VII)
CH
2 = C(R)―COOR
1 (I)
CH
2 = C(R)―OR
1 (II)

oder daß sie Oligomere oder Polymere dieser Verbindungen enthält, die noch mindestens
eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung oder mindestens eine Epoxigruppe enthalten,
wobei die einzelnen, in Klammern geschriebenen, Si enthaltenden, Einheiten in den
Formeln
(III), (IV) und (VII) beliebig über die Siloxan-kette verteilt sein können
worin
R für H oder CH
3 steht,
R
1 für einen unverzweigten oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen
steht,
R
3 für den einwertigen Rest steht, der aus Ethylenoxid durch Entfernung eines Wasserstoffatoms
gebildet wird,
unabhängig voneinander alle Reste R
4 für einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise für CH
3, oder den Phenylrest stehen
alle Reste R
5 unabhängig voneinander für R
3 oder R
4 stehen
R
6 für einen Rest der Formel (VIII)

steht
einer der Reste R
7 für einen Rest der Formel (IX)

steht
und die übrigen Reste R
7 unabhängig voneinander für R
4 oder einen Rest der Formel (IX) stehen,
- a
- für eine Zahl von 1 bis 4 steht
- b
- für eine Zahl von 1 bis 500 steht
- c
- für eine Zahl von 1 bis 20 steht
- d
- für eine Zahl von 3 bis 25, vorzugsweise 7 bis 19, steht
- e
- für eine Zahl von 0 bis 6 steht, vorzugsweise von 2 bis 4.
[0019] Die Verbindungen der Formeln (I) bis (VII) sind auf dem Markt erhältlich oder lassen
sich nach bekannten Methoden herstellen.
[0020] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, dass mindestens eine der verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten ein
Produkt enthält, das durch Umsetzung eines Hydroxyalkylacrylats oder -methacrylats
mit einer Verbindung, die eine oder mehrere freie Isocyanatgruppen enthält, entsteht.
Die genannte Verbindung, welche eine oder mehrere freie Isocyanatgruppen enthält,
kann ein aliphatisches, cycloaliphatisches oder aromatisches Mono- oder Di- oder Polyisocyanat
sein. Sie kann auch ein Polyurethan sein, das noch eine oder mehrere freie Isocyanatgruppen
enthält und beispielsweise durch Umsetzung eines mehrwertigen Alkohols mit einem mehrwertigen
Isocyanat unter Verwendung eines Überschusses an NCO-Gruppen gegenüber alkoholischen
OH-Gruppen hergestellt wurde.
Das genannte Hydroxyalkylacrylat oder -methacrylat ist vorzugsweise eine Verbindung
der Formel

wobei
- R
- für H oder CH3 steht und
- a
- für eine Zahl von 1 bis 4, vorzugsweise für 2, steht.
Bei der Umsetzung eines solchen Acrylats mit der Isocyanat enthaltenden Verbindung
bilden sich aus alkoholischen OH-Gruppen und NCO-Gruppen Urethanbindungen. Diese Umsetzung
ist so durchzuführen, dass das entstehende Produkt noch polymerisierbare Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen
enthält. Dieses Produkt kann als Inhaltsstoff einer Beschichtungsflüssigkeit dienen,
die beim erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt wird. Es kann ein niedrigmolekulares
Produkt mit nur einer oder wenigen Urethanbindungen sein oder auch ein höhermolekulares
Polyurethan, das noch mindestens eine polymerisierbare Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung
enthält.
[0021] Falls die Polymerisation/Aushärtung der Beschichtungsflüssigkeit mittels UV-Licht
durchgeführt werden soll, ist es bevorzugt, dass jede Beschichtungsflüssigkeit, welche
eine polymerisierbare Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung und/oder Epoxigruppe enthält,
zusätzlich einen Polymerisationskatalysator enthält. Dieser Polymerisationskatalysator
oder Photoinitiator bewirkt die Polymerisation der genannten reaktiven Gruppen bei
Anwendung von UV-Licht. Wenn dagegen die Härtung durch Verwendung von Elektronenstrahlen
erfolgen soll, ist ein solcher Initiator oder Katalysator nicht erforderlich.
Geeignete UV-Photoinitiatoren sind dem Fachmann bekannt und auf dem Markt erhältlich.
Beispiele hierfür sind Produkte der Serie IRGACURE® der Ciba Spezialitätenchemie AG,
Basel, Schweiz, z.B. IRGACURE® 184 und 819.
Weitere geeignete Photoinitiatoren sind in der eingangs genannten
US-B1 6 211 308 (Spalte 10) beschrieben.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält mindestens
eine der verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten
a) ein Monomeres gemäß einer der oben genannten Formeln (I), (II) oder (V) und zusätzlich
entweder
b) ein Oligomeres oder Polymeres einer Verbindung gemäß einer der Formeln (I) bis
(V), wobei dieses Oligomer oder Polymer noch mindestens eine durch Bestrahlung polymerisierbare
Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung oder Epoxigruppe enthält
oder
c) ein Produkt, das, wie oben beschrieben, durch Umsetzung eines Hydroxyalkyl(meth)acrylats
mit einer Isocyanatgruppe(n) enthaltenden Verbindung entsteht, wobei dieses Umsetzungsprodukt
noch mindestens eine durch Bestrahlung polymerisierbare Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung
enthält.
[0023] Besonders günstig ist es, wenn hierbei die verwendeten Mengen an a) und b) oder c)
so gewählt werden, dass pro 100 Gewichtsteilen an b) oder c) 100 bis 250 Gewichtsteile
an a) eingesetzt werden. Falls mehrere Produkte der Gruppe a) oder mehrere der Gruppe
b) oder mehrere der Gruppe c) in der Beschichtungsflüssigkeit enthalten sind, so sind
die jeweils zur gleichen Gruppe gehörenden Mengen vor der Berechnung des oben genannten
Mengenverhältnisses zu addieren.
Vorzugsweise werden hierbei für die Produkte der Gruppe a) Acrylatverbindungen der
Formel (I) oder (II) ausgewählt.
Die Verwendung von Monomeren der Formeln (I), (II) oder (V) (Gruppe a)) zusätzlich
zu Produkten der Gruppe b) oder c) bietet den Vorteil, dass in diesem Fall die dynamische
Viskosität der Beschichtungsflüssigkeit gezielt auf einen Wert im gewünschten Bereich
eingestellt werden kann, wenn die Viskosität, welche diese Beschichtungsflüssigkeit
ohne den Zusatz von Produkt der Gruppe a) hätte, einen zu hohen Wert aufweisen würde.
[0024] Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
dadurch gekennzeichnet, dass das textile Flächengebilde eine Gewebe aus Polyamid,
vorzugsweise aus Polyamid 66, ist und, dass auf dieses Gewebe mindestens eine Beschichtungsflüssigkeit
aufgebracht wird, welche ein oligomeres oder polymeres Siloxan enthält, das eine oder
mehrere Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen und/oder eine oder mehrere Epoxigruppen
aufweist. Bei dieser bevorzugten Ausführungsform lassen sich Polyamidgewebe erhalten,
insbesondere PA66-Gewebe, die sich besonders gut zur Herstellung von Airbags eignen.
Das oligomere oder polymere Siloxan, welches hierbei in der Beschichtungsflüssigkeit
enthalten ist, kann beispielsweise ein Oligomeres oder Polymeres einer Verbindung
gemäß einer der oben genannten Formeln (III), (IV) oder (VII) sein, das aber noch
aushärtbare Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen oder Epoxigruppen aufweisen muß.
Es ist mittels dieser Verfahrensvariante möglich, auch mit niedrigeren Schichtdicken
an ausgehärtetem Silikon zu arbeiten als im Fall konventioneller Beschichtungs-/Härtungsverfahren
zur Airbagherstellung. So können ausgezeichnete Gewebe bereits mit Schichtdicken von
10 µm bis 20 µm an ausgehärtetem Siloxan erhalten werden.
[0025] Eine besonders günstige Ausführungsform des oben beschriebenen Verfahrens zur Herstellung
von Airbag-Geweben ist dadurch gekennzeichnet, dass das oligomere oder polymere Siloxan
mit einem von diesem Siloxan verschiedenen Polymeren vermischt ist, vorzugsweise mit
einem wasserunlöslichen Polyurethan, Polydimethylsiloxan oder Polyacrylat.
Durch die zusätzliche Verwendung eines weiteren Polymeren wird es ermöglicht, die
Menge an teurem härtbaren Oligo- oder Polysiloxan niedriger zu halten und somit einen
Kostenvorteil zu erzielen. Das von dem härtbaren Siloxan verschiedene Polymer ist
vorzugsweise ein nichtpolymerisierbares, nicht-härtbares Polymer wie z.B. ein Polyacrylsäureester,
Polydimethylsiloxan oder Polyurethan.
Um diese bevorzugte Verfahrensvariante mit einer homogenen Beschichtungsflüssigkeit
durchzuführen, ist es vorteilhaft, wenn das zusätzliche nicht-reaktive Polymer in
dem härtbaren Oligooder Polysiloxan dispergiert oder gelöst ist. Gegebenenfalls lässt
sich eine homogene Dispersion durch Verwendung eines Dispergators erhalten; als Dispergator
kann beispielsweise ein α, ω-Dihydroxipolydimethylsiloxan dienen.
Bei der oben geschilderten Verfahrensvariante ist es bevorzugt, wenn die Beschichtungsflüssigkeit
pro 100 Gewichtsteile an aushärtbarem Oligo- oder Polysiloxan 10 bis 100 Gewichtsteile
an dem zusätzlich verwendeten nicht-reaktiven Polymeren enthält.
[0026] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, dass auf das textile Flächengebilde zuerst eine erste Beschichtungsflüssigkeit
aufgebracht wird, welche eine Verbindung gemäß Formel (I) oder (II) von Anspruch 6
oder ein noch härtbares Oligomeres oder Polymeres einer solchen Verbindung enthält
und dass anschließend eine zweite Beschichtungsflüssigkeit aufgebracht wird, welche
eine Verbindung gemäß Formel (VI) von Anspruch 6 oder ein Oligomeres oder Polymeres
einer solchen Verbindung enthält.
Mit dieser Verfahrensvariante lassen sich Gewebe herstellen, die gute öl- und wasserabweisende
Eigenschaften besitzen und die zu Zeltleinwänden oder LKW-Planen weiterverarbeitet
werden können. Es gelingt hierbei mit geringen Schichtdicken an teuren Perfluoropolymeren
auszukommen und dennoch gute öl- und wasserabweisende Effekte zu erzielen. Dadurch
dass das Fluorpolymere als letztes aufgebracht wird, befinden sich relativ viel Fluoratome
an der Oberfläche des Artikels, sodaß niedrigere Schichtdicken gewählt werden können.
So beträgt z.B. die Dicke der ersten Schicht, welche nach Aushärtung der zuerst aufgebrachten
Beschichtungsflüssigkeit erhalten wird, vorzugsweise etwa 20 bis 40 µm, und die Dicke
der zweiten, die Fluorverbindung enthaltenden, Schicht etwa 2 bis 8 µm.
Die bei dieser Verfahrensvariante aufgebrachte erste Beschichtungsflüssigkeit enthält
ein Monomeres gemäß der oben genannten Formel (I) oder (II) oder ein noch polymerisierbare
Bindungen enthaltendes Oligomeres oder Polymeres, das sich aus Monomeren der Formel
(I) oder (II) enthalten lässt. Die zweite, nach der ersten Beschichtungsflüssigkeit
aufgebrachte, Beschichtungsflüssigkeit enthält eine Verbindung gemäß der oben genannten
Formel (VI) oder ein Oligomeres oder Polymeres davon, also eine Verbindung mit Perfluoralkylgruppen
(R
6). Diese Verbindungen mit Perfluoralkylgruppen müssen keine härtbaren bzw. polymerisierbaren
Bindungen mehr aufweisen, können also bereits ausgehärtete Polymere sein, während
die erste Beschichtungsflüssigkeit noch härtbare/polymerisierbare Verbindungen enthalten
muß. Falls die Verbindungen mit Perfluoralkylgruppen bereits in vollem Ausmaß polymerisiert
sind, kann es gegebenenfalls erforderlich werden, dass die zweite Beschichtungsflüssigkeit
eine Lösung dieser Verbindungen in einem organischen Lösungsmittel oder eine wässrige
Dispersion ist.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nunmehr durch Ausführungsbeispiele veranschaulicht.
[0028] Bei den einzelnen Beispielen sind Werte für die Auflagen an Beschichtungsprodukten
auf den Fertigprodukten (textile Ware nach Aushärtung) angegeben. Diese Werte wurden
einerseits aus den verwendeten Verfahrensparametern berechnet und andererseits gravimetrisch
bestimmt. Die nach den beiden Methoden erhaltenen Werte zeigten gute Übereinstimmung.
Im Beispiel 3 wurde durch die gravimetrische Bestimmung die Summe der Auflage der
ersten und zweiten Schicht erfasst.
Beispiel 1 (erfindungsgemäß)
Polyacrylatbeschichtung
[0029] In einer Apparatur mit Rührer wurde unter Rühren ein strahlenhärtbares, höhermolekulares
aromatisches Urethanacrylat (Ebecryl 210, UCB Chemicals) mit einen niedrigmolekularem
Urethanmonoacrylat (Ebecryl 1039, UCB Chemicals) homogen gemischt. Die Wahl einer
geeigneten Zusammensetzung ermöglichte eine gezielte Veränderung der Eigenschaften
der beschichteten Fertigprodukte. Zu diesem Zweck wurde zu obiger Mischung in einigen
Fällen zusätzlich ein aminmodifiziertes Polyetheracrylat (Ebecryl 84, UCB Chemicals)
addiert. Um den Einschluß von Luftblasen in die Beschichtung zu verhindern, wurden
die dargestellten Mischungen über Nacht zum Entgasen stehengelassen. Tabelle 1 gibt
einen Überblick über die durchgeführten Beschichtungen und Beschichtungsbedingungen.
Alle Mischungen wurden mittels eines Vorhangbeschichtungsverfahrens auf einer handelsüblichen
Maschine der Firma Polytype SA, Schweiz, auf PES - und PA - Taft (Gewicht der unbeschichteten
Ware = ca. 80g/m
2) aufgebracht. Die Aushärtung erfolgte mittels Elektronenstrahl (Intensität 20kGy,
Beschleunigungsspannung 150kV) oder unter Zugabe von 0,1 Gew% 2-Hydroxy-2-methylpropiophenon
(Darocur 1173, Ciba SC) zur Beschichtungsflüssigkeit mittels UV-Licht (Wellenlänge
100 - 400 nm, 120W/cm).
Tabelle 1
|
Ebecryl 1039: Ebecryl 210 |
Ebecryl 1039: Ebecryl 210 |
Ebecryl 1039: Ebecryl 210 |
Ebecryl 1039: Ebecryl 210: Ebecryl 84 |
Ebecryl 1039: Ebecryl 210: Ebecryl 84 |
Komponentenverhältnis [Gew%] |
70 : 30 |
70 : 30 |
25 : 75 |
50 : 25 : 25 |
50 : 25 : 25 |
Härtung |
Elektronenstrahl |
UV - Licht |
Elektronenstrahl |
Elektronenstrahl |
Elektronenstrahl |
Vorhangtemperatur [°C] |
25 |
25 |
65 |
25 |
25 |
Viskosität der Mischung bei der Vorhangtemperatur [mPas] |
320 |
320 |
1125 |
340 |
340 |
Volumenstrom (geförderte Vorhangmenge) [l/min] |
3,0 |
3,0 |
1,5 |
4,2 |
3,0 |
Bahngeschwindigkeit des Textils [m/min] |
250 |
150 |
150 |
150 |
250 |
Erzielte Auflage im Fertigprodukt (berechnet) [g/m2] |
26 |
44 |
23 |
61 |
26 |
Beispiel 2 (erfindungsgemäß)
Silikonbeschichtung
[0030] Ein acrylmodifiziertes, strahlenhärtbares Polysiloxan (Tego RC 902, Degussa., Deutschland)
wurde mittels Vorhangverfahren auf PA - Taft (Gewicht der unbeschichteten Ware = ca.
80g/m
2) aufgebracht. Die Härtung erfolgte unter den in Beispiel 1 beschriebenen Bedingungen
mittels Elektronenstrahl. Tabelle 2 zeigt einen Überblick über die durchgeführten
Beschichtungen. Zur Verbesserung der Haftung auf dem Textil wurde der Beschichtungsflüssigkeit
in einem Versuch 30 Gew% eines acrylmodifizierten, strahlenhärtbaren Polysiloxans
(Tego RC 711 (Degussa., Deutschland) als Haftungsvermittler zugesetzt. In einem weiteren
Versuch wurde das strahlenhärtbare Silikon, Tego RC 902, mit einem unreaktiven Polydimethylsiloxan
(PDMS) kombiniert. In allen Fällen erfolgte eine vollständige Aushärtung der härtbaren
Verbindungen der einzelnen Systeme.
Tabelle 2
|
Tego RC 902 |
Tego RC 902 |
Tego RC 902: Tego RC 711 |
Tego RC 902: PDMS |
Komponentenverhältnis [Gew%] |
100 |
100 |
70:30 |
50:50 |
Härtung |
Elektronenstrahl |
Elektronenstrahl |
Elektronenstrahl |
Elektronenstrahl |
Vorhangtemperatur [°C] |
25 |
25 |
25 |
25 |
Viskosität der Mischung bei der Vorhangtemperatur [mPas] |
460 |
460 |
460 |
|
Volumenstrom (geförderte Vorhangmenge) [l/min] |
1,5 |
1,5 |
1,5 |
1,5 |
Bahngeschwindigkeit des Textils [m/min] |
150 |
300 |
150 |
150 |
Erzielte Auflage im Fertigprodukt (berechnet) [g/m2] |
20 |
10 |
20 |
20 |
[0031] Die erzielten niedrigen Auflagen lassen sich mit den genannten Beschichtungsprodukten
bei herkömmlichen Textilbeschichtungsverfahren nicht erzielen.
Beispiel 3 (erfindungsgemäß)
Zwei - Schicht - Auftrag
[0032] Beim Zwei - Schicht - Auftrag erfolgte im Unterschied zum oben genannten Einschichtauftrag
ein Beschichten mit zwei unterschiedlichen Beschichtungsflüssigkeiten bzw. -vorhängen
durch eine mehrschlitzige Düse. Hierbei enthält eine Düse die Beschichtungsflüssigkeit
der ersten Schicht (Basisschicht) und die andere Düse die Beschichtungsflüssigkeit
der zweiten Schicht (Funktionsschicht, top coat). Für die Basisschicht wurde eine
Polyacrylatbeschichtung analog zum Beispiel 1 gewählt. Sie bestand aus einer Mischung
eines strahlenhärtbaren aromatischen Urethanacrylats (Ebecryl 210, UCB Chemicals)
mit einem Urethanmonoacrylat (Ebecryl 1039, UCB Chemicals) und einem aliphatischen
höhermolekularen Urethanacrylat (Ebecryl 230, UCB Chemicals) oder einem Glycerinacrylat
(OTA 480, UCB Chemicals) mit einem aliphatischen Urethanacrylat (Ebecryl 230, UCB
Chemicals) und einem aminmodifizierten Polyetheracrylat (Ebecryl 84, UCB Chemicals).
Um eine öl- und wasserabweisende Beschichtung zu erhalten, wurde im top coat als Beschichtungsflüssigkeit
eine Mischung gewählt, die fluorierte Acrylate enthielt (Zonyl TAN, DuPont). Diese
wurde zum Zweck der besseren Verarbeitbarkeit mit OTA 480 und Ebecryl 230 gemischt.
Tabelle 3 zeigt einen Überblick über die durchgeführten Beschichtungen. Die Härtung
erfolgte analog zu den in Beispiel 1 gewählten Bedingungen mittels Elektronenstrahl.
Tabelle 3
erste Schicht (Basisschicht) |
Ebecryl 1039 :
Ebecryl 210 :
Ebecryl 230 |
Ebecryl 1039 :
Ebecryl 210 :
Ebecryl 230 |
OTA 480 :
Ebecryl 210 :
Ebecryl 84 |
OTA 480:
Ebecryl 210 :
Ebecryl 84 |
Komponentenverhältnis [Gew%] |
60:20:20 |
60:20:20 |
60:32:8 |
60:32:8 |
zweite Schicht (Funktionsschicht, top coat) |
Zonyl TAN : Ebecryl 230: OTA 480 |
Zonyl TAN : Ebecryl 230: OTA 480 |
Zonyl TAN : Ebecryl 230: OTA 480 |
Zonyl TAN : Ebecryl 230: OTA 480 |
Komponentenverhältnis [Gew%] |
37:13:50 |
37:13:50 |
25:15:60 |
25:15:60 |
Härtung |
Elektronenstrahl |
Elektronenstrahl |
Elektronenstrahl |
Elektronenstrahl |
Vorhangtemperatur [°C] |
35 |
35 |
35 |
35 |
Viskosität der Mischung bei der Vorhangtemperatur, erste Schicht [mPas] |
300 |
300 |
550 |
550 |
Viskosität der Mischung bei der Vorhangtemperatur, zweite Schicht [mPas] |
140 |
140 |
180 |
180 |
Volumenstrom (geförderte Vorhangmenge), erste Schicht [l/min] |
2,9 |
3,9 |
2,5 |
3,4 |
Volumenstrom (geförderte Vorhangmenge), zweite Schicht [l/min] |
0,9 |
0,9 |
0,9 |
0,9 |
Bahngeschwindigkeit des Textils [m/min] |
220 |
330 |
220 |
330 |
Erzielte Auflage, erste Schicht (berechnet) [g/m2] |
29 |
26 |
25 |
23 |
Erzielte Auflage, zweite Schicht (berechnet) [g/m2] |
8 |
5 |
8 6 |
|
1. Verfahren zur Vorhangbeschichtung von textilen Flächengebilden, wobei auf eine im
wesentlichen horizontal bewegte Bahn eines textilen Flächengebildes ein im wesentlichen
in vertikaler Richtung durch Schwerkraft fallender Vorhang aufgebracht wird oder mehrere
Vorhänge hintereinander aufgebracht werden, wobei jeder Vorhang aus einer Beschichtungsflüssigkeit
besteht, und wobei das textile Flächengebilde nach Aufbringen des Vorhangs oder der
Vorhänge in einem kontinuierlich durchgeführten Prozeß einer Bestrahlung mittels UV-Licht
oder Elektronenstrahlen unter solchen Bedingungen ausgesetzt wird, dass alle in der
oder den Beschichtungsflüssigkeiten anwesenden härtbaren Verbindungen auf dem textilen
Flächengebilde durch Polymerisation ausgehärtet werden,
wobei das textile Flächengebilde nach dem Aufbringen aller verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten
gegebenenfalls getrocknet wird,
wobei mindestens eine Beschichtungsflüssigkeit eine oder mehrere Verbindungen mit
einer oder mehreren Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen und/oder eine oder mehrere
Verbindungen mit einer oder mehreren Epoxigruppen enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass alle Beschichtungsflüssigkeiten im wesentlichen frei von Wasser und frei von organischen
Lösungsmitteln sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das textile Flächengebilde ein Gewebe oder ein Vlies (nonwoven) ist, das aus Polyester-
oder Polyamidfasern oder aus einer Mischung von Polyesterfasern und Baumwollfasern
besteht.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das textile Flächengebilde kontinuierlich mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 1000
m/min. durch eine Zone geführt wird, in der eine oder mehrere Beschichtungsflüssigkeiten
jeweils als Vorhang aufgebracht werden und anschließend durch eine Zone, in der mittels
UV-Licht oder Elektronenstrahlen alle in der oder den Beschichtungsflüssigkeiten enthaltenen
härtbaren Verbindungen auf dem textilen Flächengebilde durch Polymerisation ausgehärtet
werden.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die dynamische Viskosität aller verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten einen Wert
von 10 bis 1000 mPas bei 20°C besitzt.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten eine oder mehrere Verbindungen
enthält, die ausgewählt sind aus Verbindungen der Formeln (I) bis (VII)
CH
2 = C(R)-COOR
1 (I)
CH
2 = C(R)-OR
1 (II)

oder daß sie Oligomere oder Polymere dieser Verbindungen enthält, die noch mindestens
eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung oder mindestens eine Epoxigruppe enthalten,
wobei die einzelnen, in Klammern geschriebenen, Si enthaltenden, Einheiten in den
Formeln (III), (IV) und (VII) beliebig über die Siloxankette verteilt sein können
worin
R für H oder CH
3 steht,
R
1 für einen unverzweigten oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen
steht,
R
3 für den einwertigen Rest steht, der aus Ethylenoxid durch Entfernung eines Wasserstoffatoms
gebildet wird,
unabhängig voneinander alle Reste R
4 für einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise für CH
3, oder den Phenylrest stehen
alle Reste R
5 unabhängig voneinander für R
3 oder R
4 stehen
R
6 für einen Rest der Formel (VIII)

steht
einer der Reste R
7 für einen Rest der Formel (IX)

steht
und die übrigen Reste R
7 unabhängig voneinander für R
4 oder einen Rest der Formel (IX) stehen,
a für eine Zahl von 1 bis 4 steht
b für eine Zahl von 1 bis 500 steht
c für eine Zahl von 1 bis 20 steht
d für eine Zahl von 3 bis 25, vorzugsweise 7 bis 19, steht
e für eine Zahl von 0 bis 6 steht, vorzugsweise von 2 bis 4.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Beschichtungsflüssigkeit ein Produkt enthält, das durch Umsetzung
eines Hydroxyalkylacrylats oder -methacrylats mit einer Verbindung, die eine oder
mehrere freie Isocyanatgruppen enthält, entsteht.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Beschichtungsflüssigkeit ein Umsetzungsprodukt gemäß Anspruch 7 oder
ein Oligomeres oder Polymeres gemäß Anspruch 6 und zusätzlich ein Monomeres gemäß
einer der Formeln (I), (II) oder (V) enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Beschichtungsflüssigkeit pro 100 Gewichtsteilen an Umsetzungsprodukt
gemäß Anspruch 7 oder pro 100 Gewichtsteilen an Oligomeren oder Polymerem gemäß Anspruch
6 100 bis 250 Gewichtsteile an Monomerem gemäß einer der Formeln (I), (II) oder (V)
enthält.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das textile Flächengebilde eine Gewebe aus Polyamid, vorzugsweise aus Polyamid 66,
ist und, dass auf dieses Gewebe mindestens eine Beschichtungsflüssigkeit aufgebracht
wird, welche ein oligomeres oder polymeres Siloxan enthält, das eine oder mehrere
Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen und/oder eine oder mehrere Epoxigruppen aufweist.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das oligomere oder polymere Siloxan mit einem von diesem Siloxan verschiedenen Polymeren
vermischt ist, vorzugsweise mit einem wasserunlöslichen Polyurethan, Polydimethylsiloxan
oder Polyacrylat.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass auf das textile Flächengebilde zuerst eine erste Beschichtungsflüssigkeit aufgebracht
wird, welche eine Verbindung gemäß Formel (I) oder (II) von Anspruch 6 oder ein noch
härtbares Oligomeres oder Polymeres einer solchen Verbindung enthält und dass anschließend
eine zweite Beschichtungsflüssigkeit aufgebracht wird, welche eine Verbindung gemäß
Formel (VI) von Anspruch 6 oder ein Oligomeres oder Polymeres einer solchen Verbindung
enthält.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Beschichtungsflüssigkeit, welche eine oder mehrere Verbindungen mit
einer oder mehreren Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen und/oder eine oder mehrere
Verbindungen mit einer oder mehreren Epoxigruppen enthält, zusätzlich einen Polymerisationskatalysator
enthält.