[0001] Die Erfindung betrifft die Herstellung von zerstörbaren Formkernen für den metallischen
Guss, insbesondere zerstörbare Formkerne aus grüner oder gebrannter Keramik, die metallische
Verstärkungselemente aufweisen und deren Entfernung aus den metallischen Gusslingen,
sowie Urformen zur Herstellung der Formkerne.
[0002] Die Herstellung von Gussteilen mit Aussparungen Hinterschneidungen und Hohlstrukturen
stellt hohe Anforderungen an die Herstellungsmethoden und die Materialien der entsprechenden
Gussformen. Im Bereich des metallischen Gusses werden in der Regel auf Grund der hohen
auftretenden Temperaturen keramische Gussformen eingesetzt.
[0003] Zur Herstellung der keramischen Gussformen bedient man sich häufig dem Schlickerguss,
bei dem die Formgebung über das Abgießen von flüssigen Schlickern in eine Urform erfolgt.
Ein weiteres häufig anzutreffendes Verfahren ist der keramische Spritzguss, bei dem
formbare Keramikmassen in eine Urform unter Druck eingebracht werden. Die Schlicker
oder Keramikmassen werden hierauf durch Trocknung bzw. Abkühlung verfestigt, wodurch
eine grüne Keramik gebildet wird. Insbesondere im Falle komplex geformter Gussformen
mit feinen, zum Teil freitragenden, Strukturen ergeben sich für die Entformung und
für den späteren metallischen Guss Probleme, die aus der unzureichenden Strukturfestigkeit
der gebrannten und insbesondere der grünen Gussform resultieren.
[0004] Bereits bei der Entformung der grünen Keramik aus der Urform kann die unzureichende
Festigkeit des Materials zum Bruch der feinen Strukturen der Gussform führen. Durch
die Entbinderung der Grünen Keramik tritt im Allgemeinen eine erhebliche mechanische
Schwächung der Gussform auf. So kann bei ungünstiger Bauteilgeometrie während des
Gusses eine Zerstörung der feinen Strukturen oder freitragende Formteile erfolgen.
[0005] Eine weitere Fehlerquelle beim Guss ist im wesentlichen auf die unterschiedlichen
Dichten der als Gussform verwendeten Keramik und den Gussmetallen, insbesondere den
Fe-Legierungen oder Stählen, zurückzuführen. Da die Keramik im Allgemeinen eine wesentlich
geringere spezifische Dichte aufweist als die Gussmetalle, neigen die feinen und zum
Teil freitragenden Teile der keramischen Gussform zum Aufschwimmen in der metallischen
Schmelze. Dies führt zu geometrischen Formfehlern des Gusslings in den entsprechenden
Bereichen.
[0006] Dem Problem der unzureichenden Strukturfestigkeit kann im Prinzip mit einer Erhöhung
der Festigkeit der Keramik begegnet werden, beispielsweise durch keramischen Brand
(Sinterung). Dies hat jedoch den gravierenden Nachteil, dass sich die Gussform nach
dem Guss nur noch sehr schwer aus dem Gussling entfernen lässt. Dies ist insbesondere
bei der Herstellung von Hohlstrukturen der Fall, wo das verbleibende keramische Material
nur noch sehr schwer zugänglich ist.
[0007] Im übrigen führt die Versinterung der Keramik im allgemeinen zu einer nicht akzeptablen
Verringerung der Porosität.
[0008] Einen Ansatz das verbleibende keramische Material aus dem Innenraum von Gusslingen
zu entfernen gibt die JP 55097844 A1. Aus dieser Schrift sind unter anderem polymergebundene
Sandformen zum Gießen von Metall bekannt, die von einem spiralförmigen Metalldraht
durchsetzt sind. Anfang und Ende des Metalldrahts ragen aus dem Formkern heraus. Nach
dem Abguss des Metalls wird der Metalldraht aus dem Gussling herausgezogen wobei der
Kern aus Gusssand aufgebrochen wird.
[0009] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, geometrisch komplexe Gussformen aus grüner oder
gesinterter Keramik für den Metallguss bereitzustellen, die eine genügend hohe Strukturfestigkeit
aufweisen, um die Entformung aus der Urform, sowie den metallischen Guss unbeschadet
zu überstehen, und sich hierauf in einfacher Weise aus dem Gussling herauslösen lassen.
[0010] Die Aufgabe wird gelöst durch einen zerstörbaren Formkern, der mindestens ein metallisches
Verstärkungselement aufweist, das zum überwiegenden Teil entlang einer der Längsachsen
des Formkerns ausgerichtet ist, gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1, einem Verfahren
zur Herstellung des Formkerns gemäß den Merkmalen des Anspruchs 11, sowie einer zur
Abformung nach diesem Verfahren geeigneten Urform gemäß den Merkmalen des Anspruchs
18. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0011] Erfindungsgemäß ist somit ein zerstörbarer verlorener Formkern für den metallischen
Guss vorgesehen, der mittels mindestens einem metallischen Verstärkungselement mechanisch
verstärkt ist. Mindestens eines der metallischen Verstärkungselemente weist die Form
einer Zugfeder auf, die zumindest nahe an eine der Oberflächen des Formkerns, bzw.
nah an die Kernmarken reicht. Der Schmelzpunkt des oder der metallischen Verstärkungselemente
liegt mindestens bei dem des Gussmetalls.
[0012] Unter einem Formkern ist hierbei eine in einer Gussform enthaltende Struktur zu verstehen,
die zu ihrem größten Teil vom Gussmetall umflossen wird. Der Formkern kann dabei vollständig
in die Gussform integriert sein, oder in diese auch nur lose eingelegt sein. Zu den
Formkernen im Sinne der Erfindung gehören insbesondere die Strukturen, welche im Gusskörper
Hohlräume erzeugen.
[0013] Erfindungsgemäß können eine oder mehrere metallische Verstärkungselemente in dem
Formkern enthalten sein, wobei der Formkern selbst aus grüner oder gebrannter Keramik
bestehen kann. Bevorzugt enthält der Formkern lediglich ein metallisches Verstärkungselement,
oder mehrere Elemente die miteinander verbunden sind. Der Verstärkungseffekt ist in
der Regel bei der grünen Keramik höher als bei der gebrannten.
[0014] Hinsichtlich Ihrer Zusammensetzung können die Formkerne aus dem gleichen oder aus
einem unterschiedlichen Material bestehen wie die restliche Gussform. So ist z. B.
die Kombination Formkern aus grüner Keramik und Gussform aus ausgebrannter Keramik
oder Formsand von besonderem Interesse.
[0015] Das metallische Verstärkungselement bewirkt hierbei erfindungsgemäß eine Erhöhung
der Strukturfestigkeit in den feinen oder mechanisch hochbelasteten Bereichen der
Gussform, ebenso wie über ausgedehnte freitragende Bereiche. Der Verstärkungseffekt
insbesondere für die grüne Keramik ist erheblich. Aber auch im Falle der gesinterten
Keramik liegt die Festigkeit des metallischen Verstärkungselements im allgemeinen
deutlich oberhalb derjenigen des keramischen Materials, da die Gussform nicht zu einer
festen und dichten Keramik gebrannt wird. Die Erhöhung der Festigkeit durch das metallische
Verstärkungselement beträgt dabei mindestens das zur unbeschadeten Entfernung der
grünen Keramik des Formkerns aus der Urform oder zum unbeschadeten Guss notwendige
Maß.
Da das metallische Verstärkungselement auch während des Gussvorgangs im Formkern verbleibt,
ist es zweckmäßig die Schmelztemperatur des metallischen Verstärkungselements so zu
wählen, dass sie oberhalb der Gusstemperatur liegt. Zumindest sollte die Schmelztemperatur
des Verstärkungselements oberhalb der Schmelztemperatur des Gussmetalls liegen.
[0016] Zu den bevorzugten Materialien des metallischen Verstärkungselements gehören aus
diesem Grunde Fe- oder Ni-Legierungen und Stähle. Weitere geeignete Metalle sind Ti-,
W-, Nb- oder Ta-Legierungen.
[0017] Mindestens ein Verstärkungselement ist bevorzugt entlang einer der Längsachsen des
Formkerns, insbesondere im Bereich der feinen und zum Teil freitragenden Strukturen,
ausgerichtet.
[0018] Mindestens ein Verstärkungselement weist erfindungsgemäß die Form einer Zugfeder
auf. Dabei ist unter einer Zugfeder im Sinne der Erfindung ein Maschinenelement mit
der Eigenschaft zu verstehen, sich unter der Einwirkung äußerer Kräfte elastisch zu
verformen und die dabei aufgenommene Arbeit bei der Entlastung durch Rückfederung
wieder abzugeben. Diese Wirkung wird bei technischen Federn durch die Auswahl hochelastischer
Werkstoffe und durch geeignete Gestaltung gegeben. Der bekannteste Werkstoff für derartige
Federn ist Stahl.
[0019] Zu den erfindungsgemäßen Verstärkungselementen in Form einer Zugfedern gehören auch
Spiralfedern, sowie Tellerfedern, eine in axialer Richtung belastete kegelförmige
Ringscheibe, die mit weiteren Tellerfedern zu Federpaketen (bei gleichsinniger Schichtung)
oder Federsäulen (bei wechselsinniger Anordnung) zusammengesetzt werden können.
[0020] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Zugfedern ist eine, beispielsweise aus Runddraht
hergestellte, schraubenlinienförmig gewundene und als Zug- oder Druckfeder einsetzbare
Feder, die einen Kreisquerschnitt aufweist.
In einer ersten Ausgestaltung der Erfindung besteht der, das metallische Verstärkungselement
umgebende, Formkern aus grüner Keramik. Die grüne Keramik wird im Wesentlichen aus
keramischem Material und organischen Bindern in einer Menge von 0,1 bis 8 Gew% gebildet.
[0021] Zu den bevorzugten keramischen Materialien gehören refraktäre Oxide, insbesondere
die Oxide und/oder Mischoxide der Elemente Al, Zr, Si, Mg, Ca oder Ti, oder refraktäre
Carbide oder Nitride der Elemente Si und/oder Ti. Besonders bevorzugt sind ZrSiO
4, Al
2O
3, SiC und/oder ZrO
2.
[0022] Unter den keramischen Bindern werden die für einen Gefriertrocknungsprozess (freeze
drying) geeigneten Binder bevorzugt. Hierzu gehören insbesondere Gelatine, AgarAgar
oder Agarose und Glycerin.
[0023] Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass die erfindungsgemäß verstärkten Formkerne
aus grüner Keramik auch ohne keramischen Brand in Gussformen für den Metallguss eingesetzt
werden können. Durch diese Vorgehensweise lässt sich der Verfahrensschritt des keramischen
Brandes einsparen. Von besonderem Vorteil ist aber, dass die durch den keramischen
Brand hervorgerufene Schwindung (Sinterschwindung) erheblich reduziert ist. Es tritt
vielmehr nur die durch die thermische Zersetzung der organischen Bindemittel und die
kurze Haltezeit bei der Gusstemperatur hervorgerufene Schwindung im Formkern auf.
Die geringe Festigkeit des hierdurch erzeugten keramischen Materials, wird durch die
erfindungsgemäßen metallischen Verstärkungselemente aufgewogen. Die geringe Schwindung
der Formkerne wirkt sich sehr positiv auf die Maßgenauigkeit des Gusses aus. Die grünen
Formkerne können dabei sowohl Bestandteil von Gussformen aus gebrannter Keramik, als
auch grüner Keramik sein.
[0024] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung besteht der, das metallische Verstärkungselement
umgebende, Formkern aus gebrannter Keramik. Die bevorzugten keramischen Materialien
sind die gleichen, wie für die grünen Kerne ausgeführt. Die gebrannte Keramik weist
dabei typischerweise eine Porosität oberhalb ca. 5% auf.
[0025] Zu den bevorzugten Zugfedern gehören die aus spiralförmig gewundenem Runddraht aufgebauten
Federn und Zugfedern mit hoher Federkonstante und aus Stählen.
[0026] Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen metallischen Verstärkungselemente liegt
in ihrer Gestaltung als Zugfedern begründet. Nach dem Guss kann die Zugfeder aus dem
Gussteil oder Gussling gezogen werden, wodurch der Formkern in seinem Inneren mechanisch
belastet wird. In der Regel erleidet das keramische Material hierbei spröden Bruch
und zerbricht in kleine Stücke. Diese kleinen Stücke fallen zum Teil lose aus dem
Gussling heraus, oder lassen sich in einfacher Weise mittels Partikelstrahltechnik,
wie z. B. Sandstrahlen, oder Wasserstrahltechnik entfernen.
[0027] In einer weiteren erfindungsgemäßen Ausgestaltung der Erfindung ist mindestens eines
der metallischen Verstärkungselemente zum Teil oder gänzlich vom umgebenden Formkern
getrennt. Im Falle der keramischen Formkerne findet die Trennung durch einen Spalt
statt.
[0028] Im Falle des Formkerns aus grüner Keramik findet die teilweise oder gänzliche Trennung
erfindungsgemäß durch pyrolysierbares organisches Material statt. Dabei ist zu bemerken
dass sich durch einen keramischen Brand oder zumindest durch ein Vorheizen auf die
Gusstemperatur das organische Material zumindest zum Teil zersetzt und sich im wesentlichen
die gleiche Situation einstellt wie im Falle der keramischen Formkerne, die einen
Spalt aufweisen. Als pyrolysierbares organisches Material sind beispielsweise Wachse,
oder Thermoplasten gut geeignet.
[0029] In einer weiteren erfindungsgemäßen Varaiante findet diese Trennung durch einen flexiblen
und komprimierbaren Schlauch statt, der zumindest teilweise aus pyrolysierbarem Material
besteht. Beispiele hierfür sind Silikonschläuche, sowie mit Polymer oder Wachs durchsetzte
Glasfaser- oder Kohlenstofffaser-Gewebeschläuche.
[0030] Der Spalt kann in vorteilhafter Weise als Be- oder Entlüftungskanal, oder als Steiger
ausgebildet sein. Der Entlüftungskanal bewirkt dabei eine verbesserte Zersetzung und
Entgasung der organischen Binder der grünen Keramik beim Brand. Die Spaltbreite liegt
typischerweise unterhalb von 2 cm und bevorzugt im Bereich von 0,02 bis 2 mm.
Die um die Zugfeder, bzw. das Verstärkungselement gebildeten Spalten können dabei
die mechanische Zerstörung der Keramik beim Herausziehen noch weiter verbessern, indem
sie ein Spiel zum Hin- und Herfahren des Verstärkungselements bieten.
[0031] Die erfindungsgemäßen zerstörbaren Formkerne sind insbesondere zur Herstellung von
Gussteilen mit Hohlräumen, Aussparungen oder Kavitäten geeignet. Bevorzugtes Einsatzgebiet
sind Bauteile für Verbrennungskraftmaschinen aus Stählen oder Leichtmetall, insbesondere
Motorblöcke. Besonders bevorzugt werden dabei keramische Gussformen mit Formkernen
aus grüner Keramik eingesetzt.
[0032] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung verstärkter
zerstörbarer Formkerne für den Metallguss.
[0033] Dabei wird die Erfindung anhand von schematischen Abbildungen näher erläutert. Die
Abbildungen sind nur beispielhaft zu verstehen und nicht als Einschränkung des Erfindungsgegenstandes
anzusehen.
[0034] Dabei zeigen:
- Fig. 1
- Eine Urform (4) aus mehreren Segmenten (1), eine flexible Innenformen (2), die Hinterschnitte
(3) aufweist, Fixiernoppen (5), eine Formkavität (6) und Füllstutzen (7)
- Fig. 2
- Eine mit Keramikschlicker (9) befüllte Urform (4), mit metallischen Verstärkungselementen
(8) aus Zugfeder (10) und Metalldraht (12)
- Fig. 3
- Eine teilweise geöffnete Urform mit einem Formkern (17) aus gefrorenem Keramikschlicker
(13) und eingelegten metallischen Verstärkungselementen (8)
- Fig. 4
- Eine zusammengesetzte Gussform (14) mit einem metallverstärkten gefrorenen Formkern
(13), mit einer Zugfeder (10) und einer Gusskavität (15)
[0035] Erfindungsgemäß umfasst das Verfahren die folgenden Schritte
- Bereitstellung einer Urform (4), wobei die Urform mehrere Segmente (1), sowie flexible
Innenformen (2) umfassen kann
- Einpassen von mindestens einem plastisch verformbaren metallischen Verstärkungselement
(8), von denen mindestens eines dass die Form einer Zugfeder (10) aufweist, in die
Urform (4)
- Befüllen der Urform (4) mit keramischem Schlicker (9)
- Trocknung unter Bildung eines getrockneten Keramikschlickers (13) bzw. einer grünen
Keramik mit der Form des Formkerns (17)
- Herauslösen des Formkerns (17) aus der Urform.
[0036] Die Urform kann aus nahezu beliebigem hartem Material bestehen beispielsweise aus
Kunststoffen, Keramik oder Metall. Bevorzugt wird die Urform aber aus Metall aufgebaut.
[0037] Bevorzugt ist die Urform teilbar aus mehreren Segmenten (1) aufgebaut.
[0038] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Urform sind in dieser eine oder mehrere
flexible Innenformen (2) enthalten. Diese Innenformen sind beispielsweise aus Gummi
oder Silikon aufgebaut. Besonders bevorzugt sind die Innenformen mit der Urform über
Verbindungstechniken beispielsweise über Noppen zur Fixierung (Fixiernoppen (5)) verbunden.
Die Innenformen aus flexiblen Material weist typischerweise Hinterschnitte (3) und/oder
komplexe Geometrien auf. Die Stammform, die aus mehreren Teilen bestehen kann, entspricht
der groben Form des Urmodells, im wesentlichen ohne Hinterschnitte und komplexe Geometrien.
Zum Befüllen der Urform können Füllstutzen (7) vorgesehen werden. Die flexible Innenform
wird nach dem Einfrieren des Schlickers von dem gefrorenen Keramikteil abgezogen,
um das Bauteil im Gefriertrockner zu trocknen.
[0039] In die Urform wird mindestens ein metallisches Verstärkungselement (8) eingepasst,
wobei mindestens eines die Form einer Zugfeder (10) aufweist. Eines oder mehrere Verstärkungselemente
können dabei auch aus mehreren Einzelelementen aufgebaut sein. Beispielsweise kann
das Verstärkungselement aus einem Metalldraht (12) und einer um diesen angeordneten
Zugfeder (10) bestehen. Weiterer Ausgestaltungen des Verstärkungselements sind beispielsweise
Wellbleche, Spiraldrähte, oder Tellerfedern.
[0040] Bevorzugt wird mindestens eines der metallischen Verstärkungselemente entlang einer
der Längsachsen des Formkerns ausgerichtet.
[0041] Bevorzugt wird mindestens eines der metallischen Verstärkungselemente so eingepasst,
dass mindestens eines seiner Enden nahe an die Oberfläche des Formkerns reicht oder
aus ihr heraustritt. Das eine Ende des metallischen Verstärkungselements ist dabei
zumindest so nah an der Oberfläche, dass es nach dem Guss einfach zugänglich wird
und sich durch äußere Krafteinwirkung dehnen und aus dem Formkern herausziehen lässt.
[0042] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist mindestens eines der Verstärkungselemente
mit pyrolysierbarem Material beschichtet, oder mit einem Schlauch, insbesondere einem
Entgasungsschlauch, umgeben. Der Schlauch ist dabei ebenfalls zumindest zum Teil pyrolysierbar.
Unter Pyrolyse ist hierbei die teilweise oder vollständige thermische Zersetzung des
Materials zu verstehen. Die Beschichtung oder der (Entgasungs)Schlauch kann bei der
Trocknung des Schlickers, sowie bei der Sinterung der grünen Keramik als Puffer für
die auftretenden Schwindungsprozesse wirken, da das entsprechende Material von Schicht
oder Schlauch relativ weich ist. Insbesondere wird das direkte Aufschrumpfen und Reißen
der grünen oder gesinterten Keramik auf das metallische Verstärkungselement verhindert.
[0043] Einen weiteren Vorteil stellt die Beschichtung oder der Entgasungsschlauch für die
Entfernung des Verstärkungselements nach dem Guss aus dem Gussling dar. Da sich die
Beschichtung oder der Entgasungsschlauch zumindest zum Teil vor oder bei der Gusstemperatur
pyrolytisch zersetzt, wird beim Guss ein Spalt gebildet, der als Entgasungskanal wirken
kann. Der Spalt erleichtert darüber hinaus die Entfernung des Verstärkungselements
und die Zerstörung des keramischen Formkerns. Die Beschichtung kann beispielsweise
aus Wachsen oder Thermoplasten aufgebaut sein.
[0044] Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht hohle metallische Verstärkungselemente,
beispielsweise Rohre oder Hohlspiralen vor. Die Hohlräume zeigen dabei eine ähnliche
Wirkung wie die Spalten zwischen Verstärkungselement und Formkernmasse.
[0045] Nach der Einpassung des metallischen Verstärkungselements und gegebenenfalls weiterer
metallischer Elemente, erfolgt die Befüllung der Urform mit einem keramischen Schlicker.
Die Schlicker umfassen in der Regel Pulver von refraktären Oxiden oder Carbiden, Bindemittel
und Lösungsmittel.
[0046] Zu den besonders geeigneten Schlickern gehören wässrige Schlicker. Zu den besonders
bevorzugten Bindemitteln gehören die für Gefriertrocknungsprozesse gut geeigneten
Bindemittel, beispielsweise Gelatine, Agaragar, Glycerin oder Agarose.
[0047] In einem nächsten Verfahrensschritt erfolgt die Trocknung bzw. die Verfestigung des
Schlickers und die Entfernung der Lösungsmittel.
[0048] Erfindungsgemäß wird das Trocknungsverfahren so gewählt, dass ein Minimum an Trocknungsschwindung
des Schlickers auftritt.
[0049] Zu den besonders bevorzugten Verfahren gehört die Gefriertrocknung. Hierbei wird
nur ein Minimum an Schwindung erzeugt. Durch die Trocknung des Keramikschlickers wird
eine grüne Keramik mit der Form des späteren Formkerns gebildet.
[0050] Der Formkern wird hierauf aus der Urform gelöst. Durch die erfindungsgemäßen Verstärkungselemente
besitzt der Formkern auch für komplexe Geometrien, hohe Porosität der grünen Keramik
und auch bei einem geringen Bindemittelgehalt eine genügende hohe Festigkeit. Auch
lange und dünne Formkerne lassen sich mit der erfindungsgemäßen Verstärkung ohne Probleme
entformen. Als Bindemittel können bereits minimale Mengen im Bereich von wenigen Gew%
ausreichen. Bevorzugte Schlicker-Zusammensetzungen weisen einen Gelatine-Gehalt unterhalb
3 Gew% auf.
[0051] Die flexible Innenform (2) kann gegebenenfalls wiederverwendet werden.
[0052] Zur Herstellung von Gussteilen wird der Formkern als vollständige Gussformen oder
als Teil einer Gussform eingesetzt. Dabei kann der Formkern sowohl in grüner Form
als auch in gebrannter Form Verwendung finden.
[0053] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht den Zusammenbau mehrteiliger Gussformen,
wie beispielsweise in Fig. 4 ausgeführt, vor. Dabei kann der Formkern (13), ebenso
wie die Gussform (14) als grüne Keramik oder als gesinterte Keramik eingesetzt werden.
Sollen gleichzeitig Grüne und gesinterte Keramik eingesetzt werden so ist die Gussform
(14) bevorzugt aus gesintertem Material und der Formkern aus grünem Material gebildet.
Die Gussform (14) kann dabei in gleicher oder ähnlicher Weise mit Verstärkungselementen
versehen sein, wie der erfindungsgemäße Formkern.
[0054] Bei den keramischen Formkernen handelt es sich um verlorene Kerne die nach dem Abguss
des Metalls zerstört und nicht mehr wiederverwendet werden.
Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass der keramische Formkern durch das Herausziehen
von mindestens einem der metallischen Verstärkungselemente zerbrochen wird. Hierdurch
werden im Wesentlichen über die gesamte Kontaktfläche von Verstärkungselement und
keramischem Formkern Risse und kleinere Bruchstücke gebildet. Die hierdurch zerstörte
Keramik lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand aus dem Gussling entfernen.
Bevorzugt werden Partikelstrahltechnik oder Wasserstrahltechnik eingesetzt, um die
Bruchstücke und Reste der Keramik aus dem Gussling zu entfernen.
[0055] Die erfindungsgemäßen Verstärkungselemente haben den Vorteil, dass sie zur großflächigen
Zerstörung der verstärkten Formkerne genutzt werden können und damit die Entformung
des Gusslings in erheblichem Maße vereinfachen.
Beispiel:
[0056] Zunächst wurde ein Ausgangsmodell des Formkerns aus Kunststoff hergestellt. Dies
erfolgte durch ein generatives RapidPrototyping-Verfahren. Darauf wurde eine die Geometrie
des Ausgangsmodells grob abbildende Urform aus mehreren Segmenten (1) aus Polyurethanen
abgeformt. Die Zwischenräume zwischen dem Urmodell und der Stammform wurden mit einer
dünnflüssigen Silikonmasse ausgegossen, die nach dem Aushärten eine flexible Innenform
(2) mit Hinterschnitten (3) ausbildete.
[0057] In diese Stammform wurde ein von einer Zugfeder umschlossener Metalldraht eingelegt.
Zugfeder und Metalldraht bestanden aus Federstahl.
[0058] Die Form wurde vorgewärmt und der heiße Schlicker drucklos in die Form eingegossen.
[0059] Der Schlicker wurde in folgender Weise hergestellt: Bei 60°C wurde eine konzentrierte
Lösung mit 25 Gew% Gelatine hergestellt, um sie im späteren Verlauf bei einer Temperatur
von ca. 50°C mit der Keramiksuspension zu vermischen.
Zur Herstellung der Keramiksuspension wurden in einem Kunststoff-Mahlbehälter mit
Al
2O
3-Mahlkugeln in einer Planetenkugelmühle ZrO
2, ZrSiO
4 und SiO
2-Pulver bei mittleren Umdrehungszahlen für ca. 1 Stunde mit Wasser und Dispergiermittel
gemischt. Darauf wurde die Gelatinelösung zugegeben und weitere 30 Minuten gemischt.
Der auf diese Weise hergestellte Schlicker wies einen Gelatinegehalt von 3,7 Gew%
und einen Feststoffgehalt von 60 Gew% auf. Hierauf wurden die Mahlkugeln entfernt
und der auf eine Temperatur von ca. 40-45°C abgekühlte Schlicker in die Stammform
mit flexibler Innenform abgegossen. Daraufhin wurde langsam unter die Geliertemperatur
der Gelatine (ca. 35°C ) abgekühlt und die gesamte Form in einem Kühlgerät bei - 30°C
eingefroren. Hierauf erfolgte die Entformung der Stammform, bzw. das Ablösen der flexiblen
Innenformen. Der Formkern aus gefrorenem Schlicker wurde zum Hantieren bei einer Temperatur
unterhalb ca. - 10°C gehalten. Auch eine Zwischenlagerung des Formkerns bei etwa -2°C
war unbeschadet möglich.
[0060] Der Formkern aus gefrorenem Schlicker wurde hierauf bei einer Temperatur von ca.
-30°C und einem Druck in der Größenordnung von 1-100 Pa gefriergetrocknet. Das gefriergetrocknete
Bauteil wurde danach nochmals bei ca. 60°C im Trockenschrank nachgetrocknet.
[0061] Der grüne Formkern wurde in eine keramische Gussform eingepasst und zum Abguss einer
Stahlschmelze verwendet. Der prinzipielle Aufbau der Gussform entsprach dabei der
Fig. 4.
[0062] Nach dem Guss wurde die keramische Gussform entfernt und die Zugfeder des Formkerns,
der nahezu vollständig von Gussmetall umschlossen war, an zwei gegenüberliegenden
Enden freigelegt. Durch Zug an den Enden der Zugfeder wurde der Formkern in kleine
und lose Bruchstücke aufgebrochen und ließ sich durch einen Wasserstrahl vollständig
entfernen.
1. Zerstörbarer verlorener Formkern für den metallischen Guss,
der mindestens ein metallisches Verstärkungselement in Form einer Zugfeder aufweist,
wobei mindestens eine Ende dieses Verstärkungselements zumindest nahe an eine der
Oberflächen des Formkerns reicht oder durch diese hindurchtritt,
wobei der Schmelzpunkt aller metallischen Verstärkungselemente mindestens bei dem
des Gussmetalls liegt,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein metallisches Verstärkungselement zum Teil oder gänzlich durch einen
Spalt oder durch pyrolysierbares organisches Material vom umgebenden Formkern getrennt
ist.
2. Zerstörbarer Formkern nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein metallisches Verstärkungselement die Form einer Spiralfeder, Tellerfeder
oder Stahlfeder mit eng anliegenden Drähten oder Hohlfeder für die Belastung auf Zug
in eine der Längsachsen des Formkerns besitzt.
3. Zerstörbarer Formkern nach Anspruch 1 oder 2
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein metallisches Verstärkungselement entlang der Längsachse des Formkern
ausgerichtet ist.
4. Zerstörbarer Formkern nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass der Formkern aus poröser gebrannter Keramik,
oder aus grüner Keramik, umfassend keramisches Material und organischen Binder in
einer Menge von 0,5 bis 8 Gew% aufgebaut ist.
5. Zerstörbarer Formkern nach Anspruch 4
dadurch gekennzeichnet,
dass der organische Binder als Hauptkomponente Gelatine, Agaragar, Glycerin oder Agarose
enthält.
6. Zerstörbarer Formkern nach einem der Ansprüche 1 bis 5
dadurch gekennzeichnet,
dass der Spalt oder das pyrolysierbare organische Material bis an eine der Oberflächen
des Formkerns reicht.
7. Zerstörbarer Formkern nach einem der Ansprüche 1 bis 6
dadurch gekennzeichnet,
dass das pyrolysierbare organische Material aus Wachs oder thermoplastischem Kunststoff
besteht.
8. Verwendung zerstörbarer Formkerne nach einem der vorangegangenen Ansprüche für den
Guss von Bauteilen für Verbrennungskraftmaschinen aus Stählen oder Leichtmetall.
9. Verwendung zerstörbarer Formkerne nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1 bis 7
zur Herstellung von aus mehreren Teilen zusammengesetzten keramischen Gussformen.
10. Verfahren zur Herstellung verstärkter zerstörbarer Formkerne für den Metallguss,
das die folgenden Schritte umfasst:
- Bereitstellung einer Urform
- Einpassen von mindestens einem plastisch verformbaren metallischen Verstärkungselement
in die Urform
- Befüllen der Urform zur Ausbildung des Formkerns
- Herauslösen des Formkerns aus der Urform,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das Befüllen der Urform mit keramischem Schlicker, durch Eingießen oder Eintauchen,
erfolgt,
- dass die Ausbildung des Formkerns durch Trocknung des Schlickers unter Bildung einer grünen
Keramik erfolgt,
- dass das Verstärkungselement mit einem pyrolisierbaren Material beschichtet ist oder mit
einem Schlauch umgeben ist.
11. Verfahren nach Anspruch 10
dadurch gekennzeichnet,
dass die Trocknung des Schlickers durch Gefriertrocknung erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein metallisches Verstärkungselement so eingepasst wird, dass mindestens
ein Ende nahe oder ganz an die Oberfläche des Formkerns reicht oder aus ihr heraustritt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein metallisches Verstärkungselement so eingepasst wird, dass es entlang
einer der Längsachsen des Formkerns ausgerichtet ist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 13
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein metallisches Verstärkungselement die Form von einer Zugfeder aufweist.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein metallisches Verstärkungselement zumindest teilweise von Kunststoff
oder Wachs umgeben ist.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 15
dadurch gekennzeichnet,
dass der Formkern bei einer Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur des metallischen
Verstärkungselements gebrannt wird.
17. Urform zur Abformung eines keramischen Schlickers gemäß dem Verfahren nach Anspruch
10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Urform (4) mehrteilig aus einzelnen Segmenten (1) flüssigkeitsdicht zusammengesetzt
ist, und mit einer flexiblen Innenform (2) aus Elastomer, Gummi oder Silikongummi
ausgekleidet ist.
18. Urform nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Innenformen (2) mit der Urform (4) über Verbindungselemente, insbesondere Fixiernoppen
(5), verbunden sind.