[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Lackieren von Trägerwerkstoffen mit unterschiedlichen
Glanzgradzonen, bei dem der Trägerwerkstoff nacheinander mehreren Druckvorgängen mit
matter und glänzender Beschichtung, farblos oder farbig unterzogen wird sowie einen
danach hergestellten Trägerwerkstoff.
[0002] Bedruckte Trägerwerkstoffe, auch kurz als Dekorfolien bekannt, eignen sich insbesondere
zum Beschichten von Möbelwerkstoffen und sind in vielfacher Ausgestaltung erhältlich
und seit langem bekannt. Die Qualität dieser Dekorfolien wird dabei durch die optische
Anmutung bestimmt, wie beispielsweise die "Echtheit" einer Holzmaserung. Solche Folien
stammen häufig aus Japan, wobei als Trägermaterialen einseitig glatte Trägerwerkstoffe,
unter anderem Reispapiere, pergamentisierte Papiere oder Seidenpapiere mit meistens
sehr niedriger Grammatur (23 bis 40 g/m
2) verwendet werden. Die Bedruckung dieser Trägerwerkstoffe erfolgt im Allgemeinen
mittels lösemittelhaltigen Drucklacken, wobei zur Farbgebung beispielsweise auch Schwermetall-Pigmente
Verwendung finden. Die Qualität des Druckbildes bestimmt sich auch durch die Anzahl
der Druckvorgänge, wobei manche Dekore bis zu zehn oder sogar mehr einzelnen Druckvorgängen
unterworfen sind.
[0003] Alle vorgenannten Papiere sind hygroskopisch und nehmen Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft
auf. Dies ist nachteilig, da das Material zur Faltenbildung und zu verarbeitungstechnischen
Problemen (z. B. Abrissen) neigt.
[0004] Bei dem bekannten Druckverfahren wird eine spezielle Druckfarbe in Form einer Pore
mehr oder weniger ungeordnet über den Dekordruck gelegt. Durch unterschiedliche Oberflächenspannung
wird in diesen Porenbereichen der Lack verdrängt, so dass die gewünschte Porennachzeichnung
eintritt. Diese sog. SH-Lacke definieren sich durch eine Zusammensetzung aus Melaminund
Harnstoffharzen in wässriger Lösung. Die Härtung erfolgt katalytisch mittels Säure
durch Polykondensation. Das Problem bei diesem Verfahren ist, dass keine großflächigen
Poren möglich sind und dass in diesem Fall die Druckfarbe ungeschützt gegen mechanische
und chemische Einflüsse bleibt. Das kann zu Auswaschungen führen und die Beständigkeiten
gegen chemische Substanzen (DIN 68861) ist sehr schlecht.
[0005] Davon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, das eingangs
genannte und zuvor näher beschriebene Verfahren zum Lackieren von Trägerwerkstoffen
und eine danach hergestellte Dekorfolie so auszugestalten und weiterzubilden, dass
eine weitere Verbesserung des Druckbildes erfolgt und eine Faltenbildung zuverlässig
vermieden wird. Weiterhin ist erwünscht, dass die Dekorfolie umweltverträglich ist
und dass beim Herstellungsvorgang keine Lösungsmittel emittiert werden.
[0006] Hinsichtlich des Verfahrens besteht die Lösung der vorgenannten Aufgabe darin, dass
auf den Trägerwerkstoff zunächst eine Vorbeschichtung aufgetragen wird und dass beim
anschließenden Druck in mindestens zwei Druckwerken durch entsprechend ausgestaltete
Druckzylinder und deren passgenaue Einstellung die Druckfarbe exakt über die gewünschten
Bereiche des Dekordruckbildes gelegt wird.
[0007] Trägerwerkstoffe, die nach diesem Verfahren hergestellt werden, zeichnen sich durch
deutlich bessere Oberflächeneigenschaften aus (Resistenz gegen Wasser und andere Chemikalien,
DIN 68861).
[0008] Eine erste Ausgestaltung einer nach diesem Verfahren hergestellten Dekorfolie ist
dadurch gekennzeichnet, dass als Trägerwerkstoff imprägniertes Papier vorgesehen ist,
welches mit Kombinationen aus Melaminharz, Harnstoffharz, Acrylatdispersion, Acrylat-Copolymer-Dispersion,
Polyesterharzen od. dgl. getränkt bzw. bereits auf der Papiermaschine mit Harzeinträgen
versehen ist.
[0009] Die Vorbeschichtung in Verbindung mit dem Druckaufbau vermittelt dem gewünschten
Endprodukt die hohe Qualität.
[0010] Alternativ wird eine Folie vorgeschlagen, welche sich dadurch auszeichnet, dass als
Trägerwerkstoff eine thermoplastische Folie vorgesehen ist. Durch das erfindungsgemäße
Herstellungsverfahren wird erreicht, dass durch die passgenaue Einstellung von speziell
hierfür ausgearbeiteten Druckzylindern die Druckfarbe exakt über die ausgewählten
Bereiche des Dekordruckbildes gelegt sind, so dass beispielsweise blumige Bereiche
durch langgezogene Partien nachgezeichnet werden können, und auf diese Weise ein lebhaftes,
echt anmutendes Dekorbild erzeugt werden kann.
[0011] Nach einer weiteren bevorzugten Lehre der Erfindung erfolgt eine Vorbeschichtung
des Trägerwerkstoffes aus wasserbasierenden härtbaren Lacken und/oder Polymerdispersionen.
Diese werden, farblos oder farbig, matt oder glänzend, auf dafür geeigneten Beschichtungsanlagen
oder online in eine Druckmaschine aufgetragen, wobei der Farbauftrag mittels Drahtrakel,
Rasterwalzen, Kammerrakel, Reverse Roll Coater od. dgl. erfolgen kann.
[0012] Die eigentliche Bedruckung erfolgt anschließend in mehreren Druckvorgängen mittels
Drucklack, welcher nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung mit einer deckfähigen
Pigmentpräparation eingestellt werden kann und mit Buntpigment-Präparationen die gewünschte
Färbung enthalten kann. Die gesamte Druckfolge besteht daher aus Drucklack, Härter,
TiO
2-Slurry und Pigmentpräparationen.
[0013] Die Bedruckung erfolgt in mindestens zwei Druckwerken, wobei eine Beschichtung matt
und die andere Beschichtung glänzend eingestellt ist. Zur optimalen Effektgestaltung
kann auch ein matter oder glänzender Druckfond unterlegt sein. Hier ergibt sich beispielsweise
der folgende Aufbau:
a) Fond Matt
b) Dekordruck Glänzend
c) Dekordruck Glänzend
d) Dekordruck Matt
[0014] Jede andere Kombination und auch andere Reihenfolgen des Druckaufbaus sind möglich.
[0015] Als Druckverfahren kommen direkter oder indirekter Tiefdruck, Flexo-Druck, Offset-Druck
oder Rotations-Siebdruck in Frage. Die Trocknung sowohl der Vorbeschichtung als auch
der eigentlichen Bedruckung erfolgt mittels Umluft und/oder Strahlungsenergie, insbesondere
kommt die Behandlung mittels Infrarot (IR)-,Ultraviolett (UV)- bzw. Electron Beam
Curing (EBC) in Betracht.
[0016] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird der gewünschte Effekt von glänzenden und
matten Druckzonen in einer äußerst guten Qualität in Form einer sehr realen Reproduktion
erzielt, beispielsweise durch die Verwendung umweltverträglicher, wasserbasierender
Drucklacke und Pigmentpräparationen enthält die erfindungsgemäße Dekorfolie keine
umweltbelastenden Stoffe wie Schwermetallpigmente oder dergleichen. Durch die Verwendung
wasserbasierender Drucklacke wird auch auf die Emission von Lösemittel beim Trocknungsprozess
verzichtet.
1. Verfahren zum Lackieren von Trägerwerkstoffen mit unterschiedlichen Glanzgradzonen,
bei dem der Trägerwerkstoff nacheinander mehreren Druckvorgängen mit matter und glänzender
Beschichtung, farblos oder farbig unterzogen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
auf den Trägerwerkstoff zunächst eine Vorbeschichtung aufgetragen wird und dass beim
anschließenden Druck in mindestens zwei Druckwerken durch entsprechend ausgestaltete
Druckzylinder und deren passgenaue Einstellung die Druckfarbe exakt über die gewünschten
Bereiche des Dekordruckbildes gelegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Vorbeschichtung der Trägerwerkstoff mit einer Beschichtung aus wasserbasierenden,
härtbaren Lacken und/oder Polymerdispersionen versehen wird, wobei die Beschichtung
farblos oder farbig, matt oder glänzend sein kann.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Druck mittels härtbarem Lack erfolgt, der mit einer deckfähigen Pigmentpräparation
eingestellt werden kann und mit Buntpigment-Präparationen die gewünschte Färbung erhält.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Druckverfahren direkter Tiefdruck Anwendung findet.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Druckverfahren indirekter Tiefdruck Anwendung findet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Druckverfahren Flexo-Druck Anwendung findet.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Druckverfahren Offset-Druck Anwendung findet.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Druckverfahren Rotations-Siebdruck Anwendung findet.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Trocknung Umluft eingesetzt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Trocknung Strahlungsenergie eingesetzt wird.
11. Bedruckter Trägerwerkstoff, insbesondere Dekorfolie mit unterschiedlichen Glanzgradzonen,
hergestellt nach dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Trägerwerkstoff imprägniertes Papier vorgesehen ist, welches mit Kombinationen
aus Melaminharz, Harnstoffharz, Acrylatdispersion, Acrylat-Copolymer-Dispersion, Polyesterharzen
od. dgl. getränkt bzw. bereits auf der Papiermaschine mit Harzeinträgen versehen worden
ist.
12. Bedruckter Trägerwerkstoff, insbesondere Dekorfolie mit unterschiedlichen Glanzgradzonen,
hergestellt nach dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Trägerwerkstoff eine thermoplastische Folie vorgesehen ist.
13. Trägerwerkstoff nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
die thermoplastische Folie mittels Corona-Behandlung vorbehandelt ist.
14. Trägerwerkstoff nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
die thermoplastische Folie mittels einer Haftvermittler-Beschichtung vorbehandelt
ist.
15. Trägerwerkstoff nach einem der Ansprüche 11 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
die verwendeten Drucklacke wasserbasierend sind.
16. Trägerwerkstoff nach einem der Ansprüche 11 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Färbemittel wasserbasierende Pigmentpräparationen vorgesehen sind.