[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Benetzen von rieselfähigen
Gütern mit einem Bindemittel. Unter rieselförmigen Gütern sind hierbei insbesondere
lignozellulosehaltige Partikel wie Holzfasern, Holzspäne, Holzschnitzel sowie Fasern,
Schnitzel und Späne aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stroh, Hanf, Bambus, Reisstroh
und granulären Kunststoffmaterialien umfasst.
[0002] Plattenförmige Werkstoffe, insbesondere Faserplatten, werden durch Verpressen von
beleimten Fasern hergestellt. Das Benetzen der Fasern mit einem Bindemittel stellt
in diesem Herstellungsprozess einen wichtigen Verfahrensschritt dar. Die Beleimungssysteme
bzw. -verfahren haben dabei die Aufgabe, das Bindemittel gleichmäßig auf die Fasern
zu verteilen, so dass der Bindemittelanteil gering gehalten werden kann.
[0003] Ein bekanntes Verfahren zur Beleimung von rieselförmigen Gütern ist die sogenannte
Blow-Line-Beleimung. Hierbei werden die noch nassen Fasern mittels Dampfdruck durch
eine Förderleitung transportiert und dabei mit Bindemittel bedüst. Die beleimten Fasern
werden anschließend in einem Trockner getrocknet und dem weiteren Herstellungsprozess
zugeführt. Die Fasertrocknung nach der Beleimung hat jedoch den Nachteil eines hohen
Leimverbrauches. Da die Kosten des Leims (Bindemittel) im Verhältnis zu den Kosten
der Fasern sehr hoch sind, stellt der hohe Leimverbrauch eine drastische Erhöhung
der Herstellungskosten dar. Ein weiterer Nachteil bei diesem Beleimungsverfahren ist,
das bei der Trocknung der zuvor beleimten Fasern Formaldehyd freigesetzt wird und
hierdurch aufwendige Trocknerabluft-Reinigungsmaßnahmen erforderlich sind.
[0004] Im Unterschied zur vorstehend beschriebenen Nassbeleimung sind auch einige Vorrichtung
und Verfahren zur Trockenbeleimung bekannt.
[0005] Aus der EP 0 728 562 ist ein derartiges Verfahren und eine Vorrichtung zur Trockenbeleimung
von pneumatisch geförderten Partikeln bekannt. Hierbei werden die Holzfasern zunächst
in einem Trockner auf die erforderliche Endfeuchte getrocknet und dann über eine Förderleitung
die eine Querschnittsreduzierung aufweist, einem Benetzungsabschnitt zugeführt. Der
Benetzungsabschnitt ist mit Leimdüsen versehen. Um ein gleichmäßiges Benetzen der
Partikel zu erzielen, ist der Benetzungsabschnitt als Diffusorabschnitt ausgebildet,
der eine Querschnitterweiterung und somit eine turbulente Strömung der Fasern in dem
Abschnitt bewirken soll.
[0006] Aufgrund der turbulenten Strömung soll mit dem oben beschriebenen Verfahren das bilden
von Faserzusammenballungen vermieden werden, da diese Faserzusammenballungen in der
Faserplattenoberfläche zu Leimflecken führt sowie Schäden an den Pressbändern der
Presse verursachen können.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, es ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Benetzen von rieselfähigen Gütern mit einem Bindemittel im Zuge der Herstellung von
plattenförmigen Werkstoffen derart weiterzubilden, dass eine gleichmäßige Leimverteilung
sowie eine hohe Betriebssicherheit erreicht wird.
[0008] Diese Aufgabe wir durch die im Patentanspruch 1 bzw. Patentanspruch 5 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0009] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die mit Bindemittel zu benetzenden rieselförmigen
Güter, nachfolgend Partikel genannt, zunächst auf Endfeuchte getrocknet.
[0010] Die getrockneten Partikel werden dann mittels Transportluft einem Benetzungsabschnitt
zugeführt, der mit einer Vielzahl von Beleimungsdüsen versehen ist. Vorzugsweise sind
die Beleimungsdüsen längs des Benetzungsabschnittes über den Umfang verteilt spiralförmig
angeordnet.
[0011] Unmittelbar vor dem Benetzungsabschnitt ist ein Reduzierabschnitt vorgesehen, der
eine Querschnittsreduzierung von D1 der Förderleitung auf D2 des Benetzungsabschnittes
bewirkt.
[0012] Diese Reduzierung des Querschnittes in Förderrichtung bewirkt eine Geschwindigkeitserhöhung
des geförderten Partikelstroms. Aufgrund der Vielzahl der vorgesehenen Beleimungsdüsen
und die Anordnung der Beleimungsdüsen längs des Benetzungsabschnittes sowie der hohen
Geschwindigkeit des Partikelstromes im Benetzungsabschnitt wird eine gute Verwirbelung
der Partikel und gleichmäßige Verteilung des Bindemittels auf den Partikeln erreicht.
[0013] Durch dieses erfindungsgemäße Verfahren wird die Bildung von Faserzusammenballungen
vermieden, so dass Leimfleckenbildung und auch insbesondere Beschädigungen an nachfolgenden
Anlagenteilen wie Pressbänder verhindert werden.
[0014] Die Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung die erfindungsgemäße Vorrichtung zum
Benetzen von Partikeln insbesondere von Holzfasern mit einem Bindemittel im Zuge der
Herstellung von Faserplatten.
[0015] Die zuvor aufbereiteten Holzfasern werden hierbei zunächst einem nicht dargestellten
Trockner zugeführt, in dem die Holzfasern auf eine für den Herstellungsprozess erforderliche
Endfeuchte von ca. 3 - 20%, vorzugsweise 10 - 12%, getrocknet werden. Im Anschluss
an den Trockner, der ein üblicher Trockner, beispielsweise ein Stromtrockner ist und
der an dieser Stelle nicht näher beschrieben wird, werden die getrockneten Holzfasern
zum Abtrennen der Trocknungsluft einem Zyklon 1 zugeführt, von wo aus sie über eine
Zuführung 2 und eine Schleuse 3 in eine Förderleitung 4 aufgegeben werden.
[0016] Die Förderleitung 4 wird mittels eines Wärmetauschers 5 mit erhitzter Luft beschickt,
die in etwa 60 - 120°, vorzugsweise 90° aufweist. Die erhitzte Luft dient als Transportluft
und führt die Holzfasern längs der Förderleitung 4 in Richtung der Pfeile 6 dem Benetzungsabschnitt
7 zu. In einem alternativen Ausführungsbeispiel könnte die Transportluft auch Raumtemperatur
aufweisen.
[0017] Unmittelbar vor dem Benetzungsabschnitt 7 ist in die Förderleitung 4 ein Reduzierabschnitt
8 integriert, welcher eine Reduzierung des Durchmessers D1 der Förderleitung 4 auf
einen Durchmesser D2 und somit eine Geschwindigkeitserhöhung der geförderten Holzfasern
bewirkt. Der an den Reduzierabschnitt 8 anschließende Benetzungsabschnitt 7 ist als
Rohrabschnitt mit gleichbleibenden Durchmesser D2 ausgebildet. Der Durchmesser des
Rohrabschnittes kann in Förderrichtung auch geringfügig kleiner oder größer werdend
ausgebildet sein. Die Länge des Benetzungsabschnittes L1 beträgt je nach Anlagenkapazität
20 bis 30 Meter. Aufgrund der Reduzierung des Durchmessers von D1 auf D2 unmittelbar
vor dem Benetzungsabschnitt 7 erreichen die Holzfasern beim Einströmen in den Benetzungsabschnitt
7 eine maximale Geschwindigkeit von ca. 30 - 60 m/s.
[0018] In Förderrichtung sind längs des Benetzungsabschnittes 7 eine Vielzahl über den Umfang
spiralförmig angeordneter Leimdüsen 9 vorgesehen. Die Anzahl und Anordnung der Leimdüsen
9 kann je nach Leimtyp und Leimmenge angepasst werden. Der Leim bzw. das Bindemittel
wird durch Verdünnen auf die für das Eindüsen erforderliche Viskosität gebracht. Der
Benetzungsabschnitt 7 besteht aus einem hochwertigen polierten Material, um Leimablagerungen
an der inneren Mantelfläche längs des Benetzungsabschnittes 7 zu verhindern. Weiterhin
ist zur Vermeidung von Anbackungen an der Mantelinnenfläche der Benetzungsabschnitt
7 als doppelwandiges Rohr mit einem Einlass E und einem Auslass A für ein Kühlmedium
ausgebildet. Die Temperatur des Kühlmediums wird derart eingestellt, dass sich an
der Rohrinnenwand ein Kondensatfilm bildet.
[0019] Im Anschluss an den Benetzungsabschnitt 7 ist eine Verweilzone 10 ausgebildet, die
ebenfalls als Rohrabschnitt mit dem Durchmesser D2 ausgebildet ist und eine Länge
L2 von ca. 15 bis 30 Meter aufweist. Dieser Rohrabschnitt besteht ebenfalls aus hochwertigem
poliertem Material, damit Leimablagerungen vermieden werden. Die der Benetzungszone
7 nachgeschaltete Verweilzone 10 dient zur weiteren Vergleichmäßigung der Benetzung
der Fasern.
[0020] Im Anschluss an die Verweilzone 10 ist eine Mischkammer 11 angeordnet, die mit Leitblechen
versehen ist, um eine gleichmäßige Vermischung der beleimten Fasern mit einem zusätzlich
zugeführten Luftstrom zu bewirken. Die Leitbleche sind dabei parallel beabstandet
in Förderrichtung verlaufend angeordnet. Der zugeführte Luftstrom weist eine Temperatur
von 60 - 120°C, vorzugsweise 90°C auf und wird über eine separate Zuführleitung 12
der Mischkammer 11 zugeführt. Der Mischkammer 11 nachgeschaltet ist eine weitere Förderleitung
13, in der die beleimten Fasern mittels der zugeführten heißen Luft nachgetrocknet
werden. Diese Nachtrocknung ist an dieser Stelle erforderlich, da durch die Leimzugabe
den Fasern Wasser zugeführt und somit die zuvor eingestellte Endfeuchte durch das
Benetzen mit Bindemittel erhöht wurde. Die der Mischkammer 11 nachgeschaltete Förderleitung
13 besitzt gegenüber dem Durchmesser des Benetzungs- und Verweilabschnittes einen
wesentlich größeren Durchmesser D3, so dass die Transportgeschwindigkeit an dieser
Stelle verringert wird und die Verweilzeit in diesem Abschnitt größer ist.
[0021] Im Anschluss an diesen Abschnitt durchlaufen die beleimten Fasern einen Zyklon und
werden anschließend dem Streubunker zugeführt, der einer Formstation zugeordnet ist.
Dort werden die beleimten Fasern zu einem Faservlies gestreut und anschließend zu
Holzfaserplatten verpresst.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung wurde im Zuge der Herstellung
von Holzfaserplatten beschrieben. Es ist selbstverständlich das anstelle von Holzfasern
auch die eingangs aufgezählten rieselförmigen Güter verwendet werden können.
1. Verfahren zum Benetzen von rieselförmigen Streugütern insbesondere Fasern, Späne,
Schnitzel aus lignozellulosehaltigen und/oder zellulosehaltigen Rohstoffen oder Kunststoffen
mit einem Bindemittel mit folgenden Verfahrensschritten:
a) Trocknen der rieselförmigen Streugüter auf eine Endfeuchte von 3 - 20%;
b) Zuführen der rieselförmigen Streugüter einer Förderleitung (4);
c) Pneumatisches Fördern der rieselförmigen Streugüter innerhalb der Förderleitung
(4) zu einem Benetzungsabschnitt (7);
d) Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit der rieselförmigen Streugüter in einem Reduzierabschnitt
(8) der dem Benetzungsabschnitt (7) unmittelbar vorgeschaltet ist;
e) Benetzen der rieselförmigen Streugüter mit einem Bindemittel in dem Benetzungsabschnitt
(7);
dadurch gekennzeichnet, dass das Benetzen der rieselförmigen Streugüter mit erhöhter Strömungsgeschwindigkeit
erfolgt und anschließend die rieselförmigen Streugüter mittels eines zugemischten
erhitzten gasförmigen Fördermediums in einer Förderleitung (13) nachgetrocknet werden.
2. Verfahren zum Benetzen von rieselförmigen Streugütern nach Patentanspruch 1, wobei
im Anschluß an den Benetzungsabschnitt (7) die benetzten Streugüter zunächst durch
einen Verweilabschnitt (10) gefördert werden.
3. Verfahren zum Benetzen von rieselförmigen Streugütern nach Patentanspruch 1 oder 2,
wobei das pneumatische Fördern mittels erhitzter Luft erfolgt.
4. Verfahren zum Benetzen von rieselförmigen Streugütern nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, wobei die Mantelfläche des Benetzungsabschnittes (7) derart temperierbar
ist, dass sich an der Innenwandung ein Kondensatfilm bildet.
5. Vorrichtung zum Benetzen von pneumatisch geförderten rieselförmigen Gütern mit einem
Bindemittel, wobei die rieselförmigen Güter zunächst in einem Trockner auf Endfeuchte
getrocknet werden, die getrockneten Güter in einer Förderleitung (4) einem Benetzungsabschnitt
(7) zugeführt werden, wobei dem Benetzungsabschnitt (7) ein Reduzierabschnitt (8)
vorgeschaltet ist, der eine Querschnittsreduzierung D1 der Förderleitung (4) auf D2
des Benetzungsabschnittes (7) bewirkt, wobei der Benetzungsabschnitt (7) mit einer
Vielzahl von Beleimungsdüsen (9) versehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Benetzungsabschnitt (7) über die gesamte Förderlänge (L1) einen reduzierten Querschnitt
D2 aufweist und dass im Anschluss an den Benetzungsabschnitt (7) eine Förderleitung
(13) vorsehen ist, in der ein Nachtrocknen der rieselförmigen Güter erfolgt.
6. Vorrichtung zum Benetzen von pneumatisch geförderten rieselförmigen Gütern mit einem
Bindemittel nach Patentanspruch 5, wobei dem Benetzungsabschnitt (7) und der Förderleitung
(13) ein Verweilabschnitt (10) zwischengeschaltet ist.
7. Vorrichtung zum Benetzen von pneumatisch geförderten rieselförmigen Gütern mit einem
Bindemittel nach Patentanspruch 6, wobei der Verweilabschnitt (10) mit einer Mischkammer
(11) verbunden ist, und die Mischkammer (11) eine Zuführleitung (12) für ein erhitztes
gasförmiges Fördermedium aufweist.
8. Vorrichtung zum Benetzen von pneumatisch geförderten rieselförmigen Gütern mit einem
Bindemittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Benetzungsabschnitt
(7)aus hochwertigem poliertem Material besteht und als doppelwandiges Rohr ausgebildet
ist, das einen Einlass und einen Auslass für ein Kühlmedium aufweist.