(19) |
 |
|
(11) |
EP 1 505 047 A2 |
(12) |
EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
(43) |
Veröffentlichungstag: |
|
09.02.2005 Patentblatt 2005/06 |
(22) |
Anmeldetag: 28.07.2004 |
|
(51) |
Internationale Patentklassifikation (IPC)7: C06B 21/00 |
|
(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
|
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
|
|
Benannte Erstreckungsstaaten: |
|
AL HR LT LV MK |
(30) |
Priorität: |
31.07.2003 DE 10334992
|
(71) |
Anmelder: Dynamit Nobel AIS GmbH
Automotive Ignition Systems |
|
90765 Fürth (DE) |
|
(72) |
Erfinder: |
|
- Bley, Ulrich, Dr.
90766 Fürth (DE)
- Brede, Uwe
90765 Fuerth (DE)
|
(74) |
Vertreter: Uppena, Franz, Dr. et al |
|
Dynamit Nobel Aktiengesellschaft,
Patente, Marken & Lizenzen 53839 Troisdorf 53839 Troisdorf (DE) |
|
|
|
(54) |
Verwendung eines Mikrojetreaktors für die Herstellung von Initialsprengstoff |
(57) Beschrieben wird die Verwendung eines Mikrojetreaktors für die Herstellung von Initialsprengstoff,
wobei die Ausgangslösungen zur Sprengstoffherstellung in dem Mikrojetreaktor durch
jeweils eine Düse in einen von einem Reaktorgehäuse umschlossenen Reaktorraum auf
einen gemeinsamen Kollisionspunkt gespritzt werden, über eine Öffnung in den Reaktorraum
ein Gas eingeleitet wird und die entstehenden Initialsprengstoffkristalle zusammen
mit der Flüssigkeit und überschüssigem Gas durch eine weitere Öffnung aus dem Reaktorgehäuse
entfernt werden.
[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung eines Mikrojetreaktors für die Herstellung
von Initialsprengstoff.
[0002] Viele Initialsprengstoffe werden hergestellt, indem mindestens zwei Ausgangslösungen
gemischt werden und der Sprengstoff aus dieser Mischung in kristalliner Form ausfällt.
Dabei wird versucht, durch Wahl der Reaktionsparameter (Temperatur, Bewegung der Mischung)
bestimmte, reproduzierbare Kristallgrößen bei der Fällung zu erhalten. Dies gestaltet
sich jedoch problematisch, da es schwierig ist, die Temperatur und die Bewegungsführung
eines Fällbades im großen Maßstab zu steuern. Innerhalb des Fällbehälters stellen
sich Temperaturgradienten ein, und durch Rührbewegungen wird die Kristallisation zusätzlich
beeinflusst. Oftmals wird nach einer festgelegten Fälldauer die Flüssigkeit abgelassen
und das kristalline Material abgefiltert und fraktioniert gesiebt. Die Möglichkeiten,
reproduzierbar eine bestimmte Korngrößenverteilung zu erhalten, sind mit diesem Fällverfahren
sehr begrenzt. In der Regel liegen die erhaltenen Korngrößenverteilungen in einem
Bereich von bis zu zwei Zehnerpotenzen.
[0003] Für Anzünder im Kraftfahrzeugsicherheitsbereich werden Initialzündstoffe, bzw. Initialsprengstoffe
benötigt, die sehr kleine und reproduzierbare Kristallabmessungen (typische Größen
von < 30 µm) aufweisen, damit eine gute thermische Kopplung zwischen den elektrischen
Heizwiderständen und den Kristallen erfolgen kann. Auch bei anderen Anwendungen von
Initialsprengstoffen ist es erwünscht, dass viele kleine Kristalle Kontakt zu dem
jeweiligen Zündwiderstand haben.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile des Standes der Technik zu überwinden
und ein Verfahren zur Herstellung von Initialsprengstoff zu schaffen, das insbesondere
zu sehr kleinen Kristallen (z.B. im Bereich von 0,5 bis 30 µm, bevorzugt von 1 bis
20 µm, besonders bevorzugt von 1 bis 10 µm) führt, wobei die erhaltene Kristallgröße
durch Einstellen von Verfahrensparametern weitgehend steuerbar und wobei jeweils ein
enges und definiertes Kornspektrum einstellbar sein soll.
[0005] Gelöst wird die Aufgabe durch die Verwendung eines Mikrojetreaktors für die Herstellung
von Initialsprengstoff, wobei die Ausgangslösungen zur Sprengstoffherstellung in dem
Mikrojetreaktor durch jeweils eine Düse in einen von einem Reaktorgehäuse umschlossenen
Reaktorraum auf einen gemeinsamen Kollisionspunkt gespritzt werden, über eine Öffnung
in den Reaktorraum ein Gas eingeleitet wird und die entstehenden Initialsprengstoffkristalle
zusammen mit der Flüssigkeit und überschüssigem Gas durch eine weitere Öffnung aus
dem Reaktorgehäuse entfernt werden. Ein Mikrojetreaktor ist z.B. beschrieben in der
WO 00/61275, wobei auf den gesamten Offenbarungsgehalt diese Druckschriftschrift hier
ausdrücklich Bezug genommen wird.
[0006] Überraschend wurde gefunden, dass bei der Verwendung eines Mikrojetreaktors für die
Herstellung von Initialsprengstoff dieser in einem engen, definierten und einstellbaren
Kornspektrum gewonnen werden kann. Insbesondere ist es auf diese Weise möglich, einen
Initialsprengstoff mit Kristallgrößen zwischen 0,5 bis 30 µm zu erhalten.
[0007] Die Größe der bei der Fällung entstehenden Sprengstoffkristalle lässt sich durch
Variieren der Betriebsparameter reproduzierbar steuern. Dazu können der Durchmesser
der reaktandenzuführenden Düsen, der Pumpendruck, die Temperaturen und Konzentrationen
der Ausgangslösungen und die Menge des Hilfsgases variiert werden. Der Düsendurchmesser
beträgt bevorzugt 10 bis 1000 µm, besonders bevorzugt 50 bis 500 µm und ganz besonders
bevorzugt 50 bis 100 µm. Der Gesamtdurchfluss beträgt bevorzugt 10 bis 1000 ml/Minute,
besonders bevorzugt 50 bis 500 ml/Minute.
[0008] Durch die erfindungsgemäße Verwendung lassen sich bevorzugt folgende Initialsprengstoffe
herstellen: Kaliumdinitrobenzofuroxanat, Bleiazid, Bleipikrat, Bleitrinitroresorcinat
und Cäsiumdinitrobenzofuroxanat.
[0009] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Verwendung besteht darin, dass bedingt
durch die definierte Kristallgröße des Initialsprengstoffes eine fraktionierte (und
gefährliche) Siebung unterbleiben kann.
[0010] Der Gegenstand der Erfindung wird anhand des folgenden Beispiels näher erläutert:
Beispiel 1: Herstellung von Kaliumdinitrobenzofuroxanat im Mikrojetreaktor
[0011] In einem Mikrojetreaktor mit einem Reaktorraum von 2 mm Durchmesser und 50 mm Länge
wurden über 2 Düsen mit einem Düsendurchmesser von 100 µm eine Natriumdibenzofuroxanatlösung
mit einer Temperatur von 23 °C und mit einer Konzentration von 20 g/l und eine Kaliumnitratlösung
mit einer Temperatur von 23 °C und mit einer Konzentration von 30 g/l bei einem jeweiligen
Düsendruck von 100 bar zusammengegeben. Als Transportgas wurde Luft verwendet. Nach
2-minütiger Reaktion wurden ca. 1 l Reaktionsflüssigkeit mit einem Gehalt von ca.
5 g feinverteiltem Kaliumdinitrobenzofuroxanat erhalten.
1. Verwendung eines Mikrojetreaktors für die Herstellung von Initialsprengstoff, wobei
die Ausgangslösungen zur Sprengstoffherstellung in dem Mikrojetreaktor durch jeweils
eine Düse in einen von einem Reaktorgehäuse umschlossenen Reaktorraum auf einen gemeinsamen
Kollisionspunkt gespritzt werden, über eine Öffnung in den Reaktorraum ein Gas eingeleitet
wird und die entstehenden Initialsprengstoffkristalle zusammen mit der Flüssigkeit
und überschüssigem Gas durch eine weitere Öffnung aus dem Reaktorgehäuse entfernt
werden.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Düsendurchmesser 10 bis 1000 µm beträgt.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Düsendurchmesser 50 bis 100 µm beträgt.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Gesamtdurchfluss 10 bis 1000 ml/Minute beträgt.
5. Verwendung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Gesamtdurchfluss 50 bis 500 ml/Minute beträgt.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der erhaltene Initialsprengstoff Kaliumdinitrobenzofuroxanat, Bleiazid, Bleipikrat,
Bleitrinitroresorcinat oder Cäsiumdinitrobenzofuroxanat ist.