[0001] Die Erfindung betrifft ein integriertes Antennenmast-System an Bord eines Kriegsschiffs,
z.B. einer Fregatte.
[0002] Moderne Kriegsschiffe umfassen eine große Anzahl von Antennen, insbesondere zur Kommunikation,
elektronischen Kampfführung sowie für verschiedene Radarsysteme.
[0003] Aus dieser Vielzahl von Antennen ergeben sich technische Probleme wie z.B. gegenseitige
Abschattung, gegenseitige elektromagnetische Störungen und eine große Radar- und IR-Signatur.
Diese technischen Probleme wiederum führen zu operationellen Nachteilen wie z.B. reduziertes
Sichtfeld, Einschränkungen in der gleichzeitigen Durchführung von Überwachungs- und
Kommunikationsfunktionen und somit letztlich zu einer herabgesetzten Kampfkraft und
Überlebensfähigkeit des Schiffs.
[0004] Aus der US 4,329,690 ist eine Antenneneinheit bekannt, bei der drei Antennen zu einer
baulichen Einheit integriert und unter einem gemeinsamen Radom angeordnet sind. Die
gesamte Antenneneinheit wird auf die Spitze eines Antennenmasts aufgesetzt.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Antennenmastsystem an Bord eines modernen Kriegsschiffes
zu schaffen, mit dem einerseits die aufgrund der hohen Anzahl von zu integrierenden
Antennen zu erwartenden operationellen Nachteile vermieden werden, und andererseits
der Integrationsaufwand beim Bau des Schiffs sehr gering gehalten werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird mit dem Gegenstand des Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungen
sind Gegenstand weiterer Ansprüche.
[0007] Gemäß dem Gegenstand der Erfindung werden alle oder möglichst viele der Antennen
für Radar, Kommunikation, Navigation und elektronische Kampfführung und ggf. Identifizierung
(IFF: Identification of Friend or Foe) an einem Mast integriert. Dazu werden auf dem
Masthaus des Schiffs, in dem sich das Navigationsradar des Schiffs befindet, mehrere
Radome für die Abdeckung der einzelnen Antennen übereinander installiert. Dabei bildet
jeweils das untenliegende Radom die mechanische Basis für das darauf angeordnete Radom.
[0008] Es ergibt sich somit ein Mastsystem, das nicht nur mehrere Antennen integriert, sondern
mit dem darüber hinaus die bauliche Trennung Mast - Antennen aufgehoben ist, d.h.
die den Antennen zugeordneten Radome bilden selbst die mechanische Basis für die Anordnung
der Antennen. Separate Masten werden nicht mehr benötigt.
[0009] Daraus resultiert ein hoch integriertes Mastsystem, das komplett getrennt vom Schiff
gefertigt und in Betrieb genommen werden kann. Somit können Aufwand und Kosten bei
der Schiffsintegration deutlich reduziert werden.
[0010] Die Erfindung hat darüber hinaus die folgenden Vorteile:
- Es wird eine uneingeschränkte Sicht (Field of view FOV) in Azimuth und Elevation für
jede Antenne/Funktion erreicht.
- Die Installation der einzelnen Antennen derart, dass elektromagnetische Störungen
weitestgehend vermieden werden, ist möglich.
- Die Höhe jeder Antenne kann entsprechend der geforderten Reichweite der zugehörigen
Funktion gewählt werden.
- Mittels frequenzselektiver Materialien für die verwendeten Radome können Radar- und
IR-Signatur minimiert werden. Darüber hinaus können radarabsorbierende Materialien
eingesetzt werden.
[0011] Die Erfindung wird anhand eines konkreten Ausführungsbeispiels anhand einer Figur
erläutert. Sie zeigt ein erfindungsgemäßes Mastsystem. Auf der Seite sind beispielhafte
Höhenmaße über Deck angegeben.
[0012] Man erkennt die einzelnen Komponenten des erfindungsgemäßen Antennenmast-Systems,
die übereinander und jeweils aufeinander angeordnet sind. Die unterste Komponente
wird durch das so genannte Masthaus MH gebildet, das typischerweise bei jedem größeren
Schiff vorhanden ist. Es weist z.B. einen (horizontalen) Querschnitt nach Art eines
Diamanten auf, wobei die Längsachse in Richtung Schiffsbug ausgerichtet ist. Das üblicherweise
mehrere Stockwerke aufweisende Masthaus mit mehreren Räumen ("electronic Rooms") enthält
das Navigationsradar des Schiffs einschließlich der zugehörigen - typischerweise rotierenden
- Antenne sowie die elektronischen Komponenten der auf dem Mastsystem integrierten
Systeme. Das Masthaus wird nach den üblichen schiffbaulichen Bedingungen gefertigt
und besitzt vorzugsweise eine metallische Außenhaut. Die rotierende Antenne des Navigationsradars
ist hinter einem Fenster F aus frequenzselektivem Material (im X-Band) angeordnet,
um die Radarsignatur zu vermindern.
[0013] An zwei gegenüberliegenden Seiten des Masthauses sind zwei so genannte RECM-Antennen
RECMA (bevorzugt ausgebildet als Hornstrahlergruppenantennen) zur elektronischen Kampfführung
(= Eloka: Erfassung, Identifizierung und Störung elektromagnetischer Ausstrahlungen)
integriert. Sie erlauben eine 360°-Rundumsicht und sind hinter frequenzselektiven
Fenstern integriert. RECM steht für Radar Electronic Counter Measures und betrifft
somit Systeme zur Störung bzw. Täuschung von Radar-Geräten, insbesondere auch zur
Täuschung von Radar-Suchköpfen von angreifenden Flugkörpern.
[0014] Ebenfalls auf zwei gegenüber liegenen Seiten des Masthauses können zwei IFF-Transponderantennen
IFF_T (z.B. ausgebildet als Dipolantennen) vorhanden sein, die eine 360°-Rundumsicht
erlauben.
[0015] Auf dem Masthaus ist ein kuppelförmiges erstes Radom R1 angeordnet, unter dem sich
ein Überwachungsradar PR für die Luft- und Seeraumüberwachung zur Entdeckung und Verfolgung
von Luft -und Seezielen befindet. Es ist als 3D-Radar ausgebildet, mit dem eine Bestimmung
der Entfernung sowie des Azimut- und Elevationswinkels möglich ist. Es arbeitet z.B.
im C-Band, also im Frequenzbereich von 4-6GHz. Die Antenne besteht in dieser Ausführung
aus zwei Antennenflächen, angeordnet in Januskonfiguration, d.h. Rücken zu Rücken.
Die Antennenflächen sind um eine vertikale Achse drehbar auf einem Antennensockel
P angeordnet, mit dem eine mechanische Strahlschwenkung der Antenne in Azimut realisiert
wird. Die Strahlschwenkung in Elevation erfolgt elektronisch durch Phasensteuerung
der Antennenelemente. Selbstverständlich sind auch Ausführungen möglich, bei der die
Strahlschwenkung sowohl in Azimut wie auch in Elevation auf rein elektronischem Wege
erfolgt. An einem der beiden Antennenflächen ist zusätzlich eine IFF-Interrogator-Antenne
IFF_I angeordnet. Ein IFF-Interrogator ist ein Gerät zur Abfrage entdeckter Ziele
nach einer Freund/Feind-Kennung. Ein IFF-Transponder dient zur automatischen Beantwortung
dieser Abfragen. Wie oben erwähnt, ist die zugehörige IFF-Transponder-Antenne IFF_T
an den Seiten des Masthauses angeordnet. Die IFF-Einheit arbeitet im L-Band, d.h.
bei ca. 1GHz. Das erste Radom R1 besteht aus einem frequenzselektiven Material (L-
und C-Band).
[0016] Ebenfalls unter dem genannten ersten Radom ist die Sendeantenne UHF_Tx für die UHF-Kommunikation
angeordnet.
[0017] Auf dem ersten Radom R1 ist ein zweites Radom R2 angeordnet. Darunter befinden sich
Antennen CESMA,RESMA für folgende Systeme zur elektronischen Kampfführung:
- System zur Erfassung und Identifizierung elektromagnetischer Ausstrahlungen im Kommunikationsfrequenzbereich
CESM = Communication Electronic Support Measures (typischerweise 1,5MHz - 3 GHz);
- System zur Erfassung und Identifizierung elektromagnetischer Ausstrahlungen im Radarfrequenzbereich
RESM = Radar Electronic Support Measures (typischerweise 2GHz bis 18 oder 40 GHz).
[0018] CESM- und RESM-Antenne CESMA,RESMA sind an einem kleinen Mast M unterhalb des zweiten
Radoms R2 installiert. Dieser ist zur Erhöhung der Steifigkeit an der Spitze sowie
am Boden des zweiten Radoms R2 befestigt.
[0019] Auf dem zweiten kuppelförmigen Radom R2 ist ein weiteres Radom R3 angeordnet. Darunter
befindet sich ein System zur Übertragung von Daten zur Lenkung der schiffseigenen
Luftabwehr-Flugkörper (so genanntes Uplink-System). Es ist mit dem Feuerleitsystem
des Flugkörpers verbunden Das Uplink-System arbeitet typischerweise im X-Band, d.h.
im Frequenzbereich 8-12GHz. Unter dem dritten Radom R3 befinden sich in der gezeigten
Ausführung neben der Antenne auch die sonstigen Komponenten des Uplink-Systems zum
Senden, Empfangen, Signalerzeugung, Signalverstärkung, Signalverarbeitung etc. Als
Antenne wird bevorzugt ein Volumenarray eingesetzt, bei dem eine Vielzahl von Einzelstrahlern
in einem Kugelvolumen angeordnet sind. In einer typischen Ausführung umfasst die Antenne
2048 Einzelstrahler in einem Kugelvolumen. Die Einzelstrahler können z.B. als magnetischer
Dipol nach dem Prinzip einer Mikrostreifenleiterantenne ausgebildet sein. Die Strahlschwenkung
kann ohne mechanische Bewegung auf rein elektronischem Weg erfolgen, wobei die volle
hemisphärische Volumenabdeckung (Azimuth: 360°, Elevation: 90°) sichergestellt werden
kann.
[0020] Auf dem dritten Radom R3 wird die Empfangsantenne UHF_Rx (z.B. ausgebildet als Dipolantenne)
für die UHF-Kommunikation angeordnet. Des weiteren kann auf dem dritten Radom eine
weitere Antenne L zur Übertragung taktischer Daten (Frequenzbereich ca. 1,2 GHz) vorhanden
sein.
[0021] Alle dargestellten Radome R1,R2,R3 werden aus frequenzselektiven Materialien hergestellt,
um Radar- und IR-Signatur zu minimieren.
[0022] Mit der gezeigten Anordnung der Antennen wird eine optimale Entkopplung der einzelnen
Frequenzen, insbesondere RECM gegenüber RESM und Uplink erreicht.
[0023] Alle oder zumindest die meisten der elektronischen Komponenten für die genannten
Antennen des erfindungsgemäßen Mastsystems können in dem zweistöckigen Masthaus integriert
werden, so dass Verluste in den Verbindungsleitungen gering sind.
1. Integriertes Antennenmast-System an Bord eines Kriegsschiffs, das dadurch gebildet
ist, dass auf dem Masthaus (MH) des Kriegsschiffs, in dem sich das Navigationsradar
des Schiffs befindet, mehrere kuppelförmige Radome (R1,R2,R3) übereinander angeordnet
sind, so dass das jeweils untenliegende Radom die mechanische Basis für das darauf
befindliche Radom bildet, wobei unter oder auf diesen Radomen Antennen (UHF_Rx, UHF_Tx,
CESMA, RESMA, PR, IFF_T, IFF_I) für Kommunikation, Radar und elektronische Kampfführung
des Schiffs angeordnet sind.
2. Integriertes Antennenmast-System nach Anspruch 1, mit folgenden, jeweils übereinander
angeordneten Komponenten:
- Masthaus (MH), in dem sich das Navigationsradar des Schiffs sowie die elektronischen
Komponenten für Kommunikation, Radar und elektronische Kampfführung befinden;
- erstes kuppelförmiges Radom (R1), unter dem sich die Antenne (PR) für ein Überwachungsradar
für die Luft- und Seeraumüberwachung befindet;
- zweites kuppelförmiges Radom (R2), unter dem sich die Antennen (CESMA, RESMA) für
Systeme zur elektronischen Kampfführung befinden;
- drittes kuppelförmige Radom (R3), unter dem sich ein System (UPL) zur Übertragung
von Daten zur Lenkung der schiffseigenen Luftabwehr-Flugkörper befindet.
3. Integriertes Antennenmast-System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass sich unter dem ersten kuppelförmigen Radom (R1) zusätzlich die Sendeantenne (UHF_Tx)
für die UHF-Kommunikation des Schiffs befindet.
4. Integriertes Antennenmast-System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem dritten kuppelförmigen Radom (R3) die Empfangsantenne (UHF_Rx) für die UHF-Kommunikation
des Schiffs angeordnet ist.
5. Integriertes Antennenmast-System nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass sich unter dem zweiten kuppelförmigen Radom (R2) die Antennen (CESMA, RESMA) für
folgende Systeme zur elektronischen Kampfführung befinden:
- System zur Erfassung und Identifizierung elektromagnetischer Ausstrahlungen im Kommunikationsfrequenzbereich
CESM;
- System zur Erfassung und Identifizierung elektromagnetischer Ausstrahlungen im Radarfrequenzbereich
RESM.
6. Integriertes Antennenmast-System nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass sich an zwei gegenüberliegenden Seiten des Masthauses (MH) jeweils eine Antenne (RECMA)
für ein System zur Störung oder Täuschung von Radar-Geräten RECM befindet.
7. Integriertes Antennenmast-System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich unter dem ersten Radom (R1) zusätzlich eine IFF-Interrogator-Antenne (IFF_I)
befindet.
8. Integriertes Antennenmast-System nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass IFF-Interrogator-Antenne (IFF_I) und die Antenne (PR) für das Überwachungsradar baulich
integriert sind.
9. Integriertes Antennenmast-System nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich an zwei gegenüberliegenden Seiten des Masthauses (MH) jeweils eine IFF-Transponder-Antenne
(IFF_T) befindet.