[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine, insbesondere
Dieselmotor oder Ottomotor, insbesondere eines Kraftfahrzeugs, mit einer Abgasnachbehandlungsanlage
mit wenigstens einem Vorkatalysator und wenigstens einem dem Vorkatalysator nachgeordneten
Hauptkatalysator, wobei mittels einer Lambdaregelung aus einer Differenz zwischen
einem Lambda-Sollwert und einem nach dem Vorkatalysator gemessenen Lambda-Istwert
ein Regeleingriff für die Gemischsteuerung errechnet wird, gemäß dem Oberbegriff des
Anspruchs 1.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind Verbrennungsmotoren mit Abgassystemen, welche zumindest
einen motornahen Vorkatalysator und zumindest einen stromab des Vorkatalysators angeordneten
Hauptkatalysator aufweisen, bekannt. Zur Kontrolle der Abgaszusammensetzung ist üblicherweise
stromauf des Vorkatalysators eine Lambdasonde und stromab des Hauptkatalysators eine
weitere Lambdasonde oder ein NO
x-Sensor mit Sauerstoffmeßvorrichtung angeordnet.
[0003] Üblicherweise ist vor dem Vorkatalysator eine Breitband-Lambdasonde und hinter dem
Hauptkatalysator eine Sprungantwort-Lambdasonde angeordnet. Mit einer derartigen Sondenkonfiguration
ist eine Gemischkontrolle und -regelung derart möglich, daß über die vordere Sonde
eine Abweichung der Ist-Gemischzusammensetzung von einer Soll-Gemischzusammensetzung
detektiert wird und die erkannte Abweichung in einen Regeleingriff einer Gemischvorsteuerung
umgerechnet wird. Die vordere Sonde ist dabei vergleichsweise nahe an dem Verbrennungsmotor
angeordnet, so daß Abweichungen von der Soll-Gemischzusammensetzung schnell erkannt
und ausgeregelt werden können.
[0004] Für eine Feinregelung wird das Signal der stromab des Hauptkatalysators angeordneten
weiteren Lambdasonde bzw. NOx-Sensors mit Sauerstoffmeßvorrichtung herangezogen. Insbesondere
erfolgt eine genaue Kalibrierung des Lambda=1 Punktes der vorderen Sonde durch das
Signal der hinteren Sonde im Betrieb mit Lambda=1. Die Regelabweichung zum Erzielen
eines Soll-Lambdawertes wird in die Regelung der Gemischabweichung über die vordere
Sonde mit eingerechnet.
[0005] Zusätzlich sind Kraftstoffgemischadaptionsverfahren bekannt, welche einen geeigneten,
meist stationären Betriebszustand detektieren, um in diesem eine Adaptionsroutine
zu starten. Adaptionsroutinen bestehen meist aus langsamen Reglern (I-Regler), welche
der normalen inneren Lambdaregelung auf LSU-Basis (schneller Kreis) überlagert sind.
Der Wert des I-Anteils des überlagerten Adaptionsreglers entspricht dabei dem gelernten
systematischen Gemischvorsteuerfehler, Dieser wird arbeitspunktabhängig dauerhaft
gespeichert und ermöglicht der Motorsteuerung in zukünftigen Fahrzyklen eine genauere,
arbeitspunktabhängige Gemischvorsteuerung. Die Regelung wird dadurch bei Durchfahren
verschiedener Arbeitspunkte entlastet und die Emissionen dementsprechend verringert.
Der systematische Fehler der Gemischvorsteuerung wird dabei über eine Integration
von Lambdaabweichungen bei ausgewählten Betriebszuständen erfaßt und die Kennfelder
der Gemischvorsteuerung für die Kraftstoffmenge werden durch Korrekturfaktoren oder
geänderte Kennfeldwerte adaptiert. Diese Adaption kann jedoch nur langsam vorgenommen
werden, da sonst im Augenblick der Adaption plötzlich zwei Mechanismen, nämlich die
Kennfeldkorrektur der Gemischvorsteuerung und die Lambdaregelung, den gleichen Fehler
ausgleichen wollen, was zu einer Überkorrektur und instabilen Zuständen führt.
[0006] Diese herkömmlichen Kraftstoffgemischadaptionsverfahren haben jedoch den Nachteil,
daß das Prinzip der überlagerten Regelung aus Stabilitätsgründen einen relativ langsamen
Adaptionsregler erzwingt. Damit ergeben sich lange Adaptionseinschwingzeiten. Da eine
Adaption nur in quasistationären Arbeitspunkten präzise und ausreichend lange durchgeführt
werden kann, ergibt sich bei der oben beschriebenen Adaptionstechnik entweder eine
geringe Adaptionsgüte oder in typischen Abgastestzyklen (MVEG- oder FTP-Zyklus) ein
seltenes Ausadaptieren der Gemischvorsteuerung. Die beschriebenen Restriktionen bzw.
Nachteile verschärfen sich noch zusätzlich bei Fahrzeugkonzepten mit prinzipbedingt
langsamer innerer Lambdaregelung, wie beispielsweise bei Verlegung der Vorkatsonde
an eine Position hinter dem Vorkatalysator. Da die Korrektur nur allmählich über die
Integration der Abweichungen erfolgt, werden für die Adaption relativ lange stationäre
Betriebsphasen des Verbrennungsmotors benötigt. Entsprechend selten kann die Adaption
durchgeführt werden.
[0007] Aus der DE 198 56 367 C1 ist ein Verfahren zur Reinigung des Abgases einer Brennkraftmaschine
mit einem lambdageregelten Drei-Wege-Katalysator und einer Trimmregelung bekannt.
Es wird der bei der Rohsignalaufbereitung der Lambdasonde mit stetiger Kennliniencharakteristik
entstehende Meßsignalfehler bestimmt und zur gegensinnigen Veränderung des Stellwertes
der Trimmregelung verwendet, da die Trimmregelung auch einen bei der Rohsignalaufbereitung
entstehenden, lambdasondenunabhängigen Fehler adaptiv ausgleicht.
[0008] Aus der DE 100 29 633 A1 ist eine mehrflutige Abgasanlage eines Mehrzylindermotors
und ein Verfahren zur Regelung eines Luft-Kraftstoff-Verhältnisses bekannt. Die mehrflutige
Abgasanlage umfaßt wenigstens zwei Abgasstränge, in die jeweils ein oder mehrere Zylinder
münden. Jeder Abgasstrang weist einen separaten Vorkatalysator und je eine Lambdasonde
stromabwärts des Vorkatalysators auf. Nur ein Abgasstrang weist auch stromauf der
Vorkatalysators eine Lambdasonde auf. Mittels dieses vollbestückten Abgasstranges
wird ein Kennfeld ermittelt, welches mit Hilfe der Unterschiede zwischen den Nachkat-Lambdawerten
bei definierten Betriebszuständen für die einzelnen Abgasstränge modifiziert wird.
[0009] Die Adaption der Gemischvorsteuerung wird auch zur Diagnose des Kraftstoffversorgungssystems
verwendet, um beispielsweise Leckluftquellen oder fehlerhafte Kraftstoffeinspritzventile
zu erkennen. Im Prinzip können hier alle Fehler im Kraftstoff- und im Luftpfad erkannt
werden.
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der o.g. Art bzgl. einer
Genauigkeit bei der Adaption von systematischen Fehlern der Gemischvorsteuerung zu
verbessern sowie eine Adaptionsgeschwindigkeit zu beschleunigen.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren der o.g. Art mit den in Anspruch
1 gekennzeichneten Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind
in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0012] Dazu ist es erfindungsgemäß vorgesehen, daß am Ende eines über eine gewisse Zeitspanne
stationären Betriebszustandes der Brennkraftmaschine ein I-Anteil der Lambdaregelung
als Adaptionswert einer Gemischvorsteuerung für diesen Betriebszustand abgespeichert,
sofort für diesen Betriebszustand als Adaptionswert für die Gemischvorsteuerung verwendet
und der I-Anteil der Lambdaregelung auf null gesetzt wird.
[0013] Dies hat den Vorteil, daß eine schnelle und genaue Adaption von beispielsweise durch
Bauteilstreuung verursachte, systematische Gemischvorsteuerfehler erzielt wird, welche
ebenso schnell arbeitet wie die Lambdaregelung selbst, ohne daß sich dabei eine Stabilität
der Lambdaregelung verschlechtert. Es wird für die Adaption der Gemischvorsteuerung
ein Momentanwert ermittelt und übertragen, wodurch die Anforderungen an den Motorbetriebszustand
während der Adaption erheblich geringer sind und die Adaption entsprechend häufiger
durchgeführt werden kann.
[0014] Beispielsweise ist der Adaptionswert ein additiver und/oder multiplikativer Adaptionswert
für die Gemischvorsteuerung.
[0015] Zur weiteren Beschleunigung der Adaptionsgeschwindigkeit wird ein Lambdawert nach
dem Vorkatalysator mittels eines Katalysatormodells aus einer Motordrehzahl, einem
Wert für die relative Luftfüllung eines Brennraumes der Brennkraftmaschine und einem
Wert für den Abgasmassenstrom berechnet und daraus ein Lambdaoffset bestimmt.
[0016] In einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung für mehrflutige Abgasnachbehandlungsanlagen
wird bei einem Abgassystem mit zwei oder mehr Abgasbänken mit jeweiligem Vorkatalysator
sowie jeweiliger Lambdasonde nach dem Vorkatalysator, wobei lediglich eine Abgasbank
eine Lambdasonde vor dem Vorkatalysator aufweist, der Adaptionswert der Gemischvorsteuerung
für jede Abgasbank separat bestimmt und abgespeichert. Dies hat den Vorteil, daß für
die Ausregelung von motorbankspezifischen Abweichungen, wie beispielsweise Teiletoleranzen,
Verschleiß und Unterschiede in der Motorgeometrie, ein Verfahren zur Verfügung steht,
welches keine motorbankindividuelle Lambdasonde vor dem Vorkatalysator benötigt.
[0017] Zweckmäßigerweise werden für die Abgasbank mit Lambdasonde vor dem Vorkatalysator
betriebszustandabhängige Adaptionswerte für die Gemischvorsteuerung aufgrund von einer
Differenz zwischen einem Lambda-Sollwert und einem vor dem Vorkatalysator gemessenen
Lambda-Istwert zum Ausgleich von alle Abgasbänke gemeinsam beeinflussenden, dynamischen
Variablen, insbesondere Saugrohrdruck, Motordrehzahl und/oder Kraftstoffart, durchgeführt
und auf die anderen Abgasbänke übertragen.
[0018] Zur noch weiteren Annäherung der Signalqualität an einen vor dem Vorkatalysator von
Abgasbänken ohne Lambdasonde vor dem Vorkatalysator real gemessene Lambdawerte wird
aus einem Lambda-Istwert vor dem Vorkatalysator der Abgasbank mit Lambdasonde vor
dem Vorkatalysator, einer Differenz zwischen einem Lambda-Sollwert und einem vor dem
Vorkatalysator gemessenen Lambda-Istwert der Abgasbank mit Lambdasonde vor dem Vorkatalysator
sowie einer Sondenspannung der Lambdasonde nach dem Vorkatalysator einer Abgasbank
ohne Lambdasonde vor dem Vorkatalysator für diese Abgasbank ohne Lambdasonde vor dem
Vorkatalysator ein Ersatzwert für den Lambdawert vor dem Vorkatalysator erzeugt.
[0019] In einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung wird bei einem Abgassystem mit zwei
oder mehr Abgasbänken mit jeweiligem Vorkatalysator sowie jeweiliger Lambdasonde nach
dem Vorkatalysator, wobei lediglich eine Abgasbank eine Lambdasonde vor dem Vorkatalysator
aufweist, ein additiver Adaptionswert für die Gemischvorsteuerung für eine Abgasbank
bestimmt und abgespeichert sowie auf die anderen Abgasbänke übertragen. Zweckmäßigerweise
wird der additive Adaptionswert auf der Abgasbank mit der Lambdasonde vor dem Vorkatalysator
bestimmt.
[0020] In einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung wird bei einem Abgassystem mit zwei
oder mehr Abgasbänken mit jeweiligem Vorkatalysator sowie jeweiliger Lambdasonde nach
dem Vorkatalysator, wobei lediglich eine Abgasbank eine Lambdasonde vor dem Vorkatalysator
aufweist, ein multiplikativer Adaptionswert für die Gemischvorsteuerung für jede Abgasbank
individuell bestimmt und abgespeichert.
[0021] Weitere Merkmale, Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben
sich aus den abhängigen Ansprüchen, sowie aus der nachstehenden Beschreibung der Erfindung
anhand der beigefügten Zeichnungen. Diese zeigen in
- Fig. 1
- ein schematisches Blockschaltbild einer innere Struktur einer bevorzugten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen, modellgestützten Gemischadaption,
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung einer zweiflutigen Abgasnachbehandlungsanlage und
- Fig. 3
- ein schematisches Blockschaltbild einer bevorzugten Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Struktur eines Gemischaufbereitungskonzeptes für die zweiflutige Abgasnachbehandlungsanlage
gemäß Fig. 2.
[0022] Fig. 1 veranschaulicht eine innere Struktur einer bevorzugten Ausführungsform einer
erfindungsgemäßen Adaption einer Gemischvorsteuerung für eine Brennkraftmaschine mit
einem Vorkatalysator und einem stromab des Vorkatalysators angeordneten Hauptkatalysator.
In einem Block 10 wird eine Einschaltbedingung für die Adaption geprüft. Hierzu erhält
der Block 10 als Eingangswerte eine Sondenspannung hinter dem Vorkatalysator u_Sondehk
12 und einen Wert für die Luftmasse m_Luft 14. Die Sondenspannung hinter dem Vorkatalysator
u_Sondehk 12 wird einem Block 16 "Filter" zugeführt. Ein Ausgang des Blockes 16 "Filter"
wird einem Block 18 "Gradient" zugeführt. Ein Ausgang des Blockes 18 "Gradient" wird
einem Block 20 "Settle-Check" zugeführt. Der Wert für die Luftmasse m_Luft 14 wird
einem Block 22 "Integrator" zugeführt und ein Ausgang des Blockes 22 "Integrator"
wird ebenfalls dem Block 20 "Settle-Check" zugeführt. Im Block 20 "Settle-Check" wird
aus den Eingangswerten aus dem Block 18 "Gradient" und dem Block 22 "Integrator" geprüft,
ob ein momentaner Betriebszustand der Brennkraftmaschine vorbestimmte Kriterien beispielsweise
bzgl. eines stationären/statischen Betriebes erfüllt, so daß dieser Betriebszustand
als quasistatisch betrachtet werden kann und für eine Adaption geeignet ist. Ist dies
der Fall, dann gibt der Block 20 "Settle-Check" ein Freigabebit B_adapstart 24 an
einen Block 26 "Flash-Adaption" aus. Das Freigabebit B_adapstart 24 startet die Adaption
in Block 26 "Flash-Adaption", wobei ein I-Anteil eines Lambdareglers in einem einzigen
Rechenschritt in eine arbeitspunktabhängige Adaptionsmatrix übertragen und dann zu
Null gesetzt wird. Mit anderen Worten wird der momentane Wert des I-Anteils des Lambdareglers
als dem momentanen Betriebszustand zugeordneter Adaptionswert für eine Gemischvorsteuerung
gespeichert. Dieser Wert wird dann für diesen Betriebszustand als Adaptionswert für
die Gemischvorsteuerung verwendet. Das Freigabebit B_adapstart 24 triggert ferner
den Reset des I-Anteils in dem Lambdaregler, d.h. der I-Anteil wird auf Null gesetzt.
Der Block 26 "Flash-Adaption" erhält ferner als Eingangswerte eine relative Luftfüllung
des Brennraumes rel_Füllung 28, eine Motordrehzahl n_Motor 30, einen Eingriff des
Lambdareglers (Faktor) f_Regler 32 sowie einen multiplikativen Eingriff der Adaption
der Gemischvorsteuerung f_Adapt 34. Der Block 26 "Flash-Adaption" berechnet in einem
Block 36 einen Adaptionsfaktor und speichert diesen in Block 38 ab. Als Ausgangswert
gibt der Block 26 "Flash-Adaption" einen Wert für den multiplikativen Eingriff der
Adaption der Gemischvorsteuerung f_Adapt 34 ab.
[0023] Optional ist zusätzlich ein Block 40 "Katalysatormodell" vorgesehen. Dieser Block
40 "Katalysatormodell" erhält als Eingangswerte die Motordrehzahl n_Motor 30, die
relative Luftfüllung des Brennraumes rel_Füllung 28 sowie einen Abgasmassenstrom ms-Abgas
42. Hieraus wird in Block 40 "Katalysatormodell" mittels eines expliziten Katalysatormodells
zur beobachtergestützten Lambdaoffsetbestimmung ein Lambdawert nach dem Vorkatalysator
berechnet. Der Ausgang 44 von Block 40 "Katalysatormodell" wird zusätzlich als Eingangswert
dem Block 20 "Settle-Check" sowie dem Block 26 "Flash-Adaption" zugeführt.
[0024] Im Ergebnis wird eine schnelle Lambdaadaption durch einen krafststoffmengenneutralen
Umkopiervorgang in quasistationären Zuständen erzielt, wobei der I-Anteil des Lambdareglers
in einem geeigneten Betriebszustand in einem einzigen Rechenschritt in eine arbeitspunktabhängige
Adaptionsmatrix übertragen und dann zu Null gesetzt wird. Dies wird hierin als "Flash-Adaption"
bezeichnet. Für die eigentliche Adaption wird nur das zeitliche Ende des quasistationären
Zustandes genutzt. Durch ein modelliertes Nachkatlambda mittels explizitem Katalysatormodell
zur beobachtergestützten Lambdaoffsetbestimmung wird die Adaptionsgeschwindigkeit
beschleunigt. Das Katmodell ermöglicht auch die Nutzung von lediglich kurzzeitig stationären
Betriebszuständen der Brennkraftmaschine zur Lambdaadaption. Durch die Kombination
von einem neuronalem Identifikator mit einer Datenbasis typischer Ausgangslambdawerte
in speziellen Fahrsituationen ist ein Lambdaoffset schon bei für die Adaption wenig
restriktiv ausgewählten Betriebszuständen mit guter Genauigkeit bestimmbar.
[0025] Die erfindungsgemäße, modellgestützte Adaptionsstrategie ist häufiger aktiv, reagiert
schneller auf wechselnde Betriebsbedingungen und entlastet aufgrund genauerer Vorsteuerwerte
für die Gemischvorsteuerung die Lambdaregelung.
[0026] Die erfindungsgemäße "Flash-Adaption" ermittelt einen Fehler in der Kraftstoffzumessung,
beispielsweise aufgrund von Bauteiltoleranzen oder Alterungsprozessen, in extrem kurzer
Zeit und erkennt diesen als systematischen Fehler (Momentaufnahme der Lambda-Abweichung).
Der Adaptionswert wird in den Adaptionsspeicher kopiert und mittels des Resets des
I-Anteils der Lambdaregelung (auf Null setzen) wird der Lambdaregelung mitgeteilt,
daß dieser Fehler bei der Zumessung des Kraftstoffes bereits über die Adaption bei
der Gemischvorsteuerung berücksichtigt ist und die Lambdaregelung dementsprechend
diesen Fehler nicht selbst ausgleichen muß und soll. Dies verhindert ein Überschwingen
der Regelung bei einer Aufnahme der Korrektur (Adaption) durch den Adaptionsspeicher
während gleichzeitig auch die Lambdaregelung noch versucht, den selben Fehler auszugleichen,
da die Lambdaregelung noch Abgaswerte von vor der Adaption mißt. Besonders vorteilhaft
ist, daß ein Momentwert (I-Anteil der Lambdaregelung) ermittelt und übertragen wird,
wodurch die Anforderungen an den Motorbetriebszustand, während dem eine Adaption möglich
ist, erheblich geringer sind, als bei herkömmlicher Adaption mit der Lambdaregelung
überlagertem Regler mit langsamen Integrator. Dadurch kann die Adaption entsprechend
häufiger durchgeführt werden. Selbst wenn die erste Flash-Adaption nur ungenau sein
sollte, wird die Genauigkeit innerhalb kurzer Zeit durch häufige Messungen verbessert.
[0027] Fig. 2 veranschaulicht schematisch ein zweiflutiges Abgasanlagensystem für eine Brennkraftmaschine
50 mit mehreren Zylinder, wobei entsprechende Abgasauslässe von einigen Zylindern
in eine erste Abgasbank 52 und entsprechende Abgasauslässe der übrigen Zylinder in
eine zweite Abgasbank 54 münden. Jede Abgasbank 52, 54 weist jeweils einen Vorkatalysator
56 und 58 sowie jeweils eine dem Vorkatalysator 56 und 58 nachgeordnete Lambdasonde
LSF 60 und 62 auf. Die erste Abgasbank 52 weist zusätzlich eine Lambdasonde LSU 64
vor dem Vorkatalysator 56 auf, wohingegen eine derartige Lambdasonde LSU vor dem Vorkatalysator
58 bei der zweiten Abgasbank 54 nicht vorgesehen ist. Die beiden Abgasbänke 52 und
54 münden zu einem gemeinsamen Abgasstrang 66 zusammen. Im gemeinsamen Abgasstrang
66 ist in Strömungsrichtung gesehen ein Temperatursensor 68, ein Hauptkatalysator
70 und ein NO
x-Sensor 72 angeordnet. Die Brennkraftmaschine 50 weist ferner einen Frischluftpfad
74 mit Drosselklappe 76 und Saugrohrdrucksensor 78 auf.
[0028] Die Lambdasonde LSU 64 vor dem Vorkatalysator 56 der ersten Abgasbank 52 dient in
erster Linie zum Ausregeln von sich dynamisch ändernden Größen mit entsprechendem
Einfluß auf die Gemischvorsteuerung, wie beispielsweise Saugrohrdruck, Motordrehzahl,
Kraftstoffart usw., welche sich auf alle Abgasbänke 52, 54 gleichermaßen auswirken.
Daher ist es ausreichend, diese Einflüsse und Korrekturen der dynamischen Größen nur
für die erste Abgasbank 52 zu bestimmen und auf die zweite Abgasbank 54 zu übertragen.
Aus diesem Grund entfällt die Lambdasonde LSU vor dem Vorkatalysator 58 der zweiten
Abgasbank 54. Für den Ausgleich bzw. die Korrektur von motorbankspezifischen Größen,
welche entsprechenden Einfluß auf die Gemischvorsteuerung haben, wird die erfindungsgemäße
Adaptionsregelung gemäß Flash-Adaption ausgeführt, die auch ohne Lambdasonde LSU vor
dem Vorkatalysator auskommt. Dadurch kann diese Adaption für beide Abgasbänke 52,
54 individuell durchgeführt werden.
[0029] Für das zweiflutige Abgasanlagensystem gemäß Fig. 2 wird eine kontinuierliche Lambdaregelung
auf das Lambda nach den Vorkatalysatoren 56, 58 durchgeführt, d.h. es erfolgt eine
Lambdamessung nach den Vorkatalysatoren 56, 58 mittels der Lambdasonden LSF 60 und
62. Dadurch wird ein Beginn der Lambdaregelung bereits bei betriebsbereiter LSF-Sonde
60, 62 ermöglicht und es muß nicht auf eine später erreichte, vorbestimmte Hinterkattemperatur
bei Sensor 68 gewartet werden. Die schnelle Lambdaadaption erfolgt durch die oben
beschriebene Flash-Adaption separat für jede Abgasbank. Ausgewählte Einflußgrößen
zur dynamisch verbesserten Kraftstoffmengen-Vorsteuerung werden lediglich für die
erste Abgasbank 52 bestimmt und auf die zweite Abgasbank 54 gespiegelt. Um ein Lambdaersatzsignal
für die zweite Abgasbank 54 zu erzeugen, werden symmetrisch verwendbare Signalkomponenten
der ersten Abgasbank 52 verwendet. Die Signalqualität nähert sich dadurch einem real
gemessenen Lambdawert an.
[0030] Eine Strukturübersicht der Gemischaufbereitung für das zweiflutige Abgasanlagensystem
gemäß Fig. 2 ist schematisch in Fig. 3 dargestellt. Zur übersichtlichen Darstellung
ist lediglich für den Zweig der zweiten Abgasbank 54 eine Gemischkoordination dargestellt.
Ein Block 80 repräsentiert eine Lambdareglerfunktion mit einer Reglervariante LR_Bank_1
82 für die erste Abgasbank 52 und einer Reglervariante LR_Bank_2 84 für die zweite
Abgasbank 54. Die Lambdareglerfunktion 80 erhält als Eingangswerte einen Lambda-Sollwert
Lambda_soll 86 und einen auf der ersten Abgasbank 52 vor dem Vorkatalysator 56 gemessenen
Lambda-Istwert Lambda_ist_b1 88. Ausgewählte Kraftstoffbeiträge aus der Reglervariante
LR_Bank_1 82 für die erste Abgasbank 52 werden einem Funktionszusatz MIRR_B1_B2 in
einem Block 90 zugeführt. Dieser Block 90 spiegelt diese Kraftstoffbeiträge von der
Regelung der ersten Abgasbank 52 LR_Bank_1 82 auf die Regelung der zweiten Abgasbank
54 LR_Bank_2 84, wie mit Pfeil 92 angedeutet. Die Lambdareglerfunktion 80 gibt dann
einen Regelfaktor Regelfaktor_b2 94 für die zweite Abgasbank 54 an eine Gemischkoordination
%GKO_B2 96 für die zweite Abgasbank 54 aus. Diese wirkt auf den der zweiten Abgasbank
54 zugeordneten Motorteil Motor_B2 98 und dementsprechend auf den Vorkatalysator 58
der zweiten Abgasbank 54. Eine Sondenspannung 112 der Lambdasonde LSF 62 nach dem
Vorkatalysator 58 der zweiten Abgasbank 54 (LSF_2) wird einer Adaptionsfunktion in
einem Block 100 zugeführt. Diese Adaptionsfunktion 100 beinhaltet eine Adaptionsvariante
für die erste Abgasbank 52 ADAP_Bank_1 102 sowie eine Adaptionsvariante für die zweite
Abgasbank 54 ADAP_Bank_2 104. Ausgewählte Kraftstoffbeiträge aus der Adaptionsvariante
für die erste Abgasbank 52 ADAP Bank_1 102 werden dem Funktionszusatz MIRR_B1_B2 im
Block 90 zugeführt. Dieser Block 90 spiegelt diese Kraftstoffbeiträge von der Adaptionsvariante
für die erste Abgasbank 52 ADAP_Bank_1 102 auf die Adaptionsvariante für die zweite
Abgasbank 54 ADAP_Bank_2 104, wie mit Pfeil 106 angedeutet. Die Adaptionsfunktion
100 gibt dann einen Adaptionseingriff Adaptionseingriff_b2 108 für die zweite Abgasbank
54 an die Gemischkoordination %GKO_B2 96 für die zweite Abgasbank 54 aus, mit entsprechenden
Auswirkungen auf Motor_B2 98 und den Vorkatalysator 58 der zweiten Abgasbank 54.
[0031] Zusätzlich ist in einem Block 110 eine Funktion zum Generieren eines Lambdaersatzwertes
vor dem Vorkatalysator 58 der zweiten Abgasbank 54 für die zweite Abgasbank 54 und
zur Sondenspannungskorrektur vorgesehen. Dieser Block 110 erhält als Eingangswerte
die Sondenspannung 112 der Lambdasonde LSF 62 der zweiten Abgasbank 54, eine Lambdadifferenz
Lambda_differenz_b1 114 der ersten Abgasbank 52 und den Lambda-Istwert Lambda_ist_b1
88 vor dem Vorkatalysator 56 der ersten Abgasbank 52. Der Block 110 gibt dann einen
berechneten Lambda-Istwert Lambda-ist-b2 116 vor dem Vorkatalysator 58 der zweiten
Abgasbank 54 aus.
[0032] Mit dem anhand von Fig. 3 erläuterten Konzept werden Symmetrieeigenschaften der beiden
Abgasbänke 52, 54 zur Gemischvorsteuerung ausgenutzt und wird die neuartige Flash-Adaption
in Block 100 eingesetzt.
[0033] Die Gemischadaption ist in mehrere Teile unterteilt. So gibt es je einen Adaptionswert
für einen additiven Fehler, einen multiplikativen Fehler und evtl. noch für einen
temperaturabhängigen Fehler. Bei einer einflutigen Abgasanlage wird mit einer Lambdasonde
u.a. die Gemischabweichung für alle Zylinder bestimmt. Im Falle einer zwei- oder mehrflutigen
Abgasanlage wird häufig auch die Sensorik mehrfach ausgeführt, d.h. jede Abgasbank
weist in Strömungsrichtung gesehen einen Vorkatalysator, eine Lambdasonde vor dem
Vorkatalysator und eine Lambdasonde nach dem Vorkatalysator auf. Bei einem solchen
Konzept gibt es für jeden Adaptionswert der Gemischadaption eine der Anzahl der Abgasbänke
entsprechende Anzahl von Faktoren. Es hat sich als Erfahrungswert herausgestellt,
daß additive Fehler der Gemischvorsteuerung, beispielsweise verursacht durch Leckluft
im Saugrohr, auf alle Abgasbänke gleichermaßen wirken und daß multiplikative Fehler
der Gemischvorsteuerung hauptsächlich auf Toleranzen bzw. Ungenauigkeiten im Kraftstoffpfad
beruhen, d.h. auf jede Abgasbank separat wirken. Außerdem wird angenommen, daß sich
die Luftströmung des einen gemeinsamen Luftpfades auf alle Zylinder gleichmäßig verteilt.
[0034] Unter diesen Voraussetzungen wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, den additiven Adaptionswert
für die Gemischvorsteuerung, welche den additiven Fehler der Gemischvorsteuerung korrigiert,
nur auf einer Abgasbank zu messen bzw. zu berechnen und auf die anderen Abgasbänke
zu spiegeln. Vorzugsweise wird auf derjenigen Abgasbank der additive Adaptionswert
für die Gemischvorsteuerung gebildet, welche unmittelbar nach Motoraustritt eine Lambdasonde
vor dem Vorkatalysator aufweist. Dies vereinfacht die Adaption der Gemischvorsteuerung
für mehrflutige Abgasnachbehandlungsanlagen, da nur noch der multiplikative Adaptionswert
für die Gemischvorsteuerung, welche den multiplikativen Fehler der Gemischvorsteuerung
korrigiert, für jede Abgasbank separat bestimmt werden muß. Abgasbankspezifische Abweichungen
auf der/den Abgasbank/Abgasbänken, insbesondere für den multiplikativen Adaptionsbereich,
werden über eine stetige Lambdaregelung nach Vorkatalysator auf Basis eines binären
oder stetigen Lambdasignals ausgeglichen. Hierdurch kann bei dem Konzept mit mehrflutiger
Abgasnachbehandlungsanlage auf die Lambdasonden vor dem Vorkatalysatoren bei allen
Abgasbänken bis auf eine Abgasbank verzichtet werden.
1. Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine, insbesondere Dieselmotor oder Ottomotor,
insbesondere eines Kraftfahrzeugs, mit einer Abgasnachbehandlungsanlage mit wenigstens
einem Vorkatalysator und wenigstens einem dem Vorkatalysator nachgeordneten Hauptkatalysator,
wobei mittels einer Lambdaregelung aus einer Differenz zwischen einem Lambda-Sollwert
und einem nach dem Vorkatalysator gemessenen Lambda-Istwert ein Regeleingriff für
die Gemischsteuerung errechnet wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß am Ende eines über eine gewisse Zeitspanne stationären Betriebszustandes der Brennkraftmaschine
ein I-Anteil der Lambdaregelung als Adaptionswert einer Gemischvorsteuerung für diesen
Betriebszustand abgespeichert, sofort für diesen Betriebszustand als Adaptionswert
für die Gemischvorsteuerung verwendet und der I-Anteil der Lambdaregelung auf null
gesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Adaptionswert ein additiver und/oder multiplikativer Adaptionswert für die Gemischvorsteuerung
ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Lambdawert nach dem Vorkatalysator mittels eines Katalysatormodells berechnet
und daraus ein Lambdaoffset bestimmt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem Katalysatormodell als Eingangswert eine Motordrehzahl, ein Wert für die relative
Luftfüllung eines Brennraumes der Brennkraftmaschine und ein Wert für den Abgasmassenstrom
zugeführt wird.
5. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Abgassystem mit zwei oder mehr Abgasbänken mit jeweiligem Vorkatalysator
sowie jeweiliger Lambdasonde nach dem Vorkatalysator, wobei lediglich eine Abgasbank
eine Lambdasonde vor dem Vorkatalysator aufweist, der Adaptionswert der Gemischvorsteuerung
für jede Abgasbank separat bestimmt und abgespeichert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß für die Abgasbank mit Lambdasonde vor dem Vorkatalysator betriebszustandabhängige
Adaptionswerte für die Gemischvorsteuerung aufgrund von einer Differenz zwischen einem
Lambda-Sollwert und einem vor dem Vorkatalysator gemessenen Lambda-Istwert zum Ausgleich
von alle Abgasbänke gemeinsam beeinflussenden, dynamischen Variablen, insbesondere
Saugrohrdruck, Motordrehzahl und/oder Kraftstoffart, durchgeführt und auf die anderen
Abgasbänke übertragen werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß aus einem Lambda-Istwert vor dem Vorkatalysator der Abgasbank mit Lambdasonde vor
dem Vorkatalysator, einer Differenz zwischen einem Lambda-Sollwert und einem vor dem
Vorkatalysator gemessenen Lambda-Istwert der Abgasbank mit Lambdasonde vor dem Vorkatalysator
sowie einer Sondenspannung der Lambdasonde nach dem Vorkatalysator einer Abgasbank
ohne Lambdasonde vor dem Vorkatalysator für diese Abgasbank ohne Lambdasonde vor dem
Vorkatalysator ein Ersatzwert für den Lambdawert vor dem Vorkatalysator erzeugt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Abgassystem mit zwei oder mehr Abgasbänken mit jeweiligem Vorkatalysator
sowie jeweiliger Lambdasonde nach dem Vorkatalysator, wobei lediglich eine Abgasbank
eine Lambdasonde vor dem Vorkatalysator aufweist, ein additiver Adaptionswert für
die Gemischvorsteuerung für eine Abgasbank bestimmt und abgespeichert sowie auf die
anderen Abgasbänke übertragen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der additive Adaptionswert auf der Abgasbank mit der Lambdasonde vor dem Vorkatalysator
bestimmt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1, 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Abgassystem mit zwei oder mehr Abgasbänken mit jeweiligem Vorkatalysator
sowie jeweiliger Lambdasonde nach dem Vorkatalysator, wobei lediglich eine Abgasbank
eine Lambdasonde vor dem Vorkatalysator aufweist, ein multiplikativer Adaptionswert
für die Gemischvorsteuerung für jede Abgasbank individuell bestimmt und abgespeichert
wird.