[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beschichtung von Papier, Karton oder ähnlichen
Materialien, um diese wasserabweisend zu machen, wobei eine Beschichtungslösung oberflächlich
auf das Material aufgebracht wird, die Molke enthält.
[0002] In vielen Bereichen der Technik ist es erforderlich, saugfähige Materialien so zu
behandeln, dass diese möglichst wasserabweisend sind. Dies betrifft beispielsweise
Papier, Karton oder andere Produkte, deren Eigenschaften sich durch Wasseraufnahme
in nachteiliger Weise verändern. An eine solche Beschichtung werden in den meisten
Fällen vielerlei Ansprüche gestellt, wie
- einfache und kostengünstige Anwendbarkeit;
- möglichst geringer Beeinflussung der Oberfläche des Materials;
- möglichst geringe Beeinflussung der Luftdurchlässigkeit;
- Dauerhaftigkeit; sowie
- hohe Wirksamkeit, d.h. möglichst geringe Wasseraufnahme unter Feuchtigkeitseinfluss.
[0003] Zusätzlich zu den obigen Kriterien wird in zunehmenden Maße auch eine ökologische
Verträglichkeit verlangt, die die Benutzung von giftigen oder umweltschädlichen Stoffen
ausschließt, um keine Beeinträchtigung der Recyclierbarkeit der behandelten Materialien
zulässt.
[0004] Es ist bekannt, Beschichtungslösungen zu verwenden, die hauptsächlich auf der Basis
von Molke aufgebaut sind. Molke ist ein bekanntes Naturprodukt, das im Wesentlichen
aus Fett, Eiweiß und Mineralstoffen sowie Wasser besteht. Beispielsweise wird hierbei
auf die GB 2 326 115 B, die EP 0 845 060 B und die US 2001/0050150 A1 verwiesen. Bei
Molke handelt es sich um ein Naturprodukt, das hervorragende ökologische Eigenschaften
aufweist und bei richtiger Anwendung eine relativ hohe Wirksamkeit im Hinblick auf
die Wasseraufnahme gewährleistet. Nachteilig bei den bekannten Verfahren ist jedoch,
dass die Beschichtungslösung entweder heiß aufgetragen werden muss oder das beschichtete
Material nach der Beschichtung einer Wärmebehandlung unterzogen werden muss, um die
gewünschte Wirkung zu erzielen. Dies macht die Verfahren aufwendig und kann bei empfindlichen
Materialien zu einer Qualitätsbeeinträchtigung führen. Außerdem wird bei den bekannten
Verfahren eine oberflächliche Schicht auf das Material aufgebracht, so dass sich die
Oberfläche in bisweilen unerwünschter Weise verändert. Dies hat außerdem den Nachteil,
dass bei mechanischer Beanspruchung der Oberfläche die Gefahr besteht, dass die Wirksamkeit
der Beschichtung verloren geht.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, diese Nachteile zu vermeiden und ein Verfahren
anzugeben, das die oben aufgestellten Kriterien in optimaler Weise erfüllt.
[0006] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Beschichtungslösung vor dem Aufbringen auf
einen pH-Wert zwischen 7 und 14, vorzugsweise zwischen 8 und 11 und besonders vorzugsweise
auf etwa 9 eingestellt wird und danach erwärmt wird. Überraschenderweise ergibt sich
aus der Kombination der Einstellung des pH-Wertes und der Wärmebehandlung der Beschichtungslösung
vor dem Aufbringen eine wesentliche Verbesserung der Produkteigenschaften. Die Erfinder
der vorliegenden Erfindung führen dies darauf zurück, dass durch die erfindungsgemäße
Behandlung der Beschichtungslösung eine spezifische Denaturierung der Molke erfolgt.
Diese Denaturierung bewirkt, dass die Beschichtungslösung beim Auftragen wesentlich
tiefer in die Poren der des Grundmaterials eindringt, und damit nicht eine oberflächliche
Beschichtung erzeugt, sondern eine tiefer gehende Behandlung der beschichteten Materialien.
Daher ist die so erzielte Beschichtung wesentlich robuster als bei Verfahren nach
dem Stand der Technik, da auch mechanische Beeinflussungen der Oberfläche der Materialien
nicht unmittelbar zu einer Zerstörung der Beschichtung führen.
[0007] Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Erfindung ist, dass das beschichtete Material
zwar bei Bedarf wärmebehandelt werden kann, jedoch in keiner Weise wärmebehandelt
werden muss. Die Temperatur, bei der die Erwärmung der Beschichtungslösung vor dem
Auftragen erfolgt, liegt im Allgemeinen zwischen 40°C und 180°C, vorzugsweise zwischen
60°C und 120°C und besonders vorzugsweise bei etwa 80°C. Bei einer Erwärmung auf etwa
80°C beträgt die Dauer der Wärmebehandlung beispielsweise drei Stunden. Bei entsprechend
höheren Temperaturen kann sich die Dauer der Wärmebehandlung bis auf etwa 1 Minute
verringern, bei niedrigeren Temperaturen können in Einzelfällen auch fünf Stunden
erforderlich sein. Bei Anwendung besonderer Verfahren, die mit der Herstellung von
UHT-Milch vergleichbar sind, kann die Dauer der Wärmebehandlung auf wenige Sekunden
reduziert werden.
[0008] Ein wesentlicher Aspekt der vorliegenden Erfindung ist, dass der eigentliche Denaturierungsvorgang
der Molke nach Einstellung des pH-Wertes und Erwärmung, jedoch vor der Beschichtung
der saugfähigen Materialien nicht oder zumindest nicht vollständig stattfindet. Erst
im Zuge der Beschichtung wird die Denaturierung vollzogen bzw. abgeschlossen, wodurch
die wasserabweisende Wirkung erzielt wird. Die Tatsache dürfte auch ein Grund dafür
sein, dass die Lösung tiefer in die zu beschichtenden Materialien eindringt, wodurch
die oben dargestellten Vorteile erreicht werden.
[0009] Weiters betrifft die vorliegende Erfindung eine Beschichtungslösung zur Beschichtung
von Papier, Karton oder ähnlichen Materialien, um diese wasserabweisend zu machen,
die im Wesentlichen aus denaturierter Molke besteht. Die erfindungsgemäße Beschichtungslösung
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungslösung auf einen pH-Wert zwischen
7 und 11, vorzugsweise auf 9 eingestellt ist. Vorzugsweise wird die Einstellung des
pH-Wertes durch Zugabe von Natronlauge vorgenommen.
[0010] In weiterer Folge betrifft die vorliegende Erfindung auch beschichtetes Papier bzw.
beschichteten Karton.
[0011] In der Folge wird die vorliegende Erfindung anhand einiger Beispiele näher erläutert.
Die Fig. 1 bis Fig. 5 zeigen Diagramme, die die Versuchsergebnisse darstellen.
Beispiel: Beschichtung von Karton
[0012] Es wurden insgesamt zwei Pappenchargen untersucht:
Charge 2.1.1, eine Pappe niedriger Qualität und
Charge 2.1.2 eine Pappe hoher Qualität
[0013] Die beiden Pappenchargen wurden getaucht, bis etwa 0,4 g der Beschichtungslösung
(entweder 10% Ovalbuminlösung ca. 55% Reinheit oder Vollmolke) aufgetragen waren (ca.
15 s Tauchzeit). Nach einer kurzen Antrocknungszeit (ca. 10 - 15 min) wurden die Proben
in einem Wärmeschrank bei 180°C über 5 Minuten bzw. 15 Minuten getrocknet, abkühlen
gelassen und bei 23°C/50% r.F. gelagert. Zusätzlich wurde die M9-Lösung über drei
Stunden gekocht und Pappen damit beschichtet, um den Einfluss der Kochzeit auf die
wasserresistente Wirkung zu erfassen.
[0014] Aus der nachfolgenden Tabelle sind die einzelnen Probenchargen der weiteren Untersuchungen
zu entnehmen. Dabei stellen die Proben 0-1, 0-2, 0-3 und 1-5 Proben dar, die nach
Verfahren nach dem Stand der Technik durchgeführt sind, während Probe Nr. 6 nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren behandelt worden ist.

[0015] Die Bestimmung des Cobb
60-Wertes erfolgte i.A. an ÖN EN 20535 nach Tabelle 1 an beiden Chargen von jeweils
der selben Seite der Pappen um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, wobei jeweils
eine Doppelbestimmung durchgeführt wurde.
[0016] Bei der Charge 2.1.1 wurden beide Probenseiten getrennt geprüft, um den Einfluss
einer hohen und niedrigen Wasseraufnahme der Ausgangspappe auf die wasserabweisende
Wirkung der mit Molke beschichteten Proben zu ermitteln. Die Charge 2.1.2 wurde gewählt
um die Grenze der wasserabweisende Wirkung der mit Molke beschichteten Proben bei
bereits niedrigen Wasseraufnahmen der Ausgangspappe zu erfassen. Hier wurde nur eine
Seite ausgewählt und geprüft, da die Cobb-Werte beider Seiten ähnlich hoch waren.
Es wurden alle Proben vor der Bestimmung der Wasseraufnahme bis zur Gewichtskonstanz
bei 23°C/50 % r.F. klimatisiert.
[0017] Prüfklima: 23°C/50% r.F. Die Ergebnisse sind im Diagramm von Fig. 1 zusammengefasst.
Gezeigt sind die Cobb
60-Werte der behandelten Proben der Charge 2.1.1 (Pappe niedriger Qualität) aus Tabelle
1 (Prüfseite mit hoher Wasseraufnahme der Ausgangspappe).
[0018] Fig. 2 zeigt ein Diagramm der Cobb
60-Werte der behandelten Proben der Charge 2.1.1 aus Tabelle 1 (Prüfseite mit niedriger
Wasseraufnahme der Ausgangspappe) und Fig. 3 ein Diagramm der Cobb
60-Werte der behandelten Proben der Charge 2.1.2 (Pappe höherer Qualität) aus Tabelle
1.
[0019] Es wurde das Nullmuster und die behandelten Pappenchargen nach Gewichtskonstanz für
24 h vollständig in ein mit Wasser befülltes Behältnis getaucht, danach die Proben
entnommen und zwischen 2 Löschpapieren das überschüssige Wasser mit der Walze aus
dem Cobb-Verfahren durch einmaliges Hin- und Herrollen abgenommen. Die sich dabei
ergebene Massezunahme wurde mit einer Laborwaage Sartorius CP 324 S, Gerätenr.: 2200
ermittelt und in Prozent der Trockenmasse festgehalten.
[0020] Das Diagramm von Fig. 4 zeigt die Wasseraufnahme der behandelten Pappen der Charge
2.1.1 über 24 h und das Diagramm von Fig. 5 Wasseraufnahme der behandelten Pappen
der Charge 2.1.2 über 24 h.
[0021] Die Beschichtung unbehandelter Pappe mit der M9-Lösung ergab Cobb-Werte von 42 bzw.
51 g/m
2 abhängig von der Probenseite, wodurch eindeutig die wasserabweisende Wirksamkeit
dieser Lösung und vor allem des Behandlungsschrittes belegt wurde.
[0022] Die Wasseraufnahme der Pappen der Charge 2.1.1 über 24 h zeigten, dass die unbehandelte
Ovalbuminbeschichtung im Vergleich zur Nullprobe eine Verbesserung um 8% und die M9-Lösung
eine Verbesserung um 30% erwirkte. Die wärmebehandelten Ovalbumin- und Molkebeschichtungen
zeigten ähnlich hohe Wasseraufnahmen, welche max. 20% geringer waren als jene der
vergleichbaren Nullproben. Bei der Charge 2.1.2 wurden keine signifikanten Verbesserungen
der Wasseraufnahme aufgrund der Ovalbuminbeschichtung bzw. der M9-Lösung erkannt.
Bei objektiver Betrachtung der Proben viel auf, dass die mit Ovalbumin behandelten
Proben sehr steif waren, die Lösung aber in die Pappen eindrang. Die mit Molke beschichteten
Pappen zeigten diese enorme Festigkeitszunahme nicht.
[0023] Die wasserresistente Wirkungsweise von Ovalbuminbeschichtungen und jene von Vollmolkebeschichtungen
bei saugfähigen Materialien ist nicht ident und zeigte große Eigenschaftsunterschiede
auf.
1. Verfahren zur Beschichtung von Papier, Karton oder ähnlichen Materialien, um diese
wasserabweisend zu machen, wobei eine Beschichtungslösung oberflächlich auf das Material
aufgebracht wird, die Molke enthält, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungslösung vor dem Aufbringen auf die saugfähigen Materialien auf einen
pH-Wert zwischen 7 und 14, vorzugsweise zwischen 8 und 11 und besonders vorzugsweise
auf etwa 9 eingestellt wird und danach erwärmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungslösung nach dem Aufbringen auf die Materialien bei Raumtemperatur
antrocknen gelassen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Erwärmung auf eine Temperatur zwischen 40°C und 180°C, vorzugsweise zwischen
60°C und 120°C, und besonders vorzugsweise auf etwa 80°C erfolgt.
4. Beschichtungslösung zur Beschichtung von Papier, Karton oder ähnlichen Materialien,
um diese wasserabweisend zu machen, die im Wesentlichen aus denaturierter Molke besteht,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungslösung auf einen pH-Wert zwischen 7 und 14, vorzugsweise zwischen
8 und 11 und besonders vorzugsweise auf etwa 9 eingestellt ist.
5. Beschichtungslösung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungslösung Natronlauge enthält.
6. Beschichtungslösung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungslösung wärmebehandelt ist.
7. Beschichtetes Papier bzw. beschichteter Karton, dadurch gekennzeichnet, dass eine Beschichtung vorgesehen ist, die Molke enthält, die auf einen pH-Wert zwischen
7 und 14, vorzugsweise zwischen 8 und 11 und besonders vorzugsweise auf etwa 9 eingestellt
ist.