[0001] Die Erfindung betrifft eine Schutzschicht für den Bettungskörper eines Gleisfahrweges,
insbesondere für Eisenbahnen, welche den Bettungskörper gegen den anstehenden Erdkörper
abtrennt.
[0002] Seit einigen Jahrzehnten ist es im Oberbau der Eisenbahnen üblich, den aus Gleisschotter
aufgebauten Bettungskörper gegen das angrenzende Erdplanum mittels sogenannter Planumsschutzschichten
(PSS) abzugrenzen. Dadurch soll der Bettungskörper von den teilweise negativen bodenmechanischen
Einflüssen des anstehenden Erdgrundes entkoppelt beziehungsweise die unzureichenden
bodenmechanischen Kennwerte des anstehenden Erdgrundes kompensiert werden. Üblicherweise
werden PSS in Form von mineralischen Kies-Sand-Gemischen (KSG) mit oder ohne Zugabe
von Brechkorn oder Recycling aufgebaut, deren Zusammensetzung und Körnung in Abstimmung
mit den im jeweiligen Einzelfall vorliegenden hydrologischen und bodenmechanischen
Verhältnissen festgelegt werden muss. Auf jeden Fall weisen diese Mineralstoffgemische
eine wasserableitende und tragfähigkeitserhöhende Wirkung auf und schützen somit das
Schotterbett vor Staunässe, Frostschäden und ungleichmässigen Setzungen bzw. Hebungen.
Als besonders nachteilig wird allgemein empfunden, dass die Stärke der einzubauenden
Kiessand-Schichten nicht nur ortsabhängig stark variieren, sondern dass vor allem
grosse Mengen an Erdmaterial ausgehoben und abtransportiert, zugleich ebenso grosse
Mengen an neu einzubauenden Planumssanden angeliefert werden müssen. Da diese Transportvorgänge
üblicherweise nur im Profil des gesperrten Arbeitsgleises erfolgen können, sind sie
mit grossem maschinentechnischen Aufwand verbunden.
[0003] Aus DE 31 47 346 ist es bekannt, Hartschaumplatten als Ersatz für diese aus mineralischen
Gemischen aufgebaute PSS auf das schotterfreie Planum aufzubringen und somit eine
vergleichbare Wirkung wie bei der "klassischen" PSS zu erzielen. Es hat sich jedoch
erwiesen, dass keine hinreichend fugenfreie Verlegung der Hartschaumplatten erzielt
werden konnte und damit die von einer solchen Schutzschicht geforderte wasserableitende
Wirkung nicht erreichbar war. Zur Erzielung einer besseren Wasserabdichtung schlägt
DE 31 47 346 den Einbau zweier übereinanderliegender Schichten aus Hartschaumplatten
vor, wobei die Trennfugen dieser beiden Schichten zueinander derart versetzt angeordnet
werden sollen. In der Baustellenpraxis hat sich dieser Ansatz jedoch als wenig realitätsbezogen
erwiesen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Schutzschicht für den Bettungskörper
eines Gleisfahrweges, insbesondere für Eisenbahnen, welche den Bettungskörper gegen
den anstehenden Erdkörper abtrennt, zu entwickeln, die einen kostensparenden Ersatz
mineralischer Trag- bzw. Planumsschutzschichten ermöglicht. Insbesondere soll diese
Schutzschicht geeignet sein, bestehende, sanierungsbedürftige Strecken mit einem geringeren
Logistik- und Maschineneinsatz als bisher zu ertüchtigen. Neben der Ableitung von
Wasser aus dem Schotterbett in die Randentwässerung und dem damit einhergehenden Schutz
vor Frostschäden soll zugleich das Tragverhalten des Oberbaus hinsichtlich dynamischer
und statischer Lasten aus dem Zugverkehr verbessert werden. Die Schutzschicht soll
in einem kontinuierlichen Umbauverfahren mit hoher Vortriebsleistung einbaubar sein.
Dabei ist anzustreben, dass keine neu zu konstruierenden, kapitalintensiven Baumaschinen
erforderlich werden, sondern alle erforderlichen Leistungen weitestgehend mit dem
vorhandenen Maschinenpark erbringbar sein sollten. Der Einbau dieser neuen Schutzschicht
soll zudem witterungsunabhängiger als bei den Tragschichten aus Kies-Sand-Gemischen
sein.
[0005] Diese Aufgabe wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass die Schutzschicht aus einer Vliesschicht, welche den Kontaktbereich
des anstehenden Erdkörpers mit dem Bettungskörper abdeckt, und auf diesem Vlies aufliegenden,
aneinanderstossenden plattenförmigen Elementen mit hoher Druckbelastbarkeit und geringer
Wasseraufnahmefähigkeit bei Langzeitkontakt mit Feuchtigkeit aufgebaut ist. Ein solchermassen
ausgeführtes System kann nicht nur den Oberbau zuverlässig entwässern, sondern auch
die durch Eigengewicht des Oberbaus sowie aus dem Zugverkehr resultierenden Lasten
zuverlässig und schadensfrei aufnehmen. Die bevorzugte Ausführung der plattenförmigen
Elemente aus Hartschaum bietet zusätzlich die Vorteile einer sehr geringen Wärmeleitfähigkeit,
eines hohen Elastizitätsmoduls, günstiger Bruchspannungsverhältnisse sowie eines geringen
Eigengewichtes, wodurch auch ein manuelles Handling der Plattenelemente möglich wird.
Eine Falzung der Hartschaumplatten gewährleistet eine ausreichend formschlüssige Verbindung
jeweils zweier Elemente.
[0006] Gemäss einer vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemässen Gedankens entspricht
die Breite der Schutzschicht in Querrichtung zur Gleislängsachse mindestens einem
Betrag B, wobei B gemäss der Beziehung B = 2*y + SB ermittelt wird. Hierbei entspricht
die Grösse y dem vertikalen Abstand zwischen der Oberkante der Schutzschicht und der
Unterkante der auf dem Bettungskörper aufliegenden Gleisschwellen, die Grösse SB gibt
hingegen den in Querrichtung zur Gleislängsachse gemessenen Abstand beider Köpfe einer
Gleisschwelle an. Dadurch ist gewährleistet, dass die Schutzschicht unabhängig von
ihrer vertikalen Einbauposition stets den relevanten Lastausbreitungsbereich abdeckt.
[0007] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform sind die plattenförmigen Elemente aus Hartschaum,
insbesondere extrudiertem Polystyrol (z.B. X-PS-G), aufgebaut.
[0008] Desweiteren ist es sinnvoll, wenn Werkstoff, vertikale Stärke und Grundfläche eines
Einzelkörpers dieser plattenförmigen Elemente in Abhängigkeit von den bodenmechanischen
Kennwerten des anstehenden Erdkörpers derart dimensioniert sind, dass auf der Oberfläche
der eingebauten Schutzschicht Verformungsmoduli von E
vd ≥ 45 MN/m
2 oder E
v2 ≥ 100 MN/m
2 bei einem Verdichtungsgrad von D
pr = 100 % erreicht werden.
[0009] Eine vorteilhafte Ergänzung des erfinderischen Grundkonzeptes sieht vor, dass die
Stärke der plattenförmigen Elemente im Übergangsbereich zwischen einem erfindungsgemäss
ausgeführten Bettungskörper und einem ohne Planumsschutzschicht ausgeführten Bettungskörper
über eine Länge von mindestens 20 Meter kontinuierlich abnimmt und die Mindeststärke
eines Elementes im Schlussbereich des Überganges noch mindestens 0,04 Meter beträgt.
Dadurch wird erreicht, dass sowohl die Tragfähigkeit des Unterbaus im Übergangsbereich
gewährleistet bleibt, gleichzeitig aber auch trotz unterschiedlicher Elastizitätsmoduli
zwischen den beiden Bettungskörpern gleichmäßige Fahreigenschaften für die Züge sichergestellt
werden.
[0010] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform ist die Vliesschicht aus Polypropylen ausgeführt
und weist ein Flächengewicht von mindestens 400 g/m
2 auf. Ebenso ist es noch vorteilhaft, wenn die Vliesschicht bei einer gegebenen Auflast
von 2 kN mit einer Mindeststärke von 3 mm ausgeführt ist. Durch diese Materialeigenschaften
übt das Vlies eine kapillarbrechende Wirkung aus. Dies ist sinnvoll, damit sowohl
das durch die Stösse zwischen den plattenförmigen Elementen eindringende Sickerwasser
als auch das durch den Porenwasserüberdruck nach oben steigende Wasser durch das Vlies
zuverlässig in die Randentwässerung geführt wird und eine Wasserdurchdringung der
Schutzschicht verhindert wird.
[0011] Der Erfindungsgedanke wird in nachfolgendem Ausführungsbeispiel visualisiert. Es
zeigt in Prinzipdarstellung
- Figur 1
- Aufbau der Schutzschicht
[0012] Im Vorfeld des Einbaus der erfindungsgemässen Schutzschicht muss zunächst durch Baugrund-Untersuchungen
abgesichert sein, dass im Erdplanum grobkörniger beziehungsweise gemischt- und feinkörniger
Boden ansteht, der auf Verformungsmoduli von E
vd ≥ 35 MN/m
2 oder E
v2 ≥ 45 MN/m
2 bei einem Verdichtungsgrad von D
pr = 97 % gebracht werden kann bzw. diese bereits aufweist.
Die Erstellung der erfindungsgemässen Schutzschicht erfolgt mit Hilfe einer handelsüblichen
Bettungsreinigungsmaschine, die im Vergleich zu den bei Kies-Sand-Gemischen erforderlichen
Planumsverbesserungsmaschinen einen deutlich niedrigeren Kapitalaufwand verursacht.
Die Bettungsreinigungsmaschine wird lediglich um eine Abrollvorrichtung für das Vlies
sowie eine Verdichtungsbohle zur Herstellung eines ebenen und ausreichend verdichteten
Erdplanums ergänzt.
Im Zuge einer Schotterbettreinigung räumt o.g. Bettungsreinigungsmaschine den Gleisschotter
unterhalb des Gleisrostes mittels eines Schrapers oder Kettenbalkens aus, reinigt
den Altschotter, siebt zu kleine Schotterbestandteile aus und baut den derart gereinigten
Gleisschotter nachfolgend wieder unter dem Gleisrost ein. Der Gleisrost wird bei diesem
Vorgang lediglich angehoben, verbleibt jedoch ansonsten in seiner Lage. Der bei diesem
Arbeitsprozess von der Bettungsreinigungsmaschine geschaffene schotterfreie Raum kann
nun auch zum Einbringen von Vlies und Plattenelementen genutzt werden. Innerhalb dieses
schotterfreien Arbeitsraumes läuft die Verdichtungsbohle in Arbeitsrichtung voraus
und stellt die geforderte Ebenflächigkeit, Tragfähigkeit und Dichte des Erdplanums
her. Von der anschliessenden Abrollvorrichtung wird das Vlies auf das Erdplanum ausgerollt,
wobei bei einem allfälligen Rollenwechsel eine Überlappung beider Rollenbahnen von
mindestens 30 cm erfolgt. Das manuelle Einlegen der Plattenelemente bildet innerhalb
des schotterfreien Arbeitsraumes den letzten Arbeitsschritt, bevor der aufbereitete
Schotter wieder zugeführt wird. Alternativ lässt sich natürlich eine schwerkraftunterstütze
mechanische Zuführung der Plattenelemente realisieren, beispielsweise in Analogie
zur Zuführung von Gleisschwellen bei den bekannten Gleisumbaumaschinen. In Bogenradien
bis zu 250 m toleriert die erfindungsgemässe Schutzschicht ein Abweichen von dem an
sich wünschenswerten fugenfreien Aneinanderstossen der Plattenelemente, so dass hierfür
weiterhin rechteckige Plattenelemente verwendet werden können. Die wirkt sich vorteilhaft
auf die Lagerlogistik aus.
[0013] Nach Einbau der erfindungsgemässen Schutzschicht erfolgen die für Bettungsreinigungsmassnahmen
üblichen Arbeiten hinsichtlich Hebe- und Verdichtungsstopfugen sowie Gleisstabilisierung.
Bezugszeichenliste:
[0014]
- 1
- Erdkörper
- 2
- Vlieswerkstoff aus Polypropylen
- 3
- plattenförmiges Element
- 4
- Bettungskörper aus Gleisschotter
- 5
- Gleisschwelle
- 6
- Schiene
1. Schutzschicht für Bettungskörper eines Gleisfahrweges, insbesondere für Eisenbahnen,
welche den Bettungskörper gegen den anstehenden Erdkörper abtrennt,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schutzschicht aus einer Vliesschicht, welche den Kontaktbereich des anstehenden
Erdkörpers mit dem Bettungskörper abdeckt, und auf diesem Vlies aufliegenden, aneinanderstossenden
plattenförmigen Elementen mit hoher Druckbelastbarkeit und geringer Wasseraufnahmefähigkeit
bei Langzeitkontakt mit Feuchtigkeit aufgebaut ist.
2. Schutzschicht für Bettungskörper eines Gleisfahrweges nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Breite der Schutzschicht in Querrichtung zur Gleislängsachse mindestens einem
Betrag B entspricht, wobei B gemäss der Beziehung B = 2*y + SB ermittelt wird, die
Grösse y dem vertikalen Abstand zwischen der Oberkante der Schutzschicht und der Unterkante
der auf dem Bettungskörper aufliegenden Gleisschwellen entspricht sowie SB den in
Querrichtung zur Gleislängsachse gemessenen Abstand beider Köpfe einer Gleisschwelle
angibt.
3. Schutzschicht für Bettungskörper eines Gleisfahrweges nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass die plattenförmigen Elemente aus Hartschaum, insbesondere extrudiertem Polystyrol,
aufgebaut sind.
4. Schutzschicht für Bettungskörper eines Gleisfahrweges nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass Werkstoff, vertikale Stärke und Grundfläche eines Einzelkörpers der plattenförmigen
Elemente in Abhängigkeit von den bodenmechanischen Kennwerten des anstehenden Erdkörpers
derart dimensioniert sind, dass auf der Oberfläche der eingebauten Schutzschicht Verformungsmoduli
von Evd ≥ 45 MN/m2 oder Ev2 ≥ 100 MN/m2 bei einem Verdichtungsgrad von Dpr = 100 % erreicht werden.
5. Schutzschicht für Bettungskörper eines Gleisfahrweges nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Stärke der plattenförmigen Elemente im Übergangsbereich zwischen einem erfindungsgemäss
ausgeführten Bettungskörper und einem ohne Planumsschutzschicht ausgeführten Bettungskörper
über eine Länge von mindestens 20 Meter kontinuierlich abnimmt und die Mindeststärke
eines Elementes im Schlussbereich des Überganges noch mindestens 0,04 Meter beträgt.
6. Schutzschicht für Bettungskörper eines Gleisfahrweges nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Vliesschicht aus Polypropylen ausgeführt ist und ein Flächengewicht von mindestens
400 g/m2 aufweist.
7. Schutzschicht für Bettungskörper eines Gleisfahrweges nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Vliesschicht bei einer gegebenen Auflast von 2 kN mit einer Mindeststärke von
3 mm ausgeführt ist.