[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Magnetisieren
eines Magnetsystems gemäss den Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüche. Die
Erfindung eignet sich z. B. dafür, Dauermagnete aus Seltenerd-Materialien auf dem
Rotor eines Elektromotors zu magnetisieren und magnetisch zu verankern. Sie kann in
automatisierten Magnetisieranlagen mit geringen Taktzeiten bzw. hohen Stückzahlen
eingesetzt werden.
[0002] Es ist bekannt, zum Magnetisieren von Dauermagneten eine Magnetisierspule zu verwenden.
Die Magnetisierspule wird unmittelbar über dem zu magnetisierenden Magnetkörper oder
um ihn herum angeordnet. Der Magnetisierspule ist ein aufgeladener Kondensator zugeordnet,
welcher über die Spule entladen wird. Das in der Magnetisierspule kurzfristig aufgebaute
Magnetfeld magnetisiert den Magnetkörper. Um ein genügend grosses Magnetfeld aufzubauen,
muss eine Magnetisierspule mit vielen Windungen bzw. einer grossen Induktivität verwendet
werden. Die üblichen Pulsdauern betragen 10 ms oder mehr. Dabei wird beobachtet, dass
sich die Magnetisierspule unerwünschterweise stark erwärmt, was eine hohe Taktfrequenz
verunmöglicht und den Einsatz von aufwändigen Kühlsystemen bedingt.
[0003] Ein für den Betrieb von gattungsgemässen Magnetisiervorrichtungen geeigneter elektrischer
Pulsgenerator ist in der DE-28'06'000 offenbart. Dieser Pulsgenerator beinhaltet eine
Schaltung zur Energierückgewinnung mit zwei Kondensatoren oder zwei gleichzeitig gezündeten
Hochstrom-Schaltern.
[0004] Dauermagnete aus Seltenerd-Materialien wie Neodym-Eisen-Bor (NdFeB) lösen zur Zeit
die in grossen Stückzahlen eingesetzten Ferritmagnete ab. Sie sind wegen ihrer hohen
Koerzitivkraft erheblich schwieriger zu magnetisieren. Während für die Magnetisierung
herkömmlicher Magnete aus Magnetlegierungen oder Ferriten eine magnetische Feldstärke
von 800 kA/m genügt, verlangen die modernen Magnete 1600-4000 kA/m. Die letztgenannte
Feldstärke liegt höher als der Sättigungsgrad von allen bekannten ferromagnetischen
Materialien. Ein Eisenrückschluss für die Magnetisierspule hat deshalb höchstens noch
eine unterstützende Wirkung, kann aber keine Feldkonzentration mehr bewirken. Für
das Magnetisieren müssen deshalb Luftspulen eingesetzt werden. Diese haben einen wesentlich
schlechteren Wirkungsgrad in der Magnetisierung, weil sich das Magnetfeld nicht auf
den Magneten konzentrieren lässt. Deshalb müssen wesentlich höhere Leistungen in die
Spule gebracht werden, und deren unerwünschte Erwärmung ist entsprechend grösser.
[0005] Konventionelle Magnetisieranlagen arbeiten mit Pulsdauern von 10 ms oder mehr. Solche
Pulsdauern ergeben genügende Eindringtiefen des Magnetfeldes auch in elektrisch leitfähigen
Materialien, wo die Ausbreitung magnetischer Felder durch Wirbelströme verzögert wird.
Sie erlauben weiter den Einsatz von kostengünstigen Elektrolytkondensatoren zur Energiespeicherung
für den Magnetisierpuls und die Anwendung von Halbleiterschaltern für die Netzfrequenz.
Für einzelne Magnetisierungen in Labor und Fertigungsbereich eignet sich diese Technik
gut, nicht jedoch für die Serienfertigung. In der Serienfertigung fehlt die Zeit zum
Abkühlen der Magnetisierspule zwischen den einzelnen Magnetisiervorgängen. Für moderne
Dauermagnete mit hoher Koerzitivkraft ist die Leistung einer solchen Magnetisieranlage
in der Serienfertigung begrenzt.
[0006] Bei beengtem Raum für die Magnetisierspule lassen sich Magnete im montierten Zustand
mit herkömmlichen Methoden kaum magnetisieren. In diesem Fall werden bereits vorher
magnetisierte Dauermagnete in das Magnetsystem eingebaut, was besondere Anforderungen
an die Montage stellt. Die Handhabung von magnetisierten Dauermagneten und Magnetsystemen
ist heikel, weil ferromagnetische Partikel jeder Art angezogen werden und sich kaum
mehr entfernen lassen. Dasselbe gilt für Absplitterungen der Magnete, wie sie sich
bei einem zufälligen Aufprall der Dauermagnete zwangsläufig ergeben.
[0007] Ohne Magnetisierpulse kommt die in der DE-100'49'766 offenbarte Anordnung zum Magnetisieren
von Magnetsystemen aus. Gemäss dieser Schrift wird eine aus einem kühlbaren Hochtemperatursupraleiter
aufgebaute Magnetisierspule verwendet, welche durch eine regelbare Gleichstromquelle
gespiesen wird. Diese Anordnung erfordert eine aufwändige Kühlung und verbraucht viel
Energie. Die Magnetisierspule aus einem Hochtemperatursupraleiter ist teuer und störungsanfällig.
[0008] In der DE-39'34'691 ist eine Vorrichtung beschreiben, bei welcher die Magnete in
einen stromdurchflossenen Leiter geschoben werden. Ein Magnetisieren von vormontierten
Magneten ist mit dieser Vorrichtung nicht zu erreichen. Die in der DE-39'34'691 erwähnte
Parallelisierung bezieht sich auf nebeneinander liegende Leiter zum Magnetisieren
von langen Stabmagneten beziehungsweise zur mehrpoligen Magnetisierung.
[0009] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Magnetisierung
von Dauermagneten anzugeben, welche die oben genannten Nachteile nicht aufweisen.
Das Verfahren und die Vorrichtung sollen es insbesondere ermöglichen, auch Dauermagnete
aus Seltenerd-Materialien in Serienfertigung mit hoher Taktrate von einer Sekunde
oder weniger zu magnetisieren und so eine hohe Produktivität zu gewährleisten. Das
Verfahren und die Vorrichtung sollen für den Einsatz in einer automatisierten Produktionsanlage
geeignet sein, wobei sie auch das Magnetisieren von bereits auf Rotoren aufbandagierten
Magneten zulassen sollen. Sie sollen energiesparend arbeiten und mit Luftkühlung auskommen.
Ferner soll die Vorrichtung kompakt, robust sowie kostengünstig sein und nach Möglichkeit
Standardkomponenten verwenden.
[0010] Diese und andere Aufgaben werden durch das Verfahren bzw. die Vorrichtung gelöst,
wie sie in den unabhängigen Patentansprüchen definiert sind. Vorteilhafte Ausführungsformen
sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0011] Gemäss der Erfindung wird das zu magnetisierende Material mit einem durch eine Magnetisierspule
fliessenden Strompuls bzw. dem durch die Magnetisierspule aufgebauten Magnetfeld magnetisiert
und magnetisch verankert. Der Magnetisierung durch das Magnetfeld steht die Erwärmung
der Magnetisierspule entgegen. Daher muss der Strompuls genug kurz sein, um keine
zu hohe Erwärmung zu verursachen. Erfindungsgemäss wird ein Strompuls mit einer Pulsdauer
zwischen 10 µs und 500 µs und vorzugsweise zwischen 10 µs und 200 µs verwendet. Der
Strompuls muss aber gleichzeitig genug stark sein, um ein für die Magnetisierung genügendes
Magnetfeld aufzubauen. Der dazu erforderliche kurze Puls mit starkem Magnetfeld wird
vorzugsweise durch Superposition von mehreren Magnetisierspulen mit geringer Windungszahl
erreicht.
[0012] Dementsprechend wird im erfindungsgemässen Verfahren zum Magnetisieren eines Magnetsystems
dem Magnetsystem eine Magnetisierspule zugeordnet. Die Magnetisierspule wird mit einem
Strompuls mit begrenzter Pulsdauer beaufschlagt, wodurch ein mit dem Magnetsystem
wechselwirkendes Magnetfeld aufgebaut wird. Dabei wird die Pulsdauer des Strompulses
auf einen Wert zwischen 10 µs und 500 µs und vorzugsweise zwischen 10 µs und 200 µs
begrenzt. In einer bevorzugten Ausführungsform werden dem Magnetsystem mindestens
zwei Magnetisierspulen zugeordnet und derart gegenseitig angeordnet, dass sich ihre
Magnetfelder verstärkend überlagern, und die Magnetfelder der mindestens zwei Magnetisierspulen
werden gleichzeitig aufgebaut.
[0013] Die erfindungsgemässe Vorrichtung zum Magnetisieren eines Magnetsystems beinhaltet
eine Pulsgeneratorschaltung mit einem Kondensatorelement, einer mit dem Kondensatorelement
elektrisch verbundenen Magnetisierspule und einem Schaltelement, durch dessen Betätigung
die Magnetisierspule mit einem durch Entladung des Kondensatorelements entstehenden
Strompuls mit begrenzter Pulsdauer beaufschlagbar und somit der Aufbau eines Magnetfeldes
auslösbar ist. Die Pulsgeneratorschaltung ist derart aufgebaut, dass die Pulsdauer
des Strompulses auf einen Wert zwischen 10 µs und 500 µs und vorzugsweise zwischen
10 µs und 200 µs begrenzt ist.
[0014] In einer bevorzugten Ausführungsform sind mindestens zwei Magnetisierspulen vorhanden
und derart gegenseitig angeordnet, dass sich ihre Magnetfelder verstärkend überlagern,
und mindestens ein Schaltelement ist derart angeordnet und betätigbar, dass die mindestens
zwei Magnetisierspulen gleichzeitig mit je einem Strompuls beaufschlagbar sind. Jeder
der mindestens zwei Magnetisierspulen kann ein Schaltelement zugeordnet sein, wobei
diesfalls die Vorrichtung ferner Betätigungsmittel aufweist, mittels welcher die mindestens
zwei Schaltelemente gleichzeitig betätigbar sind.
[0015] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung
ist die Pulsgeneratorschaltung mehrfach, bspw. vier- bis zwölffach, vorhanden, was
im Folgenden als "parallele Vervielfachung" oder "Parallelisierung" der Pulsgeneratorschaltung
bezeichnet wird. Dank der parallelen Vervielfachung kann die Induktivität der Magnetisierspule
und der die Kapazität des Kondensatorelements im Schwingkreis klein gehalten werden.
Dadurch ergeben sich die erforderlichen kurzen Pulsdauern von bspw. 100 µs; trotzdem
werden genügend hohe Magnetfelder erzeugt, um auch moderne, anspruchsvolle Magnetsysteme
zu magnetisieren.
[0016] Für eine Reduktion der Wärmeenergie, die in der Magnetisierspule freigesetzt wird,
ist also der Magnetisierpuls in seiner Dauer zu begrenzen. Die übliche Entladeschaltung
mit Freilaufdiode setzt einen wesentlichen Anteil der im Kondensator gespeicherten
Impulsenergie beim exponentiell abfallenden Ende des Pulses um. Dieser Abschnitt hat
aber keine magnetisierende Wirkung mehr. Mit einer neuartigen Schaltung, die im Pfad
der Freilaufdiode eine Speicherdrosselspule aufweist, lässt sich das exponentielle
Auslaufen des Stromes in der Magnetisierspule unterdrücken und die darin steckende
Energie grossenteils zurückgewinnen. Die induktive Rückführung ermöglicht das zweite
Umschwingen der Kondensatorspannung und verhindert dadurch die ohmschen Verluste durch
Ausschwingen. Die verbleibende Energie lädt das Kondensatorelement bereits für den
nächsten Puls wieder auf. Somit wird ein geringer Energieverbrauch erzielt, und es
ist keine aufwändige Kühlung der Spule nötig. Das zweite Umschwingen über die induktive
Rückführung ergibt bei einer vierfachen Parallelisierung der Magnetisierspule eine
zusätzliche Energieersparnis von 43 %. Ohne Parallelisierung, mit einer einzigen Magnetisierspule
und gleicher Leistung, sind es lediglich 18 %.
[0017] Dementsprechend weist vorzugsweise die Pulsgeneratorschaltung einen parallel zur
Magnetisierspule angeordneten Rückführpfad auf, welcher ein Speicherdrosselelement
und ein in Richtung des Strompulses sperrendes Diodenelement beinhaltet. Das Speicherdrosselelement
wird dabei vorteilhafterweise so dimensioniert, dass es zusammen mit dem Speicherkondensator
einen Schwingkreis bildet, dessen Periodendauer grösser ist als die entsprechende
des Magnetisierkreises.
[0018] Der elektromagnetische Schwingkreis kann durch einen bereits magnetisierten Dauermagneten,
vorzugsweise einen NdFeB-Magneten, unterstützt werden. Dieser wird in die Magnetisierspule
derart eingelegt, dass sein Feld jenes der Spule überlagert und verstärkend wirkt.
[0019] Zur Magnetisierung von typischen Magnetsystemen sind Leistungen nötig, die Spannungen
von 1000 V und mehr sowie Ströme im Bereich von Kiloampere bedingen. Die erfindungsgemässe
Vorrichtung lässt sich mit etwa 1000 V betreiben, wodurch die Anforderungen an die
Lackisolation (125 V pro Windung bei 8 Windungen) zwischen einzelnen Drahtwindungen
in der Magnetisierspule noch im unproblematischen Bereich liegen. Als Energiespeicher
werden vorzugsweise pulsfeste Kondensatoren mit metallisierter Kunststofffolie verwendet.
Diese haben eine geringe Eigeninduktivität, was die Eigenschaften des Schwingkreises
weniger beeinflusst. Zum Schalten der Spannungen und Ströme kommen z. B. Bipolartransistoren
mit isoliertem Tor oder schnelle Thyristoren in Frage.
[0020] Nachfolgend werden vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung anhand der Zeichnungen
detailliert erläutert. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- einige wichtige Elemente der erfindungsgemässen Vorrichtung in einer sehr schematischen
perspektivischen Ansicht,
- Fig. 2
- eine Pulsgeneratorschaltung für die erfindungsgemässe Vorrichtung,
- Fig. 3
- einen zeitlichen Verlauf verschiedener Grössen beim erfindungsgemässen Verfahren in
einem Diagramm,
- Fig. 4
- ein Schaltelement für die erfindungsgemässe Vorrichtung,
- Fig. 5
- eine Anordnung von Magnetisierspulen des erfindungsgemässen Verfahrens in einer Draufsicht
und
- Fig. 6
- einen Querschnitt entlang der Linie VI-VI durch die Anordnung von Fig. 5.
[0021] In
Figur 1 sind sehr schematisch wichtige Elemente einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemässen
Vorrichtung 1 dargestellt. Die Vorrichtung 1 beinhaltet mehrere vorzugsweise identische
Pulsgeneratorschaltungen 2.1-2.4. Im Ausführungsbeispiel von Fig. 1 sind vier derartige
Pulsgeneratorschaltungen 2.1-2.4 angedeutet; es können jedoch auch mehr oder weniger
sein. Jede Pulsgeneratorschaltung 2.1-2.4 weist ein Kondensatorelement 21, vorzugsweise
einen Folienkondensator, und eine mit dem Kondensatorelement 21 elektrisch verbundene
Magnetisierspule 22 auf. Jede Pulsgeneratorschaltung 2.1-2.4 weist ausserdem ein Schaltelement
23, bspw. einen Thyristor, auf, durch dessen Betätigung eine pulsartige Entladung
des Kondensatorelements 21 über die Magnetisierspule 22 und somit der Aufbau eines
Magnetfeldes in der Magnetisierspule 22 auslösbar ist. Die Vorrichtung 1 weist ferner
Betätigungsmittel 3 auf, mittels welcher die Schaltelemente 23 der mindestens zwei
Pulsgeneratorschaltungen 2.1-2.4 gleichzeitig betätigbar sind. Derartige Betätigungsmittel
sind dem Fachmann bekannt; siehe z. B. Werner Lücking, "Thyristor-Grundschaltungen:
Handbuch für Ausbildung, Studium und Praxis", VDE-Verlag, 1984. Die Pulsgeneratorschaltungen
2.1-2.4 und insbesondere die Magnetisierspulen 22 sind derart gegenseitig angeordnet,
dass sich ihre Magnetfelder verstärkend überlagern. Auf Einzelheiten der Pulsgeneratorschaltungen
2.1-2.4 wird anlässlich der Fig. 2 weiter eingegangen.
[0022] Figur 2 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform einer Pulsgeneratorschaltung 2 für die erfindungsgemässe
Vorrichtung 1. Zu erkennen sind die bereits anlässlich der Fig. 1 eingeführten Elemente
Kondensator 21 mit einer Kapazität C, Magnetisierspule 22 mit einer Induktivität L
und Thyristor 23. Der Kondensator 21 hat eine innere Induktivität L
2, die Magnetisierspule 22 einen inneren Widerstand R
1 und der Thyristor 23 sowie die diese Elemente verbindenden elektrischen Leitungen
einen inneren Widerstand R
2.
[0023] Die Pulsgeneratorschaltung 2 ist derart beschaffen und dimensioniert, dass die Entladung
des Kondensatorelements 21 eine Pulsdauer von ca. 10-500 µs und vorzugsweise ca. 10-200
µs hat. Um derart kurze Pulsdauern zu erreichen, müssen die Werte von C und L klein
sein. Es kann bspw. gelten: 1 µH < L < 15 µH sowie 15 µF < C < 150 µF, und vorzugsweise
2 µH < L < 8 µH sowie 30 µF < C < 75 µF. Um trotz der kleinen L- und C-Werte genügend
hohe Magnetfelder aufzubauen, wird vorzugsweise die Pulsgeneratorschaltung 2 oder
Teile davon parallel vervielfacht, wie anlässlich von Fig. 1 dargestellt und erläutert.
Das mindestens eine Kondensatorelement 21 soll mit Spannungen uC von ca. 100-5000
V und vorzugsweise ca. 1200-2000 V aufladbar sein. Die Pulsgeneratorschaltung 2 soll
Entladeströme iL
1 von ca. 1-10 kA und vorzugsweise ca. 2-5 kA ermöglichen.
[0024] In der besonders vorteilhaften Ausführungsform von Fig. 2 ist parallel zur Magnetisierspule
22 ein Rückführpfad 24 angeordnet. Dieser beinhaltet eine Speicherdrosselspule 25
mit einer Induktivität L
d und eine in Richtung des Entladungsstrompulses sperrende Diode 26. Die Speicherdrosselspule
25 hat einen inneren Widerstand R
d. Mit dem Rückführpfad 24 lässt sich das exponentielle Auslaufen des Stromes in der
Magnetisierspule 22 unterdrücken und die darin steckende Energie grossenteils zurückgewinnen.
Die Speicherdrosselspule 25 wird dabei vorteilhaft so dimensioniert, dass sie zusammen
mit dem Kondensatorelement 21 einen Schwingkreis bildet, dessen Periodendauer grösser,
bspw. 2- bis 1000-mal grösser und vorzugsweise 10- bis 100-mal grösser, ist als die
entsprechende Periodendauer des Magnetisierkreises ohne Rückführpfad 24. Um dies zu
erreichen, wird vorzugsweise eine Speicherdrosselspule 25 gewählt, die eine Induktivität
L
d hat, die 2- bis 1000-mal grösser und vorzugsweise 10- bis 100-mal grösser ist als
die Induktivität L
1 der Magnetisierspule, z. B. 10 µH < L
d < 150 µH.
[0025] Anhand von
Figur 3 wird eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens erläutert,
welche sich auf die Pulsgeneratorschaltung 2 von Fig. 2 bezieht. Das Diagramm von
Fig. 3 zeigt eine rechnerische Simulation des zeitlichen Verlaufs verschiedener Grössen,
nämlich:
Kurve 91: der Ladespannung uLade = uC - uL2,
Kurve 92: des Magnetisierstroms iL1,
Kurve 93: des Stroms iL2 und
Kurve 94: der Diodenspannung uD.
[0026] Die verschiedenen Phasen des zeitlichen Ablaufs sind zur Verdeutlichung durch drei
senkrechte Linien voneinander abgegrenzt.
[0027] Die Simulation basiert auf den folgenden Werten:
uC(t=0) = 1000 V
C = 60 µF
L2 = 2.66 µH
L1 = 5.49 µH
R1 = 0.062 Ω
R2 = 0.01 Ω
Ld = 54.9 µH = 10L1
Rd = 0.1 Ω.
[0028] Es resultieren folgende Werte:
maximaler Spulenstrom iL1,max = 2348 A
Pulsdauer = 71 µs
uLade(Ende) = 658 V
Energie(t=0) = 30 Ws
Energie(Ende) = 43 % der Energie(t=0).
[0029] Das Schaltelement 23 der erfindungsgemässen Vorrichtung 1 kann statt des in Fig.
2 beispielhaft dargestellten Thyristors auch einen Bipolartransistor 4 mit isoliertem
Tor (insulated-gate bipolar transistor, IGBT) beinhalten. Ein derartiges Schaltelement
23 ist beispielhaft in
Figur 4 dargestellt. Der Kollektor C des IGBT 4 ist mit der Magnetisierspule 22 elektrisch
verbunden. Zwischen der Magnetisierspule und dem IGBT kann fakultativ eine entgegen
der Richtung des Entladungsstrompulses sperrende Diode 41 geschaltet sein. Das Tor
G des IGBT 4 wird von einem Ansteuergerät 42 angesteuert. Das Ansteuergerät 42 weist
einen Zündeingang 43 für einen Zündpuls auf. Nach dem Emitter E des IGBT 4 ist ein
Stromsensor 44 eingebaut, dessen Signal über einen Sensoreingang 45 in das Ansteuergerät
42 eingespiesen wird. Ist der Emitterstrom I
E positiv und ist ein Zündpuls vorhanden, so soll der IGBT 4 durchlassen; andernfalls
soll der IGBT 4 sperren.
[0030] In
Figur 5 ist eine bevorzugte Anordnung von Magnetisierspulen 22.1-22.8 in der erfindungsgemässen
Vorrichtung 1 in einer Draufsicht dargestellt.
Figur 6 zeigt einen Querschnitt entlang der Linie VI-VI in Fig. 5. In diesem Ausführungsbeispiel
sind acht Magnetisierspulen 22.1-22.8 mit unterschiedlichen Durchmessern ineinander
verschachtelt. Jede Magnetisierspule 22.1-22.8 weist bspw. sechs Windungen auf. Es
können auch Magnetisierspulen mit bifilaren oder multifilaren Wicklungen eingesetzt
werden. Die Magnetisierspulen 22.1-22.8 können rechteckig, quadratisch oder rund sein
oder andere Geometrien aufweisen. Die Anordnung kann beidseitig durch je eine Epoxy-Glasplatte
27.1, 27.2 abgeschlossen sein. Der Innen- bzw. Aussendurchmesser einer solchen Anordnung
hängt von der jeweiligen Anwendung ab und liegt typischerweise im Bereich von einigen
bis einigen hundert Zentimetern. Das resultierende Magnetfeld B, d. h. die Superposition
der in den acht Magnetisierspulen 22.1-22.8 aufgebauten Magnetfelder, ist mit einem
Pfeil angedeutet. Die Anordnung wird z. B. auf der Oberfläche eines zu magnetisierenden
Magnetsystems 8 positioniert, derart, dass ein möglichst grosser Teil des Magnetfelds
B mit dem Material des Magnetsystems 8 wechselwirken kann. Falls das Magnetsystem
8, zumindest teilweise, von den Seiten her zugänglich ist, wird die Anordnung vorzugsweise
derart positioniert, dass die Magnetisierspulen 22.1-22.8 das Magnetsystem 8, zumindest
teilweise, umgeben. So kann eine noch effizientere Magnetisierung erzielt werden.
[0031] Alternativ zum hier gezeigten Ausführungsbeispiel können die Magnetisierspulen 22.1-22.8
auch dieselben Durchmesser aufweisen und übereinander angeordnet sein. Selbstverständlich
sind auch Kombinationen von Verschachtelung und Anordnung übereinander möglich.
Bezugszeichenliste:
[0032]
- 1
- Vorrichtung
- 2
- Pulsgeneratorschaltung
- 21
- Kondensatorelement
- 22
- Magnetisierspule
- 23
- Schaltelement
- 24
- Rückführpfad
- 25
- Speicherdrosselspule
- 26
- Diode
- 27.1, 27.2
- Epoxy-Glasplatte
- 3
- Betätigungsmittel
- 4
- IGBT
- 41
- Diode
- 42
- Ansteuergerät
- 43
- Zündeingang
- 44
- Stromsensor
- 45
- Sensoreingang
- 8
- Magnetsystem
- 91
- Ladespannung uLade = uC - uL2
- 92
- Magnetisierstrom iL1
- 93
- Strom iL2
- 94
- Diodenspannung uD
1. Verfahren zum Magnetisieren eines Magnetsystems (8), wobei
dem Magnetsystem (8) eine Magnetisierspule (22) zugeordnet wird und
die Magnetisierspule mit einem Strompuls mit begrenzter Pulsdauer beaufschlagt wird,
wodurch ein mit dem Magnetsystem (8) wechselwirkendes Magnetfeld (B) aufgebaut wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Pulsdauer des Strompulses auf einen Wert zwischen 10 µs und 500 µs und vorzugsweise
zwischen 10 µs und 200 µs begrenzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei
dem Magnetsystem (8) mindestens zwei Magnetisierspulen (22) zugeordnet werden,
die mindestens zwei Magnetisierspulen (22) derart gegenseitig angeordnet werden, dass
sich ihre Magnetfelder (B) verstärkend überlagern, und
die Magnetfelder (B) der mindestens zwei Magnetisierspulen (22) gleichzeitig aufgebaut
werden.
3. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der Strompuls durch Entladung
eines mit der Magnetisierspule (22) elektrisch verbundenen Kondensatorelementes (21)
erzeugt wird und die Magnetisierspule (22) und das Kondensatorelement (21) derart
gewählt und gegenseitig angeordnet werden, dass die Pulsdauer des Strompulses auf
einen Wert zwischen 10 µs und 500 µs und vorzugsweise zwischen 10 µs und 200 µs begrenzt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei der Strompuls über einen parallel zur Magnetisierspule
(22) angeordneten Rückführpfad (24) induktiv in das Kondensatorelement (21) zurückgeführt
wird, so dass ein exponentielles Auslaufen des Stromes in der Magnetisierspule (22)
verhindert und elektrische Energie zurückgewonnen wird.
5. Anwendung des Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche zum Magnetisieren
von Dauermagneten (8) aus Seltenerd-Materialien, bspw. von solchen auf dem Rotor eines
Elektromotors.
6. Vorrichtung (1) zum Magnetisieren eines Magnetsystems (8), beinhaltend
eine Pulsgeneratorschaltung (2) mit
einem Kondensatorelement (21),
einer mit dem Kondensatorelement (21) elektrisch verbundenen Magnetisierspule
(22) und
einem Schaltelement (23), durch dessen Betätigung die Magnetisierspule (22)
mit einem durch Entladung des Kondensatorelements (21) entstehenden Strompuls mit
begrenzter Pulsdauer beaufschlagbar und somit der Aufbau eines Magnetfeldes (B) auslösbar
ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Pulsgeneratorschaltung (2) derart aufgebaut ist, dass die Pulsdauer des Strompulses
auf einen Wert zwischen 10 µs und 500 µs und vorzugsweise zwischen 10 µs und 200 µs
begrenzt ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, wobei mindestens zwei Magnetisierspulen (22) vorhanden
und derart gegenseitig angeordnet sind, dass sich ihre Magnetfelder (B) verstärkend
überlagern, und mindestens ein Schaltelement (23) derart angeordnet und betätigbar
ist, dass die mindestens zwei Magnetisierspulen (22) gleichzeitig mit je einem Strompuls
beaufschlagbar sind.
8. Vorrichtung (1) nach Anspruch 7, wobei mindestens zwei Magnetisierspulen (22.1-22.8)
ineinander verschachtelt sind.
9. Vorrichtung (1) nach Anspruch 7 oder 8, wobei jeder der mindestens zwei Magnetisierspulen
(22) ein Schaltelement (23) zugeordnet ist und die Vorrichtung (1) ferner Betätigungsmittel
(3) aufweist, mittels welcher die mindestens zwei Schaltelemente (23) gleichzeitig
betätigbar sind.
10. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6-9, wobei mindestens zwei Kondensatorelemente
(21) vorhanden sind.
11. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6-10, wobei die Pulsgeneratorschaltung (2)
einen parallel zur Magnetisierspule (22) angeordneten Rückführpfad (24) aufweist,
welcher ein Speicherdrosselelement (25) und ein in Richtung des Entladungsstrompulses
(iL1) sperrendes Diodenelement (26) beinhaltet.
12. Vorrichtung (1) nach Anspruch 11, wobei der Rückführpfad (24) derart dimensioniert
ist, dass er zusammen mit dem Kondensatorelement (21) einen elektrischen Schwingkreis
bildet, dessen Periodendauer grösser, bspw. 2- bis 1000-mal grösser und vorzugsweise
10- bis 100-mal grösser, ist als die Periodendauer der Pulsgeneratorschaltung (2)
ohne den Rückführpfad (24).
13. Vorrichtung (1) nach Anspruch 12, wobei das Speicherdrosselelement (25) eine Speicherdrosselspule
mit einer Induktivität (Ld) ist, die 2- bis 1000-mal grösser und vorzugsweise 10- bis 100-mal grösser ist als
die Induktivität (L1) der Magnetisierspule (22).
14. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 11-13, wobei die Pulsgeneratorschaltung mehrere
parallel zueinander geschaltete Speicherdrosselelemente (25) aufweist.
15. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6-14, wobei die Vorrichtung (1) mindestens
zwei vorzugsweise identische Pulsgeneratorschaltungen (2.1-2.4) aufweist.
16. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6-15, wobei das Kondensatorelement (21) ein
festes, flächiges, mit einer Metallschicht versehenes Dielektrikum beinhaltet, und
vorzugsweise ein Folienkondensator ist.
17. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6-16, wobei das Schaltelement (23) einen
Bipolartransistor (4) mit isoliertem Tor beinhaltet, dessen Kollektor (C) mit der
Magnetisierspule (22) elektrisch verbunden ist.
18. Vorrichtung (1) nach Anspruch 17, wobei das Tor (G) des Bipolartransistors (4) mit
isoliertem Tor von einem Ansteuergerät (42) ansteuerbar ist, welches einen Zündeingang
(43) für eine Zündpuls und einen Sensoreingang (45) für ein Signal eines den Emitterstrom
(IE) messenden Stromsensors (44) aufweist, und der Bipolartransistor (4) mit isoliertem
Tor vom Ansteuergerät (42) derart ansteuerbar ist, dass er sperrt, wenn der Stromsensor
(44) einen negativen Emitterstrom (IE) feststellt.
19. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6-16, wobei das Schaltelement (23) einen
Thyristor beinhaltet.
20. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6-19, wobei in mindestens einer Magnetisierspule
(22) ein bereits magnetisierter Dauermagnet, vorzugsweise ein NdFeB-Magnet, derart
eingesetzt ist, dass sein Magnetfeld das von der Magnetisierspule (22) aufgebaute
Magnetfeld (B) verstärkend überlagert.
21. Verwendung der Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6-20 zum Magnetisieren von
Dauermagneten (8) aus Seltenerd-Materialien, bspw. von solchen auf dem Rotor eines
Elektromotors.