[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bearbeitung von Werkstückoberflächen, wobei
mit Hilfe eines Finishmittels finishend Material abgetragen wird.
[0002] Aus dem Stand der Technik ist bekannt, Schleif- und/oder Finishbearbeitungen von
Werkstückoberflächen nass, d. h. mit einer Schwallspülung durchzuführen, um die erwünschte
Kühl-, Schmier- und Spülwirkung zu erzeugen. Nachteilig bei der Anwendung der Schwallspülung
ist der hohe Aufwand, der betrieben werden muss, um die verwendeten Kühlschmierstoffe
umweltgerecht zu entsorgen. Darüber hinaus sind die verwendeten Kühlschmierstoffe
auch gesundheitlich bedenklich und können Hautprobleme sowie Erkrankungen der Atemwege
hervorrufen.
[0003] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Verfahren
derart zu verbessern, dass die genannten Probleme vermieden werden können.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Materialabtragvorgang
unter Einsatz von Minimalmengen eines kühlend und/oder schmierend und/oder spülend
wirkenden Fertigungshilfsstoffs erfolgt.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren hat den wesentlichen Vorteil, dass nur sehr geringe
Mengen des Fertigungshilfsstoffs entsorgt werden müssen. Hierdurch wird die Umweltverträglichkeit
des Finishvorgangs erheblich verbessert. Darüber hinaus können Kostenvorteile erzielt
werden, da mit geringerem Aufwand Gesetzesauflagen erfüllt und nur kleine Mengen des
Fertigungshilfsstoffs kostspielig entsorgt werden müssen. Zusätzlich kann die gesundheitliche
Belastung des Personals reduziert werden, weil dieses nur noch minimalen Mengen des
Fertigungshilfsstoffs ausgesetzt ist und nicht mehr, wie beim Stand der Technik, größeren
Mengen von Kühlschmierstoff. Als weiterer Vorteil ergibt sich, dass der Reinigungsaufwand
der Maschine, mit der das Finishverfahren durchgeführt wird, deutlich verringert werden
kann.
[0006] Die Minimalmengenschmierung kommt bisher nur bei Zerspanvorgängen unter Verwendung
von Zerspanwerkzeugen mit geometrisch bestimmten Schneiden zum Einsatz. Da bereits
bei diesen Vorgängen, bei denen vergleichsweise wenig Schneiden im Eingriff mit dem
zu bearbeitenden Material stehen, der Wärmeabtrag kritisch ist, wurde das Prinzip
der Minimalmengenschmierung auch bei Schleif- und/oder Finishvorgängen, bei denen
der Wärmeabtrag aufgrund der Vielzahl der geometrisch unbestimmten Schneiden noch
kritischer ist, zur Anwendung zu bringen, bisher abgelehnt. Die Fachwelt ging davon
aus, dass bei einem Schleif- und/oder Finishvorgang eine Minimalmengenschmierung nicht
möglich ist. Es hat sich jedoch überraschenderweise herausgestellt, dass es, obwohl
es bei Schleifprozessen zu den oben genannten Problemen kommt, bei Finishprozessen
möglich ist, die Minimalmengenschmierung einzusetzen und dabei hohe bis höchste Oberflächengüten
zu erzielen.
[0007] Das Material kann durch einen Finishstein abgetragen werden, aber auch durch ein
Finishband. Bei Einsatz eines Finishbands kann dieses pro Wirkstelle einmal zum Einsatz
kommen und dann durch geeignete Transportvorrichtungen abtransportiert werden, so
dass ein neuer Abschnitt des Finishbandes mit dem Werkstück in Kontakt kommt.
[0008] Das abgetragene Material kann im Wesentlichen über das Finishmittel abtransportiert
werden. Dabei bilden das abgetragene Material und der Fertigungshilfsstoff oder Bestandteile
des Fertigungshilfsstoffs eine feuchte Abriebmasse. Diese nimmt im Vergleich zum aus
dem Stand der Technik bekannten Kühlschmierstoff nur ein geringes Volumen ein und
kann entsprechend einfacher gehandhabt werden.
[0009] Als Fertigungshilfsstoff kann ein Luft-Öl-Gemisch verwendet werden, das durch geeignete
Minimalmengenschmiersysteme bereitgestellt werden kann. Beispielsweise kann Druckluft
einem Injektor zugeführt werden, in dem Öltropfen zerstäubt werden, so dass ein feines
Luft-Öl-Gemisch entsteht. Dieses kann dann der Wirkstelle zugeführt werden.
[0010] Dem Luft-Öl-Gemisch können weitere Hilfsstoffe zugemischt werden, beispielsweise
um die Schmierwirkung weiter zu verbessern.
[0011] Das Werkstück kann rotierend angetrieben werden, vorzugsweise mit 50 bis 150 Umdrehungen
pro Minute. Das Werkstück kann auch langsamer oder schneller rotierend angetrieben
sein, die genannten Werte haben sich jedoch in Versuchen als geeignet erwiesen, um
eine gute Oberflächenqualität bei akzeptablen Bearbeitungszeiten zu erzielen.
[0012] Das Werkstück und/oder das Finishmittel können auch zusätzlich oder optional relativ
zueinander oszillierend angetrieben werden. Hierdurch kann die Oberflächengüte weiter
verbessert werden. In Versuchen haben sich Oszillationsfrequenzen von 50 bis 400,
insbesondere von 100 bis 200 pro Minute als vorteilhaft herausgestellt. Die Oszillationsfrequenz
kann jedoch auch geringer oder höher sein.
[0013] Der Fertigungshilfsstoff und/oder weitere Hilfsstoffe können auf das Finishmittel
aufgetragen werden, bevor der Materialabtragvorgang durchgeführt wird. Dies hat den
Vorteil, dass ein definierter Eintrag des Fertigungshilfsstoffs und/oder weiterer
Hilfsstoffe erfolgen kann.
[0014] Der Fertigungshilfsstoff und/oder weitere Hilfsstoffe können zusätzlich oder optional
auch auf die Werkstückoberflächen aufgetragen werden, bevor der Materialabtragvorgang
durchgeführt wird. Auch hierdurch kann eine gute Dosierung der verwendeten Hilfsstoffe
erreicht werden.
[0015] Der Auftrag auf das Finishmittel und/oder die Werkstückoberflächen kann mit Hilfe
einer getränkten Umlenkrolle und/oder durch ein Bad und/oder durch Aufsprühen erfolgen.
Der Fertigungshilfsstoff und/oder weitere Hilfsstoffe können zusätzlich oder optional
aber auch direkt in einen zwischen Finishmittel und Werkstückoberfläche gebildeten
Kontaktbereich eingebracht werden.
[0016] Der Materialabtragvorgang kann mindestens zweimalig durchgeführt werden, beispielsweise
um mit einem ersten Abtragvorgang einen hohen Materialabtrag und mit einem zweiten
Abtragvorgang eine besonders hohe Oberflächengute zu erzielen. Dabei können für aufeinander
folgende Materialabtragvorgänge verschiedene Fertigungshilfsstoffe und/oder weitere
Hilfsstoffe verwendet werden, bspw. Öl für einen ersten Materialabtragvorgang und
Emulsion für einen zweiten Materialabtragvorgang.
1. Verfahren zur Bearbeitung von Werkstückoberflächen, wobei mit Hilfe eines Finishmittels
finishend Material abgetragen wird, wobei der Materialabtragvorgang unter Einsatz
von Minimalmengen eines kühlend und/oder schmierend und/oder spülend wirkenden Fertigungshilfsstoffs
erfolgt, dadurch gekennzeichnet, dass das Material durch ein Finishband abgetragen wird, über das das abgetragene Material
im wesentlichen abtransportiert wird.
2. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Fertigungshilfsstoff ein Luft-Öl-Gemisch verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass dem Luft-Öl-Gemisch Hilfsstoffe zugemischt werden.
4. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Werkstück rotierend angetrieben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Werkstück mit 50 bis 150 Umdrehungen pro Minute angetrieben wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Werkstück und/oder das Finishmittel relativ zueinander oszillierend angetrieben wird
bzw. werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsfrequenz auf 50 bis 400, insbesondere 100 bis 200 pro Minute eingestellt
wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Fertigungshilfsstoff und/oder weitere Hilfsstoffe auf das Finishmittel aufgetragen
wird bzw. werden, bevor der Materialabtragvorgang durchgeführt wird.
9. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Fertigungshilfsstoff und/oder weitere Hilfsstoffe auf die Werkstückoberflächen
aufgetragen wird bzw. werden, bevor der Materialabtragvorgang durchgeführt wird.
10. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Auftrag des Fertigungshilfsstoff und/oder weiterer Hilfsstoffe mit Hilfe einer getränkten
Umlenkrolle und/oder durch ein Bad und/oder durch Aufsprühen erfolgt.
11. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Fertigungshilfsstoff und/oder weitere Hilfsstoffe in einen zwischen Finishmittel
und Werkstückoberfläche gebildeten Kontaktbereich eingebracht wird bzw. werden.