[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Produktivität von
Textilmaschinen, auf welchen der Faden durch eine Fadenlieferung von einem Vorrat
abgezogen und einer einen Fadenführer aufweisenden Fadenverlegung zugeführt wird,
wobei aus der Fadenspannung eine Regelgrösse für die Liefergeschwindigkeit des Fadens
gewonnen wird.
[0002] Für verschiedene Prozesse in der Textilindustrie, beispielsweise für den Spulprozess,
ist eine konstante Fadenspannung eine der Voraussetzungen für eine optimale und einheitliche
Qualität des bei dem betreffenden Prozess hergestellten Produkts. Trotzdem kommt es
beim Spulprozess immer wieder vor, dass in Abhängigkeit von der Qualität der Vorlagespule,
von eventuell vorgenommenen Fadenbehandlungen wie beispielsweise Färben und dergleichen,
und von der Spulgeschwindigkeit, die Fadenspannung relativ stark schwankt. Aus diesem
Grund wurden verschiedene Einrichtungen vorgeschlagen, die eine konstante Fadenspannung
ermöglichen sollen, beispielsweise die in der DE-C-38 24 034 und in der EP-A-0 950
742 beschriebenen.
[0003] Bei der in der DE-C-38 24 034 beschriebenen Einrichtung sind bei einer fadenverbrauchenden
Maschine, insbesondere einer Rundstrickmaschine, die mehrere fadenverarbeitende Stellen
aufweist, entsprechend viele Liefereinrichtungen für das fadenförmige Gut vorgesehen.
An jeder Lieferstelle befindet sich eine Fadenspannungseinrichtung, die mit dem fadenförmigen
Gut zusammen wirkt und einen Geber und eine Messschaltung enthält.
[0004] Die in der EP-A-0 950 742 beschriebene Einrichtung zur Steuerung der Garnzufuhr an
einer Textilmaschine, wie beispielsweise einer Strick-, Wirk- oder Spulmaschine, enthält
einen Sensor zu Messung der Fadenspannung, Mittel zur Messung der Fadenliefergeschwindigkeit
und eine Steuerung zur präzisen Einstellung dieser beiden Parameter, wobei vorzugsweise
die Fadenliefergeschwindigkeit anhand der Fadenspannung geregelt wird. Eine ähnliche
Einrichtung ist in der EP-A-0 875 479 der Schärer Schweiter Mettler AG beschrieben.
[0005] Trotz dieser bekannten Einrichtungen muss bei den heute realisierten Textilmaschinen,
speziell im Umspul-, im Aircovering- und im Texturierbereich in den meisten Fällen
ein Kompromiss zwischen der Höhe der Fadengeschwindigkeit und der in Kauf zu nehmenden
Anzahl von Fadenbrüchen getroffen werden. Dadurch ist die betreffende Maschine meist
für den schlechtesten Fall parametrisiert und kann keine optimale Produktivität erzielen.
[0006] Durch die Erfindung sollen nun die bekannten Verfahren und Einrichtungen zur Regelung
der Fadenspannung auf einer Textilmaschine so verbessert werden, dass auch der Garnverarbeitungsprozess
in Richtung auf eine Produktivitätserhöhung deutlich verbessert wird.
[0007] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäss
dadurch gelöst, dass Informationen über die stochastischen Schwankungen der Fadenspannung
erfasst und für die genannte Regelgrösse berücksichtigt werden. Vorzugsweise enthalten
die genannten Informationen Daten über die Amplitude und/oder die Dauer der stochastischen
Schwankungen der Fadenspannung.
[0008] Heute wird in den meisten Fällen auf eine konstante Fadenspannung geregelt, wobei
der Maschine die zu erzielende Fadenspannung und die Spulgeschwindigkeit vorgegeben
werden. Die Maschine spult dann zwingend mit der vorgegebenen Spulgeschwindigkeit.
Beim erfindungsgemässen Verfahren ist hingegen nicht mehr die Spulgeschwindigkeit
der absolut einzuhaltende Parameter, sondern die Fadenspannung.
[0009] Eine erste bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, dass Erfassung der Informationen über die stochastischen Schwankungen
in Abhängigkeit von der Position des Fadenführers erfolgt.
[0010] Eine zweite bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, dass für die Schwankungen der Fadenspannung eine untere und eine obere
Schwelle vorgegeben werden, und dass die Spulgeschwindigkeit bei Unterschreiten der
unteren Schwelle stufenweise erhöht und bei Überschreiten der oberen Schwelle stufenweise
reduziert wird.
[0011] Beim vorgeschlagenen Verfahren ist die Fadenspannung der absolut einzuhaltende Parameter
und man setzt für die Regelung der Spulgeschwindigkeit eine untere und eine obere
Limite der Fadenspannung. Solange diese innerhalb dieser Grenzen bleibt, wird die
Spulgeschwindigkeit bis zur oberen Limite erhöht. Bei Überschreiten der oberen Limite
wird die Spulgeschwindigkeit reduziert, bis die Fadenspannung wieder innerhalb des
Toleranzbereichs liegt. Dadurch wird die durchschnittliche Spulgeschwindigkeit um
bis zu 20% erhöht und die Effizienz der Maschine deutlich gesteigert.
[0012] Weitere vorteilhafte Ausführungsformen des erfindungsgemässen Verfahrens sind in
den abhängigen Ansprüchen 5 bis 11 beansprucht.
[0013] Die Erfindung betrifft weiter eine Einrichtung zur Erhöhung der Produktivität von
Textilmaschinen mit einem motorisch angetriebenen Lieferwerk für einen Faden, einer
Fadenverlegung mit einem Fadenführer zum Aufwickeln des Fadens auf einen Garnträger,
einem Antrieb für den Garnträger und einer Steuerung für diesen.
[0014] Die erfindungsgemässe Einrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb des
Garnträgers unter Berücksichtigung der stochastischen Schwankungen der Fadenspannung
geregelt ist.
[0015] Eine erste bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Einrichtung ist gekennzeichnet
durch einen Sensor zur Messung der Fadenspannung und durch Mittel zur Erfassung der
Fadenbrüche. Vorzugsweise erfolgt anhand der Signale des Sensors eine Erfassung der
Amplitude und/oder der Dauer der stochastischen Schwankungen der Fadenspannung, und
diese Daten werden der jeweiligen Position des Fadenführers zugeordnet.
[0016] Vorteilhafte Ausführungsformen der erfindungsgemässen Einrichtung sind in den abhängigen
Ansprüchen 13 bis 17 beansprucht.
[0017] Die Erfindung betrifft weiter eine Anwendung des genannten Verfahrens auf Spulmaschinen
oder Prozessmaschinen im Luftverwirbelungs- oder Texturierbereich. Vorzugsweise wird
auf Spulmaschinen mit einer Mehrzahl von Spulstellen die Fadengeschwindigkeit an jeder
Spulstelle individuell geregelt.
[0018] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels und der Zeichnungen
näher erläutert; es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung der Spulstation einer Spulmaschine; und
- Fig. 2
- ein Diagramm des Regelkreises zur Regelung der Fadenspannung.
[0019] Die in Fig. 1 dargestellte Spulstation besteht aus einer Aufsteckung 1 zur Aufnahme
einer Vorlagespule 2 mit einem Faden F, einer Fadendämmung 3, einem von einem Motor
4 angetriebenen Lieferwerk 5, einem Sensor 6 zur Messung der Spannung des Fadens F
und einem Spulaggregat 7. Das letztere besteht aus einer durch einen Motor (nicht
dargestellt) antreibbaren Spindel 8 zur Aufnahme und Halterung einer Spulenhülse 9,
auf die eine Spule 10 aufgewickelt wird, und aus einer Fadenverlegung 11. Alternativ
kann der Antrieb der Spule 10 über eine motorisch angetriebene Reibwalze erfolgen,
auf der die Spule 10 aufliegt (siehe dazu EP-A-1 125 878). Die Fadenverlegung 11 enthält
als wesentlichstes Element einen Fadenführer 12, der entlang der Achse der Spule 10
eine oszillierende Changierbewegung ausführt. Eine solche Fadenverlegung ist beispielsweise
in der EP-A-0 829 444 (= US-A-5 918 829), der EP-A-1 125 878, der EP-A-1 209 114 und
der EP-A-1 219 559 beschrieben, auf deren Offenbarung hiermit ausdrücklich Bezug genommen
wird.
[0020] Anstatt der dargestellten Fadenverlegung 11 mit dem entlang der Achse der Spule 10
eine oszillierende Changierbewegung ausführenden Fadenführer 12 kann auch eine so
genannte Flügel-Fadenverlegung der in der EP-A-0 997 422 beschriebenen Art vorgesehen
sein. Eine solche Flügel-Fadenverlegung weist zwei gegenläufig rotierbare, übereinander
angeordnete Fadenführerflügel und eine Bogenscheibe auf. Die Fadenführerflügel treten
aus der Kontur der Bogenscheibe hervor und tauchen wieder in diese ein, wobei an den
Eintauchpunkten der Fadenführerflügel jeweils die Übergabe des Fadens erfolgt.
[0021] Der Fadenführer 12 ist auf einem in einer schienen- oder nutenartigen Führung hin
und her bewegbaren Gleitorgan 13 befestigt, an welchem ein Changierelement 14 angreift.
Dieses ist als flexibles und in Changierrichtung steifes Organ zur Übertragung von
Zugkräften ausgebildet und beispielsweise durch eine Saite, einen Draht, ein Metallseil,
einen Flach-, Zahn- oder Keilriemen, ein Metallband, eine Kette oder dgl. gebildet.
Das Changierelement 14 läuft über zwei Rollen 15 und 16, von denen die eine, darstellungsgemäss
die Rolle 16, als Treibrad für den Antrieb des Changierelements 14 dient.
[0022] Das Treibrad 16 ist von einem Servomotor (nicht dargestellt), vorzugsweise einem
Schrittmotor, angetrieben. Vorzugsweise ist das Treibrad 16 direkt auf der Motorwelle
befestigt. Dem Motor ist ein Sensor (nicht dargestellt) zur Detektion der Drehposition
des Treibrades 16 und damit der Changierposition des Fadenführers 12 zugeordnet. Bezüglich
dieses Sensors wird auf die EP-A-0 829 444 und die zu dieser korrespondierende US-A-5
918 829 verwiesen. Der Sensor ist ein aus einer Sende- und einer Empfangsdiode bestehender
fotoelektrischer Sensor, der die Bewegung des Treibrads 16 oder einer mit diesem starr
verbundenen Scheibe abtastet. Das Treibrad 16 oder die Scheibe ist zu diesem Zweck
mit geeigneten optisch abtastbaren Markierungen, beispielsweise mit entlang eines
Kreises angeordneten Löchern oder Schlitzen, versehen.
[0023] Die Antriebsmotoren der Spindel 8 und des Treibrades 16, der Sensor für die Changierposition
des Fadenführers 12 sowie eventuelle weitere Sensoren, beispielsweise für die Drehzahl
der Spule 10, sind mit einer Spindelsteuerung 17 verbunden, welche die genannten Motoren
anhand von programmierten Spulparametern und Wickelgesetzen sowie der von den Sensoren
gelieferten Daten steuert. Die Spindelsteuerung 17 ist ausserdem mit einer Liefersteuerung
18 verbunden, welche ihrerseits mit dem Fadenspannungssensor 6 und mit dem Antriebsmotor
4 des Lieferwerks 5 verbunden ist.
[0024] Der Fadenspannungssensor 6 misst die Schwankungen der Fadenspannung an festen Positionen
n-mal über einen Hub. Diese Messwerte werden über m Verlegezyklen ermittelt und gemittelt.
Die so gewonnenen Werte zeigen also ein Abbild der Fadenverkürzung oder Fadenverlängerung
vor der Fadenverlegung 11 und bilden den Vorsteuerwert für die Regelgrösse der Fadenlieferung.
Wichtig für die positionsabhängige Ermittlung der Fadenspannung ist die Information,
an welcher Position sich der Fadenführer 12 zu einer bestimmten Zeit befindet. Diese
Information wird laufend mit hoher Priorität zwischen der Spindelsteuerung 17 und
der Liefersteuerung 18 ausgetauscht und es erfolgt eine Synchronisierung der Zeitbasis.
[0025] Wesentlich ist auch, dass die positionsabhängige Ermittlung der Fadenspannung und
auch die zugehörige Synchronisation der Spindelsteuerung 17 und der Liefersteuerung
18 vom Hub und von der Geschwindigkeit der Fadenverlegung 11 unabhängig ist. Diese
Unabhängigkeit erlaubt die Kompensation von so genannten periodischen Fadenschwankungen
auch bei Start- und Stoprampen sowie bei tiefen Produktionsgeschwindigkeiten.
[0026] Periodische Fadenschwankungen sind Störungen, die durch die Fadenverlegung 11 verursacht
sind. Ein Blick auf die Geometrie der Fadenverlegung zeigt, dass wegen der linearen
Bewegung des Fadenführers 12, die Länge des Fadens F zwischen diesem und dem Fadenspannungssensor
6 an den Umkehrpunkten der Changierbewegung grösser ist als in der Mitte.
[0027] Diese Verhältnisse sind durch den gestrichelten Kreisbogen B angedeutet, wobei der
Längenunterschied zwischen den beiden Extremwerten mit dem Bezugszeichen A bezeichnet
ist. Diesem Längenunterschied entspricht ein Unterschied der Fadenspannung, welche
an den Umkehrpunkten grösser ist als in der Mitte. Die Fadenspannung erreicht also
an einem Umkehrpunkt ihren Höchstwert, nimmt gegen die Mitte hin ab, erreicht dort
ihren Tiefstwert und steigt dann bis zum Umkehrpunkt wieder an.
[0028] Zusätzlich zu den periodischen Fadenspannungsschwankungen gibt es noch stochastische
Störungen oder Schwankungen, die durch den Fadenabzug von der Vorlagespule 2 und durch
die Lieferung 5 verursacht sind. Diese stochastischen Störungen gehen in die Messwerte
des Sensors 6 nur mit einem sehr geringen Anteil ein. Sie weichen vom ermittelten
Vorsteuerwert ab und beeinflussen die Fadenlieferung 5 derart, dass eine konstante
Fadenspannung erzielt wird.
[0029] Die Geometrie der Fadenverlegung 11, die ja bekannt ist, wird dazu benutzt, um die
Fadenlieferung 5 an den Umkehrpunkten des Fadenführers 12 kurz abzubremsen. An diesen
Umkehrpunkten erfolgt eine wesentliche, aber von der Bewicklungslänge abhängige Drosselung
des Motors 4, um die Stillstandszeit des Fadenführers 12 an den Umkehrpunkten zu kompensieren.
[0030] Das Diagramm von Fig. 2 zeigt den Regelkreis für die beschriebene Regelung der Fadenspannung:
Links oben erkennt man die der Spindelsteuerung 17 vorgebbaren Parameter 19, das ist
die Verlegungsgeometrie und die Aufwickelgeometrie, darunter den der Liefersteuerung
18 vorgebbaren Sollwert 20 der Fadenspannung. Der letztere wird über ein Addierglied
21 und eine Übertragungsfunktion 22 mit den Parametern 19 verknüpft. Dem Addierglied
21 ist auch der vom Fadenspannungssensor 6 gemessene und verarbeitete Istwert der
Fadenspannung zugeführt. Mit Übertragungsfunktion 22 ist das mathematische Verhältnis
zwischen Eingangs- und Ausgangssignal unter Berücksichtigung einer zeitlichen Verzögerung
bezeichnet. Mit anderen Worten, bei einer Veränderung am Eingang der Übertragungsfunktion
22 reagiert deren Ausgang in charakteristischer Weise mit einem neuen Wert. Die Verknüpfung
des Ausgangs der Übertragungsfunktion 22 mit den Parametern 19 gelangt zur Regelstrecke
23, das ist das zu beeinflussende Glied oder der zu regelnde Teil des Regelkreises.
Für die Regelung ist eine Rückkopplung nötig. Im vorliegenden Fall sind dies der Faden
F und die Eigenschaften der Elemente, welche der Faden F auf seinem Weg berührt. Solche
Eigenschaften sind beispielsweise die Oberfläche der Antriebsrolle (Lieferwerk 5)
und die Oberflächen aller Umlenkstellen.
[0031] Auch die Materialparameter 24 des Fadens F, und hier insbesondere dessen Elastizität,
sind wesentlich für die Regelung. Sie sind als eigenes Kästchen aufgeführt, weil abhängig
vom Material andere Regelereinstellungen verwendet werden können. Das Ausgangssignal
der Stufe 24 ist der Istwert der Fadenzugkraft/Fadenspannung. Die Fadenspannung wird
n-mal an festen Positionen (winkelsynchron) gemessen und vom Regler in einer Stufe
25 über m Abtastungen gemittelt. Die Fadenspannung stellt also den positionsabhängigen
Istwert der zu regelnden Grösse dar. Der Regelalgorithmus 26 ist beispielsweise ein
PD-Regler, PID-Regler oder 3-Punktregler. Störungen der Fadenspannung werden als solche
erkannt, weil ihr aktueller Wert von dem über m Perioden gemittelten Wert abweicht.
[0032] Zusätzlich zur Regelung der Fadenlieferung 5 werden die Schwankungen der Fadenspannung
auch zur Regelung der Spulgeschwindigkeit verwendet, wobei es die stochastischen Schwankungen
sind, welche für diese Regelung verwendet werden. Der Sensor 6 für die Fadenspannung
misst die integralen Schwankungen der Fadenspannung, die sich aus periodischen und
stochastischen Schwankungen zusammen setzen. Da die stochastischen Schwankungen eine
höhere Frequenz und eine andere Charakteristik aufweisen als die periodischen Schwankungen,
können sie von den periodischen Schwankungen unterschieden werden. Andere Charakteristik
bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die stochastischen Schwankungen zufällig auftreten
und sowohl von den von der Vorlage herrührenden periodischen Schwankungen, wie beispielsweise
den von der Auf- und Abwärtsbewegung beim Abziehen des Fadens verursachten Störungen,
als auch von den durch die Geometrie der Verlegung bedingten Störungen unterschieden
werden können. Die letzteren Störungen können anhand der geometrischen Daten und der
vom Benutzer gewählten Werte überprüft werden.
[0033] Bei heutigen Maschinen werden die Spulgeschwindigkeit und die Fadenspannung vorgegeben
und es wird auf eine konstante Fadenspannung geregelt. Die Maschine spult dann zwingend
mit der vorgegebenen Spulgeschwindigkeit. Sobald die Fadenspannung ausserhalb des
gewählten Toleranzbereichs liegt, wird die betreffende Spulstelle ausser Betrieb gesetzt.
Im Unterschied dazu bildet nun nicht mehr die Spulgeschwindigkeit, sondern die Fadenspannung
den absolut einzuhaltenden Parameter. Es wird eine untere und eine obere Schwelle
der Fadenspannung definiert. Solange die Fadenspannung innerhalb des Toleranzbereichs
liegt, wird die Spulgeschwindigkeit stufenweise, mit einer definierten Rampensteilheit,
so lange erhöht, bis die Fadenspannung die obere Schwelle überschreitet. Bei Überschreiten
der oberen Schwelle wird die Spulgeschwindigkeit ebenfalls stufenweise und mit der
gleichen Rampensteilheit reduziert, bis die Fadenspannung wieder innerhalb des Toleranzbereichs
liegt.
[0034] Bei der Beurteilung, ob die Spulgeschwindigkeit erhöht oder vermindert werden soll,
haben die stochastischen Schwankungen der Fadenspannung Vorrang, da selbstverständlich
durch die Spulstelle verursachte Fadenbrüche verhindert werden sollen. Da Fadenbrüche
aber auch durch nicht im Bereich der Spulstelle bedingte Faktoren verursacht sein
können, wie beispielsweise durch Knoten, die vom Knotenfänger abgefangen werden, so
dass das Garn zum Reissen gebracht wird, oder durch eine schlechte Qualität der Vorlage-Spulen,
werden die Fadenbrüche als weiteres Kriterium für die Beeinflussung der Spulgeschwindigkeit
herangezogen. Man erhält auf diese Weise die Möglichkeit, bei schlechten Vorlagespulen
die Spulgeschwindigkeit entsprechend zu reduzieren. Selbstverständlich ist aber die
Vermeidung von Fadenbrüchen und die Einhaltung der zulässigen Fadenspannungstolerenz
die oberste Maxime.
[0035] Die Detektion von Fadenbrüchen erfolgt durch einen Sensor, beispielsweise des Sensor
6 für die Fadenspannung. Die Fadenbrüche werden in der Liefersteuerung 18 registriert
und gezählt und an die Spindelsteuerung 17 weiter geleitet, von welcher die Anzahl
Fadenbrüche pro Zeiteinheit als zweites Kriterium für die Regelung der Spulgeschwindigkeit
berücksichtigt wird. Alle gewonnenen Daten über die stochastischen Schwankungen der
Fadenspannung und die Anzahl der Fadenbrüche werden über einen bestimmten, rollenden
Zeitbereich aufgenommen, gespeichert und ausgewertet, wobei die Auswertung die Amplitude
und Wirkdauer der Spannungsstörungen sowie die Häufigkeit und Frequenz von allfälligen
Fadenbrüchen betrachtet und diese Daten statistisch aufbereitet.
1. Verfahren zur Erhöhung der Produktivität von Textilmaschinen, auf welchen ein Faden
(F) durch eine Fadenlieferung (5) von einem Vorrat (2) abgezogen und einer einen Fadenführer
(12) umfassenden Fadenverlegung (11) zugeführt und aus der Fadenspannung eine Regelgrösse
für die Geschwindigkeit des Fadens (F) gewonnen wird, dadurch gekennzeichnet, dass Informationen über die stochastischen Schwankungen der Fadenspannung erfasst und
für die genannte Regelgrösse berücksichtigt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die genannten Informationen Daten über die Amplitude und/oder die Dauer der stochastischen
Schwankungen der Fadenspannung enthalten.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Erfassung der Informationen über die stochastischen Schwankungen in Abhängigkeit
von der Position des Fadenführers (12) erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass für die Schwankungen der Fadenspannung eine untere und eine obere Grenze vorgegeben
werden, und dass die Spulgeschwindigkeit bei Unterschreiten der unteren Schwelle stufenweise
erhöht und bei Überschreiten der oberen Schwelle stufenweise reduziert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Spulgeschwindigkeit so lange erhöht wird bis die Schwankungen der Fadenspannung
die obere Schwelle überschreiten.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die stufenweise Erhöhung und die stufenweise Reduktion der Spulgeschwindigkeit mit
einer definierten, einstellbaren Rampensteilheit erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass Informationen über die Fadenbrüche registriert und für die genannte Regelgrösse mitberücksichtigt
werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine Registrierung der Häufigkeit und/oder der Frequenz der Fadenbrüche erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die genannten Informationen über einen bestimmten, rollenden Zeitbereich aufgenommen,
gespeichert und ausgewertet werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Auswertung der genannten Informationen ein Entscheidungskriterium für die
automatische Anpassung der Spulgeschwindigkeit gewonnen wird, mit dessen Hilfe die
Spulgeschwindigkeit so verändert wird, dass der Faden (F) möglichst schnell bei möglichst
wenig Stillständen verarbeitet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein Richtwert der Spulgeschwindigkeit und eine maximale Spulgeschwindigkeit vorgegeben
und die Regelgrösse so bestimmt wird, dass einerseits die Fadenspannung auf einem
vorgebbaren Wert und andererseits die Spulgeschwindigkeit innerhalb definierter Grenzen
auf einem möglichst hohen Wert gehalten wird.
12. Einrichtung zur Erhöhung der Produktivität von Textilmaschinen mit einem motorisch
angetriebenen Lieferwerk (5) für einen Faden (F), einer Fadenverlegung (11) mit einem
Fadenführer (12) zum Aufwickeln des Fadens (F) auf einen Garnträger (9), einem Antrieb
für den Garnträger (9) und einer Steuerung (17) für diesen, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb des Garnträgers (9) unter Berücksichtigung der stochastischen Schwankungen
der Fadenspannung geregelt ist.
13. Einrichtung nach Anspruch 12, gekennzeichnet durch einen Sensor (6) zur Messung der Fadenspannung und durch Mittel zur Erfassung der Fadenbrüche.
14. Einrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass anhand der Signale des Sensors (6) eine Erfassung der Amplitude und/oder der Dauer
der stochastischen Schwankungen der Fadenspannung erfolgt und dass diese Daten der
jeweiligen Position des Fadenführers (12) zugeordnet werden.
15. Einrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Position des Fadenführers (12) durch einen Sensor bestimmt wird oder von einer
Steuerstufe vorgegeben ist
16. Einrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb (4) des Lieferwerks (5) unter Berücksichtigung der stochastischen Schwankungen
der Fadenspannung geregelt ist.
17. Einrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass eine erste Steuerstufe (17) für den Antrieb des Garnträgers (9) und der Fadenverlegung
(11) und eine mit dieser verbundene zweite Steuerstufe (18) für den Antrieb (4) des
Lieferwerks (5) vorgesehen sind, und dass der ersten Steuerstufe (17) Daten über die
momentane Position des Fadenführers (12) und die momentane Fadenspannung zugeführt
sind.
18. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11 auf Spulmaschinen oder
Prozessmaschinen im Luftverwirbelungs- und Texturierbereich.
19. Anwendung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass auf Spulmaschinen mit einer Mehrzahl von Spulstellen die Fadengeschwindigkeit an
jeder Spulstelle individuell geregelt wird.