(57) Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer Verschleißschutzschicht,
insbesondere einer Zylinderlauffläche für eine Brennkraftmaschine, wobei zunächst
auf galvanischem Wege eine Beschichtung aufgetragen wird und diese danach einer Laserbehandlung
unterzogen wird.
Tribologisch besonders günstige und fertigungstechnisch gut beherrschbare Beschichtungen
lassen sich erfindungsgemäß dadurch erzielen, dass eine Fe-Beschichtung aufgetragen
wird, die verschiedene Legierungskomponenten Zn, Mo, Cr, Cn, Ni, Sn, Co, (0,05-15%,
vorzugsweise 0,1-1,0%) und/oder Partikel von CrOxide, FeOxide, Si
3N
4, Kohlenstoff, B
4C, SiC und weitere Carbide, Boride, Nitride und Silicide enthält und dass darauf hin
die Beschichtung einer Kurzpuls-Laserbehandlung mit einer Energiedichte ≥ 1 J/cm
2, insbesondere 1,75 J/cm
2 bis 5 J/cm
2 unterzogen wird.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer Verschleißschutzschicht,
insbesondere einer Zylinderlauffläche für eine Brennkraftmaschine mit den weiteren
Merkmalen nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Ganz allgemein bezieht sich die Erfindung auf die Gestaltung von Gleitflächen an
Maschinenbauteilen, um deren tribologische Eigenschaften zu verbessern. Die Maschinenbauteile
können aus konventionellem oder warmfestem Stahlwerkstoff, aber auch aus Leichtmetalllegierungen,
insbesondere Titan-, Magnesium- oder Aluminiumlegierungen bestehen.
[0003] Als einschlägig vorbekannter Stand der Technik kann zunächst auf die EP 0 745 450
B1 verwiesen werden, die insbesondere ein Verfahren zum Bearbeiten der Zylinderlaufflächen
von Hubkolben-Brennkraftmaschinen aus einer Aluminiumlegierung mittels eines Lasers
beschreibt, dessen Energie impulsförmig unter Beeinflussung der Oberflächenstruktur
im Mikrobereich indiziert wird. Die Bearbeitung wird unter überwiegender Stickstoffumgebung
durchgeführt. Dabei hat sich vorteilhafterweise gezeigt, dass bei einer Laufflächenbehandlung
im Mikrobereich mit einem gepulsten Laser bei Verwendung einer Stickstoffumgebung
sich auf der Lauffläche eine mehrere µm starke Aluminiumnitrit-Oberflächenschicht
ausbildet, die nahezu homogen und glattflächig vorliegt, so dass hervorragende tribologische
Eigenschaften und eine hohe Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit erreicht werden.
[0004] Unter dem Titel "UV-Laser lässt Motoren aus Grauguss lange leben" wird in den VDI-Nachrichten
vom 07. März 2003 auf Seite 18 von einem neuen Laserverfahren berichtet, welches drastisch
den Ölverbrauch von Motoren verringert. Dabei kommt eine UV-Photonen-Belichtungsanlage
zum Einsatz, die die Grauguss-Zylinderlaufbahnoberflächen so bearbeitet, dass sie
und die Kolbenringe weniger verschleißen und der Ölverbrauch gegenüber herkömmlich
gefertigten Motoren stark reduziert wird.
[0005] Die WO 01/66830 A2 beschreibt ein Verfahren zum Aufbringen einer Metallschicht auf
Oberflächen von Leichtmetallen, bei dem Eisen aus einem Fe(II)-Verbindungen enthaltenden
wässrigen Abscheidebad unter Verwendung von dimensionsstabilen, in dem Abscheidebad
unlöslichen Anoden auf den Oberflächen elektrolytisch abgeschieden wird. Das Verfahren
ist insbesondere zum Beschichten von Zylinderlaufflächen von Verbrennungsmotoren und
von rotationssymmetrischen Teilen mit Schichten mit sehr hoher Verschleißbeanspruchung,
insbesondere Ventile, Düsen und andere Teile von Hochdruckeinspritzsystemen für Kraftfahrzeugmotoren
geeignet.
[0006] In diesem Dokument ist auch auf die DE 196 53 210 A1 verwiesen, die korrosionsbeständige
Eisenschichten erwähnt, die auf galvanotechnischem Wege auf Aluminium und dessen Legierungen
abgeschieden werden können. Bevorzugte Verwendung ist die Beschichtung von Zylinderlaufflächen
von Verbrennungsmotoren.
[0007] Aus der DE 40 40 436 A1 ist schließlich ein Verfahren zur Herstellung von Verschleißschutzschichten
auf Zylinderlaufflächen aus Leichtmetalllegierungen bekannt, bei dem mittels Hochenergiestrahlen
(Laser- oder Elektronenstrahlen) die gesamte Zylinderlauffläche einer Phasenumwandlung
fest-flüssig-fest unterworfen wird und nachfolgend eine mechanische Nachbearbeitung
erfolgt. Parallel dazu kann eine Legierung der gesamten Oberfläche mit Nickel erfolgen,
in dem die Zylinderlauffläche vor einer Phasenumwandlung galvanisch oder anderweitig
beschichtet wird.
[0008] Im Anschluss an die Phasenumwandlung erfolgt dann die mechanische Feinbearbeitung
der Oberfläche durch Feindrehen und Honen.
[0009] Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung einer Verschleißschutzschicht,
insbesondere einer Zylinderlauffläche für eine Brennkraftmaschine, bereitzustellen,
mit dem tribologisch besonders günstige und fertigungstechnisch gut beherrschbare
Beschichtungen erzielt werden können.
[0010] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch den Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen und Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind mit den
Unteransprüchen beansprucht.
[0011] Erfindungsgemäß wird also zunächst galvanisch eine Eisen-Beschichtung aufgetragen,
die verschiedene Legierungskomponenten und/oder Partikel enthält, während daraufhin
diese Beschichtung einer Kurzpuls-Laserbehandlung mit einer bestimmten Energiedichte
unterzogen wird. Zum Aufbringen der Eisen-Beschichtung kann man sich der bekannten
Verfahrensweisen bedienen. Bevorzugt kommt das von der Gramm Technik GmbH, DE-Ditzingen,
entwickelte GST-Verfahren zur Anwendung, welches mit einem geschlossenen, modular
aufgebauten Anlagesystem als fertigungsintegrierte Beschichtungsanlage arbeitet und
beispielsweise im Sonderdruck 9/94 der Zeitschrift mo-Beschichten von Metall und Kunststoff
- beschrieben ist sowie auch in der Patentliteratur behandelt wird (vgl. DE 39 03
696 A1 ).
[0012] Durch die erfindungsgemäße Belichtung der Oberfläche der galvanisch abgeschiedenen
Eisen-Beschichtung oder durch Belichtung der durch Honen vorbearbeiteten Eisen-Beschichtung
mit einem Kurzpulslaser können die Graphiteinschlüsse an der Oberfläche freigelegt
werden, so dass eine mikrohydrodynamisch wirkende Gleitfläche entstehen kann. Bevorzugt
ist die Energiedichte der Kurzpulslaserbehandlung ≥ 1 J/cm
2, insbesondere 1,75 J/cm
2 bis 5 J/cm
2. Die an der Oberfläche offenen Graphiteinschlüsse haben die Fähigkeit Öl aufzunehmen,
das heißt, sie dienen als Schmierstoffreservat.
[0013] Die Kurzpuls-Laserbehandlung ist, wie eingangs erwähnt, als solche bereits hinlänglich
bekannter Stand der Technik. Bei der Anwendung hinsichtlich der vorliegenden Erfindung
kann daher auf die bereits vorhandenen Erkenntnisse des Standes der Technik zurückgegriffen
werden.
[0014] Als bevorzugtes Anwendungsgebiet der Erfindung werden entsprechende Komponenten,
insbesondere Zylinderlaufflächen, von Verbrennungskraftmaschinen oder Hubkolbenmaschinen
angesehen. Weitere erwähnenswerte Komponenten sind z. B. Pleuelstangen (insbesondere
Pleuelaugen), Kurbelwellen, Nockenwellen, Ventilführungen und Schlepphebel.
[0015] In bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung weist der galvanische Verfahrensparameter
Stromdichte Werte von 5-500 A/dm
2 vorzugsweise 20-500 A/dm
2 auf, um eine nanokristalline Gefügestruktur mit einer Härte von 100 HV bis 900 HV,
insbesondere 150 HV bis 900 HV zu erzeugen.
[0016] Ein weiterer galvanischer Verfahrensparameter ist die Gleichstromfrequenz. Mit einer
eingestellten Gleichstromfrequenz von 100 HZ - 10.000 HZ, typisch 1.00 HZ - 2.000
HZ, wobei zur Keimbildung der Betrieb im Unterdruck bei 0,6 bar - 0,99 bar, vorzugsweise
0,8 bar - 0,9 bar erfolgt, weist die abgeschiedene Eisenschicht Zugfestigkeiten von
Rm = 300 Mpa bis Rm = 3.000 Mpa auf. Durch die Erhöhung der Stromdichte wird die Härte
und Zugfestigkeit gesteigert. Durch Erhöhung des Unterdruckes der Strömungsgeschwindigkeit
wird die Duktilität und Nanokristallinität verbessert, ebenso wie durch die Erhöhung
der Pulsfrequenz.
[0017] Um die Verschleißfestigkeit der abgeschiedenen Eisen-Schicht weiter zu steigern,
werden in einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung dem Elektrolyten Elemente
zugegeben, so dass in der abgeschiedenen Eisen-Schicht 0% bis 4% Si, insbesondere
1,8% bis 2,8% Si, sowie 0% bis 2% Mn, insbesondere 0,3% bis 1,0% Mn, S ≤ 0,15% und
0% bis 0,6% Cr, insbesondere 0,15% bis 0.4% Cr, Cu ≤ 0,1%, sowie 0% bis 40% Co, insbesondere
10% bis 20% Co, enthalten sind.
[0018] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass bei der galvanischen
Abscheidung der Verschleißschutzschicht Nano- oder Mikropartikel mit abgeschieden
werden, nämlich, alternativ oder kumulativ Nitride, wie beispielsweise Si
3 N
4 oder B
4N, Karbide, wie beispielsweise Si C oder MoS
2, polykristalliner Diamant, keramische Partikel aller Art, Oxide, Polymere, Phosphide
usw. Die Nanopartikel besitzen bevorzugt eine Größe von 5 nm bis 500 nm, vorzugsweise
50 nm bis 200 nm. Die Größe der Mikropartikel kann zwischen 0,5 µm und 50 µm, vorzugsweise
1 µm bis 6 µm liegen. Vorteilhaft hat sich ein Einzel- oder Gesamtvolumenanteil der
Partikel von 2% bis 30%, insbesondere 2% bis 20%, ergeben.
[0019] Als tribologisch äußerst vorteilhaft haben sich mikrohydrodynamisch wirkende Oberflächenstrukturen
erwiesen. Sie zeichnen sich durch eine erheblich gesteigerte Tragfähigkeit und damit
in gleichem Maße reduzierte Mischreibung der Gleitpartner aus. In der Folge ergibt
sich eine beachtliche Verschleiß- und Reibverlustleistungsreduzierung. Bei Kolbenmaschinen
ist darüber hinaus ein um ca. 75% reduzierter Ölverbrauch gegenüber konventionell
gehonten Zylinderlaufbahnen zu vermerken. Eine derartig mikrohydrodynamisch wirkende,
tribologisch beanspruchte Gleitfläche lässt sich durch Einlagerung von Kohlenstoffpartikeln
in die galvanisch abgeschiedene Schicht verwirklichen.
[0020] Eine gleichartige, mikrohydrodynamische Oberflächenstruktur lässt sich durch die
Einlagerung von Polymeren sowie kohlenstoffhaltigen organischen und anorganischen
Verbindungen in der galvanischen Eisen-Beschichtung durch die erfindungsgemäße Kurzpulslaserbelichtung
erzeugen. Dabei entsteht durch die hohe Pulsleistung ein Metalldampfplasma als hoch
energetische Gasphase, das seinerseits ein atmosphärisches Plasma initiiert und hierbei
den Stickstoff der Luft, der als N
2 vorhanden ist, in atomaren Stickstoff überführt. Als atomarer Stickstoff ist dieser
reaktiv, kann also chemisch reagieren. Bei der Kurzpulslaserbelichtung entzieht dieser
atomare Stickstoff den Polymeren Wasserdampf, das heißt, die Polymerketten werden
aufgebrochen. Hierbei rekombinieren die Polymere sowie die kohlenstoffhaltigen organischen
und anorganischen Verbindungen zu graphitähnlichen Strukturen. Im Metalldampfplasma
enthaltene Silicide und Carbide werden durch den atomaren Stickstoff in Nitride (Siliciumnitrid,
Carbonitrid) überführt, die sich dann mikrokristallin bzw. nanokristallin auf der
Werkstückoberfläche niederschlagen.
1. Verfahren zur Herstellung einer Verschleißschutzschicht, insbesondere einer Zylinderlauffläche
für eine Brennkraftmaschine, durch galvanisches Aufbringen einer Beschichtung mit
anschließender Beaufschlagung durch Laserstrahlen, dadurch gekennzeichnet, dass zunächst eine Eisen-Beschichtung aufgetragen wird, die verschiedene Legierungskomponenten
Zn, Mo, Cr, Cu, Ni, Sn, Co (0,05-15% vorzugsweise 0,1-1%) und/oder Partikel von CrOxide,
FeOxide, Si3N4, Kohlenstoff, B4C, SiC und weitere Carbide, Boride, Nitride und Silicide enthält, wonach die Eisen-Beschichtung
einer Kurzpuls-Laserbehandlung mit einer Energiedichte > 1 J/cm2, insbesondere 1,75 J/cm2 bis 5 J/cm2, unterzogen wird.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die galvanisch abgeschiedene Eisenschicht durch spezifische Verfahrensparameter mit
Stromdichten von 5-500 A/dm2 vorzugsweise 20-500 A/dm2 auf eine nanokristalline Gefügestruktur und eine abgeschiedene Eisen-Beschichtung
mit einer Härte von 100 HV bis 900 HV, insbesondere 150 HV bis 350 HV eingestellt
wird.
3. Verfahren nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die galvanischen Verfahrensparameter mit einer Gleichstromfrequenz von 100-10.000
Hz - typisch 1.000-2.000 Hz, eingestellt werden, wobei zur Kristallkeimbildung der
Betrieb im Unterdruck bei 0,6-0,99 bar, vorzugsweise 0,8-0,9 bar erfolgt, so dass
die abgeschiedene Eisen-Beschichtung eine Zugfestigkeit von Rm = 300 Mpa bis Rm =
3000 Mpa aufweist.
4. Verfahren nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung des Elektrolyten dergestalt erfolgt, dass in der abgeschiedenen
Eisen-Beschichtung 0,1 % bis 4% Sn, insbesondere 1,8% bis 2,8% Sn sowie 0,1% bis 2%
Mn, insbesondere 0,3% bis 1,0% Mn, S ≤ 0,15% und 0,1% bis 0,6% Cr, insbesondere 0,15%
bis 0,4% Cr sowie Cu 0,1% bis 10%, insbesondere 1%-2% sowie 0,1% bis 40% Co, insbesondere
10% bis 20% Co, enthalten sind.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Patentansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei der galvanischen Abscheidung Nano- oder Mikropartikel mit abgeschieden werden,
und zwar alternativ oder kumulativ Nitride, wie beispielsweise Si3 N4 oder B4N, Karbide, wie beispielsweise SiC oder MoS2, polykristalliner Diamant, keramische Partikel aller Art, Oxide, Polymere, Phosphide
und Kohlenstoff.
6. Verfahren nach Patentanspruch 5, gekennzeichnet durch eine Größe der Nanopartikel von 5 nm bis 500 nm, vorzugsweise 50 nm bis 200 nm.
7. Verfahren nach Patentanspruch 5, gekennzeichnet durch eine Größe der abgeschiedenen Mikropartikel von 0,5 µm bis 50 µm, vorzugsweise 1
µm bis 6 µm.
8. Verfahren nach Patentanspruch 5, gekennzeichnet durch einen Einzeloder Gesamtvolumenanteil der Partikel von 0,1% bis 30%, insbesondere
2% bis 20%.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Patentansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass durch das bei der Kurzpuls-Laserbehandlung sich bildende Metalldampfplasma Silicide
und Carbide in nano- und/oder mikrokristalline Nitride überführt werden und diese
sich auf der Oberfläche niederschlagen.