(19)
(11) EP 1 522 818 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.04.2005  Patentblatt  2005/15

(21) Anmeldenummer: 04018312.1

(22) Anmeldetag:  03.08.2004
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F42B 5/18
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL HR LT LV MK

(30) Priorität: 11.10.2003 DE 10347372

(71) Anmelder: Rheinmetall Waffe Munition GmbH
84544 Aschau am Inn (DE)

(72) Erfinder:
  • Thiesen, Stefan Dr.
    47877 Willich (DE)
  • Jungbluth, Dieter
    56249 Herschbach (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara, Dipl.-Ing. 
Thul Patentanwaltsgesellschaft mbH Rheinmetall Allee 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)

   


(54) Geschützmunition


(57) Die Erfindung betrifft Geschützmunition mit einer Treibladung (4), die von einem geschlossenen Raum aus in den Ladungsraum eines Geschützes ladbar ist.
Um zu erreichen, daß bei der bestimmungsgemäßen Verwendung der Geschützmunition auch bei hoher Feuergeschwindigkeit ein nur relativ geringer Anteil an Kohlenmonoxid in den Kampfraum des Kampffahrzeuges gelangt, schlägt die Erfindung vor, eine sauerstoffabgebende Substanz (7; 8) im heckseitigen Bereich der Munition (1; 10) anzuordnen, so daß nach Schußabgabe insbesondere die im verschlußnahen Bereich entstehenden Kohlenmonoxidgase zu Kohlendioxid oxidiert werden und nach Öffnen des Verschlusses nicht in den Kampfraum gelangen können.
Vorzugsweise sollte die sauerstoffabgebende Substanz (7; 8) derart gewählt werden, daß sie zu einem möglichst späten Zeitpunkt den Sauerstoff freisetzt, damit sichergestellt ist, daß nur ein geringer Einfluß auf das Abbrandverhalten des Treibladungspulvers eintritt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft Geschützmunition mit einer Treibladung, die von einem geschlossenen Raum aus in den Ladungsraum eines Geschützes ladbar ist.

[0002] Beim Abbrand leistungsstarker Treibladungspulver, wie sie beispielsweise beim Verschießen von Panzermunition verwendet werden, liegt häufig eine negative Sauerstoffbilanz vor, d.h. der in dem Treibladungspulver gebundene Sauerstoff reicht nicht zur vollständigen Umsetzung des Treibladungspulvers aus. Dadurch treten in den Schwaden giftige Gase, und zwar insbesondere Kohlenmonoxid, auf. Beim schnellen Nachladen des Geschützes gelangen die giftigen Gase dann beim Öffnen des Verschlusses teilweise in den Kampfraum des entsprechenden Kampffahrzeuges und gefährden dessen Besatzung.

[0003] Aus der DE 20 36 670 A1 ist es bereits bekannt, zur Erhöhung der Leistung konventioneller Treibladungspulver mit negativer Sauerstoffbilanz flüssige Oxidatoren zu verwenden, welche in dünnwandigen Glaskapseln eingeschmolzen sind. Diese Glaskapseln sind in das Treibladungspulver eingebettet und werden aufgrund des während des Abschußvorganges entstehenden Druckes und/oder Temperatur derart beeinflußt, daß sie ihren Inhalt für die gewünschte Nachoxidation der Pulverschwaden freisetzen.

[0004] Durch die Einbettung der Oxidatoren innerhalb des Treibladungspulvers wird indessen nicht verhindert, daß patronenbodenseitig immer noch ein relativ hoher Anteil an Kohlenmonoxid entsteht, der dann beim Öffnen des Verschlusses des entsprechenden Geschützes teilweise in den Kampfraum des Panzers gelangt.

[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Geschützmunition der eingangs erwähnten Art anzugeben, bei deren bestimmungsgemäßen Verwendung auch bei hoher Feuergeschwindigkeit ein nur relativ geringer Anteil an Kohlenmonoxid in den Kampfraum des Kampffahrzeuges gelangt.

[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.

[0007] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, daß eine sauerstoffabgebende Substanz im heckseitigen Bereich der Munition angeordnet wird, so daß nach Schußabgabe insbesondere die im verschlußnahen Bereich entstehenden Kohlenmonoxidgase zu Kohlendioxid oxidiert werden und nach Öffnen des Verschlusses nicht mehr in den Kampfraum gelangen können.

[0008] Vorzugsweise sollte die sauerstoffabgebende Substanz derart gewählt werden, daß sie den Sauerstoff zu einem möglichst späten Zeitpunkt freisetzt, damit sichergestellt ist, daß durch den Oxidator nur ein geringer Einfluß auf das Abbrandverhalten des Treibladungspulvers ausgeübt wird. Insbesondere darf kein Leistungsverlust mit der Verwendung dieser Substanz verbunden sein.

[0009] Insbesondere bei patronierter Munition hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die sauerstoffabgebende Substanz innenseitig im Bereich des Hülsenbodens angeordnet ist.

[0010] Bei einer Ausführungsform der Erfindung, bei der die Munition eine verbrennbare Hülse umfaßt, befindet sich die sauerstoffabgebende Substanz vorzugsweise zwischen der verbrennbaren Hülse und dem Hülsenboden und weist die Form einer Manschette auf.

[0011] Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung, bei der die Munition mit einem zentralen Treibladungsanzünder versehen ist, ist die sauerstoffabgebende Substanz als ringförmiger Körper ausgebildet, der am Unterteil des Treibladungsanzünders angeordnet ist und diesen ringförmig umschließt.

[0012] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:

Fig.1 ein erstes Ausführungsbeispiel eines hülsenbodenseitigen Bereiches einer erfindungsgemäßen patronierten Geschützmunition, bei der die sauerstoffabgebende Substanz aus einer am Hülsenboden anliegenden Manschette besteht, und

Fig.2 ein zweites Ausführungsbeispiel des patronenbodenseitigen Bereiches einer erfindungsgemäßen patronierten Geschützmunition, bei der die sauerstoffabgebende Substanz aus einem ringförmigen Körper besteht, der am Unterteil eines Treibladungsanzünders angeordnet ist.



[0013] In Fig.1 ist mit 1 der bodenseitige Bereich einer Patrone bezeichnet, die einen Hülsenboden 2 aus Metall und eine verbrennbare Hülse 3 umfaßt. Innerhalb der verbrennbaren Hülse 3 befindet sich Treibladungspulver 4, welches durch einen zentralen Treibladungsanzünder 5 anzündbar ist.

[0014] Erfindungsgemäß ist zwischen dem Hülsenboden 2 und dem patronenbodenseitigen Bereich 6 der verbrennbaren Hülse 3 eine Manschette 7 angeordnet, die aus einer sauerstoffabgebenden Substanz besteht.

[0015] Befindet sich daher die Patrone 1 in einem Geschützrohr (nicht dargestellt), so wird bei Schußabgabe zunächst das Treibladungspulver 4 mittels des Treibladungsanzünders 5 gezündet. Anschließend verbrennt dann die Hülse 3 und erwärmt die Manschette 7 so stark, daß diese beginnt, Sauerstoff im bodenseitigen Bereich der Patrone 1, und somit auch im verschlußseitigen Bereich des Geschützes, freizusetzen.

[0016] In Fig.2 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt, bei dem die sauerstoffabgebende Substanz als ringförmiger Körper 8 ausgebildet ist, der am Unterteil 9 des wiederum mit 5 bezeichneten Treibladungsanzünders angeordnet ist und diesen ringförmig umschließt. Die entsprechende Laborierung der Patrone 10 ist in diesem Falle besonders einfach, da der ringförmige Körper 8 lediglich auf den Treibladungsanzünder 5 aufgeschoben werden braucht.

[0017] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. So kann die sauerstoffabgebende Substanz zur Reduzierung des Kohlenmonoxidgehaltes selbstverständlich auch bei nicht patronierter Munition eingesetzt werden. In diesem Fall wird nach dem Laden der letzten Teilladung (Treibladungsmoduls) ein entsprechendes Modul mit einer sauerstoffabgebenden Substanz in den Ladungsraum des Geschützes eingesetzt, welches z.B. nach Erreichen eines vorgegebenen Gasdruckes in dem Geschützrohr Sauerstoff abgibt. Um die Zündung der Treibladungsmodule nicht zu behindern, kann dieses Modul z.B. mit einem oder mehreren Zündkanälen versehen sein.

Bezugszeichenliste



[0018] 
1
Patrone, Geschützmunition, Munition
2
Hülsenboden
3
(verbrennbare) Hülse
4
Treibladungspulver, Treibladung
5
Treibladungsanzünder
6
Bereich
7
sauerstoffabgebende Substanz, Manschette
8
sauerstoffabgebende Substanz, ringförmiger Körper
9
Unterteil
10
Patrone, Geschützmunition, Munition



Ansprüche

1. Geschützmunition mit einer Treibladung (4), die von einem geschlossenen Raum aus in den Ladungsraum eines Geschützes ladbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß im heckseitigen Bereich der Munition (1; 10) eine sauerstoffabgebende Substanz (7; 8) angeordnet ist, die nach Zündung der Treibladung (4) im verschlußseitigen Bereich des Ladungsraumes des Geschützes Sauerstoff freisetzt, so daß der bei Schußabgabe im Ladungsraum sich bildende Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid oxidiert.
 
2. Geschützmunition nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei patronierter Munition (1; 10) die sauerstoffabgebende Substanz (7; 8) innenseitig im Bereich des Hülsenbodens (2) angeordnet ist.
 
3. Geschützmunition nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die sauerstoffabgebende Substanz (7) bei einer Munition (1) mit verbrennbarer Hülse (3) außerhalb der verbrennbaren Hülse (3) angeordnet ist.
 
4. Geschützmunition nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die sauerstoffabgebende Substanz (7) zwischen der verbrennbaren Hülse (3) und dem Hülsenboden (2) der Munition (1) angeordnet ist.
 
5. Geschützmunition nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die sauerstoffabgebende Substanz (7) in Form einer Manschette zwischen dem Hülsenboden (2) und der sich anschließenden verbrennbaren Hülse (3) angeordnet ist.
 
6. Geschützmunition nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei Munition (10) mit einem zentralen Treibladungsanzünder (5) die sauerstoffabgebende Substanz (8) als ringförmiger Körper ausgebildet ist, der am Unterteil (9) des Treibladungsanzünders (5) angeordnet ist und dieses ringförmig umschließt.
 




Zeichnung










Recherchenbericht