[0001] Die Erfindung betrifft Geschützmunition mit einer Treibladung, die von einem geschlossenen
Raum aus in den Ladungsraum eines Geschützes ladbar ist.
[0002] Beim Abbrand leistungsstarker Treibladungspulver, wie sie beispielsweise beim Verschießen
von Panzermunition verwendet werden, liegt häufig eine negative Sauerstoffbilanz vor,
d.h. der in dem Treibladungspulver gebundene Sauerstoff reicht nicht zur vollständigen
Umsetzung des Treibladungspulvers aus. Dadurch treten in den Schwaden giftige Gase,
und zwar insbesondere Kohlenmonoxid, auf. Beim schnellen Nachladen des Geschützes
gelangen die giftigen Gase dann beim Öffnen des Verschlusses teilweise in den Kampfraum
des entsprechenden Kampffahrzeuges und gefährden dessen Besatzung.
[0003] Aus der DE 20 36 670 A1 ist es bereits bekannt, zur Erhöhung der Leistung konventioneller
Treibladungspulver mit negativer Sauerstoffbilanz flüssige Oxidatoren zu verwenden,
welche in dünnwandigen Glaskapseln eingeschmolzen sind. Diese Glaskapseln sind in
das Treibladungspulver eingebettet und werden aufgrund des während des Abschußvorganges
entstehenden Druckes und/oder Temperatur derart beeinflußt, daß sie ihren Inhalt für
die gewünschte Nachoxidation der Pulverschwaden freisetzen.
[0004] Durch die Einbettung der Oxidatoren innerhalb des Treibladungspulvers wird indessen
nicht verhindert, daß patronenbodenseitig immer noch ein relativ hoher Anteil an Kohlenmonoxid
entsteht, der dann beim Öffnen des Verschlusses des entsprechenden Geschützes teilweise
in den Kampfraum des Panzers gelangt.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Geschützmunition der eingangs erwähnten
Art anzugeben, bei deren bestimmungsgemäßen Verwendung auch bei hoher Feuergeschwindigkeit
ein nur relativ geringer Anteil an Kohlenmonoxid in den Kampfraum des Kampffahrzeuges
gelangt.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere,
besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0007] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, daß eine sauerstoffabgebende
Substanz im heckseitigen Bereich der Munition angeordnet wird, so daß nach Schußabgabe
insbesondere die im verschlußnahen Bereich entstehenden Kohlenmonoxidgase zu Kohlendioxid
oxidiert werden und nach Öffnen des Verschlusses nicht mehr in den Kampfraum gelangen
können.
[0008] Vorzugsweise sollte die sauerstoffabgebende Substanz derart gewählt werden, daß sie
den Sauerstoff zu einem möglichst späten Zeitpunkt freisetzt, damit sichergestellt
ist, daß durch den Oxidator nur ein geringer Einfluß auf das Abbrandverhalten des
Treibladungspulvers ausgeübt wird. Insbesondere darf kein Leistungsverlust mit der
Verwendung dieser Substanz verbunden sein.
[0009] Insbesondere bei patronierter Munition hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn
die sauerstoffabgebende Substanz innenseitig im Bereich des Hülsenbodens angeordnet
ist.
[0010] Bei einer Ausführungsform der Erfindung, bei der die Munition eine verbrennbare Hülse
umfaßt, befindet sich die sauerstoffabgebende Substanz vorzugsweise zwischen der verbrennbaren
Hülse und dem Hülsenboden und weist die Form einer Manschette auf.
[0011] Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung, bei der die Munition mit einem
zentralen Treibladungsanzünder versehen ist, ist die sauerstoffabgebende Substanz
als ringförmiger Körper ausgebildet, der am Unterteil des Treibladungsanzünders angeordnet
ist und diesen ringförmig umschließt.
[0012] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand
von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig.1 ein erstes Ausführungsbeispiel eines hülsenbodenseitigen Bereiches einer erfindungsgemäßen
patronierten Geschützmunition, bei der die sauerstoffabgebende Substanz aus einer
am Hülsenboden anliegenden Manschette besteht, und
Fig.2 ein zweites Ausführungsbeispiel des patronenbodenseitigen Bereiches einer erfindungsgemäßen
patronierten Geschützmunition, bei der die sauerstoffabgebende Substanz aus einem
ringförmigen Körper besteht, der am Unterteil eines Treibladungsanzünders angeordnet
ist.
[0013] In Fig.1 ist mit 1 der bodenseitige Bereich einer Patrone bezeichnet, die einen Hülsenboden
2 aus Metall und eine verbrennbare Hülse 3 umfaßt. Innerhalb der verbrennbaren Hülse
3 befindet sich Treibladungspulver 4, welches durch einen zentralen Treibladungsanzünder
5 anzündbar ist.
[0014] Erfindungsgemäß ist zwischen dem Hülsenboden 2 und dem patronenbodenseitigen Bereich
6 der verbrennbaren Hülse 3 eine Manschette 7 angeordnet, die aus einer sauerstoffabgebenden
Substanz besteht.
[0015] Befindet sich daher die Patrone 1 in einem Geschützrohr (nicht dargestellt), so wird
bei Schußabgabe zunächst das Treibladungspulver 4 mittels des Treibladungsanzünders
5 gezündet. Anschließend verbrennt dann die Hülse 3 und erwärmt die Manschette 7 so
stark, daß diese beginnt, Sauerstoff im bodenseitigen Bereich der Patrone 1, und somit
auch im verschlußseitigen Bereich des Geschützes, freizusetzen.
[0016] In Fig.2 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt, bei dem
die sauerstoffabgebende Substanz als ringförmiger Körper 8 ausgebildet ist, der am
Unterteil 9 des wiederum mit 5 bezeichneten Treibladungsanzünders angeordnet ist und
diesen ringförmig umschließt. Die entsprechende Laborierung der Patrone 10 ist in
diesem Falle besonders einfach, da der ringförmige Körper 8 lediglich auf den Treibladungsanzünder
5 aufgeschoben werden braucht.
[0017] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt. So kann die sauerstoffabgebende Substanz zur Reduzierung des Kohlenmonoxidgehaltes
selbstverständlich auch bei nicht patronierter Munition eingesetzt werden. In diesem
Fall wird nach dem Laden der letzten Teilladung (Treibladungsmoduls) ein entsprechendes
Modul mit einer sauerstoffabgebenden Substanz in den Ladungsraum des Geschützes eingesetzt,
welches z.B. nach Erreichen eines vorgegebenen Gasdruckes in dem Geschützrohr Sauerstoff
abgibt. Um die Zündung der Treibladungsmodule nicht zu behindern, kann dieses Modul
z.B. mit einem oder mehreren Zündkanälen versehen sein.
Bezugszeichenliste
[0018]
- 1
- Patrone, Geschützmunition, Munition
- 2
- Hülsenboden
- 3
- (verbrennbare) Hülse
- 4
- Treibladungspulver, Treibladung
- 5
- Treibladungsanzünder
- 6
- Bereich
- 7
- sauerstoffabgebende Substanz, Manschette
- 8
- sauerstoffabgebende Substanz, ringförmiger Körper
- 9
- Unterteil
- 10
- Patrone, Geschützmunition, Munition
1. Geschützmunition mit einer Treibladung (4), die von einem geschlossenen Raum aus in
den Ladungsraum eines Geschützes ladbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß im heckseitigen Bereich der Munition (1; 10) eine sauerstoffabgebende Substanz (7;
8) angeordnet ist, die nach Zündung der Treibladung (4) im verschlußseitigen Bereich
des Ladungsraumes des Geschützes Sauerstoff freisetzt, so daß der bei Schußabgabe
im Ladungsraum sich bildende Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid oxidiert.
2. Geschützmunition nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei patronierter Munition (1; 10) die sauerstoffabgebende Substanz (7; 8) innenseitig
im Bereich des Hülsenbodens (2) angeordnet ist.
3. Geschützmunition nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die sauerstoffabgebende Substanz (7) bei einer Munition (1) mit verbrennbarer Hülse
(3) außerhalb der verbrennbaren Hülse (3) angeordnet ist.
4. Geschützmunition nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die sauerstoffabgebende Substanz (7) zwischen der verbrennbaren Hülse (3) und dem
Hülsenboden (2) der Munition (1) angeordnet ist.
5. Geschützmunition nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die sauerstoffabgebende Substanz (7) in Form einer Manschette zwischen dem Hülsenboden
(2) und der sich anschließenden verbrennbaren Hülse (3) angeordnet ist.
6. Geschützmunition nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei Munition (10) mit einem zentralen Treibladungsanzünder (5) die sauerstoffabgebende
Substanz (8) als ringförmiger Körper ausgebildet ist, der am Unterteil (9) des Treibladungsanzünders
(5) angeordnet ist und dieses ringförmig umschließt.