[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Schaltungsanordnung zur Erzeugung
einer eisenbahntechnisch sicheren Rückmeldung gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1 bzw. 10.
[0002] Die vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der Eisenbahnsicherungstechnik. Um
einen möglichst lückenlosen Sicherheitsnachweis bei der Übertragung von Kommandos
an eine eisenbahntechnische Einheit und entsprechender Rückmeldungen über ausgeführte
Kommandos führen zu können, ist es erforderlich, dass auch die Rückmeldungen möglichst
nicht durch auftretende elektromagnetische Störfelder verfälscht werden. Diese Störfelder
resultieren insbesondere aus:
a) Traktionsströme in Fahrdraht, Schiene und Fahrzeug;
b) Ströme aus den eingesetzten Wirbelstrombremsen.
Dabei werden diese Störfelder durch das im Gleisbereich massiv vorhandene ferromagnetische
Material verändert, insbesondere durch Reflexion, Phasenverschiebungen und durch lokal
induzierte Sekundärströme.
[0003] Die Rückmeldungen beinhalten das Überwachen von Kontakten und Zuständen wie z.B.
«Barriere geschlossen» oder «Weiche verriegelt». Aufgrund einer solchen Rückmeldung
kann z.B. ein Signal auf freie Fahrt gesetzt werden.
[0004] Die zu erfüllenden Anforderungen an Schaltungen bezüglich Umgebungseinflüsse sind
in den Normen EN 50126 und EN 50129 festgelegt.
[0005] In Figur 1 ist eine Schaltungsanordnung gemäss dem Stand der Technik gezeigt. Eine
erste eisenbahntechnische Einheit 10 ist über eine Leitung 3 mit einer zweiten eisenbahntechnische
Einheit 20 verbunden. Durch ein an die erste Einheit 10 übermitteltes Kommando 1 wird
ein Kontakt 18 betätigt und bewirkt, dass am Ausgang der ersten Einheit eine Spannung
U
1 und am Eingang der zweiten eisenbahntechnischen Einheit 20 eine Spannung U
2 anliegt. Die am Ausgang der ersten Einheit anliegende Spannung wird benutzt, um eine
Rückmeldung 2 zu generieren. Aufgrund der im Gleisbereich auftretenden starken elektromagnetischen
Felder (in Fig. 1 symbolisch durch den Pfeil 4 dargestellt) ist es nun möglich, dass
über die Leitungen 3 eine so hohe Spannung induziert wird, mit der eine Rückmeldung
2 über ein nur vermeintlich ausgeführtes Kommando 1 erzeugt werden kann. Die Folgen
einer solchen Rückmeldung können fatale Auswirkungen haben, z.B. wenn dadurch ein
Signal fälschlicherweise auf «FAHRT» gestellt würde. Das Problem mit der Induktion
durch Störfelder 4 auf die Leitung 3 kann mit einer Gleichstromdetektion deshalb nicht
zufriedenstellend gelöst werden, weil auf der Seite der zweiten eisenbahntechnischen
Einheit 20 aktive Stromdetektionselemente vorgesehen werden müssten. Darüber hinaus
besteht bei einer Stromdetektion zusätzlich das Problem der sogenannten DC-Drift.
Eine Leistungserfassung ist nicht erforderlich.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine
Schaltungsanordnung zur Erzeugung einer eisenbahntechnisch sicheren Rückmeldung anzugeben,
die weitgehend immun gegen die im Gleisbereich auftretenden Störfelder sind.
[0007] Diese Aufgabe wird durch das im Patentanspruch 1 angegebene Verfahren und mit der
im Patentanspruch 10 angegebenen Schaltungsanordnung gelöst.
[0008] Durch die erfindungsgemässe Verfahrensschritte, wonach
A die Übertragung des Kommandos erfolgt über eine zweidrahtige Leitung mittels einer
in der ersten eisenbahntechnischen Einheit enthaltenen Wechselstromquelle;
B die Rückmeldung wird aus dem zwischen der ersten und zweiten eisenbahntechnischen
Einheit fliessenden Strom erzeugt;
ist sichergestellt, dass die Rückmeldung nicht durch auf der Leitung induzierte Spannungen
verfälscht wird. Dadurch, dass die Übertragung mittels einer Wechselstromquelle erfolgt,
ist der Störabstand sehr signifikant grösser als bei einer Übertragung mittels einer
Spannung und eine sogenannte DC-Drift hat keinen Einfluss.
[0009] Die Erfindung ist auch deshalb besonders vorteilhaft, weil auf der Seite der ersten
eisenbahntechnischen Einheit zur Detektion des Wechselstromes (und damit zur Erzeugung
einer Rückmeldung) in der Bahntechnik etablierte Stromrelais, insbesondere Sicherheitsstromrelais,
eingesetzt werden können.
[0010] Erfindungsgemäss bedeutend ist, dass der Strom die relevante Grösse darstellt und
als Kriterium für das Vorhandensein oder für das Nichtvorhandensein einer Information
herangezogen wird. Wenn die Leiter zwischen den beiden eisenbahntechnischen Einheiten
symmetrisch angeordnet sind, das heisst als «twisted pair», können nur Symmetriefehler
wirksam werden,
[0011] Unter dem Begriff «eisenbahntechnische Einheit» wird im Sinne dieser Schrift in nicht
abschliessender Aufzählung subsummiert:
- Barrierenantrieb,
- Barrienkontakt,
- Signallampenansteuerung,
- Weichenansteuerung,
- Kontakt der eine Weichenlage repräsentiert.
[0012] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Dabei zeigt:
- Figur 1
- Schaltungsanordnung zur Erzeugung einer Rückmeldung gemäss dem Stand der Technik;
- Figur 2
- erfindungsgemässe Schaltungsanordnung zur Erzeugung einer eisenbahntechnisch sicheren
Rückmeldung in einer ersten Ausführungsform mit einem Stromwandler;
- Figur 3
- erfindungsgemässe Schaltungsanordnung in einer zweiten Ausführungsform mit einem Hallelement;
- Figur 4
- erfindungsgemässe Schaltungsanordnung in einer dritten Ausführungsform mit einem elektrooptischen
Koppelelement.
[0014] Zum besseren Verständnis der vorliegenden Erfindung wird vorerst noch einmal zu einer
bekannten Anordnung gemäss der Figur 1 Bezug genommen. Es wird angenommen, dass die
Leitung 3 zwischen den beiden eisenbahntechnischen Einheiten 10 und 20 im Gleisbereich
liegt. Typische Distanzen zwischen den eisenbahntechnischen Einheiten 10 und 20 betragen
etwa 5m bis 6500m. Das Anlegen einer Spannung U
1 durch die erste eisenbahntechnische Einheit 10 bedingt, dass die zweite eisenbahntechnische
Einheit 20 mit dem im Ersatzschaltbild gezeigten Innenwiderstand 21 einen relativ
hohen Innenwiderstandswert R
i aufweisen muss. Typische Werte für den Innenwiderstandswert R
i liegen in der Grössenordnung von ca. 10 bis 50 kOhm. Ein relativ hoher Innenwiderstandswert
R
i hat als Vorteil einen verhältnismässig tiefen Energiebedarf zur Folge. Nachteilig
ist, dass durch die im Gleisbereich auftretenden starken elektromagnetischen Störfelder
7 auf die Leitungen 3 eine Spannung in der Grössenordnung der Spannung U
1 induziert wird. Zur Erzeugung einer Rückmeldung 2 wird in der ersten Einheit 10 die
Spannung U
1 abgegriffen. Unter den vorgenannten Einflussfaktoren ist nun leicht ersichtlich,
dass eine auf diese Weise generierte Rückmeldung eisenbahntechnisch nicht sicher ist.
[0015] In Figur 2 ist eine erfindungsgemässe Schaltungsanordnung zur Erzeugung einer eisenbahntechnisch
sicheren Rückmeldung in einer prinzipiellen Darstellung gezeigt. Die erste eisenbahntechnische
Einheit 10 weist eine Gleichstromquelle 11 die über einen Ladewiderstand 14 mit einem
astabilen Multivibrator 12 gekoppelt ist. Der Ladewiderstand 14 dient zur Strombegrenzung.
Die in Fig. 2 gezeigte Spannung U
1 ist als Gleichspannung zu verstehen. Nur symbolisch ist ein durch ein Kommando 1
schaltbarer Kontakt 18 gezeigt, da eine Stromquelle von aussen her nicht geschaltet
werden kann. Auf der Seite der zweiten eisenbahntechnischen Einheit 20 ist ein Stromwandler
22 angeordnet, der zwei unabhängige Sekundärkreise 23.1 und 23.2 aufweist. Nicht weiter
dargestellt ist, die Erzeugung eines weiteren Kommandos zur Übermittlung an eine weitere
eisenbahntechnische Einheit 30. Durch den astabilen Multivibrator 12 fliesst zwischen
den beiden Einheiten 10 und 20 ein Wechselstrom i
st. Der Multivibrator 12 arbeitet nach dem sogenannten On/Off-Prinzip, ohne Berücksichtigung
von induktiven Einflüssen weist die Spannung U
1a eine Rechteckform auf. Typische Frequenzen für den astabilen Multivibrator liegen
bei 1 Hz .. 1 kHz, vorzugsweise bei 50 Hz.
[0016] Zur Detektion des Wechselstromes ist auf der Seite der ersten Einheit 10 ein sogenanntes
Wechselstromrelais 13 eingefügt. Dieses weist einen Gleichrichter auf, um ein Gleichstromrelais
anzusteuern. Fliesst nun aufgrund eines Kommandos 1 ein Wechselstrom i
st zwischen den beiden eisenbahntechnischen Einheiten, wird das vorgenannte Relais aktiviert
und kann mit den zwangsgeführten Kontakten einen weiteren Stromkreis schliessen, durch
den die Rückmeldung 2 generiert wird, sogenannte Kreiskontrolle. Die Impedanz des
Stromwandlers liegt in der Grössenordnung von ca. 0.1 Ohm.
[0017] Auf der Seite der ersten eisenbahntechnischen Einheit 10 kann für die Kreiskontrolle
alternativ zum Wechselstromrelais 13 ein Stromwandler oder ein Hallelement eingesetzt
werden.
[0018] Besonders vorteilhaft ist es, als Wechselstromrelais 13 solche im Bahnbetrieb etablierten
sicheren Typen einzusetzen. Solche etablierte sichere Typen weisen valente und antivalente
Kontakte auf. Ebenso können aus Gründen der geforderten Redundanz und Unabhängigkeit
mehrere solcher Wechselstromrelais zur Erzeugung einer sicheren Rückmeldung verwendet
werden.
[0019] Diese Schaltungsanordnung gemäss der Fig. 2 kann z.B. wie folgt eingesetzt werden:
Die eisenbahntechnische Einheit 10 ist ein Barrierenantrieb, die eisenbahntechnische
Einheit 20 eine Line Side Electronic Unit LEU und die weitere Einheit eine Balise.
Das Kommando 1 steht für den Befehl bzw. Zustand «Barriere geschlossen». Daraufhin
wird auf der Eisenbahnstrecke die vorstehend erwähnt LEU aktiviert, die ihrerseits
eine Balise 30 ansteuert. Die sichere Rückmeldung geht zum Stellwerk und erlaubt das
Einstellen einer Rangierfahrstrasse oder das Setzen eines Signals auf «grün».
[0020] Anstelle der in Fig. 2 gezeigten Anordnung eines Stromwandlers 22 auf der Seite der
zweiten eisenbahntechnischen Einheit 20 kann auch ein rein ohmsche Anschaltung vorgesehen
werden. Der Innenwiderstandswert R
i liegt dabei typischerweise in der gleichen Grössenordnung wie die vorstehend angegebene
Impedanz des Stromwandlers 22.
[0021] Alternativ zur in Fig. 2 gezeigten Anordnung und alternativ zur vorstehend erwähnten
rein ohmschen Anschaltung sind in Fig. 3 und 4 zwei weitere Ausführungsformen der
Signalauskopplung gezeigt.
[0022] In Fig. 3 ist als weitere Ausführungsform anstelle eines Stromwandlers 22 mit getrennten
Sekundärkreisen 23.1 und 23.2 ein Hall-Element 32 mit ebenfalls getrennten Sekundärkreisen
33.1 und 33.2 dargestellt.
[0023] Gemäss der Darstellung in Fig. 4 erfolgt die Auskopplung der dem Stromfluss zugrundeliegenden
Information mit zwei elektrooptischen Koppelelementen 42.
[0024] Die vorstehend in den Figuren 2, 3 und 4 gezeigten Ausführungsformen sind frei kombinierbar
mit den Ausführungsformen für die Kreiskontrolle auf der Seite der ersten eisenbahntechnischen
Einheit 10.
Liste der verwendeten Bezugszeichen
[0025]
- 1
- Kommando
- 2
- Rückmeldung
- 3
- Leitung zwischen erster und zweiter eisenbahntechnischer Einheit, meist im Gleisbereich
angeordnet
- 4
- elektromagnetische Störbeeinflussung im Gleisbereich
- 5
- Kommando an eine weitere Eisenbahntechnische Einheit 30
- 5.1, 5.2
- getrennte Leitungen zur Übermittlung eines Kommandos 5
- 10
- erste eisenbahntechnische Einheit, z.B. Anschaltlogik, Stellteil
- 11
- Gleichstromquelle
- 12
- astabiler Multivibrator
- 13
- Stromrelais
- 14
- Ladewiderstand
- 18
- durch ein Kommando 1 schaltbarer Kontakt
- 19
- Gleichspannungsquelle
- 20
- zweite eisenbahntechnische Einheit
- 21
- Innenwiderstand der zweiten eisenbahntechnischen Einheit aus Sicht der Leitung 3 im
Ersatzschaltbild
- 22
- Stromwandler
- 23.1, 23.2
- erster und zweiter unabhängiger Sekundärkreis des Stromwandlers 22
- 30
- weitere eisenbahntechnische Einheit, z.B. Balise, Zub, Indusi
- 32
- Hallelement
- 33.1, 33.2
- erster und zweiter unabhängiger Sekundärkreis des Hallelementes 32
- 42
- elektrooptisches Koppelelement
- ist
- Steuerwechselstrom auf der Leitung 3
- Ri
- Innenwiderstandswert
- U1, U1b
- Spannung am Ausgang der ersten eisenbahntechnischen Einheit
- U1a
- Wechselspannung über dem astabilen Multivibrator 12
- U2
- Spannung am Eingang der zweiten eisenbahntechnischen Einheit
1. Verfahren zur Erzeugung einer eisenbahntechnisch sicheren Rückmeldung (2) eines ausgeführten
Kommandos (1), wobei das Kommando (1) einer ersten eisenbahntechnischen Einheit (10)
zugeführt und über eine Leitung (3) einer zweiten eisenbahntechnischen Einheit (20)
zur Ausführung übertragen wird und die Rückmeldung (2) an der ersten eisenbahntechnischen
Einheit (10) abgreifbar ist;
gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte
A die Übertragung des Kommandos (1) erfolgt über eine zweidrahtige Leitung mittels
einer in der ersten eisenbahntechnischen Einheit (10) enthaltenen Wechselstromquelle
(11, 12);
B die Rückmeldung (2) wird aus dem zwischen der ersten und zweiten eisenbahntechnischen
Einheit fliessenden Strom (ist) erzeugt.
2. Verfahren nach Anspruch 1;
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt B die Rückmeldung (2) durch ein in der ersten eisenbahntechnischen
Einheit (10) angeordnetes Wechselstromrelais (13) geschaltet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2;
dadurch gekennzeichnet, dass
im Verfahrensschritt A die Wechselstromquelle (11, 12) aus einer mit einem astabilen
Multivibrator (12) gekoppelten Gleichstromquelle (11) gebildet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die zweite eisenbahntechnische Einheit (20) einen Stromwandler (22) aufweist, an dessen
Ausgang ein weiteres Kommando (5) für eine weitere eisenbahntechnische Einheit (30)
generiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Stromwandler (22) zwei unabhängige Sekundärkreise (23.1, 23.2) aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die zweite eisenbahntechnische Einheit (20) ein Hallelement (32) aufweist, an dessen
Ausgang (32.1, 33.2) ein weiteres Kommando (5) für eine weitere eisenbahntechnische
Einheit (30) generiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Hallelement (32) zwei unabhängige Sekundärkreise (33.1, 33.2) aufweist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die zweite eisenbahntechnische Einheit (20) ein elektrooptisches Koppelelement (42)
aufweist, an dessen Ausgang (5.1, 5.2) ein weiteres Kommando (5) für eine weitere
eisenbahntechnische Einheit (30) generiert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
das zwei unabhängige elektrooptisches Koppelelemente (42) vorgesehen sind.
10. Schaltungsanordnung zur Durchführung des Verfahrens gemäss einem der Ansprüche 1 bis
9.