(19)
(11) EP 1 524 228 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.04.2005  Patentblatt  2005/16

(21) Anmeldenummer: 04019689.1

(22) Anmeldetag:  19.08.2004
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B65H 54/52
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL HR LT LV MK

(30) Priorität: 16.10.2003 DE 10348707

(71) Anmelder: Saurer GmbH & Co. KG
41069 Mönchengladbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Gallwitz, Claudia
    41179 Mönchengladbach (DE)
  • Siewert, Ralf
    41366 Schwalmtal (DE)

   


(54) Vorrichtung zur Steuerung des Auflagedrucks einer Textilspule auf einer Stütz- oder Antriebswalze


(57) Vorrichtung zur Steuerung des Auflagedruckes einer Textilspule, die durch Temperaturschwankungen nicht beeinträchtigt wird, wobei die Vorrichtung einen Exzenter (20) besitzt, der auf einer Exzenterwelle (21) angeordnet ist. Dieser Exzenter (20) bestimmt die Grundstellung eines Hebelmechanismus (7,9,16), über den im Verlauf der Spulenreise der jeweils erforderliche Auflagedruck erzeugt wird. Diese Grundstellung des Hebelmechanismus (7,9,16) wird durch Drehen der Exzenterwelle (21) über ein Stellrad (26) auf einfache Weise bewirkt. Vorteilhaft ist diese Einrichtung jeweils für eine Sektion einer Rotorspinnmaschine konzipiert.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.

[0002] Derartige Vorrichtungen zur Steuerung des Auflagedruckes sind in verschiedenen Ausführungsformen bekannt. Eine solche Vorrichtung erfüllt dabei im Wesentlichen 2 Aufgaben. Sie dient einerseits zum Einstellen des Auflagedruckes der Kreuzspule auf einer Stütz- oder Antriebswalze, andererseits dem Ausgleichen des mit größer werdender Kreuzspule wachsenden Gewichtes derselben. Da der Auflagedruck neben der Fadenspannung die Dichte der Kreuzspule bestimmt, ist man bestrebt, den Auflagedruck während der ganzen Spulenreise annähernd konstant zu halten.

[0003] Bei einer durch die DE 25 18 646 C2 bekannten Ausführungsform ist die Kreuzspule oberhalb einer Antriebswalze angeordnet und der Spulenrahmen so ausgebildet, dass sein Schwerpunkt in Richtung Antriebswalze wirksam ist. Der Auflagedruck wird zu Beginn der Spulenreise durch ein kombiniertes Be- und Entlastungselement, vorzugsweise durch eine an einem Hebelansatz angreifende Druckfeder, die sich an einem Einstellwinkel abstützt, verstärkt. Das heißt, zu Beginn der Spulenreise liegt die Wirklinie der Druckfeder zunächst hinter der Rahmenachse und übt ein gegen den Uhrzeigersinn wirksames Drehmoment aus, das zu einem zusätzlichen Auflagedruck des Spulenrahmens bzw. der Hülse auf der Antriebswalze führt.

[0004] Mit größer werdendem Durchmesser der Spule schwenkt der Spulenrahmen in eine Lage, bei welcher die Wirklinie der Druckfeder zunächst mit der Rahmenachse auf gleicher Höhe liegt. In dieser Stellung neutralisieren sich der Auflagedruck der Kreuzspule und die Federkraft des Be- und Entlastungselementes. Mit weiter wachsendem Durchmesser wandert die Wirklinie der Druckfeder vor die Rahmenachse. Das heißt der Spulenrahmen wird jetzt durch das im Uhrzeigersinn wirksame Drehmoment entlastet.

[0005] Die beschriebene Spulenrahmenbe- und -entlastungsvorrichtung hat sich, in etwas modifizierter Ausführungsform, in der Praxis bewährt und ist vielfach im Einsatz. Nachteilig bei dieser Einrichtung ist allerdings, dass die Einstellung des Auflagedruckes der einzelnen Spulstellen zentral über eine durchgehende Einstellschiene erfolgt, die jeweils die im Bereich der Spulstellen angeordneten Einstellwinkelhebel für die Druckfedern verschwenkt. Besonders nachteilig wirkt sich aus, wenn, wie z.B. in bekannten Offenend-Rotorspinnmaschinen, diese Einstellschiene durch Temperaturschwankungen sich mehr oder weniger längt oder zusammenzieht. Dadurch werden am Anfang und am Ende der Schiene die der Einstellung dienenden Ziehkeile unterschiedlich positioniert, was zu einem unterschiedlichen Auflagedruck der Kreuzspulen auf der Antriebswalze führt.

[0006] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung zur Steuerung des Auflagedruckes einer Textilspule vorzuschlagen, die einfach handhabbar ist und bei der Temperaturänderungen im Wesentlichen ohne Einfluss auf den eingestellten Auflagedruck an den justierten Spulstellen bleiben.

[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst.

[0008] Die Erfindung ist durch die Merkmale der Ansprüche 2 bis 4 vorteilhaft weitergebildet.

[0009] Die Einstellung des Auflagedruckes für eine Vielzahl von Spuleinrichtungen mittels einer gemeinsamen Exzenterwelle ist sehr einfach und genau möglich. Eine Längsdehnung der Exzenterwelle beeinflusst nicht die Grundstellung des Hebelmechanismus. Lediglich ist sicher zu stellen, dass die Exzenter im Eingriff mit dem Hebel des Hebelmechanismus bleiben, der die Grundstellung des Hebelmechanismus bestimmt.

[0010] Da die Einstellung über eine Winkelstellung der Exzenterwelle erfolgt, ist kein für eine Längsverschiebung erhöhter Platzbedarf erforderlich. Die Einstellmöglichkeit kann aus diesem Grunde zwischen Sektionsgrenzen einer Vielstellen-Textilmaschine angeordnet werden. Dadurch ist zusätzlich gewährleistet, dass sektionsweise unterschiedliche Auflagedrücke eingestellt werden können, was z.B. für eine Mehrpartienbelegung interessant sein kann. Gegenüber einer Einzeleinstellung der Spulapparate ist der Justieraufwand deutlich geringer. Mittels einer Skalierung ist der voreinzustellende Auflagedruck auf einfache Weise auszuwählen. Diese Einstellung kann entweder stufenlos oder beispielsweise mittels einer Rastscheibe in Stufen erfolgen.
Prinzipiell besitzt die mechanische Verstellung des Auflagedruckes gegenüber pneumatischen Systemen den Vorteil, dass der über lange Druckleitungen auftretende Druckverlust mit der Folge abweichender Auflagedrucke vermieden wird.

[0011] Die erfindungsgemäße einfache Verstellmöglichkeit des Auflagedruckes empfiehlt sich vor allen Dingen für lange Maschinen, wie beispielsweise Offenend-Rotorspinnmaschinen.

[0012] Die Erfindung soll nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert werden.

[0013] Es zeigen:
  • Fig. 1 eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen Spulenrahmenbe- und -entlastungsvorrichtung zu Beginn der Spulenreise,
  • Fig. 2 die Spulenrahmenbe- und -entlastungsvorrichtung gem. Fig. 1 am Ende der Spulenreise und
  • Fig. 3 eine Vorderansicht (Ausschnitt) der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum sektionsweisen Verstellen des Auflagedruckes.


[0014] Die dargestellte Spulstelle besitzt einen Spulenrahmen 1, in dem über Spulenteller 4, die ihrerseits jeweils auf einer Tellerwelle 3 gelagert sind, eine Spulenhülse 5 gehalten ist. Diese Spulenhülse 5 wird mittels einer Antriebswalze 32 über Reibschluss angetrieben. Die Antriebswalze 32 erhält ihrerseits ihren Antrieb von der Antriebswelle 31. Dabei kann es sich um eine sich durch die gesamte Maschine erstreckende Antriebswelle handeln.

[0015] Rotiert die Antriebswalze 32 in Richtung des Pfeiles 33, wird der Faden 29 in der dargestellten Form auf die Spulenhülse 5 aufgewunden. Während des Aufwindens erhält der Faden 29 durch einen Fadenführer 30 zusätzlich eine Chargierbewegung, so dass sich beim Aufwinden eine Kreuzspule 6 (Fig. 2) ergibt.

[0016] Der Spulenrahmen 1 ist auf einer Rahmenachse 2 gelagert. Fest mit dem Spulenrahmen 1 ist ein Hebel 7 verbunden, der, wie Pfeil 34 zeigt, ebenfalls um die Rahmenachse 2 schwenkbar ist. Über ein Drehgelenk 8 ist ein Kipphebel 9 an dem Hebel 7 angelenkt. Der Kipphebel 9 weist Druckplatten 10 und 13 auf, an denen sich eine Druckfeder 11 abstützt. Die Druckplatte 13 besitzt überdies einen abgewinkelten Teil, der über ein Fußgelenk 12 mit einem Hebelarm 14 eines Winkelhebels 16 gelenkig verbunden ist.

[0017] Dabei ist ohne weiteres zu erkennen, dass je nach Winkelstellung des Hebelarmes 14 die Druckfeder mehr oder weniger entlastet wird.

[0018] Der Winkelhebel 16 ist über eine ortsfeste, im Maschinengestell (hier nicht dargestellt) angeordnete Achse 17 ortsfest gelagert. Durch einen Doppelpfeil 35 ist angedeutet, dass dieser Winkelhebel unter anderem in Abhängigkeit von der Position des Spulenrahmens 1 unterschiedliche Winkelstellungen einnehmen kann.

[0019] Darüber hinaus beeinflusst die Winkelstellung des Winkelhebels 16 ein Exzenter 20, der in Kontakt mit einer Rolle 18 steht, die ihrerseits über eine Rollenachse 19 mit einem weiteren Hebelarm 15 des Winkelhebels 16 gekoppelt ist. Wie der Doppelpfeil 37 am Exzenter 20, der mit der Exzenterwelle 21 fest verbunden ist, andeutet, lässt sich der Exzenter in beiden Richtungen verstellen, was sich entsprechend auf die Position des Hebelarmes 15 und damit des Winkelhebels 16 auswirkt. Dies wiederum bestimmt die Grundstellung der Druckplatte 13 und damit die auf den Hebel 7 einwirkende Druckkraft der Druckfeder 11. Die Veränderung der Position der Druckplatte 13 ist durch den Doppelpfeil 36 angedeutet.

[0020] In Fig. 1 ist des weiteren zu erkennen, dass die Wirkungsrichtung der Druckfeder 11 hinter einer durch das Fußgelenk 12 und die Rahmenachse 2 gehenden Ebene 38 liegt. Damit wird auf den Hebel 7 und somit auf den Spulenrahmen 1 ein Drehmoment entgegen dem Uhrzeigersinn ausgeübt, welches durch den Pfeil 34 verdeutlicht ist. Daraus ergibt sich eine maximale Unterstützung der Anpresskraft der Spulenhülse 5 auf die Antriebswalze 32.

[0021] Mit wachsender Spulenfülle schwenkt der Spulenrahmen und damit auch der Hebel 7 im Uhrzeigersinn und erreicht zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Winkelstellung, in der die Ebene 38 nicht nur durch das Fußgelenk 12 und die Rahmenachse 2, sondern auch durch die Mittellinie des Kipphebels 9 geht. In dieser Position ist die Wirkung der Druckfeder 11 auf die Andruckkraft der Spule 6 bzw. Spulenhülse 5 auf die Antriebswalze 32 neutralisiert.

[0022] Bei der Darstellung in Fig. 2 ist dieser Punkt bereits überschritten, so dass die Druckfeder 11 über den Hebel 7 ein Moment im Uhrzeigersinn erzeugt, welches durch den Pfeil 39 verdeutlicht ist. Dies ist dann notwendig, wenn das inzwischen erreichte Gewicht der Kreuzspule so groß ist, dass ohne das durch die Druckfeder 11 erzeugte Abstützen des Spulenrahmens 1 die Andruckkraft einen zu hohen Wert einnehmen würde, was der Spulenqualität abträglich wäre.

[0023] Wird beispielsweise eine Spule mit veränderter Dichte hergestellt, so wird das Verhältnis zwischen Spulendurchmesser und Spulengewicht entsprechend beeinflusst.

[0024] Dadurch ist der allein durch den Spulendurchmesser gesteuerte Verlauf der Be- und Entlastung des Spulenrahmens nicht mehr optimal. Dem entsprechend muss eine Justierung der Auflagedrucksteuerung vorgenommen werden. Mittels des eingangs bereits erläuterten Exzenters 20 kann die Grundstellung des Winkelhebels 16 in der beschriebenen Weise verändert werden. Wie hierzu die Fig. 3 zeigt, ist der Exzenter 20 auf einer durchgehenden Exzenterwelle 21 befestigt. Diese Exzenterwelle 21 ist in Lagern 24 und 25 gelagert, die innerhalb von Rahmenwangen 22 und 23 befestigt sind.

[0025] Die Rahmenwange 23 ist am Ende einer Maschinensektion oder Maschineneinheit angeordnet. Benachbart zu dieser Rahmenwange 23 ist an der Exzenterwelle 21 ein Stellrad 26 angebracht, welches eine Skalierung trägt. Diese Skalierung wird je nach gewünschtem Auflagedruck mit einer angedeuteten Markierung 28 in Deckung gebracht. Mit 27 ist ein Sechskant dargestellt, der der Verstellung der Exzenterwelle 21 mittels eines Werkzeuges dienen kann.

[0026] Das Stellrad 26 kann mit einer Rastscheibe zusammenwirken, wodurch eine stufenweise Einstellung des Auflagedruckes erfolgen kann. Alternativ ist auch eine stufenlose Einstellung denkbar.

[0027] Ebenso wie die sektionsweise Anordnung einer Exzenterwelle 21 ist es auch denkbar, diese Exzenterwelle 21 über mehrere Sektionen verlaufen zu lassen. In Abhängigkeit von der Länge der Exzenterwelle 21 ist gegebenenfalls dafür Sorge zu tragen, dass die Überlappung zwischen Exzenter 20 und Rolle 18 ausreichend groß ist, so dass auch bei maximaler Wärmedehnung ein ausreichender Kontakt zwischen Exzenter 20 und Rolle 18 gegeben ist. Prinzipiell ist es auch erkennbar, dass eine Längsdehnung der Exzenterwelle 21 keinen Einfluss auf die durch den Exzenter 20 bedingte Position der Rolle 18 bzw. des Hebelarmes 15 hat. Damit bleibt eine Wärmedehnung auch ohne Einfluss auf die Grundstellung des Winkelhebels 16 und damit den Auflagedruck des Spulenrahmens bzw. der Spulenhülse auf der Antriebswelle 32.


Ansprüche

1. Vorrichtung zur Steuerung des Auflagedrucks einer Textilspule auf einer Stütz- oder Antriebswalze, wobei die Spule in einem Spulenrahmen gehalten ist, der um eine Achse schwenkbar ist und über einen Hebelmechanismus in Abhängigkeit von seiner Schwenkstellung ein veränderliches Drehmoment aufgeprägt erhält und wobei der den Drehmomentverlauf bestimmende Schwenkweg des Hebelmechanismus durch eine zentrale Einstelleinrichtung voreinstellbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Exzenterwelle (21) im Rahmen (22, 23) des Spulapparates gelagert ist, deren Exzenter (21) auf einen Hebelarm (15) des Hebelmechanismus (7, 9, 16) einwirkt, der die Grundstellung des Hebelmechanismus (7, 9, 16) bestimmt und dass die Grundstellung durch Drehen der Exzenterwelle (21) einstellbar ist.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Exzenterwelle (21) sich über eine Gruppe von Spulstellen einer Vielstellen-Textilmaschine erstreckt.
 
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Winkelstellung der Exzenterwelle (21) über ein Stellrad (26) und eine Skalierung voreinstellbar ist.
 
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung an einer Offenend-Rotorspinnmaschine angeordnet ist.
 




Zeichnung













Recherchenbericht