[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Türsystem bzw. ein Türaggregat, bestehend
im Wesentlichen aus einem Türblatt und/oder einer Türzarge, welche ganz oder teilweise
als kombiniertes Holz-/Kunststoffbauteil ausgebildet sind.
[0002] Ein solches Türsystem bzw. Türaggregat wird grundsätzlich in dem Aufsatz "Maßgeschneiderte
innovative Holzwerkstoffe" (Holz-Zentralblatt 2003, Nr. 75, Seite 1023) beschrieben.
Dabei wird das Türblatt bzw. die Türzarge im Ganzen oder Teile desselben bzw. derselben
aus einem sogenannten WPC (Wood Platic Composite) hergestellt. Hierbei handelt es
sich um einen stabförmigen bzw. fertiggeformten Holzwerkstoff, welcher mit aus der
Kunststoffverarbeitung übernommenen Technologien produziert wird und in Verbindung
mit einem Bindemittel auf Kunststoffbasis das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil
bildet. Beispielhaft mag es sich bei den Herstellungsverfahren um die Extrusion oder
auch das Spritzgussverfahren handeln. Dadurch lassen sich beliebig geformte Profile
darstellen, deren Einsatz für eine Vielzahl von Verwendungsgebieten bereits vorgeschlagen
worden ist.
[0003] Das bekannte Türsystem hat sich grundsätzlich bewährt, weil ein Türsystem maßgeschneidert
mit geringen Kosten und spezifischen Eigenschaften hergestellt werden kann. Allerdings
ergeben sich unverändert dann Probleme, wenn beispielsweise bei der Altbausanierung
ganz unterschiedlich gestaltete Türzargen und/oder Türblätter zum Einsatz kommen sollen.
Auch verlangt der Markt zunehmend nach Türsystemen, die sich selbst einbauen lassen.
- Hier will die Erfindung insgesamt Abhilfe schaffen.
[0004] Der Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, ein Türsystem der eingangs beschriebenen
Ausgestaltung so weiter zu entwickeln, dass unter Beibehaltung der bisherigen Vorteile
wie maßgeschneiderte und kostengünstige Ausführungsformen zusätzlich die Möglichkeit
geschaffen wird, eine problemlose Anpassung an verschiedene Gegebenheiten zu erreichen.
[0005] Zur Lösung dieser technischen Problemstellung ist ein gattungsgemäßes Türsystem im
Rahmen der Erfindung dadurch gekennzeichnet, dass das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil
und folglich das Türblatt und/oder die Türzarge im Ganzen längen- und/oder breitenvariabel
ausgeführt sind.
[0006] Der Begriff kombiniertes Holz-/Kunststoffbauteil meint also ein Bauelement, welches
sich aus Holzfasern zusammensetzt, die in eine Kunststoffmatrix eingebettet sind.
Dadurch können übliche Kunststoffverarbeitungstechniken zum Einsatz kommen und lassen
sich beispielsweise beliebige Extrudate, Spritzgussteile etc. herstellen. Gleichzeitig
werden wesentliche Holzeigenschaften wie gutes Wärme- und Lärmdämmverhalten, einfache
Bearbeitung, einwandfreie Oberflächenqualität etc. beibehalten. Durch den Zusatz des
Kunststoffs als Bindemittel, welches folglich einen geringeren Anteil am Gesamtgewicht
des kombinierten Holz-/Kunststoffbauteils als die Holzfasern einnimmt, werden weitergehende
positive Eigenschaften wie erhöhte Steifigkeit bei verringertem Gewicht und maßgeschneiderte
Merkmale wie elektrische Leitfähigkeit etc. erreicht.
[0007] In der Regel sind sowohl das Türblatt als auch die Türzarge ganz oder teilweise als
Extrusions- und/oder Spritzgussbauteil aus dem kombinierten Holz-/Kunststoffwerkstoff
ausgeführt. Hierbei handelt es sich üblicherweise um einen Holzwerkstoff sowie ein
Bindemittel auf thermoplastischer Kunststoffbasis. Als Holzwerkstoff mögen Abfallspäne,
Pellets, also zu Trockenkugeln gepresste Holzspäne, oder vergleichbare Fasern zum
Einsatz kommen, die in Verbindung mit dem angesprochenen Bindemittel den gewünschten
Extrusions- und/oder Spritzgusswerkstoff zur (teilweisen) Herstellung des Türblattes
und/oder der Türzarge bilden.
[0008] Dabei empfiehlt die Erfindung bevorzugt den Einsatz von Polyolefinen, insbesondere
Polyethylen, Polypropylen oder dergleichen als Bindemittel. Dieses wird dem Extrusions-
bzw. Spritzgusswerkstoff zu ca. 10 Gew.-% bis 40 Gew.-% zugesetzt. Die restliche Menge
von 60 Gew.-% bis 90 Gew.-% nimmt dagegen der Holzwerkstoff ein. Das beschriebene
Gemisch bildet dann den kombinierten Holz-/Kunststoffwerkstoff, der als Granulat vorliegen
mag und nach seiner Formgebung auf das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil führt.
[0009] Dabei versteht es sich, dass sowohl als Holzwerkstoff als auch als Bindemittel Stoffmischungen
Verwendung finden können. So ist es beispielsweise denkbar, auf einen Holzwerkstoff
in Gestalt von Abfallspänen zurückzugreifen, die mit neugewonnenen Holzspänen oder
auch Papierfasern (Altpapier) oder vergleichbaren zerkleinerten Abfallprodukten auf
Holzbasis gemischt werden. Ebenso kann es sich bei dem Bindemittel um ein Stoffgemisch
handeln. So ist es denkbar, Polypropylen einzusetzen, welches beispielsweise ein zugesetztes
Flammschutzmittel beinhaltet, um das solchermaßen hergestellte kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil
feuerhemmend auszurüsten. Vergleichbare Zusätze sind denkbar, um die Feuchte- und
Formbeständigkeit zu erhöhen. Ebenso empfiehlt die Erfindung - je nach Bedarf - die
Einbringung von leitfähigen Materialien, beispielsweise Graphit, so dass in der Tür
vorgesehene elektrische Verbraucher problemlos mit Strom versorgt werden können, ohne
dass spezielle elektrische Leitungen in das Türblatt respektive die Türzarge nachträglich
eingebracht werden müssen.
[0010] Vielmehr lassen sich beispielsweise Leitfähigkeitsbahnen aus Graphit oder elektrisch
leitendem Kunststoff in das herzustellende kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil im
Zuge der Extrusion einbringen, wie dies grundsätzlich aus der Kunststofffertigung
bekannt ist. Damit steht ein kombiniertes Holz-/Kunststoffbauteil zur Verfügung, welches
alleine oder in Verbindung mit weiteren kombinierten Holz-/Kunststoffbauteilen und/oder
Zusatzelementen im Rahmen der Erfindung zur Darstellung der Türzarge und/oder des
Türblattes eingesetzt wird. Bei diesem Holz-/Kunststoffbauteil handelt es sich in
der Regel um ein Extrusionsbauteil, wobei grundsätzlich auch ein Spritzgussbauteil
Verwendung finden kann.
[0011] Um nun die gewünschte Längen- und/oder Breitenvariabilität des Türblattes und/oder
der Türzarge zu erreichen, verfügt das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil über ein
oder mehrere Sollbruchstellen zur Größenanpassung. Bei diesen Sollbruchstellen handelt
es sich in der Regel um Materialverdünnungen, die beispielsweise im Rahmen der Extrusion
problemlos in das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil bzw. Extrusionsbauteil auf Holzwerkstoffbasis
eingebracht werden können.
[0012] Um Fertigungskosten und Gewicht zu sparen, ist das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil
zur Darstellung des Türblattes und/oder der Türzarge im Rahmen der Erfindung als Hohlkammerprofil
ausgebildet. Größtenteils handelt es sich hier um ein im Zuge der Extrusion hergestelltes
stranggepresstes Hohlkammerprofil. Dabei können die solchermaßen geformten eine oder
mehreren Hohlkammern des kombinierten Holz-/Kunststoffbauteils als Funktionskammern
ausgeführt sein. Sie übernehmen also eine zusätzliche Aufgabe und dienen beispielsweise
zur Aufnahme von Dämmmaterial. Auch ist es denkbar, spezielle Hohlkammern als Aufnahmebohrung
für ein Türband auszugestalten oder auch als Haltekammer für eine Dichtung bzw. Türdichtung.
Ebenso mögen einseitig offene Hohlkammern die Funktion von Nuten übernehmen, die in
Verbindung mit komplementär gestalteten Federn an einem Nachbarbauteil zu deren Verbindung
dienen.
[0013] Sowohl die Türzarge als auch das Türblatt sind in der Regel mehrschalig aus zwei
oder mehr kombinierten Holz-/Kunststoffbauteilen sowie gegebenenfalls den Zusatzelementen
aufgebaut. So empfiehlt die Erfindung zur Darstellung der Türzarge den Rückgriff auf
zwei im Wesentlichen L-förmige Zargenelemente, die miteinander verbunden werden. Das
kann über eine Nut-/Federverbindung geschehen oder aber auch auf andere Art und Weise.
Wenigstens eines dieser beiden L-förmigen Zargenelemente verfügt dabei über die angesprochenen
Sollbruchstellen, lässt sich folglich in der Breite (und gegebenenfalls in der Höhe)
variabel gestalten.
[0014] Um nun das Türblatt darstellen zu können, übernehmen die mehreren kombinierten Holz-/Kunststoffbauteile
die Funktion von sogenannten Friesen, die beispielsweise zwischen sich ein oder mehrere
Zusatzelemente halten. Bei diesen Zusatzelementen mag es sich um konventionelle Platten
aus Echtholz, Spanplatten, aber auch Metall- oder Kunststoffplatten sowie Kombinationen
der vorgenannten Werkstoffe handeln. Selbstverständlich können die kombinierten Holz-/Kunststoffbauteile
auch eine Rahmen- bzw. Unterkonstruktion für das Türblatt bilden, welche oberseitig
und/oder unterseitig mit einer Platte abgedeckt wird.
[0015] Schließlich sind jedwede Oberflächengestaltungen denkbar. Zu diesem Zweck verfügt
das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil über eine ganz oder teilweise aufgebrachte
Beschichtung. Diese Beschichtung kann beispielsweise mit dem Holz-/Kunststoffbauteil
bei dessen Herstellung koextrudiert werden. Es ist aber auch möglich, die Beschichtung
aufzukleben, aufzulackieren, aufzustreichen oder sonst wie mit dem kombinierten Holz-/Kunststoffbauteil
zu verbinden. Dabei versteht es sich, dass je nach Art der Beschichtung zuvor gegebenenfalls
ein Bindemittel aufgebracht wird oder die Oberfläche eine spezielle Vorbehandlung
erfährt. Denkbare Methoden sind hierbei solche, die auch bei der Beschichtung von
reinen Kunststoffoberflächen zum Einsatz kommen, wie z. B. eine Corona- oder Flammbehandlung
etc..
[0016] Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert; es zeigen:
- Fig. 1
- das erfindungsgemäße Türsystem mit Türblatt und Türzarge,
- Fig. 2
- das Türblatt im Detail,
- Fig. 3a, 3b, 3c
- einzelne Querschnitte durch das Türblatt entsprechend Fig. 2,
- Fig. 4
- die erfindungsgemäße Türzarge im Schnitt in zwei verschiedenen Breiten und
- Fig. 5
- eine alternative Ausführungsform der erfindungsgemäßen Türzarge.
[0017] In den Figuren ist ein Türsystem bzw. ein Türaggregat dargestellt, welches sich im
Wesentlichen aus einem Türblatt 1, sowie einer das Türblatt 1 aufnehmenden Türzarge
2 zusammensetzt. Grundsätzlich kann auch entweder nur das Türblatt 1 oder nur die
Türzarge 2 das erfindungsgemäße Türsystem bilden. Das wird jedoch nicht gezeigt, weil
sämtliche Figuren die Kombination aus Türblatt 1 und zugehöriger Türzarge 2 betreffen.
[0018] Der Detailaufbau des Türblattes 1 wird anhand der Fig. 2 und 3 deutlich. Im Rahmen
des Ausführungsbeispiels setzt sich das Türblatt 1 aus zwei aufrechten Friesen 3 sowie
zwei Querfriesen 4a und einem mittleren Querfries 4b zusammen. Für die Erfindung ist
nun von Bedeutung, dass sowohl die aufrechten Friese 3 als auch die Querfriese 4a
und 4b jeweils als kombiniertes Holz-/Kunststoffbauteil ausgeführt sind und speziell
als Extrusionsbauteil auf Basis eines Holzwerkstoffes sowie eines Kunststoff-Bindemittels.
Den Detailaufbau der Friese 3, 4a, 4b erkennt man anhand der Querschnittsdarstellungen
in den Fig. 3a, 3b und 3c.
[0019] Danach handelt es sich bei den Friesen 3, 4a, 4b jeweils um ein kombiniertes Holz-/Kunststoffbauteil,
welches im Zuge einer Extrusion hergestellt worden ist. Bei dieser Extrusion ist eine
Mischung aus Holzspänen, beispielsweise Abfallspänen oder auch Pellets, mit dem zugehörigen
Kunststoff-Bindemittel unter Darstellung eines Holz-/Kunststoffwerkstoffes durch ein
Extrusionswerkzeug gepresst worden, so dass ausgangsseitig das im Querschnitt in den
Fig. 3a, 3b und 3c dargestellte Stangenprofil mit Hohlkammern 5a, 5b, 5c und 5d vorliegt
(vgl. hierzu auch Fig. 4a, 4b).
[0020] Es versteht sich, dass die Extrusion bei Temperaturen von mehr als 100° C stattfindet,
weil in diesem Fall der als Bindemittel eingesetzte thermoplastische Kunststoff flüssig
wird und die Holzspäne gleichsam "mitnimmt" bzw. in die gewünschte Form bringt. Selbstverständlich
lassen sich die erfindungsgemäß eingesetzten kombinierten Holz-/Kunststoffbauteile
3, 4a, 4b auch per Spritzguss produzieren. Grundsätzlich kann also auf sämtliche bekannten
Kunststoffformgebungsverfahren zurückgegriffen werden. Bei dem kombinierten Holz-/Kunststoffbauteil
3, 4a, 4b handelt es sich folglich um ein kombiniertes Holz-/Kunststoffformbauteil
3, 4a, 4b mit Holzfasern als Hauptgewichtsanteil.
[0021] Dabei versteht es sich, dass das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil bzw. Holz-/Kunststoffformbauteil
3, 4a, 4b den erwarteten Anwendungen angepasst wird. Das erreicht die Erfindung dadurch,
dass dem Bindemittel, bei dem es sich beispielsweise um Polyethylen oder auch Polypropylen
oder einen vergleichbaren thermoplastischen Kunststoff handeln kann, Zusätze beigemischt
werden. Bei diesen Zusätzen mag es sich um Flammschutzmittel oder wasserabweisende
Zusatzstoffe handeln, die das solchermaßen hergestellte Türsystem beispielsweise für
den Einsatz als Feuerschutztür und/oder eine Verwendung im Außenbereich prädestinieren.
Durch den Rückgriff auf Polypropylen werden bei der Verbrennung keine schädlichen
Stoffe freigesetzt, so dass sich das beschriebene Türsystem thermisch verwerten lässt
und einwandfrei recycelt werden kann.
[0022] Es hat sich bewährt, das Bindemittel bzw. Kunststoff-Bindemittel zu 10 Gew.-% bis
40 Gew.-%, insbesondere 20 Gew.-% bis 30 Gew.-%, dem zu verarbeitenden Granulat (kombinierter
Holz-/Kunststoffwerkstoff) zuzusetzen, so dass auch das daraus hergestellte kombinierte
Holz-/Kunststoffbauteil 3, 4a, 4b über den vorgenannten Bindemittelgewichtsanteil
verfügt. Der Holzwerkstoff macht demgegenüber im Wesentlichen den Rest aus und bemisst
sich zu 60 Gew.-% bis 90 Gew.-%, insbesondere 70 Gew.-% bis 80 Gew.-%. In beiden Fällen
können - wie eingangs bereits beschrieben - Stoffmischungen zum Einsatz kommen, um
den spezifischen Anforderungen Rechnung zu tragen.
[0023] Anhand der Fig. 2 erkennt man, dass die Friese 3, 4a, 4b jeweils ein Zusatzelement
6 umschließen bzw. halten. Bei diesem Zusatzelement 6 mag es sich um eine übliche
Spanplatte, eine Kunststoffplatte, eine Metallplatte etc. handeln, wobei selbstverständlich
auch Kombinationen denkbar sind. Die Fig. 3 macht dabei deutlich, dass das jeweilige
Zusatzelement 6 in einer Nut 5b der jeweiligen Friese 3, 4a und 4b gehalten wird.
Bei dieser Nut 5b handelt es sich um eine (einseitig offene) Hohlkammer 5b, die folglich
eine Zusatzfunktion übernimmt und damit als Funktionskammer 5b bezeichnet werden kann.
[0024] Die Fig. 5 zeigt zwei weitere Funktionskammern 5c und 5d, also spezielle Hohlkammern
5c und 5d. Im Fall der Hohlkammer bzw. Funktionskammer 5c dient diese als Aufnahmebohrung
5c für ein Türband 7, vorliegend ein Zapfenband 7, welches mit Gewindestümpfen G in
die betreffende Hohlkammer 5c eingreift. Die Aufnahmebohrung 5c stellt also das "Fleisch"
für die Gewindestümpfe G zur Verfügung. Alternativ hierzu mag das Türblatt 1 auch
mit Hilfe von sogenannten Lappenbändern an die Türzarge 2 angeschlagen sein, wie dies
die Fig. 4b andeutet. Auch in diesem Fall mögen einzelne Hohlkammern 5a, 5b, 5c, 5d
zur Aufnahme zugehöriger Lappen des Türbandes eingerichtet sein.
[0025] Die Hohlkammer 5d dient zur Aufnahme einer Türdichtung 8, die mit ihrem Fuß 8a aus
einem Hartkunststoff per Reibschluss in der betreffenden Hohlkammer 5d gehalten wird.
[0026] Dagegen ist der Kopf 8b der Dichtung bzw. Türdichtung 8 aus einem Weichkunststoff
gefertigt und übernimmt die gewünschte Dichtungsfunktion.
[0027] Die Hohlkammern 5a lassen sich größtenteils lärm- und/oder wärmedämmend ausrüsten,
indem sie mit einem Schaum gefüllt werden. Dazu sind Längslöcher 9 in Stegen 10 der
Türzarge 2 vorgesehen. Durch diese Längslöcher 9 kann ein Schlauch in die jeweilige
Hohlkammer 5a eingeführt werden, um diese mit einem aushärtenden Schaum oder einem
vergleichbaren Füllmaterial zu füllen.
[0028] Sowohl das Türblatt 1 als auch die Türzarge 2 sind im Rahmen der Erfindung größenvariabel
ausgeführt, nämlich längen- und/oder breitenvariabel. Das wird zunächst anhand der
Türzarge 2 erläutert, die ausweislich der Fig. 4a und 4b zweischalig ausgebildet ist.
Tatsächlich setzt sich die Türzarge 2 im Querschnitt aus zwei im Wesentlichen L-förmigen
Zargenelementen 2a und 2b zusammen. Bei beiden Zargenelementen 2a und 2b handelt es
sich wiederum um kombinierte Holz-/Kunststoffbauteile 2a, 2b, wie sie auch zur Darstellung
der Friese 3, 4a und 4b zum Einsatz kommen. Das heißt, die beiden L-förmigen Zargenelemente
2a, 2b werden vorzugsweise per Extrusion hergestellt und bestehen aus dem bereits
angesprochenem Gemisch aus dem Kunststoffbindemittel und dem Holzwerkstoff.
[0029] Um nun die Breitenvariabilität der Türzarge 2 zu erreichen, verfügt wenigstens das
eine L-förmige Zargenelement 2b über Sollbruchstellen 11. Diese Sollbruchstellen 11
sind vorliegend als Materialverdünnungen, nämlich durch die Extrusion vorgegebene
Materialeinkerbungen, ausgebildet. Tatsächlich finden sich die Sollbruchstellen 11
im langen L-Schenkel 12 des einen L-förmigen Zargenelementes 2b, während der kurze
L-Schenkel des Zargenelementes 2b demgegenüber keine Sollbruchstellen aufweist. Das
gilt auch für das andere L-förmige Zargenelement 2a im Ganzen. Zur Verbindung der
beiden Zargenelemente 2a, 2b verfügt das eine L-förmige Zargenelement 2a über eine
Hohlkammer 5b in Gestalt einer Nut 5b, in welche der lange L-Schenkel 12 des anderen
L-förmigen Zargenelementes 2b als Feder eingreift. Zusätzlich mag diese Nut-/Federverbindung
5b, 12 durch Leim oder ein vergleichbares Verbindungsmittel gesichert werden.
[0030] Dadurch lässt sich eine Wand W praktisch beliebiger Breite B verkleiden, wie dies
beim Vergleich der Fig. 4a und 4b deutlich wird. Tatsächlich ist es nämlich zur Anpassung
an die Breite B der Wand W lediglich erforderlich, einzelne Segmente des langen L-Schenkels
12 des L-förmigen Zargenelementes 2b zu entfernen. Das geschieht im einfachsten Fall
dadurch, dass der betreffende L-Schenkel 12 verkürzt wird, indem seine Länge durch
manuelles Abbrechen im Bereich der Sollbruchstellen 11 eine Veränderung erfährt. Weil
das zugehörige Ende des L-Schenkels 12 in der Nut 5b verdeckt aufgenommen wird, kann
an dieser Stelle auch eine nicht geschnittene, sondern vielmehr abgebrochene Kante
von der Optik her akzeptiert werden. Zum Ausgleich verschiedener Breiten B der Wand
W ist noch ein Z-Profil 13 vorgesehen, welches bei Bedarf in eine weitere Nut 5b des
L-förmigen Zargenelementes 2b eingreift und zu dessen Stabilisierung dient. Zusätzliche
Unterfütterungen 14 sorgen für etwaigen Spielausgleich innerhalb der von der Zarge
2 verschlossenen Maueröffnung.
[0031] Bei der Variante nach Fig. 5 werden die beiden L-förmigen Zargenelemente 2a und 2b
nicht durch eine Nut-/Federverbindung miteinander gekoppelt, sondern im Zuge einer
Rastverbindung zwischen einem Haken 15 sowie den bereits angesprochenen Stegen 10,
die in einem bestimmten Raster vorgesehen sind, nämlich jeweils benachbart zu einer
Sollbruchstelle 11. Dadurch kann der Haken 15 nach Ablängen des L-Schenkels 12 im
Bereich der gewünschten Sollbruchstelle 11 bequem mit dem dort noch verbliebenen Steg
10 die gewünschte Rastverbindung 10, 15 eingehen.
[0032] Nur angedeutet ist die Möglichkeit, das jeweils kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil
bzw. Holz-/Kunststoffformbauteil 2a, 2b, 3, 4a und 4b mit einer ganzen oder teilweisen
Beschichtung 16 auszurüsten. Diese Beschichtung 16 mag als aufgebrachte Kunststoffschicht
im Sinne einer Koextrusion zur Oberflächengestaltung eingesetzt werden. Ebenso ist
eine lackierte Beschichtung 16 möglich. Auch ein Furnier lässt sich problemlos aufbringen,
weil das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil 2a, 2b, 3, 4a, 4b über eine bedingt durch
den Herstellungsprozess hervorragende Oberflächenqualität verfügt (vgl. Fig. 4a).
[0033] Die Fig. 3 deutet die Möglichkeit an, eine Hohlkammer 5b in ihrem Innern mit einer
leitfähigen Beschichtung 17 auszurüsten, die in Verbindung mit Leiterbahnen 18 auf
oder im Zusatzelement 6 dafür sorgt, dass an oder in dem Türsystem befindliche elektrische
Zusatzaggregate problemlos mit Strom versorgt werden können, wobei keine Leitungen
verlegt werden müssen. Vielmehr stellt sich ein durchgängiger elektrischer Kontakt
automatisch bei der Türherstellung ein.
[0034] In den Fig. 3b und 3c erkennt man, wie die einzelnen Friese 3, 4a und 4b per Nut-/Federverbindung
5b, 19 miteinander gekoppelt werden. Dazu verfügen die beiden aufrechten Friese 3
jeweils in Richtung auf das Zusatzelement 6 über eine Nut bzw. entsprechend gestaltete
(einseitig offene) Hohlkammer 5b, in die eine Feder bzw. ein Zapfen 19 des jeweiligen
Querfrieses 4a, 4b eingreift. Dieser Zapfen 19 kann bei der Extrusion des Querfrieses
3, 4a, 4b von vornherein vorgesehen werden oder lässt sich durch eine entsprechende
und in Fig. 3a strichpunktiert angedeutete Bearbeitung darstellen.
[0035] In Fig. 1 wird die Möglichkeit gezeigt, ein Schließblech 20 an beiden Seiten des
Türblattes 1 vorzusehen. Das Türblatt 1 kann also rechts oder links an der Türzarge
2 angeschlagen werden. Das erreicht die Erfindung dadurch, dass der zugehörige mittlere
Querfries 4b entsprechend zur Aufnahme des Türschlosses eingerichtet wird, während
die Türzarge 2 das Schließblech 20 aufnimmt. Angedeutet sind darüber hinaus noch Eckverbinder
21, welche in Hohlkammern 5a der L-förmigen Zargenelemente 2a, 2b eingreifen und die
Türzarge 2 insgesamt stabilisieren und beim Aufbau helfen. Die einzelnen L-förmigen
Zargenelemente 2a, 2b können auf Gehrung geschnitten sein oder aber erfordern kopfseitige
Eckabdeckungen 22, die mit angeformten Zapfen 23 ebenfalls in die Hohlkammern 5a eingreifen.
Die Eckabdeckungen 22 mögen als Spritzgussteile und damit kombinierte Holz-/Kunststoffbauteile
ausgeführt sein. Das ist jedoch nicht zwingend. Gleiches gilt für die bereits angesprochenen
Zusatzelemente 6.
[0036] Insgesamt ermöglicht das beschriebene Türsystem gegenüber einem konventionell aus
Echtholz oder Spanplatten hergestellten Türsystem eine Materialersparnis von wenigstens
50 %. Dadurch werden das Gewicht und die Montagefreundlichkeit äußerst positiv beeinflusst.
Diese Tatsache lässt sich im Wesentlichen darauf zurückführen, dass bei dem Türsystem
das Türblatt 1 und/oder die Türzarge 2 ganz oder teilweise aus einem oder mehreren
kombinierten Holz-/Kunststoffbauteilen 2a, 2b, 3, 4a, 4b gefertigt sind, welche seinerseits
als Extrusionsbauteil bzw. Spritzgussteil ausgeführt sind.
[0037] Die in diesem Zusammenhang realisierten Hohlkammern 5a, 5b, 5c und 5d führen zu der
beschriebenen Materialersparnis, wobei gegenüber Vollmaterial mindestens gleiche wenn
nicht sogar höhere Festigkeiten und Steifigkeiten erreicht werden. Dafür sorgt primär
der Bindemittelanteil auf Basis eines thermoplastischen Kunststoffs, der in dem betreffenden
kombinierten Holz-/Kunststoffbauteil bzw. Holz-/Kunststoffformbauteil 2a, 2b, 3, 4a,
4b ca. 10 Gew.-% bis 40 Gew.-% beträgt. Gleichzeitig eröffnet das beschriebene Herstellungsverfahren
die Möglichkeit, die Eigenschaften des kombinierten Holz-/Kunststoffbauteiles 2a,
2b, 3, 4a, 4b gezielt an den gewünschten Einsatzzweck anzupassen, wobei darüber hinaus
eine hervorragende Oberflächenqualität erreicht wird. Das alles gelingt unter Berücksichtigung
der Tatsache, dass sich sowohl die Türzarge 2 als auch das Türblatt 1 überwiegend
manuell herstellen und an den Einsatzzweck anpassen lassen. Komplizierte Werkzeuge
oder Vorgehensweisen sind nicht erforderlich. Insbesondere die Größenanpassung durch
Abbrechen des L-Schenkels 12 gelingt frappierend einfach. Damit ist das beschriebene
Türsystem für den Selbsteinbau prädestiniert. Hierin sind die wesentlichen Vorteile
zu sehen.
1. Türsystem, bestehend im Wesentlichen aus einem Türblatt 1) und/oder einer Türzarge
(2), welche ganz oder teilweise als kombiniertes Holz-/Kunststoffbauteil (2a, 2b,
3, 4a, 4b) ausgebildet sind, dadurch gekennzeichnet, dass das Türblatt (1) und/oder die Türzarge (2) längen- und/oder breitenvariabel ausgeführt
sind.
2. Türsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil (2a, 2b, 3, 4a, 4b) als Extrusionsbauteil
und/oder Spritzgussbauteil auf Basis eines Holzwerkstoffes inklusive Bindemittel auf
Kunststoffbasis ausgeführt ist.
3. Türsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Holzwerkstoff Abfallspäne, Pellets oder vergleichbare Fasern eingesetzt werden,
die in Verbindung mit dem Bindemittel auf Kunststoffbasis einen kombinierten Holz-/Kunststoffwerkstoff
zur (teilweisen) Herstellung des Türblattes (1) und/oder der Türzarge (2) bilden.
4. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Bindemittel ein thermoplastischer Kunststoff wie beispielsweise Polyethylen,
Polypropylen, Polyamid oder dergleichen eingesetzt wird, wobei sich der kombinierte
Werkstoff aus ca. 60 Gew.-% bis 90 Gew.-% Holzwerkstoff und ca. 10 Gew.-% bis 40 Gew.-%
Bindemittel zusammensetzt.
5. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil (2a, 2b, 3, 4a, 4b) Sollbruchstellen (11)
zur Größenanpassung aufweist.
6. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil (2a, 2b, 3, 4a, 4b) als stranggepresstes
Hohlkammerprofil ausgeführt ist.
7. Türsystem nach einem der Ansprüche 1. bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein oder mehrere Hohlkammern (5a, 5b, 5c, 5d) des kombinierten Holz-/Kunststoffbauteiles
(2a, 2b, 3, 4a, 4b) als Funktionskammer (5a, 5b, 5c, 5d) zur Aufnahme beispielsweise
von Dämmmaterial, als Nut (5b) als Aufnahmebohrung (5c) für ein Türband (7), als Haltekammer
(5d) für eine Türdichtung (8) etc. ausgebildet sind.
8. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Türblatt (1) und/oder die Türzarge (2) mehrschalig aus zwei oder mehr kombinierten
Holz-/Kunststoffbauteilen (2a, 2b, 3, 4a, 4b) sowie gegebenenfalls Zusatzelementen
(6) ausgeführt sind, wobei die kombinierten Holz-/Kunststoffbauteile (2a, 2b, 3, 4a,
4b) untereinander und mit den Zusatzelementen (6) vorzugsweise mittels Nut-/Federverbindungen
(5b, 12; 5b, 19) miteinander vereinigt werden.
9. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil (2a, 2b, 3, 4a, 4b) eine ganz oder teilweise
aufgebrachte Beschichtung (16) besitzt, die beispielsweise in Verbindung mit diesem
koextrudiert, aufgeklebt, auflackiert oder sonst wie mit diesem verbunden ist.
10. Verwendung eines kombinierten Holz-/Kunststoffbauteiles (2a, 2b, 3, 4a, 4b) zur Herstellung
eines größenvariablen Türblattes (1) und/oder einer Türzarge (2).
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 86(2) EPÜ.
1. Türsystem, bestehend im Wesentlichen aus einem Türblatt (1) und/oder einer Türzarge
(2), welche ganz oder teilweise als Extrusionsbauteil auf Basis eines Holzwerkstoffes
inklusive Bindemittel auf Kunststoffbasis und damit kombiniertes Holz-/Kunststoffbauteil
(2a, 2b, 3, 4a, 4b) ausgebildet sind,
dadurch gekennzeichnet,dass
- das Türblatt (1) und/oder die Türzarge (2) längen- und/oder breitenvariabel ausgeführt
sind und dazu
- das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil (2a, 2b, 3, 4a, 4b) durch die Extrusion
vorgegebene Materialverdünnungen als Sollbruchstellen (11) zur Größenanpassung aufweist.
2. Türsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Holzwerkstoff Abfallspäne, Pellets oder vergleichbare Fasern eingesetzt werden,
die in Verbindung mit dem Bindemittel auf Kunststoffbasis einen kombinierten Holz-/Kunststoffwerkstoff
zur (teilweisen) Herstellung des Türblattes (1) und/oder der Türzarge (2) bilden.
3. Türsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Bindemittel ein thermoplastischer Kunststoff wie beispielsweise Polyethylen,
Polypropylen, Polyamid oder dergleichen eingesetzt wird, wobei sich der kombinierte
Werkstoff aus ca. 60 Gew.-% bis 90 Gew.-% Holzwerkstoff und ca. 10 Gew.-% bis 40 Gew.-%
Bindemittel zusammensetzt.
4. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil (2a, 2b, 3, 4a, 4b) als stranggepresstes
Hohlkammerprofil ausgeführt ist.
5. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein oder mehrere Hohlkammern (5a, 5b, 5c, 5d) des kombinierten Holz-/Kunststoffbauteiles
(2a, 2b, 3, 4a, 4b) als Funktionskammer (5a, 5b, 5c, 5d) zur Aufnahme beispielsweise
von Dämmmaterial, als Nut (5b) als Aufnahmebohrung (5c) für ein Türband (7), als Haltekammer
(5d) für eine Türdichtung (8) etc. ausgebildet sind.
6. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Türblatt (1) und/oder die Türzarge (2) mehrschalig aus zwei oder mehr kombinierten
Holz-/Kunststoffbauteilen (2a, 2b, 3, 4a, 4b) sowie gegebenenfalls Zusatzelementen
(6) ausgeführt sind, wobei die kombinierten Holz-/Kunststoffbauteile (2a, 2b, 3, 4a,
4b) untereinander und mit den Zusatzelementen (6) vorzugsweise mittels Nut-/Federverbindungen
(5b, 12; 5b, 19) miteinander vereinigt werden.
7. Türsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das kombinierte Holz-/Kunststoffbauteil (2a, 2b, 3, 4a, 4b) eine ganz oder teilweise
aufgebrachte Beschichtung (16) besitzt, die beispielsweise in Verbindung mit diesem
koextrudiert, aufgeklebt, auflackiert oder sonst wie mit diesem verbunden ist.
8. Verwendung eines kombinierten Holz-/Kunststoffbauteiles (2a, 2b, 3, 4a, 4b) zur Herstellung
eines größenvariablen Türblattes (1) und/oder einer Türzarge (2).