[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung einer thermodynamischen Anlage,
mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruches 1, und eine Meßvorrichtung zur Verwendung
hierfür mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruches 5.
[0002] Bei einem bekannten Verfahren dieser Art beschickt jede vorgesehene Fördereinrichtung
die ihr zugeordneten Brenner mit einer unbekannten Verteilung der Massenströme und
der Kornspektren der als Brennstoff dienenden Kohle, wobei die unbekannten Werte eine
exakte Regelung sehr erschweren. Bei jedem vorhandenen Brenner schließt eine Meßvorrichtung
aus dem Vorhandensein eines Bildes der Flamme auf das Vorhandensein der Flamme.
[0003] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art hinsichtlich der Datenmenge zu verbessern und eine geeignete Meßvorrichtung
zur Verfügung zu stellen. Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen
des Anspruches 1 und eine Meßvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruches 5 gelöst.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0004] Dadurch, daß vom Bild der Flamme wenigstens ein interessierendes Gebiet in der Flammenwurzel
im Nahfeld des Brenners ausgewählt und dessen Intensität als zeitabhängiges Signal
erfaßt und zur Regelung verwendet wird, kann mit geringem Aufwand eine die Flamme
in guter Näherung kennzeichnende kleine Datenmenge erfaßt werden, die für die Regelung
wichtige Informationen liefert. Es können auch mehrere interessierende Gebiete beobachtet
werden. Aufgrund des beschränkten Umfangs der Datenmenge ist eine schnelle Verarbeitung
sichergestellt. Die Anwendung kann bei verschiedenen thermodynamischen Anlagen, wie
Kraftwerken, erfolgen, unabhängig vom Brennstoff und seinem Aggregatszustand. Der
Brennstoff kann daher beispielsweise Kohle, Öl oder Gas sein.
[0005] Vorzugsweise wird zur Herausarbeitung der Merkmale der Flamme aus dem erfaßten zeitabhängigen
Signal ein Spektrum ermittelt, beispielsweise mit einer Fast-Fourier-Transformation
oder einem anderen mathematischen Verfahren, aus welchem dann wenigstens ein charakteristischer
Wert ermittelt wird, vorzugsweise aber mehrere Werte, beispielsweise fünf. Aus dem
oder den charakteristischen Werten kann durch eine multiple Regression oder ein anderes
mathematisches Verfahren die bestmögliche Annäherung an eine Kombination bekannter
Brennstoffpartikelspektren und/oder Verteilungen der Massenströme pro Brenner jeder
Fördereinrichtung (beispielsweise Mühle oder Pumpe), welche zur Initalisierung vorab
abzufahren sind, erreicht werden, also das aktuelle Brennstoffpartikelspektrum und/oder
die aktuelle Verteilung der Massenströme ermittelt werden. Das Brennstoffpartikelspektrum
ist im Falle von Kohle ein Kornspektrum, im Fall von Öl ein Tröpfchenspektrum. Im
Falle von Gas wird nur die Verteilung der Massenströme ermittelt.
[0006] Eine geeignete Meßvorrichtung zur Verwendung bei dem erfindungsgemäßen Verfahren,
welche ein Bild der Flamme erhält, weist wenigstens eine Diode auf, welche jeweils
genau ein interessierendes Gebiet aus dem Bild der Flamme erfaßt, also sich auf einen
Teil des Bildes beschränkt. Dies verringert die zu erfassende und zu verarbeitende
Datenmenge. Bei mehreren interessierenden Gebieten sind entsprechend viele Dioden
vorgesehen. Der Diode ist vorzugsweise eine Auswerteeinrichtung zugeordnet, insbesondere
eine eigene Auswerteeinrichtung, welche dann vorzugsweise das Spektrum und den oder
die charakteristischen Werte ermittelt. Die weiterzuleitende Datenmenge ist dann minimal.
Als Auswerteeinrichtung kann aber auch der Hauptcomputer fungieren, wobei dann allerdings
ein - im Vergleich zu den charakteristischen Werten größeres - Feld mit Daten von
der Meßvorrichtung an den Hauptcomputer zu übermitteln ist.
[0007] Zum Justieren der Diode, d.h. zum Ausrichten derselben auf das interessierende Gebiet,
ist vorzugsweise eine Videokamera vorgesehen, die vorzugsweise wahlweise an die Meßvorrichtung
anschließbar ist. Nach dem Justieren kann die Videokamera von der Meßvorrichtung entfernt
werden, was die Gesamtkosten bei einer größeren Anlage trotz mehrerer Meßvorrichtungen
dämpft. Zur Vereinfachung des Justierens benutzen die Diode und die Videokamera vorzugsweise
den gleichen optischen Zugang, beispielsweise ein gemeinsames Boroskop, an welches
ein Strahlteiler angeschlossen ist.
[0008] Eine entsprechende thermodynamische Anlage, welche mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
geregelt wird, weist außer einem Ofen und wenigstens einer Fördereinrichtung, insbesondere
einer Mühle oder Pumpe, der wenigstens zwei Brenner zugeordnet sind, wenigstens eine
der erfindungsgemäßen Meßvorrichtungen auf, vorzugsweise jedoch für jeden Brenner
eine Meßvorrichtung. Der Brennstoff für ein Kraftwerk ist vorzugsweise Kohle, jedoch
können auch andere, insbesondere feste Brennstoffe verwendet werden, auch als Beimischung.
[0009] Im folgenden ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Kraftwerk,
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung einer Meßvorrichtung, und
- Fig. 3
- ein Spektrum der Intensität in einem ausgewählten Gebiet einer Flamme.
[0010] In einem Kraftwerk 1, welches ein Beispiel einer thermodynamischen Anlage ist, sind
mehrere Bunker 3 mit grobkörmigem Kohlekonzentrat, Mittelkorn und Feinkorn vorgesehen,
aus welchen eine Mühle 5 als Fördereinrichtung beschickt wird. Statt Kohle könnte
im Prinzip auch ein anderer Brennstoff verwendet oder beigemischt werden. Die von
der Mühle 5 ausgegebene Kohle K wird zusammen mit der Primärluft L
P einem Brenner 7 in einem Ofen 9 zugeführt, wobei jede Mühle 5 aus Kostengründen mehrere
Brenner 7, in der Zeichnung beispielsweise zwei Stück, beschickt. An jedem Brenner
7 bildet sich dann im Ofen 9 eine Flamme 11 aus. Unterhalb der Brenner 7 wird die
Sekundärluft L
s in den Ofen 9 geblasen.
[0011] Jede Flamme 11 wird optische von einer Meßvorrichtung 15 erfaßt, welche ein in den
Ofen 9 ragendes Boroskop 17 aufweist, das ein Bild der Flamme 11 in das Innere der
Meßvorrichtung 15 abbildet. Mittels eines Strahlteilers 19 wird das Bild der Flamme
11 einerseits auf eine wahlweise an die Meßvorrichtung 15 angeschlossene Videokamera
21 und andererseits auf eine Diode 23 gelenkt, welche mit einer Abtastfrequenz von
beispielsweise bis zu 2 kHz - und gegebenenfalls angepaßter spektraler Empfindlichkeit
- ein hochzeit- oder optional hochspektralaufgelöstes Signal aufnimmt. Dabei ist das
Boroskop 17 mit Hilfe der Videokamera 21 so justiert, daß die Diode 23 auf ein interessierendes
Gebiet (ROI = Region of interest) in der Flammenwurzel im Nahfeld des Brenners 7 ausgerichtet
ist, welche in der Zeichnung schematisch durch ein Kreuz symbolisiert ist. Nach dem
Justieren kann die Videokamera 21 entfernt und für die Justierung einer anderen Meßvorrichtung
15 verwendet werden.
[0012] Die Diode 23 gibt das empfangene Signal vorzugsweise an eine eigene Auswerteeinrichtung
25, welche eine nachfolgend beschriebe Auswertung vornimmt und das Ergebnis an einen
Computer 31 weitergibt. Dieser Computer 31 dient der Regelung des Kraftwerks 1, d.h.
aufgrund der von den Meßvorrichtungen 15 gelieferten Ergebnisse werden zur Erreichung
eines Optimierungszieles, beispielsweise minimalem Ausstoß von Stickoxiden, verschiedene
Stellgrößen betätigt, beispielsweise die der Mühle 5 zugeführte Kohlemischung und
-qualität, welche einen Einfluß auf das Kornspektrum jedes Brenners 7 haben, die Kohlemenge
und die Menge der Primärluft und der Sekundärluft. Da verschiedene Brenner 7 jeder
Mühle 5 zugeordnet sind, sind die wirksamen Stellgrößen nicht alle bekannt.
[0013] Um daher das Kornspektrum an jedem Brenner 7 sowie die Verteilung der Kohlemassenströme
auf die verschiedenen Brenner 7 einer Mühle 5 zu ermitteln, wird in der Auswerteeinrichtung
25 jeder Diode 23 oder optional im Computer 31 das aufgenommene zeitabhängige Signal
einer Fast-Fourier-Transformation unterzogen und ein Spektrum bis etwa 1000 Hz erhalten
(Sampling-Theorem). Das Spektrum weist in einem Bereich von etwa 100 bis 1000 Hz einen
exponentiellen Abfall der Intensität I auf und kann in guter Näherung durch fünf charakteristische
Werte beschrieben werden.
[0014] Diese fünf charakteristischen Werte sind der frequenzunabhängige, konstante Intensitätsanteil
M1, welcher der Intensität I bei der Frequenz f=0 entspricht, der mittlere Frequenzwert
M2 im Bereich des Intensitätsabfalls, d.h. der Abstand des Bereichs des Intensitätsabfalls
von der Frequenz f=0, die Lage und Breite M3 (alternativ Minimal- und Maximalwert)
des Bereichs des Intensitätsabfalls, der Regressionskoeffizienz M4, d.h. die Steigung
im Bereich des Intensitätsabfalls und die Streuung M5, d.h. die Bandbreite der Intensität
im Bereich des Intensitätsabfalls. Ein anfängliches Abfahren bekannter Kornspektren
und bekannter Kohlemassenstromverteilungen dient der Initialisierung und Bestimmung
der absoluten Werte. Aus einer multiplen Regression oder einem anderen Annäherungsverfahren
mit den genannten fünf Werten von allen Brennern 7 über die Zeit hinweg kann eine
bestmögliche Annäherung an eine Kombination der bekannten Kornspektren und bekannten
Kohlemassenströme erreicht werden, aus der die für die Regelung erwünschten Größen
ermittelt werden.
1. Verfahren zur Regelung einer thermodynamsichen Anlage ( 1 ), gemäß dem wenigstens
eine Fördereinrichtung (5) jeweils wenigstens zwei ihr zugeordnete Brenner (7) mit
Brennstoff beschickt und bei jedem vorhandenen Brenner (7) das Bild einer sich ausbildenden
Flamme (11) erfaßt und verarbeitet wird, dadurch gekennzeichnet, daß vom Bild der Flamme (11) wenigstens ein interessierendes Gebiet in der Flammenwurzel
im Nahfeld des Brenners (7) ausgewählt und dessen Intensität (I) als zeitabhängiges
Signal erfaßt und zur Regelung verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß aus dem erfaßten zeitabhängigen Signal ein Spektrum ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß aus dem Spektrum wenigstens ein charakteristischer Wert (M1, M2, M3, M4, M5) ermittelt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß aus dem oder den charakteristischen Werten (M1, M2, M3, M4, M5) durch eine Regression
das Kornspektrum und/oder die Verteilung der Massenströme pro Brenner (7) jeder Fördereinrichtung
(5) ermittelt wird.
5. Meßvorrichtung (15) zur Verwendung bei einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1
bis 4, welche ein Bild der Flamme (11) erhält, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine Diode (23) vorgesehen ist, welche genau ein interessierendes Gebiet
aus dem Bild der Flamme (19) erfaßt.
6. Meßvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Diode (23) eine Auswerteeinrichtung (25) zugeordnet ist.
7. Meßvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Auswerteeinrichtung (25) das Spektrum und den oder die charakteristischen Werte
(M1, M2, M3, M4, M5) ermittelt.
8. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein wahlweise an die Meßvorrichtung (15) anschließbare Videokamera (21) vorgesehen
ist, mittels welcher die Diode (23) auf das ihr zugeordnete, interessierende Gebiet
justierbar ist, wobei die Videokamera (21) nach dem Justieren von der Meßvorrichtung
(15) entfernbar ist.
9. Meßvorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Diode (23) und die Videokamera (21) den gleichen optischen Zugang (17) benutzen.
10. Thermodynamische Anlage ( 1 ), welche mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche
1 bis 4 geregelt wird, mit einem Ofen (9), wenigstens einer Fördereinrichtung (5),
der wenigstens zwei Brenner (7) zugeordnet sind, und wenigstens einer Meßvorrichtung
(15) nach einem der Ansprüche 5 bis 9.