[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Formmassenzusammensetzung zur Herstellung von
Giessformen aus einem Metallgranulat und einem anorganischen Bindemittel, wobei das
Metallgranulat aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung ausgebildet ist.
[0002] In der Metallgiesserei werden als Giessformen üblicherweise Kokillen aus Metall oder
Formmassen aus Sand-Bindemittelmischungen verwendet. Kokillen aus Metall haben den
Vorteil einer höheren Wärmeleitfähigkeit aber den Nachteil höherer Herstellkosten.
Mischungen aus Sand und Bindemittel sind kostengünstiger, vor allem bei kleineren
Stückzahlen der Gussformteile, weisen aber eine deutlich schlechtere Wärmeleitfähigkeit
auf. Dies hat zur Folge, dass die Gussformteile in der Abkühlphase nach dem Giessen
ein anderes Temperatur-Zeit-Profil durchlaufen. Die langsamere Abkühlung führt, vor
allem bei hohen Wanddicken der Gussformteile zu schlechteren mechanischen Eigenschaften.
[0003] Aus der DE OS 2450013 ist eine gattungsgemässe Gussformmischung mit hoher Wärmeleitfähigkeit
bekannt. Die Formmasse wird zusammengesetzt aus Metallkörnchen, vorzugsweise Aluminium
oder Aluminiumlegierungen und das Bindemittel ist vorzugsweise Kunstharz. Bei Giesstemperaturen
oberhalb von 400° C entstehen aus dem Kunstharz Stoffe, die eine Gefahr für die Umwelt
und die Mitarbeiter darstellen.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, eine Formmassenzusammensetzung
anzugeben, die einfach herstellbar ist, eine gute Wärmeleitfähigkeit aufweist und
mit der Umwelt optimal verträglich ist. Die Formmasse soll bei der Herstellung, beim
Giessen, beim Auspacken und bei der Wiederaufbereitung keine für die Umwelt und für
die Gesundheit der Giessereiarbeiter gefährlichen Stoffen freisetzen.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Formmassenzusammensetzung zur Herstellung von
Giessformen aus einem Metallgranulat und einem anorganischen Bindemittel, wobei das
Metallgranulat aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung ausgebildet ist, dadurch
gekennzeichnet, dass das Bindemittel ein wasserlösliches anorganisches Magnesiumsalz
ist.
[0006] Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0007] Es ist von Vorteil, dass bei der Herstellung der Formmassen möglichst wenig Wasser
verwendet wird. Dies wird dadurch erreicht, dass das wasserlösliche Salz Magnesium(II)sulfat
ist. Magnesium(II)sulfat hat eine hohe und mit steigender Temperatur eine kontinuierlich
höhere Löslichkeit, so dass mit hochkonzentrierten Salz-Wasserlösungen gearbeitet
werden kann. Auch beim Auspacken der Gussformteile kann mit wenig Wasser viel Bindemittel
aus der Formmasse aufgelöst werden. Die Anlage für die Formstoffaufbereitung kann
kleiner ausgelegt werden.
[0008] Es ist auch von Vorteil, dass mit der erfindungsgemässen Formmassenzusammensetzung
Gussformteile aus Aluminium hergestellt werden können, die beim Giessen keinen Wasserstoff
aufnehmen können. Dies wird dadurch erreicht, dass die Formmasse zu mindestens 98
Gew.% aus Aluminiumgranulat und der Rest aus wasserfreiem Magnesiumsulfat ausgebildet
ist.
[0009] Es ist weiter auch von Vorteil, dass mit der erfindungsgemässen Formmassenzusammensetzung
Gussformteile mit mechanischen Eigenschaften hergestellt werden können, die vergleichbar
sind mit den Eigenschaften von in Stahlkokillen abgegossenen Teilen. Dies wird dadurch
erreicht, dass das Aluminiumgranulat eine mittlere Korngrösse von 0.2 bis 0.4 mm aufweist.
Dies wird auch dadurch erreicht, dass eine aus der Formmasse hergestellte und betriebsbereite
Giessform eine Wärmeleitfähigkeit von mindestens 1.2 (J / kg K) aufweist.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Figuren beschrieben. Es zeigen:
Figur 1 ein Diagramm zum Vergleich der Wärmeleitfähigkeit und der Temperaturleitfähigkeit
der erfindungsgemässen Zusammensetzung mit anderen Formmassenzusammensetzungen,
Figur 2 ein Diagramm zum Vergleich des Dendritenarmabstandes der erfindungsgemässen
Zusammensetzung mit anderen Formmassenzusammensetzungen,
Figur 3 ein Diagramm zum Vergleich der 0.2%-Dehngrenze, der Zugfestigkeit und der
Bruchdehnung der erfindungsgemässen Zusammensetzung mit anderen Formmassenzusammensetzungen,
und
Figur 4 ein Diagramm zum Vergleich der Bruchkraft und der Verformung bei Bruch der
erfindungsgemässen Zusammensetzung mit anderen Formmassenzusammensetzungen.
[0011] In Figur 1 sind die Wärmeleitfähigkeit und die Temperaturleitfähigkeit von drei verschiedenen
Zusammensetzungen zur Herstellung von Giessformen dargestellt. Mit SK ist die Verwendung
einer Stahlkokille angedeutet. Mit QS eine Giessform aus Quarzsand und mit A eine
Giessform aus 98 Gew.% Aluminiumgranulat mit 2 Gew.% Magnesiumsulfat als Bindemittel.
Die Giessform aus Aluminiumgranulat hat eine 2 mal so grosse Wärmeleitfähigkeit und
eine 1.85 mal so grosse Temperaturleitfähigkeit als eine entsprechende Giessform aus
Quarzsand. Je nachdem welche Kornverteilung für das Aluminiumgranulat gewählt wird,
kann die Wärmeleitfähigkeit der Giessform noch erhöht werden.
[0012] In Figur 2 ist der sogenannte Dendritenarmabstand von Gussformteilen dargestellt,
die in Giessformen mit den drei Zusammensetzungen aus Figur 1 hergestellt wurden.
Der Dendritenarmabstand ist, bei Verwendung von 98 Gew.% Aluminiumgranulat und 2 Gew.%
Magnesiumsulfat, gemessen an Teilen mit 18 mm Wanddicke mindestens 30% und gemessen
an Teilen mit 6 mm Wanddicke mindestens 20% kleiner als bei der Verwendung von Quarzsand.
Der Dendritenarmabstand ist bei der Verwendung von Aluminiumgranulat 20 bis 40% grösser
als bei der Verwendung von Stahlkokillen. Der Dendritenarmabstand ist ein Mass für
die Abkühlungsgeschwindigkeit des Gussformteiles und kann unter einem Mikroskop an
einer angeschliffenen Fläche des Gussformteiles gemessen werden. Je kleiner der Dendritenarmabstand,
desto grösser sind beispielsweise die Kerbschlagzähigkeit und die Bruchdehnung des
Gussformteiles.
[0013] Aus Figur 2 geht hervor, dass bei der Verwendung von Aluminiumgranulat ein Dendritenarmabstand
von ca. 35 µm erreicht werden kann. Je kleiner der Dendritenarmabstand, desto höher
wird die Brinellhärte des Gussformteiles. Bei einem Dendritenarmabstand von ca. 35
µm wird eine Brinellhärte von ca. 90 erreicht.
[0014] In Figur 3 und 4 sind weitere mechanischen Eigenschaften der Gussformteile dargestellt.
In Figur 3 die Eigenschaften gemessen an Zugstäben, die aus den Gussformteilen entnommen
wurden und in Figur 4 die Eigenschaften der Bauteile, wie beispielsweise Radträger,
Querlenker, Schwenklager oder andere tragende Teile im Automobilbau, selbst.
[0015] Aus Figur 3 geht hervor, dass bei der Verwendung von Aluminiumgranulat eine Zugfestigkeit
von ca. 300 MPa, eine 0.2% Dehngrenze von ca. 250 MPa und eine Bruchdehnung von ca.
7 % erreicht werden kann.
[0016] Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch den Einsatz von Aluminiumgranulat
mit Magnesiumsulfat als Bindemittel im Vergleich zu Quarzsand die Abkühlbedingungen
stark verbessert werden können und dass die Gussformteile eine Bruchdehnung aufweisen,
die sonst nur unter Verwendung von Stahlkokillen erreicht werden kann.
[0017] Die Verwendung von Aluminiumgranulat und Magnesiumsulfat hat weiterhin den Vorteil,
dass Magnesiumsulfat leicht wasserlöslich und umweltneutral ist. Bei häufig wechselnden
Formteilen und bei kleineren Stückzahlen ist die Verwendung von Granulat wirtschaftlicher
als die Verwendung von ständig wechselnden Kokillenformen.
1. Formmassenzusammensetzung zur Herstellung von Giessformen aus einem Metallgranulat
und einem anorganischen Bindemittel, wobei das Metallgranulat aus Aluminium oder einer
Aluminiumlegierung ausgebildet ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Bindemittel ein wasserlösliches anorganisches Magnesiumsalz ist.
2. Formmassenzusammensetzung nach dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das wasserlösliche anorganische Magnesiumsalz Magnesium(II)sulfat ist.
3. Formmassenzusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Formmasse zu mindestens 98 Gew. % aus Aluminiumgranulat und der Rest aus wasserfreiem
Magnesiumsulfat ausgebildet ist.
4. Formmassenzusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Aluminiumgranulat eine mittlere Korngrösse von 0.2 bis 0.4 mm aufweist, wobei
weniger als 1 Gew. % des Aluminiumgranulates eine Korngrösse grösser als 2.0 mm und
weniger als 5 Gew. % des Aluminiumgranulates eine Korngrösse kleiner als 0.1 mm. aufweisen.
5. Formmassenzusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine aus der Formmasse hergestellten und betriebsbereiten Giessform eine Wärmeleitfähigkeit
von mindestens 1.2 (J / kg K) aufweist.
6. Verwendung einer Formmassenzusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
5 zur Herstellung von Gussformteilen mit einem Dendritenarmabstand von weniger als
35 µm.
7. Verwendung einer Formmassenzusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
5 zur Herstellung von Gussformteilen mit einer 0.2% Dehngrenze von mindestens 230
N/mm2 bei einer gleichzeitigen Bruchdehnung von mindestens 6%.
8. Verwendung einer Formmassenzusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
7 zur Herstellung von tragenden Bauteilen für den Automobilbau.