[0001] Die Erfindung betrifft eine Bremse für einen Aufzug, die aus zwei Bremshälften besteht,
wobei je Bremshälfte eine Druckfeder zur Aktivierung der Bremse und ein Aktuator zur
Lüftung der Bremse vorgesehen ist und wobei Druckfeder und Aktuator auf mindestens
einen aktiven Bremsbelag einwirken, der bei deaktiviertem Aktuator an einer Bremsfläche
eine Bremskraft erzeugt.
[0002] Aus der Patentschrift DE 41 06 595 ist eine Bremsvorrichtung für einen mittels Linearmotor
antreibbaren Förderkorb bekannt geworden, wobei Kraftmessdosen ein Signal zur Lüftung
erzeugen. Am Förderkorb angeordnete Bremsen umfassen die im Förderschacht angeordneten
Führungsschienen, wobei je Führungsschiene eine Bremse vorgesehen ist. Je Schenkelseite
der Führungsschiene weist die Bremse eine Bremsbacke auf. Je Bremsbacke erzeugen Betätigungsglieder
mittels der Bremsbacke auf der Führungsschiene Bremskräfte, wobei die Wirkung einer
Feder die Bremse aktiviert und ein hydraulischer Zylinder der Federkraft entgegenwirkt
und die Bremse lüftet.
[0003] Ein Nachteil der bekannten Einrichtung liegt darin, dass die Bremse bei Normalbetrieb
und bei Ausfall einer Bremshälfte unterschiedliche Bremsmomente erzeugt. Bei der bekannten
Bremse erzeugt eine Bremshälfte das notwendige Bremsmoment, bzw. beide Bremshälften
zusammen erzeugen das doppelte Bremsmoment, was bei Normalbetrieb zum Rutschen der
Seile auf der Treibscheibe führen kann. Bei einem Stahlseil werden dadurch die Litzen
und bei einem Kunstfaserseil wird der Mantel zu sehr beansprucht bzw. übermässig abgenutzt.
[0004] Aus der Schrift JP 04133988 ist ein Aufzugsantrieb mit einer Scheibenbremse bekannt
geworden, deren Bremssattel schwimmend gelagert ist. Die Bremse wird mittels einer
Druckfeder betätigt und mittels eines entgegen der Druckfeder wirkenden Aktuators
gelüftet. Bei gelüfteter Bremse wird der Bremssattel mittels einer weiteren Druckfeder
in die Ausgangslage bewegt.
[0005] Ein Nachteil der bekannten Einrichtung liegt darin, dass bei Federbruch oder bei
Wegfall eines Bremsbelages die Bremse versagt.
[0006] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung, wie sie in Anspruch 1 gekennzeichnet
ist, löst die Aufgabe, die Nachteile der bekannten Einrichtung zu vermeiden und eine
Bremse zu schaffen, die betriebstechnisch wie auch sicherheitstechnisch optimierte
Eigenschaften aufweist.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Patentansprüchen
angegeben.
[0008] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
dass das notwendige Bremsmoment eingehalten wird und dass die für Aufzugsantriebe
notwendige, zweifache Redundanz trotzdem gewährleistet ist. Die Redundanz bleibt erhalten
auch bei Federbruch oder bei Wegfall eines Bremsbelages. Die aus zwei unabhängigen
Hälften bestehende Bremse erzeugt das für den Normalbetrieb notwendige Bremsmoment.
Bei Ausfall einer Bremshälfte erzeugt die erfindungsgemässe Bremse trotzdem das notwendige
Bremsmoment. Im Störfall werden die Passagiere weniger grossen Belastungen ausgesetzt
und der Aufzug mechanisch weniger beansprucht. Mit der sanfteren Verzögerung werden
auch ungewollte Auslöser der Fangvorrichtung aufgrund der Massenträgheit des Begrenzerseils
vermieden. Bei Notstopp entstehen insbesondere bei Aufzugsanlagen mit grossen Traktionsreserven
keine übermässigen Verzögerungen, was wiederum die Mechanik schont und ein Rutschen
der Seile auf der Treibscheibe vermeidet. Die vom Impulsgenerator der Motorwelle abgeleitete
Kabinenposition bleibt für die Steuerung korrekt erhalten.
[0009] Anhand der beiliegenden Figuren wird die vorliegende Erfindung näher erläutert.
[0010] Es zeigen:
Fig. 1
eine schematische Darstellung der erfindungsgemässen Bremse bei Normalbetrieb,
Fig. 2
eine schematische Darstellung der erfindungsgemässen Bremse bei einem Federbruch der
einen Bremshälfte,
Fig. 3
eine Seitenansicht der erfindungsgemässen Bremse,
Fig. 4
einen Schnitt entlang der Linie A-A der Fig. 3 und
Fig. 5
eine Draufsicht der erfindungsgemässen Bremse.
[0011] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung der erfindungsgemässen Bremse 1 bei Normalbetrieb.
Die Bremse 1 besteht aus einem im Querschnitt U-förmigen Gehäuse 2, wobei ein Schenkel
des Us einer Bremshälfte 3 entspricht. Die Bremshälften 3 sind identisch aufgebaut.
Je Bremshälfte 3 ist mindestens ein aktiver Bremsbelag 4 und mindestens ein zusätzlicher
bzw. passiver Bremsbelag 5 vorgesehen. In einer weiteren Ausführungsvariante kann
der zusätzliche Bremsbelag 5 wie weiter unten erläutert weggelassen werden. Der zusätzliche
bzw. passive Bremsbelag 5 ist an der Schenkelinnenseite des Gehäuses 2 angeordnet.
Der aktive Bremsbelag 4 wird von einer Federkraft einer Druckfeder 6 beaufschlagt.
Nicht dargestellt ist ein weiter unten erwähnter Aktuator, der im aktivierten Zustand
der Federkraft entgegenwirkt. Das Gehäuse 2 ist an einer ersten Achse 7 schwimmend
gelagert.
[0012] Bei Normalbetrieb wirken die aktiven Bremsbeläge 4 auf eine als Bremsfläche 8 dienende
Bremsscheibe 8' ein, die Teil einer Treibscheibe 9 ist. In Seilrillen 10 der um eine
zweite Achse 11 rotierenden Treibscheibe 9 geführte Seile 12 bewegen eine nicht dargestellte
Aufzugskabine bzw. ein nicht dargestelltes Gegengewicht eines Aufzuges.
[0013] Die erfindungsgemässe Bremse 1 kann auch an der Aufzugskabine oder am Gegengewicht
angeordnet sein, wobei als Bremsfläche beispielsweise der freie Schenkel einer Führungsschiene
dient.
[0014] Die Bremse 1 ist selbstzentrierend und kann sich dank der schwimmenden Lagerung an
der ersten Achse 7 um eine mit einem Punkt symbolisierte Mittellage 13 bewegen. Die
mögliche Bewegungsrichtung der Bremse 1 ist mit einem Pfeil P1 bzw. mit einem Pfeil
P2 symbolisiert.
[0015] Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung der erfindungsgemässen Bremse 1 bei Ausfall
der einen Bremshälfte 3. Mit beispielsweise gebrochener Druckfeder 6 oder Wegfall
des aktiven Bremsbelages 4 wird die eine Bremshälfte 3 wirkungslos. Die Federkraft
der Druckfeder 6 der anderen Bremshälfte 3 bewegt das Gehäuse 2 in die mit dem Pfeil
P1 symbolisierte Richtung, wobei der passive Bremsbelag 5 der einen Bremshälfte 3
an der Bremsscheibe 8' zum Anliegen kommt. Die Ausgangslage der Bremse 1 ist mit unterbrochener
Linie dargestellt. Wie weiter unten erläutert, bleibt die Bremskraft bei Normalbetrieb
auch bei Ausfall einer Bremshälfte 3 erhalten.
[0016] Fig. 3 zeigt eine Seitenansicht bzw. eine Bremshälfte 3 der erfindungsgemässen Bremse
1. Der aktive Bremsbelag 4 ist mittig angeordnet, je Bremsbelagseite ist ein zusätzlicher
bzw. passiver, am Gehäuse 2 angeordneter Bremsbelag 5 vorgesehen.
[0017] In Fig. 4 ist ein Schnitt entlang der Linie A-A der Fig. 3 gezeigt. Die erste Achse
7 der Bremse 1 ist an einer Konsole 14 der Antriebseinheit oder der Aufzugskabine
oder des Gegengewichtes angeordnet. Die Bremse 1 ist in gelüftetem Zustand gezeigt
und ist schwimmend gelagert, wobei sie sich entlang der ersten Achse 7 bewegen kann.
Die Druckfeder 6 stützt sich einenends am Gehäuse 2 ab und anderenends an einer Ankerplatte
15 eines Bremsmagneten 16. Bremsmagnet 16 und Ankerplatte 15 bilden den oben erwähnten
Aktuator. Im gezeigten Zustand ist die Bremse 1 gelüftet, wobei der Bremsmagnet 16
aktiviert und die den aktiven Bremsbelag 4 tragende Ankerplatte 15 angezogen ist und
wobei die Kraft des Bremsmagneten 16 der Federkraft der Druckfeder 6 entgegenwirkt.
Bei deaktiviertem Bremsmagnet 16 presst die Druckfeder 6 die Ankerplatte 15 mit dem
aktiven Bremsbelag 4 gegen die Bremsscheibe 8', wobei der aktive Bremsbelag 4 die
notwendige Bremskraft erzeugt. Falls beide Bremshälften 3 gleich arbeiten, positioniert
sich die Bremse 1 in der Mittellage 13. Bei ungleich arbeitenden Bremshälften 3 verschiebt
sich die Bremse 1 dank der schwimmenden Lagerung an der ersten Achse 7 in der einen
oder anderen Richtung P1,P2.
[0018] Fig. 5 zeigt eine Draufsicht der erfindungsgemässen Bremse 1, wobei die eine Bremshälfte
3 aufgeschnitten ist. Die Bremse 1 ist gelüftet gezeigt. Bei Ausfall einer Bremshälfte
3 wirken die beiden zusätzlichen bzw. passiven Bremsbeläge 5 anstelle des aktiven
Bremsbelages 4.
[0019] In einer weiteren Ausführungsvariante kann der zusätzliche Bremsbelag 5 weggelassen
werden. Bei Federbruch wirkt in diesem Fall der aktive Bremsbelag 4 als zusätzlicher
Bremsbelag, der dann an einem Anschlag 2.1 wie in Fig. 1 und Fig. 2 symbolisch gezeigt
ansteht. Wie in Fig. 4 und Fig. 5 gezeigt, wirkt der Bremsmagnet 16 als Anschlag.
Diese Bremsvariante hat bei Federbruch Redundanz und arbeitet weiterhin mit dem notwendigen
Bremsmoment. Falls die gesamte Bremshälfte 3 ausfällt, beispielsweise bei Wegfall
des aktiven Bremsbelages 4, versagt die Bremse 1.
[0020] Die Bremse 1 kann beispielsweise auch an der Aufzugskabine oder am Gegengewicht angeordnet
sein und beispielsweise auf den freien Schenkel einer Führungsschiene einwirken. In
diesem Fall nimmt der freie Schenkel der Führungsschiene den Platz der Bremsscheibe
8' ein. Die Bremsbeläge liegen dann an gegenüberliegenden Flanken der Führungsschiene
an, wie in EP 0 648 703 B1 ausführlich beschrieben.
[0021] Das Bremsmoment bei Normalbetrieb berechnet sich nach folgender Formel:
Mn: Bremsmoment bei Normalbetrieb
Fn: Auf den aktiven Bremsbelag 4 wirkende Bremskraft (Druckfeder 6)
µ: Reibungskoeffizient zwischen aktivem Bremsbelag 4 und Bremsscheibe 8'
r: Mittlerer Abstand der Bremse 1 vom Mittelpunkt der zweiten Achse 11
[0022] Das Bremsmoment bei Ausfall einer Bremshälfte 3 berechnet sich nach folgender Formel:
Mf: Bremsmoment bei Ausfall einer Bremshälfte 3
Fn: Auf den aktiven Bremsbelag 4 wirkende Bremskraft (Druckfeder 6)
Fp: Auf den zusätzlichen bzw. passiven Bremsbelag 5 wirkende Bremskraft (Druckfeder
6)
µ: Reibungskoeffizient zwischen aktivem/passivem Bremsbelag 4/5 und Bremsscheibe 8'
r: Mittlerer Abstand der Bremse 1 vom Mittelpunkt der zweiten Achse 11
[0023] Mit F
n = F
p wird M
n = M
f
[0024] Das Bremsmoment der Bremse bleibt somit bei Normalbetrieb und bei Ausfall einer Bremshälfte
3 gleich, vorausgesetzt r bleibt konstant und die Reibung an der Achse 7 ist zu vernachlässigen.
1. Bremse (1) für einen Aufzug, die aus zwei Bremshälften (3) besteht, wobei je Bremshälfte
(3) eine Druckfeder (6) zur Aktivierung der Bremse (1) und ein Aktuator (15,16) zur
Lüftung der Bremse (1) vorgesehen ist und wobei Druckfeder (6) und Aktuator auf mindestens
einen aktiven Bremsbelag (4) einwirken, der bei deaktiviertem Aktuator (15,16) an
einer Bremsfläche (8) eine Bremskraft erzeugt,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremse (1) senkrecht zur Bremsfläche (8) schwimmend gelagert ist.
2. Bremse nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einseitigem Ausfall der Bremse (1) auf der betroffenen Bremshälfte (3) ein passiv
wirkender Bremsbelag (4,5) vorgesehen ist, der durch die Druckfeder (6) der anderen
Bremshälfte (3) an die Bremsfläche (8) andrückbar ist.
3. Bremse nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass je Bremshälfte (3) mindestens ein zusätzlicher Bremsbelag (5) vorgesehen ist, der
bei Ausfall einer Bremshälfte (3) anstelle des aktiven Bremsbelages (4) der ausgefallenen
Bremshälfte (3) wirkt.
4. Bremse nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremsbelagträger (15) im unbetätigtem Zustand an einem Anschlag (2.1,16) anliegen
und der zugehörige Bremsbelag (4) damit den passiven Bremsbelag bildet.
5. Bremse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass je Bremshälfte (3) ein zusätzlicher passiver Bremsbelag (5) vorgesehen ist.
6. Bremse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Aktuator ein Bremsmagnet (16) mit einer Ankerplatte (15) ist, wobei der aktive
Bremsbelag (49 an der Ankerplatte (15) angeordnet ist.
7. Bremse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremse (1) an der Antriebseinheit angeordnet ist.
8. Bremse nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremse (1) an der Aufzugskabine oder am Gegengewicht angeordnet ist.
9. Bremse nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Führungsschienen eines Aufzuges als Bremsfläche 8 dienen.
10. Verfahren zum Betreiben einer Bremse für einen Aufzug, die aus zwei Bremshälften (3)
besteht, wobei je Bremshälfte (3) eine Druckfeder (6) zur Aktivierung der Bremse (1)
und ein Aktuator (15,16) zur Lüftung der Bremse (1) vorgesehen ist und wobei Druckfeder
(6) und Aktuator auf mindestens einen aktiven Bremsbelag (4) einwirken, der bei deaktiviertem
Aktuator (15,16) an einer Bremsfläche (8) eine Bremskraft erzeugt,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Normalbetrieb und bei Ausfall mindestens der Druckfeder (6) einer Bremshälfte
(3) dieselbe Bremskraft erzeugt wird.