[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur gangliniengestützten Verkehrsprognose
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Bei diesem Verfahren wird eine Ganglinien-Datenbank
unter Berücksichtigung von Mustern dichten Verkehrs an effektiven Engstellen eines
betrachteten Verkehrswegenetzes aufgebaut, und Verkehrsprognosen werden unter Verwendung
von aktuellen Verkehrsmessungen und Vergleich derselben mit Daten aus der Ganglinien-Datenbank
erstellt.
[0002] Derartige Verkehrsprognoseverfahren sind in verschiedenen früheren Patentanmeldungen
der Anmelderin zu dieser Thematik beschrieben, siehe beispielsweise die DE 100 62
856 A1, DE 100 57 796 A1 und die ältere deutsche Patentanmeldung 103 36 590.7. Wie
dort und zum Beispiel auch in der DE 199 44 075 A1 eingehend beschrieben, lässt sich
die Dynamik von dichtem Verkehr an den sogenannten effektiven Engstellen eines betrachteten
Verkehrswegenetzes, z.B. eines Straßenverkehrsnetzes, innerhalb eines betrachteten
Gebiets, durch die Bildung und das Verhalten der sogenannten Muster dichten Verkehrs
beschreiben, vorliegend auch Verkehrsmuster bezeichnet. Solche Muster dichten Verkehrs
bestehen aus den unterscheidbaren Zustandsphasen "synchronisierter Verkehr", "gestauchter
synchronisierter Verkehr" und "sich bewegende breite Staus", mit denen sich die Verkehrsdynamik
unter zusätzlicher Berücksichtigung des Zustands "freier Verkehr" adäquat beschreiben
lässt.
[0003] In der DE 197 53 034 A1 wird ein Verfahren zur gangliniengestützten Verkehrsprognose
beschrieben, bei dem eine Ganglinien-Datenbank anhand von Verkehrsdaten aufgebaut
wird, die von mehreren Datenquellen geliefert werden, wie ortsfeste Detektoren und
sich im Verkehr mitbewegende Stichprobenfahrzeuge, sogenannte FCD-Fahrzeuge. Zur Prognose
wird durch eine probabilistische Selektion eine wahrscheinlichste Ganglinie ausgewählt.
[0004] Meist arbeiten die herkömmlichen gangliniengestützten Prognoseverfahren auf der Basis
stationärer Fahrzeugzählstellen und anderer Mittel zur Messung von Verkehrsströmen,
die dann in mittlere Geschwindigkeiten und schließlich benötigte Reisezeiten umgerechnet
werden. Untersuchungen zeigen, dass diese Methode zwar bei frei fließendem Verkehr
meist zu befriedigenden Resultaten führt, da in diesem Fall dem Verkehrsfluss über
das sogenannte Fundamentaldiagramm eine mittlere Geschwindigkeit eindeutig zugeordnet
werden kann. Hingegen ist die Zuverlässigkeit dieser Methode begrenzt, wenn Zustände
dichten Verkehrs vorliegen. Bei diesen können je nach den sonstigen Gegebenheiten
unterschiedliche der oben erwähnten, individualisierbaren Zustände "synchronisierter
Verkehr", "gestauchter synchronisierter Verkehr" und "sich bewegende breite Staus"
bei gleichem Verkehrsfluss vorliegen. Andererseits sind die mittlere Geschwindigkeit
und die Reisezeit stark davon abhängig, welcher dieser dichten Verkehrszustände vorliegt,
siehe die Zeitschriftenaufsätze B.S. Kerner und P. Konhäuser, Phys. Rev. E, 48, S.
R2335, 1993 und Phys. Rev. E, 50, S. 54, 1994 sowie B.S. Kerner und H. Rehborn, Phys.
Rev. E, 53, S. 1297, 1996.
[0005] Zwar kann als eine Abhilfe daran gedacht werden, statt der Messung von Verkehrsflüssen
und der darauf aufbauenden Abschätzung der mittleren Geschwindigkeiten und Reisezeiten
eine direkte Messung von Reisezeiten unabhängig von der Verkehrsflüssen zum Beispiel
durch FCD-Fahrzeuge vorzunehmen. Diese Vorgehensweise wird bei feststehender Verkehrsinfrastruktur
häufig gut funktionieren, trifft jedoch auf Schwierigkeiten bei Veränderungen der
Infrastruktur, z.B. bei neu entstehenden Baustellen und anderen temporären effektiven
Engstellen. Denn eine Prognose der Reisezeiterhöhung durch eine neu entstandene Baustelle
erfordert bei dieser Methode neue, aufwendige Reisezeitmessungen an verschiedenen
Tagen durch FCD-Fahrzeuge, so dass auf diese Weise Reisezeit-Ganglinienprognosen nicht
innerhalb kurzer Zeit nach Einrichtung einer Baustelle erstellt werden können.
[0006] Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung eines Verfahrens der
eingangs genannten Art zugrunde, mit dem sich gangliniengestützte Verkehrsprognosen
vergleichsweise zuverlässig erstellen lassen, auch bei temporär auftretenden effektiven
Engstellen des betrachteten Verkehrswegenetzes.
[0007] Die Erfindung löst dieses Problem durch die Bereitstellung eines Verfahrens mit den
Merkmalen des Anspruchs 1. Bei diesem Verfahren wird zum Aufbau der Ganglinien-Datenbank
eine Aggregation aller Verkehrsmuster an permanenten effektiven Engstellen des betrachteten
Verkehrswegenetzes durchgeführt. Zudem wird bei Erkennen einer neu auftretenden temporären
effektiven Engstelle ein jeweils zugehöriges aggregiertes Verkehrsmuster ermittelt
und die Ganglinien-Datenbank mit diesem aktualisiert. Jedem aggregierten Verkehrsmuster
wird eine bestimmte Reisezeit zugeordnet, und zur Erstellung der Verkehrsprognosen
werden auf dieser Grundlage Reisezeiten für alle oder einen auswählbaren Teil der
Streckenabschnitte des betrachteten Verkehrswegenetzes ermittelt und angezeigt.
[0008] Erfindungsgemäß sind folglich Verkehrsmuster, die auf der Zusammensetzung der verschiedenen
individualisierbaren Zustände dichten Verkehrs basieren, die grundlegenden Bausteine
einer aggregierten Ganglinienprognose. Die Erfindung nutzt die Erkenntnis, dass jedem
derartigen Verkehrsmuster an einer effektiven Engstelle eine bestimmte Reisezeiterhöhung
im Vergleich zum Zustand freien Verkehrs zugeordnet werden kann. Deshalb lassen sich
streckenbezogene Reisezeiten, gerade auch für das Passieren effektiver Engstellen,
direkt und automatisch aus den Verkehrsmustern der Ganglinien-Datenbank ermitteln.
Im Falle einer neu auftretenden, temporären effektiven Engstelle, wie einer Baustelle,
kann dieser relativ rasch ein bestimmtes Verkehrsmuster zugeordnet werden, wenn die
Verkehrsströme im Bereich dieser temporären effektiven Engstelle feststellbar sind.
[0009] In einer Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 2 wird der Einfluss eines Verkehrsmusters,
das einer neu aufgetretenen, temporären effektiven Engstelle zugeordnet wird, auf
die anderen Verkehrsmuster stromaufwärts und stromabwärts von der neuen temporären
effektiven Engstelle im Rahmen der Aktualisierung der Ganglinien-Datenbank prognostiziert
und berücksichtigt. Damit lässt sich die Genauigkeit der gangliniengestützten Verkehrsprognose
weiter steigern.
[0010] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung nach Anspruch 3 werden Verkehrsmuster- und
Reisezeitdaten bei einer Aktualisierung der Ganglinien-Datenbank aufgrund einer neu
aufgetretenen, temporären effektiven Engstelle selbsttätig ermittelt, und die auf
diese Weise automatisch erzeugten Ganglinien werden bei Aufhebung der temporären effektiven
Engstelle selbsttätig wieder gelöscht. Damit kann der Einfluss temporärer effektiver
Engstellen auf die Verkehrslage bei der gangliniengestützten Verkehrsprognose verhältnismäßig
rasch und beschränkt auf die Dauer der Existenz dieser Engstelle berücksichtigt werden.
[0011] Eine Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 5 sieht vorteilhafte Möglichkeiten
der Anzeige des prognostizierten Verkehrszustands für den Benutzer, insbesondere einen
Fahrzeugführer, vor.
[0012] Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt
und werden nachfolgend beschrieben. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines ersten, verfahrensgemäß zur gangliniengestützten
Verkehrsprognose und insbesondere zur Reisezeitprognose im Bereich effektiver Engstellen
benutzten aggregierten Verkehrsmusters aus synchronisiertem Verkehr und gestauchtem
synchronisiertem Verkehr,
- Fig. 2
- eine Darstellung entsprechend Fig. 1 für ein zweites aggregiertes Verkehrsmuster aus
synchronisiertem Verkehr, gestauchtem synchronisiertem Verkehr und sich bewegenden
breiten Staus,
- Fig. 3
- eine Darstellung entsprechend Fig. 1, jedoch für ein weiteres aggregiertes Verkehrsmuster
in Form eines übergreifenden Musters über mehrere Engstellen aus synchronisiertem
Verkehr und gestauchtem synchronisiertem Verkehr und
- Fig. 4
- eine Darstellung entsprechend Fig. 3, jedoch für ein viertes aggregiertes Verkehrsmuster
in Form eines übergreifenden Musters über mehrere Engstellen aus synchronisiertem
Verkehr, gestauchtem synchronisiertem Verkehr und sich bewegenden breiten Staus.
[0013] Das vorliegende Verfahren macht zur gangliniengestützten Verkehrsprognose von aggregierten
Verkehrsmustern an permanenten und temporären effektiven Engstellen eines betrachteten
Verkehrswegenetzes Gebrauch. Auf einige wesentliche Verkehrsmuster wird unten unter
Bezugnahme auf die Figuren näher eingegangen. Zur Verfahrensdurchführung dienen beliebige
geeignete Mittel, wie sie dem Fachmann für diesen Zweck gebräuchlich sind und die
daher keiner näheren Erläuterung bedürfen. Es kann dazu insbesondere auch auf die
eingangs erwähnten Druckschriften und die dort zitierte Literatur verwiesen werden.
[0014] Verfahrensgemäß werden zunächst zum Aufbau einer Ganglinien-Datenbank die erforderlichen
Eingangsdaten gewonnen und dazu entsprechende Verkehrsmessungen zum Beispiel über
Verkehrsmenge, Reisegeschwindigkeiten und Reisezeiten für ein betrachtetes Verkehrswegenetz,
zum Beispiel ein Straßennetz in einem bestimmten Gebiet, gewonnen. Dabei werden im
Bereich von permanenten effektiven Engstellen des Verkehrswegenetzes Verkehrsmuster,
die sich aus den individualisierbaren dichten Verkehrszuständen "synchronisierter
Verkehr", "gestauchter synchronisierter Verkehr" und "sich bewegende breite Staus"
zusammensetzen, ermittelt und als grundlegende Bausteine einer aggregierten Ganglinienprognose
verwendet.
[0015] Zu diesem Zweck wird eine Aggregation aller Verkehrsmuster an jeder effektiven Engstelle
im Verkehrswegenetz durchgeführt, und jedem aggregierten Verkehrsmuster wird eine
Reisezeit bzw. eine Reisezeiterhöhung im Vergleich mit der Reisezeit im Zustand freien
Verkehrs zugeordnet. Zusätzlich wird bei Erkennung einer neu auftretenden, temporären
effektiven Engstelle, zum Beispiel beim Empfang einer Meldung über eine neu errichtete
Baustelle oder eine länger andauernde Unfallstelle, dieser temporären effektiven Engstelle
ein entsprechendes zugehöriges Verkehrsmuster zugeordnet und der Einfluss dieses Verkehrsmusters
auf die anderen Verkehrsmuster stromaufwärts und stromabwärts von der neuen temporären
effektiven Engstelle prognostiziert.
[0016] Mit diesen Informationen wird die Ganglinien-Datenbank jeweils automatisch aktualisiert,
d.h. es werden automatisch zu der neuen temporären effektiven Engstelle gehörende
Ganglinien für die besagten Verkehrsmuster und zugehörige Reisezeiten erzeugt und
in der Ganglinien-Datenbank verwaltet. Dies beinhaltet bevorzugt auch eine Prognose
des Einflusses des Verkehrsmusters der neuen temporären effektiven Engstelle auf die
anderen Verkehrsmuster in der Ganglinien-Datenbank von permanenten oder derzeitigen
temporären effektiven Engstellen stromaufwärts und stromabwärts der neuen Engstelle.
Außerdem ist bevorzugt vorgesehen, dass die in der geschilderten Weise automatisch
erzeugten Ganglinien des bestimmten Verkehrsmusters einer neu aufgetretenen, temporären
effektiven Engstelle automatisch in der Ganglinien-Datenbank wieder gelöscht werden,
sobald diese Engstelle nicht mehr existiert, zum Beispiel wenn eine neue Baustelle
wieder aufgehoben wurde.
[0017] Als weitere Option ist vorgesehen, die aggregierten Verkehrsmuster zum Aufbau der
entsprechenden Ganglinien-Datenbank bzw. der entsprechenden verkehrsmustergestützten
Ganglinienprognosen zusammen mit automatisch zum Beispiel von einer Zentrale generierten
Verkehrsmeldungen, insbesondere solche auf RDS/TMC-Basis, zu verarbeiten und ein solches
Zusammenspiel von Verkehrsmeldungen, wie RDS/TMC-Meldungen, und aggregierten Verkehrsmustern
auch zur aktualisierenden Pflege der Ganglinien-Datenbank zu verwenden.
[0018] Die auf der Basis von Verkehrsmustern an effektiven Engstellen erstellte Ganglinien-Datenbank
bildet dann Teil eines entsprechenden ganglinienbasierten Verkehrsprognosesystems,
bei dem aus einem Vergleich aktueller Verkehrsmessdaten mit den abgespeicherten Ganglinien
eine bestpassende Ganglinie nach einem der dem Fachmann hierfür geläufigen Algorithmen
ausgewählt wird. Optional kann zusätzlich eine Datenbank für die erwähnten Verkehrsmeldungen
zum Beispiel im RDS/TMC-Format vorgesehen sein. Die repräsentativen Muster dichten
Verkehrs an effektiven Engstellen können ebenfalls nach einem der hierfür bekannten
Algorithmen aus geeigneten Verkehrsmessdaten bestimmt und in ihrem zeitlich/örtlichen
Verlauf prognostiziert werden.
[0019] Durch ein herkömmliches Visualisierungssystem werden dem Benutzer die Resultate der
gangliniengestützten Verkehrsprognose in gewünschter Weise angezeigt, zum Beispiel
als textliche und/oder grafische Anzeige aktueller und/oder zukünftiger Verkehrsstörungen
auf einem Bildschirm. Insbesondere kann dies als grafische und/oder textliche Anzeige
von Verkehrsinformationen über den zeitlich und örtlichen Verlauf der aggregierten
Verkehrsmuster von effektiven Engstellen auf einer digitalen Wegenetzkarte erfolgen,
zum Beispiel in Form von aktuellen und zukünftigen Reiseverlustzeiten, die aufgrund
des Musters dichten Verkehrs an der betreffenden effektiven Engstelle prognostiziert
werden. Anstelle oder zusätzlich zur Verlustzeit kann auch die jeweilige aktuelle
bzw. zukünftige Reisezeit für betreffende Streckenabschnitte textlich und/oder grafisch
auf der digitalen Wegenetzkarte dargestellt werden. Eine weitere Darstellungsoption
besteht darin, den zeitlichen und örtlichen Verlauf der aggregierten Verkehrsmuster
in Form von aktuellen und zukünftigen aggregierten Symbolen textlich und/oder grafisch
auf einer Karte für entsprechende Streckenabschnitte wiederzugeben. Beispielsweise
können die aggregierten Symbole Zustände mit dichtem Verkehr durch "Stau" und "zähfließender
Verkehr" oder durch "hohe Staugefahr", "mittlere Staugefahr" und "geringe Staugefahr"
oder durch andere derartige Einklassifizierungen unterscheidend anzeigen.
[0020] In den Figuren 1 bis 4 sind zur Veranschaulichung repräsentative Typen aggregierter
Verkehrsmuster gezeigt, die aus den individualisierbaren dichten Verkehrszuständen
"synchronisierter Verkehr", "gestauchter synchronisierter Verkehr" und "sich bewegende
breite Staus" aufgebaut sind und für das erfindungsgemäße Verfahren verwendet werden,
insbesondere zur raschen gangliniengestützten, prognostischen Ermittlung von Reisezeiten
auf Streckenabschnitten mit permanenten und/oder temporären effektiven Engstellen.
[0021] Speziell zeigt Fig. 1 ein erstes mögliches aggregiertes Verkehrsmuster, das aus einem
Bereich B
S synchronisierten Verkehrs und einem stromaufwärts anschließenden Bereich B
GS gestauchten synchronisierten Verkehrs zusammengesetzt ist und sich stromaufwärts
einer effektiven Engstelle an einem Streckenpunkt x
S,F bilden kann. Dieser Streckenpunkt x
S,F der effektiven Engstelle bildet die Grenze zu einem stromabwärts anschließenden Bereich
B
F freien Verkehrs. Der Übergangspunkt zwischen synchronisiertem Verkehr und gestauchtem
synchronisiertem Verkehr ist mit x
GS,S bezeichnet. Stromaufwärts der stromaufwärtigen Flanke x
F,GS des Bereichs B
GS gestauchten synchronisierten Verkehrs schließt sich ebenfalls ein Bereich B
F freien Verkehrs an. Wie oben erwähnt und in der eingangs zitierten Literatur ausführlich
erläutert, stellen die einzelnen Bereiche freien Verkehrs B
F, synchronisierten Verkehrs B
S und gestauchten synchronisierten Verkehrs B
GS individualisierbare Verkehrszustände mit prognostizierbarem zeitlichörtlichem Verlauf
dar. Ebenso ist es daraus bekannt, dass sich Verkehrsmuster aus den individualisierbaren
Zuständen dichten Verkehrs stromaufwärts einer jeweiligen effektiven Engstelle in
einer von den Gegebenheiten der effektiven Engstelle und dem Verkehrsaufkommen abhängigen
Art bilden.
[0022] Fig. 2 zeigt einen Fall, bei dem sich ein aggregiertes Verkehrsmuster stromaufwärts
des Ortes x
S,F einer effektiven Engstelle bildet, das aus einem Bereich B
S synchronisierten Verkehrs, einem daran stromaufwärts anschließenden Bereich B
GS gestauchten synchronisierten Verkehrs und einem daran stromaufwärts anschließenden
Bereich B
St sich bewegender breiter Staus zusammengesetzt ist, während stromabwärts der effektiven
Engstelle und stromaufwärts des aggregierten Verkehrsmusters wiederum Bereiche B
F freien Verkehrs vorliegen. Die Übergangsstellen zwischen synchronisiertem Verkehr
B
S und gestauchtem synchronisiertem Verkehr B
GS sowie zwischen letzterem und dem Bereich B
St sind mit x
GS,S bzw. x
St,GS bezeichnet, die stromaufwärtige Übergangsstelle zum freien Verkehr ist mit x
F,St bezeichnet.
[0023] Fig. 3 zeigt als einen weiteren möglichen Fall eines für das vorliegende Verfahren
und insbesondere die Ganglinien-Datenbank verwendeten aggregierten Verkehrsmusters
ein sogenanntes übergreifendes, d.h. sich stromaufwärts über mehrere effektive Engstellen
erstreckendes Muster. Speziell erstreckt sich dieses über vier effektive Engstellen,
die in Fahrtrichtung mit Abstand aufeinanderfolgend im betrachteten Streckenabschnitt
liegen und deren Ortslagen mit x
S,F1, x
S,F2, x
S,F3 bzw. x
S,F4 bezeichnet sind. Stromaufwärts und stromabwärts des übergreifenden, aggregierten
Verkehrsmusters liegt wiederum jeweils ein Bereich B
F freien Verkehrs vor. Das übergreifende Muster besteht im gezeigten Beispiel aus einem
stromabwärtigen Bereich synchronisierten Verkehrs und einem stromaufwärtigen Bereich
gestauchten synchronisierten Verkehrs.
[0024] Fig. 4 zeigt als weiteres mögliches Beispiel eines aggregierten Verkehrsmusters an
einer effektiven Engstelle ein solches, das sich wie dasjenige von Fig. 3 übergreifend
über vier effektive Engstellen x
S,F1, x
S,F2, x
S,F3, x
S,F4 zwischen Bereichen B
F freien Verkehrs erstreckt und das in diesem Fall aus einem stromaufwärts an die am
weitesten stromabwärtig gelegene effektive Engstelle x
S,F4 anschließenden Bereich synchronisierten Verkehrs, einem daran stromaufwärts anschließenden
Bereich gestauchten synchronisierten Verkehrs und einem sich an diesen stromaufwärts
anschließenden Bereich sich bewegender breiter Staus besteht.
[0025] Es zeigt sich, dass durch die erfindungsgemäße Aggregation von Verkehrsinformationen
unter Benutzung aggregierter Muster dichten Verkehrs an effektiven permanenten und
temporären Engstellen in der geschilderten Weise zuverlässige Prognosen aktueller
und zukünftig zu erwartender Verkehrszustände mit Hilfe gangliniengestützt ermittelter
Reisezeiten für die einzelnen Streckenabschnitte eines betrachteten Verkehrswegenetzes
auch dann erzielt werden können, wenn der Verkehrszustand signifikant von Mustern
dichten Verkehrs an effektiven Engstellen beeinflusst wird.
1. Verfahren zur gangliniengestützten Verkehrsprognose, bei dem
- eine Ganglinien-Datenbank unter Berücksichtigung von Mustern dichten Verkehrs an
effektiven Engstellen eines betrachteten Verkehrswegenetzes aufgebaut wird und
- Verkehrsprognosen unter Verwendung von aktuellen Verkehrsmessungen und Vergleich
derselben mit Daten aus der Ganglinien-Datenbank erstellt werden,
dadurch gekennzeichnet,dass
- zum Aufbau der Ganglinien-Datenbank eine Aggregation aller Verkehrsmuster an permanenten
effektiven Engstellen des betrachteten Verkehrswegenetzes durchgeführt wird,
- bei Erkennen einer neu auftretenden, temporären effektiven Engstelle ein jeweils
zugehöriges aggregiertes Verkehrsmuster ermittelt und die Ganglinien-Datenbank mit
diesem aktualisiert wird,
- jedem aggregierten Verkehrsmuster der Ganglinien-Datenbank eine bestimmte Reisezeit
zugeordnet wird und
- zur Erstellung der Verkehrsprognosen Reisezeiten für alle oder einen auswählbaren
Teil der Streckenabschnitte des betrachteten Verkehrswegenetzes unter Berücksichtigung
der den aggregierten Verkehrsmustern der jeweils aktualisierten Ganglinien-Datenbank
zugeordneten Reisezeiten ermittelt und angezeigt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, weiter
dadurch gekennzeichnet,dass
zur Aktualisierung der Ganglinien-Datenbank durch ein aggregiertes Verkehrsmuster
einer neu auftretenden, temporären effektiven Engstelle der Einfluss dieses aggregierten
Verkehrsmusters auf die anderen aggregierten Verkehrsmuster stromaufwärts und stromabwärts
der neu auftretenden, temporären effektiven Engstelle prognostiziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, weiter
dadurch gekennzeichnet,dass
zu dem aggregierten Verkehrsmuster einer neu auftretenden, temporären effektiven Engstelle
zur Aktualisierung der Ganglinien-Datenbank neue zugehörige Ganglinien für Verkehrsmuster
und Reisezeiten selbsttätig erzeugt und gespeichert werden und bei Aufhebung der neu
aufgetretenen, temporären effektiven Engstelle die durch ihr Auftreten neu erzeugten
Ganglinien selbsttätig wieder in der Ganglinien-Datenbank gelöscht werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, weiter
dadurch gekennzeichnet,dass
für die Ganglinien-Datenbank die aggregierten Verkehrsmuster zusammen mit automatisch
generierten Verkehrsmeldungen verarbeitet werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, weiter
dadurch gekennzeichnet,dass
die aus der gangliniengestützten Verkehrsprognose mit Hilfe des zeitlichen und örtlichen
Verlaufs der Verkehrsmuster erhaltenen Prognosedaten textlich oder grafisch auf einer
digitalen Wegenetzkarte als aktuelle und zukünftige Reisezeiten für Streckenabschnitte
und/oder als aktuelle und zukünftige, von einem jeweiligen Verkehrsmuster bedingte
Reiseverlustzeiten und/oder in Form von den Verkehrszustand klassifizierenden Symbolen
angezeigt werden.