[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Faserstoffbahn, insbesondere
Papier- und/oder Kartonbahn, sowie ein zur Durchführung des Verfahrens geeignetes
computergestütztes Qualitätsregelsystem.
[0002] In einer Papiermaschine gibt es eine Vielzahl von Qualitäts-MD-Regelungen, d.h. Längsprofilregelungen
für bestimmte Qualitätsparameter der Materialbahn (MD = machine direction, Maschinenlaufrichtung).
Hierzu zählen unter anderem die Retentionsregelung und die Ascheregelung. Die Retentionsregelung
wird derzeit nur als Stand-Alone-Lösung implementiert. Gegenseitige Beeinflussungen
zwischen der Retentionsregelung und anderen Regelungen bleiben also außer Betracht.
Es hat sich nun aber gezeigt, dass dies bei der Ascheregelung zu einem gegenseitigen
Aufschaukeln der Regelungen führen kann.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Verfahren der eingangs genannten Art
sowie das computergestützte Qualitätsregelsystem unter Vermeidung der zuvor genannten
Nachteile weiter zu optimieren.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung einer
Faserstoffbahn, insbesondere Papier- und/oder Kartonbahn, bei dem eine automatische
Ascheregelung und eine automatische Retentionsregelung zur Verringerung bzw. Unterdrückung
eines gegenseitigen Aufschaukelns der beiden Regelungen über ein Modell für die Abhängigkeit
zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch entsprechend miteinander
verknüpft werden.
[0005] Aufgrund dieser Lösung wird auf zuverlässige Art und Weise ein gegenseitiges Aufschaukeln
der beiden Regelungen verhindert, womit die Qualitätskonstanz der fertigen Faserstoffbahn
bzw. des Fertigpapiers entsprechend erhöht wird. Überdies werden die Sortenwechselzeiten
reduziert, nachdem die Anzahl unabhängig voneinander arbeitender Regelkreise zumindest
verringert und die bisher üblichen langen Regelstrecken vermieden werden. Außer einem
schnelleren Sortenwechsel wird insbesondere auch ein stabilerer Maschinenlauf erreicht.
[0006] Gemäß einer bevorzugten praktischen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird bei einer jeweiligen Erhöhung oder Verringerung der Füllstoffmenge entsprechend
dem Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
auch die Menge des Retentionsmittels erhöht bzw. verringert.
[0007] Bevorzugt wird ein mathematisches Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe
und dem Retentionsmittelverbrauch verwendet.
[0008] Über das Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
kann einem gegenseitigen Aufschaukeln der Ascheregelung und der Retentionsregelung
insbesondere prediktiv entgegengewirkt werden.
[0009] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform zeichnet sich dadurch aus, dass eine Konzentrationsmessung
im Siebwasser und/oder eine Aschegehaltsmessung oder eine Messung der Aschezugabemenge
zumindest zeitweise dazu verwendet wird, das Modell an eventuelle neue Situationen
anzupassen. Es ist also insbesondere auch ein selbstlernendes System denkbar. Das
bedeutet auch, dass optional Signalleitungen von entsprechenden Sensoren an den Modellrechner
angeschlossen sein können.
[0010] Die zuvor genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß auch gelöst durch ein computergestütztes
Qualitätsregelsystem einer Papiermaschine mit einer automatischen Ascheregelung und
eine automatischen Retentionsregelung, die über ein Modell für die Abhängigkeit zwischen
der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch miteinander verknüpft sind,
um ein gegenseitiges Aufschaukeln dieser beiden Regelungen zu verringern bzw. zu unterdrücken.
[0011] Bei einer bevorzugten praktischen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Qualitätsregelsystems
ist bei einer jeweiligen Erhöhung oder Verringerung der Füllstoffmenge entsprechend
dem Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
auch die Menge des Retentionsmittels erhöhbar bzw. verringerbar.
[0012] Als Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
ist vorzugsweise wieder ein mathematisches Modell vorgesehen.
[0013] Das Qualitätsregelsystem kann beispielsweise so ausgelegt sein, dass über das Modell
für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
einem gegenseitigen Aufschaukeln der Ascheregelung und der Retentionsregelung prediktiv
entgegengewirkt wird.
[0014] Von Vorteil ist insbesondere auch eine solche Ausführung, bei der an den Modellrechner
für eine zumindest zeitweise Anpassung des Modells an eventuelle neue Situationen
wenigstens ein Sensor angeschlossen bzw. anschließbar ist, über den bzw. die vorzugsweise
eine Konzentrationsmessung im Siebwasser und/oder eine Aschegehaltsmessung oder eine
Messung der Aschezugabemenge durchführbar ist.
[0015] Die entsprechende Verknüpfung zwischen der automatischen Ascheregelung und der automatischen
Retentionsregelung kann also insbesondere durch eine entsprechende Programmierung
des computergestützten Qualitätsregelsystems bzw. Modellrechners und beispielsweise
die Bereitstellung gespeicherter Verknüpfungstabellen und/oder dergleichen verwirklicht
sein. Dabei ist insbesondere auch eine automatische Anpassung des der Verknüpfung
zugrunde liegenden Modells an die jeweilige Betriebssituation denkbar.
[0016] In der Zeichnung ist anhand zweier Diagramme rein beispielhaft ein Sortenwechsel
mit erfindungsgemäß kombinierter Asche- und Retentionsregelung einem Sortenwechsel
ohne eine solche kombinierte Regelung gegenübergestellt. Dabei zeigen:
- Figur 1
- ein schematisches Diagramm zur Darstellung eines Sortenwechsels ohne die erfindungsgemäße
Kombination der Ascheregelung und Retentionsregelung und
- Figur 2
- ein schematisches Diagramm zur Darstellung eines Sortenwechsels mit erfindungsgemäß
kombinierter Asche- und Retentionsregelung.
[0017] In den beiden theoretisch ermittelten Diagrammen der Figuren 1 und 2 sind über der
Zeit t jeweils die folgenden Größen aufgetragen: "FG am Roller" (FG = Flächengewicht),
"Asche im Papier", "Aschezugabe" und "SW
Stoffdichte" (SW = Siebwasser).
[0018] Während in der Figur 1 der zeitliche Verlauf der genannten Größen für einen Sortenwechsel
ohne die erfindungsgemäße Kombination der Ascheregelung und Retentionsregelung wiedergegeben
ist, zeigt die Figur 2 des zeitlichen Verlauf dieser Größen für einen Sortenwechsel
mit erfindungsgemäß kombinierter Asche- und Retentionsregelung.
[0019] Wie anhand der Figur 1 zu erkennen ist, liegt das Flächengewicht (FG) am Roller bereits
nach etwa 20 Minuten nach dem Beginn des Sortenwechsels im Sollbereich, während die
Größe "Asche im Papier" erst nach etwa 15 weiteren Minuten, d.h. etwa 35 Minuten nach
dem Beginn des Sortenwechsels, im Sollbereich liegt. Überdies zeigt die Stoffdichte
des Siebwassers (SW
Stoffdichte) deutliche Schwankungen.
[0020] Demgegenüber liegt die Größe "Asche im Papier" bei erfindungsgemäß gekoppelter Asche-
und Retentionsregelung (vgl. Figur 2) ebenfalls nach bereits etwa 20 Minuten nach
dem Beginn des Sortenwechsels im Sollbereich. Die Größen "FG am Roller" und "Asche
im Papier" erreichen den Sollbereich also etwa zur gleichen Zeit, im vorliegenden
Fall beispielsweise etwa 20 Minuten nach dem Beginn des Sortenwechsels. Anhand der
Figur 2 ist überdies zu erkennen, dass infolge der erfindungsgemäßen Verknüpfung der
Asche- und Retentionsregelung bzw. aufgrund der gleichzeitigen Erhöhung der Retentionsmittelmenge
praktisch keine Schwankungen der Größe "SW
Stoffdichte" bzw. keine Stoffauflaufschwankungen mehr auftreten.
1. Verfahren zur Herstellung einer Faserstoffbahn, insbesondere Papier- und/oder Kartonbahn,
bei dem eine automatische Ascheregelung und eine automatische Retentionsregelung zur
Verringerung bzw. Unterdrückung eines gegenseitigen Aufschaukelns der beiden Regelungen
über ein Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
entsprechend miteinander verknüpft werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einer jeweiligen Erhöhung oder Verringerung der Füllstoffmenge entsprechend dem
Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
auch die Menge des Retentionsmittels erhöht bzw. verringert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein mathematisches Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem
Retentionsmittelverbrauch verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass über das Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
einem gegenseitigen Aufschaukeln der Ascheregelung und der Retentionsregelung prediktiv
entgegengewirkt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Konzentrationsmessung im Siebwasser und/oder eine Aschegehaltsmessung oder eine
Messung der Aschezugabemenge zumindest zeitweise dazu verwendet wird, das Modell an
eventuell neue Situationen anzupassen.
6. Computergestütztes Qualitätsregelsystem einer Papiermaschine, insbesondere zur Durchführung
des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit einer automatischen Ascheregelung
und eine automatischen Retentionsregelung, die über ein Modell für die Abhängigkeit
zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch miteinander verknüpft
sind, um ein gegenseitiges Aufschaukeln dieser beiden Regelungen zu verringern bzw.
zu unterdrücken.
7. Qualitätsregelsystem nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einer jeweiligen Erhöhung oder Verringerung der Füllstoffmenge entsprechend dem
Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
auch die Menge des Retentionsmittels erhöhbar bzw. verringerbar ist.
8. Qualitätsregelsystem nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
ein mathematisches Modell vorgesehen ist.
9. Qualitätsregelsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass über das Modell für die Abhängigkeit zwischen der Füllstoffzugabe und dem Retentionsmittelverbrauch
einem gegenseitigen Aufschaukeln der Ascheregelung und der Retentionsregelung prediktiv
entgegengewirkt wird.
10. Qualitätsregelsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass an den Modellrechner für eine zumindest zeitweise Anpassung des Modells an eventuelle
neue Situationen wenigstens ein Sensor angeschlossen bzw. anschließbar ist, über den
bzw. die vorzugsweise eine Konzentrationsmessung im Siebwasser und/oder eine Aschegehaltsmessung
oder eine Messung der Aschezugabemenge durchführbar ist.