[0001] Die Erfindung betrifft ein Presswerkzeug, insbesondere zum Verpressen von Rohrenden,
mit wenigstens zwei Pressbackenelementen, die mit gegenüberliegenden Enden einen Öffnungsspalt
bilden, der nach dem Verpressen im Wesentlichen geschlossen ist.
[0002] Presswerkzeuge der genannten Art sind seit langem bekannt und werden insbesondere
zum Verpressen von Rohrenden im Sanitärbereich verwendet. Beispielsweise können durch
plastisches Verpressen Wasserrohre mit Fittings verbunden werden. Die Pressbacken
werden beim Verpressen von Hand oder mit einem hydraulischen Antrieb geschlossen.
Beim Pressvorgang wird der Öffnungsspalt zwischen den freien Enden der Pressbackenelemente
geschlossen. In der Praxis hat sich nun gezeigt, dass sich beim Verpressen am Rohrende
im Bereich des Öffnungsspaltes Aufstauchungen oder Wulste bilden können. Das verpresste
Rohrende ist dadurch unrund, was verschiedene Nachteile hat. Beispielsweise kann durch
den unrunden Querschnitt des verpressten Rohres die Dichtwirkung nicht optimal sein.
Wünschbar wäre somit ein Presswerkzeug, mit dem eine möglichst vollkommende zentrische
und runde Verpressung bei unterschiedlichen Rohrquerschnitten gewährleistet ist.
[0003] Ein Presswerkzeug der genannten Gattung ist beispielsweise aus der EP 1 036 608 A
des Anmelders bekannt geworden. Das Presswerkzeug ist hier als Pressschlinge ausgebildet,
die drei Pressbackenelemente aufweist, welche gelenkig miteinander verbunden sind.
Diese Pressschlinge wird um das zu verpressende Rohrende gelegt und mit einem Bügel
provisorisch geschlossen. Mittels eines hydraulischen Antriebes, welcher an die beiden
äusseren Pressbackenelemente angelegt wird, wird die Pressschlinge geschlossen. Ein
ähnliches Presswerkzeug ist aus der EP 0 671 984 A bekannt geworden.
[0004] In der EP 1 208 949 A ist ein Presswerkzeug offenbart, das ebenfalls als Pressschlinge
ausgebildet ist. Diese weist Presseinsätze auf, die schwimmend in den Pressbacken
gehalten sind und die beim Verpressen in Kreisumfangsrichtung bewegt werden. Beim
Pressvorgang kommen zunächst die freien Enden der Presseinsätze zur Anlage, während
an den anderen Enden ein Bewegungsspalt verbleibt. Dadurch soll es möglich sein, Rohre
mit Nennweiten über 50 zu verpressen. Dieses Presswerkzeug ist jedoch konstruktiv
vergleichsweise aufwändig und besteht aus vielen Einzelteilen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Presswerkzeug der genannten Art zu
schaffen, das die oben genannten Schwierigkeiten vermeidet und bei einfacher Handhabung
kostengünstig herstellbar ist.
[0006] Die Aufgabe ist bei einem gattungsgemässen Presswerkzeug dadurch gelöst, dass wenigstens
ein Pressbackenelement ein Stützmittel aufweist, das bei angelegtem Presswerkzeug
und im noch nicht verpressten Zustand an der Aussenseite des zu verpressenden Gegenstandes
radial stützend anliegt und beim Verpressen gemeinsam mit dem Pressbackenelemente
in Umfangsrichtung verschoben wird.
[0007] Beim erfindungsgemässen Presswerkzeug wird der zu verpressende Gegenstand vor dem
Pressvorgang und während des Pressvorganges im Öffnungsspalt vom genannten Stützelement
gestützt bzw. geführt, sodass der Gegenstand radial nicht ausweichen kann. Damit ist
sichergestellt, dass sich im Öffnungsspalt keine Ausbuchtung oder Ausstülpung bilden
kann. Somit ist eine zentrische und runde Verpressung gewährleistet. Es hat sich überraschend
gezeigt, dass mit der Erfindung die zum Verpressen erforderliche Kraft bzw. der Energieaufwand
wesentlich kleiner ist als bisher. Das Verpressen kann somit insbesondere bei einem
Presswerkzeug mit Handantrieb einfacher und schneller erfolgen.
[0008] Das Stützelement ist direkt am Pressbackenelement befestigt und kann als einfacher
fingerförmiger Fortsatz dieses Pressbackenelementes ausgebildet sein. Zusätzliche
Elemente und insbesondere Presseinsätze sowie Mittel zum Verschieben dieser Presseinsätze
werden dadurch vermieden. Das erfindungsgemässe Presswerkzeug ist in der Herstellung
nicht wesentlich teurer als bisherige Presswerkzeuge oder Pressschlingen.
[0009] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist das Stützmittel fest mit dem Pressbackenelement
verbunden und vorzugsweise an diesem angeformt. Eine besonders einfache und praktikable
Ausführung ergibt sich dann, wenn ein Pressbackenelement ein Stützelement als Fortsatz
und das mit diesem zusammenarbeitende gegenüberliegende Pressbackenelement eine Ausnehmung
aufweist, in welche der Fortsatz beim Schliessen des Presswerkzeuges einfahren kann.
[0010] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist das Stützmittel bzw. der Fortsatz im Querschnitt
U-förmig.
[0011] Weitere vorteilhafte Merkmale ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen, der
nachfolgenden Beschreibung sowie der Zeichnung.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine teilweise geschnittene Ansicht eines erfindungsgemässen Presswerkzeuges in geöffnetem
Zustand,
- Figur 2
- eine Ansicht eines erfindungsgemässen Presswerkzeuges, das um ein zu verpressendes
Rohrende gelegt ist,
- Figur 3
- eine Ansicht eines erfindungsgemässen Presswerkzeuges, das um ein zu verpressendes
Rohrende gelegt ist sowie ein Antrieb zum Schliessen des Presswerkzeuges,
- Figur 4
- eine Ansicht gemäss Figur 2, jedoch mit geschlossenem Presswerkzeug und somit nach
der Durchführung der Verpressung,
- Figur 5
- eine Ansicht gemäss Figur 3, jedoch nach dem Pressvorgang und
- Figur 6
- ein Schnitt entlang der Linie VI-VI der Figur 5.
[0013] Das in Figur 1 gezeigte Presswerkzeug 1 ist eine sogenannte Pressschlinge, die ein
mittleres Pressbackenelement 2 sowie zwei äussere Pressbackenelemente 3 und 4 aufweist.
Das Pressbackenelement 2 ist mit zwei Scharniergelenken 5 mit den anderen Pressbackenelementen
3 und 4 gelenkig verbunden. Am Pressbackenelement 3 ist ein Bügel 11 schwenkbar gelagert,
mit dem das Presswerkzeug 1 gemäss Figur 2 provisorisch geschlossen werden kann. Zur
Offenbarung wird hier auch auf die EP 1 036 608 A des Anmelders verwiesen, in welcher
insbesondere die Funktion dieses Bügels 11 offenbart ist.
[0014] Die Pressbackenelemente 2, 3 und 4 weisen jeweils eine Innenseite 20, 21 bzw. 22
auf, welche die Pressflächen bilden und die bei geschlossenem Presswerkzeug im Querschnitt
eine runde und geschlossene Pressfläche bilden. Die Innenseiten 20, 21 und 22 können
vorstehende Rippen aufweisen, die sich in Umfangsrichtung erstrecken und die sich
beim Pressvorgang in die Aussenseite des zu verpressenden Gegenstandes eingraben.
Durch entsprechende plastische Verformung kann damit beispielsweise das in Figur 2
angedeutete Wasserrohr 14 mit einem Pressfitting 13 verbunden werden.
[0015] Das gezeigte Presswerkzeug 1 ist wie erwähnt insbesondere eine Pressschlinge. Grundsätzlich
kann eine solche Pressschlinge auch mehr als drei Pressbackenelemente aufweisen. Das
erfindungsgemässe Presswerkzeug ist aber nicht auf eine Pressschlinge beschränkt,
sondern kann beispielsweise auch als Presszange ausgebildet werden, welche lediglich
zwei Pressbackenelemente aufweist und von Hand oder motorisch geschlossen wird. Der
zu verpressende Gegenstand ist vorzugsweise ein Rohr 14 und insbesondere ein Rohr
der Sanitärtechnik, grundsätzlich können mit dem erfindungsgemässen Presswerkzeug
aber auch andere Gegenstände verpresst werden.
[0016] Ist das Presswerkzeug 1 gemäss Figur 1 um das Rohr 14 gelegt und mit dem Bügel 11
provisorisch verbunden, so wird die in Figur 3 gezeigte Schliesszange 15 an Nocken
16 der Pressbackenelemente 3 und 4 angelegt und diese wird mit einem hier nicht gezeigten
hydraulischen Antrieb geschlossen, indem Rollen 17 zwischen zwei Hebeln 13 der Schliesszange
hineingeschoben werden. Die Schliesszange 15 und der genannte hydraulische Antrieb
sind handelsübliche Geräte und dem Fachmann gut bekannt. Vor dem Pressvorgang besteht
zwischen einer Anschlagfläche 24 des Pressbackenelementes 4 und einer Anschlagfläche
25 des Pressbackenelementes 3 ein Öffnungsspalt 19. Dieser Öffnungsspalt 19 wird beim
Verpressen geschlossen, sodass schliesslich die Anschlagflächen 24 und 25 aneinander
anliegen. Dieser Öffnungsspalt 19 ist vor dem Verpressen und während des Pressvorganges
von einem Stützteil 8 überbrückt, der am freien Ende 6 des Pressbackenelementes 3
angeordnet ist. Dieser Stützteil 8 ist ein Teil des Pressbackenelementes 3 und insbesondere
an diesem angeformt. Grundsätzlich könnte dieser Stützteil 8 auch auf andere Weise
mit dem Pressbackenelement 3 fest verbunden sein. Der Stützteil 8 ist gemäss Figur
6 U-förmig ausgebildet und weist zwei parallel zueinander verlaufende Seitenwandung
10 und eine diese brückenartig verbindende Wandung 26 auf. Diese Wandung 26 weist
vorspringende Rippen 18 auf, und ist in Umfangsrichtung entsprechend der Innenseite
20 kreisförmig gebogen, wie die Figur 1 erkennen lässt. Die Rippen 18 entsprechen
Rippen 27 der Pressbackenelemente 2, 3 und 4 und bilden jeweils eine Fortsetzung von
diesen.
[0017] Das Pressbackenelement 4 weist an seinem freien Ende 7 eine Ausnehmung 9 auf, die
korrespondierend zum Stützteil 8 ausgebildet ist und welche im geschlossenen Zustand
dieses Stützteil 8 aufnimmt. Ist das Presswerkzeug 1 gemäss Figur 3 an ein Rohr 14
angelegt, jedoch noch nicht geschlossen, so greift der Stützteil 8 vorzugsweise geringfügig
in die Ausnehmung 8 ein. Im Bereich des Öffnungsspaltes 19 ist somit das zu verpressende
Rohr 14 an seiner Aussenseite vom Stützteil 8 gestützt und kann beim Verpressen radial
nicht ausweichen. Wird nun das Presswerkzeug 1 geschlossen, so wird der Stützteil
8 in die Ausnehmung 9 hineingeschoben. Die Wandung 26 gleitet hierbei an der Aussenseite
28 des zu verpressenden Rohres 14 entlang. Die Dicke der Wandung 26 ist vergleichsweise
klein und beträgt beispielsweise 1 bis 3 mm.
[0018] Ist das Presswerkzeug 1 gemäss den Figuren 4 und 5 geschlossen, so ist das Rohr 14
zentrisch und rund verpresst und fest mit dem Pressfitting 13 verbunden. Es ist somit
keine Verpressung möglich, bei welcher das Rohr 14 radial ausgebuchtet und sich ein
Wulst gebildet hat, der zwischen den Anschlagflächen 24 und 25 verpresst ist. Bei
der Verwendung des erfindungsgemässen Presswerkzeuges ist somit gewährleistet, dass
der Querschnitt des Rohres 14 kreisrund ist. Entsprechend ist die Innenseite 29 des
Rohres 14 im Querschnitt rund und eingelegte und hier nicht gezeigte Dichtungsringe
können optimal das Rohr 14 gegenüber dem Pressfitting 13 abdichten. Das Rohr 14 ist
insbesondere ein plastisch verformbares Wasserrohr mit einer Kernschicht 14b aus Aluminium
und zwei mit dieser verbundenen Schichten 14a und 14c aus Kunststoff.
[0019] Versuche haben nun überraschend gezeigt, dass bei der Verwendung des erfindungsgemässen
Presswerkzeuges 1 der Kraftaufwand beim Verpressen wesentlich kleiner ist als bei
einem vergleichsweisen Presswerkzeug. Der Grund dürfte darin liegen, dass beim genannten
runden Verpressen weniger Energie für die plastische Verformung im Bereich des Öffnungsspaltes
19 aufgewendet werden muss. Eine exakte runde Verpressung ohne Ausbuchtungen ist offenbar
mit kleinerem Energie- bzw. Kraftaufwand möglich.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 1.
- Presswerkzeug
- 2.
- Pressbackenelement
- 3.
- Pressbackenelement
- 4.
- Pressbackenelement
- 5.
- Gelenk
- 6.
- Ende
- 7.
- Ende
- 8.
- Stützteil
- 9.
- Ausnehmung
- 10.
- Seitenwand
- 11.
- Bügel
- 12.
- Leitung
- 13.
- Pressfitting
- 14.
- Rohr
- 15.
- Schliesszange
- 16.
- Nocken
- 17.
- Rollen
- 18.
- Rippen
- 19.
- Öffnungsspalt
- 20.
- Innenseite
- 21.
- Innenseite
- 22.
- Innenseite
- 23.
- Hebel
- 24.
- Anschlagfläche
- 25.
- Anschlagfläche
- 26.
- Wandung
- 27.
- Rippen
- 28.
- Aussenseite
- 29.
- Innenseite
1. Presswerkzeug, insbesondere zum Verpressen von Rohrenden, mit wenigstens zwei Pressbackenelemente
(2, 3), die mit gegenüberliegenden Enden (6, 7) einen Öffnungsspalt (19) bilden, der
nach dem Verpressen im Wesentlichen geschlossen ist, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Pressbackenelement (3) ein Stützmittel (8) aufweist, das im angelegten
und noch nicht verpressten Zustand an der Aussenseite (28) des zu verpressenden Gegenstandes
radial stützend anliegt und beim Verpressen gemeinsam mit den Pressbackenelementen
(2, 3) in Umfangsrichtung verschoben wird.
2. Presswerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützmittel (8) fest mit den Pressbackenelementen (2, 3) verbunden sind.
3. Presswerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützmittel (8) wenigstens durch einen fingerartigen Fortsatz eines Pressbackenelementes
(2, 3) gebildet ist.
4. Presswerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Pressbackenelement (4) an einem Ende eine Ausnehmung (9) aufweist,
in die beim Schliessen ein Stützteil (8) der anderen Pressbacke (3) eingreift.