[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anpassen der von Winterdienstfahrzeugen
auszutragenden Streustoffmenge an sich während der Fahrt ändernde Bodentemperaturen
sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Der Streustoff wird von Winterdienstfahrzeugen mittels eines rotierenden Streutellers
ausgetragen, wodurch ein Streuteppich auf der Fahrbahn erzeugt wird. Ein Fahrzeugführer
des Winterdienstfahrzeugs kann in herkömmlichen Systemen über ein Steuergerät die
Streubreite des Streuteppichs und dessen Streudichte einstellen. Diese Einstellungen
werden abhängig von den äußeren Bedingungen, wie beispielsweise der vorhandenen Nässe
auf der Fahrbahn und der Außentemperatur, durch den Fahrzeugführer vorgewählt. Die
daraus resultierende auszutragende Streustoffmenge pro zurückgelegter Strecke wird
unter Berücksichtigung der Geschwindigkeit des Winterdienstfahrzeugs vom Steuergerät
automatisch geregelt. Die pro Zeiteinheit auszutragende Streustoffmenge setzt sich
somit aus den Faktoren Fahrzeuggeschwindigkeit, Streubreite und Streudichte zusammen.
[0003] Ein Problem herkömmlicher Systeme besteht darin, dass die Streudichte allein durch
den Fahrzeugführer eingestellt wird. Dieser wird die Einstellungen der oben genannten
Faktoren jedoch vorwiegend anhand äußerer Bedingungen wie Regen, Schnee oder Trockenheit
variieren.
[0004] Sich laufend ändernde Bodentemperaturen, insbesondere bei der Überfahrt von Brücken
und Durchfahrt von Waldstücken, kann der Fahrzeugführer nicht wahrnehmen. Dadurch
kommt es vor, dass bei einer unerwarteten negativen Bodentemperaturänderung zu wenig
Streustoff gestreut wird, was zu Glatteis führen kann.
[0005] Die Vergangenheit hat des weiteren gezeigt, dass ausschließliches Variieren der Streudichte
durch den Fahrzeugführer zu erhöhten Kosten für den Winterdienst auf Straßen und Flughäfen
und zu einer stärkeren Umweltbelastung führt, da der Fahrzeugführer normalerweise
aus Sicherheitsgründen dazu neigt, mehr Streugut als nötig zu verteilen.
[0006] Zur weiteren Entlastung des Fahrzeugführers wird daher in modernen Streusystemen
die Bodentemperatur mittels eines Temperatursensors erfaßt und automatisch von dem
Steuergerät berücksichtigt, indem die auszutragende Streustoffmenge abhängig von der
gemessenen Bodentemperatur gesteuert wird. Dabei entsteht jedoch das Problem, dass
es bei Temperatursprüngen, beispielsweise bei Überfahren einer Brücke, zu lange dauert,
bis der Temperatursensor die exakte Temperatur misst und an das Steuergerät weiterleitet.
Die Reaktionszeit des Temperatursensors ist hier ein limitierender Faktor. Bis das
Steuergerät dann die Streudichte an den Temperatursprung angepasst hat, ist die kritische
Stelle schon überfahren.
[0007] Aufgrund unterschiedlicher Reaktionszeiten im Gesamtsystem und der Geschwindigkeit
des Winterdienstfahrzeugs kann es daher zu einem zu späten Ausstreuen der erforderlichen
Streustoffmenge kommen. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von beispielsweise 54 km/h legt
das Winterdienstfahrzeug 15 m/s zurück. In der Praxis bedeutet dies, dass, wenn beispielsweise
ein negativer Temperatursprung vom System erkannt wird und alle Reaktionszeitfaktoren
im System (Temperatursensor, Steuerungs- und Hydrauliksystem, Fallzeit des Salz, ...)
beachtet werden, circa eine Sekunde vergehen würde, bis die geänderte, an die gemessene
Temperatur angepasste Streustoffmenge vom Streuteller fällt. Innerhalb dieser Sekunde
hat das Winterdienstfahrzeug bereits 15 m seit der Überfahrung der Temperatursprungstelle
zurückgelegt. Der Abstand zwischen dem Temperatursensor und dem Streuteller beträgt
aber nur etwa die Hälfte dieser Strecke.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, die auszutragende Streustoffmenge
schneller an sich ändernde Bodentemperaturen anzupassen.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens mit den Merkmalen der nebengeordneten Ansprüche gelöst. In davon abhängigen
Ansprüchen sind vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung angegeben.
[0010] Dementsprechend ist ein Temperatursensor, zur Messung der Bodentemperatur während
der Fahrt, an einem Fahrzeug befestigt und mit einem Steuergerät verbunden, welches
die auszutragende Streustoffmenge abhängig von einem sich aus der Temperaturmessung
ergebenden Temperaturgradienten verändert. Dabei wird nicht abgewartet, bis der tatsächliche
Temperaturwert vom Temperatursensor angezeigt wird, sondern die Streustoffmenge wird
anhand des Temperaturgradienten geregelt, d.h. abhängig von der Geschwindigkeit, mit
der sich der vom Temperatursensor angegebene Messwert ändert.
[0011] Je größer ein Temperatursprung ist, desto steiler ist der Temperaturgradient der
vom Temperatursensor angegebenen Temperatur. Ein steiler Temperaturgradient bedeutet
somit eine plötzliche und starke Änderung der Bodentemperatur. Anhand des Temperaturgradienten
lässt sich bereits abschätzen, wie groß die Temperaturänderung ist. Dadurch lässt
sich die Reaktionszeit des Systems verkürzen und die auszutragende Streustoffmenge
schneller verändern, als wenn man abwarten würde, bis der Temperatursensor die exakte
Temperatur angibt.
[0012] Die Erfindung ist aus Sicherheitsgründen von besonderer Bedeutung für die rechtzeitige
Anpassung der auszutragenden Streustoffmenge an einen negativen Temperatursprung.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die auszutragende Streustoffmenge
nicht lediglich erhöht wird, wenn ein negativer Temperaturgradient gemessen wird,
sondern dass die auszutragende Streustoffmenge umso stärker erhöht wird, je negativer
der Temperaturgradient ist. Hierbei wird bei sehr negativen Temperaturgradienten,
welche auf sehr niedrige Endtemperaturen hindeuten, auch in Kauf genommen, dass die
Streustoffmenge mehr als die eigentlich benötigte beträgt. Es ist sogar zweckmäßig,
einen Sicherheitszuschlag zu berücksichtigen. Diese Überreaktion dient der Sicherheit.
Da solche Überreaktionen des Systems normalerweise auf kurze Zeit beschränkt sind,
machen sie sich in der insgesamt auszubringenden Streustoffmenge kaum bemerkbar und
sind als Umweltbelastung noch vertretbar.
[0013] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird die Streustoffmenge nur bei
einem negativen Temperatursprung, nicht dagegen bei einem positiven Temperatursprung
anhand des Temperaturgradienten verändert. Im Gegenteil wird vorzugsweise die Anpassung
der auszutragenden Streustoffmenge bei einem positiven Temperatursprung etwas verzögert.
Das heißt, die Streudichte wird langsamer nach unten korrigiert als es der Temperatursensor
anzeigt. Dadurch wird vermieden, dass - zum Beispiel beim Überfahren eines relativ
warmen Kanaldeckels - zu wenig Streustoff ausgestreut wird.
[0014] In einer Weiterbildung ist das Winterdienstfahrzeug zusätzlich mit einem Standortbestimmungssystem
zur Ermittlung der aktuellen Fahrzeugposition ausgestattet. Über eine geeignete Abruf-
bzw. Empfangseinrichtung können bekannte und/oder gespeicherte Standorte abgerufen
und/oder empfangen werden, an denen ein Temperatursprung der Bodentemperatur zu erwarten
ist. Über das Steuergerät, welches mit dem Standortbestimmungssystem und der Abruf-
bzw. Empfangseinrichtung verbunden ist, wird die auszutragende Streustoffmenge bei
Erreichen des Standorts abhängig von dem zu erwartenden Temperatursprung verändert.
Anhand dieser Weiterbildung lässt sich die Streustoffmenge an Stellen mit einem zu
erwartenden negativen Temperatursprung selbst bei hohen Fahrgeschwindigkeiten, bei
denen das erfindungsgemäße Verfahren nicht reaktionsschnell genug ist, zum richtigen
Zeitpunkt erhöhen.
[0015] Nachfolgend wird die Erfindung beispielhaft anhand der anhängenden Zeichnungen beschrieben.
Darin zeigen:
Figur 1 ein Winterdienstfahrzeug mit integriertem Steuergerät und einem am Winterdienstfahrzeug
befestigten Temperatursensor, und
Figur 2 ein Flussdiagramm des Verfahrens zum Anpassen der auszutragenden Streustoffmenge.
[0016] Figur 1 zeigt ein Winterdienstfahrzeug 1 mit einem in der Fahrzeugkabine angebrachten
Steuergerät 2. Über das Steuergerät 2 kann der Benutzer eine Streustufe auswählen,
welche die auszutragende Streustoffmenge definiert. Die Streustufe wählt der Benutzer
je nach Witterungsverhältnissen und Wettervorhersagen. Desweiteren ist am Winterdienstfahrzeug
1 ein Temperatursensor 3, z.B. eine Infrarotkamera, befestigt, welcher die Bodentemperatur
berührungslos misst. Dieser Temperatursensor 3 ist mit dem Steuergerät 2 verbunden,
damit es die durch die Streustufe festgelegte auszutragende Streustoffmenge abhängig
von der gemessenen Temperatur und ggf. abhängig von einem sich aus der Temperaturmessung
ergebenden Temperaturgradienten verändert.
[0017] Durch die Berücksichtigung des Temperaturgradienten wird die sich auf die Anpassungsgeschwindigkeit
der auszutragenden Streustoffmenge negativ auswirkende Reaktionszeit des Temperatursensors
3 wesentlich verkürzt. Denn das System reagiert nicht nur abhängig von einer vom Temperatursensor
3 gemessenen Endtemperatur der Fahrbahnoberfläche, sondern aus den vom Temperatursensor
3 gelieferten Messwerten wird auch ein Temperaturgradient ermittelt und bei der Anpassung
der auszutragenden Streustoffmenge berücksichtigt, noch bevor der Temperatursensor
3 die tatsächlich herrschende Temperatur anzeigt.
[0018] Erreicht das Winterdienstfahrzeug 1, wie in Figur 1 dargestellt, beispielsweise eine
Brücke 10, und ermittelt das System einen negativen Temperatursprung, so wird aufgrund
des negativen Temperaturgradienten, der auf eine tiefere Endtemperatur als die vom
Temperatursensor im ersten Augenblick angezeigte hinweist, die auszutragende Streustoffmenge
erhöht. Somit wird die Reaktionszeit des gesamten Systems wesentlich verkürzt, da
die an die veränderte Bodentemperatur angepasste auszutragende Streustoffmenge früher
vom Streuteller 4 fällt, als wenn abgewartet würde, bis der Temperatursensor die geänderte
Temperatur exakt angibt.
[0019] Vorzugsweise reagiert das System bei einem negativen Temperaturgradienten aus Sicherheitsgründen
über, wodurch kurzzeitig mehr als die eigentlich notwendige Streustoffmenge ausgetragen
wird. Spätestens wenn der Temperaturgradient wieder gleich oder nahe null ist, d.h.
wenn der Temperatursensor die geänderte Temperatur konstant anzeigt, regelt sich die
auszutragende Streustoffmenge wieder allein abhängig von der tatsächlich gemessenen
Temperatur und ist nicht mehr abhängig vom Temperaturgradienten.
[0020] Figur 2 zeigt den zeitlichen Ablauf der Anpassung einer von einem Winterdienstfahrzeug
1 auszutragenden Streustoffmenge in einem Flussdiagramm. Im ersten Schritt stellt
der Benutzer manuell die Streustufe ein. Während der Fahrt misst der an das Fahrzeug
montierte Temperatursensor 3 die Bodentemperatur und leitet die Messergebnisse an
ein Steuergerät 2 weiter. Das Steuergerät 2 ermittelt aus den vom Temperatursensor
3 gelieferten Temperaturmesswerten einen Temperaturgradienten, aufgrund dessen die
auszutragende Streustoffmenge verändert wird. Normalerweise bleiben die Streubreite
und die Fahrzeuggeschwindigkeit unverändert, wodurch sich die veränderte Streustoffmenge
unmittelbar auf die Streudichte des Streuteppichs auswirkt.
[0021] Die Berücksichtigung des Temperaturgradienten bei der Anpassung der auszutragenden
Streustoffmenge im Falle eines Temperatursprungs kann auf unterschiedliche Weise erfolgen.
Beispielsweise kann der Temperaturgradient gemäß einer ersten Ausführungsform kontinuierlich
ermittelt und die zu erwartende Endtemperatur ständig neu geschätzt werden. Je negativer
der ermittelte Temperaturgradient ist, desto größer wird der Temperatursprung durch
das System vermutet, und dementsprechend wird die auszutragende Streustoffmenge angepaßt.
Zumindest solange, wie der Temperaturgradient steiler wird, ist es sinnvoll, daß das
System überreagiert, da die Endtemperatur in diesem Stadium noch nicht exakt abschätzbar
ist. Durch die Überreaktion wird verhindert, dass zunächst zu wenig Streustoffmenge
ausgetragen wird. Sobald der Temperaturgradient wieder abnimmt, sich der Temperatursensor
also eindeutig seinem stabilen Zustand nähert, ist die Endtemperatur wesentlich zuverlässiger
abschätzbar. Ab diesem Zeitpunkt kann somit die auszutragende Streustoffmenge entsprechend
der geschätzten Temperatur zuverlässig eingestellt werden.
[0022] In einer alternativen, zweiten Ausführungsform sind im Steuergerät 2 ein erster und
ein zweiter Schwellenwert vorgesehen, welche jeweils eine bestimmte Steigung des Temperaturgradienten
definieren. Wird beispielsweise durch einen großen negativen Temperatursprung, also
einen steilen Temperaturgradienten, der erste Schwellenwert überschritten, so wird
das System derart angesteuert, dass die maximale oder zumindest eine definiert erhöhte
Streustoffmenge ausgetragen wird. Sobald die Steigung des Temperaturgradienten wieder
abnimmt und den zweiten Schwellenwert erreicht, welcher vorzugsweise eine wesentlich
geringere Steigung als der erste Schwellenwert definiert, wird die auszutragende Streustoffmenge
an die auf Basis des Temperaturgradienten geschätzte Endtemperatur angepasst. Der
zweite Schwellenwert kann auch auf null gesetzt werden. Dann wird die maximale oder
zumindest erhöhte Streustoffmenge solange ausgetragen, bis der Temperatursensor die
tatsächlich herrschende Temperatur anzeigt.
[0023] Die vorgenannten ersten und zweiten Ausführungsformen sind auch kombinierbar, indem
z.B. die kontinuierliche Abschätzung der Endtemperatur und Anpassung der Streustoffmenge
an diese Endtemperatur erst bei Überschreiten eines Temperaturgradient-Schwellenwerts
vorgenommen wird.
[0024] Die Temperaturmessung kann in bestehende Systeme, welche die Streudichte und die
Streubreite regeln, als zusätzliches Modul integriert werden, um die Streudichte einer
Streustufe zusätzlich abhängig von dem Temperaturgradienten durch das Steuergerät
2 anzupassen. Dabei ist es auch möglich, dass das System automatisch aufgrund der
veränderten Bodentemperatur eine andere als die vom Bediener vorgewählte Streustufe
auswählt. Dadurch wird eine Dosiergenauigkeit erreicht, die es ermöglicht, Glatteisbildung
auf der Fahrbahn bei geringstmöglichem Streustoffverbrauch zu verhindern.
[0025] Wie oben beschrieben wurde, wird bei negativem Temperaturgradienten die auszutragende
Streustoffmenge vorzugsweise umso stärker verändert, je negativer der ermittelte Temperaturgradient
ist. Dagegen wird bei positivem Temperaturgradienten die Anpassung der auszutragenden
Streustoffmenge verringert. Das Verzögern der Streustoffmengenanpassung erfolgt bei
einem positiven Temperaturgradienten wiederum aus Sicherheitsgründen, um zu verhindern,
daß das System gegebenenfalls zu wenig Streustoff ausstreut. Überfährt ein Winterdienstfahrzeug
1 beispielsweise einen größeren Gullydeckel, welcher im Winter eine höhere Oberflächentemperatur
als die Fahrbahn besitzt, wird kurzzeitig ein positiver Temperatursprung ermittelt.
Würde das System wie bei einem negativen Temperaturgradienten sofort reagieren, würde
bei Überfahren des Gullydeckels, zumindest kurzzeitig, die gesamte Straßenbreite mit
zu wenig Streustoff bestreut.
[0026] Grundsätzlich bleibt es aber weiterhin möglich, dass der Benutzer die Streudichte
und/oder Streubreite manuell während der Fahrt ändert. Beispielsweise kann er bei
plötzlich einsetzendem Schneefall die auszutragende Streustoffmenge erhöhen, indem
er manuell eine andere Steustufe wählt. Des weiteren kann das System mit einer Notstreutaste
vorgesehen sein, welche bei Betätigung die Ausgabe der maximalen Streumenge veranlasst.
[0027] In einem Streuprotokoll können Daten über die Anzahl der Einsätze, das verbrauchte
Streugut und insbesondere die Standorte ausgegeben werden, an denen ein Temperatursprung
festgestellt wurde. Anhand solcher statistischer Erhebungen sind eine bessere Planung
und Geräteauslastung erreichbar. So kann Streugut eingespart werden.
[0028] In einer Weiterbildung ist das Winterdienstfahrzeug 1 aus Figur 1 mit einem Standortbestimmungssystem,
beispielsweise
Global Positioning System (GPS), ausgestattet, welches in Fig. 1 durch eine Antenne 5 angedeutet ist. Anhand
dieses Systems kann jederzeit die aktuelle Fahrzeugposition ermittelt werden. Vorzugsweise
sind in einem Speicher des Steuergeräts 2 diejenigen Standorte gespeichert, an denen
ein Temperatursprung zu erwarten ist (Brücken, Waldstücke, ...). Das Steuergerät 2
stellt dann über das Standortbestimmungssystem fest, wann ein solcher Standort erreicht
wird, wobei vor Erreichen des Standorts die auszutragende Streustoffmenge an den zu
erwartenden Temperatursprung rechtzeitig angepasst wird. Wird das Fahrzeug zusätzlich
mit einer Empfangseinrichtung ausgestattet, können beispielsweise über eine Zentrale
weitere Standorte abgerufen werden, an denen ebenfalls ein Temperatursprung zu erwarten
ist. Das Standortbestimmungssystem, die Empfangseinrichtung und das Steuergerät 2
können dabei in einem Gerät integriert oder modular vorgesehen sein.
[0029] In einer Ausgestaltung ist das mit dem Standortbestimmungssystem gekoppelte Steuergerät
lernfähig. Die Lernfähigkeit kann in unterschiedlicher Hinsicht ausgeprägt sein. Im
einfachsten Fall kann in einer Probefahrt das örtliche Temperaturprofil erfasst und
die Standortdaten von kritischen Orten mit signifikantem negativen Temperatursprung
gespeichert werden. In einer besonderen Variante wird die Temperatur an den so ermittelten
oder von vornherein vorgegebenen Standorten bei jeder Überfahrt neu gemessen und mit
den zum jeweiligen Standort gespeicherten Temperatursprung-Daten verglichen. Mittels
geeigneter Software lässt sich aufgrund der gespeicherten Temperatursprung-Daten und
eines aktuell gemessenen Temperatursprungs ein für bei zukünftigen Streufahrten zu
erwartender Temperatursprung abschätzen. Im Steuergerät kann dann z.B. auch berücksichtigt
werden, ob der negative Temperatursprung grundsätzlich auftritt ("harter" Wert) oder
nur gelegentlich ("weicher" Wert). Wird ein betreffender Standort z.B. in mehr als
30 % als Gefahrenpunkt eingestuft, weil ein kritischer Temperatursprung gemessen wurde,
so kann der Standort im System als "harter" Wert vermerkt sein. Das Steuergerät kann
die Streumenge dann automatisch oder halbautomatisch an die erlernte Einstellung anpassen.
Eine halbautomatische Anpassung ist z.B. bei "weichen" Werten sinnvoll. In diesem
Fall zeigt das System dem Benutzer rechtzeitig vor Erreichen des betreffenden Ortes
an, dass es die Erhöhung der Streumenge beabsichtigt, und der Benutzer kann dies z.B.
ablehnen.
[0030] Die erlernten Daten werden dabei vorzugsweise von einer zentralen Auswertesoftware
verwaltet, um sie auch anderen Streufahrzeugen von der Zentrale zur Verfügung stellen
zu können.
[0031] In einer weiteren Ausgestaltung können Gefahrenstellen, an denen eine Erhöhung der
Streudichte sinnvoll erscheint, an denen ein Temperatursprung aber nicht zu erwarten
ist, manuell ergänzt werden. Solche Standorte können beispielsweise Bushaltestellen
oder Autobahnausfahrten sein. Dort ist es des weiteren sinnvoll, zusätzlich zur erhöhten
Streudichte die Streubreite in Richtung zum rechten Fahrbahnrand zu erhöhen. Dies
kann wiederum vollautomatisch oder halbautomatisch durch rechtzeitigen Hinweis an
den Fahrzeugführer erfolgen.
1. Verfahren zum Anpassen einer von einem Winterdienstfahrzeug (1) auszutragenden Streustoffmenge
an sich während der Fahrt ändernde Bodentemperaturen, wobei die Bodentemperatur mittels
eines am Fahrzeug befestigten Temperatursensors (3) gemessen wird, dadurch gekennzeichnet, dass die auszutragende Streustoffmenge unter Berücksichtigung von einem aus der Temperaturmessung
ermittelten Temperaturgradienten verändert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die auszutragende Streustoffmenge umso stärker erhöht wird, je negativer der Temperaturgradient
ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die auszutragende Streustoffmenge bei einem positiven Temperaturgradienten verzögert
an die geänderte Bodentemperatur angepaßt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
gekennzeichnet durch die weiteren Schritte:
- Ermitteln der aktuellen Fahrzeugposition über ein Standortbestimmungssystem,
- Empfangen bekannter und/oder Abrufen gespeicherter Standorte, an denen ein Temperatursprung
der Bodentemperatur zu erwarten ist und
- Verändern der auszutragenden Streustoffmenge bei Erreichen des Standorts abhängig
von dem zu erwartenden Temperatursprung.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der an den Standorten zu erwartende Temperatursprung bei oder nach Überfahrt des
betreffenden Standorts aufgrund eines bei der Überfahrt gemessenen Temperatursprungs
aktualisiert wird.
6. Vorrichtung zur Anpassung einer von einem Winterdienstfahrzeug (1) auszutragenden
Streustoffmenge an sich während der Fahrt ändernde Bodentemperaturen, umfassend einen
am Fahrzeug befestigten Temperatursensor (3) zur Messung der Bodentemperatur, gekennzeichnet durch ein Steuergerät (2), welches mit dem Temperatursensor (3) verbunden ist und eingerichtet
ist, die auszutragende Streustoffmenge unter Berücksichtigung von einem aus der Temperaturmessung
ermittelten Temperaturgradienten zu verändern.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Steuergerät (2) eingerichtet ist, die auszutragende Streustoffmenge umso stärker
zu erhöhen, je negativer der Temperaturgradient ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Steuergerät (2) eingerichtet ist, die auszutragende Streustoffmenge bei einem
positiven Temperaturgradienten verzögert an die geänderte Bodentemperatur anzupassen.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8, weiter
gekennzeichnet durch:
- ein Standortbestimmungssystem zur Ermittlung der aktuellen Fahrzeugposition und
- eine Einrichtung zum Empfangen bekannter und/oder Abrufen gespeicherter Standorte,
an denen ein Temperatursprung der Bodentemperatur zu erwarten ist,
wobei das Steuergerät (2) mit dem Standortbestimmungssystem und der Einrichtung verbunden
und eingerichtet ist, die Streustoffmenge bei Erreichen des Standorts abhängig von
dem zu erwartenden Temperatursprung zu verändern.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung in der Weise lernfähig ist, dass der an den Standorten zu erwartende
Temperatursprung bei oder nach Überfahrt des betreffenden Standorts aufgrund eines
bei der Überfahrt gemessenen Temperatursprungs aktualisiert wird.