[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zur Herstellung einer thixotropen
Metallegierung, nämlich ein Verfahren gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine
Einrichtung gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 5.
[0002] Als Metallegierungen kommen hierbei insbesondere Aluminiumlegierungen in Frage, so
zum Beispiel AlSiMg-Legierungen.
[0003] Zur Herstellung von Metallegierungen werden die Legierungskomponenten, wie etwa Aluminium,
Silizium und Magnesium in einem Hochofen erhitzt und in flüssigem Zustand miteinander
vermischt. Die so gebildete Metallmischung wird anschliessend mittels einer Förder-
und/oder Pressvorrichtung in eine Giessvorrichtung geleitet, in welcher die Mischung
dann zu Bolzen und dergleichen gegossen wird, so wie das in der Aluminiumindustrie
allgemein bekannt ist.
[0004] Es sind schon mehrere Verfahren zur Herstellung von Metallegierungen bekannt, doch
nur wenige, welche sich zur Herstellung von thixotropen Metallegierungen eignen.
[0005] Als thixotrop werden hierbei Metallegierungen bezeichnet, deren Viskosität unter
dem Einfluss einer mechanischen Kraft abnimmt. Eine thixotrope Metallegierung ist
insbesondere durch eine kugelige, globuläre Struktur gekennzeichnet. Zur Erzeugung
dieser Struktur wird die flüssige Metallegierung beim Abkühlvorgang, also beim Übergang
vom flüssigen in den festen Zustand, durch einen Strukturumwandler hindurchgeleitet
und in diesem so einer Scherspannung ausgesetzt, dass sich die beim Vorerstarren bildenden
festen Phasen, insbesondere aber die sich dabei bildenden Dendriten in kugelige, globuläre
Teilchen mit einem einige zehn Mikrometer aufweisenden Durchmesser umwandeln.
[0006] Mit den bekannten Verfahren zur Herstellung von Metallegierungen können die sich
beim Erstarren der Legierung bildenden festen Phasen nicht vollständig in die gewünschte,
globuläre Form transformiert werden. Auch lässt sich mit den bekannten Verfahren die
Dendritenbildung weder unterdrücken noch hemmen, was für die Bildung von thixotropen
Metallegierungen an sich von Vorteil wäre. Diese Verfahrensmängel führen nun dazu,
dass es insbesondere bei der industriellen Fertigung praktisch nicht möglich ist,
mit den bekannten Verfahren eine homogene, thixotrope Metallegierung herzustellen.
[0007] Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht nun in der Schaffung eines Verfahrens
und einer Einrichtung zur Herstellung von thixotropen Metallegierungen. Dabei wird
insbesondere angestrebt, die Legierung während des Herstellungsprozesses in einem
fliessfähigen Zustand zu halten, um dadurch ein Produkt zu erhalten, das eine möglichst
homogene, globuläre Struktur aufweist. Beim Herstellen soll dementsprechend erreicht
werden, dass dieses Produkt eben tatsächlich vollkommen thixotrop ist und zur Herstellung
von Bolzen und dergleichen senkrecht oder horizontal in eine Giessvorrichtung ausgestossen
werden kann.
[0008] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und
eine Einrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruchs 5 gelöst.
[0009] Zur Herstellung von thixotropen Metallegierungen ist es insbesondere erforderlich,
die zur Durchführung des Verfahrens im voraus einzustellenden Parameter wie etwa,
Fördergeschwindigkeit, Druck und Temperatur abhängig von der verwendeten Metallmischung
und den Dimensionen der nachfolgend noch im Detail beschriebenen Einrichtung aufeinander
abzustimmen.
[0010] Besonders vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens und der Einrichtung gehen aus
den abhängigen Ansprüchen hervor.
[0011] Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann die fliessfähige Metallegierung
in den zylindrischen Innenraum einer als Förder- und/oder Pressvorrichtung ausgebildeten
Presse oder Pumpe eingebracht werden, welche eine zylindrische Kammer mit einem Einlass
und einem Auslass besitzt. Im Innenraum der Kammer ist als mechanischer Förderer und/oder
Rührer eine drehbare, axial unverschiebbare Schnecke, oder im Falle einer vertikal
ausgelegten Giessvorrichtung ein drehbarer Stabrührer angeordnet. Die Schnecke bzw.
der Stabrührer besitzen in diesem Fall je ein im Auslass der zylindrischen Kammer
sitzendes Ende, das erfindungsgemäss als Strukturumwandler ausgebildet ist und mindestens
einen in Strömungsrichtung radial nach aussen gerichteten Durchgang besitzt, durch
den die fliessfähige Metallegierung beim Betrieb der Einrichtung hindurch in eine
Kokille mit einem glockenartigen Innenraum gepresst wird.
[0012] Nachfolgend wird nun anhand der Zeichnung ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher
beschrieben. In der Zeichnung zeigt
die Figur 1 eine schematisierte Darstellung einer vertikal ausgerichteten Einrichtung
zum Herstellen einer Aluminiumlegierung,
die Figur 2 einen Längsschnitt durch das den Strukturumwandler bildende Ende des Stabrührers
der in der Figur 1 dargestellten Einrichtung in vergrössertem Massstab, und
die Figur 3 einen Querschnitt entlang der Linie III-III der Figur 2.
[0013] Die in der Figur 1 ersichtliche und als ganzes mit 1 bezeichnete Einrichtung zum
Herstellen einer Aluminiumlegierung der Klasse AlSiMg weist eine Zufuhrvorrichtung
2 auf. Diese besitzt einen trichterförmigen Zylinder 3 bestehend aus feuerfestem Beton.
[0014] Der Ausgang 4 der Zufuhrvorrichtung 2 ist über eine Dichtung 5 mit dem Einlass 6
einer Förder- und Pressvorrichtung 7 verbunden. Diese besitzt einen metallischen Mantel
8 und eine durch ein Graphitrohr 9 gebildete Kammer mit einer vertikalen Achse und
einem Innenraum 10. Das Graphitrohr 9 kann abhängig von der zu behandelnden Metallegierung
selbstverständlich auch aus einem anderen Material, so zum Beispiel aus einem keramischen
Körper, gebildet sein.
[0015] Durch den Innenraum 10 ist ein axialer Stabrührer 11 geführt, der mit einer ausserhalb
der Förder- und Pressvorrichtung 7 angeordneten drehzahlverstellbaren - nicht gezeichneten
- Antriebsvorrichtung verbunden ist. Der sich durch das Graphitrohr 9 erstreckende
Stabrührer 11 ist im wesentlichen zweiteilig und besitzt einen zylindrischen Stab
12 und einen im Kammerauslass sitzenden und als Strukturumwandler dienenden Rotorkopf
13. Rotorkopf 13 und Stab 12 bestehen zum Beispiel aus Graphit, wobei der vorzugsweise
mindestens zum Teil rohrartig ausgebildete Stab 13 dann noch zusätzlich einen metallischen
Kern 14 besitzt.
[0016] Das den Kammerauslass bildende untere Ende des Graphitrohres 9 mündet in den glockenartigen
Innenraum 15 einer ersten Kokille 16. Diese zum Beispiel aus Monalit gebildete Kokille
16 sitzt auf einer zweiten, wassergekühlten Kokille 17 aus metallischem Material mit
einem nicht im Detail gezeichneten Kühlwasserring 18.
[0017] Der Rotorkopf 13 des Stabrührers 11 sitzt mit seinem oberen zylindrischen Abschnitt
13a satt passend im den Kammerauslass der Förder- und/oder Pressvorrichtung 7 bildenden
Rohrendabschnitt 9a. Der untere zylindrische Abschnitt 13b liegt im Innenraum 15 der
Kokille 16 und besitzt eine über den Abschnitt 13a hinausragende ringförmige Schulter,
mit welcher er mit geringem Abstand unter das stirnseitige Ende des Rohres 9 zu liegen
kommt. Der insbesondere als Strukturumwandler ausgebildete und an seinem Ende vorteilhafterweise
zu einem Spitz 13c zulaufende Rotorkopf 13 besitzt schliesslich mehrere, beispielsweise
vier, in Strömungsrichtung radial nach aussen gerichtete, die Innenräume 10 und 15
miteinander verbindende Durchgänge 19, so wie das in den Figuren 2 und 3 im Detail
dargestellt ist.
[0018] Der Stab 12 des Stabrührers 11 ist nun derart dimensioniert, dass sich der Querschnitt
des Ringspaltes zwischen dem Stab 12 und dem Graphitrohr 9 vorzugsweise etwa 5 mm
beträgt. Dadurch wird unter anderem das dendritische Wachstum während des nachfolgend
noch näher erläuterten Abkühlprozesses weitgehend unterdrückt.
[0019] Anzahl, Form und Grösse der Durchgänge 19 kann abhängig von der Grösse der Einrichtung
und der zu behandelnden Metallegierung variieren. Vorzugsweise besitzt der Rotorkopf
13 mindestens vier gleichmässig über seinen Umfang verteilte Durchgänge 19.
[0020] Beim Betrieb der Vorrichtung führt die Zufuhrvorrichtung 2 die von einem nicht gezeichneten
Speicher aufgenommene flüssige AlSiMg-Metallmischung der Förder- und Pressvorrichtung
7 zu, und zwar mit einer Temperatur von beispielsweise 650°C bis 700°C. Die Zufuhr
kann hierbei sowohl chargenweise als auch kontinuierlich erfolgen, sodass dann der
nachfolgende Giessprozess wahlweise chargenweise oder kontinuierlich durchgeführt
werden kann.
[0021] Durch die Schwerkraft, aber auch durch die Förderwirkung des Stabrührers 11 gelangt
die Metallmischung zum Kammerauslass der Förder- und/oder Pressvorrichtung. Dabei
kann sich die flüssige Metallmischung zu verfestigen beginnen und Dendriten bilden,
welche ihrerseits durch eine verzweigte, baumartige Fadenstruktur gekennzeichnet sind.
Diese Dendritenbildung wird nun aber beim erfindungsgemässen Verfahren bereits durch
die Wirkung des sich drehenden Stabrührers 11 unterdrückt, sodass dadurch die Metallsuspension
nahezu dendritenfrei gehalten werden kann.
[0022] Die immer noch fliessfähige Metallmischung wird dann durch den als Strukturumwandler
ausgebildeten Rotorkopf 13, das heisst durch dessen Durchgänge 19 hindurch geleitet,
bzw. gestossen. Da sich nun der Rotorkopf 13 während des Betriebes fortlaufend dreht,
wird das durch die Durchgänge 19 hindurchgeleitete Material radial bewegt und zentripetal
gegen die Innenwand 16a der glockenartigen Kokille 16 gedrückt. Dadurch entstehen
hohen Scherspannungen, durch welche gegebenenfalls noch vorhandene Dendriten aufgebrochen
und in kugelige Teilchen zerlegt werden und die Dendriten-Neubildung verhindert wird.
[0023] Erfindungsgemäss unterliegt die Metallmischung bei dieser Strukturumwandlung weiterhin
einer Temperaturkontrolle, so dass eine unerwünschte Erstarrung möglichst vermieden
wird. Die Metallmischung besitzt also beim Austritt aus dem Strukturumwandler eine
vom eingesetzten metallischen Material abhängige Temperatur und wird sich erst in
der zweiten Kokille 17 und der anschliessenden vertikal ausgerichteten - nicht gezeichneten
- Giessvorrichtung weiter abkühlen.
[0024] Der Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens besteht nun darin, dass mit diesem
nicht nur thixotrope Metallegierungen mit hoher Qualität, sondern auch Bolzen mit
einem Durchmesser D > 12 cm gegossen werden können, und zwar ohne dabei eine Qualitätsminderung
in Kauf zu nehmen, so wie das bei den bekannten Verfahren der Fall ist. Dazu kommt,
dass die verbesserte Qualität der Metallegierung nicht nur die Ausschussrate sondern
auch die Kosten der nachfolgenden Produkte-Erzeugung verringert. Schliesslich zeichnet
sich das erfindungsgemässe Verfahren durch ein erhöhtes Produktionstempo aus, was
unter anderem auch eine Energie-Einsparung zur Folge hat.
[0025] Es sei abschliessend noch darauf hingewiesen, dass die anhand der Figuren 1, 2 und
3 beschriebene Einrichtung und das mit dieser Einrichtung durchführbare Verfahren
nur eine Auswahl von mehreren möglichen Ausführungsformen der Erfindung darstellen
und in verschiedener Hinsicht geändert werden können.
[0026] So können die verschiedenen Abmessungen der Einrichtung 1 und deren Verhältnisse
abhängig von der zu behandelnden Metallegierung und der Grösse der herzustellenden
Bolzen variiert werden.
1. Verfahren um einer Metallegierung eine thixotrope Struktur zu geben, wobei man die
Legierung in flüssigem Zustand durch einen Strukturumwandler hindurch presst, dadurch gekennzeichnet, dass man die flüssige Legierung zwecks Erzeugung des zum Durchströmen des Strukturumwandlers
nötigen Druckes in eine mechanische Presse oder Pumpe mit einer zylindrischen Kammer
einleitet und in dieser in Drehbewegung setzt und anschliessend durch mindestens einen
radial nach aussen gerichteten Durchgang (19) des sich um die Kammerachse drehenden
und den Auslass der Presse oder Pumpe bildenden Strukturumwandlers hinausfördert,
wobei die Legierung dabei zur Zerstörung dendritischer Strukturen hohen Scherspannungen
ausgesetzt sowie zentripetal beschleunigt und in eine am Auslass der Presse angeordnete
Kokille (16) geleitet wird, und dass man anschliessend die Legierung abkühlt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung in einen länglichen Innenraum (10) einer vertikal ausgerichteten Förder-
und/oder Pressvorrichtung (7) eingeleitet und mittels eines Stabrührers (11) durch
den Innenraum (10) gefördert und in Drehbewegung gesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung in einen länglichen Innenraum einer horizontal ausgerichteten Förder-
und/oder Pressvorrichtung eingeleitet und mittels einer Schnecke durch den Innenraum
gefördert und in Drehbewegung gesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die aus der Kokille (16) austretende Legierung zu Bolzen gegossen wird.
5. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, mit
einer einen Innenraum (10) begrenzenden, zylindrischen Kammer und Zufuhrmitteln, um
dem Innenraum eine fliessfähige, flüssige Metallegierung zuzuführen, dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer durch eine Förderund/oder Pressvorrichtung (7), in welcher ein drehbarer
Stabrührer (11) oder eine drehbare Schnecke angeordnet ist, gebildet wird, dass im
Auslass der Kammer ein um die Kammerachse drehbarer Strukturumwandler mit mindestens
einem radial nach aussen gerichteten Durchgang (19) angeordnet ist, der dazu dient,
die Legierung zwecks Zerstörung dendritischer Strukturen zentripetal zu beschleunigen
und in eine am Auslass der Förder- und Pressvorrichtung (7) angeordnete Kokille (16)
zu leiten, und dass in Strömungsrichtung nach der genannten Kokille (16) Kühlmittel
angeordnet sind, um die Legierung abzukühlen.
6. Einrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Strukturumwandler vier radial gleichmässig verteilte Durchgänge (19) besitzt.
7. Einrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass sie einen um die Kammerachse drehbaren Stabrührer (11) besitzt, der an seinem freien
Ende einen als Strukturumwandler dienenden Rotorkopf (13) aufweist.