[0001] Die Erfindung betrifft einen pyrotechnischen Satz zur Erzeugung von IR-Strahlung.
[0002] Im militärischen Bereich werden zur Bekämpfung von Luftzielen, wie beispielsweise
Strahlflugzeugen, Hubschraubern und Transportmaschinen, Flugkörper wie Luft-Luft-
und Boden-Luft-Lenkflugkörper eingesetzt, welche die vom Triebwerk des Ziels ausgehende
Infrarot (IR) - Strahlung, vornehmlich im Bereich zwischen 0,8 und 5 µm, mit Hilfe
eines auf IR-Strahlung empfindlichen Suchkopfes anpeilen und verfolgen. Fig. 1 zeigt
die typische spektrale Intensitätsverteilung eines Strahlflugzeugs. Zur Abwehr dieser
Flugkörper werden daher Täuschkörper (sogenannte Flares) eingesetzt, welche die IR-Signatur
des Ziels imitieren, um anfliegende Lenkflugkörper abzulenken. Derartige Täuschkörper
können auch präventiv eingesetzt werden, um die Erfassung von Zielen durch die Herabsetzung
des Kontrasts der Szene zu erschweren oder sogar zu verhindern.
[0003] Die ersten IR-gesteuerten Lenkflugkörper (LFK) verwendeten Suchköpfe mit Detektoren,
wie z.B. PbS, die breitbandig die gesamte Strahlung im Bereich zwischen 0,8 - 2,9
µm erfassen. Aus diesem Grund können derart ausgerüstete Lenkflugkörper ihre Ziele
auch nur im sogenannten tail-chase-mode, d.h. von hinten, angreifen, da allein die
heißen Strahlrohrbleche des Triebwerks, welche nur von hinten sichtbar sind, wesentliche
Strahlungsanteile im Bereich zwischen 0,8 und 2,9 µm liefern.
[0004] Mit der Verbesserung der Detektortechnik, namentlich durch die Einführung von InSb-Detektoren
und der In-Situ-Kühlung der Detektoren mit z.B. Argon, konnte zum einen der Spektralbereich
der Detektoren in den langwelligen Bereich erweitert und zum anderen auch die Quantenausbeute
der Detektoren deutlich gesteigert werden. Mit solchen Detektoren lassen sich nun
auch die selektiven Emissionen der heißen Triebwerksabgase CO und CO
2 im Bereich zwischen 3 und 5 µm erfassen.
[0005] Bei Anwendung von Filtern bzw. verschiedenen Detektortypen lassen sich die relativen
Strahlungsanteile in verschiedenen Bereichen des Infrarotspektrums ermitteln. Auf
diese Weise gelingt eine Diskriminierung von pyrotechnischen Täuschkörpern der ersten
Generation, die beim Abbrand lediglich eine von der Temperatur abhängige Kontinuumstrahlung
emittieren, und Triebwerken, die neben einem schwachen Kontinuum eine hochintensive
selektive Ausstrahlung im Bereich zwischen 3 - 5 µm aufweisen.
[0006] Ein typisches System zur Emission von Kontinuumstrahlung bzw. Schwarzkörperstrahlung
ist ein pyrotechnischer Satz aus Magnesium, Poly(tetrafluorethylen) (Teflon®) und
Vinylidenfluorid-Hexafluorisopren-Copolymer (Viton@), auch MTV genannt. Dieses System
reagiert gemäß der folgenden Gleichung:

[0007] Aufgrund der hohen negativen Bildungsenthalpie des Magnesiumfluorids wird der freigesetzte
Kohlenstoff aufgeheizt und liefert im wesentlichen Kontinuumstrahlung. Fig. 2 zeigt
die typische spektrale Intensitätsverteilung eines derart zusammengesetzten MTV Täuschkörpers.
[0008] Wie oben erläutert, können die MTV-Täuschkörper eine Abwehr von Lenkflugkörpern mit
Suchköpfen, welche die relativen Strahlungsanteile in unterschiedlichen Bereichen
des Infrarotspektrums bewerten, nicht gewährleisten, da die selektiven Strahlungsanteile
beim Abbrand des pyrotechnischen MTV-Satzes intensitätsschwächer sind als bei realen
Zielen.
[0009] Aus diesem Grund benötigt man pyrotechnische Täuschkörper, deren spezifische Ausstrahlung
R [W.cm
-2] wesentlich durch selektive Anteile im mittleren Infrarotbereich zwischen 3 - 5 µm
bestimmt wird. Entsprechende Täuschkörper bzw. Wirkmassen für solche Täuschkörper
wurden bereits vorgeschlagen.
[0010] So wurde kürzlich in dem US-Patent Nr. 5,472,533 eine spektral angepasste Wirkmasse
vorgeschlagen, die aus Ammoniumperchlorat, Bor, Magnesium, Aluminium, Hexamethylentetramin,
Viton und Kaliumnitrat. zusammengesetzt ist.
[0011] Ferner wird in dem US-Patent Nr. 5,834,680 gelehrt, dass Wirkmassen aus Magnesium,
Amoniumperchlorat und Hydroxyl-terminiertem Polybutadien (HTPB) sehr selektiv Strahlung
im mittleren Infrarotbereich emittieren. Fig. 3 zeigt die typische spektrale Intensitätsverteilung
dieser Mischungen gemäß diesem US-Patent.
[0012] Schließlich werden in der GB-A-2,354,060 verschiedene pyrotechnische Sätze beschrieben,
welche zu einer selektiven Emission im mittleren Infrarotbereich führen sollen. Diese
Systeme enthalten Kaliumperchlorat und Kaliumbenzoat bzw. einen anderen organische
Brennstoff wie z.B. Lactose, Sucrose, Stärke, sowie ein Bindemittel aus der Gruppe
der Stoffe Viton@, Dextrin, Polybutylkautschuk oder auch energetische Binder wie GAP
(Glycidyl-Azid-Polymer). Auch werden Binder auf der Basis von Cyclotetramethylentetranitramin
(HMX), Cyclotrimethylentrinitramin (RDX) oder Hexanitrostilben (HNS) vorgeschlagen.
Fig. 4 zeigt die typische spektrale Intensitätsverteilung eines Satzes auf Grundlage
dieser GB-A-2,354,060.
[0013] Des weiteren lehrt die GB-A-2,354,060 den Einsatz von pyrotechnischen Sätzen auf
Basis Kaliumnitrat/Bor, Kaliumnitrat/Silicium und Kaliumnitrat/Bor/Silicium mit verschiedenen
Bindern. Mit Ausnahme der Systeme Kaliumnitrat/Bor/Silicium beruht die selektive Emission
im Infrarotbereich der vorbezeichneten Sätze auf der überwiegenden Bildung von Kohlenmonoxid/Kohlendioxid
beim Abbrand der organischen Brennstoffe, welche durch die hohen Reaktionstemperaturen
der Systeme zur thermisch induzierten selektiven Emission im mittleren Infrarotbereich
angeregt werden. Beim Abbrand der Systeme mit Bor beruht die selektive Emission unter
anderem auf der Bildung intermediärer Spezies wie B
2O
2(g) (4,87 µm), HOBO
(g) (4,93 µm), und KBO
2(g) (4,98 µm), die zur Emission im mittleren Infrarotbereich beitragen. Der Einsatz
von Silizium bleibt bislang unklar, da seine typischen Verbrennungsprodukte keine
selektiven Emissionen im mittleren Infrarot liefern.
[0014] Ein entscheidender Nachteil der bisher beschriebenen Systeme begründet sich in der
geringen spezifischen Ausstrahlung der Wirkmassen. Aus diesem Grund enthalten die
Systeme zum Teil energetische Binder wie beispielsweise HNS, HMX und RDX, die eine
Erhöhung der Abbrandgeschwindigkeit und damit der Leistung der Wirkmassen unterstützen
sollen. Diese niedrige spezifische Ausstrahlung R ist wesentlich auf die niedrige
Flammentemperatur beim Abbrand dieser Systeme zurückzuführen.
[0015] Die niedrige Flammentemperatur wiederum ist Folge des Einsatzes von Brennstoffen
mit stark negativen Bildungsenthalpien infolge partiell oxidierter Kohlenstoffgerüste,
also Kohlenstoffgerüsten mit Ether und Carbonylgruppen.
[0016] Zwar hilft die Anwendung von metallischen Brennstoffen wie Magnesium oder Titan die
Flammentemperatur zu erhöhen, doch bewirken diese Metalle andere ungewünschte Effekte.
So liefert Magnesium beim Abbrand eine sehr selektive UV-Strahlung [2], die von Suchköpfen
mittlerweile als Kriterium zur Diskriminierung von Täuschkörpern genutzt wird [3].
Titan liefert zwar auch selektive Strahlungsanteile, allerdings nur im visuellen Bereich,
doch ungünstiger ist hier der hohe Anteil von Kontinuumstrahlung [2] bei Verwendung
von Titan, was eine Verschlechterung des spektralen Verhältnisses

zur Folge hat
[0017] Weiterhin führen Metalle in solchen Wirkmassen generell zu hohen Strahlungsanteilen
im visuellen Bereich, sodass Wirkmassen auf dieser Basis beim Abbrand durch eine grelle
Lichterscheinung gekennzeichnet sind. Dies führt insbesondere bei Dämmerung und Nacht
zu einer leichteren Erkennbarkeit eines Luftziels, was aus taktischen Gründen nicht
wünschenswert ist.
[0018] Schließlich sind aus Metallen wie z.B. Mg und Kohlenwasserstoffen zusammengesetzte
pyrotechnische Systeme den inhärenten Redoxgleichgewichten


[0019] in der Gasphase unterworfen. Wie zu sehen ist führt diese Reaktionskette unweigerlich
zur Rußbildung. Aus diesem Grund müssen Metallzusätze in neuen spektral angepassten
Wirkmassen unbedingt vermieden werden.
[0020] Die Nachteile bekannter spektral angepasster Wirkmassen sind also eine niedrige spezifische
Ausstrahlung im Infrarotbereich, eine selektive Emission im UV im Falle von Magnesium,
und eine hohe Lichtstärke im visuellen Bereich bei Verwendung von Metallen als leistungssteigernde
Zusätze.
[0021] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, einen pyrotechnischen Satz mit
einer hohen spezifischen Ausstrahlung und kaum Kontinuumstrahlung vorzusehen.
[0022] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen pyrotechnischen Satz mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst. Bevorzugte Aus- bzw. Weiterbildungen des erfindungsgemäßen
pyrotechnischen Satzes sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0023] Der pyrotechnische Satz zur Erzeugung von IR-Strahlung gemäß der Erfindung enthält
als Brennstoff eine aliphatische, olefinische oder aromatische Cyanverbindung der
allgemeinen Formel C
nH
m(CN)
x. Ein derartiger Brennstoff ist durch ein ganz schwaches Kontinuum gekennzeichnet,
seine CO-Emissionsbande ist aber von sehr hoher Intensität.
[0024] Vorzugsweise ist der Brennstoff ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Phthalsäuredinitril
C
6H
4(CN)
2, Benzol-1,2,4,5-tetracarbonsäure-tetranitril C
6H
2(CN)
4, Benzol-1,2,3,4,5,6-hexacarbonsäure-hexanitril C
6(CN)
6, Tetracyanoethylen (CN)
2C=C(CN)
2, Poly(kohlenstoffcyanid) (-C(CN)-)
n, Pyridin-2,6-dicarbonsäure-dinitril C
5H
3N(CN)
2, Pyrazin-2,3-dicarbonsäure-dinitril C
4H
2N
2(CN)
2, 2,4,6-Tricyanotriazin C
3N
3(CN)
3, 7,7,8,8-Tetracyanochino-dimethan C
6H
4(C(CN)
2)
2 und Dinitrobenzo-dicarbonsäure-dinitril C
6H
2(NO
2)
2(CN)
2.
[0025] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist in dem pyrotechnischen Satz als Oxidationsmittel
ein anorganisches Oxidationsmittel aus der Gruppe der Perchlorate, vorzugsweise Lithiumperchlorat
oder Kaliumperchlorat enthalten.
[0026] Die bevorzugte Zusammensetzung des pyrotechnischen Satzes enthält etwa 10-40 Gew.-%
Brennstoff, etwa 55-85 Gew.-% Oxidationsmittel und etwa 1,5-5 Gew.-% Binder.
[0027] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist in dem pyrotechnischen Satz ein
organischer Binder aus der Gruppe bestehend aus Hexafluorisopren-Vinylidenfluorid-Copolymer
und Novolack enthalten.
[0028] Die Erfindung geht von den nachfolgend beschriebenen Überlegungen aus.
[0029] Wie eingangs erläutert, muss eine spektral angepasste Wirkmasse eines pyrotechnischen
Satzes, der als Täuschkörper gegen Lenkflugkörper eingesetzt werden kann, beim Abbrand
entweder CO/CO
2 oder Stoffe liefern, die mindestens mit dem gleichen Wirkungsgrad wie CO im mittleren
Infrarotbereich emittieren.
[0030] Aus diesem Grund hatten Ase & Snelson [1] bereits 1996 vorgeschlagen, Stoffe einzusetzen,
die bei der thermischen Zersetzung CO bzw. CO
2 liefern. Inhärenter Nachteil dieser Strategie ist neben der niedrigen Verbrennungswärme
bereits oxidierter Kohlenstoffverbindungen die Reduktion der Reaktionsenthalpie dieser
Sätze, da die Kohlendioxid- bzw. Kohlenmonoxidquelle nurmehr als endergonischer Zusatz
fungiert und die eigentliche Reaktionsenthalpie zur Zersetzung dieser Stoffe aus einem
zweiten energetischen System, z.B. Mg/NH
4ClO
4, zur Verfügung gestellt werden muss, was keinen Beitrag zur selektiven Emission im
mittleren Infrarotbereich liefert. Dies allein führt schon zu einer Reduktion des
CO-Anteils und schmälert damit die spezifische Leistung im mittleren Infrarotbereich.
[0031] Eine kohlenstoffreiche aber sauerstofffreie Verbindung, die beim Abbrand in großen
Mengen CO bildet, und überraschenderweise nicht zur Rußbildung neigt ist das Dicyan
(CN)
2 [4] welches im englischen Sprachraum auch als Cyanogen bezeichnet wird. Vorgemischte
Dicyan/Sauerstoffgemische liefern in laminaren Flammen Flammentemperaturen bis zu
4.800 K, da die primären Oxidationsprodukte CO und N
2 in diesem Temperaturbereich noch dissoziationsstabil sind.
[0032] Aufgrund der primären Reaktionsprodukte CO und N
2 ist die (CN)
2/O
2-Flamme nur durch ein ganz schwaches Kontinuum gekennzeichnet. Gleichzeitig aber ist
die CO-Emissionsbande von sehr hoher Intensität. Es ist deshalb wünschenswert einen
Brennstoff zu besitzen, der ähnliche chemische Eigenschaften wie Dicyan aufweist,
aber im typischen Anwendungs- und Lager-Temperaturbereich für Munition (-54°C bis
+70°C) stabil ist.
[0033] Solche Stoffe sind gerade die in Anspruch 1 genannten aliphatischen, olefinischen
und aromatischen Cyanderivate der allgemeinen Formel C
nH
m(CN)
x.
[0034] Typische Vertreter für die einkernigen aromatischen Cyanverbindungen C
6H
6-
z(CN)
z sind z.B. Phthalsäuredinitril C
6H
4(CN)
2, Benzol-1,2,4,5-tetracarbonsäuretetranitril C
6H
2(CN)
4, Benzol-1,2,3,4,5,6-hexacarbonsäure-hexanitril C
6(CN)
6, für die olefinischen Cyanverbindungen C
xH
2x-z(CN)
z Tetracyanoethylen (CN)
2C=C(CN)
2, und für die aliphatischen Cyanverbindungen C
xH
2x+2-z(CN)
z das kürzlich vorgeschlagene, bislang hypothetische Poly(kohlenstoffcyanid) (-C(CN)-)
n. Weitere erfindungsgemäße Cyanverbindungen sind Pyridin-2,6-dicarbonsäure-dinitril
C
5H
3N(CN)
2, Pyrazin-2,3-dicarbonsäure-dinitril C
4H
2N
2(CN)
2, 2,4,6-Tricyano-triazin C
3N
3(CN)
3, 7,7,8,8-Tetracyanochino-dimethan C
6H
4(C(CN)
2)
2 und Dinitro-benzodicarbonsäure-dinitril C
6H
2(NO
2)
2(CN)
2.
[0035] Diese Stoffe zerfallen bei thermischer Belastung, wie die Massenspektren zeigen,
unter sukzessiver Abspaltung der CN-Einheiten [5]. CN wiederum reagiert in der Gasphase
mit atomarem Sauerstoff gemäß der Reaktionsgleichung

in stark exothermer Weise zu CO und N [6].
[0036] Es wurde ferner entdeckt, dass an Cyangruppen reiche Verbindungen mit einem molaren
Verhältnis C/N > 1,5 stets rußfrei abbrennen und daher für die Konzipierung von Sauerstoff-defizienten
IR-Wirkladungen sehr geeignet sind.
[0037] Gemäß der Erfindung wird deshalb vorgeschlagen, pyrotechnische Sätze auf Basis von
organischen Cyanverbindungen herzustellen, die obwohl metallfrei eine hohe spezifische
Ausstrahlung aufweisen und kaum Kontinuumstrahlung emittieren.
[0038] Die in Fig. 5 dargestellte Tabelle zeigt die erreichbaren Flammentemperaturen sowie
die prozentualen Anteile der primären Reaktionsprodukte idealer Mischungen von Kaliumperchlorat
mit verschiedenen organischen Cyanverbindungen (Nr. 1 - 10). Zum Vergleich sind auch
andere organische Verbindungen für den Brennstoff (Nr. 11 - 19) in der Tabelle angegeben,
die in herkömmlichen Täuschkörpern zum Einsatz kommen.
[0039] Das molare Brennstoff/Oxidator - Verhältnis F/O ist für alle in der Tabelle von Fig.
5 angegebenen Systeme so eingestellt, dass die maximale CO-Bildung erreicht wird.
[0040] Wie zu sehen ist, liefern die erfindungsgemäßen Cyanverbindungen Benzol-1,2,4,5-tetracarbonsäure-tetranitril
C
6H
2(CN)
4 (1), Phthalsäuredinitril C
6H
4(CN)
2 (2), Tetracyanoethylen (CN)
2C=C(CN)
2 (3), Poly(kohlenstoffcyanid) (-C(CN)-)
n (4), Pyridin-2,6-dicarbonsäure-dinitril C
5H
3N(CN)
2 (5), Pyrazin-2,3-dicarbonsäure-dinitril C
4H
2N
2(CN)
2 (6), 2,4,6-Tricyanotrizin C
3N
3(CN)
3 (7), 7,7,8,8-Tetracyanochino-dimethan C
6H
4(C(CN)
2)
2 (8), Benzol-1,2,3,4,5,6-hexacarbonsäure-hexanitril C
6(CN)
6 (9) und Dinitrobenzo-dicarbonsäure-dinitril C
6H
2(NO
2)
2(CN)
2 (10) allesamt Flammentemperaturen T
f zwischen 1.900 K und 3.400 K.
[0041] Die anderen organischen Brennstoffe 1,3,5-Trichlor-2,4,6-triazin C
3N
3(Cl)
3 (11), Tris(acetonitrilamin) N(CH
2CN)
3 (13), Kaliumbenzoat C
6H
5CO
2K
(14), Dextrose C
6H
12O
6 (15), Anthracen C
14H
10 (16), Polyoxymethylen (-CH
2O-)
n (17), Bis(cyclopentadienyl)eisen Fe(C
5H
5)
2 (18) und Decacyclen C
18H
36 (19) liefern nur Flammentemperaturen von maximal 1.164 K bis 1.689 K. Einzig Benzol-1,2-4,5-tetracarbonsäureanhydrid
C
6H
2(C
2O
3)
2 (12) liefert eine Flammentemperatur von 2.691 K.
[0042] Mit Ausnahme von Anthracen (
16) liefern diese Stoffe auch nur geringe CO-Anteile von 28 - 49%, während der CO-Anteil
beim Abbrand der Cyanverbindungen durchweg zwischen 61 und 64% liegt.
[0043] Die hohe Flammentemperatur sowie der hohe CO-Anteil gewährleisten nun eine hohe selektive
Emission im Bereich zwischen 3- 5 µm.
[0044] Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Bewertung der spektralen Ausstrahlung ist
der Anteil an Wasserstoff und Wasser sowie der Anteil kondensierter Produkte, die
zur Kontinuumstrahlung beitragen. Während der Wasserstoffanteil beim Abbrand der organischen
Vergleichsstoffe
(11 - 19) zwischen 0 - 47% beträgt, liegt dieser Anteil bei den erfindungsgemäßen Brennstoff-Mischungen
(1-10) nur im Bereich von 0 - 15%.
[0045] Weiterhin wirkt der infolge der Cyangruppen-Oxidation gebildete Stickstoff als Flammenexpander,
was einer Vergrößerung der strahlende Fläche dient. So beträgt der N
2-Anteil in den erfindungsgemäßen Brennstoffen zwischen 7 - 28%, während die anderen
organische Brennstoffe mit Ausnahme von
(11) und (13) überhaupt keinen Stickstoff liefern.
[0046] Schließlich zeichnen sich die erfindungsgemäßen Brennstoffverbindungen auch durch
die Abwesenheit primärer kondensierter Reaktionsprodukte aus. So beträgt der Anteil
kondensierter Reaktionsprodukte bei den anderen organischen Brennstoffen z.T. bis
zu 20%.
[0047] Besonders bevorzugte Ausführungsbeispiele pyrotechnischer Sätze gemäß der vorliegenden
Erfindung sind ein Satz aus Tetracyanoethylen und Kaliumperchlorat mit Binder B-14;
ein Satz aus Phthalodinitril und Kaliumperchlorat mit Binder B-14; und ein Satz aus
Hexacyanobenzol und Kaliumperchlorat mit Binder B-14
Literaturstellen:
[0048]
- [1]
- P. Ase, A. Snelson, "Controlled Infrared Output for IRCM Flares", Proceedings of the
22nd International Pyrotechnics Seminar, Fort Collins, Colorado, 15.-19. Juli 1996,
Seiten 711-716.
- [2]
- E. Roth, Y. Plitzko, V. Weiser, W. Eckl, H.. Poth, M. Klemenz, "Emissionsspektren
brennender Metalle", Proceedings of the 32nd International Annual Conference of ICT, Karlsruhe, 3.-6. Juli 2001, Seite 163.
- [3]
- US-Patent Nr. 5,472,533.
- [4]
- A.G. Gaydon, H.G. Wolfhard, "Flames", Chapman and Hall, London, 1979, Seite 197.
- [5]
- http://webbook.nist.gov/chemistry.
- [6]
- A.M. Dean, J.W. Bozzelli, "Combustion Chemistry of Nitrogen" in W.C. Gardiner (Ed.)
"Gas-Phase Combustion Chemistry", Springer-Verlag, 1999, Seite 266.
1. Pyrotechnischer Satz zur Erzeugung von IR-Strahlung,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Brennstoff eine aliphatische, olefinische oder aromatische Cyanverbindung der
allgemeinen Formel CnHm(CN)x enthalten ist.
2. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Brennstoff ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Phthalsäuredinitril C6H4(CN)2, Benzol-1,2,4,5-tetracarbonsäure-tetranitril C6H2(CN)4, Benzol-1,2,3,4,5,6-hexacarbonsäure-hexanitril C6(CN)6, Tetracyanoethylen (CN)2C=C(CN)2, Poly(kohlenstoffcyanid) (-C(CN)-)n, Pyridin-2,6-dicarbonsäure-dinitril C5H3N(CN)2, Pyrazin-2,3-dicarbonsäuredinitril C4H2N2(CN)2, 2,4,6-Tricyanotriazin C3N3(CN)3, 7,7,8,8-Tetracyanochino-dimethan C6H4(C(CN)2)2 und Dinitrobenzo-dicarbonsäure-dinitril C6H2(NO2)2(CN)2.
3. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Oxidationsmittel ein anorganisches Oxidationsmittel aus der Gruppe der Perchlorate
enthalten ist.
4. Pyrotechnischer Satz nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass das anorganische Oxidationsmittel Lithiumperchlorat oder Kaliumperchlorat ist.
5. Pyrotechnischer Satz nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass 10-40 Gew.-% Brennstoff, 55-85 Gew.-% Oxidationsmittel und 1,5-5 Gew.-% Binder enthalten
sind.
6. Pyrotechnischer Satz nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein organischer Binder aus der Gruppe bestehend aus Hexafluorisopren-Vinylidenfluorid-Copolymer
und Novolack enthalten ist.