[0001] Die Erfindung betrifft eine Stoßstange für eine Brennkraftmaschine, insbesondere
eine selbstzündende Brennkraftmaschine, wobei die Stoßstange einen stangenförmigen
Grundkörper mit endseitig befestigten Endstücken aufweist und die Stoßstange kraftübertragend
zwischen einer Nockenwelle und einem Kipphebel, der mit einem Betätigungselement,
insbesondere einem Gaswechselventil und/oder einem Einspritzpumpenelement, im bzw.
im Bereich des Zylinderkopfs zusammenwirkt, angeordnet ist.
[0002] Eine derartige Stoßstange ist aus der US 5,720,246 bekannt. Diese Stoßstange weist
einen rohrförmigen Grundkörper auf, der aus einem faserverstärktem Aluminium-Matrix-Verbund
hergestellt ist und wobei an diesem Grundkörper aus Stahl bestehende Kappen befestigt
sind. Diese Kappen sind massiv gefertigt und weisen ein Befestigungssteil auf, das
in den rohrförmigen Grundkörper eingesteckt ist. Der Gewichtsvorteil der so hergestellten
Stoßstange liegt gegenüber einer vergleichbaren herkömmlichen aus Stahl hergestellten
Stoßstange bei max. 50 %, d. h. die Stoßstange mit dem faserverstärkten Aluminium-Matrix-Verbund
wiegt etwa die Hälfte von einer aus Stahl hergestellten Stoßstange. Dabei ist der
Wärmeausdehnungskoeffizient von Aluminium höher als der von Stahl, das heißt, bei
Erwärmung dehnt sich Aluminium stärker aus als Stahl.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Stoßstange für eine Brennkraftmaschine
bereitzustellen, die gegenüber herkömmlichen Stoßstangen funktionell verbessert ist.
[0004] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass zumindest der Grundkörper der stangenförmigen
Stoßstange (wobei die stangenförmige Ausbildung auch eine rohrförmige Gestaltung einschließt)
aus einem Werkstoff gefertigt ist, dessen Wärmeausdehnungskoeffizient gleich oder
kleiner Null ist. Hierdurch wird die Notwendigkeit für große Ventilspiele, insbesondere
auf der Auslassseite reduziert. Bei konventionellen Ventiltrieben muss die Ausdehnung
des heißen Auslassventils und additiv der Stoßstange durch entsprechendes Vorhalten
über das Ventilspiel so kompensiert werden, dass im Haupttemperaturbereich der Brennkraftmaschine
sich ein kinematisch vertretbares Ventilspiel (Warmspiel) einstellt. Dies bedeutet,
dass in allen davon abweichenden Betriebszuständen mit kinematisch ungünstigen - zu
großen - Ventilspielen gearbeitet werden muss. Es sind zwar hydraulische Ventilspielausgleiche
bekannt; deren Nachstellfähigkeit erfüllt aber nicht die Erfordernisse bei Mittel-
und Großbrennkraftmaschinen mit Zylinderleistungen von über 100 kW. Dadurch, dass
der Grundkörper der Stoßstange aus einem Werkstoff gefertigt ist, dessen Wärmeausdehnungskoeffizient
zumindest gleich Null ist, ist eine deutliche Reduzierung des Ventilspiel möglich,
da die Stoßstange beziehungsweise deren Grundkörper aufgrund der funktionsbedingten
Länge (bei Mittel- und Großbrennkraftmaschinen im Bereich von mindestens 500 mm) bei
herkömmlicher Ausbildung eine Ausdehnung im Bereich von 0,5 mm erfährt. Ist der Wärmeausdehnungskoeffizient
negativ, erfolgt zumindest eine teilweise Kompensation der Ausdehnung des Auslassventils.
Dabei ist es bei optimaler Abstimmung der Bauteile möglich, die Ausdehnung des Auslassventils
vollständig zu kompensieren. Das bedeutet, dass das Ventilspiel in quasi allen Betriebszuständen
auf einen zumindest angenähert optimalen Wert eingestellt ist.
[0005] In Weiterbildung der Erfindung ist der Werkstoff des Grundkörpers ein Matrix-Verbund
aus hochmodularen Karbonfasern (faserverstärkte Epoxidfasern). Dieser Werkstoff hat
je nach Zusammensetzung einen Wärmeausdehnungskoeffizienten, der gleich oder kleiner
Null ist (bis ca. α = -2 x 10
-6).
[0006] Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist, dass verglichen mit einer herkömmlichen aus
Stahl gefertigten Stoßstange die erfindungsgemäß hergestellte Stoßstange einbaufertig
ein Gewicht aufweist, das um ca. 50 % geringer ist als das einer herkömmlich hergestellten
Stoßstange. Dies ist im Zusammenhang mit der Steuerung beispielsweise als Gasmotoren
ausgebildeter Brennkraftmaschinen besonders vorteilhaft, da bei diesen das sogenannte
"Miller-Steuerverfahren" angewendet werden kann, das eine äußerst kurze Einlasszeit
erfordert und daher wegen der erforderlichen schnellen Öffnung (und Schließung) der
Ventile hohe Beschleunigungswerte der Massenkette des Ventiltriebs bedingt. Die so
hergestellte Stoßstange weist eine Knicksicherheit auf, die höher als die einer herkömmlich
hergestellten Stoßstange ist. Dabei weist in bevorzugter Ausbildung der E-Modul der
Karbonfasern einen Wert auf, der größer als 400 Gigapascal ist. In Verbindung mit
den möglichen größeren Querschnitten (Dichte von Stahl = 7.8; Dichte einer Karbonmatrix
= 1.7) ist eine Steigerung der Steifigkeit im Bereich von ca. 200 % möglich. Für Stahl
sind E-Modul Werte von ca. 200 Gigapascal erreichbar. Zur Herstellung des Grundkörpers
kann produktionstechnisch ein Kern erforderlich sein. Dieser kann nach der Herstellung
entfernt werden oder aber auch in dem Grundkörper verbleiben. Soll der Kern in dem
Grundkörper verbleiben, besteht der Kern vorteilhaft aus einem leichten Schaum, der
gerade die zur Herstellung notwendige Festigkeit aufweist.
[0007] In Weiterbildung der Erfindung sind die bevorzugt aus Stahl hergestellten Endstücke
über eine Gewindeverbindung mit dem Grundkörper verbunden. Dabei können in weiterer
Ausgestaltung die eingeschraubten Endstücke gegen ein Verdrehen gesichert sein. Dies
wird beispielsweise durch einen Kleber bewirkt, mit dem das Gewinde bei der Montage
bestrichen wird. Das Ausknicken der vorzugsweise unidirektional orientierten Fasern
im Krafteinleitungsbereich wird durch eine endseitig an den Grundkörper angebrachte
metallische Hülse (innen und/oder außen) oder eine Umfangswicklung aus hochfesten
Fasern verhindert.
[0008] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung sind die Endstücke miteinander verspannt.
Dies erfolgt mittels einer Karbonschleife, die über in den Endstücken angeordnete
Spannexzenter gespannt wird.
[0009] In Weiterbildung der Erfindung kann in den Grundkörper ein Innenrohr eingesetzt werden,
das in den Ölkreislauf der Brennkraftmaschine integriert ist. Dieses Innenrohr ist
bevorzugt aus einem metallischen Werkstoff hergestellt, wobei dieses Innenrohr aber
zumindest keine wesentlichen Kräfte aufnehmen muss und entsprechend nur zum Flüssigkeitstransport
dimensioniert ist. In weiterer Ausgestaltung kann das Innenrohr zumindest endseitig
jeweils ein Außengewinde aufweisen, das mit einem Innengewinde der Endstücke verschraubbar
ist. Zudem kann das Innenrohr den bei der Herstellung des Grundkörpers produktionstechnisch
erforderlichen Kern darstellen.
[0010] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist der Grundkörper ein Matrix-Verbund aus
hochmodularen Pitchfasern (Kohlefasern höchster Reinheit und Steifigkeit), die einen
Wärmeausdehnungskoeffizienten < 0 aufweisen, der ca. α = -2 x 10
-6 beträgt. Dies bedeutet, dass die Stoßstange bei Erreichen der Betriebstemperatur
eine negative Ausdehnung im Bereich von bis zu 1 mm erfährt, d. h., die Stoßstange
ist bei Betriebstemperatur um bis zu 1 mm kürzer als bei kalter Brennkraftmaschine.
Neben dem somit erreichten vollständigen Ventilspielausgleich ist durch das geringe
Gewicht ein schnelles Öffnung und Schließen des entsprechenden Gaswechselventils,
das durch entsprechend steile Ausgestaltung der Öffnungs- und Schließflanke des zugehörigen
Nockens der Nockenwelle erreicht wird, möglich. Dies ist insbesondere bei Anwendung
des sogenannten "Miller-Verfahrens" von Vorteil.
[0011] Weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sind der Zeichnungsbeschreibung
zu entnehmen, in der in den Figuren dargestellte Ausführungsbeispiele beschrieben
sind.
[0012] Die Figuren 1 bis 4 zeigen in entsprechenden Schnittdarstellungen unterschiedliche
Verbindungen des Grundkörpers mit den Endstücken.
[0013] In den Figuren 1 bis 4 ist jeweils ausschnittsweise der Endbereich einer Stoßstange
1, 1a, 1b, 1c dargestellt. Diese Stoßstange 1, 1a, 1b, 1c ist kraftübertragend zwischen
einer im Kurbelgehäuse einer Brennkraftmaschine (untenliegend) angeordneten Nockenwelle
und einem im Zylinderkopf oder einem Kipphebelgehäuse der Brennkraftmaschine angeordneten
Kipphebel angeordnet. Dabei wird von dem Kipphebel die Bewegung der Stoßstange auf
ein Gaswechselventil übertragen.
[0014] Der grundsätzliche Aufbau der Stoßstangen 1, 1a, 1b, 1c aus einem Grundkörper 2,
2a, 2b, 2c und Endstücken 3, 3a, 3b, 3c ist bei allen Ausführungsbeispielen gleich,
unterschiedlich ist die Verbindung der Endstücke 3, 3a, 3b, 3c mit dem jeweiligen
Grundkörper 2, 2a, 2b, 2c.
[0015] In dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 ist in den den Grundkörper 2 umfassenden
hülsenförmigen Fortsatz 4 des Endstücks 3 ein Steilgewinde eingearbeitet, das als
Kleberreservoir dient. Zur Montage des Endstücks 3 auf dem Grundkörper 2 wird das
Steilgewinde mit einem Kleber bestrichen und dann das Endstück 3 auf den Grundkörper
2 aufgesetzt. Weiterhin ist an dem Endstück 3 eine Innenhülse 6 befestigt, deren Außendurchmesser
so bemessen ist, dass dieser dem Innendurchmesser des rohrförmigen Grundkörpers 2
entspricht. Dadurch wird ein Ausbrechen des Grundkörpers 2 in dem Verbindungsbereich
zu dem Endstück 3 sicher verhindert.
[0016] In dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2 ist anstelle der Innenhülse 6 ein metallisches
Rohr 7 vorgesehen, das mit den beiden Endstücken 3a verschraubt ist. Dieses Rohr 7
kann dünnwandig ausgebildet sein und nur in den Endbereichen ein Gewinde aufweisen.
[0017] Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 3 ist eine ähnliche Verbindung wie bei Fig.
1 dargestellt; hier ist in dem Fortsatz 4b ein Feingewinde eingearbeitet, das bei
der Montage des Endstücks 3b in die Oberfläche des Grundkörpers 2 einschneidet. Zusätzlich
kann auch dieses Feingewinde bei der Montage mit einem Kleber bestrichen werden.
[0018] Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 4 sind die beiden Endstücke 3c mittels einer
Karbonschleife 8 miteinander verbunden. Die Karbonschleife 8 wird über Spannexzenter
9 gelegt, die entsprechend verstellbar sind.
[0019] Die Endstücke 3, 3a, 3b, 3c sind in dem mit dem Nocken der Nockenwelle beziehungsweise
mit dem Kipphebel zusammenwirkenden Bereich kugelförmig ausgebildet, wobei in den
Kugelkopf eine Öffnung zum Öltransport eingearbeitet sein kann.
Bezugszeichenliste:
[0020]
- 1, 1a, 1b, 1c
- Stoßstange
- 2, 2a, 2b, 2c
- Grundkörper
- 3, 3a, 3b, 3c
- Endstück
- 4
- Fortsatz
- 5
- Steilgewinde
- 6
- Innenhülse
- 7
- Rohr
- 8
- Karbonschleife
- 9
- Spannexzenter
1. Stoßstange für eine Brennkraftmaschine, insbesondere eine selbstzündende Brennkraftmaschine,
wobei die Stoßstange einen stangenförmigen Grundkörper mit endseitig befestigten Endstücken
aufweist und die Stoßstange, die kraftübertragend zwischen einer Nockenwelle und einem
Kipphebel, der mit einem Betätigungselement, insbesondere einem Gaswechselventil und/oder
einem Einspritzpumpenelement im bzw. im Bereich des Zylinderkopfs zusammenwirkt, angeordnet
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest der Grundkörper (2, 2a, 2b, 2c) der Stoßstange (1) aus einem Werkstoff
gefertigt ist, dessen Wärmeausdehnungskoeffizient gleich oder kleiner Null ist.
2. Stoßstange nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff des Grundkörpers (2, 2a, 2b, 2c) ein Matrixverbund aus hochmodularen
Karbonfasern ist.
3. Stoßstange nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass der E-Modul der Karbonfasern größer als 400 Gigapascal ist.
4. Stoßstange nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Endstücke (3, 3a, 3b, 3c) über eine Gewindeverbindung mit dem Grundkörper (2,
2a, 2b, 2c) verbunden sind.
5. Stoßstange nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Endstücke (3, 3a, 3b, 3c) gegen Verdrehen gesichert sind.
6. Stoßstange nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Endstücke (3, 3a, 3b, 3c) miteinander verspannt sind.
7. Stoßstange nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass endseitig an den Grundkörper (2, 2a, 2b, 2c) eine Umfangswicklung aus Karbon angebracht
ist.
8. Stoßstange nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass in den Grundkörper (2, 2a, 2b, 2c) ein metallisches Rohr (7) eingesetzt ist.
9. Stoßstange nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass das Rohr (7) in den Ölkreislauf der Brennkraftmaschine integriert ist.
10. Stoßstange nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass Pitchfasern den Werkstoff des Grundkörpers bilden.