[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Prüfen der Zerstörung einer Seemine, die
mittels einer Sprengladung gesprengt wird, der im Oberbegriff des Anspruchs 1 definierten
Gattung.
[0002] Seeminen werden durch entsprechend ausgerüstete Minenjagdboote zunächst mittels eines
Sensors geortet und dann identifiziert, wobei die Identifikation durch optische Mittel,
wie TV-Kamera in einem zur Mine gesteuerten Unterwasserfahrzeug (Drohne) oder Sichtkontakt
durch Taucher, erfolgt. Nach Identifikation der Mine wird die Mine bekämpft, beispielsweise
durch Anbringen einer Haftladung durch einen Taucher, durch Absetzen einer Minnevernichtungsladung
(MVL) am Ort der identifizierten Mine mittels eines Unterwasserfahrzeugs oder durch
ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug mit integrierter Sprengladung, das auf die
Mine gelenkt wird, wobei in einem vorgegebenen Abstand von der Mine die Sprengladung
gezündet wird. Der Erfolg der Bekämpfung der Mine, also deren Zerstörung, wird je
nach eingesetztem Sprengverfahren auf unterschiedliche Weise nachträglich festgestellt.
Bei Sprengung mittels Haftladung, die eine deutlich kleinere Menge an Explosivstoff
besitzt als die Mine, wird die Zerstörung der Mine durch die Gesamtwirkung der Detonation
beurteilt. Eine starke Detonation lässt den sicheren Schluss zu, dass die Mine in
einer Sympathiedetonation durch die Haftladung zerstört worden ist. Liegt das Sprengladungsgewicht
der Mine etwa in der gleichen Größenordnung wie die Minenvernichtungsladung, lässt
die Beobachtung der Detonationswirkung, z.B. Wasserfontäne, Stärke des Schocks, keinen
sicheren Rückschluss auf die erfolgreiche Bekämpfung der Mine zu. Bei Sprengung durch
Minenvernichtungsladungen, die eine relativ große Menge an Explosivstoff besitzen,
je nach Bauart z.B. ca. 40 kg oder ca. 130 kg TNT-Äquivalent, wird daher der Bereich
der Mine nach der Sprengung mit dem Sonar beleuchtet. Der Einsatz des Sonars ist aber
erst nach einer sehr langen Zeitspanne nach Sprengung mit Aussicht auf Erfolg möglich,
da durch die Sprengung aufgeworfenes Sediment sich erst wieder ablagern und der durch
die Sprengung erzeugte Blasenschleier sich erst wieder auflösen muss, bevor ein aussagefähiges
Sonarbild aus dem Bereich der Mine erhalten werden kann. Im Falle von im Sediment
vergrabenen Minen kann auch mit der nachträglichen Sonarbeleuchtung des Minengebiets
eine Aussage über die Zerstörung der Mine nicht mit absoluter Sicherheit gegeben werden.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Prüfung der Zerstörung
einer Seemine durch Sprengung anzugeben, mit dem ohne nennenswerten Zeitverzug nach
Sprengung die Zerstörung der Mine relativ sicher festgestellt werden kann.
[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale im Anspruch 1 gelöst.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, dass empfangsseitig im Empfangssignal
eindeutig festgestellt werden kann, ob nur die Explosiv- oder Sprengladung detoniert
ist oder auch eine Sympathiedetonation der Mine stattgefunden hat. Dabei macht man
sich die Tatsache zunutze, dass die Explosion einer Sprengladung eine charakteristische
Drucksignatur erzeugt, die sich als Kugelwelle im Wasser ausbreitet und erst in großer
Entfernung ihre Eigenschaft, z.B. durch Dämpfung, verliert. Die vom Explosivstoff
ausgelöste Detonationswelle breitet sich im Wasser mit einer im Vergleich zur Schallgeschwindigkeit
deutlich höheren Geschwindigkeit aus, beispielsweise mit einer Geschwindigkeit von
ca. 5000 m/s, wobei die Ausbreitungsgeschwindigkeit im wesentlichen von der Art des
Explosiv- oder Sprengstoffes abhängt. Da z. B. beim Einsatz von Minenvernichtungsladungen
der Abstand zwischen abgelegter Sprengladung und Mine typischerweise ca. 0,5 bis 1,5
m beträgt, der Empfänger im Nahbereich der Sprengung, typischerweise in einem Umkreis
von 300 bis 500 m, angeordnet ist und die Detonationswelle sich als Stoßwelle mit
der genannten Geschwindigkeit im Wasser ausbreitet, kann die Detonation der Sprengladung
einerseits und die Sympathiedetonation der Mine andererseits als zeitlich versetzte
Detonationsereignisse im Empfangssignal detektiert werden. Sind im Empfangssignal
zwei Detonationsereignisse feststellbar, so kann mit großer Sicherheit eine Zerstörung
der Mine angenommen werden. Infolge der Einengung des Zeitversatzes zwischen den Detonationsereignissen
auf ein Zeitfenster oder Zeitintervall, das beispielsweise ca. 200 bis 300 µs betragen
kann, wird sichergestellt, dass ein auf ein erstes Detonationsereignis, das auf die
Explosion der Sprengladung zurückgeht, folgendes zweites Detonationsereignis auch
tatsächlich von der Sympathiedetonation der Mine ausgelöst worden ist. Wird in dem
Zeitintervall nur ein einziges Detonationsereignis detektiert, so ist die Mine mit
sehr großer Sicherheit nicht gesprengt, also nicht zerstört worden.
[0006] Zweckmäßige Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens mit vorteilhaften
Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen.
[0007] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird das Zeitfenster, innerhalb
dessen die Detonationsereignisse liegen müssen, in Abhängigkeit von dem Abstand zwischen
Sprengladung und Seemine im Moment des Zündens der Sprengladung und der Art des Explosivstoffes
der Sprengladung festgelegt. Als ausreichendes Zeitfenster wird das Zeitfenster kleiner
2 ms gewählt, wobei in typischen Anwendungsfällen das Zeitfenster ca. 200 bis 300
µs beträgt.
[0008] Die Erfindung ist anhand eines in der Zeichnung illustrierten Ausführungsbeispiels
im folgenden näher beschrieben. Es zeigen jeweils in schematischer Darstellung:
- Fig. 1
- eine Draufsicht einer Minenjagdsituation mit Minenjagdfahrzeug, ferngelenktem Unterwasserfahrzeug
und Seemine,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht der Minenjagdsituation gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- ein Blockschaltbild des am Minenjagdfahrzeugs installierten Empfängers,
- Fig. 4
- ein am Empfänger abgenommenes Empfangssignal bei ausschließlicher Detonation einer
am Minenort abgesetzten Sprengladung,
- Fig. 5
- das am Empfänger abgenommene Empfangssignal bei Detonation der Sprengladung und Sympathiedetonation
der Mine.
[0009] In Fig. 1 und Fig. 2 ist schematisch eine Minenjagdsituation in Draufsicht und Seitenansicht
skizziert, bei der ein als Überwasserschiff ausgebildetes Minenjagdboot 11 mit einem
aussetzbaren, über ein sich abspulendes Kabel 16 mit dem Minenjagdboot 11 verbundenen,
ferngelenkten Unterwasserfahrzeug 12, einer sog. Drohne, zur Räumung eines Seegebiets
von Seeminen eingesetzt ist. Eine Mine 13 der im Seegebiet ausgelegten Seeminen ist
in Fig. 1 und 2 dargestellt, wobei als Minenart eine Bodenmine angenommen ist, die
auf dem Meeresboden 15 abgelegt ist. Das Minenjagdboot 11 verfügt über ein sog. Minenjagdsonar
18, mit dem im Seegebiet verankerte oder auf dem Meeresboden 15 abgelegte Minen 13
detektiert und klassifiziert werden können. Bodenminen, die in auf dem Meeresboden
15 abgelagertes Sediment 14 eingedrungen sind, werden mittels eines sog. Sedimentsonars,
das z.B. im Unterwasserfahrzeug installiert ist, akustisch detektiert und klassifiziert.
[0010] Das vom Minen jagdboot 11 ausgesetzte Unterwasserfahrzeug 12 wird zur Mine 13 hin
gelenkt, wobei das Unterwasserfahrzeug 12 immer gegen die Strömung 17 an die Mine
13 herangeführt wird. Über das Kabel 16, das beispielsweise ein Glasfaserkabel sein
kann, findet dabei eine permanente Kommunikation zwischen Minenjagdboot 11 und Unterwasserfahrzeug
12 statt. Die Mine 13 wird durch das Unterwasserfahrzeug 12 identifiziert, und das
Unterwasserfahrzeug 12 wird vom Minenjagdboot 11 veranlasst, eine Sprengladung 20,
im Ausführungsbeispiel eine sog. Minenvernichtungsladung, am Ort der Mine 13 abzusetzen,
wobei üblicherweise das Absetzen der Sprengladung 20 in einem Abstand a von 0,5 bis
1,5 m von der Mine 13 entfernt vorgenommen wird. Nach Absetzen der Sprengladung 20
wird das Unterwasserfahrzeug 12 vom Minenjagdboot 11 wieder eingeholt. In einer alternativen
Ausführung ist die Sprengladung im Unterwasserfahrzeug integriert, und letzteres wird
bei der Sprengung der Mine 13 mit vernichtet.
[0011] Die Vernichtung der Mine 13 wird in allen Fällen durch Fernzünden der Sprengladung
20 vom Minenjagdboot 11 aus ausgelöst, wobei das Minenjagdboot 11 eine gewisse Distanz,
die von der Größe der Sprengladung 20 und der Minenart abhängt, vom Ort der Mine 13
einhält. Bei den üblicherweise verwendeten Minenvernichtungsladungen beträgt der einzuhaltende
Abstand ca. 300 bis 500 m, gemessen von dem Projektionspunkt der Mine 13 auf die Wasseroberfläche
19. Durch die Detonation der Sprengladung 20 wird die Mine 13 zur Detonation, der
sog. Sympathiedetonation, gebracht. Die durch die Sprengung ausgelösten Druckwellen,
die sog. Detonationswellen, breiten sich als kugelförmige Stoßwellen im Wasser mit
einer sehr hohen Geschwindigkeit aus, die wesentlich größer als die Schallgeschwindigkeit
im Wasser ist und z.B. 5000 m/s beträgt. Diese Detonationswellen werden von einem
Empfänger 21 im Minenjagdboot 11, das sich im Nahbereich der Sprengung befindet, aufgefasst.
Der Empfänger 21 weist hierzu - wie dies im Blockschaltbild der Fig. 3 skizziert ist
- einen breitbandigen elektroakustischen Wandler, üblicherweise Hydrofon 22 genannt,
und eine dem Ausgang des Hydrofons 22 nachgeordnete, elektrische Signalverarbeitung
23 sowie eine Anzeigevorrichtung 24 zur Darstellung des Ergebnisses der Minenvernichtungsaktion
auf. Mittels der Signalverarbeitung 23 wird das Empfangssignal des Empfängers 21 auf
das Auftreten von Detonationsereignissen innerhalb eines Zeitfensters τ untersucht.
Werden innerhalb des Zeitfensters τ zwei Detonationsereignisse gefunden, so wird in
der Anzeigevorrichtung 24 die Zerstörung der Mine 13 angezeigt. Wird innerhalb des
Zeitfensters τ nur ein Detonationsereignis festgestellt, so wird in der Anzeigevorrichtung
24 angezeigt, dass die Sprengung nicht zu einer Vernichtung der Mine 13 geführt hat.
[0012] In Fig. 4 und 5 ist jeweils ein Beispiel für ein Empfangsignal schematisch dargestellt,
bei dem innerhalb des Zeitfensters τ nur ein Detonationsereignis (Fig. 4) bzw. zwei
Detonationsereignisse (Fig. 5) festgestellt wurden. Durch die Diracstoß-ähnlichen
Amplitudenspitzen im Empfangssignal können die Detonationsereignisse sehr gut erkannt
werden. Das Auffinden der Detonationsereignisse kann auf verschiedene Weise in der
Signalverarbeitung 23 durchgeführt werden. So können z.B. die Maxima der Signalamplitude,
die Maxima des Betrags der Signalamplitude, die Maxima des Signalpegels oder die Maxima
der Hüllkurve des Empfangssignals herangezogen werden.
[0013] Das Zeitfenster τ wird in Abhängigkeit von dem Abstand a zwischen Sprengladung 20
und Mine 13 und der Art des Explosivstoffes der Sprengladung 20 festgelegt. Als ein
ausreichend kleines Zeitfenster τ, in dem Detonationsereignisse festgestellt werden
müssen, wird ein Zeitfenster τ mit kleiner 2 ms gewählt. Bei einem mittleren Abstand
von a = 1 m zwischen Sprengladung 20 und Mine 13 und bei einer Ausbreitungsgeschwindigkeit
der Detonationswelle im Wasser von 5000 m/s beträgt der zeitliche Versatz Δt der beiden
Detonationsereignisse ca. 200 µs, so dass bei einer Sympathiedetonation der Mine 13
beide Detonationsereignisse in das aufgespannte Zeitfenster τ fallen.
[0014] In Ergänzung des Verfahrens kann durch Auswertung des auf die Sympathiedetonation
der Mine 13 zurückgehenden zweiten Detonationsereignisses im Empfangssignal mit Hilfe
einer Datenbasis oder eines Expertensystems der Explosivstoff der detonierten Mine
13 nach Menge und/oder Art bzw. Klasse klassifiziert werden.
1. Verfahren zum Prüfen der Zerstörung einer Seemine (13), die mittels einer Sprengladung
(20) gesprengt wird, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Sprengung ausgelöste Druckwellen mittels eines im Seegebiet minenfern platzierten
Empfängers (21) als Empfangsignal aufgefasst werden und dass das Empfangssignal auf
das Auftreten von Detonationsereignissen innerhalb eines Zeitfensters (τ) untersucht
und das Vorhandensein von zwei Detonationsereignissen als Minenzerstörung angezeigt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Zeitfester (τ) in Abhängigkeit von dem Abstand (a) zwischen Sprengladung (20)
und Seemine (13) und der Art des Explosivstoffs der Sprengladung (20) festgelegt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Zeitfenster kleiner als 2 ms gewählt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass zum Auffinden der Detonationsereignisse Maxima der Signalamplitude, des Betrags der
Signalamplitude, des Signalpegels oder der Hüllkurve des Empfangssignals herangezogen
werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass der elektroakustische Empfänger (21) mit einer breitbandigen Empfangscharakteristik
ausgestattet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Empfänger (21) mindestens einen elektroakustischen Wandler (22) und eine dem
Wandler (22) nachgeschaltete elektrische Signalverarbeitung (23) für das elektrische
Ausgangssignal des Wandlers (22) aufweist.