(19)
(11) EP 1 544 348 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.06.2005  Patentblatt  2005/25

(21) Anmeldenummer: 04023777.8

(22) Anmeldetag:  06.10.2004
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D06P 1/30, D06P 3/60, D06P 1/22, C09B 67/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL HR LT LV MK

(30) Priorität: 21.10.2003 DE 10349435

(71) Anmelder: DyStar Textilfarben GmbH & Co. Deutschland KG
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Seuthe, Bertram
    33613 Bielefeld (DE)
  • Tolksdorf, Franz Peter
    64646 Heppenheim (DE)
  • van Wersch, Kurt
    41844 Wegberg (DE)

   


(54) Verfahren zur kontinuierlichen Färbung von Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern


(57) Verfahren zur Herstellung einer reproduzierbaren Ringfärbung auf Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern mit Schwefelfarbstoffen, dadurch gekennzeichnet, dass nach Applikation der Schwefelfarbstoffküpe auf das Gewebe diese bei einer Temperatur von 80 bis 160°C, bevorzugt bei einer Temperatur von 120 bis 130°C und einem Feuchtgehalt von 5 % bis 50%, vorzugsweise 20% bis 35%, in einem Schritt fixiert und anoxidiert wird.


Beschreibung


[0001] Verfahren zur kontinuierlichen Färbung von Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern

[0002] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur kontinuierlichen Färbung von Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern mit Schwefelfarbstoffen auf einer Hotflue-Trocknungsanlage.

[0003] Bei herkömmlichen kontinuierlichen Färbeverfahren mit Schwefel-, Schwefelküpen- und wasserlöslichen Schwefelfarbstoffen wird im Pad-Steam, bei Schwefelküpenfarbstoffen und wasserlöslichen Schwefelfarbstoffen auch im Pad-Dry-Verfahren oder alternativ im Pad-Dry-Pad-Steam-Verfahren gearbeitet.

[0004] Beim Pad-Steam Verfahren wird der Schwefelfarbstoff in reduziertem Zustand auf einem Foulardtrog oder einer vergleichbaren Applikationseinrichtung auf das Gewebe aufgebracht und anschließend mit einem definierten Druck abgequetscht. Die Farbstoff-Diffusion in die Faser erfolgt in einem nachgeschalteten Dämpfprozess unter Sattdampfbedingungen, d. h. bei einer Luftfeuchtigkeit von 100% und ca 102°C. Anschließend wird gespült und der Farbstoff wird oxidiert. Man erhält dabei eine durchgefärbte Faser.

[0005] Beim Pad-Dry-Verfahren wird der Schwefelfarbstoff ebenfalls in seiner reduzierten Form auf einem Foulardtrog oder einer vergleichbaren Applikationseinrichtung auf das Gewebe aufgebracht und anschließend mit definiertem Druck abgequetscht. Das so behandelte Gewebe durchläuft einen Vortrockner mit einer nachgeschalteten Hotflue (Umlufttrockner) bei ca 150°C. In dieser Hotflue wird der Farbstoff teilweise oxidiert. Anschließend wird gespült und oxidiert. Es erfolgt eine unzureichende Fixierung.

[0006] Beim Pad-Dry-Pad-Steam-Verfahren wird der Schwefelfarbstoff in dispergierter oder gelöster Form auf einem Foulardtrog oder einer vergleichbaren Applikationseinrichtung auf das Gewebe aufgebracht und anschließend mit definiertem Druck abgequetscht. Im Unterschied zum Pad-Steam Prozess wird das gefärbte Gewebe zunächst getrocknet und erst danach erfolgt die Farbstoff-Diffusion in die Faser durch Überklotzen, d. h. durch Imprägnieren in einem nachgeschalteten Chemikalienfoulard mit anschließendem Dämpfprozess unter Sattdampfbedingungen bei ca 102°C. Anschließend wird gespült und oxidiert, wobei der Schwefelfarbstoff wieder in seine wasserunlösliche Form überführt wird. Hierbei erhält man eine vollständig durchgefärbte Faser.

[0007] Nach diesen Verfahren wird entweder eine gute Durchfärbung der Faser, oder eine sehr unzureichende Fixierung des Farbstoffes auf der Faseroberfläche erhalten, die zu Problemen bei der Reproduzierbarkeit der Färbungen führen.

[0008] Der modische Trend verlangt nun aber nach Artikeln, die einen sehr starken wash-down Effekt bzw. unter Ausnutzung dieses Effektes erzielte Modifikationen aufweisen. Dieser Effekt kann über eine sogenannte Ringfärbung erhalten werden, d.h. die Faser ist nur an der Oberfläche angefärbt, wogegen das Innere der Faser, der Kern, ungefärbt bleibt, oder aber bei Verwendung einer mit anderen Farbstoffen, wie beispielsweise mit Reaktivfarbstoffen durchgefärbten Faser, diese ursprüngliche Färbung beibehält. Die Ringfärbung erlaubt es, cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern in besonderen Wasch- und/oder Bleichverfahren ein kontrastreiches Aussehen zu geben, in dem eine Abtragung oder Aufhellung der anfänglichen Ringfärbung erzielt wird.

[0009] Es besteht somit Bedarf nach einem einfachen Verfahren zur Herstellung von reproduzierbaren Ringfärbungen mit Schwefelfarbstoffen auf Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern.

[0010] Mit vorliegender Erfindung wird nun ein solches Verfahren zur Verfügung gestellt.

[0011] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer reproduzierbaren Ringfärbung auf Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern mit Schwefelfarbstoffen, dadurch gekennzeichnet, dass nach Applikation der Schwefelfarbstoffküpe auf das Gewebe diese bei einer Temperatur von 80 bis 160°C, bevorzugt bei einer Temperatur von 120 bis 130°C und einem Feuchtgehalt von 5 % bis 50%, vorzugsweise 20% bis 35%, in einem Schritt fixiert und anoxidiert wird.

[0012] Die für das erfindungsgemäße Verfahren benötigten definierten Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen lassen sich mit Hilfe einer speziellen Hotflue-Anlage realisieren. Hotflue-Trocknungsanlagen sind für Färbungen mit Reaktivfarbstoffen beispielsweise in dem Dokument EP 0 797 698 beschrieben.

[0013] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird somit im Idealfall ein homogenes Produkt erhalten, das sich durch Entfernen des am gefärbten Faserring oberflächlich anhaftenden Farbstoffes und Freilegen des gefärbten oder ungefärbten Kernes entsprechend modifizieren lässt. Der Kern kann beispielsweise mit Reaktivfarbstoffen, mit Küpenfarbstoffen, mit Indigo, mit Schwefelfarbstoffen, Direktfarbstoffen, Pigmentfarbstoffen oder mit Naphtolfarbstoffen vorgefärbt sein.

[0014] Im einzelnen wird dabei so vorgegangen:

[0015] Der Schwefelfarbstoff wird in reduziertem Zustand (d.h. durch chemische Reduktion wasserlöslich gemacht) kalt oder bei Temperaturen bis 95 °C auf einem Foulardtrog oder ähnlicher Applikationseinrichtung auf das Gewebe aufgebracht und anschließend mit definiertem Druck abgequetscht. Als Reduktionsmittel werden handelsübliche Reduktionsmittel, wie beispielsweise Schwefelnatrium oder Hydrosulfit in Verbindung mit Soda und oder Natronlauge, Glucose alleine oder in Mischung mit Hydrosulfit mit Soda und oder Natronlauge, Natriumhydrogensulfid im alkalischen Medium, eingesetzt. Nachfolgend erfolgt eine Trocknung des Gewebes auf einer Hotflue - Trocknungsanlage im Feuchtigkeitsbereich von 5-50% bei Trocknungstemperaturen im Bereich von 80 - 160 °C innerhalb von 0,5 -20 Minuten, gefolgt von einer Oxidation und der üblichen Wäsche zur Entfernung von überschüssigem Farbstoff.

[0016] Als Farbstoffe für dieses Verfahren können alle handelsüblichen Schwefelfarbstoffe, bevorzugt vorreduzierte bez. anreduzierte Schwefelflüssigmarken, beispielsweise Cassulfon® oder Cassulfon-C® Marken, sowie Pulvermarken vom Typ Hydron ®, Stabilisol®, sowie Hydron®-Flüssigmarken, ebenso wie wasserlösliche Schwefelfarbstoffe vom Typ Hydrosol® verwendet werden. Es werden bevorzugt Mengen von 5 bis 400 g/l, besonders bevorzugt Mengen von 50 bis 250 g/l eingesetzt.

[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren kann mit und ohne Netzmittel, Sequestrieroder Dispergiermittels durchgeführt werden, bevorzugt wird es in Gegenwart eines anionischen Netzmittels durchgeführt.

[0018] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gefärbten Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern können weiteren Behandlungsschritten zur Erzielung bestimmter Effekte unterworfen werden. Dies kann sowohl das gefärbte Gewebe im breiten Zustand, in Strangform (Jet-Behandlung) als auch den konfektionierten Zustand betreffen.

[0019] Der "wash down"-Effekt der erfindungsgemäß gefärbten von Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern kann beispielsweise dadurch sichtbar gemacht werden, dass der äußere Ring des Garns durch Waschen oder sonstige mechanische und oder chemische Beanspruchung, wie beispielsweise Bleichen, Enzymwaschen, Stonen oder Kombinationen der vorgenannten Verfahren, abgetragen wird und dadurch der vorgefärbte oder ungefärbte Kern zum Vorschein kommt.

[0020] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch Textilartikel, die Gewebe aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern enthalten, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhalten werden. Solche Textilartikel sind beispielsweise unkonfektionierte und konfektionierte Cellulosegewebe, insbesondere aber Bekleidungsstücke wie Hosen, Röcke, Hemden, Jacken usw. oder andere textile Artikel.

[0021] Die nachstehenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung.

Beispiel 1:



[0022] Überfärbung von geschlichteten, kettgarngefärbtem Denimgeweben Gefärbt wurde auf einer Thermex Hotflue der Fa. Monforts:
1)Färberezept:

200 g/l Cassulfon Schwarz SR

5 g/l Stabilisal S

5 g/l Sulfhydrat F 150 %

1 ml/l Natronlauge 38°Be

4 ml/l anionisches Netzmittel


2) Imprägnieren und Abquetschen im Färbefoulard :
Temperatur der Färbeflotte 20°C
Flottenaufnahme 52 %
Geschwindigkeit 12 m/min

3) Vortrockner (IR-Schacht)
kalt
4) Thermex Hotflue
Geschwindigkeit 12 m/min
Umluftfeuchte 35 %
Temperatur 130 °C

5) Waschen, Oxydieren, Waschen
Die Wäsche und Oxidation der Schwefelfärbung erfolgte auf einer handelsüblichen Breitwaschmaschine bei einem pH von 4-4,5 und 70°C.

Beispiel 2:



[0023] Überfärbung von vorgebleichtem Baumwollgewebe
1) Färberezept:

200 g/l Cassulfon Blau BRH

5 g/l Stabilisal S

5 g/l Sulfhydrat F 150 % 1 ml/l Natronlauge 38°Be

4 ml/l anionisches Netzmittel


2) Imprägnieren und Abquetschen im Färbefoulard :
Temperatur der Färbeflotte 20 °C
Flottenaufnahme: 52 %
Geschwindigkeit 12 m/min

3) Vortrockner (IR-Schacht)
kalt
4) Thermex Hotflue
Geschwindigkeit 1 2 m/min
Umluftfeuchte 35 %
Temperatur 130 ° C

5) Waschen, Oxydieren, Waschen
Die Wäsche und Oxidation der Schwefelfärbung erfolgte auf einer handelsüblichen Breitwaschmaschine bei einem pH von 4-4,5 und 70°C.


Ansprüche

1. Verfahren zur Herstellung einer reproduzierbaren Ringfärbung auf Geweben aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern mit Schwefelfarbstoffen, dadurch gekennzeichnet, dass nach Applikation der Schwefelfarbstoffküpe auf das Gewebe diese bei einer Temperatur von 80 bis 160°C, bevorzugt bei einer Temperatur von 120 bis 130°C und einem Feuchtgehalt von 5 % bis 50%, vorzugsweise 20% bis 35%, in einem Schritt fixiert und anoxidiert wird.
 
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl eine ungefärbte, als auch eine mit Reaktivfarbstoffen, mit Küpenfarbstoffen, mit Indigo, mit Schwefelfarbstoffen, Direktfarbstoffen, Pigmentfarbstoffen oder mit Naphtolfarbstoffen vorgefärbte cellulosische Faser eingesetzt wird.
 
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Schwefelfarbstoff vorreduzierte beziehungsweise anreduzierte Schwefelflüssigmarken, beispielsweise Cassulfon® oder Cassulfon-C® Marken, sowie Pulvermarken vom Typ Hydron ®, Stabilisol®, sowie Hydron®-Flüssigmarken, ebenso wie wasserlösliche Schwefelfarbstoffe vom Typ Hydrosol® eingesetzt werden.
 
4. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es mit oder ohne Netzmittel, Sequestriermittel und oder Dispergiermittel durchgeführt wird.
 
5. Gewebe aus cellulosischen Fasern und Mischgeweben enthaltend cellulosische Fasern, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhalten werden.
 





Recherchenbericht