(19)
(11) EP 1 544 354 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.06.2005  Patentblatt  2005/25

(21) Anmeldenummer: 04025453.4

(22) Anmeldetag:  26.10.2004
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7E01C 19/00, E01C 19/48
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL HR LT LV MK

(30) Priorität: 15.12.2003 DE 10358645

(71) Anmelder: Joseph Voegele AG
68146 Mannheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Buschmann, Martin,
    67435 Neustadt a.d.W. (DE)
  • Eul, Achim
    68305 Mannheim (DE)
  • Zegowitz, Günter
    68199 Mannheim (DE)

(74) Vertreter: Grünecker, Kinkeldey, Stockmair & Schwanhäusser Anwaltssozietät 
Maximilianstrasse 58
80538 München
80538 München (DE)

   


(54) Verfahren zum Steuern eines Strassenfertigers


(57) Es wird ein Verfahren zum Steuern eines Straßenfertigers beschrieben, wobei in einem Einstellvorgang zunächst eine Grundeinstellung wenigstens eines Betriebsparameters von wenigstens einer Arbeitskomponente des Straßenfertigers nach vorgegebenen Standardbedingungen und auf der Basis der Grundeinstellung anschließend eine Feineinstellung des Betriebsparameters nach tatsächlichen Gegebenheiten im Betrieb vorgenommen wird. Um ein solches Verfahren einfacher und schneller zu machen, wird vorgeschlagen, dass der Betriebsparameter nach der Feineinstellung gespeichert und als Standardbedingung für die Grundeinstellung in einem weiteren Einstellvorgang bei vergleichbaren tatsächlichen Gegebenheiten verwendet wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Steuem eines Straßenfertigers der im Oberbegriff von Anspruch 1 erläuterten Art.

[0002] Ein Straßenfertiger herkömmlicher Bauart, der zum Einbau von Fahrbahndecken für Straßen oder dgl. verwendet wird, enthält eine Mehrzahl von Arbeitskomponenten, wie beispielsweise eine Einbaubohle mit Tamper, Pressleiste und Glättblech, Misch-, Verteil- und Fördereinrichtungen für das Einbaumaterial zum Herstellen der Fahrbahndecke, Heizeinrichtungen, Nivellierzylinder, Fahrantrieb und dgl., deren Betriebsparameter einstellbar sind und eingestellt werden müssen, um die Arbeitsweise des Straßenfertigers an die unterschiedlichsten äußeren Bedingungen anzupassen, um das für jede geforderte Qualität der Fahrbahn, das verwendete Material, der Streckenführung usw. optimalste Ergebnis zu erzielen. So muss beispielsweise der Tamperhub und die Tamperdrehzahl, der Vibrationsdruck und die Vibrationsfrequenz, der Pressleistendruck und die Pressleistenfrequenz, die Temperatur der Einbaubohle, der Anstellwinkel der Bohle, die Mischguttemperatur, der Mischguttransport und die Mischgutverteilung usw. eingestellt werden. Außerdem müssen besondere Gegebenheiten der Trasse, wie beispielsweise deren Steigung, das Klima, d.h. die Außentemperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Windgeschwindigkeit und dgl. berücksichtigt werden. Dadurch ist bei Beginn des Einbauvorganges eine komplexe und aufwendige Einstellung aller Betriebsparameter in Abhängigkeit von den tatsächlichen Gegebenheiten und in Abhängigkeit von ihrem Betrieb untereinander vorzunehmen.

[0003] Bislang wird diese Einstellung so vorgenommen, dass vor Beginn der Einbaufahrt der Fahrzeugführer oder anderes Fachpersonal zunächst eine Grundeinstellung nach Standardwerten, die aus Erfahrung resultieren und nach dem gewünschten Ergebnis vorgenommen wird. Anschließend werden während des Einbaus Feineinstellungen vorgenommen, um die Betriebsparameter den tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen. Der Erfolg der Einstellung und ihrer Dauer hängt somit stark von der persönlichen Erfahrung des Bedienpersonals ab und ist in jedem Falle sehr arbeitszeitaufwendig.

[0004] Zwar ist es bereits bekannt, Computerprogramme zum Einstellen zu verwenden, diese sind jedoch starr, d.h. im praktischen Betrieb gewonnene Erfahrungen können nicht berücksichtigt werden.

[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Steuern eines Straßenfertigers bereitzustellen, mit dem die Einstellungen wesentlich einfacher und schneller vorzunehmen sind.

[0006] Die Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst.

[0007] Durch die erfindungsgemäße Ausgestaltung werden einmal gewonnene Einstellungen, die bei bestimmten tatsächlichen Gegebenheiten zu einem optimalen Arbeitsergebnis geführt haben, für eine Grundeinstellung eines weiteren Einbauvorganges verwendet, bei dem vergleichbare äußere Gegebenheiten vorhanden sind. Im optimalen Fall ist dann keine Feineinstellung mehr notwendig, auf jeden Fall reduziert sich jedoch die für die Feineinstellung notwendige Arbeitszeit erheblich.

[0008] Die für die Feineinstellung benötigte Zeit reduziert sich weiter mit der Erhöhung der Vielzahl von gespeicherten Feineinstellungen, d.h. mit der Vergrößerung der Auswahlmenge, aus der eine jeweils passende Grundeinstellung herausgesucht werden kann.

[0009] Die Erfindung ist nicht nur zum Betrieb eines und desselben Straßenfertigers anwendbar, wenn die Betriebsparameter der Feineinstellung in eine von einem Straßenfertiger auf einen weiteren Straßenfertiger übertragbare Form gebracht werden, so dass von den Feineinstellungen eines Straßenfertigers auch ein anderer Straßenfertiger profitieren kann.

[0010] Da viele Arbeitskomponenten eines Straßenfertigers nur dann ein optimales Gesamtergebnis liefern, wenn die Betriebsparameter mehrerer Arbeitskomponenten aufeinander abgestimmt sind, ist es besonders vorteilhaft, die bei der Feineinstellung einer Mehrzahl von Arbeitskomponenten erhaltenen Betriebsparameter als Paket zu speichern und als Paket für die Grundeinstellung in einem weiteren Einstellvorgang zu verwenden.

[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels beschrieben, wobei Fig. 1 eine Hardware-Struktur eines bekannten Betriebsdatenerfassungssystems auf einem Straßenfertiger zeigt, das zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzt werden kann.

[0012] Das zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens bevorzugt verwendete Messdatenerfassungssystem besteht gemäß Fig. 1 aus einem Memory-Lesemodul 1, einer Grafikeinheit 2 und einem Monitor 3, die über einen Arbeitsspeicher 4 mit einem selbst definierten BUS 5 verbunden sind. Das Betriebsdatenerfassungssystem enthält weiterhin eine Analog-Baugruppe 6, eine Digital-Baugruppe 7, einen Frequenzzähler 8 einer Pegelanpassung 9, die mit einem Ultraschall-Sensor 10 verbunden ist, über die die Betriebs- und Einbaudaten des Fertigers an den selbst definierten BUS 5 übergeben werden.

[0013] Dieses zentrale Prozessorsystem nimmt über geeignete Anpassungsschaltungen beispielsweise Zugriff auf die in Tabelle 1 dargestellten Betriebs- und Einbaudaten.
TABELLE 1
Betriebsdaten Fertiger:
Dieselmotor Hydraulik
Drehzahl Öltemperatur
Temperatur des Zylinderkopfs Verschmutzungsgrad bei
Temperatur des Motoröls Saug- und Rücklauffilter
Öldruck Steuerdruck des Fahrantriebes re/li
Kraftstoffmenge Niederdruck des Fahrantriebes re/li
Betriebsstunden Hochdruck des Fahrantriebes re/li
Elektrik/Elektronik  
Steuerstrom des Fahrantriebes rechts/links  
Drehzahl des Fahrantriebes rechts/links  
Stellung des Fahrhauptschalters  
Stellung des Schalters Fahrgetriebe  
Betriebsdaten: Einbaubohle
Tamperprofil  
Tamperhub  
Tamperdrehzahl  
Vibrationsdruck  
Vibrationsfrequenz  
Pressleistendruck I und II  
Pressleistenfrequenz I  
Temperatur der Einbaubohle  
 
Einbaudaten:
 
Einbaugeschwindigkeit Einbaufläche
Einbauwegstrecke Einbauvolumen
Einbauzeit Einbaumenge
Stoppzeit Einbauleistung
 
Einbaubreite Mischguttransport
Einbaustärke Mischgutverteilung
Querprofil Höhe des Mischgutes v.d. Bohle
Dachprofil  
Anstellwinkel der Bohle Mischguttemperatur
 
Ebenheit der Fahrbahn in Längsrichtung rechts und links  


[0014] Alle ermittelten Daten werden im internen Speicher 4 gesammelt und über die Grafikeinheit 2 auf dem Monitor 3 (Farbmonitor) dem Fahrzeugführer angezeigt. Die während der Einbauphase gesammelten Daten können mit Hilfe eines PC's ausgewertet werden. Dabei erfolgt der Datentransfer vom Straßenfertiger beispielsweise in das Baubüro über Datenträger, wie beispielsweise eine Memory-Card, die den Vorteil hat robust und dabei nur scheckkartengroß zu sein. Mit Hilfe des zugehörigen Lesegeräts werden die Einbaudaten auf den PC übertragen, ausgewertet und archiviert.

[0015] Zentrale Auswertefunktion ist die Erstellung eines Tageprotokolls, wie dies beispielsweise in Tabelle 2 dargestellt ist.



[0016] Ein derartiges Protokoll gemäß Tabelle 2 enthält in komprimierter Form Informationen über das aktuelle Bauvorhaben, die Betriebseinstellungen am Straßenfertiger und an der Einbaubohle sowie die gesammelten Einbaudaten als Minimal-, Mittel- und Maximalwerte.

[0017] Optimal kann die Dokumentation auch bis auf die Ebene eines einzelnen Einbauzyklus hinunterverfolgt werden. Diese Möglichkeit bietet sich besonders dann an, wenn innerhalb eines Einbauzyklus eine besondere, wichtige Information benötigt wird, z.B. "Suche nach Gründen von Einbaufehlern".

[0018] Die vom oben genannten Betriebsdatenverfassungssystem oder von vergleichbaren Systemen gesammelten Daten werden nun erfindungsgemäß nicht nur für Anzeige, Dokumentation, Archivierung verwendet, sondern auch dazu, die Einstellungen der Steuerung eines Straßenfertigers bequemer, schneller und einfacher zu gestalten. Zu diesem Zweck wird mindestens ein Betriebsparameter mindestens einer Arbeitskomponente, mit dem ein optimales Ergebnis erhalten wurde, d.h. der Betriebsparameter dieser Arbeitskomponente, der in einem Einstellvorgang unter Berücksichtigung der tatsächlichen Gegebenheiten im Betrieb zu einem optimalen Ergebnis geführt hat, gespeichert. Gleichzeitig werden eine besonders wichtige, mehrere oder so viel wie möglich der tatsächlichen Gegebenheiten, als da sind das Klima (Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit), die Art des verwendeten Einbaumaterials, die Art der einzubauenden Fahrbahndecke, die spezielle Trassenführung (Steigung oder dgl.), die gewünschte Verdichtung der Fahrbahndecke, die Arbeitsbreite usw. mit Bezug auf diesen optimal fein eingestellten Betriebsparameter dieser speziellen Arbeitskomponente abgespeichert. Wird dann dieser Straßenfertiger auf einer neuen Baustelle eingesetzt, so kann der gespeicherte Betriebsparameter bei vergleichbaren tatsächlichen Gegebenheiten als Standardwert für eine Grundeinstellung in einem weiteren Einstellvorgang verwendet werden. Unter Umständen führt diese Grundeinstellung bereits zum optimalen Arbeitsergebnis, so dass eine Feineinstellung im weiteren Einstellvorgang nicht mehr notwendig ist. Aber selbst dann, wenn aufgrund abweichender tatsächlicher Gegebenheiten im Betrieb ein optimales Arbeitsergebnis mit dem Betriebsparameter in Grundeinstellung noch nicht erzielt werden kann, so gestaltet sich die nachfolgende Feineinstellung doch wesentlich einfacher, da in den meisten Fällen nur eine unwesentliche Feineinstellung notwendig ist.

[0019] Besonders vorteilhaft ist die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens, wenn eine Vielzahl von Betriebsparametern einer Vielzahl von Arbeitskomponenten, wie sie in einem vorangegangenen Einstellvorgang in Feineinstellung erreicht wurden, in ihrer gegenseitigen Beziehung zueinander als Paket abgespeichert werden, wiederum in Bezug auf die speziellen tatsächlichen Gegebenheiten, die diese Betriebsparameter erforderten. Auf diese Weise können die Betriebsparameter auch in ihrer Beziehung zueinander als Standardwert für eine Grundeinstellung eines nachfolgenden Einstellvorganges verwendet werden, wenn die tatsächlichen Gegebenheiten vergleichbar sind.

[0020] Ob die tatsächlichen Gegebenheiten vergleichbar sind oder nicht, kann durch verschiedene Verfahren festgelegt werden. So kann beispielsweise festgelegt werden, dass ein abgespeicherter Betriebsparameter oder ein Paket von abgespeicherten Betriebsparametem zur Grundeinstellung eines weiteren Einstellvorgangs verwendet werden können, wenn die größtmögliche Anzahl tatsächlicher Gegebenheiten übereinstimmen; oder es wird eine Präferenzliste erstellt, die festlegt, welche der tatsächlichen Gegebenheiten in welchem Umfang übereinstimmen müssen, damit die abgespeicherten Betriebsparameter oder das Paket der abgespeicherten Betriebsparameter für die Grundeinstellung eines nachfolgenden Einstellvorgangs verwendet werden können.

[0021] Ein Einstellvorgang nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird um so schneller und um so genauer, je mehr einzelne Betriebsparameter für eine bestimmte Arbeitskomponente bzw. Pakete von Betriebsparametern für bestimmte tatsächliche Gegebenheiten abgespeichert sind. Demzufolge werden Feineinstellungen mit der Zeit und für Standard-Arbeitsaufgaben zunehmend überflüssig.

[0022] Um die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens nicht nur an einem und demselben Straßenfertiger nutzen zu können, werden die abgespeicherten Betriebsparameter bzw. die Pakete der Betriebsparameter entweder zentral gespeichert und jedem Förderer, beispielsweise in Form von Ausdrucken von Einstelllisten zur Verfügung gestellt, oder auf geeigneten Speichermedien abgespeichert, beispielsweise die oben beschriebene Memory-Card, eine CD, oder dgl. die dann von der Steuerung jedes Straßenfertigers gelesen werden können. Dann wiederum können die einzustellenden Betriebsparameter entweder in einem Display erscheinen und von der Bedienperson per Hand in tatsächliche Einstellungen umgewandelt werden, oder die Daten können direkt für eine automatische Einstellung der Betriebsparameter, so weit dies möglich ist, eingesetzt werden.


Ansprüche

1. Verfahren zum Steuem eines Straßenfertigers, wobei in einem Einstellvorgang zunächst eine Grundeinstellung wenigstens eines Betriebsparameters von wenigstens einer Arbeitskomponente des Straßenfertigers nach vorgegebenen Standardbedingungen, und auf der Basis der Grundeinstellung anschließend eine Feineinstellung des Betriebsparameters nach tatsächlichen Gegebenheiten im Betrieb vorgenommen wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Betriebsparameter nach der Feineinstellung gespeichert und als Standardbedingung für die Grundeinstellung in einem weiteren Einstellvorgang bei vergleichbaren tatsächlichen Gegebenheiten verwendet wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Betriebsparameter der Feineinstellungen einer Vielzahl von Einstellvorgängen als Auswahlmenge gespeichert werden.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Betriebsparameter der Feineinstellung in eine von einem Straßenfertiger auf einen weiteren Straßenfertiger übertragbare Form gebracht wird.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Einstellvorgang die Feineinstellung einer Mehrzahl von Betriebsparametern einer Mehrzahl von Arbeitskomponenten vorgenommen wird.
 
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Mehrzahl von Betriebsparametem nach der Feineinstellung als Paket für die Grundeinstellung in dem weiteren Einstellvorgang verwendet wird.
 




Zeichnung