(19)
(11) EP 1 544 402 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.06.2005  Patentblatt  2005/25

(21) Anmeldenummer: 04029660.0

(22) Anmeldetag:  15.12.2004
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7E06B 3/42
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR LV MK YU

(30) Priorität: 18.12.2003 CH 21702003

(71) Anmelder: HBI Haerter AG Beratende Ingenieure
89518 Heidenheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Reinke, Peter
    8004 Zürich (CH)

(74) Vertreter: Weitzel, Wolfgang, Dr.-Ing. 
Dr. Weitzel & Partner Patentanwälte Friedenstrasse 10
89522 Heidenheim
89522 Heidenheim (DE)

   


(54) Schiebetür für beengte Raumverhältnisse und bei Druckkräften auf abzuschliessender Fläche


(57) Die Erfindung betrifft eine Schiebetür für beengte Raumverhältnisse, insbesondere bei erheblichen Druck- bzw. Windkräften auf der abzuschließenden Fläche (vgl. Figur 0). Durch eine geeignete Führung sind die manuellen und/oder motorischen Antriebskräfte praktisch unabhängig von der Angriffsrichtung der Drücke, da diese auf den abzuschließenden Flächen senkrecht zur Öffnungsrichtung wirken. Die Erfindung könnte beispielsweise zum Abschluss von Durchgängen in Tunnelsystemen eingesetzt werden.


Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Führung einer Schiebetür für die Trennung oder den Abschluss von verschiedenen Räumen beispielsweise in Tunnelsystemen. Unter anderem in Straßen- und Bahntunneln bestehen zwischen verschiedenen Raumteilen verkehrs- und lüftungsbedingte Druckdifferenzen. Werden unterschiedliche Teile des Raum- bzw. Tunnelsystems durch Türabschlüsse getrennt, so können auf diesen Türflächen erhebliche Kräfte wirken (beispielsweise in Tunneln mit Zugverkehr mit hohen Geschwindigkeiten). Je nach Gestaltung der Tür können diese Druck- und Windkräfte nach Entriegelung bzw. Deblockierung der Tür das Öffnen der Tür erschweren bzw. verunmöglichen oder ein unerwünschtes, schnelles und gegebenenfalls zerstörerisches Öffnen bewirken (z. B. Zu- bzw. Aufschlagen von Türen).

[0002] Schiebetüren sind hinsichtlich ihres Öffnungsverhaltens von den wirkenden Kräften wesentlich unbeeinflusster als beispielsweise Flügel- oder Falttüren. Dies bedeutet, dass Druck- bzw. Windlasten im geschlossenen, teilgeschlossenen und vollständig geöffnetem Zustand die Türposition einer Schiebetür nicht verändern. Die Tür verbleibt im anfänglichen Öffnungszustand, da die Druck- bzw. Windkräfte nur unwesentlich in die Bewegungsrichtung wirken. Vielmehr wirken die Druck- bzw. Windkräfte auf die wesentliche Fläche des Türblattes und damit senkrecht zur Bewegungsrichtung. Im Gegensatz zu beispielsweise Flügel- oder Falttüren bleibt bei entsprechender reibungsarmer Führung der Kraftaufwand für das manuelle oder angetriebene Öffnen begrenzt und ist weitgehend unabhängig von der Richtung der Druck- und Windkräfte.

[0003] Im Übrigen haben Schiebetüren, die für den Durchgang in verschiedenen Richtungen genutzt werden (z. B. in Verbindungen von Tunnelröhren, die in beiden Richtungen als Fluchtweg genutzt werden können), den Vorteil, dass sie sich zum einen nicht gegen die Durchgangsrichtung öffnen und sich zum anderen unabhängig von der Öffnungsseite mit gleichem Kraftaufwand öffnen lassen.

[0004] Einteilige Schiebetüren mit geradliniger Führung haben den Nachteil, dass sie zur vollständigen Freigabe einer Öffnungsfläche einen Mindestfahrweg zurücklegen müssen. Beispielsweise benötigt eine einteilige, sich in einer Raumebene bewegende Schiebetür für eine Durchgangsbreite von 2 m einen Fahrweg von mindestens ca. 4 m. In räumlich beengten Einbausituationen, wie diese z. B. in einem Tunnelsystem oder in einem Gebäude auftreten können, erfordert der Einbau einer Schiebetür neben der eigentlichen Öffnungsfläche somit einen großen freien Querschnitt, d. h. prinzipiell einen doppelt so großen Querschnitt wie die Querschnittsfläche der Tür. Bei Tunnelsystemen mit begrenzten Stollenquerschnitten ist für diese Tür ein zusätzlicher Ausbruch erforderlich.

[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für gewisse Einbauorte die oben genannten Vorteile einer Schiebetür zu nutzen und gleichzeitig einen günstigeren Bewegungsraum zu beanspruchen. Es soll für die vollständige Öffnung der freie Raum genutzt werden, der üblicherweise ungenutzt zur Verfügung steht. Dieser nutzbare Raum steht häufig neben oder oberhalb der Türöffnung zur Verfügung. Dieser Verschieberaum würde bei untertägigen Einbauorten in Tunneln weniger Ausbruch erfordern oder in Gebäuden möglicherweise zu einem geringeren Raumbedarf führen.

[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.

[0007] Die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Tür durch eine entsprechende Führung derart bewegt wird, dass das Türblatt während des Öffnens und Schließens eine Drehbewegung ausführt, wobei sich der Drehpunkt außerhalb des Türblattes befindet. Eine Ausführung ist beispielhaft in Figur 1 dargestellt. Bei einer Führung um ein Drehgelenk (Fig. 1, 2) ist der Drehpunkt ortsfest. Bei einer Führung mit kreisbogenförmigen Führungsschienen (Fig. 1, 1) ist mindestens in der Anfangsphase des Öffnungsvorganges der Drehpunkt ortsfest. Der ortsfeste Drehpunkt wird dadurch bestimmt, dass sich bei Druck- und Windkräften, die auf dem Türblatt (Fig. 1, 3) wirken, keine resultierenden Kräfte in Bewegungsrichtung der Tür ergeben. Die Drehachse befindet sich somit mit Vorteil in der Ebene der Mittelsenkrechten des Türblattes.

[0008] Bei einer Führung mit einem Drehgelenk ist der Drehpunkt mit Vorteil in Wandnähe zu montieren, um aufwändigere Befestigungen zu vermeiden. Das Türblatt ist derart symmetrisch zum Drehpunkt gelagert, dass die resultierende Kraft aufgrund von aerodynamischen Wirkungen durch den Drehpunkt verläuft. Die in Figur 1 illustrierte, wandnahe Montage des Drehgelenkes ermöglicht einen großen Drehradius und nutzt den zur Verfügung stehenden Raum bestmöglich aus. Wie aus Figur 1 hervorgeht, sind ebene Türblätter möglich. Gewölbte Türblätter sind ebenfalls möglich und haben beispielsweise den Vorteil, dass damit kreisbogenförmige Führungsschienen abgedeckt bleiben und gegebenenfalls vereinfachte Varianten der Abdichtung möglich sind.

[0009] Figur 1 zeigt ein Ausführungsbeispiel der Erfindung. Nachstehend sind Ausführungsbeispiele der Erfindung erörtert. Zu unterscheiden sind:

1. Türen mit kreisförmiger Führung ausschließlich mit Hilfe eines zentralen Drehpunktes (z. B. oben und unten an der Tür; die mechanische Verbindung zwischen Tür und Drehpunkt bei vertikaler Drehachse könnte unterhalb einer Abdeckung erfolgen, so das die Begehung ungehindert erfolgen kann).

2. Türen mit kreisförmiger Führung ausschließlich mit Hilfe von kreisbogenförmigen Führungsschienen (z. B. oben und unten an der Tür).

3. Kombination von Punkt 1 und Punkt 2, z. B. eine Führung mit Hilfe eines zentralen Drehpunktes oben und eine Führung mit Hilfe von kreisbogenförmigen Führungsschienen (in Figur 1 dargestellt).

4. Türen mit kreisförmigen Führung ausschließlich mit Hilfe von kreisbogenförmigen Führungsschienen.

5. Türen mit Führung, so dass eine horizontale Drehachse des Türblattes vorliegt.

6. Türen mit Führung, so dass eine vertikale Drehachse des Türblattes vorliegt.



[0010] In Figur 1 ist die Ausführungsvariante gemäß Punkt 3 und Punkt 6 dargestellt. Im geschlossenen Zustand weist die Ausführungsvariante gemäß Figur 1 eine Schrägstellung gegenüber der Hauptdurchgangsachse aus. Das Eigengewicht kann durch Tragrollen auf die untere oder, falls vorhanden, obere Führungsschiene übertragen werden.

[0011] Die Vorteile der Erfindung sind nachfolgend nochmals zusammengefasst.
  • Bei Durchgängen, insbesondere in Tunnelsystemen, wird der üblicherweise zur Verfügung stehende Raum bei der Türöffnung im Vergleich zur rein translatorisch bewegten Schiebetür besser ausgenutzt. Bei Durchgängen, in denen die Türöffnung ähnlich groß wie die erforderliche Öffnungsfläche der Tür ist, kann ein einheitlicher Ausbruch- und
    Innenverkleidungsquerschnitt eingerichtet werden (keine Nische).
  • Aufgrund der Türführung sind die manuellen und/oder motorischen Antriebskräften praktisch unabhängig von der Angriffrichtung der Drücke. Aufgrund der Türgestaltung und der Anordnung der Drehachse wirken die Kräfte bzw. Druckdifferenzen auf den abzuschließenden Flächen senkrecht zur Öffnungseinrichtung, d. h. diese Kräfte wirken stets senkrecht zu den Kräften, die zum Schließen und Öffnen der Tür erforderlich sind.


[0012] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnungen beispielsweise erläutert. Es zeigen:
Figur 1
A: Erfindung mit Tor im geschlossenen Zustand auf Seite des Drehpunktes (Schnitt a)
Figur 1
B: Erfindung mit Tor im geöffneten Zustand auf Seite des Drehpunktes (Schnitt a)
Figur 1
C: Erfindung mit Tor im geschlossenen Zustand als Draufsicht auf die abzuschließende Öffnung
Figur 1
D: Erfindung mit Tor im geöffneten Zustand als Draufsicht auf die abzuschließende Öffnung
Figur 1
E: Erfindung mit Tor im geschlossenen Zustand auf der vom Drehpunkt abgewandten Seite (Schnitt a)
Figur 1
F: Erfindung mit Tor im geöffneten Zustand auf der vom Drehpunkt abgewandten Seite (Schnitt b)
Figur 2
G: Erfindung als Anordnungsbeispiel für einen Durchgang zwischen zwei Tunnelröhren



Ansprüche

1. Tür oder Tor zum Abschluss von Öffnungen, dadurch gekennzeichnet, dass das Tür- bzw. Torblatt (1) derart geführt wird, dass die wesentlichen resultierenden Druck- und Windkräfte nicht in die momentane Öffnungsoder Schließrichtung der Tür bzw. des Tores wirken, sondern senkrecht dazu gerichtet sind.
 
2. Tür oder Tor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass beim Öffnungs- und Schließvorgang das Tür- bzw. Torblatt nicht in einer Raumebene verschoben wird, sondern gleichzeitig eine Drehbewegung ausführt und dadurch die Ausrichtung des Tür- bzw. Torblattes sich ändert.
 
3. Tür bzw. Tor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Tür über ortfeste Drehpunkte, kreisbogenförmige Führungsschienen oder in Kombination davon geführt wird.
 
4. Tür bzw. Tor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehung der Tür bzw. des Tores beim Öffnungs- und Schließvorgang sowohl um eine vertikale als auch eine horizontale Achse erfolgen kann.
 
5. Tür bzw. Tor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch die gleichzeitige translatorische und rotatorische Bewegung der zur Verfügung stehende Raum ohne zusätzlichen Ausbruch genutzt werden kann.
 




Zeichnung