[0001] Die Erfindung betrifft das Gebiet der Förderung und Handhabung von Gegenständen,
insbesondere Druckereiprodukten und Zusatzprodukten. Sie bezieht sich auf ein Verfahren,
ein Computerprogrammsystem und eine Steuereinrichtung zur Steuerung einer Vorrichtung
zum Zusammentragen von flexiblen Einzelprodukten gemäss dem Oberbegriff der entsprechenden
unabhängigen Patentansprüche.
[0002] Beim Zusammentragen von Produkten in der Druckindustrie wird eine jeweils vorgegebene
Auswahl von Produkten zu einer Kollektion vereinigt und diese Kollektion weiterverarbeitet.
Dabei kommen beispielsweise Sammelhefter für Zeitschriften, Einstecktrommeln für Zeitungen
und andere Zusammentragmaschinen beim Buchbinden zum Einsatz. Beispielsweise besteht
eine Kollektion aus den folgenden Einzelprodukten: einer Zeitschrift, mehreren Werbebroschüren,
einer flach verpackten Spielzeugbeilage und einem individualisierten Adressblatt.
Die weitere Verarbeitung ist beispielsweise eine Folierung der Kollektionen.
[0003] Die Einzelprodukte oder Teilprodukte sind typischerweise flexibel, flach und/oder
dünn, und werden durch zugeordnete Zuführmittel in eine Zusammentragmaschine geleitet
und es wird dort beispielsweise durch Aufeinanderlegen der Einzelprodukte auf einen
getakteten Produktstrom eine Kollektion gebildet. Gemäss dem Stand der Technik ist
dabei ein fehlerfreies Arbeiten der Zuführmittel von grosser Wichtigkeit, damit alle
Kollektionen die korrekte Zusammensetzung aufweisen, d.h. alle geforderten Teilprodukte
erhalten. Um dies zu gewährleisten, wird beispielsweise überwacht ob ein bestimmtes
Zuführmittel korrekt funktioniert, insbesondere ob es in einem bestimmten Takt auch
tatsächlich ein Einzelprodukt in die Kollektion einbringt. Falls dies nicht der Fall
ist, wird die unvollständige Kollektion vor der Weiterverarbeitung ausgeschieden respektive
ausgeschleust. Falls mehrere Einzelprodukte wiederholt nicht geliefert werden, wird
unter Umständen die Zusammentragmaschine abgestellt und neu eingestellt. Alternativ
kann zu einem primären Zuführmittel mit wichtigen oder kritischen Einzelprodukten
auch ein Backup-Zuführmittel vorgesehen sein, welches beim vorübergehenden Ausfall
des primären Zuführmittels das fehlende Einzelprodukt einbringt. Es wird also eine
hohe Güte der Kollektionen gewährleistet, jedoch bedingt dies einen hohen maschinellen
Aufwand, eine verlangsamte Produktion, oder einen hohen Aufwand zur Verarbeitung von
ausgeschleusten Kollektionen.
[0004] Bei unkritischen Einzelprodukten kann auf eine Kontrolle verzichtet werden. Dabei
wird aber in Kauf genommen, dass eine oder mehrere Einzelprodukte in einer unbekannten
und unkontrollierbaren Anzahl von Kollektionen nicht vorhanden sind.
[0005] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren, ein Computerprogrammsystem und
eine Steuereinrichtung zur Steuerung einer Vorrichtung zum Zusammentragen von flexiblen
Einzelprodukten der eingangs genannten Art zu schaffen, welche die oben genannten
Nachteile behebt.
[0006] Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist, ein Möglichkeit zu schaffen um die Produktion
von Kollektionen möglichst flexibel und genau an vorgegebene Qualitätsanforderungen
anzupassen. Dabei sollen auch der technische Aufwand, und ein zusätzlicher Arbeitsaufwand
optimal an die Qualitätsanforderungen anpassbar sein.
[0007] Diese Aufgabe lösen eine ein Verfahren, ein Computerprogrammsystem und eine Steuereinrichtung
zur Steuerung einer Vorrichtung zum Zusammentragen von flexiblen Einzelprodukten mit
den Merkmalen der entsprechenden unabhängigen Patentansprüche.
[0008] Im Zusammenhang mit der Erfindung werden die folgenden Begriffe verwendet:
- Ein Zuführungsfehler bezüglich eines Einzelprodukttyps tritt auf, wenn ein Zuführmittel für diesen Einzelprodukttyp
ein fehlerhaftes Einzelprodukt liefert. "Fehlerhaft" bedeutet beispielsweise ein fehlendes,
ein mehrfach geliefertes oder ein schadhaft geliefertes Einzelprodukt. Ein Zuführungsfehler
wird vorzugsweise am entsprechenden Zuführmittel detektiert, kann im Prinzip aber
auch durch geeignete Erfassungsmittel an einer stromabwärts liegenden Stelle an einer
teilweise oder ganz zusammengestellten Kollektion bestimmt werden. Ein Zuführungsfehler
wird vorzugsweise einer bestimmten mitlaufenden Position im getakteten Produktestrom
und damit auch einer Kollektion zugeordnet. Eine Kollektion kann auch mehrere Zuführungsfehler
entsprechend mehreren fehlerhaften Einzelprodukten der Kollektion aufweisen respektive
zugeordnet haben.
- Eine fehlerfreie Kollektion weist keinen Zuführungsfehler auf.
- Eine fehlerhafte Kollektion weist mindestens einen Zuführungsfehler auf, ist also bezüglich mindestens eines
Einzelprodukttyps fehlerhaft.
- Eine tolerierte fehlerhafte Kollektion ist fehlerhaft, wird jedoch behandelt wie wenn sie fehlerfrei wäre. Das heisst, sie
wird in der weiteren Verarbeitung wie eine fehlerfreie Kollektion verarbeitet.
- Eine nichttolerierte fehlerhafte Kollektion ist fehlerhaft und wird einer Fehlerbehandlung zugeführt. Das heisst, sie wird in
der weiteren Verarbeitung beispielsweise ausgeschleust, zerlegt, markiert oder ergänzt.
- Die gesamte Menge der fehlerfreien Kollektionen und der tolerierten fehlerhaften Kollektionen
wird als Menge der als fehlerfrei betrachteten Kollektionen bezeichnet.
[0009] Es wird also eine Zusammentragmaschine gesteuert, in welcher aus zugeführten Strömen
je einem Typ von Einzelprodukten ein Strom von Kollektionen bildbar und einer stromabwärts
liegenden weiteren Verarbeitung zuführbar ist. Eine Kollektion besteht jeweils aus
einer vorgegebenen Menge von Einzelprodukten der verschiedenen Typen, wobei üblicherweise
je ein Exemplar eines Typs in der Kollektion enthalten ist. Dabei werden fehlerhafte
Kollektionen, bei welchen bezüglich eines oder mehrerer Einzelprodukte ein Zuführungsfehler
vorliegt, bedingt wie fehlerfreie Kollektionen behandelt. Sie werden vorzugsweise
erst dann einer Fehlerbehandlung zugeführt, wenn ein Anteil der fehlerhaften Kollektionen
ein bestimmtes Referenz-Mass überschreitet.
[0010] Dieser Anteil ist entweder als absolute Fehlerzahl oder relativ zu einer Gesamtmenge
von Einzelprodukten oder von Kollektionen definiert. Das Referenz-Mass wird beispielsweise
durch einen Bediener vorgegeben oder wird in der Steuerung berechnet, wobei es auch
dynamisch während der Produktion geändert werden kann. Ein Einzelprodukt aus der Sichtweise
des oben beschriebenen Zusammentragens kann selber wieder eine Kollektion aus einem
vorgängigen Zusammentragen sein.
[0011] Die Erfindung hat den Vorteil, dass sie erlaubt, einen vorgegebenen maximalen Anteil
von fehlerhaften Kollektionen respektive Zuführungsfehlern im voraus zu bestimmen,
und gegebenenfalls auch während des Betriebes zu ändern. Es kann bezüglich jedes Einzelprodukttyps
oder auch bestimmter Fehlerkombinationen ein maximaler Fehleranteil oder eine maximale
Fehlerrate garantiert werden.
[0012] Ein weiterer Vorteil ist, dass dieser Fehleranteil voll ausgenützt werden kann, wodurch
die Nettoleistung der Anlage maximiert wird. Nur wenn der tatsächliche Fehleranteil
das vorgegebene Mass erreicht hat, findet für fehlerhafte Kollektionen eine Fehlerbehandlung
statt. Von diesem Zeitpunkt an werden nur tatsächlich fehlerfreie Kollektionen auch
wie fehlerfreie behandelt.
[0013] Die weitere Verarbeitung entspricht einem angestrebten Normalbetrieb und ist beispielsweise
ein Folieren, Heften, Binden, Stapelbilden, Umreifen oder sonstiges Verpacken.
[0014] Die Fehlerbehandlung bewirkt, dass eine fehlerhafte Kollektion unmittelbar nach dem
Zusammentragen oder aber an einer anderen Stelle in der weiteren Verarbeitung gesondert
verarbeitet wird. Dazu kann eine Kollektion markiert werden. Dies kann physisch durch
Anbringen einer Marke geschehen, oder computertechnisch, indem beispielsweise ein
Datenrecord, welcher der Kollektion zugeordnet ist, eine Information bezüglich eines
oder mehrerer Zuführungsfehler der Kollektion aufweist. Es kann auch nach einem erfassten
Zuführungsfehler eine stromabwärts liegende Ausschleusung mit einer entsprechenden
Verzögerung ausgelöst werden.
[0015] Die gesonderte Verarbeitung ist vorzugsweise ein Ausschleusen und/oder ein Ergänzen
fehlerhafter Kollektionen und/oder eine Zurückführung fehlerhafter Kollektionen in
die Vorrichtung zum Zusammentragen. Beispielsweise werden fehlerhafte Kollektionen
in eine langsamer laufende Fördereinrichung ausgeschleust, manuell ergänzt respektive
korrigiert und dann wieder in den Hauptstrom eingeschleust. Oder aber es werden ausgeschleuste
Kollektionen an den Anfang der Zusammentragmaschine geführt und in dieser automatisch
um ein fehlendes Einzelprodukt ergänzt. Dazu wird in einem Leitsystem registriert,
wo und in welcher Zusammensetzung sich jede Kollektion befindet, und die Anlage entsprechend
gesteuert. Alternativ können ausgeschleuste Kollektionen wieder in ihre Einzelprodukte
auseinandergenommen und diese Einzelprodukte in einen Speicher des jeweiligen Zuführmittels
eingebracht werden.
[0016] In der Regel ist die vorgegebene Menge der Einzelprodukttypen für eine Vielzahl von
nacheinander produzierten Kollektionen dieselbe. Diese Menge ist eine Untermenge der
zuführbaren Einzelprodukttypen, oder aber die gesamte Menge aller Einzelprodukttypen.
Es ist aber auch möglich, dass die Menge während eines Produktionslaufes oder Auftrags
verändert wird, beispielsweise wenn bestimmte Werbeprospekte einer Teilauflage einer
Zeitschrift oder Zeitung in Abhängigkeit eines Auslieferungsgebietes beigelegt werden.
[0017] Wenn, wie weiter unten beschrieben wird, ein Ist-Fehlermass ein Referenz-Fehlermass
überschreitet, oder wenn eine Fehlerquote einen Schwellwert überschreitet, wird die
Produktion automatisch in eine andere Betriebsart umgeschaltet. Dies geschieht in
Abhängigkeit von einer vorgegebenen Überwachungsstufe. Es werden insgesamt die folgenden
Betriebsarten verwendet:
1. erste Betriebsart: keine Fehlererfassung ("ausgeschaltet"): es wird keine Erfassung von Zuführungsfehlem durchgeführt, oder entsprechende Sensorsignale
werden auf der vorliegenden Verarbeitungsstufe ignoriert. Damit ist es beispielsweise
möglich, defekte Sensoren zu ignorieren, so dass die Produktion nicht aufgehalten
werden muss.
2. zweite Betriebsart: keine Fehlerkorrektur ("nicht überwacht"): Zuführungsfehler werden detektiert und gezählt. Fehler in den Kollektionen werden
zugelassen, fehlerhafte Kollektionen werden als korrekt respektive fehlerfrei betrachtet
und entsprechend weiterverarbeitet. Dies schliesst jedoch nicht aus, dass Sensorsignale
auf einer anderen Verarbeitungsstufe sehr wohl verwendet werden: Beispielsweise können
mehrere aufeinanderfolgende Zuführungsfehler in einer Zuführeinheit zu einem Alarmsignal
bezüglich dieser Zuführeinheit führen und/oder einen Stopp der Produktion auslösen.
3. dritte Betriebsart: mit Fehlerkorrektur ("überwacht"): fehlerhafte Kollektionen,
werden nicht als korrekt respektive fehlerfrei betrachtet und der Fehlerbehandlung
zugeführt.
[0018] Diese Betriebsarten sind nach Massgabe der folgenden Überwachungsstufen aktiviert:
- Stufe 0:
- dauernd in der ersten Betriebsart.
- Stufe 1:
- dauernd in der zweiten Betriebsart.
- Stufe 2:
- automatische Umschaltung und Wechsel zwischen der zweiten und dritten Betriebsart:
Dazu werden fehlerhafte Einzelprodukte detektiert und gezählt. Es wird, wie weiter
unten beschrieben, die Fehlerzahl mit einem Schwellwert in Beziehung gesetzt. Solange
keine Schwellwertüberschreitung respektive Referenz-Mass-Überschreitung stattfindet,
wird gemäss der zweiten Betriebsart verfahren. Bei einer Überschreitung wird in die
dritte Betriebsart umgeschaltet.
- Stufe 3:
- dauernd in der dritten Betriebsart.
[0019] Die oben beschriebene Bestimmung Vorgabe der Überwachungsstufe, des Anteils der fehlerhaften
Kollektionen, die Umschaltung der Betriebsart, etc... geschieht in einer bevorzugten
Variante der Erfindung einzeln, parallel und unabhängig für jeden Einzelprodukttyp.
Das heisst, dass beispielsweise
- für einen ersten Einzelprodukttyp ein erster Schwellwert (entsprechend der oben definierten
Fehlerquote) von 5%;
- für einen zweites Einzelprodukttyp ein zweiter Schwellwert von 10%; und
- für einen dritten Einzelprodukttyp eine vollständige Fehlerkorrektur (gleichbedeutend
einem Schwellwert von Null) vorgegeben werden kann; und
- für einen vierten Einzelprodukttyp keine Fehler erfasst werden. Somit kann sich das
System bezüglich verschiedenen Einzelprodukttypen auf verschiedenen Überwachungsstufen
und in verschiedenen Betriebsarten befinden. Im obigen Beispiel befindet sich das
System bezüglich des vierten Einzelprodukttyps dauernd in der ersten Betriebsart,
bezüglich des dritten Einzelprodukttyps dauernd in der dritten Betriebsart, und kann
bezüglich des ersten und - unabhängig davon - des zweiten Einzelprodukttyps jeweils
zwischen der zweiten und der dritten Betriebsart wechseln.
[0020] Für die Bestimmung des Anteils der fehlerhaften Kollektionen und des Referenz-Masses
bestehen eine Vielzahl von Möglichkeiten. Der Anteil ist, je nachdem, eine absolute
Anzahl von Fehlern in der Zuführung oder in stromabwärts zur Weiterverarbeitung weitergeleiteten
Kollektionen, oder aber eine relative Fehlerzahl, d.h. bezogen auf eine Gesamtzahl
von erzeugten oder weitergeleiteten Kollektionen. Es wird vorzugsweise ein Mass für
eine gemessene Fehlerzahl, oder ein Ist-Fehlermass, entsprechend einer fortlaufend
während der Produktion bestimmten Anzahl von fehlerhaften Einzelprodukten, fortlaufend
berechnet und mit einem vorgegebenen Referenz-Mass verglichen.
[0021] In einer ersten bevorzugten Variante der Erfindung ist das Ist-Fehlermass eine Anzahl
der als fehlerfrei betrachteten Kollektionen mit einem Zuführungsfehler bezüglich
eines bestimmten Einzelprodukttyps, und ist das Referenz-Mass proportional zu einer
Anzahl von bisher produzierten Kollektionen; wird also fortlaufend berechnet. Die
Anzahl von bisher produzierten Kollektionen umfasst dabei entweder
- alle als fehlerfrei betrachteten Kollektionen, also auch diejenigen, bei denen ein
fehlerhaftes Einzelprodukt toleriert wurde ("Auftragszähler"), oder
- nur diejenigen als fehlerfrei betrachteten Kollektionen, die tatsächlich das bestimmte
Einzelprodukt ohne Zuführungsfehler aufweisen ("Einzelproduktzähler") .
[0022] Mathematisch äquivalent zum Vergleich mit dem Referenz-Mass ist, fortlaufend eine
Fehlerquote respektive einen Quotienten von (Anzahl der als fehlerfrei betrachteten
Kollektionen mit einem Zuführungsfehler bezüglich eines bestimmten Einzelprodukttyps)
/ (Anzahl bisher produzierter Kollektionen) zu berechnen, und diesen Quotienten mit
einem Schwellwert zu vergleichen.
[0023] Diese erste Variante bewirkt, dass sich Fehler bei einer mittelmässig arbeitenden
Maschine über einen Produktionslauf oder Auftrag verteilen. Bei gut laufender Maschine
kann sich ein Vorrat an zulässigen Fehlern aufbauen, der evtl. gegen das Produktionsende
hin eine hohe Zahl von nahe aufeinanderfolgenden Fehlern zulässt.
[0024] In einer zweiten bevorzugten Variante der Erfindung ist das Ist-Fehlermass eine Anzahl
der als fehlerfrei betrachteten Kollektionen mit einem Zuführungsfehler bezüglich
eines bestimmten Einzelprodukttyps, und ist das Referenz-Mass eine konstante Anzahl
von zulässigen Fehlern. Dies bewirkt, dass zu Beginn eines Produktionslaufes eine
hohe Anzahl von Fehlern zugelassen wird. Dies kann von Vorteil sein, da zu Beginn
die Maschinen evtl. noch nicht optimal laufen, und trotzdem eine hohe Produktionsleistung
möglich ist. Ob die Häufung von Fehlern zu Beginn der Produktion einen Nachteil darstellt
oder toleriert werden kann, hängt von der Art des Produktes ab.
[0025] In einer Modifikation der zweiten bevorzugten Variante wird ein Referenz-Fehlermass
bezüglich einer Teilmenge einer gesamten Auftragsmenge vorgegeben und das Ist-Fehlermass
ebenfalls nur für eine Teilmenge aufaddiert. Beispielsweise werden dazu Fehler in
einem mitlaufenden Zeitfenster gezählt ("moving average"), oder ein Fehlerzähler für
die Anzahl fehlerhafter Exemplare wird periodisch auf Null gesetzt, was einer Folge
von Zeitfenstem mit jeweils separater Fehlerzählung entspricht. Dies bewirkt, dass
fehlerhafte Kollektionen gleichmässig über die gesamte Auftragsmenge verteilt werden.
[0026] In einer weiteren bevorzugten Variante der Erfindung werden nicht nur Fehler bezüglich
einzelnen Einzelprodukttypen unabhängig von anderen Einzelprodukttypen erfasst und
zum Steuern der Anlage verwendet, sondern es werden auch vordefinierte, kombinierte
Fehler erfasst. Beispielsweise kann vordefiniert sein, dass von zwei Beilagen respektive
Einzelprodukttypen jeweils eines fehlerhaft sein kann (im Rahmen einer jeweils für
jeden Einzelprodukttyp einzeln definierten Referenz-Masses), dass aber auf keinen
Fall beide fehlerhaft sein dürfen. Eine übergeordnete Steuerung erfasst die Fehleranzeigen,
die von den einzelnen Zuführmitteln bezüglich jeder Kollektion übermittelt werden.
Falls eine unzulässige Kombination von fehlerhaften Einzelprodukten auftritt, wird
die Kollektion ausgeschleust. Diese Art der Definition und Erfassung von kombinierten
Fehlern kann mit einer der verschiedenen Arten der Fehleranalyse bezüglich Betriebsart,
Referenz-Mass etc. verbunden werden.
[0027] In einer anderen Variante einer solchen Gesamtbetrachtung einer Kollektion wird,
wenn ein bestimmtes Einzelprodukt fehlt, ein zweites Einzelprodukt absichtlich nicht
der Kollektion beigefügt. Dies ist denkbar, wenn die Einzelprodukte nicht zwingend
vorliegen müssen, aber einander inhaltlich ergänzen und nur Sinn machen, wenn beide
vorhanden sind. Es bedingt natürlich, dass das zweite Einzelprodukt der Kollektion
stromabwärts vom ersten zugeführt wird.
[0028] Zum bisher beschriebenen Verfahren gleichzeitig aber im wesentlichen unabhängig einsetzbar
sind Verfahren zur Überwachung eines einzelnen Zuführmittels. Beispielsweise können
wiederholt auftretende Lieferfehler oder ein Stau zu einer Ausschaltung des Zuführmittels
und/oder der ganzen Zusammentragvorrichtung führen. Ebenso einsetzbar sind Verfahren
und Anordnungen, in welchen ein Einzelprodukttyp abwechslungsweise von zwei Zuführmitteln
geliefert wird ("split"), und/oder bei einem Fehler eines ersten Zuführmittels ein
stromabwärts liegendes zweites Zuführmittel für denselben Einzelprodukttyp einspringt
("backup"). Vom Standpunkt des erfinderischen Verfahrens aus können die beiden Zuführmittel
als ein einziges Zuführmittel betrachtet werden.
[0029] In der bisherigen Beschreibung wurde vor allem auf die Produktion von Kollektionen
eingegangen, welche alle die gleiche Soll-Zusammensetzung aufweisen. Mit entsprechend
definierten Ist- und Referenzparametern ist die Erfindung auch auf eine Produktion
mit individualisierten Kollektionen anwendbar. Die vorgegebenen Menge von Einzelprodukten
der verschiedenen Typen ist dabei also für jede Kollektion einzeln vorgegeben und
variierbar. Voraussetzung ist lediglich, dass für mindestens einen Einzelprodukttyp
eine bestimmte Anzahl von Fehlern zulässig ist. Nur wenn oder solange eine tatsächliche,
erfasste Anzahl von Fehlern eine Schwelle überschreitet, wird eine Fehlerbehandlung
oder -korrektur aktiviert respektive eine gesonderte Verarbeitung ermöglicht.
[0030] Die Steuereinrichtung weist vorzugsweise Speichermittel mit darin gespeicherten Computerprogrammcodemitteln
auf, welche ein Computerprogramm beschreiben, und Datenverarbeitungsmittel zur Ausführung
des Computerprogramms, wobei die Ausführung des Computerprogramms zur Durchführung
des Verfahrens gemäss der Erfindung führt.
[0031] Ein Computerprogrammsystem zur Steuerung einer Vorrichtung zum Zusammentragen von
flexiblen Einzelprodukten gemäss der Erfindung weist ein oder mehrere Computerprogramme
auf, die jeweils in einen internen Speicher einer oder mehreren digitalen Datenverarbeitungseinheiten
der Steuereinrichtung ladbar sind, und Computerprogrammcodemittel aufweisen, welche,
wenn sie in einer digitalen Datenverarbeitungseinheit ausgeführt werden, diese zur
Ausführung des erfindungsgemässen Verfahrens bringen. In einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung weist ein Computerprogrammprodukt einen Datenträger, respektive ein
computerlesbares Medium auf, auf welchem die Computerprogrammcodemittel gespeichert
sind.
[0032] Weitere bevorzugte Ausführungsformen gehen aus den abhängigen Patentansprüchen hervor.
[0033] Im folgenden wird der Erfindungsgegenstand anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen,
welche in den beiliegenden Zeichnungen dargestellt sind, näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- schematisch eine Struktur einer Einrichtung zum Zusammentragen mit daran angeschlossenen
Einrichtungen;
- Figuren 2 bis 6
- verschiedene Verläufe von charakteristischen Variablen der Steuerung gemäss der Erfindung;
und
- Figur 7
- ein Beispiel für eine graphische Ausgabe von charakteristischen Werten der Steuerung.
[0034] Die in den Zeichnungen verwendeten Bezugszeichen und deren Bedeutung sind in der
Bezugszeichenliste zusammengefasst aufgelistet. Grundsätzlich sind in den Figuren
gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
[0035] Figur 1 zeigt schematisch eine Struktur einer Einrichtung zum Zusammentragen mit daran angeschlossenen
Einrichtungen. Im Folgenden wird als Vorrichtung zum Zusammentragen 1 eine Kombination
eines Sammelmittels 4 mit einer Ausschleusung 5 und mehreren Zuführmitteln oder Zuführeinrichtungen
7 - im einzelnen mit 7.1, 7.2, 7.3, 7.4 und 7.5 bezeichnet - betrachtet. Das Sammelmittel
4 ist ein Fördermittel für durch Zusammentragen, Einstecken, Sammeln etc. entstehende
Kollektionen 20, beispielsweise eine Trommel oder ein lineares System wie eine Sammelkette
oder Sammelstrecke 4. Die Zuführeinrichtungen 7 sind zum Einbringen von Einzelprodukten
in das Sammelmittel 4 angeordnet und weisen unter anderem jeweils Sensoren mit zugeordneten
Auswertemitteln zur Fehlererfassung 8 auf, im einzelnen mit 8.1 bis 8.5 bezeichnet.
Ergebnisse der Fehlererfassungen 8 sind an eine Steuereinheit 9 über Kommunikationsverbindungen
91, beispielsweise einem Feldbus, übermittelbar. Diese Übermittlung kann direkt oder
über ein lokales Steuergerät der jeweiligen Zuführeinrichtung 7 geschehen. Die Steuereinheit
9 ist unter anderem zur Ansteuerung 92 der Ausschleusung 5 eingerichtet, und optional
auch zur Ansteuerung 93 der Zuführeinrichtungen 7. Diese Ansteuerung 93 kann physisch
über denselben Feldbus wie die Übermittlung der Fehlererfassung geschehen. Die Steuereinheit
9 weist eine graphische Benutzerschnittstelle 94 zur Eingabe von Betriebsparametern
und zur Anzeige und Überwachung von charakteristischen Werten der Steuerung während
eines Produktionslaufes auf. Ein oder mehrere graphische Benutzerschnittstellen 94
sind bei einem Bedienungsgerät der Steuereinheit 9 oder in einem abgesetzten Computer
implementiert. Die Steuereinheit kann intern strukturiert sein und mehrere räumlich
verteilte Einheiten 95, 96 aufweisen. Durch die Steuereinheit 9 oder durch die Auswertemittel
der Sensoren 8 sind Alarmmittel ansteuerbar.
[0036] Vermittelst der Zuführeinrichtungen 7 werden Einzelprodukte 10, mit Bezug auf die
jeweilige Zuführeinrichtung 7.1, ... 7.5 jeweils mit 10.1, .. 10.5 bezeichnet, auf
dem Sammelmittel 4 zu Kollektionen 20 zusammengeführt. Optional wird dem Sammelmittel
4 durch eine stromaufwärts gelegene Zulieferung eines Grundproduktes oder Hauptproduktes
2, beispielsweise einer Druckmaschine, bereits ein erstes Einzelprodukt 10.0 zugeführt.
Die fertigen Kollektionen 20 werden stromabwärts an eine weitere Verarbeitung 3, beispielsweise
eine Folierung, Verpackung, Einsteckvorrichtung etc. geliefert.
[0037] Die Ausschleusung 5 führt ausgeschleuste Produkte respektive Kollektionen 20 zu einer
gesonderten Verarbeitung 6, in welcher die Kollektionen 20 beispielsweise manuell
nachbestückt oder aber wieder in Einzelprodukte 10 zerlegt werden. Ausgeschleuste
Kollektionen 20 sind nichttolerierte fehlerhafte Kollektionen, also solche, die als
"nicht korrekt" betrachtet werden. Die der weiteren Verarbeitung 3 zugeführten sind
tolerierte fehlerhafte Kollektion, werden also als "korrekt" betrachtet, auch wenn
sie fehlerhaft sind. Anstelle der Ausschleusung von nichttolerierten fehlerhaften
Kollektionen kann in einer anderen Ausführungsform der Erfindung auch eine Fehlerbehandlung
im Verlauf der weiteren Verarbeitung 3 treten.
[0038] In der
Figur 1 ist beispielhaft zu jeder der Zuführeinrichtungen 7 eine zugeordnete Angabe eines
tolerierten Fehleranteils in Prozenten dargestellt. Für den ersten Einzelprodukttyp
10.1 aus der ersten Zuführeinrichtung 7.1 ist ein Fehleranteil von 3% vorgegeben.
Die zweite und dritte Zuführeinrichtung 7.2, 7.3 liefern den gleichen Einzelprodukttyp
und arbeiten im Split- und/oder im Backup-Modus. Für den zweiten Einzelprodukttyp
10.2 und den damit identischen dritten Einzelprodukttyp 10.3 ist ein gemeinsamer Fehleranteil
von 0% angegeben, d.h. es werden keine Fehler toleriert. Für den vierten Einzelprodukttyp
10.4 ist kein Wert angegeben, d.h. die Fehleranzahl wird entweder nur erfasst, oder
selbst die Erfassung ist ausgeschaltet.
[0039] Dem entsprechend weist jede der Zuführeinrichtungen 7 respektive deren Steuerung
einen der folgenden Betriebszustände respektive Betriebsarten auf:
- 1.
- erste Betriebsart: keine Fehlererfassung, respektive ausgeschaltete Fehlererfassung.
- 2.
- zweite Betriebsart: keine Fehlerkorrektur ("nicht überwacht"): fehlerhafte Einzelprodukte werden detektiert und gezählt, Fehler aber ignoriert.
- 3.
- dritte Betriebsart: mit Fehlerkorrektur ("überwacht"): Kollektionen, bei denen ein Einzelprodukt fehlt, werden gesondert verarbeitet.
[0040] Die Betriebszustände werden entsprechen einer vorgegebenen Überwachungsstufe aktiviert:
Die Steuerung befindet sich bei ...
- Stufe 0:
- dauernd in der ersten Betriebsart.
- Stufe 1:
- dauernd in der zweiten Betriebsart.
- Stufe 2:
- entsprechend einer automatischen Umschaltung in der zweiten oder dritten Betriebsart:
Dazu werden fehlerhafte Einzelprodukte detektiert und gezählt und die Fehlerzahl mit
einem Schwellwert in Beziehung gesetzt. Dementsprechend wird zwischen der zweiten
und dritten Betriebsart umgeschaltet.
- Stufe 3:
- dauernd in der dritten Betriebsart.
[0041] Figuren 2 bis 6 zeigen zur Erklärung des erfindungsgemässen Verfahrens verschiedene Verläufe von
charakteristischen Variablen der Steuerung bei der Überwachungsstufe 2.
Figur 2 stellt, für eine bestimmte Zuführeinrichtung 7 für einen Einzelprodukttyp den Verlauf
von verschiedenen Zählern über die Zeit t respektive einer Taktfolge k entlang der
horizontalen Achse dar.
[0042] Es werden für jeden Einzelprodukttyp mehrere Zähler geführt und entsprechend der
Betriebsart und aufgrund von Messungen der zugeordneten Fehlererfassung 8 aufdatiert:
- In der dritten Betriebsart ("überwacht") muss ein Einzelprodukt 10 fehlerfrei vorhanden
sein, damit die Kollektion 20 als korrekt behandelt wird.
- In den anderen Betriebsarten wird eine Kollektion 20 auch als korrekt betrachtet,
wenn das Einzelprodukt 10 fehlerhaft ist, insbesondere wenn es fehlt.
- Pro Einzelprodukttyp wird ein Einzelproduktzähler Ze geführt. Der Einzelproduktzähler
Ze wird mit jedem fehlerfreien Einzelprodukt 10, das in einer korrekten Kollektion
20 vorhanden ist, um eins hoch gezählt (dies bedeutet u.a., dass der Einzelproduktzähler
Ze bei einer Kollektion 20, die wegen eines Fehlers bezüglich eines anderen Einzelprodukttyps
nicht korrekt ist, nicht hochgezählt wird),
- Pro Einzelprodukttyp wird ein Fehlerzähler Zf geführt. Mit jedem Einzelprodukt 10,
das in einer korrekten Kollektion 20 fehlerhaft ist, wird der Fehlerzähler Zf um eins
hoch gezählt.
[0043] Solange also die Fehlerzahl entsprechend einem vorgegebenen Kriterium tolerierbar
ist, werden auch Kollektionen 20, bei welchen das Einzelprodukt 10 fehlerhaft ist,
nicht ausgeschleust, sondern als korrekt betrachtet und der weiteren Verarbeitung
3 zugeführt, und wird ein Auftragszähler Za inkrementiert. Nur wenn eine Kollektion
als nicht korrekt betrachtet und einer Fehlerbehandlung zugeführt, also beispielsweise
ausgeschleust wird (mit X angezeigt), wird der Auftragszähler Za nicht inkrementiert
und fällt hinter dem Produktionstakt zurück. Die jeweilige Betriebsart B ist in der
Figur 2 mit II respektive III bezeichnet.
[0044] Figur 3 veranschaulicht die Fehleranalyse mit einer während der Produktion ansteigenden absoluten
Fehlerschwelle. Entlang der horizontalen Achse ist der Wert des Einzelproduktzählers
Ze aufgetragen. Proportional zu Ze verläuft ensprechend dem zulässigen Fehleranteil
ein absoluter Schwellwert 11, das heisst, ein Schwellwert, der sich auf eine absolute
Anzahl von Fehlern Zf bezieht. Beispielhaft ist ein Verlauf für einen Fehleranteil
respektive eine Fehlerrate von 2% bezüglich Ze gezeigt. Zu Beginn der Produktion werden
die Zähler für Ze und Zf genullt. Der Schwellwert 11 wird proportional zu Ze nachgeführt.
Solange sich der Fehlerzähler Zf unterhalb der Schwelle 11 befindet, werden gemäss
der zweiten Betriebsart Kollektionen 20 mit fehlerhaften Einzelprodukten 10 nicht
ausgeschleust. Sobald Zf die Schwelle 11 überschreitet, werden gemäss der dritten
Betriebsart solche Kollektionen 20 ausgeschleust. Mit ansteigendem Ze wird Zf wieder
unter die Schwelle geraten und wird in die zweite Betriebsart zurück gewechselt. Dieses
Umschalten zwischen der zweiten und dritten Betriebsart kann während der Produktion
mehrmals geschehen.
[0045] Bei diesem Verlauf des absoluten Schwellwerts 11 proportional zum Einzelproduktzähler
Ze kann geschehen, dass der zulässige Fehleranteil nicht ausgeschöpft wird, da Fehler
erfahrungsgemäss zu Beginn der Produktion gehäuft auftreten. Da die Schwelle 11 zu
Beginn niedrig ist, werden diese Fehler ausgeschleust. Bei der verbleibenden Produktion
und bei gut laufender Maschine bleibt der Fehlerzähler u.U. immer weiter unter der
Schwelle 11 zurück. Die Nettoleistung über die gesamte Produktion ist also - zugunsten
einer Vermeidung eines Übermasses von Fehlern zu Beginn der Produktion - nicht maximal.
[0046] In einer anderen Variante der Erfindung gemäss Figur 3 wird die Schwelle proportional
zum Auftragszähler Za anstelle des Einzelproduktzählers Ze definiert. Wenn Fehler
für das Einzelprodukt 10 durchschnittlich hoch sind, verteilen sich die Fehler gleichmässig
auf den ganzen Auftrag. Wenn die Fehlerzahl zu Beginn gering ist, baut sich gegen
Produktionsende ein grosser zulässiger "Fehlervorrat" auf, der u.U. in einem Stück
ausgenutzt werden kann.
[0047] Figur 4 veranschaulicht die Fehleranalyse für eine während der Produktion konstant verlaufende
Schwelle. Der absolute Schwellwert 11 ist eine für den gesamten Produktionslauf respektive
Auftrag maximal zulässige Anzahl tolerierten fehlerhaften Kollektionen. In der zweiten
Betriebsart wird begonnen und wird der Fehlerzähler Zf nachgeführt. Beim Überschreiten
der konstanten Schwelle 11 wird in die dritte Betriebsart umgeschaltet und diese dritte
Betriebsart für den Rest der Produktion beibehalten. Alternativ kann auch beim Überschreiten
dieser oder einer weiteren Schwelle die Produktion unterbrochen werden, wonach die
Maschinen nachgestellt werden und dann neu mit der Produktion begonnen wird.
[0048] Zu Beginn der Produktion steht damit die gesamte Menge von zulässigen Fehlern zur
Verfügung. Damit können sich Fehler zu Beginn häufen. Der Fehlervorrat kann zu Beginn
der Produktion ausgeschöpft werden. Dadurch wird zu Beginn auch eine höhere Produktionsleistung
erreicht, verglichen mit einer der Varianten gemäss Figur 3. Dafür sind die Fehler
unregelmässig über die Produktion verteilt. Ob diese Eigenschaften insgesamt vorteilhaft
oder nachteilig sind, hängt von der Charakteristiken des Produktes ab.
[0049] Der absolute Schwellwert 11 kann durch eine Benutzervorgabe als absolute Vorgabe
für den Fehlerzähler Zf vorgegeben werden. Der absolute Schwellwert 11 kann aber auch
aus einer Benutzervorgabe für einen maximalen Fehleranteil automatisch berechnet werden.
Beispielsweise kann eine Prozentangabe bezüglich der Auftragsgrösse vorgegeben werden,
oder eine Prozentangabe bezüglich einer Anzahl von Exemplaren des Einzelprodukts 10,
die während eines Teiles eines Produktionslaufes geliefert werden müssen.
[0050] Figur 5 veranschaulicht die Fehleranalyse für eine während der Produktion konstant verlaufende
Schwelle mit periodischer Rücksetzung der absoluten Fehlerzahl Zf respektive des entsprechenden
Zählers auf Null. Ein Auftrag wird als aus mehreren Abschnitten mit jeweils einer
Teilexemplarzahl bestehend betrachtet, und jedem Abschnitt wird eine maximale Fehlerzahl
zugeordnet. Daraus ergibt sich ein stufenweiser Verlauf des absoluten Schwellwerts
11. Zu Beginn jedes Abschnittes wird der Fehlerzähler Zf genullt und zur zweiten Betriebsart
gewechselt, falls diese nicht bereits aktiviert ist. Überschreitet der Fehlerzähler
Zf den absoluten Schwellwert 11, wird für den Rest des Abschnitts zur dritten Betriebsart
gewechselt. Dadurch ist in jedem Abschnitt die Anzahl Fehler auf die entsprechende
vorgegebene maximale Fehlerzahl begrenzt.
[0051] Die maximale Fehlerzahl kann somit über die verschiedenen Abschnitte eines Auftrags
selektiv vorgegeben werden. Sie kann für alle Abschnitte dieselbe sein (Figur 5a),
oder sie kann monoton abfallen (Figur 5b), oder aber auch frei variiert sein (Figur
5c). Die Variante gemäss Figur 5b erlaubt einen höheren, aber kontrollierten Fehleranteil
zur Beginn der Produktion. Die Variante gemäss Figur 5c erlaubt, einzelne Abschnittfolgen
mit jeweils angepasster Qualität zu produzieren. Dies ist beispielsweise zweckmässig,
wenn bei einer der Zuführeinrichtungen 7 ein Produktwechsel während eines Produktionslaufs
stattfindet.
[0052] Figur 6 illustriert eine weitere bevorzugte Variante der Erfindung, in welcher ein Fehleranteil
als relativer Schwellwert 12 oder Schwellwert für die Fehlerrate in Abhängigkeit des
Wertes des Einzelproduktzählers Ze oder des Auftragszählers Za vorgegeben ist. Der
relative Schwellwert 12 wird, analog zu den bisher beschriebenen Ausführungsformen
der Erfindung, mit einer relativen Fehlerzahl 13 verglichen, wodurch die Umschaltung
zwischen der zweiten und dritten Betriebsart gesteuert wird. Die relative Fehlerzahl
13 wird beispielsweise als Fehleranteil respektive Fehlerrate in einem schrittweise
verschobenen Ausschnitt der Produktion berechnet, also im Sinne eines "moving average"
oder Tiefpassfilters. Diese Variante entspricht einer quasikontinuierlichen Umsetzung
der bezüglich Figur 5 beschriebenen Variante. Analog kann der vorgegebene relative
Schwellwert 12 konstant sein, monoton abfallen, oder im Wechsel ab- und zunehmen.
[0053] Figur 7 zeigt ein Beispiel für eine graphische Ausgabe von charakteristischen Werten der
Steuerung. In einem Balkendiagramm oder einem äquivalenten Diagramm werden zu jeder
der Zuführeinrichtungen 7 die Anzahl Fehler Zf, eine für die ganze Produktion zulässige
maximale Fehlerzahl Zfmax und der Fortschritt des Einzelproduktzählers Ze oder des
Auftragszählers Za relativ zur vorgegebenen Anzahl von Einzelprodukten Zemax respektive
des Auftrags Zamax angezeigt. In der Figur ist schematisch eine beispielhafte Anzeige
für zwei mit A und B bezeichnete von mehreren Zuführeinrichtungen 7 gezeigt.
[0054] Eine graphische Anzeige kann auch Darstellungen gemäss einer oder mehreren von den
Figuren 3 bis 6 aufweisen. Dabei wird während eines Produktionslaufes vorzugsweise
der Schwellwertverlauf 11,12 über die Produktion hinweg dargestellt, und die Darstellung
der tatsächliche Fehleranzahl Zf oder der Fehlerrate 13 wird kontinuierlich nachgeführt.
Der Schwellwert für die Fehlerrate kann auch mit einer lernfähigen oder einer adaptiven
Regelung aufgrund von gemessenen oder geschätzten Maschinenparametern nachgeführt
werden.
[0055] Einer Benutzerschnittstelle zur Eingabe von Steuerparametern für das erfinderische
Verfahren erlaubt zu jedem Einzelprodukt eine Eingabe der Überwachungsstufe und, für
die zweite Überwachungsstufe, eine Eingabe des zulässigen maximalen Fehleranteils.
Dieser Fehleranteil kann entweder als absolute Anzahl, oder als Relativwert, beispielsweise
in Prozent, bezüglich der Anzahl Einzelprodukte oder bezüglich des Gesamtauftrags
angegeben werden.
[0056] Eine erfindungsgemässe Steuereinrichtung entsteht durch Implementation des erfindungsgemässen
Verfahrens auf einem wie auch immer strukturierten Leitsystemen. In einer bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung ist die Steuereinheit 9 intern derart strukturiert und
auch räumlich verteilt, dass
- die Zuführeinrichtungen 7 durch einen gemeinsamen Steuerrechner 95 mit einer eigenen
Benutzerschnittstelle, und die
- Sammelstrecke 4 mit der Ausschleusung 5 durch einen weiteren Steuerrechner 96 überwacht
und gesteuert werden. Beispielsweise wird an der Benutzerschnittstelle der Zuführeinrichtungen
7 jeweils definiert, welches der Einzelprodukte 10 welcher Zuführeinrichtung 7 oder,
bei Split/Backup-Betrieb mehreren Zuführeinrichtungen 7 zugeordnet ist, und werden
die jeweiligen Steuerparameter eingegeben. Die Fehlerüberwachung und Betriebsartumschaltung
wird durch den gemeinsamen Rechner 95 der Zuführeinrichtungen 7 vorgenommen. Steuerbefehle
bezüglich eines unvollständigen Produkts respektive zur Aktivierung der Ausschleusung
7 werden über einen Kommunikationsbus dem Steuerrechner 96 für die Sammelstrecke 4
übermittelt.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0057]
- 1
- Vorrichtung zum Zusammentragen
- 2
- Zulieferung eines Hauptproduktes
- 3
- weitere Verarbeitung
- 4
- Sammelmittel
- 5
- Ausschleusung
- 6
- gesonderte Verarbeitung
- 7.1, ..., 7.5
- Zuführeinrichtung, Anleger mit Beschickung
- 8.1, ..., 8.5
- Fehlererfassung
- 9
- Steuereinheit
- 91
- Kommunikationsverbindung
- 92
- Ansteuerung der Ausschleusung
- 93
- Ansteuerung von Zuführeinrichtungen
- 94
- graphische Benutzerschnittstelle
- 95
- gemeinsamer Steuerrechner der Zuführeinrichtungen
- 96
- Steuerrechner für die Sammelstrecke
- 10.0, .. , 10.5
- Einzelprodukte
- 11
- absoluter Schwellwert
- 12
- relativer Schwellwert
- 13
- relative Fehlerzahl
- 20
- Kollektion
1. Verfahren zur Steuerung einer Vorrichtung zum Zusammentragen (1) von flexiblen Einzelprodukten
(10; 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5), insbesondere Druckereierzeugnissen, bei welchem
Zusammentragen aus zugeführten Strömen je eines Einzelprodukttyps ein Strom von Kollektionen
(20) gebildet und einer weiteren Verarbeitung (3) zugeführt wird, wobei eine Kollektion
(20) jeweils aus einer vorgegebenen Menge von Einzelprodukten (10; 10.1, 10.2, 10.3,
10.4, 10.5) besteht,
dadurch gekennzeichnet, dass fehlerhafte Kollektionen (20) bedingt wie fehlerfreie Kollektionen (20) behandelt
werden.
2. Verfahren gemäss Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass,
• solange ein Anteil der fehlerhaften Kollektionen ein bestimmtes Referenz-Mass nicht
überschreitet, die fehlerhaften Kollektionen (20) als fehlerfreie Kollektionen betrachtet
und wie fehlerfreie Kollektionen behandelt werden,
• und sobald der Anteil der fehlerhaften Kollektionen (20) das bestimmte Referenz-Mass
überschreitet, eine Fehlerbehandlung stattfindet.
3. Verfahren gemäss Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Fehlerbehandlung mindestens eines umfasst von Markieren oder Ausschleusen (5)
oder Ergänzen fehlerhafter Kollektionen, oder Zurückführung fehlerhafter Kollektionen
in der Vorrichtung zum Zusammentragen (1).
4. Verfahren gemäss Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren eine wiederholte Ausführung der folgenden Schritte beinhaltet:
• Vorgeben von mindestens einem Referenz-Mass bezüglich Zuführungsfehler in einer
Kollektion;
• Erfassen, ob eine Kollektion (20) mindestens einen Zuführungsfehler aufweist, und
daraus Berechnen von mindestens einem Ist-Fehlermass zur Beschreibung eines Anteils
fehlerhafter Kollektionen; und
• wenn das mindestens eine Ist-Fehlermass ein zugeordnetes Referenz-Mass nicht übersteigt,
Behandlung von fehlerhaften Kollektionen (20) wie fehlerfreie Kollektionen (20); oder
• wenn das mindestens eine Ist-Fehlermass das zugeordnete Referenz-Mass übersteigt,
Durchführung der Fehlerbehandlung für fehlerhafte Kollektionen (20).
5. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil der fehlerhaften Kollektionen jeweils für einen bestimmten Einzelprodukttyp
entsprechend einer Anzahl der als fehlerfrei betrachteten Kollektionen mit einem Zuführungsfehler bezüglich dieses Einzelprodukttyps, bezogen auf eine Anzahl
der als fehlerfrei betrachteten Kollektionen ohne einen Zuführungsfehler bezüglich dieses Einzelprodukttyps berechnet wird.
6. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil der fehlerhaften Kollektionen jeweils für einen bestimmten Einzelprodukttyp
entsprechend einer Anzahl der als fehlerfrei betrachteten Kollektionen mit einem Zuführungsfehler
bezüglich dieses Einzelprodukttyps, bezogen auf eine gesamte Anzahl der als fehlerfrei
betrachteten Kollektionen berechnet wird.
7. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil der fehlerhaften Kollektionen jeweils für einen bestimmten Einzelprodukttyp
einer Anzahl der als fehlerfrei betrachteten Kollektionen mit einem Zuführungsfehler
bezüglich dieses Einzelprodukttyps ist.
8. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl Zuführungsfehler nur innerhalb eines Ausschnittes eines Produktionsauftrags
gezählt wird.
9. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil der fehlerhaften Kollektionen jeweils aus einer Anzahl von Kollektionen
bestimmt wird, welche eine vorgegebene Kombination von zwei oder mehr Zuführungsfehlem
aufweisen.
10. Verfahren gemäss einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Warnmeldung erzeugt wird und/oder die Produktion unterbrochen wird, falls eine
Fehlercharakteristik bezüglich eines bestimmten Einzelprodukttyps (10; 10.1, 10.2,
10.3, 10.4, 10.5) eine vorgegebene Bedingung erfüllt.
11. Computerprogrammsystem zur Steuerung einer Vorrichtung zum Zusammentragen (1) von flexiblen Einzelprodukten
(10; 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5), aufweisend ein oder mehrere Computerprogramme,
welche auf einer oder mehreren Datenverarbeitungseinheiten ladbar und ausführbar sind,
und welche bei der Ausführung das Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 10 ausführen.
12. Datenträger, enthaltend ein Computerprogramm des Computerprogrammsystems gemäss Anspruch 11.
13. Steuereinrichtung (9) zur Steuerung einer Vorrichtung zum Zusammentragen (1) von flexiblen Einzelprodukten
(10; 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5), in welcher Vorrichtung aus zugeführten Strömen
je eines Einzelprodukttyps ein Strom von Kollektionen (20) bildbar und einer weiteren
Verarbeitung (3) zuführbar ist, wobei eine Kollektion (20) jeweils aus einer vorgegebenen
Menge der Einzelprodukte (10; 10.1, 10.2, 10.3, 10.4, 10.5) besteht, wobei die Steuereinrichtung
(9) Mittel zur Ausführung des Verfahrens gemäss einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 10 aufweist.