[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Einrichtung sowie ein Verfahren zur Reduktion
von Schwingungen an einer an Schienen geführten Aufzugskabine.
[0002] Während der Fahrt einer Aufzugskabine in einem Aufzugsschacht können unterschiedliche
Kräfte auf den Kabinenkörper bzw. einen den Kabinenkörper haltenden Kabinenrahmen
einwirken und das System zu Schwingungen anregen. Ursache für die Schwingungen sind
insbesondere Unebenheiten in den Führungsschienen sowie durch den Fahrtwind hervorgerufene
Kräfte, welche die Kabine dazu veranlassen können, in horizontaler Richtung oder um
eine der beiden Horizontalachsen bzw. um die Vertikalachse leicht zu schwingen. Auch
seitliche Zugkräfte, die durch die Zugseile übertragen werden, oder plötzliche Lagerveränderungen
der Last während der Fahrt können Ursache von Querschwingungen sein.
[0003] Um den Fahrkomfort für den Aufzug benutzende Personen und auch die Sicherheit des
Systems zu erhöhen, werden Regelsysteme verwendet, welche versuchen, den auf die Aufzugskabine
wirkenden Kräften entgegenzuwirken. Aus der EP 0 731 051 B1 der Anmelderin ist beispielsweise
ein System bekannt, welches mehrere zwischen zwei Endstellungen bewegbar mit der Aufzugskabine
verbundene Führungselemente aufweist, wobei quer zur Fahrtrichtung auftretende Schwingungen
von mehreren an der Kabine angebrachten Sensoren erfasst und zur Steuerung mehrerer
Aktuatoren verwendet werden, die zwischen der Kabine und den Führungselementen angeordnet
sind. Die Aktuatoren werden dabei mit Hilfe einer Regeleinrichtung derart angesteuert,
dass sie entgegengesetzt zu den auftretenden Kräften arbeiten und damit Schwingungen
möglichst effektiv unterdrücken.
[0004] Eine typische Eigenschaft dieser Verfahren zur aktiven Dämpfung von Vibrationen in
Aufzugskabinen ist, dass der Reglerausgang oder das Stellsignal für die elektrischen
Aktuatoren begrenzt werden muss, da andernfalls die Gefahr der thermischen Überhitzung
besteht. In der Veröffentlichung "Thermal Protection of Electromagnetic Actuators"
von E. Cortona wird ein Verfahren beschrieben, bei dem die oben erwähnte Begrenzung
des Stellsignals variabel und von der Temperatur der Aktuatoren abhängig gestaltet
wird. Hierdurch wird sichergestellt, dass die Aktuatoren nicht aufgrund einer zu hohen
thermischen Belastung beschädigt werden.
[0005] Eine weitere typische Eigenschaft der oben erwähnten Verfahren zur aktiven Schwingungsdämpfung
besteht ferner darin, dass der die Position der Aufzugskabine regelnde Positionsregler
ein vorwiegend integrierendes Verhalten hat. Dies hat zur Folge, dass bei konstanter
Regelabweichung das Ausgangssignal des Reglers mit der Zeit immer größer wird. Wird
nun das oben erwähnte Verfahren der Begrenzung des Stellsignals eingesetzt, so kann
der Effekt auftreten, dass das Ausgangssignal des Positionsreglers immer größer wird,
solange noch eine verhältnismäßig große Regelabweichung besteht. Wird dann die Regelabweichung
jedoch wieder kleiner, dauert es zu lange bis das Stellsignal wieder den gewünschten
Wert erreicht hat.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt dementsprechend die Aufgabe zugrunde, die vorliegend
genannten Nachteile zu vermeiden. Insbesondere soll erreicht werden, dass der Regler
nach Erreichen der Begrenzung des Stellsignals schnell wieder richtig anspricht, sobald
der Positionsfehler wieder kleiner wird.
[0007] Die Aufgabe wird durch eine Einrichtung zur Reduktion von Schwingungen einer an Schienen
geführten Aufzugskabine gemäß Anspruch 1 bzw. durch ein Verfahren gemäß Anspruch 8
gelöst.
[0008] Die erfindungsgemäße Lösung besteht darin, die Differenz zwischen dem Ausgangssignal
des Reglers und dem limitierten, also dem tatsächlich an die Aktuatoren weitergeleiteten
Signal als zusätzliches Eingangssignal zu dem Regler zurückzuführen, wobei der Regler
derart ausgeführt ist, dass die zurückgeführte Differenz möglichst gering bleibt.
[0009] Die erfindungsgemäße Maßnahme, die auch als Anti-Reset Windup (ARW) bezeichnet wird,
ermöglicht es, die nach außen nicht sichtbaren Zustandsgrößen des Reglers so zu verändern,
dass die angesprochene Differenz zwischen dem tatsächlichen Ausgangssignal des Reglers
und dem an die Aktuatoren weitergeleiteten limitierten Ausgangssignal möglichst gering
bleibt. Hierdurch ist sichergestellt, dass der Regler sehr schnell wieder auf Veränderungen
des Systems anspricht, insbesondere in solchen Situationen, in denen der Positionsfehler
wieder abnimmt.
[0010] Gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung enthält der
Rückführungszweig, über den das Differenzsignal zu dem Regler zurückgeführt wird,
einen Zeitverzögerungsblock, der das Differenzsignal zeitverzögert an den Regler übermittelt.
Hierdurch ist sichergestellt, dass in dem Regelsystem keine geschlossene algebraische
Schlaufe entsteht. Vorzugsweise arbeitet die Regeleinrichtung zeitdiskret, wobei der
Zeitverzögerungsblock das Differenzsignal dann um eine Abtastperiode zeitverzögert
zurück an den Regler übermittelt.
[0011] Der Maximalwert, auf den die Begrenzungseinheit das von dem Regler ausgegebene Ausgangssignal
limitiert, kann wiederum temperaturabhängig geschalten werden, wobei die Einrichtung
hierzu einen Temperatursensor aufweist, der die Temperatur der Aktuatoren erfasst
oder ein mathematisches Modell, das die Temperatur aufgrund der Ströme, der Umgebungstemperatur
und des Dissipationsverhaltens der Aktuatoren, berechnet.
[0012] Die Regeleinrichtung ist vorzugsweise zweiteilig ausgestaltet und weist zum einen
einen Positionsregler, welcher die Aktuatoren derart ansteuert, dass die Führungselemente
gegenüber den Schienen eine vorgegebene Position einnehmen, sowie einen Beschleunigungsregler,
welcher die Aktuatoren derart ansteuert, dass an der Aufzugskabine auftretende Schwingungen
unterdrückt werden, auf. Die Signale des Positionsreglers und des Beschleunigungsreglers
werden hierbei addiert und dann als Summe den Aktuatoren zugeführt. Erfindungsgemäß
ist bei diesem Ausführungsbeispiel die oben erwähnte Begrenzungseinheit mit dem Rückführungszweig
lediglich für den Positionsregler vorgesehen.
[0013] Durch die erfindungsgemäße Maßnahme kann das Regelverhalten des Systems zur Schwingungsdämpfung
deutlich optimiert werden, wobei nach wie vor sichergestellt ist, dass die Aktuatoren
nicht überhitzen. Die Betriebssicherheit des Systems bleibt daher unverändert gewährleistet.
[0014] Nachfolgend soll die Erfindung anhand der beiliegenden Zeichnungen näher erläutert
werden. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung einer an Schienen geführten Aufzugskabine, bei der das
erfindungsgemäße Regelungssystem zum Einsatz kommt;
- Figur 2
- das Signalflussschema eines Systems zur aktiven Schwingungsdämpfung mit einem Positions-
und einem Beschleunigungsregler; und
- Figur 3
- das Signalflussschema der erfindungsgemäß ausgestalteten Regeleinrichtung.
[0015] Bevor die erfindungsgemäße Regeleinrichtung anhand der Figuren 2 und 3 erläutert
wird, soll zunächst anhand von Figur 1 die Realisierung eines Gesamtsystems zur aktiven
Dämpfung von Vibrationen einer Aufzugskabine besprochen werden.
[0016] Die in Figur 1 dargestellte und allgemein mit dem Bezugszeichen 1 versehene Kabine
ist dabei in einen Kabinenkörper 2 sowie einen Kabinenrahmen 3 unterteilt. Der Kabinenkörper
2 ist in dem Rahmen 3 mit Hilfe mehrerer Gummifedern 4 gelagert, die zur Isolation
von Körperschall vorgesehen sind. Diese Gummifedern 4 sind verhältnismäßig steif ausgelegt,
um das Auftreten niederfrequenter Schwingungen zu unterdrücken.
[0017] Die Kabine 1 wird mit Hilfe von vier Rollenführungen 5 an den beiden Führungsschienen
15 geführt, die in einem (nicht gezeigten) Aufzugsschacht angeordnet sind. Die vier
Rollenführungen 5 sind üblicherweise identisch aufgebaut und seitlich unten und oben
an dem Kabinenrahmen 3 angebracht. Sie weisen jeweils einen Ständer auf, an dem jeweils
drei Führungsrollen 6 gelagert sind, zwei seitliche und eine mittlere Rolle. Die Führungsrollen
6 sind dabei jeweils mit Hilfe eines Hebels 7 beweglich gelagert und werden über eine
Feder 8 auf die Führungsschienen 15 gedrückt. Die Hebel 7 der beiden seitlichen Führungsrollen
6 sind ferner über eine Zugstange 9 miteinander verbunden, so dass sie sich synchron
miteinander bewegen.
[0018] Pro Rollenführung 5 sind zwei elektrische Aktuatoren 10 vorgesehen, die jeweils eine
Kraft auf die Hebel 7 ausüben, die parallel zu den zugehörigen Federn 8 wirkt. Ein
erster Aktuator 10 bewegt dabei den mittleren Hebel 7 mit der zugehörigen mittleren
Führungsrolle 6, während hingegen der zweite Aktuator 10 die beiden seitlichen Hebel
7 mit den zugehörigen seitlichen Führungsrollen 6 bewegt. Über die Aktuatoren 10 wird
somit die Stellung der Hebel 7 bzw. der Rollen 6 und damit die Position der Aufzugskabine
1 bezüglich der Führungsschienen 15 beeinflusst.
[0019] Die Kabinenschwingungen oder Vibrationen, die von der Einrichtung gemäß der vorliegenden
Erfindung zu dämpfen sind, treten in den folgenden fünf Freiheitsgraden auf:
- Verschiebungen in X-Richtung
- Verschiebungen in Y-Richtung
- Drehungen um die X-Achse
- Drehungen um die Y-Achse
- Drehungen um die Z-Achse
[0020] Die verschiedenen Verschiebungen bzw. Drehungen in den fünf Freiheitsgraden sind
dabei jeweils auf eine unterschiedliche Lagerung der Aufzugskabine 1 an den vier Rollenführungen
5 in X- und/oder in Y-Richtung zurückzuführen.
[0021] Um Schwingungen der Kabine 1 in allen fünf oben genannten Freiheitsgraden erfassen
zu können, sind pro Rollenführung 5 zunächst zwei Positionssensoren 11 vorgesehen,
ein erster Sensor zur Erfassung der Lage des mittleren Hebels 7 mit der zugehörigen
Führungsrolle 6 und ein zweiter Sensor zum Erfassen der Lage der beiden seitlichen
Hebel 7 mit den zugehörigen seitlichen Führungsrollen 6. Darüber hinaus ist jede Rollenführung
5 mit zwei horizontal ausgerichteten Beschleunigungssensoren 12 ausgestattet, von
denen einer Beschleunigungen in Verschiebungsrichtung der mittleren Führungsrolle
6 und der zweite Beschleunigungen senkrecht dazu in Verschiebungsrichtung der beiden
seitlichen Führungsrollen 6 erfasst. Die Messsignale der Sensoren 11 und 12 geben
Auskunft über die aktuelle Lage der Aufzugskabine 1 in Bezug auf die beiden Führungsschienen
15 und informieren ferner darüber, ob der Kabinenkörper 1 aktuellen Beschleunigungen
ausgesetzt ist, die zu Schwingungen führen können.
[0022] An einer der Rollenführungen 5 (hier an der rechten oberen Rollenführung) ist ferner
ein Drehbewegungssensor 13 vorgesehen, der den Drehwinkel einer ihm zugeordneten Führungsrolle
6 misst. Die über diesen Drehbewegungssensor 13 erhaltenen Messwerte geben Auskunft
über den Fahrweg der Kabine sowie über deren aktuelle Fahrgeschwindigkeit in vertikaler,
also in Z-Richtung. Ein auf der Decke des Kabinenkörpers 2 befestigtes Steuergerät
14 verarbeitet schließlich die von den Sensoren 11 und 12 übermittelten Signale und
steuert nach Auswertung der Sensorsignale mit Hilfe eines Leistungsteils die elektrischen
Aktuatoren 10 der vier Rollenführungen 5 an, um den Beschleunigungen und Vibrationen
in geeigneter Weise entgegenzuwirken.
[0023] Die Figuren 2 und 3 zeigen das Signalflussschema des erfindungsgemäßen Systems zur
aktiven Schwingungsdämpfung. Der grundsätzliche Aufbau gemäß Figur 2 entspricht dabei
im wesentlichen dem Verfahren, wie es auch in der EP 0 731 051 B1 zum Einsatz kommt.
Die dargestellten Signale sind dabei als Vektorsignale zu verstehen, welche mehrere
Signale gleicher Art umfassen. Die Regeleinrichtung ist als sogenannter MIMO (Multi-Input
Multi-Output) Regler ausgestaltet, der anhand von mehreren Eingangssignalen mehrere
Stellsignale für die an den Rollenführungen befindlichen Aktuatoren ermittelt.
[0024] Bei dem in Figur 1 dargestellten System wirken auf die Kabine 1 äußere Störungen
ein, welche sich aus indirekten Störkräften von den Schienen 15 sowie aus direkt an
der Kabine 1 angreifenden Störkräften 16 in Form von Kabinenlast, Seil- und Windkräften
zusammensetzen. Mit Hilfe der Positionssensoren 11 und der Beschleunigungssensoren
12 wird der aktuelle Zustand der Kabine ermittelt, wobei zunächst die von den Positionssensoren
11 gemessenen Positionen in einem Summationsblock 17 mit Referenzwerten verglichen
werden, welche eine Referenzstellung der Kabine 1 in Bezug auf die Schienen 15 wiedergeben.
Resultat der Summenbildung ist das Fehlersignal oder die Regelabweichung ep, welche
die Abweichungen der Positionen der Rollenführungen hinsichtlich der Referenzstellung
beschreibt. Im Summationsblock 18 hingegen werden die Beschleunigungswerte der Beschleunigungssensoren
12 negiert, d.h. von dem Ideal- bzw. Referenzwert 0 (keine Beschleunigungen) abgezogen,
wodurch das zweite Fehlersignal e
a erzeugt wird.
[0025] Die Regeleinrichtung 19 setzt sich wie bereits erwähnt aus zwei Reglern zusammen,
einem Positionsregler (K
p) 20 sowie einem Beschleunigungsregler (K
a) 21. Der Grund für die Verwendung zweier getrennter Regler besteht darin, dass ein
Ziel der Regeleinrichtung 19 darin besteht, Kabinenschwingungen im hohen Frequenzbereich
(zwischen 0,9 und 15 Hz, und vorzugsweise zwischen 0,9 und 5 Hz) zu unterdrücken,
ohne dass der geregelte Aufzug außerhalb dieses Frequenzbereiches sich schlechter
verhält als der ungeregelte. Auf der anderen Seite muss die Regeleinrichtung 19 dafür
sorgen, dass die Einstellung des Kabinenrahmens 3 bezüglich der Führungsschienen 15
so geregelt wird, dass jederzeit ein ausreichender Dämpfungsweg an den Rollen zur
Verfügung steht. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn die Kabine 1 asymmetrisch
beladen wird.
[0026] Für den ersten Regelungszweck ist eine Beschleunigungs- oder Geschwindigkeitsrückführung
mit Trägheitssensoren ausreichend, während hingegen für das zweite Regelungsziel eine
Positionsrückführung erforderlich ist. Beide Rückführungen haben zwei widersprüchliche
Ziele, welche durch die Verwendung der beiden getrennten Regler 20 und 21 verfolgt
werden. Wie in Figur 2 dargestellt ist, berücksichtigt der Positionsregler 20 ausschließlich
die Messwerte der Positionssensoren 11 und ist dementsprechend für die Aufrechterhaltung
der Führungsspiele der Kabine 1 verantwortlich. Der Beschleunigungsregler 21 hingegen
verarbeitet die Messwerte der Beschleunigungssensoren 12 und ist für die Unterdrückung
der Schwingungen erforderlich. Die Soll- bzw. Stellwerte beider Regler 20 und 21 werden
in dem Summationsblock 23 addiert und als ein gemeinsames Stellsignal den Aktuatoren
10 zugeführt.
[0027] Die Lösung zum Vermeiden des oben angesprochenen Konflikts zwischen den beiden Reglern
20 und 21 basiert auf dem Umstand, dass die für eine Schieflage der Kabine 1 verantwortlichen
Kräfte (eine nicht-symmetrische Beladung der Kabine, eine große seitliche Seilkraft
und dergleichen) sich wesentlich langsamer ändern als die anderen Störquellen, welche
die Kabinenschwingungen verursachen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Schienenunebenheiten
oder Luftstörkräfte. Die Verstärkungsänderungen im Frequenzbereich sind immer kontinuierlich,
das heißt: es gibt keine festen Grenzen. Bei einer bestimmten Frequenz haben beide
Regler 20 und 21 gleich viel Einfluss. Darüber wirkt der Beschleunigungsregler 21
stärker, darunter wirkt der Positionsregler 20 stärker.
[0028] Durch die Unterteilung der Regeleinrichtung 19 in einen Positions-Regelkreis sowie
einen Beschleunigungs-Regelkreis können somit beide oben angesprochenen Regelziele
verfolgt werden. Ein weiterer Vorteil der Unterteilung besteht ferner darin, dass
die Regler 20 und 21 keine Nicht-Linearitäten enthalten. Anderenfalls wäre eine Stabilitätsanalyse
und somit eine entsprechende Konfigurierung der beiden Regler nur schwer möglich.
[0029] Das Ausgangssignal F
P des Positionsreglers 20 wird jedoch im vorliegenden Fall zunächst noch einer Begrenzungseinheit
22 zugeführt, welche das Signal auf einen maximalen Betrag F
max limitiert. Das auf diese Weise erzeugte limitierte Ausgangssignal F
Pl, für das

gilt, wird schließlich in dem Block 23 mit dem Stellsignal F
a des Beschleunigungsreglers 21 addiert und dem bzw. den Aktuatoren 10 zugeführt.
[0030] Die Maximalgröße F
max der Begrenzungseinheit 22 ist von der thermischen Belastbarkeit der elektrischen
Aktuatoren 10 und damit von deren aktueller Temperatur T
act abhängig. Hierzu sind an den Aktuatoren (in Fig. 1 nicht dargestellte) Temperatursensoren
angebracht, welche ein entsprechendes Signal an die Regeleinheit 19 übermitteln, die
der Begrenzungseinheit 22 daraufhin den entsprechenden Maximalwert F
max(T
act) zuführt. Anstelle durch Messung kann die Temperatur T
act durch ein mathematisches Modell ermittelt werden. Dieses berücksichtigt die Ströme
an den Aktuatoren 10, die Umgebungstemperatur und das Dissipationsverhaltens der Aktuatoren
10.
[0031] Die in der bisherigen Weise durchgeführte Limitierung des Ausgangssignals des Positionsreglers
20 hat zur Folge, dass das von dem Regler 20 ermittelte "theoretisch optimale" Stellsignal
F
P immer weiter ansteigt, sofern über einen längeren Zeitraum hinweg Regelabweichungen
von der Optimalposition vorliegen. Der Grund hierfür liegt darin, dass der Positionsregler
20 ein vorwiegend integrierendes Verhalten aufweist. Die Folge hiervon wäre, dass
dann, wenn die Regelabweichung wieder abfällt, es zu lange dauert, bis das Ausgangssignal
F
P des Reglers 20 wieder den gewünschten Wert erreicht hat, bis also der Regler auf
die neue Situation reagieren kann. Um diese Problematik zu umgehen, ist erfindungsgemäß
eine Erweiterung des Regelkreises vorgesehen, die nunmehr anhand von Figur 3 diskutiert
werden soll. Dabei ist in Figur 3 ausschließlich die Regeleinrichtung 19 dargestellt,
da die weiteren Komponenten des in Figur 2 dargestellten Signalflussschemas unverändert
bleiben.
[0032] Die erfindungsgemäße Erweiterung besteht darin, dass nunmehr ein Rückführungszweig
vorgesehen ist, über den dem Positionsregler 20 ein weiteres Eingangssignal zugeführt
wird. Bei diesem weiteren Eingangssignal handelt es sich um die Differenz zwischen
dem Ausgangssignal F
P des Reglers 20 und dem von der Begrenzungseinheit 22 ausgegebenen limitierten Ausgangssignal
F
Pl. Beide Werte werden einem Summationsblock 24 zugeführt, der die Differenz e
Fk bildet. Das auf diese Weise ermittelte Fehlersignal wird dann einem Zeitverzögerungsblock
(z
-1) 25 zugeführt, der das Signal zeitverzögert - vorzugsweise um eine Abtastperiode
der zeitdiskret arbeitenden Regeleinrichtung 19 - als Eingangssignal e
Kk-1 zu dem Positionsregler 20 zurückführt. Die Zeitverzögerung dieses Fehlersignals ist
erforderlich, damit in dem Regelungs-System keine geschlossene algebraische Schlaufe
entsteht.
[0033] Der Positionsregler 20 erhält somit nunmehr neben dem Fehlersignal e
p hinsichtlich der Position der Kabine 1 auch noch ein weiteres Eingangssignal e
Fk-1 in Form des Differenzsignals zwischen dem Ausgangssignal F
P und dem limitierten Ausgangssignal F
Pl. Der Regler 20 ist dabei derart konzipiert, dass das Differenzsignal e
Fk möglichst klein bleibt. Das Ausgangssignal F
P des Positionsreglers 20 soll somit durch die Begrenzungseinheit 22 lediglich geringfügig
eingeschränkt werden. Hierdurch wird sichergestellt, dass für den Fall, dass das Positions-Fehlersignal
e
p nach einem vorübergehenden Zeitraum mit höheren Abweichungen wieder einen kleineren
Wert annimmt, der Regler möglichst umgehend auf die neue Situation reagieren kann.
Dies ist nunmehr möglich, da nicht mehr der Effekt auftreten kann, dass das Ausgangssignal
des Reglers 20 deutlich über den Maximalwert F
max der Begrenzungseinheit 22 hinausdriftet.
[0034] Die Implementierung des Rückführungszweigs in die Regeleinrichtung wird dadurch erreicht,
dass der Positionsregler 20 durch einen sogenannten Anti-Reset Windup (ARW) Algorithmus
erweitert wird. Dieser Algorithmus verändert die internen Zustandsgrößen x des Positionsreglers
20 derart, dass das Differenzsignal e
Fk in der gewünschten Weise möglichst klein bleibt. Die das lineare Verhalten des Positionsreglers
beschreibenden Gleichungen


werden hierzu mit einer sogenannten ARW-Matrix B
ARW erweitert, wodurch sich das folgende, das Verhalten des zu regelnden Systems beschreibende
Gleichungssystem ergibt:


[0035] Die Berechnung der ARW-Matrix erfolgt dann bei dem Entwurf des Reglers mit dem sogenannten
H∞-Verfahren. Dies ist ein - beispielsweise aus der Veröffentlichung "Robuste Regelung"
von Hans P. Geering, IMRT-Press, Institut für Mess- und Regeltechnik der Eidgenössische
Technische Hochschule Zürich - bekanntes Verfahren, mit dem ein Regler bei Kenntnis
des Verhaltens des zu regelnden Systems entworfen werden kann, wobei der Hauptvorteil
dieses Verfahrens darin besteht, dass es sich weitestgehend automatisieren läßt. Im
vorliegenden Fall mit dem erweiterten Regelkreis werden dann zusätzliche Informationen
verwendet, die ansonsten ungenutzt bleiben. Die Anwendung des H∞-Verfahrens und die
Berechnung der ARW-Matrix sind beispielsweise auch aus U. Christen: Engineering Aspects
of H∞ Control, Diss. ETH Nr. 11433 (1996) bekannt.
[0036] Anzumerken ist, dass bei der dargestellten Unterteilung der Regeleinrichtung in die
beiden Regelkreise die Limitierung und erfindungsgemäße Rückführung lediglich für
das Ausgangssignal des Positionsreglers durchgeführt wird, was wiederum mit dem integrierenden
Verhalten des Positionsreglers zusammenhängt. Der Beschleunigungsregler hingegen besitzt
- wie erwähnt - eher das Verhalten eines Bandpaßfilters. Da die von ihm zur beherrschenden
Vorgänge deutlich schneller sind als die von dem Positionsregler auszugleichenden
Positionsveränderungen der Kabine, besteht nicht die Gefahr, dass die Aktuatoren durch
die Stellsignale des Beschleunigungsreglers dauerhaft einseitig beansprucht werden
und somit die Gefahr einer Überhitzung besteht.
[0037] Durch die erfindungsgemäße Lösung ist somit sichergestellt, dass der Positionsregler
in gewünschter Weise schnell auf sich ändernde Verhältnisse reagieren kann. Insbesondere
erreicht der Regler mit Hilfe der erfindungsgemäßen Erweiterung auch für den Fall,
dass das Positionsfehlersignal für einen längeren Zeitraum einen höheren Wert annimmt,
schnell den gewünschten neuen Stellwert, sobald das Positionsfehlersignal wieder auf
einen niedrigeren Wert fällt. Gleichzeitig ist allerdings sichergestellt, dass das
Stellsignal des Reglers die vorgegebenen Maximalwerte nicht überschreitet und somit
die Aktuatoren nicht Gefahr laufen, aufgrund einer überhöhten thermischen Belastung
beschädigt zu werden.
1. Einrichtung zur Reduktion von Schwingungen einer an Schienen (15) geführten Aufzugskabine
(1), aufweisend:
- mehrere Führungselemente (5, 6, 7) zum Führen der Aufzugskabine (1) entlang der
Schienen (15),
- einen Sensor (11, 12) zum Erfassen von Positionsänderungen der Aufzugskabine (1)
und/oder von an der Aufzugskabine (1) auftretenden Beschleunigungen,
- einen zwischen der Aufzugskabine (1) und den Führungselementen (5, 6, 7) angeordneten
Aktuator (1) sowie
- eine Regeleinrichtung (19), welche auf Basis der von dem Sensor (11, 12) übermittelten
Werte den Aktuator (10) zur Veränderung der Lage der Kabine (1) gegenüber den Schienen
(15) ansteuert,
die Regeleinrichtung (19) weist
a) einen Regler (20), der auf Basis der von dem Sensor (11, 12) übermittelten Werte
ein Ausgangssignal zum Ansteuern des Aktuators (10) erzeugt, sowie
b) eine Begrenzungseinheit (22), welche das von dem Regler (20) ausgegebene Ausgangssignal
auf einen Maximalwert limitiert und auf diese Weise das von der Regeleinrichtung (19)
auszugebende Stellsignal erzeugt,
auf,
die Regeleinrichtung (19) ferner einen Rückführungszweig (24, 25) aufweist, über welchen
dem Regler (20) die Differenz zwischen dem Ausgangssignal des Reglers (20) und dem
von der Begrenzungseinheit (22) erzeugten limitierten Ausgangssignal als weiteres
Eingangssignal zugeführt wird,
der ist Regler (20) derart ausgeführt ist, dass die zurückgeführte Differenz möglichst
gering bleibt.
2. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Rückführungszweig einen Zeitverzögerungsblock (25) aufweist, welcher die Differenz
zwischen dem Ausgangssignal des Reglers (20) und dem von der Begrenzungseinheit (22)
erzeugten limitierten Ausgangssignal zeitverzögert an der Regler (20) zurück übermittelt.
3. Einrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (19) zeitdiskret arbeitet, wobei der Zeitverzögerungsblock (25)
das Differenzsignal um eine Abtastperiode zeitverzögert an den Regler (20) übermittelt.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Maximalwert, auf den die Begrenzungseinheit das von dem Regler (20) ausgegebene
Ausgangssignal limitiert, temperaturabhängig ist.
5. Einrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Maximalwert von der Temperatur des Aktuators (10) abhängt, wobei die Einrichtung
ferner mindestens einen die Temperatur des Aktuators (10) erfassenden Temperatursensor
aufweist, dessen Messignale der Begrenzungseinheit (22) zugeführt werden oder anstelle
einer Messung kann die Temperatur des Aktuators (10) durch ein mathematisches, thermisches
Modell ermittelt werden.
6. Einrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (19) aufweist:
• einen Positionsregler (20), welcher den Aktuator (10) in Abhängigkeit von Signalen
von an der Aufzugskabine (1) angeordneten Positionssensoren (11) derart ansteuert,
dass die Führungselemente (5, 6, 7) eine vorgegebene Position einnehmen, sowie
• einen Beschleunigungsregler (21), welcher den Aktuator (10) in Abhängigkeit von
Signalen von an der Aufzugskabine (1) angeordneten Beschleunigungssensoren (12) derart
ansteuert, dass an der Aufzugskabine (1) auftretenden Schwingungen unterdrückt werden,
wobei die Stellsignale des Positionsreglers (20) und des Beschleunigungsreglers (21)
addiert und dem Aktuator (10) als Summensignal zugeführt werden.
7. Einrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Begrenzungseinheit (22) und der Rückführungszweig (24, 25) lediglich zur Begrenzung
und Rückführung des von dem Positionsregler (20) ausgegebenen Ausgangssignal vorgesehen
sind.
8. Verfahren zur Reduktion von Schwingungen einer an Schienen (15) geführten Aufzugskabine
(1), wobei die Kabine aufweist:
- mehrere Führungselemente (5, 6, 7) zum Führen der Aufzugskabine (1) entlang der
Schienen (15),
- einen Sensor (11, 12) zum Erfassen von Positionsänderungen der Aufzugskabine (1)
und/oder von an der Aufzugskabine (1) auftretenden Beschleunigungen,
- einen zwischen der Aufzugskabine (1) und den Führungselementen (5, 6, 7) angeordneten
Aktuator (1), sowie
- eine Regeleinrichtung (19), welche auf Basis der von dem Sensor (11, 12) übermittelten
Werte den Aktuator (10) zur Veränderung der Lage der Kabine (1) gegenüber den Schienen
(15) ansteuert,
wobei das von einem in der Regeleinrichtung (19) vorgesehenen Regler (20) erzeugte
Ausgangssignal zum Ansteuern des Aktuators (10) auf einen Maximalwert limitiert und
auf diese Weise ein von der Regeleinrichtung (19) auszugebendes Stellsignal erzeugt
wird,
wobei die Differenz zwischen dem Ausgangssignal des Reglers (20) und dem limitierten
Ausgangssignal dem Regler (20) als zusätzliches Eingangssignal zugeführt wird, und
wobei der Regler (20) derart ausgeführt ist, dass die zurückgeführte Differenz möglichst
gering bleibt.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Rückführung der Differenz zwischen dem Ausgangssignal des Reglers (20) und dem
limitierten Ausgangssignal zeitverzögert erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (19) zeitdiskret arbeitet, wobei die Rückführung um eine Abtastperiode
zeitverzögert erfolgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Maximalwert, auf den das von dem Regler (20) ausgegebene Ausgangssignal limitiert
wird, temperaturabhängig ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Maximalwert von der Temperatur des Aktuators (10) abhängt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (19) aufweist
• einen Positionsregler (20), welcher den Aktuator (10) in Abhängigkeit von Signalen
von an der Aufzugskabine (1) angeordneten Positionssensoren (11) derart ansteuert,
dass die Führungselemente (5, 6, 7) eine vorgegebene Position einnehmen, sowie
• einen Beschleunigungsregler (21), welcher den Aktuator (10) in Abhängigkeit von
Signalen von an der Aufzugskabine (1) angeordneten Beschleunigungssensoren (12) derart
ansteuert, dass an der Aufzugskabine (1) auftretenden Schwingungen unterdrückt werden,
wobei die Stellsignale des Positionsreglers (20) und des Beschleunigungsreglers (21)
addiert und dem Aktuator (10) als Summensignal zugeführt werden.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass lediglich das Ausgangssignal des Positionsreglers (20) limitiert und zurückgeführt
wird.