Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft eine neuartige Verwendung eines Informationsnetzes, mit dem
Daten zwischen einzelnen Fahrzeugen in einer lokal begrenzten Umgebung übertragen
werden können.
[0002] Derartige Informationsnetze sind aktuell in der Entwicklung, um eine Kommunikation
bzw. einen Datenaustausch zwischen mobilen Stationen, insbesondere zwischen Fahrzeugen,
zu ermöglichen. Dabei sollten in erster Linie die einzelne Fahrzeuge betreffende Zustandsdaten,
wie z.B. die Fahrzeugposition und -geschwindigkeit, die Fahrtrichtung und die geplante
Fahrtroute, übertragen werden aber auch situationsbezogene Daten, wie z.B. das Auftreten
eines Staus oder die aktuelle Parkplatzsituation an bestimmten Standorten. Zudem wurde
vorgeschlagen, derartige Informationsnetze zur Übertragung von Notrufsignalen beispielsweise
im Falle eines Unfalls zu nutzen.
[0003] Die Verwicklung in einen Unfall ist in der Regel auf eigenes Fehlverhalten oder auf
das Fehlverhalten eines anderen Verkehrsteilnehmers zurückzuführen. Moderne Fahrerassistenzsysteme
versuchen, dieses Risiko durch gezielte Unterstützung des Fahrers zu reduzieren. In
diesem Zusammenhang wurde bereits vorgeschlagen, bestimmte Aspekte des Fahrerzustands,
wie z.B. dessen Müdigkeit, Aufmerksamkeit, Beanspruchung, Emotionen, etc. als kritische
Parameter bei der Aktivierung und sogar bei der funktionalen Ausgestaltung eines Fahrerassistenzsystems
zu berücksichtigen.
[0004] Damit kann dem Fahrer beispielsweise auch sein eigenes mangelhaftes Reaktionsvermögen
signalisiert werden. Derartige Fahrerassistenzsysteme können zwar das Risiko für ein
Fehlverhalten des Fahrers eines entsprechend ausgestatteten Fahrzeugs verringern,
wirken sich aber nicht auf das Fahrverhalten der übrigen Verkehrsteilnehmer aus.
Vorteile der Erfindung
[0005] Erfindungsgemäß ist erkannt worden, dass sich das Unfallrisiko wesentlich verringern
lässt, wenn das Fahrerassistenzsystem eines Fahrzeugs nicht nur über Zustandsdaten
des eigenen Fahrers verfügt, sondern auch Zustandsdaten der in der Umgebung befmdlichen
Fahrer berücksichtigen kann.
[0006] Deshalb wird mit der vorliegenden Erfindung vorgeschlagen, ein Informationsnetz,
mit dem Daten zwischen einzelnen Fahrzeugen in einer lokal begrenzten Umgebung übertragen
werden können, zum Austausch von Fahrerzustandsinformationen zu nutzen. Erfindungsgemäß
stellt ein solches Informationsnetz dann jedem Fahrzeug bzw. dessen Fahrer Informationen
über den Zustand der übrigen Fahrer in einem lokal begrenzten Bereich zur Verfügung.
Dadurch können potentielle Gefahrensituationen, die durch andere Fahrer bedingt werden,
schneller und besser erkannt werden.
[0007] In der Regel müssen die Fahrerzustandsinformationen, die auf unterschiedlichste Weise
und mit den unterschiedlichsten Mitteln gewonnen werden können, dazu senderseitig
aufbereitet werden. Einen weiteren Aspekt des erfindungsgemäßen Datenaustauschs bildet
die Versendung und die u.U. gezielte Verteilung von Fahrerzustandsinformationen an
andere Fahrzeuge. Schließlich müssen die übertragenen Daten auch empfängerseitig bereitgestellt
bzw. aufbereitet werden.
[0008] Der Fahrerzustand wird in der Regel durch mehrere Faktoren beeinflusst. So wird die
Aufmerksamkeit des Fahrers beispielsweise nicht nur durch Müdigkeit beeinträchtigt,
sondern auch wenn eine Beanspruchung durch weitere Fahrzeugsysteme, wie z.B. Telefon
und Navigationssystem, vorliegt. Deshalb werden in einer vorteilhaften Variante der
Erfindung Daten zu verschiedenen Aspekten des Fahrerzustands erfasst und auch ausgetauscht.
Die Aussagekraft der sich daraus ergebenden Zustandsbeschreibung kann durch eine Bündelung
der Informationen über einen defmierten Zeitraum, wie z.B. eine Mittelwertbildung
oder auch die Angabe des in diesem Zeitraum ermittelten Minimaloder Maximalwerts,
zusätzlich gesteigert werden. In diesem Zusammenhang erweist es sich als vorteilhaft,
die gewonnenen Informationen zu den einzelnen Aspekten des Fahrerzustands senderseitig
in ein einheitliches Datenformat zu transformieren.
[0009] In einer besonders vorteilhaften Variante der Erfindung werden die Fahrerzustandsinformationen
mit weiteren Informationen über das Fahrzeug verbunden und zusammen mit diesen Fahrzeuginformationen
über das Informationsnetz übertragen. Diese Fahrzeuginformationen können dann in vorteilhafter
Weise ebenfalls vom Fahrerassistenzsystem ausgewertet werden, um Gefahrensituationen
frühzeitig zu erkennen. So können beispielsweise zusammen mit den Fahrerzustandsinformationen
Informationen über die aktuelle Position und Geschwindigkeit des Fahrzeugs, über die
Fahrtrichtung und/oder die geplante Fahrzeugroute übermittelt werden. Anhand dieser
Informationen, die beispielsweise mit Hilfe eines Navigationssystems ermittelbar sind,
kann das Fahrerassistenzsystem eines empfangenden Fahrzeugs relativ zuverlässig abschätzen,
ob eine Begegnung mit dem sendenden Fahrzeug bevorsteht und demzufolge das Fahrverhalten
des Fahrers des sendenden Fahrzeugs zu berücksichtigen ist.
[0010] Umgekehrt können anhand der von den einzelnen Fahrzeugen ausgesandten Fahrzeuginformationen
auch die relevanten Empfängerfahrzeuge für ein sendendes Fahrzeug bestimmt werden,
z.B. entgegenkommende Fahrzeuge und Fahrzeuge auf gleicher Fahrspur, mit gleicher
Fahrtrichtung, etc.. In einer besonders vorteilhaften Variante der Erfindung werden
die Fahrerzustandsinformationen dann auch nur diesen Empfängerfahrzeugen zur Verfügung
gestellt. Eine angemessene Verteilung bzw. Versendung der Fahrerzustandsinformationen
kann beispielsweise durch Begrenzung der Reichweite bzw. Leistung der Informationsübertragung
gewährleistet werden, so dass nur Empfänger in der unmittelbaren Nähe des Senders
die gesendeten Informationen empfangen können. Auf der Basis dieser Fahrzeugdaten
können die für ein sendendes Fahrzeug relevanten Empfängerfahrzeuge bestimmt werden.
[0011] Die Fahrerzustandsinformationen können direkt zwischen den Fahrzeugen ausgetauscht
werden. Alternativ dazu kann die Informationsübertragung auch über eine Relais-Serverstation
erfolgen. Dies erweist sich insbesondere dann als vorteilhaft, wenn die Fahrerzustandsinformationen
gezielt nur an als relevant bestimmte Empfängerfahrzeuge verteilt werden soll. Die
Relais-Serverstation wertet die von den einzelnen Fahrzeugen permanent oder zeitlich
getaktet ausgesandten Informationen über ihre Position, Geschwindigkeit, Fahrtrichtung,
etc. dann zentral aus und ermittelt so jeweils die Adressaten für die empfangenen
Fahrerzustandsinformationen. Beispielsweise durch eine geeignete Codierung können
diese Fahrerzustandsinformationen dann gezielt nur den relevanten Empfängerfahrzeugen
zur Verfügung gestellt werden.
[0012] Auch wenn die Fahrerzustandsinformationen nur ausgewählten, als relevant bestimmten
Empfängerfahrzeugen zur Verfügung gestellt werden, sollte empfängerseitig zunächst
geprüft werden, ob diese Informationen für das Empfängerfahrzeug in der aktuellen
Fahrsituation relevant sind. Dazu müssen die empfangenen Fahrerzustandsinformationen
empfängerseitig bereitgestellt werden, d. h. für das entsprechende System des Empfängerfahrzeugs
aufbereitet werden. Hierzu kann die Extraktion der Fahrerzustandsinformationen von
den sonstigen empfangenen Informationen gehören sowie die Transformation der empfangenen
Datenformate in die notwendigen Formate bezogen auf das eigene System. Erst dann können
die empfangenen Fahrerzustandsinformationen ausgewertet werden.
Zeichnung
[0013] Wie bereits voranstehend erörtert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Lehre
der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden.
Dazu wird einerseits auf die dem Patentanspruch 1 nachgeordneten Patentansprüche und
andererseits auf die nachfolgende Beschreibung eines Ausführungsbeispiels der Erfindung
anhand der Zeichnung verwiesen.
[0014] Die einzige Figur zeigt ein Blockdiagramm zur Veranschaulichung des Austausch von
Fahrerzustandsinformationen zwischen zwei Fahrzeugen in einer lokal begrenzten Umgebung.
Beschreibung des Ausführungsbeispiels
[0015] Jeder der beiden in der einzigen Figur dargestellten Blöcke 10 und 20 repräsentiert
ein Fahrzeug in einer lokal begrenzten Umgebung, wobei die Fahrzeuge 10 und 20 als
mobile Sende- und Empfangsstationen eines Informationsnetzes fungieren, mit dem Daten
zwischen den einzelnen Stationen übertragen werden können.
[0016] Das hier dargestellte Informationsnetz umfasst ferner eine Relais-Serverstation 30,
die in der Regel stationär angeordnet ist aber auch mobil sein kann.
[0017] Erfindungsgemäß wird das hier dargestellte Informationsnetz zum Austausch von Fahrerzustandsinformationen
genutzt. Das Blockdiagramm der einzigen Figur soll die dafür erforderlichen Maßnahmen
veranschaulichen.
[0018] In beiden Fahrzeugen 10 und 20 werden Informationen 1 zu verschiedenen Aspekten des
Fahrerzustands erfasst. Diese Erfassung von biometrischen Daten kann mit den unterschiedlichsten
technischen Mitteln erfolgen, wie z.B. durch Messung der Muskelaktivität oder des
Hautwiderstands des Fahrers. Bestimmte Aspekte des Fahrerzustands, wie z.B. seine
Beanspruchung, lassen sich auch aus bestimmten Fahrzeugdaten, wie z.B. der aktuellen
Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder der Aktivierung weitere Systeme im Fahrzeug, wie
der Telefonfreisprechanlage oder des Navigationssystems, ableiten.
[0019] Im hier erläuterten Ausführungsbeispiel werden diese Fahrerzustandsinformationen
durch zusätzliche fahrzeugbezogene Informationen 2 ergänzt. Dabei kann es sich um
die technischen Daten des Fahrzeugs handeln und auch um aktuell erfasste Fahrzeuginformationen,
wie z.B. die Fahrzeugposition und -geschwindigkeit.
[0020] Sowohl die Fahrerzustandsinformationen 1 als auch die zusätzlichen Informationen
2 werden einer Infortnationsaufbereitung 3 zugeführt, wo sie in ein einheitliches
Datenformat transformiert werden. Hier können auch verschiedene Aspekte des Fahrerzustands
über einen definierten Zeitraum zusammengefasst und ggf. klassifiziert werden.
[0021] Die so aufgearbeiteten Informationen können dann versendet werden, wozu die beiden
Fahrzeuge 10 und 20 mit einer entsprechenden Sendeeinrichtung 4 ausgestattet sind.
Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel werden die Informationen der beiden Fahrzeuge
10 und 20 direkt zu dem jeweils anderen Fahrzeug 20 und 10 übertragen, was durch die
Pfeile 11 und 21 angedeutet wird. Außerdem werden die Informationen der beiden Fahrzeuge
10 und 20 jeweils noch an die Relais-Serverstation 30 übertragen, was durch die Pfeile
12 und 22 veranschaulicht wird.
[0022] Die Relais-Serverstation verteilt die empfangenen Informationen dann an die jeweiligen
Adressaten, was mit Hilfe der Pfeile 31 und 32 dargestellt ist. Umfasst das Informationsnetz
mehr als nur zwei Fahrzeuge, d.h. befinden sich mehr als nur zwei Fahrzeuge in einem
lokal begrenzten Bereich, so können die relevanten Adressaten für die von einem Fahrzeug
ausgesandten Informationen anhand der von den übrigen Fahrzeugen ausgesandten Fahrzeuginformationen,
wie aktuelle Fahrzeugposition, - geschwindigkeit und -richtung bestimmt, werden. Die
Relais-Serverstation 30 kann dann die von einem Fahrzeug empfangenen Informationen
gezielt nur an bestimmte Fahrzeuge weiterleiten, beispielsweise nur an Fahrzeuge,
die sich auf derselben Fahrbahn befinden, wie das sendende Fahrzeug.
[0023] Die beiden Fahrzeuge 10 und 20 verfügen außerdem jeweils über eine Empfangseinrichtung
6 zum Empfang der von anderen Fahrzeugen ausgesandten Informationen. Die empfangenen
Informationen werden einer Informationsbearbeitung 7 zugeführt, wo sie beispielsweise
in ein für das System des empfangenden Fahrzeugs geeignetes Datenformat transformiert
werden können. Außerdem können hier die im System des empfangenden Fahrzeugs auswertbaren
Daten extrahiert und ausgewertet werden. Dabei werden auch die empfangenen Fahrerzustandsinformationen
ausgewertet. Das Ergebnis dieser Informationsbearbeitung 7 wird dann bei 8 bereitgestellt.
Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel werden die empfangenen Fahrerzustandsinformationen
mit den Informationen 1 über den Zustand des eigenen Fahrers verknüpft, was durch
die Pfeile 13 und 23 angedeutet ist.
[0024] Wie das voranstehend beschriebene Ausführungsbeispiel veranschaulicht, handelt es
sich bei der Erfindung um die generelle Aufarbeitung, Verteilung und Versendung sowie
den Empfang, die Bearbeitung und Bereitstellung von Informationen zu allen Ausprägungen
des Fahrerzustandes, so dass möglichst jedem Fahrzeug in einem lokal begrenzten Bereich
jederzeit Informationen zum Fahrerzustand der jeweils relevanten anderen Fahrzeuge
in diesem Bereich zur Verfügung stehen. Dadurch können potentielle, durch andere Fahrer
verursachte Gefahrensituationen schneller und besser erkannt werden. Die erfindungsgemäß
zur Verfügung gestellten Fahrerzustandsinformationen anderer Fahrzeuge können dazu
genutzt werden, den Fahrer des empfangenden Fahrzeugs explizit vor konkreten Gefahren
zu warnen. Beispielsweise kann ein Fahrer, der sich einer Kreuzung nähert, frühzeitig
vor einem Fahrzeug gewarnt werden, das sich ebenfalls dieser Kreuzung aus einer anderen
Richtung nähert, wenn dessen Fahrer besonders unaufmerksam ist. Die empfangenen Fahrerzustandsinformationen
können aber auch vom Fahrerassistenzsystem des empfangenden Fahrzeugs ausgewertet
werden, um beispielsweise die Müdigkeit des Fahrers des vorausfahrenden Fahrzeugs
beim automatischen Auslösen von Präventivmaßnahmen zu berücksichtigen. So könnte das
ACC hier beispielsweise automatisch eine größere Zeitlücke wählen.
1. Verwendung eines Informationsnetzes, mit dem Daten zwischen einzelnen Fahrzeugen (10,
20) in einer lokal begrenzten Umgebung übertragen werden können, zum Austausch von
Fahrerzustandsinformationen (1).
2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei Informationen (1) zu verschiedenen Aspekten des
Fahrerzustands ausgetauscht werden, insbesondere Informationen über die Müdigkeit,
die Beanspruchung und/oder die Aufmerksamkeit eines Fahrers, und diese Informationen
(1) zu verschiedenen Aspekten des Fahrerzustands über einen definierten Zeitraum gebündelt
werden, bevor sie über das Informationsnetz übertragen werden.
3. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Informationen (1) zu den einzelnen
Aspekten des Fahrerzustands in ein einheitliches Datenformat transformiert werden,
bevor sie über das Informationsnetz übertragen werden.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Fahrerzustandsinformationen
(1) zusammen mit Fahrzeuginformationen (2) über das Informationsnetz übertragen werden,
insbesondere mit technischen Daten des Fahrzeugs und/oder Informationen über die aktuelle
Position und Geschwindigkeit des Fahrzeugs, über die Fahrtrichtung und/oder die geplante
Fahrzeugroute.
5. Verwendung nach Anspruch 4, wobei anhand der von den einzelnen Fahrzeugen (10, 20)
ausgesandten Fahrzeuginformationen (2) einzelne Empfängerfahrzeuge (10, 20) für die
Fahrerzustandsinformationen (1) eines Fahrzeugs (10, 20) bestimmt werden und die Fahrerzustandsinformationen
(1) dann auch nur diesen Empfängerfahrzeugen (10, 20) zur Verfügung gestellt werden.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Fahrerzustandsinformationen
(1) über mindestens eine Relais-Serverstation (30) übertragen werden.
7. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Fahrerzustandsinformationen
(1) von den von anderen Fahrzeugen (10, 20) empfangenen Daten extrahiert werden, in
ein Datenformat des eigenen Fahrzeugsystems transformiert werden und dann ausgewertet
werden.
8. Verwendung nach Anspruch 7, wobei jedes Fahrzeug (10, 20) anhand der von anderen Fahrzeugen
(10, 20) empfangenen Fahrzeuginformationen (2) überprüft, inwieweit die von diesen
anderen Fahrzeugen (10, 20) empfangenen Fahrerzustandsinformationen (1) für die eigene
Fahrsituation relevant sind.