[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer wässrigen, physiologisch kompatiblen
Lösung, in welcher ein Farbstoff gelöst ist zur Herstellung eines Färbemittels zum
Anfärben von Membranen im menschlichen oder tierischen Auge.
[0002] Aus
WO 02/07693 A sind Zusammensetzungen zur Anfärbung von epithelialen Zellen mittels mitochondrialen
Farbstoffen, insbesondere zur Diagnose von kanzerösem oder präkanzerösem epitherialen
Gewebes bekannt. Als Farbstoffe können wässrige, gepufferte Lösung von Machalite Green
und Brilliant Green zum Einsatz kommen.
[0003] Aus
GB-A-2,026,015 sind zum Anfärben von Zellen Zusammensetzungen bekannt, welche unter anderem 0,1
bis 0,5 % eines Triphenylmethan-Farbstoffs enthalten, wobei diese Zusammensetzungen
als Lösungen hergestellt werden können.
[0004] Aus
EP-A- 0 037 905 ist ein Verfahren zum Nachweis und zur differentialdiagnostischen Bestimmung leukämischer
Zellen bekannt, bei dem man einen Triphenylmethan-Farbstoff verwendet.
[0005] Ferner ist es aus der
WO 99/58160 bekannt, als Farbstoff Trypanblau zu verwenden. Diese aus der Klasse der Diazo-Farbstoffe
bekannte Verbindung wird in einer wässrigen Lösung zum Einfärben der Vorderkapsel
für eine Katarakt-Operation am Auge verwendet. Durch die Visualisierung der Vorderkapsel
erkennt der Chirurg den Umriss der Kapsulorhexis, wodurch die Phakoemulsifikation
erleichtert wird.
[0006] Bei Trypanblau handelt es sich um eine zytotoxische Substanz, wie beispielsweise
aus
Solomon K.D. et al.: Protective effect of the anterior lens capsule during extracapsular
cataract extraction, OPHTHALMOLOGY, vol. 96, no. 5, May 1989 (1989-05), 591-597 und
Veckener M. et al.: Ocular toxicity study of trypan blue injected into the vitreous
cavity of rabit eyes, Graefe's Arch Clin Ex Ophthalmol (2002) 239: 698-704 bekannt ist. Bei der Verwendung von Trypanblau ist daher die vollständige Ausspülung
insbesondere des Augenbereiches, in welchem das Trypanblau als Färbemittel zum Einsatz
gekommen ist, unmittelbar nach der Kataraktoperation erforderlich, um einen längeren
Verbleib im Körper bzw. im Auge zu vermeiden.
[0007] Aus
US-A-4,764,360 ist es bekannt, einem hochmolekularen Polymerisat, welches einen Träger bildet, einen
Farbstoff mit einem Molekulargewicht von wenigstens 10.000 zuzufügen.
[0008] Hierdurch soll vermieden werden, dass der Farbstoff in das umgebende Körpergewebe
eindringt. Der Farbstoff soll nur den hochmolekularen Träger einfärben.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, die Herstellung eines Färbemittels mit fehlender Zytotoxizität
zu schaffen, welches zur Sichtbarmachung von Membranen mit begrenzender oder trennender
Funktion oder von durch Erkrankung entstandenen Membranen im menschlichen oder tierischen
Auge geeignet ist.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst.
Die Unteransprüche beinhalten vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung.
[0012] Bei der Erfindung wird durch die Verwendung eines biokompatiblen Triphenylmethan-Farbstoffs
trägerlos in einer physiologisch kompatiblen wässrigen Lösung von insbesondere Natriumchlorid,
die mit einem Puffer auf ein pH von 6,8 bis 7,8, insbesondere etwa 7,4 eingestellt
sein kann, ein Färbemittel zum Anfärben der Membranen im menschlichen und tierischen
Auge geschaffen. Beim Einfärbemittel handelt es sich um einen nichtpolymeren, niedermolekularen,
wasserlöslichen Farbstoff. Das bei der Erfindung zur Anwendung kommende Einfärbemittel
kann zur Vitalitätsprüfung eingesetzt werden, wobei jedoch im Unterschied zu herkömmlichen
Vitalfarbstoffen mit dem bei der Erfindung zur Anwendung kommenden biokompatiblen
Farbstoff neben den toten Zellen zur Unterscheidung vom lebenden Material auch die
lebenden Zellen eingefärbt werden können.
[0013] Als ein wasserlöslicher, niedermolekularer Farbstoff kommt ein Triphenylmethan-Farbstoff
zum Einsatz. Der Farbstoff kommt trägerfrei zum Einsatz. Beispiele für derartige geeignete
Farbstoffe sind Patentblau und Brillantblau R, wobei letzterer von der Proteinfärbung
bei der Gelelektrophorese bekannt ist.
[0014] Bei Patentblau handelt es sich vorzugsweise um ein als Lebensmittelfarbstoff (L-Blau
3 = E 131) zugelassenes Patentblau V (C
54H
62CaN
4O
14S
4, MG: 1159,45).
[0015] Als Puffer kann ein Phosphat-, Hydrogencarbonat- oder Citrat-Puffer, dessen pH-Wert
mittels Natriumhydroxid eingestellt werden kann, verwendet werden. Die Konzentration
des biokompatiblen Farbstoffs, z.B. von Patentblau V beträgt in wässriger Lösung vorzugsweise
0,6 bis 2,5 g/l, insbesondere etwa 1,2 g/l. Man erreicht eine spontane Einfärbung
der gewünschten Bereiche im menschlichen oder tierischen Körper.
[0016] Das Färbemittel kann zum Anfärben der Linsenkapsel, insbesondere der Linsenvorderkapsel
bei einer Katarakt-Operation verwendet werden. Die Anfärbung erfolgt vor der Kapsulorhexi.s
und Phakoemulsifikation.
[0017] Für die Anfärbung wird das Kammerwasser durch eine korneale oder sklerale Tunnelinzision
abgesaugt und die Vorderkammer anschließend mit einem Gas, insbesondere Luft gefüllt.
Mit einer Kanüle werden ca. 0,3 ml Färbemittellösung, z.B. von Patentblau V in die
Vorderkammer verabreicht. Es entsteht die Anfärbung der Linsenkapsel, welche durch
den Pupillenrand der Iris begrenzt ist. Nach einigen Sekunden wird zum Auswaschen
des nicht benötigten Farbstoffes die Vorderkammer mit einer Natriumchlorid-Lösung
ausgespült.
[0018] Anschließend wird für die Durchführung der Katarakt-Operation in herkömmlicher Weise
eine viskoelastische Lösung in die Augenvorderkammer eingebracht. Aufgrund der blauen
Verfärbung der Vorderkapsel tritt der Umriss der Kapsulorhexis klar hervor und lässt
sich vom grauen Gewebe des Linsenkerns klar unterscheiden.
[0019] Ferner kann das Färbemittel zum Anfärben der Membrana limitans interna oder beispielsweise
infolge von PVR (proliferative Vitreoretinopathie) entstandenen Membranen, insbesondere
epiretinalen Membranen an der Netzhaut oder an der Rückfläche der Glaskörpergrenzmembran,
insbesondere bei Netzhaut- und Glaskörperchirurgie zum Einsatz kommen.
[0020] Beim Entfernen, beispielsweise einer epiretinalen Membran von der Netzhaut wird mit
Hilfe einer über die Pars plana eingebenden Kanüle der Farbstoff, beispielsweise Patentblau
V in ca. 0,3 ml der angegebenen Pufferlösung selektiv zur zu entfernenden Membran
gebracht. Der Glaskörper kann vorher ganz oder teilweise durch eine Gasfüllung, wie
sie in herkömmlicher Weise bei der Glaskörper- oder Netzhaut-, insbesondere Makulachirurgie
zum Einsatz kommt, ersetzt sein. Beim Anfärben der epiretinalen Membran kann gegebenenfalls
eine Anfärbung des benachbarten Retinagewebes mit schwächerem Einfärbungsgrad erfolgen.
Beim Entfernen der Membran von dem darunter liegenden, nichteingefärbten Retinagewebe
ergibt sich dann ein guter Kontrast. Nach dem Anfärben wird überschüssige Färbemittellösung
ausgespült und der freie Raum durch den angesprochenen gasförmigen Glaskörperersatz
angefüllt. Durch die Einfärbung ist es möglich, mit einem nicht beleuchteten oder
nur schwach beleuchteten Instrumenten beim Abtragen der Membran zu arbeiten. Hierdurch
wird bei ausreichender Kontrastwahrnehmung die Lichttoxizität erheblich verringert.
Insbesondere bei der Anwendung im Zusammenhang mit epiretinaler Membranen (Epiretinale
Gliose, "macular pucker", "surface wrinkling") bildet der Einsatz der Färbemittellösung
eine wertvolle Hilfe beim Aufsuchen und Entfernen der Membranen.
[0021] Wenn bei Makulaforamen mit zunehmender Lochgröße die Entfernung der Membrana limitans
interna erforderlich ist, erweist sich die Einfärbung dieser Membran mit der Färbemittellösung
als vorteilhaftes Hilfsmittel beim Aufsuchen und Entfernen dieser Membran während
der Glaskörperchirurgie.
[0022] Ferner ist es möglich, ein viskoelastisches Material, beispielsweise Hyaluronsäure,
welches als Hilfsmittel bei der ophthalmologischen Chirurgie zum Einsatz kommt, mit
der wässrigen Färbemittellösung einzufärben. Insbesondere lässt sich hierdurch bei
der Katarakt-Operation eine Verbesserung des Kontrastes des viskoelastischen Hilfsmittels
gegenüber dem intraokularen Gewebe, insbesondere der Augeniris und dem Fundusreflex
erzielen.
[0024] Zum Nachweis fehlender Zytotoxität wurden Mauszellen L 929 und ARPE-19-Zellen mit
dem erfindungsgemäßen Färbemittel Patentblau V mit unterschiedlichen Konzentrationen
über 68 bis 72 Stunden im Brutschrank behandelt. Die Vitalität der Zellen und eine
abgeleitete Zytotoxizität wird durch Bestimmung des Proteingehalts der behandelten
Zellkulturen gegenüber unbehandelten Kontrollkulturen quantitativ bestimmt. Mit einem
Standard-Verfahren wird der Proteingehalt kolorimetrisch ermittelt.
[0025] Dabei zeigt sich, dass eine Zytotoxizität in signifikanter Höhe entsprechend einer
Wachstumhemmung von mehr als 30% nicht vorhanden ist.
[0026] Die Erfindung erweist sich insbesondere von Vorteil bei der Durchführung von Katarakt-Operationen
mit dichten Katarakten und/oder schwer pigmentierten Fundi, bei denen der Fundusreflex
nur schwach ausgebildet ist oder fehlt. Mit Hilfe des Einfärbemittels erreicht man
einen guten Kontrast zwischen der gefärbten Vorderkapsel und dem unterliegenden Gewebe.
[0027] Im folgenden werden Ausführungsbeispiele des Färbemittels in verschiedenen Pufferlösungen
angegeben.
Beispiel 1
[0028] Patentblau V mit einer Konzentration von 1,2 g/l in einer Phosphat-Puffer-Lösung.
200 ml Lösung enthalten:
0,240 g Patentblau V
0,380 g Dinatriumhydrogenphosphat (Na2HPO4 × 2 H2O)
0,060 g Natriumdihydrogenphosphat (NaH2PO4 × 2 H2O)
1,640 g Natriumchlorid (NaCl)
Natriumhydroxid zur pH-Einstellung.
Beispiel 2
[0029] Patentblau V mit einer Konzentration von 1,2 g/l in einer Hydrogencarbonat-Puffer-Lösung.
200 ml Lösung enthalten:
0,240 g Patentblau V
0,420 g Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3)
1,640 g Natriumchlorid (NaCl)
Natriumhydroxid zur pH-Einstellung
Beispiel 3
[0030] Patentblau V mit einer Konzentration von 1,2 g/l in einer Citrat-Puffer-Lösung.
200 ml Lösung enthalten:
0,240 g Patentblau V
0,216 g Trinatriumcitrat (C6H5Na3O7 × 2 H2O)
1,640 g Natriumchlorid (NaCl)
Natriumhydroxid zur pH-Einstellung
[0031] Identische Ausführungsbeispiele gemäß Beispiel 1, 2 und 3 können auch mit Brillantblau
R mit einer Konzentration von 1,2 g/l hergestellt werden.
[0032] Vorzugsweise wird bei den Pufferlösungen der pH-Wert durch Natriumhydroxid eingestellt.
Es ist jedoch auch möglich, die Lösung selbst auf den gewünschten pH-Wert (neutral,
schwach sauer, schwach alkalisch) innerhalb des bevorzugten Bereiches von 6,8 bis
7,8 einzustellen. Die Einstellung der Konzentration von Patentblau auf vorzugsweise
0,6 bis 2,5 g/l, insbesondere etwa 1,2 g/l erfolgt durch eine entsprechende Menge
an Patentblau V.
1. Verwendung einer wässrigen, physiologisch kompatiblen Lösung, in welcher ein biokompatibler
Triphenylmethan-Farbstoff gelöst ist, zur Herstellung eines Färbemittels zur Anfärbung
der Linsenkapsel eines Auges oder zur Anfärbung von aus dem Auge zu entfernenden Membranen
bei Netzhaut- oder Glaskörperchirurgie.
2. Verwendung nach Anspruch 1,
wobei das Färbemittel zur Anfärbung der Linsenvorderkapsel bei einer Katarakt-Operation
am Auge hergestellt wird.
3. Verwendung nach Anspruch 1 ,
wobei das Färbemittel zur Anfärbung von durch Erkrankung an der Netzhaut des Auges
entstandenen Membranen hergestellt wird.
4. Verwendung nach Anspruch 3,
wobei das Färbemittel zur Anfärbung epiretinaler Membranen hergestellt wird.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das Färbemittel zum Einfärben einer
in der ophthalmologischen Chirurgie eingesetzten viskoelastischen Lösung hergestellt
wird.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei welcher der Farbstoff in einem neutralen
oder schwach sauren oder schwach alkalischen Puffer gelöst wird.
7. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei der Farbstoff in einem Puffer mit einem pH-Wert von 6,8 bis 7,8 gelöst wird.
8. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
wobei ein Phosphat-, Hydrogencarbonat- oder Citrat-Puffer verwendet wird.
9. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
wobei die Konzentration des Farbstoffs in der Pufferlösung 0,3 bis 2,5 g/l, insbesondere
etwa 1,2 g/l beträgt.
10. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei als Farbstoff Patentblau V verwendet
wird.
11. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei als Farbstoff Brillantblau R verwendet
wird.
1. Use of an aqueous physiologically compatible solution in which a biocompatible triphenylmethane
dye is dissolved, for the production of a dyeing agent for colouring the lens capsule
of an eye or for colouring membranes to be removed from the eye in retinal or vitreous
humor surgery.
2. Use according to claim 1 wherein the dyeing agent is produced for colouring the lens
anterior capsule in a cataract operation on the eye.
3. Use according to claim 1 wherein the dyeing agent is produced for colouring membranes
produced by disease at the retina of the eye.
4. Use according to claim 3 wherein the dyeing agent is produced for colouring epiretinal
membranes.
5. Use according to one of claims 1 to 3 wherein the dyeing agent is produced for colouring
a viscoelastic solution used in ophthalmological surgery.
6. Use according to one of claims 1 to 4 wherein the dye is dissolved in a neutral or
weakly acid or weakly alkaline buffer.
7. Use according to one of claims 1 to 6 wherein the dye is dissolved in a buffer with
a pH-value of 6.8 to 7.8.
8. Use according to one of claims 1 to 7 wherein a phosphate, hydrogen carbonate or citrate
buffer is used.
9. Use according to one of claims 1 to 8 wherein the concentration of the dye in the
buffer solution is 0.3 to 2.5 g/l, in particular about 1.2 g/l.
10. Use according to one of claims 1 to 9 wherein the dye used is patent blue V.
11. Use according to one of claims 1 to 10 wherein the dye used is brilliant blue R.
1. Utilisation d'une solution aqueuse, physiologiquement compatible, dans laquelle est
dissous un agent de coloration biocompatible à base de triphénylméthane, pour la préparation
d'un agent de coloration destiné à colorer la cristalloïde d'un oeil ou des membranes
à retirer de l'oeil dans la chirurgie de la rétine ou du corps vitré.
2. Utilisation suivant la revendication 1, dans laquelle l'agent de coloration est préparé
pour colorer la cristalloïde antérieure lors d'une opération de la cataracte sur l'oeil.
3. Utilisation suivant la revendication 1, dans laquelle l'agent de coloration est préparé
pour colorer des membranes formées par affection sur la rétine de l'oeil.
4. Utilisation suivant la revendication 3, dans laquelle l'agent de coloration est préparé
pour colorer des membranes épirétinales.
5. Utilisation suivant l'une des revendications 1 à 3, dans laquelle l'agent de coloration
est préparé pour colorer une solution viscoélastique mise en oeuvre en chirurgie ophtalmologique.
6. Utilisation suivant l'une des revendications 1 à 4, dans laquelle l'agent de coloration
est dissous dans un tampon neutre ou faiblement acide ou faiblement alcalin.
7. Utilisation suivant l'une des revendications 1 à 6, dans laquelle l'agent de coloration
est dissous dans un tampon d'une valeur pH de 6,8 à 7,8.
8. Utilisation suivant l'une des revendications 1 à 7, dans laquelle un tampon à base
de phosphate, d'hydrogénocarbonate ou de citrate est utilisé.
9. Utilisation suivant l'une des revendications 1 à 8, dans laquelle la concentration
de l'agent de coloration dans la solution tampon est de 0,3 à 2,5 g/l, en particulier
d'environ 1,2 g/l.
10. Utilisation suivant l'une des revendications 1 à 9, dans laquelle du bleu breveté
V est utilisé en tant qu'agent de coloration.
11. Utilisation suivant l'une des revendications 1 à 10, dans laquelle du bleu brillant
R est utilisé en tant qu'agent de coloration.