[0001] Die Erfindung betrifft eine Baugruppe einer Kraftfahrzeugkarosserie in Schalenbauweise
mit einer Innen- und einer Außenschale nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Allgemein bekannt sind Baugruppen einer Fahrzeugkarosserie in Blechschalenbauweise
mit einer Innen- und einer Außenschale. Typische solche Baugruppen sind Schweller,
B-Säulen, Dachseitenrahmen, Türen oder Klappen. An solche Baugruppen werden oft relativ
hohe Anforderungen bezüglich der Steifigkeit und Festigkeit gestellt. Aufgrund der
komplexen Formgebung der Innen- und der Außenschale können aber nur relativ dünne
Blechdicken verwendet werden, da bei größeren Blechdicken beim Tiefziehen der Schalen
Risse entstehen würden. Um dennoch die Steifigkeits- und Festigkeitsanforderungen
erfüllen zu können, werden daher häufig zusätzliche Verstärkungsbleche mit der Innen-
und / oder Außenschale verbunden. Dies erhöht das Gewicht der Baugruppe erheblich.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Baugruppe einer Kraftfahrzeugkarosserie in Schalenbauweise
so zu versteifen, dass das Gesamtgewicht der Baugruppe möglichst gering ist.
[0004] Diese Aufgabe wird mit einer Baugruppe einer Kraftfahrzeugkarosserie in Schalenbauweise
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0005] Erfindungsgemäß ist eine Baugruppe einer Kraftfahrzeugkarosserie in Blechschalenbauweise
mit einer Außen- und einer Innenschale mit zumindest einem Verstärkungsteil verstärkt.
Das Verstärkungsteil besteht aus einem faserverstärkten Kunststoff und ist flächig
mit einer der Schalen verklebt. Typische faserverstärkte Kunststoffe sind beispielsweise
glasfaser- oder aramidfaserverstärkte Kunststoffe, wie sie mannigfach auf dem Markt
verfügbar sind. Besonders geeignet sind kohlenfaserverstärkte Kunststoffe (CFK). Kohlenfaser-verstärkte
Kunststoffe sind billiger als aramidfaserverstärkte Kunststoffe, weisen aber ebenfalls
sehr hohe Festigkeiten und Steifigkeiten bei einem relativ gesehen sehr geringen Gewicht
auf.
[0006] Das zumindest eine Verstärkungsteil aus dem faserverstärkten Kunststoff ist flächig
mit der Innen- oder Außenschale verklebt. Dadurch erreicht die Baugruppe in Schalenbauweise
die erforderliche Steifigkeit und Festigkeit. Das Gewicht der Baugruppe ist dabei
geringer, als bei einer Baugruppe mit gleicher Festigkeit und Steifigkeit mit Blechschalen
mit höheren Blechdicken oder als bei einer Baugruppe mit zusätzlichen Verstärkungsbauteilen
aus Blech. Trotzdem weist die erfindungsgemäße Baugruppe eine zumindest gleich hohe
spezifische Energieaufnahme bei einem Unfall des Fahrzeugs auf. Durch die flächige
Verklebung ist die darunter liegende Innen- oder Außenschale zudem vor Korrosion geschützt.
Bei Fahrzeugen, die nur mit einer geringen Stückzahl pro Jahr produziert werden, kann
ein Verstärkungsteil aus einem faserverstärkten Kunststoff zudem die billigere Lösung
gegenüber einem Verstärkungsteil aus einem Blech sein, für das ein eigenes, teures
Blechumformwerkzeug erforderlich ist. Dies kann insbesondere für Fahrzeugvarianten
von Vorteil sein, die gegenüber der Standardvariante höhere Steifigkeitsanforderungen
erfüllen müssen. So muss beispielsweise der Schweller eines Cabriolets eine höhere
Steifigkeit als die dazugehörige Limousine aufweisen. Durch den Einsatz von Verstärkungsteilen
aus faserverstärkten Kunststoffen beim Cabriolet können dieselben Innen- und Außenschalen
wie bei der Limousine verwendet werden.
[0007] Günstigerweise weist das Verstärkungsteil zumindest auf der zu verklebenden Seite
ein Abreißgewebe auf. Abreißgewebe werden als letzte Lage in das Verstärkungsteil
mit einlaminiert. Das Abreißgewebe schützt die Klebeflächen vor Verschmutzung und
wird vor dem Verkleben abgezogen. Die zu verklebende Innen- oder Außenschale aus Blech
wird meist an ihrer Klebefläche relativ schmutzig sein. So haften häufig noch Schmiermittel
vom Tiefziehprozess an der Schale. Daher wird bevorzugt die Klebefläche der Schale
vor dem Verkleben gereinigt. Je nach Klebstoff kann die Festigkeit der Verklebung
zudem noch deutlich verbessert werden, wenn die Klebefläche nach dem Reinigen noch
zusätzlich mit einem Aktivator und / oder Primer vorbehandelt wird.
[0008] Die eigentliche Verklebung erfolgt bevorzugt mit einem Epoxidklebstoff. Der Klebstoff
ist so konzipiert, dass dieser über die Ofenprozesse beim Lackieren der Karosserie
ausgehärtet wird. Deshalb reißtdie Verklebung auch bei den hohen Temperaturen nicht,
die bei den Lackierprozessen der Karosserie in der Baugruppe herrschen. 2K-Klebstoffe
dagegen härten so schnell aus, dass sie bis zum Lackierprozess bereits vollständig
ausgehärtet sind, sodass sie während der Lackierprozesse reißen würden. Zusätzlich
kann es nötig sein, die verklebten Bauteile durch ein zweites Fügeverfahren mechanisch
zu fixieren. Das Fügeverfahren ist angepasst an die Hybridbauweise. Im besten Fall
benötigt es nur einseitige Zugänglichkeit und nur einen Prozessschritt, wie es beispielsweise
beim Nieten der Fall ist.
[0009] Häufig weist die zu verklebende Schale ein oder mehrere Ausnehmungen auf, die später
zu Befestigung von weiteren Bauteilen, wie beispielsweise Verkleidungsbauteilen, dienen.
Deshalb ist es wichtig, dass der Bauraum unmittelbar hinter der Ausnehmung und die
Ausnehmung selber beim Verkleben nicht versehentlich mit Klebstoff verschlossen werden.
Dazu werden bevorzugt vor dem Verkleben Stopfen in die Ausnehmungen gesteckt oder
Schaumstoffformteile als Dichtringe um die Ausnehmung angebracht, die den benötigten
Bauraum beim Verkleben freihalten. Nach dem Verkleben werden diese Stopfen oder Schaumstoffformteile
dann einfach entfernt.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand von Unteransprüchen.
[0011] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt, anhand dessen
die Erfindung im folgenden näher beschrieben wird. Die einzige Figur zeigt in schematischer
Darstellungsweise einen Schnitt durch einen Dachseitenrahmen einer Kraftfahrzeugkarosserie.
[0012] In der Figur ist ein Dachseitenrahmen 1 einer Karosserie eines Personenkraftwagens
dargestellt. Der Dachseitenrahmen 1 besteht aus einer Außenschale 2 und einer Innenschale
3 aus Stahlblech, die über einen seitlichen und einen oberen Verbindungsflansch 4
und 5 miteinander verbunden sind. Zur Versteifung sind sowohl in die Außenschale 2
als auch in die Innenschale 3 längliche Verstärkungsteile 6 und 7 aus CFK flächig
eingeklebt. Dadurch erhöht sich die Festigkeit und Steifigkeit des Dachseitenrahmens
1 erheblich. Das Gewicht des Dachseitenrahmens 1 ist deutlich geringer, als wenn er
anstelle der CFK-Verstärkungsteile 6 und 7 mit zusätzlichen Stahlblechen verstärkt
worden wäre.
[0013] Der Lagenaufbau und der Faservolumengehalt der CFK-Verstärkungsteile 6 und 7 ist
den Anforderungen entsprechend dimensioniert. Alle Ränder der Verstärkungsteile 6
und 7 sind geschäftet, d. h. sie laufen mit einer Schräge zur Außen- bzw. zur Innenschale
2 bzw. 3 hin aus. Dadurch werden Spannungskonzentrationen in den Randbereichen vermieden.
Zudem sind alle Ränder versiegelt. Die Versiegelung stellt sicher, dass auch an den
Rändern keine Fasern aus den Verstärkungsteilen 6 und 7 herausschauen, sondern dass
sie vollständig in den Verstärkungsteilen 6 und 7 eingebettet sind. Zur Versiegelung
kann auf die Ränder eine zusätzliche Harzschicht aufgetragen werden.
[0014] Zum eigentlichen Verkleben der Verstärkungsteile 6 und 7 mit der Außen- bzw. Innenschale
2 bzw. 3 wird die jeweilige Blechschale 2, 3 in eine Aufnahmevorrichtung eingelegt.
Anschließend wird die Klebefläche der Blechschale 2, 3 gereinigt. In Ausnehmungen
in der Blechschale 2, 3 werden Stopfen aus Schaumstoff gesteckt, damit die Ausnehmungen,
die später zur Befestigung anderer Bauteile dienen, nicht mit Klebstoff versehentlich
verschlossen werden.
[0015] Die CFK-Verstärkungsteile 6 und 7 weisen vor dem Verkleben zumindest an den Klebeflächen
ein sogenanntes Abreißgewebe auf. Diese Abreißgewebe sind als letzte Lage in die Verstärkungsteile
6, 7 mit einlaminiert. Jetzt unmittelbar vor dem Verkleben werden das Abreißgewebe
von dem zu verklebenden Verstärkungsteil 6, 7 abgezogen. Dadurch entsteht eine relativ
saubere Klebefläche auf dem Verstärkungsteil 6, 7, sodass eine klebefähige Oberfläche
entsteht. Auf diese Klebefläche des Verstärkungsteils 6, 7 wird nun ein Epoxidklebstoff
appliziert. Dabei müssen die Prozessparameter, wie Muster des Auftrags der Klebstoffraupe
und Geometrie der Klebstoffraupe, genau eingehalten werden. Anschließend wird das
Verstärkungsteil 6, 7 mit der Blechschale 2, 3 verklebt und das Verstärkungsteil 6,
7 in der Aufnahmevorrichtung gespannt. Dabei wird die Kleberaupe gequetscht. Um Taktzeit
zu sparen, können die Bauteile beim Fügen erwärmt werden.
[0016] Anschließend werden die miteinander verklebten Teile in einem Ofen mehrstufig erwärmt.
Dabei verringert sich die Viskosität des Klebstoffs, sodass er sich leichter flächig
verteilen kann. Dabei fixieren Federspanner das Verstärkungsteil 6, 7 in der Blechschale
2, 3 und unterstützen gleichzeitig den Klebstoffverteilungsprozess, sowie die Einhaltung
der Höhe des Klebstoffspaltes. Später kann anhand des sichtbaren seitlichen Austritts
des Klebstoffs die Qualität der Verklebung überprüft werden. Außerdem dient die Erwärmung
im Ofen zur vollständigen Aushärtung des Klebstoffs, sodass die verklebten Bauteile
lagerbeständig sind. Zuletzt werden die Außenschale 2 mit ihrem eingeklebten Verstärkungsteil
6 und die Innenschale 3 mit ihrem eingeklebten Verstärkungsteil 7 miteinander zum
fertigen Dachseitenrahmen 1 verbunden.
[0017] Zusätzlich zur Verklebung können die Verstärkungsteile 6 und 7 mit den Blechschalen
2 und 3 unmittelbar nach dem Verkleben und Verquetschen (evtl. im noch warmen Zustand
des Klebstoffs) durch ein zweites Fügeverfahren (z. B. Nieten) mechanisch verbunden
werden. Die mechanische Verbindung stellt zum einen eine genaue Fixierung der verklebten
und noch nicht ausgehärteten Bauteile zueinander dar, zum anderen können damit auftretende
Spannungen auf Grund von unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten der Verstärkungsteile
6, 7 und der Blechschalen 2, 3 in weiteren Ofenprozessen aufgefangen werden und damit
eine Schädigung der Verklebung vermieden werden. Die Auswahl bzw. der Abstand der
Fixierpunkte muss dabei bauteilabhängig festgelegt werden.
1. Baugruppe einer Kraftfahrzeugkarosserie in Schalenbauweise mit einer Außen- und einer
Innenschale (2 und 3), die mit zumindest einem Verstärkungsteil (6, 7) verstärkt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine Verstärkungsteil (6, 7) aus einem faserverstärkten Kunststoff
besteht und flächig mit einer der Schalen (2, 3) verklebt ist.
2. Baugruppe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Verstärkungsteil (6, 7) aus einem kohlenfaserverstärkten Kunststoff besteht.
3. Baugruppe nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Verstärkungsteil (6, 7) zumindest auf der zu verklebenden Seite ein Abreißgewebe
aufweist.
4. Baugruppe nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Verstärkungsteil (6, 7) geschäftete und / oder versiegelte Schnittkanten aufweist.
5. Baugruppe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verstärkungsbauteil (6, 7) mit einem Epoxidklebstoff flächig mit der Schale (2,
3) verklebt ist.
6. Baugruppe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Klebefläche der Schale (2, 3) vor dem Verkleben gereinigt und gegebenenfalls
aktiviert wird.
7. Baugruppe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bauraum unmittelbar hinter zumindest einer Ausnehmung in der Schale (2, 3) beim
Verkleben durch Stopfen oder Schaumstoffformteile von Klebstoff freigehalten wird.
8. Baugruppe nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Baugruppe ein Schweller, eine B-Säule, ein Dachseitenrahmen, eine Tür oder Klappe
ist.