[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Auftragen eines flüssigen
bis pastösen Mediums auf eine Seite einer laufenden Faserstoffbahn, insbesondere Kartonbahn.
[0002] Die Erfindung geht aus von der, in der DE-A1 102 12 818 beschriebenen Vorrichtung.
In dieser bekannten Vorrichtung sind zur mehrfachen Beschichtung der Faserstoffbahn,
insbesondere einer Kartonbahn, modulartige Beschichtungsstationen einschließlich kontaktloser
Trockner vorgesehen. Diese Module sind pro Bahnseite gleichartig aufgebaut und in
die Streichpartie einer Herstellungs- und/oder Veredelungsmaschine beliebig ein- oder
ausbaubar, ohne dass das Gesamtkonzept bzw. die Bahnführung der Faserstoffbahn verändert
werden muss.
[0003] Bei der genannten Vorrichtung, als auch bei der in der DE- U1 201 05 252 beschriebenen
Vorrichtung, wird die auf jeweils einer Seite der Faserstoffbahn aufgebrachte Mediumsschicht
mit herkömmlichen Trocknungseinrichtungen, wie gerader Lufttrockner, Infrarottrockner
oder sogenannten Airturns kontaktlos getrocknet. Mit letztgenannten Einrichtungen
erfolgt auch eine Bahnumlenkung. Die Faserstoffbahn läuft während dieser Trocknung
über eine Vielzahl von kleinen Leitwalzen.
[0004] In der Praxis hat sich aber herausgestellt, dass zur Erreichung der erforderlichen
Trocknungsleistung eine Vielzahl an Trocknungseinrichtungen notwendig war.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zu schaffen, die effektiver als bisher die erforderliche Trocknungsleistung zur Trocknung
der aufgebrachten Mediumsschicht erbringen kann.
[0006] Die Aufgabe wird mit den im Kennzeichen des Anspruches 1 (Verfahren) und des Anspruches
11 (Vorrichtung) angegebenen Merkmalen gelöst.
[0007] Die Erfinder haben erkannt, dass sich nur eine besonders gut abgestützte Faserstoffbahn
mit hohen Luftgeschwindigkeiten bzw. Energien eines Heißlufttrockners beaufschlagen
lässt, ohne dass die Faserstoffbahn dabei reißt.
Deshalb sind gemäß der Erfindung höhere Trocknungsleistungen als bisher möglich.
[0008] Die Abstützung der Faserstoffbahn erfolgt erfindungsgemäß mit einem Stützelement,
beispielsweise einer Stützwalze oder einem Zylinder. Dieses Stützelement ist auf der
vom unmittelbar zuvor erfolgten Auftrag abgewandten, d.h. gegenüberliegenden, anderen
Bahnseite (Bahnrückseite) angeordnet. Die gestützte Bahnseite ist dabei entweder noch
unbeschichtet oder bereits durch einen oder mehrere Vorstriche beschichtet worden
und bereits getrocknet.
[0009] Die frisch auf die Oberseite der Faserstoffbahn aufgebrachte Auftragsschicht lässt
sich im Rahmen der vorliegenden Erfindung sehr zweckmäßig mit zwei gekrümmten Heißlufttrocknern
trocknen, die dem Stützelement zugeordnet sind. Dabei ist die Krümmung der Lufttrockner
an den Außendurchmesser des Stützelementes angepasst. Die zwei gekrümmte Lufttrockner
wirken ihrerseits gemeinsam auf die vom zylindrischen Stützelement gestützte Faserstoffbahn
in einem Bogenwinkel α von annähernd 180° ein. Vor allem können durch Anwendung der
gekrümmten Lufttrockner alle herkömmlichen, gerade ausgeführten Lufttrockner eingespart
werden.
[0010] Es ist in diesem Zusammenhang besonders vorteilhaft, wenn als Trocknungseinrichtung
sogenannte Prallströmtrockner verwendet werden. Aufgrund dieser höheren Luftgeschwindigkeiten
bzw. der Luft-Prallströmung kann eine höhere Verdampfungsleistung erreicht werden.
Dadurch lässt sich insgesamt die Anzahl an herkömmlichen kontaktlosen Trocknern reduzieren.
[0011] Durch Verwendung einer einzigen Stützwalze pro Beschichtungsstation von größerem
Durchmesser, der ca. 1,0 bis 3,0 m beträgt, lassen sich auch eine Vielzahl herkömmlicher
kleiner Leitwalzen einsparen. Bei konventionellen Streichanlagen sind ca. 30 % weniger
Leitwalzen erforderlich. Bei der vorliegenden Erfindung werden dagegen nur ca. 50
Stück benötigt, sodass mit der Erfindung niedrigere Investitionsund Betriebskosten
erzielt werden. Außerdem ist wie vorstehend schon beschrieben ohne die Leitwalzen,
d.h. durch Anwendung des großen Stützelementes, eine höhere, intensivere Luftbeaufschlagung
vom Trockner her auf die Auftragsschicht möglich.
[0012] Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht auch darin, dass durch Stützung der Faserstoffbahn
eine bessere Zugregelung derselben durch eben diesen Kontakt mit der Stützwalze möglich
ist. Wird die Bahn, wie beim genannten Stand der Technik von einem Luftpolster getragen,
ist eine Zugregelung deutlich schwieriger. Außerdem ist mit der vorliegenden Erfindung
ein schnelleres und sicheres Überführen eines Streifens der Faserstoffbahn möglich.
[0013] Die genannten Effekte, insbesondere die Bahnführung sind weiter verbesserbar, wenn
die Stützwalze eine perforierte offene Oberfläche aufweist, die zusätzlich besaugbar
ist.
[0014] Weiter vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus weiteren Unteransprüchen
[0015] Die Erfindung ist gemäß Anspruch 14 verwendbar innerhalb einer Maschine zur Herstellung
und/oder Veredelung einer Faserstoffbahn, insbesondere zur Herstellung und /oder Veredelung
von Karton oder Verpackungsmaterial. Eine Faserstoffbahn aus dem genannten Stoff hat
eine Flächen bezogenen Masse (FbM) von ca. 150 bis 450 g/m
2. Aufgrund ihrer Zusammensetzung und dem hohen Altpapieranteil ist diese sehr zugschwach,
neigt also zum Abreißen. Außerdem penetriert in einen derartigen Faserstoff das aufgebrachte
Streichmedium, z.B. Stärke oder pigmenthaltige Streichfarbe besonders stark, wodurch
die Faserstoffbahn wieder erweicht und deshalb schnell und intensiv zu trocknen ist.
[0016] Mit der vorliegenden Erfindung ist das in überraschender Weise möglich.
[0017] Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert
werden.
[0018] Es zeigen:
Figur 1: einen Ausschnitt aus einem grobschematischen Querschnitt einer Beschichtungsanlage
zum beidseitigen Auftragen und Trocknung der Auftragsschicht gemäß der Erfindung
Figur 2: eine Alternativlösung zur Figur 1 für eine Bahnseite
[0019] In der
Figur 1 ist eine Faserstoffbahn 1 aus Karton gezeigt, die zunächst von einer nicht gezeigten
Kalandrierung herkommend, in Laufrichtung L läuft. Die Bahngeschwindigkeit beträgt
dabei 100 - 1000 m/min.
[0020] Über einzelne Leitwalzen 2 und Breitstreckwalzen 3 laufend, wird die Bahn 1 einer
Auftragseinrichtung 4 zur Beschichtung der ersten (oberen) Bahnseite 1a zugeführt.
Der Auftrag selbst kann mit jeder beliebigen Auftragseinrichtung 4 durchgeführt werden.
Im Beispiel ist dafür aber ein sogenanntes Düsenaggregat vorgesehen. Mit diesem Aggregat
wird in direkter Weise das gewünschte Auftragsmedium, z.B. 10g/m
2 Streichfarbe mit einem Feststoffgehalt von 60 % in einem frei und ungestützt verlaufendem
Strahl auf die betreffende obere Bahnseite 1 a aufgebracht.
[0021] Die so erzeugte Auftragsschicht 5 ist in der Figur 1 dünn gestrichelt gezeichnet
und wird einer Trocknungseinheit 6 zugeführt. Diese besteht aus zwei aneinander angrenzenden,
gekrümmten Prallstrahlungs-Heißlufttrocknern 6a, die jeweils in einem Gehäuse 6b energiegünstig
untergebracht sind. Diese Gehäuse 6b sind in gleicher Form und Größe konstruiert,
sodass sie als Module für mehrere Streichstationen einsetzbar sind. Dadurch sind sie
auch für Umbau- und Lagerzwecke ebenfalls bestens geeignet.
[0022] Die Krümmung der Heißlufttrockner 6a ist an ein zylindrisches Stützelement 7, welches
auf der anderen (unteren) Bahnseite1b angeordnet ist, angepasst. Zwischen diesem Stützelement,
das als Stützwalze 7 ausgebildet ist, und der gekrümmten Luftaustrittsseite der Heißlufttrockner
6a läuft die Faserstoffbahn 1 hindurch, sodass sowohl eine starke Stützung der Bahn
1 als auch eine gleichzeitige, intensive Trocknung der Auftragsschicht 5 erfolgt.
Die Trocknungsleistung der Trockner 6a beträgt jeweils ca. 20 - 60 kg H
2O/m
2h in Abhängigkeit vom Heizmedium, wie Dampf oder Gas usw.
[0023] Bei besonders starker Pentration des Auftragsmediums in die Bahn 1 und dadurch besonders
feuchter Bahn ist zusätzlich eine Trocknung mit Infrarottrocknern 8 auf einer oder
beiden Bahnseiten 1a, 1b möglich. Dieser mit den Trocknern 8 vorgenommene Vortrocknungsschritt
ist, da optional, in der Figur 1 ebenfalls gestrichelt eingezeichnet.
[0024] Die Bahn 1 wird im Anschluss an die Trocknung in der Trocknungseinrichtung 6 einer
aus Zylindern 9 bestehenden Bahnspannungs-Regelungsgruppe 10 zugeführt.
[0025] Im weiteren Laufweg der Faserstoffbahn 1 gelangt diese zu einer weiteren Auftragseinrichtung
4b zur Beschichtung der anderen Bahnseite 1b, die hier die untere bzw. die Bahnrückseite
sein soll. In Figur 1 ist dargestellt, dass dieser Auftrag, d.h. Auftragsschicht 5b
(gepunktet eingezeichnet), auf die Bahnrückseite 1b gleichermaßen und mit demselben
Aggregat wie beim Auftrag auf die erste Bahnseite 1a vorgenommen wird. Grundsätzlich
sind aber auch unterschiedliche Auftragsaggregate und auch unterschiedliche Auftragsmedien
einsetzbar.
Die Umlenkung der mit der Auftragsschicht 5b versehenen Bahn 1 und deren Trocknung
erfolgt mit einem herkömmlichen sogenannten Airturn 12. Dieser Airturn stößt Luft,
das kann auch Warmluft sein, gegen die frisch beschichtete Bahnseite 1b und trocknet
diese. Die vom Airturn 12 abgegebenen Luftstrahlen sind allerdings weniger intensiv,
als die von der Einrichtung 6 abgegeben Strahlen auf die Bahnseite 1a, sodass für
die Bahnseite 1 b ein weiterer IR-Trockner 8 hier vorgeschaltet ist oder auch nachgeschaltet
sein könnte.
[0026] Dem Airturn 12 ist ebenfalls wieder eine Bahnspannungs-Regelungsgruppe 10 nachgeordnet.
[0027] Anstelle des verwendeten Airturns 12, bei dem die Faserstoffbahn 1 nur von einem
Luftpolster getragen wird, ist alternierend auch der Einsatz eines weiteren Stützelementes
7 und weiteren diesem Stützelement zugeordneten weiteren Trocknungseinheiten 6 möglich.
Diese Ausführungsvariante ist ausschnittsweise in
Figur 2 und mit denselben Bezugszeichen, wie in Figur 1 vorhanden, dargestellt. Mit dieser
Variante sind auf beiden Seiten gleichermaßen hohe Trocknungsraten erzielbar.
[0028] Die schräg verlaufenden Strichpunktlinien F sollen in beiden Figuren 1 und 2 andeuten,
dass der Bahnbehandlungsweg in oder gegen die Laufrichtung L beliebig fortgesetzt
werden kann und die beiden Bahnseiten 1a und/oder 1b gegebenenfalls jeweils mit noch
weiteren nicht dargestellten Auftragsschichten 5c, d usw. behandelbar wäre.
Bezugszeichenaufstellung
[0029]
- 1
- Faserstoffbahn
- 1 a
- erste Bahnseite (obere Seite)
- 1 b
- zweite Bahnseite (untere Seite)
- 2
- Leitwalze
- 3
- Breitstreckwalze
- 4, 4b
- Auftragseinrichtung
- 5, 5b
- Auftragsschicht
- 6
- Trocknungseinheit
- 6a
- Heißlufttrockner
- 6b
- Gehäuse
- 7
- zyl. Stützelement/Stützwalze
- 8
- Infrarottrockner
- 9
- Zylinder
- 10
- Bahnspannungs-Regelungsgruppe
- 12
- Airtum
- L
- Laufrichtung
- F
- Strichpunktlinie/Fortsetzung
1. Verfahren zum ein- oder mehrfachen Auftragen eines flüssigen bis pastösen Mediums
auf eine Seite einer laufenden Faserstoffbahn, insbesondere Kartonbahn,
dadurch gekennzeichnet, dass
nach Beschichtung der einen Seite (1a) der Faserstoffbahn (1) die andere entweder
noch unbeschichtete oder bereits in einem vorherigen Schritt beschichtete und getrocknete
andere Seite (1 b) der Faserstoffbahn (1) über ein Stützelement (7) geführt und dabei
zugleich die frisch beschichtete eine Seite (1a) der Faserstoffbahn (1) einer Heißlufttrocknung
mit einer Trocknungseinheit (6) ausgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Heißlufttrocknung in Form von Prallströmungen erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Stützelement (7) eine Walze mit einem Durchmesser von ca. 1 - 3 m verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein derartiges zylindrisches Stützelement (7) verwendet wird, dessen Oberfläche glatt
ausgebildet ist.
5. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein derartiges zylindrisches Stützelement (7) verwendet wird, dessen Oberfläche perforiert
ausgebildet ist und besaugt wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die frisch beschichtete Seite (1a) der Faserstoffbahn (1) vor der Trocknung mit der
Trocknungseinheit (6, 6a) der Trocknung mit Infrarottrocknern (8) ausgesetzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Trocknungsleistung der Trocknungseinheit (6, 6a) gleich oder größer als jene Leistung
bei der Infrarottrocknung (8) ist.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Faserstoffbahn während Ihres Laufes über das Stützelement (7) eine Richtungsänderung
erfährt.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
für die Trocknungseinheit (6, 6a) gekrümmte Lufttrockner (6a) verwendet werden, die
der Oberfläche des zylindrisches Stützelementes (7) zugeordnet sind.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
dieselbe Seite (1a, 1b) der Faserstoffbahn (1) mehrfach nacheinander behandelt wird.
11. Vorrichtung zum Auftragen eines flüssigen bis pastösen Mediums auf eine Seite einer
laufenden Faserstoffbahn mit wenigstens einer Auftragseinrichtung, der in Laufrichtung
der Faserstoffbahn auf derselben Bahnseite wenigstens eine Trocknungseinheit nachgeordnet
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Stützelement (7) für die laufende Faserstoffbahn (1) vorgesehen ist, welches sich
auf der, der Auftragseinrichtung (4, 4b) gegenüber liegenden Seite (1 b) der Faserstoffbahn
(1) befindet und diesem Stützelement (7) wenigstens ein Lufttrockner (6a) der Trocknungseinheit
(6) derart zugeordnet ist, dass die Faserstoffbahn (1) sowohl gestützt läuft, als
auch zugleich die mit der Auftragseinrichtung (4) aufgebrachte Mediums- Auftragsschicht
(5) der Trocknung ausgesetzt ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwei gekrümmte Lufttrockner (6a) vorgesehen sind, welche ihrerseits gemeinsam auf
die vom zylindrischen Stützelement (7) gestützte Faserstoffbahn (1) in einem Bogenwinkel
α von annähernd 180° einwirken.
13. Vorrichtung nach Anspruch 11 und 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Lufttrockner (6a) als Prallströmtrockner ausgebildet sind.
14. Verwendung des Verfahrens und der Vorrichtung gemäß einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche innerhalb einer Maschine zur Herstellung und/oder Veredelung einer Faserstoffbahn
(1), insbesondere zur Herstellung und /oder Veredelung von Karton oder Verpackungsmaterial.