[0001] Die Erfindung betrifft das Verpacken und das Ausbringen fließfähiger faserhaltiger
oder fließfähiger hochviskoser Dentalmaterialien und eine Zweikammer-Druckverpackung
enthaltend solche Materialien.
[0002] Bisher werden derartige Materialien über ein komplexes Druckluft und Kartuschensystem
ausgebracht, welches z.B. auch in der Klebstoffapplikation verwendet wird, z.B. mit
dem System Delomat der Firma Delo.
[0003] Nachteilig sind dabei die Abhängigkeit vom Druckluft- und Stromnetz oder von anderen
mechanischen Hilfsmitteln, die zur Applikation notwendig sind.
[0004] US 3,240,403 beschreibt ein Zweikammer-Druck-Abgabesystem für z.B. dentales Abformmaterial.
Hochviskose oder faserhaltigen Materialien werden nicht beschrieben.
[0005] US 6,425,503 beschreibt ein spezielles ausgestaltetes Ventil, das für faserhaltige
Materialien geeignet ist und eine Verstopfung durch Ablagerung verhindern soll.
[0006] WO 98/32675 betrifft eine Zweikammer-Druckdose zur Mehrfachdosierung für Wundgele
mit Viskosität 150 bis 800 Pa.s. Durch den Innendruck schließt der Behälter selbsttätig,
ist einhändig bedienbar und man kann schwierig zugängliche Körperstellen mit dem Gel
behandeln.
[0007] Angestrebt ist die geräteunabhängige Applikation eines fließfähigen, faserhaltigen
oder hochviskosen einkomponentigen Dentalmaterials, welches vorzugsweise in dem Viskositätsbereich
10
3 - 10
7 mPas liegt. Die Viskosität wird dabei nach ISO 3219 bestimmt
[0008] Die enthaltenen Fasern sind z.B. Kurzschnittfasern mit einer Länge von 0,2 - 3,0
mm und einem Durchmesser von 15 - 500 µm.
[0009] Die Aufgabe wird durch die Verwendung von Zweikammer-Druckverpackungen gelöst. Solche
Druckverpackungen sind bekannt. Das Zweikammersystem hat gegenüber herkömmlichen Spraydosen
den Vorteil der Trennung von Treibmittel und Paste, so dass Komplikationen wie Blasenbildung
vermieden werden. Es kommen Zweikammersysteme in Frage, bei denen eine Kammer mit
komprimiertem Gas gefüllt ist, das Druck auf die zweite Kammer ausübt, aber auch solche,
bei denen der Druck nicht durch Gas, sondern mechanisch, beispielsweise durch zusammengepressten
Kautschuk oder Schaumstoff, aufgebaut wird. In Frage kommen auch Systeme, bei denen
der Druck von außen auf eine flexible Kunststofflasche oder einen Kunststoffbeutel
aufgebaut wird (z.B. das weiter unten beschriebene Exxel-System durch gedehnten Kautschuk).
Ferner kann man Zweikammersysteme verwenden, bei denen Druckraum und Produktraum von
einem bewegliche Kolben getrennt werden und der Produktraum z.B. durch Gasdruck aus
dem Druckraum komprimiert wird.
[0010] Als Zweikammer-Druckverpackung eignet sich beispielsweise ein Behälter mit Ventil
aus einem starren Material, der mit einer Vorrichtung ausgestattet ist, die zum Ausstoßen
der in ihr bevorrateten Zusammensetzung die Kontraktionskraft eines gedehnten Gummischlauches
und/oder eines gedehnten Produktbehälters einsetzt. Ein solcher Spender ist in EP
069 699 beschrieben. Auch die von der 3D-Dispenser-Distributions GmbH unter der Bezeichnung
FtexPack™ angebotenen Behälter benutzen die Rückstellkraft eines gedehnten Gummis
zum Ausstoßen der Zusammensetzung. Geeignet sind z.B. Behälter, die einen gefalteten,
im wesentlichen gasundurchlässigen flexiblen Innenbeutel aus einem chemisch inerten
Kunststoff (z. B. PET) enthalten, der von einem elastischen, dickwandigen Gummischlauch
umgeben ist. Derartige Spender sind beispielsweise in US 5,927,551, US 4,964,540 und
EP 069 738 beschrieben und werden von der Firma Exxel Container unter der Bezeichnung
Atmos Dispensing System vertrieben.
[0011] Solche Behälter wurden bislang nicht für faserhaltige Materialien und hochviskose
Dentalmaterialien eingesetzt, weil etwa die Befürchtung bestand, die Materialien könnten
das Austragsventil verstopfen.
[0012] Es wurde überraschenderweise gefunden, dass sich faserhaltige und auch höher viskose
Dentalmaterialien problemlos in solchen Zweikammer Druckbehältern handhaben lassen.
Es kommt nach mehreren Austragsvorgängen auch in größeren Zeitintervallen zu keiner
Funktionsbeeinträchtigung des Ventil-Öffnens und -Schließens. Mithin lassen sich faserhaltige
Materialien problemlos durch herkömmliche Ventile transportieren.
[0013] Zweikammer-Druckdosen mit Innenbeutel sind bevorzugt als Spender geeignet. Sie bestehen
aus einem flexiblen Behälter für das fließfähige Material, der umschlossen ist von
einer Gas-Druckkammer, und der in Verbindung steht mit einem Austragsventil. Wenn
das Austragsventil geöffnet wird, was in der Regel durch einen von Spraydosen bekannten
Mechanismus geschieht, dann wird der flexible Behälter durch den Gasdruck zusammengedrückt,
und das Material tritt aus. Derartige Systeme können entweder durch eine Öffnung am
Dosenboden oder - wie beim sogenannten "under cup system" - durch Anheben des Ventils
befüllt werden. Die Erfindung betrifft demnach auch eine Zweikammer-Druckverpackung
mit einer Druckkammer enthaltend ein komprimiertes Gas und einer Materialkammer mit
damit verbundenem Austragsventil, wobei die Materialkammer ein fließfähiges hochviskoses
oder ein fließfähiges faserhaltiges Dentalmaterial enthält. Bevorzugt ist dabei die
Materialkammer ein flexibler Beutel.
[0014] Im Besonderen sind Druckgasbehälter geeignet, bei denen die Druckdose aus Aluminium
oder Weißblech besteht. Der deformierbare Innenbeutel besteht in der Regel aus Kunststoff,
Verbundmaterial (z.B. Kunststofflaminat oder Aluminiumlaminat) oder Aluminiumfolie,
teilweise aus lackierten Aluminiumhülsen. Diese Innenbeutel kollabieren unter Druckbeaufschlagung.
[0015] Als Austragsventile kommen in Frage: Tellerventile, männliche Aerosol-Ventile, weibliche
Aerosolventile. Bevorzugt werden sog. "PU-Ventile" verwendet. Das sind Spezialventile,
die durch eine hohe Ausbringungsmenge gekennzeichnet sind. Sie sind daher besonders
für Polyurethan- oder Silikonprodukte geeignet. Aber auch in der Kosmetik, im Haushalts-
oder Nahrungsmittelbereich bietet sich oft ihr Einsatz an. Vorteilhaft kann auch die
Kombination von Ventil und Beutel sein, z.B. das von Firma Lindal stammende System
"Bag-On-Valve". Das Bag-On-Valve-System besteht aus einem Aerosol-Ventil mit angeschweißtem
Beutel. Es ist besonders für Produkte auf Gelbasis geeignet.
[0016] Die besonderen Vorteile der erfindungsgemäßen Verwendung liegen darin, dass eine
geräteunabhängige Applikation ermöglicht wird, bei der der Anwender ohne zusätzliche
Geräte direkt das Material verwenden kann (gebrauchsfertige Verpackung). Bei Verwendung
dieser Verpackung gelangt ferner keinerlei Umgebungsluft in den Produktraum, und es
entsteht keine Rückkontamination.
[0017] Insbesondere erstreckt sich die erfindungsgemäße Verwendung auf die Verpackung von
lichthärtenden Einkomponenten-Prothesenbasismaterialien. Denkbar sind weiterhin Verpackungen
von Dentalprodukten mit ähnlichem Viskositätsbereich, wie z.B. Produkte zur Individualisierung
von Zähnen, Prothesen, Kronen, Brücken sowie jede Art von Haftvermittlern und Produkte
in Gelform.
[0018] Eine Ausführungsform der Erfindung wird anhand der Fig. 1 erläutert. Bei der dort
dargestellten Zweikammer-Druckverpackung sind Druckkammer 2 und Produktkammer 1 durch
einen beweglichen Kolben 3 getrennt. Das Produkt tritt nach Öffnen des Austragventils
4 aus. Der Produktfluss wird umgekehrt nach Schließen des Austragventils 4 gestoppt.
Das Gasventil 5 dient dem Einbringen des Druck-Gases.
[0019] Das enthaltene Material ist z.B. ein lichthärtender Einkomponenten-Prothesen-Kunststoff,
z.B. der folgenden Zusammensetzung: Vernetzte organische Matrix aus Dimethacrylat
und mehrfunktionellen Meth-/acrylaten, (Handelsname "Versyo® direct", Heraeus Kulzer).
Komponenten sind u.a.: Trimethylporpylidintrimethaycryalat (CAS: 3290-92-4), aliphatisches
Urethanacrylat; Bisphenol-A-ethoxylat(2)dimethacrylat (CAS: 24448-20-2) (CAS: 24448-20-2)
und 2,2-Dimethoxy-1,2-diphenyl-ethan-1-on (CAS: 24650-42-8).
1. Zweikammer-Druckverpackung mit einer Druckkammer (2) enthaltend ein komprimiertes
Gas und einer Produktkammer (1) mit damit verbundenem Austragventil (4), die ein fließfähiges
hochviskoses Dentalmaterial oder ein fließfähiges faserhaltiges Dentalmaterial enthält.
2. Zweikammer Druckverpackung nach Anspruch 1, wobei die Produktkammer (1) ein flexibler
Beutel ist.
3. Verwendung von Zweikammer-Druckbehältern zum Ausbringen und Verpacken von fließfähigen
hochviskosen oder fließfähigen faserhaltigen Dentalmaterialien.
4. Druckverpackung nach Anspruch 1 oder Verwendung nach Anspruch 3, wobei die Fasern
von 0,2 - 3 mm lang sind.
4. Druckverpackung nach Anspruch 1 oder Verwendung nach Anspruch 3, wobei die Fasern
einen Durchmesser von 15 - 500 µm aufweisen.
5. Druckverpackung nach Anspruch 1 oder Verwendung nach Anspruch 3, wobei das Dentalmaterial
in der Produktkammer eine Viskosität im Bereich von 103 bis 107 mPa s aufweist.