(19)
(11) EP 1 564 155 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.08.2005  Patentblatt  2005/33

(21) Anmeldenummer: 05000773.1

(22) Anmeldetag:  15.01.2005
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B65D 83/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR LV MK YU

(30) Priorität: 12.02.2004 DE 102004007121

(71) Anmelder: Heraeus Kulzer GmbH
63450 Hanau (DE)

(72) Erfinder:
  • Bressler, Christian
    60385 Frankfurt (DE)
  • Renz, Karl- Heinz
    71131 Jettingen (DE)
  • Savic, Novica
    63691 Ranstadt (DE)

(74) Vertreter: Kühn, Hans-Christian 
Heraeus Holding GmbH, Stabsstelle Schutzrechte, Heraeusstrasse 12-14
63450 Hanau
63450 Hanau (DE)

   


(54) Verpackte fliessfähige faserhaltige oder hochviskose Dentalmaterialien


(57) Zweikammer-Druckbehälter zum Verpacken und Ausbringen fließfähiger hochviskoser oder fließfähiger faserhaltiger Dentalmaterialien.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft das Verpacken und das Ausbringen fließfähiger faserhaltiger oder fließfähiger hochviskoser Dentalmaterialien und eine Zweikammer-Druckverpackung enthaltend solche Materialien.

[0002] Bisher werden derartige Materialien über ein komplexes Druckluft und Kartuschensystem ausgebracht, welches z.B. auch in der Klebstoffapplikation verwendet wird, z.B. mit dem System Delomat der Firma Delo.

[0003] Nachteilig sind dabei die Abhängigkeit vom Druckluft- und Stromnetz oder von anderen mechanischen Hilfsmitteln, die zur Applikation notwendig sind.

[0004] US 3,240,403 beschreibt ein Zweikammer-Druck-Abgabesystem für z.B. dentales Abformmaterial. Hochviskose oder faserhaltigen Materialien werden nicht beschrieben.

[0005] US 6,425,503 beschreibt ein spezielles ausgestaltetes Ventil, das für faserhaltige Materialien geeignet ist und eine Verstopfung durch Ablagerung verhindern soll.

[0006] WO 98/32675 betrifft eine Zweikammer-Druckdose zur Mehrfachdosierung für Wundgele mit Viskosität 150 bis 800 Pa.s. Durch den Innendruck schließt der Behälter selbsttätig, ist einhändig bedienbar und man kann schwierig zugängliche Körperstellen mit dem Gel behandeln.

[0007] Angestrebt ist die geräteunabhängige Applikation eines fließfähigen, faserhaltigen oder hochviskosen einkomponentigen Dentalmaterials, welches vorzugsweise in dem Viskositätsbereich 103 - 107 mPas liegt. Die Viskosität wird dabei nach ISO 3219 bestimmt

[0008] Die enthaltenen Fasern sind z.B. Kurzschnittfasern mit einer Länge von 0,2 - 3,0 mm und einem Durchmesser von 15 - 500 µm.

[0009] Die Aufgabe wird durch die Verwendung von Zweikammer-Druckverpackungen gelöst. Solche Druckverpackungen sind bekannt. Das Zweikammersystem hat gegenüber herkömmlichen Spraydosen den Vorteil der Trennung von Treibmittel und Paste, so dass Komplikationen wie Blasenbildung vermieden werden. Es kommen Zweikammersysteme in Frage, bei denen eine Kammer mit komprimiertem Gas gefüllt ist, das Druck auf die zweite Kammer ausübt, aber auch solche, bei denen der Druck nicht durch Gas, sondern mechanisch, beispielsweise durch zusammengepressten Kautschuk oder Schaumstoff, aufgebaut wird. In Frage kommen auch Systeme, bei denen der Druck von außen auf eine flexible Kunststofflasche oder einen Kunststoffbeutel aufgebaut wird (z.B. das weiter unten beschriebene Exxel-System durch gedehnten Kautschuk). Ferner kann man Zweikammersysteme verwenden, bei denen Druckraum und Produktraum von einem bewegliche Kolben getrennt werden und der Produktraum z.B. durch Gasdruck aus dem Druckraum komprimiert wird.

[0010] Als Zweikammer-Druckverpackung eignet sich beispielsweise ein Behälter mit Ventil aus einem starren Material, der mit einer Vorrichtung ausgestattet ist, die zum Ausstoßen der in ihr bevorrateten Zusammensetzung die Kontraktionskraft eines gedehnten Gummischlauches und/oder eines gedehnten Produktbehälters einsetzt. Ein solcher Spender ist in EP 069 699 beschrieben. Auch die von der 3D-Dispenser-Distributions GmbH unter der Bezeichnung FtexPack™ angebotenen Behälter benutzen die Rückstellkraft eines gedehnten Gummis zum Ausstoßen der Zusammensetzung. Geeignet sind z.B. Behälter, die einen gefalteten, im wesentlichen gasundurchlässigen flexiblen Innenbeutel aus einem chemisch inerten Kunststoff (z. B. PET) enthalten, der von einem elastischen, dickwandigen Gummischlauch umgeben ist. Derartige Spender sind beispielsweise in US 5,927,551, US 4,964,540 und EP 069 738 beschrieben und werden von der Firma Exxel Container unter der Bezeichnung Atmos Dispensing System vertrieben.

[0011] Solche Behälter wurden bislang nicht für faserhaltige Materialien und hochviskose Dentalmaterialien eingesetzt, weil etwa die Befürchtung bestand, die Materialien könnten das Austragsventil verstopfen.

[0012] Es wurde überraschenderweise gefunden, dass sich faserhaltige und auch höher viskose Dentalmaterialien problemlos in solchen Zweikammer Druckbehältern handhaben lassen. Es kommt nach mehreren Austragsvorgängen auch in größeren Zeitintervallen zu keiner Funktionsbeeinträchtigung des Ventil-Öffnens und -Schließens. Mithin lassen sich faserhaltige Materialien problemlos durch herkömmliche Ventile transportieren.

[0013] Zweikammer-Druckdosen mit Innenbeutel sind bevorzugt als Spender geeignet. Sie bestehen aus einem flexiblen Behälter für das fließfähige Material, der umschlossen ist von einer Gas-Druckkammer, und der in Verbindung steht mit einem Austragsventil. Wenn das Austragsventil geöffnet wird, was in der Regel durch einen von Spraydosen bekannten Mechanismus geschieht, dann wird der flexible Behälter durch den Gasdruck zusammengedrückt, und das Material tritt aus. Derartige Systeme können entweder durch eine Öffnung am Dosenboden oder - wie beim sogenannten "under cup system" - durch Anheben des Ventils befüllt werden. Die Erfindung betrifft demnach auch eine Zweikammer-Druckverpackung mit einer Druckkammer enthaltend ein komprimiertes Gas und einer Materialkammer mit damit verbundenem Austragsventil, wobei die Materialkammer ein fließfähiges hochviskoses oder ein fließfähiges faserhaltiges Dentalmaterial enthält. Bevorzugt ist dabei die Materialkammer ein flexibler Beutel.

[0014] Im Besonderen sind Druckgasbehälter geeignet, bei denen die Druckdose aus Aluminium oder Weißblech besteht. Der deformierbare Innenbeutel besteht in der Regel aus Kunststoff, Verbundmaterial (z.B. Kunststofflaminat oder Aluminiumlaminat) oder Aluminiumfolie, teilweise aus lackierten Aluminiumhülsen. Diese Innenbeutel kollabieren unter Druckbeaufschlagung.

[0015] Als Austragsventile kommen in Frage: Tellerventile, männliche Aerosol-Ventile, weibliche Aerosolventile. Bevorzugt werden sog. "PU-Ventile" verwendet. Das sind Spezialventile, die durch eine hohe Ausbringungsmenge gekennzeichnet sind. Sie sind daher besonders für Polyurethan- oder Silikonprodukte geeignet. Aber auch in der Kosmetik, im Haushalts- oder Nahrungsmittelbereich bietet sich oft ihr Einsatz an. Vorteilhaft kann auch die Kombination von Ventil und Beutel sein, z.B. das von Firma Lindal stammende System "Bag-On-Valve". Das Bag-On-Valve-System besteht aus einem Aerosol-Ventil mit angeschweißtem Beutel. Es ist besonders für Produkte auf Gelbasis geeignet.

[0016] Die besonderen Vorteile der erfindungsgemäßen Verwendung liegen darin, dass eine geräteunabhängige Applikation ermöglicht wird, bei der der Anwender ohne zusätzliche Geräte direkt das Material verwenden kann (gebrauchsfertige Verpackung). Bei Verwendung dieser Verpackung gelangt ferner keinerlei Umgebungsluft in den Produktraum, und es entsteht keine Rückkontamination.

[0017] Insbesondere erstreckt sich die erfindungsgemäße Verwendung auf die Verpackung von lichthärtenden Einkomponenten-Prothesenbasismaterialien. Denkbar sind weiterhin Verpackungen von Dentalprodukten mit ähnlichem Viskositätsbereich, wie z.B. Produkte zur Individualisierung von Zähnen, Prothesen, Kronen, Brücken sowie jede Art von Haftvermittlern und Produkte in Gelform.

[0018] Eine Ausführungsform der Erfindung wird anhand der Fig. 1 erläutert. Bei der dort dargestellten Zweikammer-Druckverpackung sind Druckkammer 2 und Produktkammer 1 durch einen beweglichen Kolben 3 getrennt. Das Produkt tritt nach Öffnen des Austragventils 4 aus. Der Produktfluss wird umgekehrt nach Schließen des Austragventils 4 gestoppt. Das Gasventil 5 dient dem Einbringen des Druck-Gases.

[0019] Das enthaltene Material ist z.B. ein lichthärtender Einkomponenten-Prothesen-Kunststoff, z.B. der folgenden Zusammensetzung: Vernetzte organische Matrix aus Dimethacrylat und mehrfunktionellen Meth-/acrylaten, (Handelsname "Versyo® direct", Heraeus Kulzer). Komponenten sind u.a.: Trimethylporpylidintrimethaycryalat (CAS: 3290-92-4), aliphatisches Urethanacrylat; Bisphenol-A-ethoxylat(2)dimethacrylat (CAS: 24448-20-2) (CAS: 24448-20-2) und 2,2-Dimethoxy-1,2-diphenyl-ethan-1-on (CAS: 24650-42-8).


Ansprüche

1. Zweikammer-Druckverpackung mit einer Druckkammer (2) enthaltend ein komprimiertes Gas und einer Produktkammer (1) mit damit verbundenem Austragventil (4), die ein fließfähiges hochviskoses Dentalmaterial oder ein fließfähiges faserhaltiges Dentalmaterial enthält.
 
2. Zweikammer Druckverpackung nach Anspruch 1, wobei die Produktkammer (1) ein flexibler Beutel ist.
 
3. Verwendung von Zweikammer-Druckbehältern zum Ausbringen und Verpacken von fließfähigen hochviskosen oder fließfähigen faserhaltigen Dentalmaterialien.
 
4. Druckverpackung nach Anspruch 1 oder Verwendung nach Anspruch 3, wobei die Fasern von 0,2 - 3 mm lang sind.
 
4. Druckverpackung nach Anspruch 1 oder Verwendung nach Anspruch 3, wobei die Fasern einen Durchmesser von 15 - 500 µm aufweisen.
 
5. Druckverpackung nach Anspruch 1 oder Verwendung nach Anspruch 3, wobei das Dentalmaterial in der Produktkammer eine Viskosität im Bereich von 103 bis 107 mPa s aufweist.
 




Zeichnung







Recherchenbericht