(19)
(11) EP 1 564 717 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.08.2005  Patentblatt  2005/33

(21) Anmeldenummer: 05002272.2

(22) Anmeldetag:  03.02.2005
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7G10D 9/02, B27J 1/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR LV MK YU

(30) Priorität: 16.02.2004 CH 2342004

(71) Anmelder: Bucher Markus
6130 Willisau (CH)

(72) Erfinder:
  • Bucher Markus
    6130 Willisau (CH)

(74) Vertreter: Troesch Scheidegger Werner AG 
Schwäntenmos 14
8126 Zumikon
8126 Zumikon (CH)

   


(54) Vorrichtung zur Bearbeitung von Rohrblättern für Musikinstrumente


(57) Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Herstellung von Rohrblättern (1) für Mundstücke von Holzblasinstrumenten, mit an einem in der Vorrichtung parallel zum Rohrblatt (1) beweglich geführten Schlitten (7) angeordneten Hobel- oder Schabwerkzeug (6), einer Einspanneinrichtung (3) für das zu bearbeitende Rohrblatt (1), einer mit dem Schabwerkzeug (6) verbundenen Abtasteinrichtung (5), welche die Wirktiefe des Schabwerkzeuges (6) in Bezug auf die Einspanneinrichtung (3) resp. das Rohrblatt (1) verstellbar einstellt. Vorteilhaft sind mehrere Matrizen (4) auf einer Trommel (10) angeordnet, welche gegenüber der Einspannvorrichtung (3) drehbar angeordnet ist. Damit ist eine individuelle Korrektur und Nachbearbeitung der Schabung möglich. Vorteilhaft ist der Schlitten (7) weiter mit einer Antriebseinrichtung verbunden, welche den Schlitten (7) zumindest in der geführten Richtung parallel zum Rohrblatt (1) antreibt. Damit kann vorteilhaft das Rohrblatt in der Vorrichtung fertig gestellt werden und auch eine genaue Reproduzierbarkeit auch bei der Herstellung einer grösseren Anzahl von Rohrblättern gewährleistet werden.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff von Anspruch 1.

[0002] Zur Erzeugung von Tönen von Holzblasinstrumenten wird in der Regel ein Mundstück verwendet, in welchem eines oder mehrere dünne Blättchen resp. Blätter durch den Luftstrom des Bläsers in Schwingungen versetzt werden um damit das Instrument überhaupt zum tönen zu bringen.

[0003] So besteht beispielsweise das Mundstück der Oboe aus zwei zusammengebundenen Schilfrohrblättern, welche zwischen den Lippen des Spielers als gegeneinander schlagende Zungen die Luft zum Schwingen anregen.

[0004] Beim Mundstück einer Klarinette oder eines Saxophons wird dagegen nur ein Blatt verwendet, welches über der Öffnung des Mundstückes angeordnet ist und dort unter Beeinflussung durch Lippe und Zunge des Spielers die durch das Mundstück geblasene Luft als aufschlagende Zunge ebenfalls zum Schwingen anregt.

[0005] Die Herstellung derartiger Blätter ist sehr schwierig und zeitaufwändig, da neben der äusseren Formgebung insbesondere die Dicke der Blätter an ihrem freien Ende von entscheidender Bedeutung bei der Erzeugung des Klanges und der Ansprache des jeweiligen Instrumentes sind.

[0006] Für die Herstellung von hochwertigen Blättern wird herkömmlicherweise das vordere, freie Ende dieser Blätter von Hand mit einem scharfen Messer geschabt, bis die optimale Dicke resp. Formgebung erreicht wird.

[0007] Da die optimale Form nicht von fixen, im Vorfeld einfach einstellbaren Parametern abhängt, sondern individuell auf den jeweiligen Spieler eingestellt werden muss und insbesondere von der Qualität des Holzes beeinflusst wird, kann keine universelle optimale Form resp. Dicke gefunden und hergestellt werden.

[0008] Wenn aber nun ein Spieler seine optimale Form des Blattes, in der Regel durch Versuche und praktische Erprobungen, gefunden hat, sollte diese Form anschliessend möglichst beliebig viele Male reproduziert werden können. Dies insbesondere daher, weil die Blätter im Gebrauch verhältnismässig schnell verbraucht werden und ausgetauscht werden müssen. Dabei möchte der Spieler einen möglichst grossen Satz von ähnlich tönenden Blättern einsetzen können, um auch über einen längeren Zeitraum einen befriedigenden Klang produzieren zu können.

[0009] Es sind nun hierfür Vorrichtungen bekannt, welche aufgrund einer Musterform praktisch eine beliebige Anzahl von derartigen Blättern in praktisch identischer Form reproduzieren können, wie beispielsweise in Figur 2 dargestellt ist. Dabei wird ein Hobel eingesetzt, welcher mit einem parallel zum Blatt geführten Schlitten verbunden ist, welcher über eine damit verbundene Rolle die Musterform in Form einer Matrize abtastet und damit diese Musterform auf den Rohling für das Blatt überträgt. Der Hobel resp. der Schlitten wird dabei mittels eines Handgriffes manuell hin und her bewegt. Es besteht auch die Möglichkeit, die Schabtiefe des Hobels mittels einer oder mehreren Einstellschrauben einzustellen resp. zu variieren und damit die Übertragung der Form resp. Schabtiefe manuell zu beeinflussen. Im Vergleich zum rein manuellen Bearbeiten der Blätter ist damit zwar eine Vereinfachung geschaffen worden und die Reproduzierbarkeit einer vorgegebenen Form überhaupt erst ermöglicht worden, aber die Bedienung dieser Maschinen erfordert ein hohes Mass an Erfahrung und Geschick. So wird je nach Druck auf den Handgriff die Bearbeitungstiefe des Hobels beeinflusst und kann leicht zu einer tieferen Schabung als gewünscht führen. Auch besteht gerade bei der Rückwärtsbewegung des Hobels die Gefahr, dass die Oberfläche des Blattes verletzt oder zumindest beeinflusst wird. Ein weiteres Problem liegt in der Tatsache, dass die einzige Matrizenform den variablen Eigenschaften von verschiedenen Hölzern nicht genügend Rechnung tragen kann. Dies führt dazu, dass sich mit einer solchen Vorrichtung das Blatt in der Regel nicht vollständig fertig bearbeiten lässt, sondern es muss jeweils immer noch einer manuellen Nachbearbeitung, insbesondere der Spitze, Ecken und Seitenkanten, unterzogen werden.

[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand nun darin, eine derartige Vorrichtung zu finden, welche es ermöglicht, bei hoher Präzision eine Reproduktion von Blättern zu ermöglichen, welche in der Vorrichtung selbst komplett fertig gestellt werden können.

[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen nach Anspruch 1 gelöst. Weitere, bevorzugte Ausführungsformen ergeben sich aus den Merkmalen der abhängigen Ansprüche 2 bis 9.

[0012] Erfindungsgemäss sind bei einer Vorrichtung zur Herstellung von Rohrblättern für Mundstücke von Holzblasinstrumenten mit an einem in der Vorrichtung parallel zum Rohrblatt beweglich geführten Schlitten angeordneten Hobel- oder Schabwerkzeug, einer Einspanneinrichtung für das zu bearbeitende Rohrblatt, einer mit dem Schabwerkzeug verbundenen Abtasteinrichtung, welche die Wirktiefe des Schabwerkzeuges in Bezug auf die Einspanneinrichtung resp. das Rohrblatt verstellbar einstellt, und einer Matrize, auf welche die Abtasteinrichtung abstützbar ausgebildet ist, mehrere Matrizen auf einer Trommel angeordnet, welche gegenüber der Einspannvorrichtung drehbar angeordnet ist. Damit können unterschiedliche Matrizen für die Formgebung des Rohrblattes eingesetzt werden, ohne dass das Rohrblatt aus der Einspannung entfernt werden müsste.

[0013] Vorzugsweise sind mindestens vier, vorzugsweise sechs unterschiedliche Matrizen auf der Trommel angeordnet. Vorteilhaft erfolgt die Anordnung in bestimmten, definierten Positionen entlang des Umfanges der Trommel.

[0014] Vorzugsweise weist die Trommel Rastmittel auf, um jeweils eine Matrize parallel in Achse mit dem Rohrblatt ausgerichtet zu fixieren. Damit wird die jeweils zum Einsatz gelangende Matrize in der jeweils gleichen Lage zum Rohrblatt fixiert, was eine einheitliche und auch vielfach reproduzierbare Bearbeitung auch einer grossen Anzahl von Rohrblättern garantiert.

[0015] Vorzugsweise weist die Abtasteinrichtung eine Rolle auf, deren Drehachse exzentrisch in Bezug auf eine drehbar im Schlitten angeordnete Lagerung angeordnet ist. Damit kann die Position der Rolle, insbesondere deren vertikale Position in Bezug auf die Matrize, durch Verdrehen der Lagerung sehr exakt eingestellt werden. Vorteilhaft ist diese Einstellung im Gegensatz zur Einstellung über ein Gewinde nicht von der Drehrichtung abhängig und kann jederzeit exakt reproduziert werden.

[0016] Vorzugsweise beträgt die Exzentrizität der Drehachse der Rolle in Bezug auf die Lagerung maximal 0.5 mm, vorzugsweise maximal 0.1 mm. Es hat sich gezeigt, dass selbst mit dieser nur kleinen Exzentrizität ein genügend grosser Einstellungsbereich für die Variation der Bearbeitungstiefe des Hobel- resp. Schabwerkzeuges erreicht werden kann. Der Vorteil bei dieser kleinen Exzentrizität liegt weiter darin, dass die damit verbundene horizontale Verschiebung der Rolle relativ zum Schlitten und damit auch zur Matrize resp. Rohrblatt praktisch vernachlässigbar ist und nicht zwingend kompensiert werden muss.

[0017] Vorzugsweise ist die Lagerung mit einem Betätigungshebel versehen und weist vorzugsweise Rastmittel zur Fixierung der Verdrehposition auf. Durch den Betätigungshebel kann eine einfache, präzise und sehr feine Einstellung der Exzentrizität und damit der Anpassung der Eindringtiefe des Hobel- resp. Schabwerkzeuges erfolgen. Damit sich die Einstellung während der Bearbeitung nicht verstellt, wird diese vorteilhaft mittels Rastmittel fixiert. Diese Rastmittel können herkömmlich ausgebildete Federrastmittel sein, welche in bestimmten Abständen die Position der Drehachse federnd fixieren. Selbstverständlich können anstelle der Rastmittel auch andere Mittel zur Fixierung der Verdrehposition der Drehachse vorgesehen sein, wie beispielsweise Klemmschrauben.

[0018] Vorzugsweise ist der Schlitten mit einer Antriebseinrichtung verbunden, welche den Schlitten zumindest in der geführten Richtung parallel zum Rohrblatt antreibt. Über die Antriebseinrichtung wird damit der Schlitten zumindest regelmässig hin- und herbewegt, was zu einer regelmässigen Schabbewegung des Hobels und damit zu einem reproduzierbaren Resultat führt.

[0019] Vorzugsweise weist die Antriebseinrichtung ein Antriebsrad mit Drehgriff, einen in Bezug auf die Drehachse des Antriebsrades exzentrisch angeordneten Zapfen sowie einen Hebel mit an einem Ende drehbar angeordneter Rolle und am anderen Ende gelenkig damit verbundenem weiteren schwenkbaren Hebel auf. Damit kann insbesondere die Geschwindigkeit der Bewegung des Hobels manuell über das Antriebsrad eingestellt resp. beeinflusst werden und eine definierte, elliptische Bewegung der Rolle erreicht werden. Somit wird nicht nur eine Hin- und Herbewegung des Schlittens erzielt, sondern auch eine Auf- resp. Abbewegung des Schlittens. Der Schlitten kann somit für die Rückwärtsbewegung derart verschwenkt werden, dass das damit verbundene Hobel- resp. Schabwerkzeug vom Rohrblatt abgehoben wird und damit vorteilhaft bei dieser Bewegung nicht mehr auf die Oberfläche des Blattes einwirkt.

[0020] Vorzugsweise greift die Rolle in eine Nut im Schlitten ein, vorzugsweise in eine nach unten offene Nut. Damit kann die Rolle bei der Vorwärtsbewegung in Arbeitsrichtung des Hobel- resp. Schabwerkzeuges eine Bewegung nach unten ausführen, ohne dass der Schlitten diese Bewegung mitmacht, sondern durch das Eigengewicht das Hobel- resp. Schabwerkzeug auf das Rohrblatt zum aufliegen kommt. Dies führt nun weiter vorteilhaft zu einer reproduzierbar gleichen Bearbeitungswirkung bei der Bearbeitung auch von einer grossen Zahl von Rohrblättern, welche nicht mehr abhängig ist von einem individuell veränderbaren Druck wie bei den Vorrichtungen nach dem Stand der Technik. Durch diese Antriebsart des Schlittens und damit des Hobel- resp. Schabwerkzeuges wird eine praktisch immer gleich bleibende Bearbeitungswirkung mit entsprechend identischen Resultaten bei den damit gefertigten Rohrblättern erzielt.

[0021] Ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung wird zusammen mit einem Beispiel einer herkömmlichen Vorrichtung nachstehend anhand von Figuren noch näher erläutert. Es zeigen

Fig. 1 die Ansicht des Mündstückes einer Oboe;

Fig. 2 die Ansicht einer herkömmlichen Vorrichtung zur Bearbeitung von Blättern für Holzblasinstrumente; und

Fig. 3 die Ansicht einer erfindungsgemässen Vorrichtung.



[0022] In Figur 1 ist die Ansicht eines Mundstückes einer Oboe dargestellt. Das Mundstück besteht aus zwei zusammengebundenen Schilfrohrblättern, die zwischen den Lippen des Spielers als gegeneinander schlagende Zungen die Luft in der Oboe zum Schwingen anregen. Ein solches Mundstück wird Doppelrohrblatt oder auch einfach Rohrblatt genannt und ist charakteristisch für die Familie der Doppelrohrblattinstrumente wie beispielsweise die Oboe oder das Fagott. Die Form und insbesondere Dicke des vorderen Bereiches der Blätter bestimmt weitgehend den Klang und die Ansprache des jeweiligen Instruments und wird häufig zeitaufwändig durch manuelles Schaben des vorderen Blattbereiches mit einem scharfen Messer hergestellt.

[0023] Zur rascheren und genauern Ausführung der Schabung dieses Bereiches der Blätter ist beispielsweise die in Figur 2 dargestellt Vorrichtung bekannt. Die in der Rohform vorliegenden, zusammengebundenen Blätter des Rohrblattes 1 werden auf eine Metallzunge 2 geschoben und mittels eines gegen die Metallzunge 2 verschieb und feststellbaren Dorns 3 fixiert. Eine individuell nach einem Musterblatt des Musikers gefertigte Matrize 4 aus Metall ist in der Verlängerung der Metallzunge 2 resp. des Rohrblattes 1 angeordnet und dient als Vorlage für die zu erzielende Endform des Rohrblattes 1. Für die Bearbeitung des Rohrblattes 1 ist ein Hobelmesser 6 auf einem Schlitten 7 parallel zum Rohrblatt 1 entlang einer Führungsstange verschieb- und schwenkbar angeordnet. Am Schlitten 7 ist weiter an einem Ausleger eine Rolle 5 angeordnet, welche gegen die Oberfläche der Matrize 4 in Anschlag gelangen kann und damit die Kontur der Matrize abtasten kann. Der Schlitten 7 weist weiter einen Handgriff 7' auf, mit welchem der Schlitten 7 entsprechend der Pfeilrichtung hin- und herbewegt werden kann sowie um seine Führungsstange verdreht werden kann. Damit wirkt entsprechend der Form der Matrize 4 das Hobelmesser 6 auf die Oberfläche des Rohrblattes 1 ein und verleiht diesem schabend die gewünschte Form. Um die gesamte Breite der Form der Matrize 4 auf das Rohrblatt 1 zu übertragen, muss die Matrize 4 zusammen mit dem Rohrblatt 1 um seine Achse in Pfeilrichtung verschwenkt werden, möglichst in kleinen Schritten, was ebenfalls manuell erfolgt. Die Schabtiefe des Hobelmessers 6 kann nun durch Verstellen mittels der Schraube 5' ein- resp. verstellt werden.

[0024] Nachteilig an dieser Konstruktion sind einmal die durch die freie Beweglichkeit um die Achse der Führungsstange des Schlittens 7 bedingte Ungenauigkeit in der Bearbeitungstiefe des Hobelmessers 6 sowie die bei der Rückwärtsbewegung des Hobelmessers 6 mögliche Verletzung resp. unbeabsichtigten Eingriff in die Oberfläche des Rohrblattes 1. Ebenfalls erlaubt die Einstellung der Schabtiefe des Hobelmessers 6 über eine einfache Schraube 5' nur eine geringe Genauigkeit und eine schlechte Reproduzierbarkeit, bedingt durch das in beiden Drehrichtungen ein unterschiedliches Spiel aufweisende Gewinde der Schraube 5'.

[0025] Die feste Form dieser einzigen Matrize verhindert eine Anpassung der Bearbeitung des Blattes aufgrund variierender Holzqualität oder wechselnden musikalischen Anforderungen.

[0026] Erfindungsgemäss wird daher eine Vorrichtung entsprechend der Ansicht nach Figur 3 vorgeschlagen, bei welcher der Schlitten 7 beispielsweise über ein mechanisches Hebelwerk betätigt resp. angetrieben ist.

[0027] Das Hebelwerk weist zur manuellen Bedienung an einem Ende einer drehbar gelagerten Welle eine Kurbel 8 auf, während das andere Ende einen exzentrisch zur Drehachse der Welle angeordneten Zapfen 9 aufweist. Der Zapfen 9 greift in einen Hebel 11 ein, welcher an einem Ende gelenkig drehbar gelagert angeordnet ist und am anderen Ende eine seitlich abragende Rolle 12 aufweist. Die Rolle 12 greift in eine entsprechend ausgebildete Öffnung resp. Schlitz des Schlittens 7 ein. Beim Drehen der Kurbel 8 in der durch die Pfeilrichtung angedeuteten Drehrichtung wird die Rolle in einer flachen Ellipsenlaufbahn bewegt und versetzt damit den Schlitten in eine Hin- und Herbewegung.

[0028] Dadurch, dass die Rolle 12 vertikal zur Längsachse der Führungsstange des Schlittens 7 nach unten frei beweglich im Schlitten 7 geführt ist, kann sich der Schlitten 7 in Arbeitsrichtung des Hobelmessers 6 entsprechend der durch die Rolle 5 vorgegebenen Bahn bewegen und die gewünschte Schabwirkung in der vorgegebenen Tiefe ausführen. Bei der Rückwärtsbewegung entgegen der Arbeitsrichtung des Hobelmessers 6 wird der Schlitten 7 durch die elliptische Bewegung der Rolle 12 des Hebelwerks automatisch vom Rohrblatt 1 abgehoben und eine Verletzung oder unbeabsichtigte Bearbeitung der Rohrblattes 1 wird damit zuverlässig verhindert.

[0029] Ein weiterer Vorteil in dieser Bewegung des Hobelmessers 6 ist darin zu sehen, dass auch die Klinge des Hobelmessers 6 geschont wird und zudem immer dieselbe Kraft auf das Hobelmesser 6 in Arbeitsrichtung ausgeübt wird, nämlich bedingt durch das Eigengewicht des Schlittens 7 und seiner Anbauten. Damit lassen sich auch bei der Herstellung einer Mehrzahl von Rohrblättern 1 sehr genaue und regelmässige Resultate erzielen.

[0030] Die Einstellung der Bearbeitungstiefe des Hobelmessers 6 erfolgt weiter vorteilhaft über eine exzentrische Verstellung der Achse der Rolle 5, vorzugsweise durch eine exzentrische Anordnung dieser Achse gegenüber der drehbaren Lagerung 14 im Schlitten 7. Durch Verdrehen der Lagerung 14 kann die Bearbeitungstiefe des Hobelmessers 6 sehr fein und reproduzierbar genau eingestellt werden, unabhängig von der Dreh- resp. Bewegungsrichtung des Betätigungshebels 15 der Lagerung 14. Damit werden Einstellungen im Bereich von 1/100 Millimetern problemlos realisierbar, was zu einer sehr hohen Passgenauigkeit der Rohrblätter 1 im Verhältnis zur entsprechenden Matrize 4 führt.

[0031] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemässen Vorrichtung liegt in der bevorzugen Anordnung mehrerer Matrizen 4 auf einer drehbaren Trommel 10. Damit kann ohne Wechsel der Einspannung des zu bearbeitenden Rohrblattes 1 ein Wechsel der als Vorlage dienenden Matrize 4 erfolgen. So kann beispielsweise ein ganzer Satz von Matrizen 4 für die Fertigstellung eines Rohrblattes 1 eingesetzt werden, wobei beispielsweise eine erste Matrize 4 eine Basis-Grundform für das Rohrblatt 1 aufweist, während die weiteren Matrizen speziell für gewisse Bereiche des Rohrblattes 1 geformt sind, wie beispielsweise die Spitze, die Ecken, die Seiten etc. Damit kann die Schabung in diesen Bereichen individuell variiert ausgeführt werden, um einerseits die unterschiedlichen Eigenschaften bedingt durch das als Naturprodukt vorliegende Grundmaterial für das Rohrblatt 1 zu berücksichtigen und andererseits um allfälligen unterschiedlichen musikalischen d.h. klanglichen Anforderungen an das Rohrblatt 1 gerecht zu werden.

[0032] So kann beispielsweise die Trommel 10 umlaufend angeordnet 6 verschiedene Matrizensegemente 4 aufweisen, wie in Figur 3 dargestellt ist und mit den Nummern 1 bis 6 auf der Stirnseite der Trommel gekennzeichnet sind. Das Segment 1 weist beispielsweise die Grundform eines Musterrohres für einen bestimmten Musiker auf. Das Segment 2 ist für die Ausführung der Spitze des Rohrblattes 1 ausgebildet und weist einen gegenüber dem Segment 1 erhöhten resp. verdickten Rücken auf, damit in diesen Bereichen keine Bearbeitung des Rohrblattes 1 erfolgt. Das Segment 3 ist für die Ecken, das Segment 4 für die Seitenkanten, das Segment 5 für das Herz und das Segment 6 für die Basis des Rohrblattes 1 ausgebildet. Somit kann jeder Bereich der Schabung einzeln korrigiert werden, resp. es kann nachgeschabt werden, bis ein optimales Resultat erzielt wird. Durch die über eine vorzugsweise lediglich geringe Exzentrizität, beispielsweise im Bereich von 1/10 Millimeter, aufweisende Positionierung der Achse der Rolle 5 in Bezug auf die Lagerung 14 ist die Einstellung resp. Veränderung der Eindringtiefe des Hobelmessers 6 im Bereich von 1/100 Millimeter möglich. Die damit verbundene relative Längsbewegung der Rolle 5 in Bezug auf das Hobelmesser 6 ist dabei von vernachlässigbarer Bedeutung.

[0033] Es ist für den Fachmann klar, dass mit der erfindungsgemässen Vorrichtung nicht nur Rohrblätter 1 von Doppelrohrinstrumenten hergestellt und bearbeitet werden können, sondern selbstverständlich auch einfache Rohrblätter 1, wie sie beispielsweise für Klarinetten oder Saxophone verwendet werden.

[0034] Durch die einfache Handhabbarkeit und präzise Einstellmöglichkeit können mit der erfindungsgemässen Vorrichtung vorteilhaft mit verhältnismässig kleinem Zeitaufwand qualitativ hoch stehende Rohrblätter 1 erzeugt und nicht nur in gleich bleibender Qualität in praktisch beliebiger Anzahl reproduziert werden, sondern auch individuell nachbearbeitet und optimiert werden.


Ansprüche

1. Vorrichtung zur Herstellung von Rohrblättern (1) für Mundstücke von Holzblasinstrumenten, mit an einem in der Vorrichtung parallel zum Rohrblatt (1) beweglich geführten Schlitten (7) angeordneten Hobel- oder Schabwerkzeug (6), einer Einspanneinrichtung (3) für das zu bearbeitende Rohrblatt (1), einer mit dem Schabwerkzeug (6) verbundenen Abtasteinrichtung (5), welche die Wirktiefe des Schabwerkzeuges (6) in Bezug auf die Einspanneinrichtung (3) resp. das Rohrblatt (1) verstellbar einstellt, und einer Matrize (4), auf welche die Abtasteinrichtung (5) abstützbar ausgebildet ist, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Matrizen (4) auf einer Trommel (10) angeordnet sind, welche gegenüber der Einspannvorrichtung (3) drehbar angeordnet ist.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens vier, vorzugsweise sechs unterschiedliche Matrizen (4) auf der Trommel (10) angeordnet sind.
 
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Trommel (10) Rastmittel aufweist, um jeweils eine Matrize (4) parallel in Achse mit dem Rohrblatt (1) ausgerichtet zu fixieren.
 
4. Vorrichtung vorzugsweise nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Abtasteinrichtung eine Rolle (5) aufweist, deren Drehachse exzentrisch in Bezug auf eine drehbar im Schlitten (7) angeordneten Lagerung (14) angeordnet ist.
 
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Exzentrizität der Drehachse der Rolle (5) in Bezug auf die Lagerung (14) maximal 0.5 mm, vorzugsweise maximal 0.1 mm beträgt.
 
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagerung (14) mit einem Betätigungshebel (15) versehen ist und vorzugsweise Rastmittel zur Fixierung der Verdrehposition aufweist.
 
7. Vorrichtung vorzugsweise nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Schlitten (7) mit einer Antriebseinrichtung verbunden ist, welche den Schlitten (7) zumindest in der geführten Richtung parallel zum Rohrblatt (1) antreibt.
 
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinrichtung ein Antriebsrad mit Drehgriff (8), einen in Bezug auf die Drehachse des Antriebsrades exzentrisch angeordneten Zapfen (9) sowie einen Hebel (11) mit an einem Ende drehbar angeordneter Rolle (12) und am anderen Ende gelenkig damit verbundenem weiteren schwenkbaren Hebel aufweist.
 
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Rolle (12) in eine Nut im Schlitten (7) eingreift, vorzugsweise in eine nach unten offene Nut.
 




Zeichnung













Recherchenbericht