TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Verlängerung der Standzeit eines Rohrbündel-Wärmeaustauschers
in indirekt beheizten UHT-Anlagen für Nahrungsmittel, insbesondere für Milch oder
Milchprodukte, nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
STAND DER TECHNIK
[0002] Unter einem UHT-Verfahren (UHT: Ultra High Temperature) mit indirekter Produktbeheizung
durch Wärmeaustausch mittels eines Wärmeträgermediums an einer Wand versteht man eine
thermische Produktbehandlung, welche auch aseptische Erhitzung genannt wird, bei der
so gut wie alle Mikroorganismen, mindestens jedoch alle zur Verderbnis führenden Mikroorganismen,
abgetötet werden, die während der Lagerphase des Produktes bei Raumtemperatur heranwachsen
könnten. Demnach müssen alle Mikroorganismen mit Ausnahme einiger, eventuell den Erhitzungsprozess
überlebender hitzeresistenter Sporen abgetötet werden. Diese wachsen jedoch bei normaler
Raumtemperatur während der Lagerphase nicht über einen kritischen Wert heran. Die
indirekte Produktbeheizung durch einen Wärmeaustausch an einer Wand kann sowohl mit
sogenannten Platten-Wärmeaustauscheranlagen oder auch, wie im vorliegenden Falle,
mit sogenannten Rohrbündel-Wärmeaustauschern erfolgen. Nachfolgend wird die Problematik
durchgehend an Milch oder Milchprodukten mit annähernd gleichen kinematischen Zähigkeiten
ν dargestellt, da diese Anwendungen ein wesentliches Einsatzgebiet der UHT-Anlagen
der gattungsgemäßen Art darstellen.
[0003] Eine UHT-Erhitzungsanlage mit indirekter Produktbeheizung beinhaltet zunächst einen
Vorwärmer für die Anwärmung des Produktes. Danach wird in dieser indirekten UHT-Erhitzeranlage
die Milch zumeist über einen sog. Homogenisator geführt. Es folgen ein weiterer Wärmeaustausch,
eine sog. Vorheißhaltung zur Proteinstabilisierung der Milchproteine für den nachfolgenden
Milcherhitzungsprozess, danach die eigentliche UHT-Erhitzung mit Heißhaltung, anschließend
die Kühlung unter Wärmeaustausch mit der ankommenden Milch und, falls notwendig, eine
Nachkühlung. In Abhängigkeit von der jeweiligen Technologie kann die Homogenisierung
vor oder auch nach der UHT-Erhitzung stattfinden. Als Wärmeträgermedium fungiert Wasser,
welches im Kreislauf geführt wird und entsprechend dem Temperatur-Zeit-Verlauf im
Milchvorlauf bei höherer Temperatur im Gegenstrom die Milch erhitzt und im Rücklauf
der Milch diese ebenfalls im Gegenstrom abkühlt. Dieser Wärmeaustausch erfolgt regenerativ,
wobei bis zu 90 % der eingesetzten Energie zurückgewonnen werden können. Dabei ist
der UHT-Erhitzer von diesem regenerativen Wärmeaustausch ausgenommen und die notwendige
Restaufheizung erfolgt hier durch indirekte Erhitzung mit Dampf bei Umleitung des
Wasserkreislaufs (Prinzip FINNAH, Ahaus; H. KESSLER, Molkereiverfahrenstechnik, 3.
Auflage, 1988).
[0004] Eine vielfach in der Praxis mit Erfolg angewendete indirekte UHT-Erhitzungsanlage
realisiert sowohl den regenerativen Wärmeaustausch als auch den nicht regenerativen
Wärmeaustausch im UHT-Erhitzer mittels sogenannter Rohrbündel-Wärmeaustauscher (
DE-U-94 03 913; Prinzip Tuchenhagen Dairy Systems GmbH, Ahaus), wobei mehrere parallel geschaltete
Innenrohre vorgesehen sind, die von der Milch durchflossen werden, während das Wärmeträgermedium,
in der Regel Wasser oder Dampf, im Ringspaltraum (Außenkanal) des Mantelrohres (Außenmantel),
welches die parallel geschalteten Innenrohre umgibt, im Gegenstrom strömt. Für den
UHT-Heißhalter wird allgemein ein Einrohrsystem ohne Wärmeaustausch eingesetzt.
[0005] Bei der Erhitzung von Lebensmitteln allgemein und im vorliegenden Falle bei Milch
im Besonderen tritt ein Problem auf, das mit dem Begriff Produktansatzbildung beschrieben
wird. Für diese Ansatzbildung sind bei Milch hauptsächlich die Milchproteine und Mineralsalze
verantwortlich. Es ist bekannt, dass mit zunehmender Produkttemperatur die Ansatzbildungsgeschwindigkeit
der Proteine steigt, d.h. die Reaktionsgeschwindigkeit wird durch die Temperaturerhöhung
stark gesteigert. Weiterhin ist bekannt, dass bei einer vorgeschalteten Heißhaltung
bei 90 bis 95 Grad Celsius weniger Ansatz im nachgeschalteten Erhitzer bei maximal
142 Grad Celsius auftritt, was auf die Denaturiorung von Molkenproteinen und den Abbau
der Übersättigung von Ca
3 (PO
4)
2 durch Bildung von Kristallkeimen im Heißhalter zurückzuführen ist. Ebenfalls Einfluss
auf die Ansatzbildung nimmt neben der Zusammensetzung, d.h. der Grundbelastung u.a.
mit Keimen, auch der pH-Wert der Milch. Bei einer Absenkung des pH-Wertes = 6,68 auf
6,62 ist bereits mit einer starken Zunahme von Ablagerung zu rechnen.
[0006] Einen entscheidenden Einfluss auf die Produktansatzbildung hat die Fließgeschwindigkeit
des Produktes, der Milch oder des Milchproduktes, da sich hier dem Ablagerungsvorgang
infolge Ansatzbildung eine Abtragung durch Scherkräfte im Bereich der Strömungsgrenzschicht
der Rohrinnenwand überlagert. Diesen letztgenannten Effekt machen sich UHT-Erhitzungsanlagen
mit Rohrbündel-Warmeaustauschern in besonderem Maße gegenüber Platten-Wärmeaustauschern
zu Nutze, da hier konstruktionsbedingt die Strömungsgeschwindigkeit in den Innenrohren
relativ hoch gewählt wird und damit eine die Strömungsgrenzschicht entsprechend beeinflussende
relativ hohe Reynolds-Zahl, aus der eine geringere Verweilzeit der Milchinhaltsstoffe
folgt, gegeben ist. Die Reynolds-Zahl Re ist eine den Strömungszustand (Grad der Laminarität
bzw. Turbulenz) kennzeichnende dimensionslose Kenngröße; sie errechnet sich aus der
mittleren Strömungsgeschwindigkeit v im Innenrohr, dessen hydraulischem (gleichwertigem)
Innendurchmesser d
hydr und der kinematischen Zähigkeit v des Produktes nach der Beziehung Re = v d
hydr/v. Bekannte Rohrbündel-Wärmeaustauscher in UHT-Erhitzeranlagen der in Rede stehenden
Art werden in Anwendung auf Milch oder Milchprodukte derzeit mit Reynolds-Zahlen im
Bereich zwischen Re = 15.000 und Re = 30.000 betrieben. Beispielsweise resultiert
hieraus bei einem Rohr Φ14x1 mm und einer kinematischen Zähigkeit v = 1·10
-6 m
2/s für Milch eine mittlere Strömungsgeschwindigkeit v im Innenrohr von v = 1,25 bis
2,5 m/s.
[0007] Aufgrund des vorgenannten signifikanten Einflusses der Produkttemperatur auf die
Ansatzbildungsgeschwindigkeit ist der UHT-Erhitzer und der UHT-Heißhalter der kritische
Anlagenbereich einer UHT-Erhitzungsanlange, soweit es das Problem der Ansatzbildung
betrifft. Es liegt auf der Hand, dass durch Produktansatzbildung einerseits der Wärmeaustausch
an den Innenrohren verschlechtert, d.h. die Wärmedurchgangszahl k signifikant vermindert
wird, und andererseits durch die Ansatzbildung der Druckverlust Δp
v in den Innenrohren, der umgekehrt proportional zur fünften Potenz des Rohrinnendurchmessers
D
i ist, deutlich ansteigt. Die Verschlechterung des Wärmedurchgangs führt schließlich
dazu, dass die notwendigen Wärmeströme zur Sicherstellung einer hinreichenden Temperatur
zur Abtötung der Mikroorganismen nicht mehr übertragen werden können und dass zudem
ein Druckverlust Δp
v auftritt, der im Grenzfall den anfänglichen Druckverlust erheblich übersteigt. Es
kommt zur Betriebsstörung in Form einer Produktionsunterbrechung; ein weiterer Betrieb
der UHT-Erhitzungsanlage ist dann nicht mehr möglich.
[0008] Betriebszeiten der UHT-Erhitzungsanlage von bis zu 20 Stunden, die auch mit dem Begriff
Standzeiten charakterisiert werden, sind ohne Unterbrechung bis zur Reinigung unter
günstigen Bedingungen möglich. Danach muss die Produktion unterbrochen, die Anlage
gereinigt und ggf. neu sterilisiert werden. Man wendet hier zum einen eine sogenannte
sterile Zwischenreinigung an, die beispielsweise 1,5 Stunden bei hoher Temperatur
durchgeführt wird. Eine zweite Möglichkeit besteht zum anderen darin, eine sogenannte
Hauptreinigung durchzuführen, die etwa zwei Stunden andauert, um dann anschließend
die gesamte Anlage neu über eine Zeitspanne von etwa einer Stunde zu sterilisieren.
[0009] Unabhängig von dem jeweiligen Reinigungsverfahren stellt die Abreinigung der Ablagerungen
und die erneute Bereitstellung aseptischer Bedingungen eine Betriebsunterbrechung
dar, die einen erheblichen Kostenfaktor einerseits mit Blick auf eine Unterbrechung
der Produktion und andererseits mit Blick auf das Reinigungsverfahren selbst darstellt.
In der Praxis der Ultrahoch-Erhitzungstechnologie ist demzufolge zum einen die Standzeitverlängerung
ein vorrangiges Anliegen, um die Produktionskosten zu senken. Ein wesentlicher Ansatzpunkt
zur Standzeitverlängerung besteht in der Reduzierung der Ansatzbildungsgeschwindigkeit.
Zu diesem Zwecke ist vorrangig eine möglichst vollständige Denaturierung potenziell
Ansatz bildenden Proteins durch entsprechende konstruktive Maßnahmen anzustreben.
Wenn die Möglichkeiten der Reduzierung im Bereich der Vorheißhaltung der Milch erschöpft
sind, muss sich das Augenmerk hinsichtlich einer weiteren Reduzierung auf den Bereich
der Rohrbündel-Wärmeaustauscher in den betreffenden hohen Temperaturbereichen der
UHT-Erhitzeranlage richten.
[0010] Zum anderen macht die Reinigungs- und Sterilisationszeit etwa 10 bis 15 % der Standzeit
aus, sodass diesbezüglich auch der Wunsch und die Notwendigkeit besteht, diese Zeiten
absolut und nicht nur relativ, bezogen auf eine verlängerte Standzeit, zu reduzieren.
Bei der Reinigung, insbesondere einer solchen unter Verwendung von chemischen Mitteln,
ist jedoch zu beachten, dass die Keime in topographischen Untiefen (Rauhtiefen) speziell
bei gewalzten, geglühten, chemisch gebeizten und anschließend nicht weiter mechanisch
behandelten Oberflächen entsprechend verlängerte Einwirkzeiten benötigen. Danach ergibt
sich im Sinne der hygienischen Endbedingungen nun das Folgeproblem, dass alle organischen
und anorganischen Kontaminationssubstanzen von der Oberfläche rückstandsfrei weggespült
werden müssen.
[0011] Aus der Druckschrift
DE 692 15 988 T3 ist ein Wärmeübertragungsrohr bekannt, das als Verdampfungs- und Kondensationsrohr
in Vorrichtungen wie Wärmetauschern und Wärmerohrleitungen genutzt wird und das auf
der Oberfläche seiner Rohrinnenwand Makro-Rauhigkeitsstrukturen aufweist, die sich
in einem Winkel zur Längsrichtung des Wärmeübertragungsrohres erstrecken. Bei diesen
Makro-Rauhigkeits-Strukturen handelt es sich zum einen um eine Vielzahl von zueinander
parallelen Hauptnuten, die unter dem besagen Winkel verlaufen, einen trapezförmigen
Querschnitt haben und deren Tiefe im Bereich von 0,15 bis 0,35 mm liegt. Zum anderen
ist eine Vielzahl von zueinander parallelen engen Nuten vorgesehen, die sich in einem
Winkel zur Längsrichtung des Wärmeübertragungsrohres erstrecken, wobei diese engen
Nuten das Rohr nur bereichsweise erfassen und jede der engen Nuten eine Grundfläche
und zwei Seitenflächen aufweist und innerhalb der Hauptnuten und zu diesen parallel
ausgebildet ist. Dabei sind die Seitenflächen der genannten engen Nuten u.a. eng zu
der Grundfläche hin geneigt, wodurch jede der Seitenflächen und die Grundfläche jeweils
einen spitzen Einschnitt bilden. Mit dem bekannten Wärmeübertragungsrohr soll bei
dessen Anwendung als Kondensationsrohr ein verbesserter Verflüssigungs-Wirkungsgrad
durch Verstärkung der Turbulenzen der Dämpfe sowie eine verbesserte Kristallisationskernbildung
für die Flüssigphase erreicht werden, die durch die Wirkung der Oberflächen-Unebenheiten
herbeigeführt wird. Bei Anwendung des Wärmeübertragungsrohres in Verdampfern sollen
die Kanten der Nuten als Kernbildungsorte für die Blasen wirken. Derartige Wärmeübertragungsrohre
sind für einen Einsatz in indirekt beheizten UHT-Anlagen für Nahrungsmittel nicht
geeignet, da insbesondere die engen Nuten die Produktansatzbildung begünstigen und
damit die Standzeit der UHT-Anlagen verringern würden.
[0012] Weiterhin ist in der Druckschrift
DE 197 51 405 A1 ein Wärmeübertragungsrohr beschrieben, bei dem die Wärmeaustauschfläche an der dem
strömenden Medium zugewandten Seite Zonen unterschiedlicher Oberflächenrauhigkeit
aufweist, wobei diese Zonen streifenförmig ausgebildet sind und in einem gegenüber
der Hauptströmungsrichtung des Mediums geringen Neigungswinkel verlaufen. Die Wirkungsweise
dieses bekannten Wärmeübertragungsrohres steht und fällt offensichtlich mit den alternierend
angeordneten streifenförmigen Zonen unterschiedlicher Oberflächenrauhigkeit, denn
diese Anordnung soll im Bereich des Übergangs zwischen dem strömenden Medium und der
Wärmeaustauschfläche eine die thermische Grenzschicht aufreißende Verteilung der Srömungsgeschwindigkeit
erzeugen. Die besagten Zonen können kaum als relativ große Makro-Rauhigkeits-Strukturen
des Rohres bezeichnet werden und hinsichtlich der unterschiedlichen Oberflächenrauhigkeiten
finden sich keine Hinweise, ob diese Oberflächenrauhigkeiten eine Pruduktansatzbildung
in UHT-Erhitzern und/oder nachgeordneten UHT-Heißhaltern begünstigen oder hemmen würden.
[0013] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung der gattungsgemäßen Art
vorzuschlagen, mit der die Standzeit der UHT-Anlagen signifikant verlängert und, als
Nebeneffekt, der Reinigungsvorgang optimiert und die Sterilisationshäufigkeit reduziert
wird.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
[0014] Diese Aufgabe wird durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausführungsformen der vorgeschlagenen Vorrichtung sind Gegenstand der
Unteransprüche.
[0015] Die vorgeschlagene Vorrichtung gemäß der Erfindung ist Teil des sog. Rohrbündel-Wärmeaustauschers,
der in der Regel aus einer Vielzahl von Rohrbündeln besteht, von denen jedes mehrere
parallel geschaltete Innenrohre mit einem gemeinsamen Eintritt und einem gemeinsamen
Austritt für ein zu erhitzendes Produkt aufweist. Die jeweilige Gruppe von Innenrohren
wird von einem Außenmantel umschlossen, der jeweils nahe der Enden mit einem radial
ein- bzw. ausmündenden Anschlussstutzen für ein Wärmeträgermedium versehen ist, das
einen vom Außenmantel gegenüber den Innenrohren begrenzten Außenkanal im Gegenstrom
zur Rohrströmung in einem von den Innenrohren begrenzten Innenkanal durchströmt.
[0016] Die erfinderische Lösung macht dabei von zwei Mechanismen Gebrauch, nämlich zum einen
vom Mechanismus der Erhöhung der Turbulenz in der thermischen und hydraulischen Grenzschicht
der Rohrströmung im Innenrohr. Dies gelingt dadurch, dass das jeweilige Innenrohr
eines UHT-Erhitzers und nachgeordneten UHT-Heißhalters wenigstens auf der Oberfläche
seiner Rohrinnenwand Makro-Rauhigkeits-Strukturen M
R aufweist, die in einem Anstellwinkel 35 ≥ α ≥ 25 Grad gegenüber der Längsachse des
Innenrohres orientiert sind. Daraus resultiert wiederum ein turbulenter Impulsaustausch
quer zur Hauptströmungsrichtung im Bereich der thermischen und hydraulischen Grenzschicht,
wodurch die Bildung von Produktansätzen gehemmt wird. Derartige Makro-Rauhigkeits-Strukturen
müssen so beschaffen sein, dass sie aus der laminaren Unterschicht der Grenzschicht
herausragen und somit den gewünschten Impulsaustausch generieren bzw. begünstigen.
Darüber hinaus müssen diese Makro-Rauhigkeits-Strukturen gegenüber der Hauptströmungsrichtung
der Rohrströmung derart orientiert sein, dass die Anlagerung von Produktansätzen nicht
begünstigt wird.
[0017] Die Erfindung macht weiterhin von einem zweiten Mechanismus Gebrauch, der von der
mikroskopischen Beschaffenheit der Oberfläche der Rohrinnenwand des Innenrohres entscheidend
geprägt wird. Hier wird vorgeschlagen, dass die derart strukturierte Oberfläche der
Rohrinnenwand flächendeckend mittels eines elektrochemischen Polierverfahrens behandelt
ist, das eine Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit m
R erzeugt, die sich strukturell wie energetisch durch eine reduzierte Neigung für die
Anhaftung von Fremdsubstanzen auszeichnet. Dabei geht es allerdings nicht vorrangig
um jenes strukturelle Merkmal der Oberfläche, das durch einen sog. Rauhtiefenwert,
wie beispielsweise die gemittelte Rauhtiefe R
z oder den arithmetischen Mittenrauhwert R
a (Definition gemäß DIN EN ISO 4287) bestimmt ist. Es ist nämlich ein verbreiteter
Trugschluss (s. hierzu G. HENKEL, A-4830 Waidhofen/Thaya; Aufsatz Nr. 35, 2001, "Moderne
Oberflächenbehandlung von hochwertigen Edelstahlrohren für den Wärmetauschereinsatz";
Sonderdruck aus PROCESS, 8. Jahrgang, März 2001, "Der Schein trügt"), die Qualität
einer Metalloberfläche durch Angabe eines Rauhtiefenwertes definieren zu wollen, denn
damit wird lediglich eine quantitative Vergleichsgröße angegeben, die eine echte Vorstellung
von der effektiven Oberflächengestalt und sonstigen -beschaffenheit nicht vermitteln
kann.
[0018] Die Verhinderung der Belagbildung auf Edelstahl-Oberflächen oder wenigstens deren
Verminderung oder Hemmung, die sich die vorliegende Erfindung mit Blick auf die Verlängerung
der Standzeit bzw. die Reduzierung der Reinigungs- und Sterilisationszeit zum vorrangigen
Ziel gesetzt hat, werden im Wesentlichen durch die physikalichen Verhaltnisse an der
Oberfläche bestimmt. Hier sind insbesondere die mikroskopischen Bindungsmechanismen
der Kontaminationen an die Oberfläche von Interesse. Dies sind neben Van-der-Waals-Kräften
vor allem Brückenbindungen und auch mechanische Verankerungen.
[0019] Einfach standardisierte Innenoberflächenausführungen der Edelstahlrohre, wie sie
beispielsweise durch Kaltziehen oder Walzen und anschließendes Glühen und Beizen entstehen,
wobei im Sonderfall diese Oberflächen zusätzlich auch noch mechanisch geschliffen
sein können, sind in der Weise relativ aktiv, dass es zwischen der Oberfläche und
dem fließenden Medium, dem Produkt, speziell auch bei turbulenter Strömung, in der
strömungstechnisch beruhigten Grenzschicht, der laminaren Unterschicht, zu sogenannten
chemo-physikalischen Reaktionen von Medienpartikeln mit den Berührungsflächen kommt.
Dadurch baut sich auf der Edelstahloberfläche, punktförmig wachsend, eine Belagschicht
auf, welche dem Charakter nach eine Zwischen- oder Grenzschicht darstellt, in der
sich Partikel bevorzugt verankern und sodann weitere Partikel des Mediums sich anlagern,
wodurch letztlich geschlossene Schichtenbildung entsteht. Im vorliegenden Falle sind
es bei UHT-Erhitzungsanlagen die Anlagerungen von potenziell Ansatz bildenden Substanzen.
[0020] Erfindungsgemäß wird nun eine Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit m
R vorgeschlagen, die mehr die energetische als die strukturelle Beschaffenheit der
jeweiligen Edelstahloberfläche verändert. Dies gelingt durch fachgerechtes elektrochemisches
Polieren (s. hierzu Firmendruckschrift
HENKEL Beiz- und Elektropoliertechnik, A-3830 Waidhofen/Thaya, "Die Oberfläche sichert den
Wert des Bauteils").
[0021] Zur Darstellung der Wirksamkeit der vorgeschlagenen Maßnahme werden nachfolgend vergleichende
quantitative Angaben gemacht. Diese Angaben resultieren aus Versuchen an Edelstahlrohren
mit einer Oberflächenbehandlung der vorgenannten Art, wobei auch die elektrochemisch
polierten, ebenso wie die nicht derart behandelten, im Ausgangszustand mechanisch
geschliffen waren. In Rohr-bündel-Wärmeaustauschern der UHT-Anlagen der gattungsgemäßen
Art kommen aus Kostengründen in der Regel längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre zur
Anwendung, die wegen der durchgehenden axialen Schweißnaht innenseits zusätzlich kalibriert,
nicht jedoch, wie vorstehend erwähnt, zusätzlich mechanisch geschliffen werden. Die
Versuchsergebnisse lassen sich daher nicht ohne weiteres quantitativ auf die Innenrohre
von Rohrbündel-Wärmeaustauschern übertragen, jedoch machen diese Ergebnisse zumindest
die qualitative Veränderung der physikalischen Beschaffenheit der Oberfläche der Rohrinnenwand
durch elektrochemisches Polieren deutlich.
[0022] Durch das elektrochemische Polieren wird die Oberfläche dieser Rohre zum einen mit
einer lückenlosen Passivschicht überzogen, wobei diese aus einer relativ dicken Chromoxidschicht
besteht (> 2 nm gegenüber < 1 nm bei der Ausführung mit mechanischem Vorschliff, ohne
elektrochemisches Polieren). Zum anderen ist die Oberfläche infolge des belastungsfreien
elektrochemischen Polierabtrages praktisch spannungsfrei und zeigt ein werkstofftypisches,
spezifisches Energieniveau von etwa 1,3 N/m (gegenüber ca. 2,2 N/m bei mechanischem
Vorschliff). Passivierung und Reduzierung des Energieniveaus ergeben in erster Linie
die reduzierte Neigung für die Anhaftung von Fremdsubstanzen, d.h. die signifikant
stark verminderte Belagsneigung.
[0023] Der durch das elektrochemische Polierverfahren bewirkte Abtrag liegt bei etwa 10
bis 15 µm, wodurch sich gezeigt hat, beispielsweise belegt durch eine Untersuchung
(G.
HENKEL), dass 1 cm
2 projizierte Oberfläche dann etwa 2,5 bis 4 cm
2 wahre Oberfläche hat (gegenüber 12 bis 14 cm
2 bei mechanischem Vorschliff). Die strukturelle Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit m
R hat auch Einfluss auf die Pruduktansatzbildung, wobei sich diese Beschaffenheit kaum
auf den Mittenrauhwert R
a auswirkt, der in der Untersuchung bei der elektrochemisch polierten Oberfläche bei
R
a = 0,2 bis 0,25 µm und bei der Oberfläche mit mechanischem Vorschliff bei R
a = 0,3 bis 0,5 µm lag. Es ist weiterhin bekannt, dass die Neigung zur Ansatzbildung
gehemmt wird wenn die topographischen Untiefen einer Oberfläche, deren Anzahl in Relation
zu der vorgenannten wahren Oberfläche steht, wenigsten gleich, besser kleiner als
die repräsentative Größe der sich in unerwünschter Weise anlagernden Partikel ist.
Bei der Milcherhitzung bestehen die Produktansätze aus Proteinen mit einer Größe von
1 bis 2 µm, Mikroorganismen >1,5 µm und Zucker und Salzen im Bereich von 0,7 bis 0,8
µm.
[0024] Längsnahtgeschweißte Innenrohre aus Walzstahl mit anschließender Kalibrierung, wie
sie in den Rohrbündel-Wärmeaustauschern der in Rede stehenden Art üblicherweise bislang
zur Anwendung kommen, weisen in der Regel Mittenrauhwerte R
a ≤ (0,7 bis 0,8) µm und im Bereich der Schweißnaht etwa R
a ≤ 1,2 µm auf.
[0025] Die nachfolgende Tabelle belegt den vorstehenden Sachverhalt am Beispiel des Keimwachstums
auf rostfreiem Edelstahl 1.4301 in Abhängigkeit vom Bearbeitungsverfahren der Oberfläche
und von der Zeit:
Tabelle

|
Anzahl der Keime |
| chemisch gebeizt |
Gewalzt, anschließend geschliffen Korn 400 |
elektrochemisch poliert |
| 20 |
104 |
3·102 |
1,1·102 |
| 30 |
106 |
5·103 |
5·102 |
[0026] Das mit der Erfindung verfolgte Ziel, nämlich die Standzeit der in Rede stehenden
UHT-Erhitzungsanlagen zu verlängern und die Reinigungs- und Sterilisationszeit zu
verkürzen, ist in signifikanter Weise durch die Kombination der beiden vorstehend
beschriebenen Maßnahmen zu erreichen, die ihre gewünschte Wirksamkeit einmal durch
die Makro-Rauhigkeits-Strukturen M
R außerhalb der laminaren Unterschicht und zum andern durch die Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit
m
R im Wesentlichen innerhalb der laminaren Unterschicht der Strömungsgrenzschicht im
innen ohr beziehen.
[0027] Die Wirksamkeit der vorgeschlagenen erfinderischen Maßnahmen sei an folgendem im
Praxistest ermittelten Ergebnis quantitativ abzulesen.
- Ohne die erfinderischen Maßnahmen stellt sich am Milchaustritt des UHT-Erhitzers mit
jeweils sieben parallel geschalteten Innenrohren Φ14 x 1 mm bei einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit
im Innenrohr von v = 2,4 m/s (Re ≈ 28.000) nach 20-stündiger Betriebszeit eine Temperaturdifferenz
zwischen Wärmeträgermedium und Milch von Δϑ= ϑa - ϑE = 12 Grad Celsius ein.
- Durch die erfinderischen Maßnahmen wird unter ansonsten gleichen Bedingungen an dieser
Stelle eine Temperaturdifferenz Δϑ = 7 Grad Celsius erreicht, sodass im Vergleich
zum Glatt-Rohr die Standzeit noch um einige Stunden verlängert werden kann, bis vergleichbare
Temperaturverhältnisse vorliegen, die eine Unterbrechung des Betriebs der Anlage erfordern.
[0028] Neben den beiden vorstehend beschriebenen Maßnahmen gemäß der Erfindung, die die
strukturelle und die physikalische Beschaffenheit der Oberfläche der Rohrinnenwand
prägen, wird weiter vorgeschlagen, die Vorrichtung mit einer turbulenten Strömung
im Innenrohr zu betreiben, deren Reynolds-Zahl Re im Bereich 35.000 ≤ Re ≤ 45.000
liegt. Dieser Grad der Turbulenz sorgt für einen forcierten Impulsaustausch und Scherkräfte
im wandnahen Bereich der Strömungsgrenzschicht, wodurch die Neigung zur Produktansatzbildung
weiter reduziert und dadurch die Standzeit der Rohrbündel-Wärmeaustauscher weiter
erhöht wird. Das bedeutet beispielsweise für ein Innenrohr mit Φ14 x 1 mm und in Anwendung
auf Milch (v = 1·10
-6 m
2/s), dass die mittlere Strömungsgeschwindigkeit v im Innenrohr im Bereich von v =
2,9 bis 3,75 m/s liegt.
[0029] Aus der Wärmeübertragungstechnik ist bekannt, den Wärmeübergang im Vergleich zum
sog. Glatt-Rohr durch Profilierung der wärmeübertragenden Rohrinnen- und Rohraußenfläche
zu verbessern. Hierzu werden schraubengangförmige Vertiefungen durch Umformtechniken
in die Rohrwand eingebracht, wodurch zur Erzeugung dieser gewünschten Makro-Rauhigkeits-Strukturen
keine zusätzliche Materialdicke, wie beispielsweise beim bekannten Rippenrohr, erforderlich
ist. Dies bedeutet, dass eine außenseitig angebrachte Vertiefung innenseitig eine
entsprechende Erhöhung darstellt. Die so verformten dünnwandigen Rohre werden als
sog. Drallrohre bezeichnet (Firmendruckschrift der Firma
hde Solutions GmbH, Menden, DE, Drallrohr TURBO HELIX). Es hat sich gezeigt, dass die Wärmedurchgangszahl
k bei einem Drallrohr Φ14 × 0,8 mm und einer sog. Dralltiefe t = 0,75 mm, einem Wärmeaustausch
Wasser gegen Wasser, einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit von 1 m/s innen und
außen und bei einem Drallwinkel δ = 45 Grad um ca. 60 bis 65 % gegenüber dem Glatt-Rohr
unter sonst vergleichbaren Bedingungen ansteigt.
[0030] Dieser an sich bekannte Effekt der Turbulenzerhöhung in der thermischen und hydraulischen
Grenzschicht ist jedoch nicht ohne weiteres quantitativ auf die Problematik der Produktansatzbildung
im Innenrohr von UHT-Erhitzungsanlagen zu übertragen. Das wärmetechnische Optimum,
das bei dem vorstehend erwähnten Drallwinkel δ = 45 Grad liegt, wobei der Drallwinkel
dem Steigungswinkel der schraubengangförmigen Profilierung entspricht, führt in nicht
voraussehbarer Weise zu keiner Verminderung des Produktansatzes im Vergleich zum entsprechenden
Glatt-Rohr. Es hat sich vielmehr herausgestellt, dass, abweichend von den Erkenntnissen
auf dem Gebiet der Wärmeübertragungstechnik, ein Drallwinkel im Bereich von δ = 60
Grad vorzusehen ist, mit dem gegenüber dem vergleichbaren Glatt-Rohr eine deutliche
Reduzierung der Ansatzbildungsgeschwindigkeit zu erreichen ist. Ein Drallwinkel von
δ = 60 Grad bedeutet, dass die Makro-Rauhigkeits-Strukturen, im vorliegenden Falle
die schraubengangförmigen Vertiefungen, gegenüber der Längsachse des Innenrohres,
um einen Anstellwinkel α = 30 Grad orientiert sind (α = 90 Grad - ö). Brauchbare Ergebnisse
liefern auch noch Drallwinkel im Bereich von δ = 60 ± 5 Grad, d.h. Anstellwinkel im
Bereich von α = 30 ± 5 Grad.
[0031] Es kann von Vorteil sein, eine Dralltiefe t und eine Drallbreite b, die jeweils die
Drallung eines Drallrohres kennzeichnen, produktspezifisch auszulegen. Zu diesem Zweck
sieht die Erfindung vor, dass die Drallung, produktspezifisch vorwählbar, eine Dralltiefe
t und eine Drallbreite b aufweist. Es wird in diesem Zusammenhang weiterhin vorgeschlagen,
das Drallrohr eingängig mit einer Ganghöhe H
G auszubilden.
[0032] Da ein mit einem erfindungsgemäßen Drallwinkel von ca. δ = 60 Grad ausgelegtes Drallrohr
nur einen Teil der Oberfläche des Innenrohres mit den erwünschten Makro-Rauhigkeits-Strukturen
M
R erfasst, sieht eine Weiterbildung der Vorrichtung gemäß der Erfindung vor, dass das
Drallrohr mehrgängig mit einer Gangzahl g und jeweils mit einer Ganghöhe H
G ausgebildet ist. Auf diese Weise ist es möglich, die gesamte Oberfläche des Innenrohres
mit den erwünschten Makro-Rauhigkeits-Strukturen zu belegen. Gemäß einer weiteren
vorteilhaften Ausführungsform wird die vollständige Belegung der Oberfläche des Innenrohres
dann erreicht, wenn sich die Drallbreite b aus der durch die Gangzahl g geteilten
Ganghöhe H
G ergibt (b = H
G/g).
[0033] Wie vorstehend dargelegt wurde, ist der kritische Bereich einer UHT-Erhitzungsanlage
in Bezug auf Produktansätze im Bereich der UHT-Erhitzer und UHT-Heißhalter zu sehen.
Produktansätze zeigen sich jedoch auch in anderen Bereichen einer UHT-Erhitzungsanlage.
Um auch hier die Standzeit zu verlängern und den Reinigungsaufwand zu reduzieren,
wird vorgeschlagen, dass auch die Innenrohre der dem UHT-Erhitzer und UHT-Heißhalter
vor- und nachgeschalteten Rohrbündel-Wärmeaustauscher der UHT-Anlage, soweit sie in
einem Temperaturbereich oberhalb von 100 Grad Celsius betrieben werden, mit den Makro-Rauhigkeits-Strukturen
M
R und der Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit m
R gemäß der Erfindung versehen sind.
KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0034] Aucführungsbeispiele der Vorrichtung gemäß der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt
und werden nachfolgend beschrieben. Es zeigen
- Figur 1
- einen Mittelschnitt durch ein sog. Rohrbündel als modularer Teil eines Rohrbündel-Wärmeaustauschers,
auf dessen Innenrohre die erfindungsgemäßen Maßnahmen Anwendung finden;
- Figur 2
- in Ansicht einen Ausschnitt aus einem als fünfgängiges Drallrohr ausgeführten Innenrohr,
wie es in dem Rohrbündel gemäß Figur 1 zur Anwendung kommt;
- Figur 3
- in vergrößerter Darstellung einen Mittelschnitt durch das Drallrohr gemäß Figur 2 im Bereich einer dort gekennzeichneten Einzelheit "X";
- Figur 4
- in Ansicht einen Ausschnitt aus einem als eingängiges Drallrohr ausgebildeten Innenrohr,
das ansonsten die gleichen Abmessungsverhältnisse wie jenes gemäß Figur 2 besitzt und
- Figur 5
- in Ansicht einen Ausschnitt aus einem Drallrohr in einer dritten Ausführungsform,
wobei die Drallung kreuzgedrallt unter einem Drallwinkel von jeweils δ = 60 Grad ausgeführt
ist.
BEZUGSZEICHENLISTE DER VERWENDETEN ABKÜRZUNGEN
[0035]
- 1
- Rohrbündel
- 2
- Außenmantel
- 2'
- Außenkanal
- 2a
- festlagerseitiger Außenmantelflansch
- 2b
- loslagerseitiger Außenmantelflansch
- 3; 3*
- Innenrohr
- 3'
- Innenkanal
- 3a
- Rohrinnenwand
- 3*
- Drallrohr
- 3a*
- Drallung
- 4.1
- erstes Gehäuse
- 4a
- erster Anschlussstutzen
- 4a*
- erster Querkanal
- 4.2
- zweites Gehäuse
- 4b
- zweiter Anschlussstutzen
- 4b*
- zweiter Querkanal
- 5
- festlagerseitiger Austauscherflansch
- 5a
- erste Anschlussöffnung
- 5b
- erster konischer Übergang
- 5c
- erster erweiterter Durchtrittsquerschnitt
- 6
- loslagerseitiger Austauscherflansch
- 7
- festlagerseitige Rohrträgerplatte (Rohrspiegelplatte)
- 8
- loslagerseitige Rohrträgerplatte (Rohrspiegelplatte)
- 8a
- zweite Anschlussöffnung
- 8b
- zweiter konischer Übergang
- 8c
- zweiter erweiterter Durchtrittsquerschnitt
- 8d
- loslagerseitiger Anschlussstutzen
- 9
- Flachdichtung
- 10
- O-Ring
- 11
- Verbindungsbogen
- b
- Drallbreite
- c
- Strömungsgeschwindigkeit im Außenmantel (Außenkanal)
- dhydr
- hydraulischer (gleichwertiger) innerer Durchmesser des Innenrohres
- g
- Gangzahl
- k
- Wärmedurchgangszahl
- mR
- Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit
- Δpv
- Druckverlust
- t
- Dralltiefe
- v
- mittlere Strömungsgeschwindigkeit im Innenrohr (Innenkanal)
- A
- Austritt
- A0
- Nenndurchtrittsquerschnitt
- E
- Eintritt
- Da
- Rohraußendurchmesser
- Di
- Rohrinnendurchmesser
- DN
- Nenndurchmesser
- HG
- Ganghöhe
- MR
- Makro-Rauhigkeits-Strukturen
- P
- Produkt (temperaturbehandelte Seite)
- Ra
- Mittenrauhwert
- Rz
- Rauhtiefe
- Re
- Reynolds-Zahl der Strömung im Innenrohr (Re = dhydr v/v)
- W
- Wärmeträgermedium
- α
- Anstellwinkel (α = 90 - ö)
- δ
- Drallwinkel (δ = 90-α)
- ν
- kinematische Zähigkeit des Produktes
- ϑa
- Austrittstemperatur des Wärmeträgermedium
- ϑE
- Eintrittstemperatur des Produktes
- Δϑ = ϑa - ϑE
- Temperaturdifferenz am Produkteintritt
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
[0036] Ein Rohrbündel 1 (
Figur 1; siehe auch
DE-U-94 03 913) besteht in seinem mittleren Teil aus einem einen Außenkanal 2' begrenzenden Außenmantel
2 mit einem, bezogen auf die Darstellungslage, linksseitig angeordneten festlagerseitigen
Außenmantelflansch 2a und einem rechtsseitig angeordneten loslagerseitigen Außenmantelflansch
2b. An letzterem schließt sich ein von einem ersten Gehäuse 4.1 begrenzter erster
Querkanal 4a* mit einem ersten Anschlussstutzen 4a und an den festlagerseitigen Außenmantelflansch
2a schließt sich ein von einem zweiten Gehäuse 4.2 begrenzter zweiter Querkanal 4b*
mit einem zweiten Anschlussstutzen 4b an. Eine Anzahl von sich achsparallel zum Außenmantel
2 durch den Außenkanal 2' erstreckenden, gemeinsam einen Innenkanal 3' bildenden Innenrohre
3, 3*, beginnend mit vier und danach auch bis neunzehn ansteigend und ggf. auch mehr
an der Zahl, sind endseitig jeweils in einer festlagerseitigen Rohrträgerplatte 7
bzw. einer loslagerseitigen Rohrträgerplatte 8 (beide auch als Rohrspiegelplatte bezeichnet)
abgestützt und an ihrem Rohraußendurchmesser D
a in dieser verschweißt, wobei diese Gesamtanordnung über eine nicht näher bezeichnete
Öffnung am zweiten Gehäuse 4.2 in den Außenmantel 2 eingeführt und über einen festlagerseitigen
Austauscherflansch 5 mit dem zweiten Gehäuse 4.2 unter Zwischenschaltung von jeweils
einer Flachdichtung 9 zusammengespannt ist (Festlager 5, 7, 4.2).
[0037] Die beiden Gehäuse 4.1, 4.2 sind gegenüber dem jeweils benachbarten Außenmantelflansch
2b, 2a ebenfalls mit einer Flachdichtung 9 abgedichtet, wobei das rechtsseitig angeordnete
erste Gehäuse 4.1 in Verbindung mit dem Außenmantel 2 über einen loslagerseitigen
Austauscherflansch 6 unter Zwischenschaltung eines O-Ringes 10 gegen das linksseitig
angeordnete Festlager 5, 7, 4.2 gepresst wird. Die loslagerseitige Rohrträgerplatte
8 greift durch eine nicht näher bezeichnete Bohrung im loslagerseitigen Austauscherflansch
6 hindurch und findet gegenüber letzterem ihre Abdichtung mittels des dynamisch beanspruchten
O-Ringes 10, der darüber hinaus das erste Gehäuse 4.1 statisch gegen den loslagerseitigen
Austauscherflansch 6 abdichtet. Letzterer und die loslagerseitige Rohrträgerplatte
8 bilden ein sog. Loslager 6, 8, welches die Längenänderungen der in der loslagerseitigen
Rohrträgerplatte 8 eingeschweißten Innenrohre 3, 3* infolge Temperaturänderung in
beiden axialen Richtungen zulässst.
[0038] Abhängig von der Anordnung des jeweiligen Rohrbündels 1 im Rohrbündel-Wärmeaustauscher
und seiner jeweiligen Beschaltung können die Innenrohre 3, 3*, bezogen auf die Darstellungslage,
entweder von links nach rechts oder umgekehrt von einem zu erhitzenden Produkt P durchströmt
werden, wobei die mittlere Strömungsgeschwindigkeit im Innenrohr 3, 3* und damit im
Innenkanal 2' mit v gekennzeichnet ist. Die querschnittsmäßige Auslegung erfolgt in
der Regel derart, dass diese mittlere Strömungsgeschwindigkeit v auch in einem Verbindungsbogen
11 vorliegt, der einerseits mit dem festlagerseitigen Austauscherflansch 5 und andererseits
mittelbar mit einem mit der loslagerseitigen Rohrträgerplatte 8 fest verbundenen loslagerseitigen
Anschlussstutzen 8d verbunden ist. Mit den beiden Verbindungsbogen 11 wird das in
Rede stehende Rohrbündel 1 mit dem jeweils benachbarten Rohrbündel in Reihe geschaltet.
Daher bildet einmal der festlagerseitige Austauscherflansch 5 einen Eintritt E für
das Produkt P und der loslagerseitige Anschlussstutzen 8d beherbergt einen dazugehörenden
Austritt A; beim jeweils benachbarten Rohrbündel kehren sich diese Ein- und Austrittsverhältnisse
jeweils entsprechend um. Der festlagerseitige Austauscherflansch 5 weist eine erste
Anschlussöffnung 5a auf, die einerseits einem Nenndurchmesser DN und damit einem Nenndurchtrittsquerschnitt
A
0 des dort angeschlossenen Verbindungsbogens 11 entspricht und die andererseits so
bemessen ist, dass dort die der mittleren Strömungsgeschwindigkeit v im Innenrohr
3, 3* bzw. Innenkanal 3' entsprechende Strömungsgeschwindigkeit vorliegt. In gleicher
Weise ist auch eine zweite Anschlussöffnung 8a in dem loslagerseitigen Anschlussstutzen
8d bemessen, wobei sich die jeweilige Anschlussöffnung 5a bzw. 8a auf einen jeweils
erweiterten Durchtrittsquerschnitt 5c bzw. 8c im Bereich zur benachbarten Rohrträgerplatte
7 bzw. 8 durch einen konischen Übergang 5b bzw. 8b erweitert.
[0039] Es hat sich als zweckdienlich herausgestellt, die mittlere Strömungsgeschwindigkeit
v im Innenrohr 3, 3* so weit gegenüber den bisherigen Auslegungsempfehiungen (15.000
≤ Re ≤ 30.000) zu erhöhen, dass dort eine turbuisnte Rohrströ mung mit einer Reynolds-Zahl
Re, die mit dem Rohrinnendurchmesser D
i = d
hydr (s. auch
Figur 2) berechnet wird, im Bereich 35.000 ≤ Re s 45.000 gegeben ist.
[0040] In Abhängigkeit von der Richtung der Strömungsgeschwindigkeit v im Innenrohr 3, 3*
strömt das zu behandelnde Produkt P entweder über die erste Anschlussöffnung 5a oder
die zweite Anschlussöffnung 8a dem Rohrbündel 1 zu, sodass entweder die festlagerseitige
Rohrträgerplatte 7 oder die loslagerseitige Rohrträgerplatte 8 angeströmt wird. Da
in jedem Falle ein Wärmeaustausch zwischen Produkt P in den Innenrohren 3, 3* und
einem Wärmeträgermedium W im Außenmantel 2 im Gegenstrom zu erfolgen hat, strömt dieses
Wärmeträgermedium W entweder dem ersten Anschlussstutzen 4a oder aber dem zweiten
Anschlussstutzen 4b mit einer Strömungsgeschwindigkeit c zu. Für den Fall, dass das
Produkt P dem Rohrbündel 1 über die erste Anschlussöffnung 5a zuströmt, so würde hier
eine Eintrittstemperatur des Produktes ϑ
E vorliegen. Dementsprechend würde das Wärmeträgermedium W den Außenmantel 2 im Gegenstrom
über den zweiten Anschlussstutzen 4b mit einer Austrittstemperatur des Wärmeträgermediums
ϑ
A verlassen. Die im Bereich des zweiten Anschlussstutzens 4b vorliegende Temperaturdifferenz
am Produkteintritt Δϑ = -ϑ
a - ϑ
E stellt in der Praxis, neben dem vorstehend erwähnten Druckverlust Δp
v in den Innenrohren 3, 3*, einen zuverlässigen Indikator über den Grad der Produktansatzbildung
in den Innenrohren 3, 3* dar.
[0041] Die vorgeschlagene Vorrichtung gemäß der Erfindung findet ihren Niederschlag in der
Ausgestaltung der Oberfläche der Rohrinnenwand 3a der jeweiligen Innenrohre 3, 3*,
wobei das jeweils in Frage kommende Innenrohr 3, 3*, das den Rohraußendurchmesser
D
a aufweist, in Form eines sog. Drallrohres 3* ausgebildet ist (siehe auch Figuren 2
bis 5).
[0042] Ein fünfgängiges Drallrohr 3* (g = 5;
Figur 2) mit dem Rohraußendurchmesser D
a und dem Rohrinnendurchmesser D
i weist einen Drallwinkel δ auf (Steigungswinkel der schraubengangförmigen Profilierung),
der im Bereich zwischen 55 und 65 Grad angesiedelt ist. Eine sog. Drallung 3a*, die
durch eine Dralltiefe t und eine Drallbreite b definiert ist
(Figur 3), bildet die gewünschte Makro-Rauhigkeits-Struktur M
R, die sich über die laminare Unterschicht der Grenzschicht innerhalb der Rohrströmung
im Innenrohr 3, 3* hinaus erhebt und für die erhöhte Turbulenz und den gewünschten
lmpulsaustausch sorgt. Aus
Figur 2 ist ersichtlich, dass die Makro-Rauhigkeits-Struktur M
R einen Anstellwinkel α = 90 - δ gegenüber der Längsachse des Drallrohres 3* bildet,
wobei dieser Anstellwinkel α, komplementär zum Drallwinkel δ, bevorzugt in einem Bereich
35 ≥ α ≥ 25 Grad ausgeführt ist. Ein diesbezüglich bemessener Anstellwinkel α führt
zu einer Hemmung des Produktansatzes, während beispielsweise ein hinsichtlich Wärmübergang
optimierter Drallwinkel δ = 45 Grad, dementsprechend ein Anstellwinkel α = 45 Grad,
zu keiner Hemmung der Produktansatzbildung im Vergleich zu einem entsprechenden Glatt-Rohr,
sondern vielmehr zu einem verstärkten Produktansatz führt. Falls sich die Drallbreite
b aus einer durch die Gangzahl g geteilten Ganghöhe H
G ergibt (b = H
G/
g), wie das bei der Ausführungsform des Drallrohres 3* gemäß Figur 2 der Fall ist,
so ist die Oberfläche der Rohrinnenwand 3a des Drallrohres 3* vollständig mit der
gewünschten Makro-Rauhigkeits-Struktur M
R überzogen.
[0043] Die durch die Makro-Rauhigkeits-Struktur M
R strukturierte Oberfläche der Rohrinnenwand 3a des Drallrohres 3* ist darüber hinaus
flächendeckend mittels eines elektrochemischen Polierverfahrens behandelt, das eine
Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit m
R erzeugt, die sich strukturell wie energetisch durch eine reduzierte Neigung für die
Anhaftung von Fremdsubstanzen auszeichnet. Dabei findet das fachgerechte elektrochemische
Polierverfahren in der Regel Anwendung auf einfach standardisierte Innenoberflächenausführungen
des als Edelstahlrohr ausgeführten Innenrohres 3, 3*, wobei es sich bei dem Edelstahl
vorzugsweise um austenitische Chromnickelstahllegierungen handelt. Bei dem dem elektrochemischen
Polieren zugeführten Edelstahlrohr handelt es sich in der Regel um längsnahtgeschweißte
und, wegen dieser Längsnaht, kalibrierte und anschließend blank gebeizte Rohre. Das
Ausgangsblech für die Rohrherstellung wurde in der Regel kalt gewalzt, geglüht und
chemisch gebeizt. Das Verarbeiten der Rehre im Rohrbündel 1 erfolgt zweckmäßig nach
dem elektrochemischen Polieren; eine mechanische Nacharbeit der Rundschweißnähte findet
nicht statt. Vor dem elektrochemischen Polieren liegt der Mittenrauhwert für die Oberfläche
bei R
a ≤ (0,7 bis 0,8) µm und im Bereich der Längsschweißnaht bei R
a ≤ 1,2 µm.
[0044] Wie vorstehend dargelegt, wird durch den elektrochemischen Abtrag von der Oberfläche
deren Rauheit zwar reduziert, dieser Aspekt hat jedoch auf die hier angestrebte Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit
m
R, nämlich die Reduzierung der Neigung für die Anhaftung von Fremdsubstanzen auf der
Oberfläche, nur einen relativ untergeordneten Einfluss. Die durch das elektrochemische
Polieren erzeugten Einflussfaktoren sind, im Vergleich zur unbehandelten Ausgangsoberfläche,
im wesentlichen die Reduzierung der wahren Oberfläche gegenüber der projizierten,
die Reduzierung des Energieniveaus der Oberfläche (Oberflächenspannung) und die lückenlose,
chromoxidreiche Passivschicht (Passivierung).
[0045] Bei einem eingängig ausgebildeten Drallrohr 3*
(Figur 4), welches die gleiche Ganghöhe H
G und Drallbreite b wie jenes gemäß Figur 2 aufweist, ist im Vergleich zu letzterem
nur etwa 1/5 der Oberfläche der Rohrinnenwand 3a mit der Makro-Rauhigkeits-Struktur
M
R belegt, während sich die Mikro-Oberflächen-Beschaffenheit m
R aufgrund der Behandlung mittels des elektrochemischen Polierverfahrens flächendeckend
über die gesamte Oberfläche erstreckt. Welcher Grad der Oberflächenbelegung durch
Makro-Rauhigkeits-Strukturen M
R anzustreben oder erforderlich ist, hängt von den produktspezifischen Erfordernissen
ab. So lange eine Erhöhung des Anteils der von Makro-Rauhigkeits-Strukturen M
R belegten Oberfläche noch eine Standzeitverlängerung ergibt, wird man die als Drallrohr
3* ausgeführten Innenrohre mit der hierfür erforderlichen mehrgängigen Drallung 3a*
ausstatten. Ist dies nicht mehr der Fall, dann kann eine weitere Belegung der Oberfläche
bis hin zur vollständigen Belegung mit der Bedingung H
G = b·g unterbleiben. Das elektrochemische Polieren erstreckt sich stets flächendeckend
über die gesamte Oberfläche der Rohrinnenwand 3a, unabhängig davon, wie hoch der Belegungsgrad
mit Makro-Rauhigkeits-Strukturen M
R ist.
[0046] Falls gleichzeitig mit der Hemmung des Produktansatzes an der Rohrinnenwand 3a des
Innenrohres 3, 3* auch noch, produktspezifisch bedingt, eine Intensivierung des Wärmeüberganges
angestrebt wird, kann auch ein kreuzgedralltes Drallrohr 3*, wie es
Figur 5 ausschnittsweise darstellt, von Vorteil sein, wenn der Drallwinkel δ jeweils zwischen
55 und 65 Grad liegt.