(19)
(11) EP 1 569 499 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.08.2005  Patentblatt  2005/35

(21) Anmeldenummer: 05001144.4

(22) Anmeldetag:  20.01.2005
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7H04R 25/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR LV MK YU

(30) Priorität: 26.02.2004 DE 102004009268

(71) Anmelder: Siemens Audiologische Technik GmbH
91058 Erlangen (DE)

(72) Erfinder:
  • Ach-Kowalewski, Gerhard
    91090 Effeltrich (DE)
  • Klemenz, Harald
    90766 Fürth (DE)
  • Niederdränk, Torsten, Dr.
    91056 Erlangen (DE)

(74) Vertreter: Berg, Peter 
European Patent Attorney, Siemens AG, Postfach 22 16 34
80506 München
80506 München (DE)

   


(54) Ohreinsatz für Hörgeräte


(57) Aktive Otoplastiken (3) mit integriertem Hörer (4) sollen akustisch optimiert werden. Hierzu ist vorgesehen, in die Otoplastik nach akustischen Bedingungen einen Schallaustritt (8) einzuformen. Besitzt der Schallaustritt (8) die Form eines Exponentialhorns, so führt dies zu Vorteilen bei der Hochtonversorgung. Der Hörer (4) kann mit Hilfe eines Adapters (5) austauschbar in der Otoplastik (3) befestigt sein.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Ohreinsatz für ein Hörsystem, insbesondere ein Hörgerät, mit einem Formkörper, der in den Gehörgang eines Ohrs einpassbar ist, einer Kapsel, die entnehmbar in dem Formkörper angeordnet ist, und einem Hörer zum Beschallen des Ohrs, der in der Kapsel angeordnet ist.

[0002] Bei Hochtonhörgeräten mit einer weitgehend offenen Versorgung stellen zum einen die Schallabstrahlung aus dem Vent (der Öffnung) und zum anderen die Dämpfungseigenschaften des Schallschlauchs für hohe Frequenzen starke Beeinträchtigungen dar. Daher ist in diesen Fällen eine Auslagerung des Hörers von großem Vorteil. Dabei wird der Hörer in eine Otoplastik bzw. ein Ohrpassstück fest eingesetzt bzw. eingegossen. Über eine Kabelverbindung wird der Hörer mit dem Hörgerätemodul verbunden, das beispielsweise hinter dem Ohr angebracht ist. Dieser Aufbau bringt jedoch den Nachteil mit sich, dass im Servicefall bei Ausfall oder Verschmutzung des Hörers in der Otoplastik diese ausgetauscht werden muss, was mit einem beträchtlichen Aufwand und Kosten verbunden ist, da jede Otoplastik individuell geformt ist.

[0003] In diesem Zusammenhang sind Otoplastiken bekannt, an die ein Hörer von extern ankoppelbar ist. Eine derartige Anordnung wird bei Taschengeräten verwendet. Für den üblichen Gebrauch von HdOs ist diese Konstruktion allerdings in der Regel zu groß in der Ausführung.

[0004] Weiterhin ist aus der Druckschrift EP 0 288 822 ein Hinterdem-Ohr-Hörgerät (HdO) bekannt, dessen Ohreinsatz ein an die Kontur des inneren Hörkanals angepasstes Ohrpassstück und eine darin einsetzbare Modulschale umfasst. Die Modulschale ist in sich geschlossen und enthält beliebige elektrische und/oder elektromechanische Bauteile, z. B. einen Hörer und ein Mikrofon. Nach dem Einsetzen verschwindet der Ohreinsatz größtenteils im inneren Hörkanal und ist dadurch praktisch nicht sichtbar. Der Schall wird von dem Hörer über einen kleinen röhrenförmigen Kanal zum Trommelfell geleitet.

[0005] Die Druckschrift DE 35 04 891 A1 zeigt einen Ohreinsatz für Hörgeräte mit einem Formkörper, der im Ohrkanal eines Benutzers angeordnet und an diesen angepasst sein kann. In dem Formkörper befindet sich Füllmaterial, in welchem ein Hörer schwingend gelagert ist. An die Ausgangsöffnung des Hörers schließt sich eine trichterförmige Hörhilfeöffnung an.

[0006] Darüber hinaus offenbart die Druckschrift DE 102 14 189 A1 ein Hörgerät mit einem Gehäuse und einem entsprechenden Cerumenschutzsystem. Ein Hörer kann aus diesem Gehäuse entnommen werden.

[0007] Aus der Druckschrift EP 354 698 B1 ist ferner eine Hörhilfe bekannt, die einen Formkörper aufweist, der in den Gehörgang eines Benutzers einpassbar ist. Dieser Formkörper weist an seinem trommelfellseitigen Ende eine trichterähnliche Form auf.

[0008] Außerdem offenbart die US-Patentschrift 4 532 649 A eine Hörhilfe, die in einem Deckel einen Kontakt aufweist. Der Kontakt ist mit einer Batterie elektrisch verbunden, wenn der Deckel geschlossen ist.

[0009] Schließlich ist aus der Druckschrift DE 37 88 566 T2 ein Hörgerät bekannt, bei dem ein Empfänger in einem Kissen in einer Ohrmuschel-Baugruppe angeordnet ist. Falls erforderlich kann der Empfänger bzw. Hörer unter Verwendung eines Extraktionsstreifens entfernt werden.

[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, einen Ohreinsatz vorzuschlagen, der die Vorteile eines austauschbar ren Hörers besitzt und verbesserte akustische Eigenschaften aufweist.

[0011] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch einen Ohreinsatz für ein Hörsystem mit einem Formkörper, der in den Gehörgang eines Ohrs einpassbar ist, und einem Hörer zum Beschallen des Ohrs, der entnehmbar in dem Formkörper angeordnet ist, wobei ein nach akustischen Bedingungen geformter Schallaustritt zwischen dem Hörer und der Seite des Formkörpers ausgebildet ist, die in dem Zustand, in welchem der Ohreinsatz in den Gehörgang eingesetzt ist, dem Trommelfell zugewandt ist. Der Schallaustritt ist in der Kapsel ausgebildet. Dadurch ist zwar die Kapsel für den Hörer etwas teurer in seinen Herstellungskosten, der Formkörper ist hingegen kostengünstiger herzustellen. Vorzugsweise ist der Schallaustritt trichterförmig ausgebildet. Idealerweise besitzt der Schallaustritt die Form eines Exponentialhorn, so dass eine optimale Impedanzanpassung gegeben ist. An der dem Trommelfell abgewandten Seite des Formkörpers ist ein Deckel angebracht, mit dem eine Ausnehmung in dem Formkörper verschließbar ist, in welche die Kapsel eingesetzt ist. Damit kann die Kapsel verhältnismäßig einfach geformt sein, ohne dass ein ungewolltes Herausrutschen des Hörers aus dem Ohreinsatz zu befürchten wäre. Optional kann der Deckel von dem Formkörper abnehmbar gestaltet sein, was unter Umständen zu Montagevorteilen führt.

[0012] Eine dem Trommelfell zugewandte Öffnung des Schallaustritts kann hierbei eine größere Fläche aufweisen als eine dem Hörer zugewandte Öffnung des Schallaustritts.

[0013] Insbesondere für Hochtonhörgeräte ist somit eine verbesserte akustische Impedanzanpassung gegeben.

[0014] Der Schallaustritt kann in dem Formkörper ausgebildet sein. In diesem Fall ist eine Kapsel bzw. ein Adapter für den Hörer, die/der den leichten Austausch des Hörers gestattet, sehr kostengünstig herzustellen.

[0015] Die Kapsel kann von der dem Trommelfell zugewandten Seite aus dem Formkörper entnehmbar sein. Dies hat den Vorteil, dass - einen entsprechenden Anschlag vorausgesetzt - die Kapsel mit dem Hörer nicht aus dem Ohreinsatz rutschen kann.

[0016] Der Formkörper kann ferner ein Ohrpassstück sein. Damit kann eine exakte individuelle Anpassung an einen Gehörgang erzielt werden.

[0017] Die Kontaktierung des Hörers kann über diesen Deckel erfolgen. Hierbei ist es günstig, wenn Federkontakte zum Kontaktieren des Hörers an dem Hörer, der Kapsel und/oder dem Deckel angebracht sind. Somit ist der Montageaufwand zum Einsetzen oder Austauschen eines Hörers in den Ohreinsatz minimiert.

[0018] Der Hörer kann mit dem Deckel auch einteilig ausgebildet sein. D. h. der Hörer besitzt ein Verschlussstück, so dass das Einsetzen des Hörers und das Verschließen der Ausnehmung mit einem Handgriff erfolgen kann.

[0019] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, in denen zeigen:
FIG 1
einen Querschnitt durch einen erfindungsgemäßen Ohreinsatz entsprechend einer ersten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung;
FIG 2
einen Querschnitt durch einen Ohreinsatz gemäß einer zweiten Ausführungsform; und
FIG 3
einen Querschnitt durch einen Teil eines Ohreinsatzes gemäß einer dritten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.


[0020] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung dar.

[0021] In FIG 1 ist das Ohr eines Hörgeräteträgers einschließlich der Ohrmuschel 1 und einem Querschnitt durch den Gehörgang 2 dargestellt. In den Gehörgang 2 ist eine IdO-Schale bzw. Otoplastik 3 als Formkörper eingepasst. Ein Hörer 4 einschließlich einer entsprechenden Kapsel bzw. eines entsprechenden Adapters 5 ist in eine Ausnehmung der Otoplastik 3 eingesetzt. Der Adapter 5 kann als Komponente für eine Steck-, Schraub-, Bajonett- oder Klinken-Verbindung ausgebildet sein. Der Adapter 5 kann aber auch in die Otoplastik beispielsweise mit Silikon oder einem anderen handelsüblichen Kleber eingeklebt sein, wodurch jedoch der Vorteil der Auswechselbarkeit verloren geht.

[0022] Anschlüsse 6 für den Hörer 4 sind durch den Adapter 5 nach außen geführt. Sie sind mit einer flexiblen Leitung 7 zum nicht dargestellten HdO verbunden.

[0023] Der Hörer 4 in der Otoplastik 3 ist sehr extremen Verhältnissen mit hohen Temperaturen (ca. 37 °C), hoher Feuchtigkeit (Schweiß) und Ohrenschmalz (Cerumen) ausgesetzt, was eine kurze Lebensdauer erwarten lässt. Um nicht bei jedem Austausch des Hörers eine neue, kostspielige Otoplastik oder IdO-Schale anfertigen zu müssen, bietet der Adapter 5 einen erheblichen Vorteil, da er sehr einfach zu wechseln ist.

[0024] In dieser ersten Ausführungsform wird die Kapsel bzw. der Adapter 5 von außen gemäß dem Pfeil A in die Otoplastik eingeschoben. Damit kann er aus der Otoplastik 3 entnommen werden, ohne dass diese aus dem Gehörgang entfernt wird. Fixiert ist der Adapter 5 in der Otoplastik 3 mit einem entsprechenden Gegenelement der Steck-, Schraub-, Bajonett- oder Klinken-Verbindung.

[0025] An der dem Trommelfell zugewandten Seite besitzt die Otoplastik 3 einen trichterförmig angedeuteten Schallaustritt 8, der auch als Schallkanal bezeichnet werden kann. Dieser Schallaustritt 8 kann auch hornähnlich ausgebildet sein und insbesondere die Form eines Exponentialhorns besitzen. Der Akustiker kann die Form des Schallaustritts 8 nach den akustischen Gegebenheiten, z. B. Restvolumen im Gehörgang, Frequenzspektrum der Hörerversorgung, Impedanzanpassung etc, beliebig formen.

[0026] In FIG 2 ist eine zweite Ausführungsform des erfindungsgemäßen Ohreinsatzes dargestellt. Bei dieser Ausführungsform ist gegenüber der ersten Ausführungsform lediglich der Adapter 5 anders gestaltet, so dass hinsichtlich der übrigen Elemente auf die Beschreibung von FIG 1 verwiesen wird.

[0027] Bei der zweiten Ausführungsform gemäß FIG 2 wird der Adapter 5 in Richtung des Pfeils B, d. h. von der dem Trommelfell zugewandten Seite in die Otoplastik 3 geschoben bzw. gesteckt. Dabei ist der trichterförmige Schallaustritt 8 in die Kapsel bzw. den Adapter 5 eingearbeitet. In seiner Außenkontur ist der Adapter 5 leicht konisch ausgebildet, so dass er gegen ein Durchrutschen aus der Otoplastik 3 nach außen gesichert ist. Der Adapter 5 kann in seiner Außenkontur jedoch auch rein zylinderförmig wie in FIG 1 gestaltet sein. In diesem Fall ist es ratsam, einen entsprechenden Anschlag vorzusehen, dass der Adapter 5 nicht ungewollt nach außen rutschen kann. Alternativ kann der Adapter 5 auch kugelförmig ausgestaltet sein.

[0028] In FIG 3 ist eine dritte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung dargestellt. Diese dritte Ausführungsform kann sowohl mit der ersten als auch mit der zweiten Ausführungsform kombiniert sein. In der Otoplastik 3 ist eine Ausnehmung 9 ausgebildet, in die der Hörer 4 eingesetzt ist. Die Ausnehmung ist mit einem Deckel 10 verschlossen. Der Deckel 10 seinerseits ist mit einem Scharnier 11 an der Otoplastik 3 befestigt und besitzt einen Griff 12 zum Öffnen. Die Anschlussleitungen 6 sind in diesem Fall durch den Deckel 10 geführt. Die flexible Leitung 7 führt wiederum zum HdO. Der Hörer 4 besitzt ähnlich einer Batterie zwei Kontaktstellen 13. Federkontakte 14, die an dem Deckel 10 befestigt sind, stellen den elektrischen Kontakt zwischen den Kontaktstellen 13 und den Leitungen 6 im geschlossenen Zustand des Deckels 10 her. Damit ist der Hörer 4 nur mit wenigen Handgriffen austauschbar.

[0029] Anstelle des Hörers 4 könnte auch ein Adapter bzw. eine Kapsel in den/die ein Hörer integriert ist, in die Ausnehmung 9 eingeschoben und beim Verschließen des Deckels 10 kontaktiert werden.

[0030] Entsprechend der soeben beschriebenen Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung wird somit ein Ohreinsatz mit verbesserten akustischen Eigenschaften bereitgestellt, bei dem der Hörer leicht auswechselbar ist. Damit muss nicht bei jedem Austausch des Hörers eine neue Otoplastik angefertigt werden, so dass der Einsatz aktiver Otoplastiken, bei denen die Kopplungsneigungen aufgrund des höheren Abstands zwischen Hörer und Mikrofon geringer sind, wirtschaftlich günstiger wird.


Ansprüche

1. Ohreinsatz für ein Hörsystem mit

- einem Formkörper (3), der in den Gehörgang (2) eines Ohrs einpassbar ist,

- einem Hörer (4) zum Beschallen des Ohrs, der entnehmbar in dem Formkörper (3) angeordnet ist, und

- ein Schallaustritt (8) zwischen dem Hörer (4) und der Seite des Formkörpers (3) ausgebildet ist, die in dem Zustand, in welchem der Ohreinsatz in den Gehörgang (2) eingesetzt ist, dem Trommelfell zugewandt ist,

dadurch gekennzeichnet, dass

- der Schallaustritt in einer Kapsel (5) ausgebildet und trichterförmig ist oder die Form eines Exponentialhorns aufweist, wobei

- an der dem Trommelfell abgewandten Seite des Formkörpers (3) ein Deckel (10) angebracht ist, mit dem eine Ausnehmung (9) in dem Formkörper (3) verschließbar ist, in welche der Hörer (4) eingesetzt ist.


 
2. Ohreinsatz nach Anspruch 1, wobei eine dem Trommelfell zugewandte Öffnung des Schallaustritts (8) eine größere Fläche aufweist als eine dem Hörer (4) zugewandte Öffnung des Schallaustritts (8).
 
3. Ohreinsatz nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Kapsel (5) von der dem Trommelfell zugewandten Seite aus dem Formkörper (3) entnehmbar ist.
 
4. Ohreinsatz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Formkörper (3) ein Ohrpassstück ist.
 
5. Ohreinsatz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Kontaktierung des Hörers (4) über den Deckel (10) erfolgt.
 
6. Ohreinsatz nach Anspruch 5, wobei Federkontakte (14) zum Kontaktieren des Hörers (4) an dem Hörer (4), der Kapsel und/oder dem Deckel (10) angebracht sind.
 
7. Ohreinsatz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Deckel Teil des Hörers ist.
 




Zeichnung










Recherchenbericht